Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH
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<strong>Wiedereinstieg</strong>sverhalten ist auch in den Ergebnissen von Drasch (2012) erkennbar: Ostdeutsche<br />
Frauen kehren auch über 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung früher in die<br />
Erwerbstätigkeit zurück als westdeutsche Frauen. Bei Frauen, die in Ostdeutschland geboren<br />
und aufgewachsen (also entsprechend sozialisiert) sind, lassen sich jedoch keine Unterschiede<br />
mehr im <strong>Wiedereinstieg</strong>sverhalten im Vergleich zu westdeutschen Frauen feststellen, wenn sie<br />
nach der Wiedervereinigung in Westdeutschland unter den hier gegebenen Rahmenbedingungen<br />
eine <strong>Familie</strong> gegründet haben. In der Studie von Grunow und Müller zeichnet sich jedoch<br />
ab, dass der kulturelle Einfluss auf die Dauer der Erwerbsunterbrechung und die Wahrscheinlichkeit,<br />
wieder in den <strong>Beruf</strong> zurückzukehren, tendenziell stärker ist als der institutionelle<br />
Einfluss: Ostdeutsche Mütter, die längere Zeit vor der Geburt ihres ersten Kindes in Westdeutschland<br />
lebten, kehren zwar früher in den <strong>Beruf</strong> zurück als westdeutsche Frauen, aber<br />
später als ostdeutsche Frauen. Die Autorinnen interpretieren dies „als Hinweis auf eine fortschreitende<br />
kulturelle Adaption“ (Grunow/Müller 2012: 26).<br />
Auch sozio-demografische Merkmale spielen eine wichtige Rolle. So ist das Alter der Mutter bei<br />
der Geburt des Kindes für die Dauer der Erwerbsunterbrechung ausschlaggebend: „Je älter eine<br />
Frau bei der Geburt ist, desto länger unterbricht sie ihre Erwerbstätigkeit“ (Elsas et al. 2013:<br />
128). Die Zahl der Kinder sowie der <strong>Familie</strong>nstand der Mutter beeinflussen ebenfalls das <strong>Wiedereinstieg</strong>sverhalten:<br />
Verheiratete und alleinerziehende Mütter kehren später in die Erwerbstätigkeit<br />
zurück als Mütter, die zwar mit einem Partner zusammenleben, aber nicht verheiratet<br />
sind. Inwiefern unterschiedliche <strong>Beruf</strong>s und Lebensorientierungen von verheirateten und<br />
nichtverheirateten Frauen dafür verantwortlich sind, kann hier nicht beantwortet werden<br />
(ebd.: 129). Für die Dauer der Erwerbsunterbrechung ist insbesondere auch das Bildungsniveau<br />
der Mütter von Bedeutung: Je höher das Bildungsniveau, desto früher kehren die Mütter wieder<br />
in die Erwerbstätigkeit zurück (Drasch 2013; Elsas et al. 2013; Grunow et al. 2011; Ziefle<br />
2009). Zudem haben Merkmale wie die Gesundheit, der vor der Unterbrechung ausgeübte<br />
<strong>Beruf</strong> sowie die frühere Arbeitszeit Einfluss auf die <strong>Wiedereinstieg</strong>swahrscheinlichkeit (Allmendinger<br />
2010: 124ff.). Ungünstige Arbeitsbedingungen, wie etwa lange Arbeitszeiten, führen<br />
zu längeren Erwerbsunterbrechungen. Analysen mit Daten des Mikrozensus 2006 zeigen<br />
aber auch, dass Frauen, die zuvor geringfügig beschäftigt, schlecht bezahlt bzw. in Tätigkeiten<br />
waren, die kaum Qualifikation erfordern, trotz dieser ungünstigen Bedingungen meist nur<br />
kurz unterbrechen. Solche Tätigkeiten werden häufig von Frauen ausgeübt, die auf das eigene<br />
Einkommen angewiesen sind, deshalb die ungünstigen Arbeitsbedingungen schlichtweg in<br />
Kauf nehmen und schnell wieder in Erwerbsarbeit zurückkehren müssen (Stuth et al. 2009).<br />
Ferner sind selbstständige <strong>Beruf</strong>srückkehrerinnen, die im Jahr 2007 in Bayern ein Kind<br />
bekommen haben und Elterngeld bezogen haben (ifb<strong>Beruf</strong>srückkehrstudie 2010), früher<br />
wieder erwerbstätig als abhängig Beschäftigte (Haag 2013).<br />
Betrachtet man die Milieuzugehörigkeit (soziale Lage und Grundorientierungen) der Frauen,<br />
zeichnen sich Unterschiede bei der Bedeutung der <strong>Beruf</strong>srückkehr und dem Umgang mit<br />
beruflichen, gesellschaftlichen oder finanziellen Hürden ab. Die Ansprüche von Frauen an<br />
eine <strong>Beruf</strong>stätigkeit sind je nach Bildungsniveau unterschiedlich. Dies setzt sich fort, wenn sie<br />
Mütter werden: Insbesondere Frauen mit mittlerer oder höherer <strong>Beruf</strong>sausbildung streben ein<br />
gleichberechtigtes <strong>Familie</strong>n und Erwerbsleben an. Zudem nimmt für viele Frauen mit höherer<br />
Bildung die <strong>Beruf</strong>splanung bei der Entscheidung, eine <strong>Familie</strong> zu gründen, eine wichtige Rolle<br />
ein. Die <strong>Familie</strong>nplanung bei Frauen geringer und mittlerer Bildung dagegen ist stärker von