Perspektive Wiedereinstieg - Beruf & Familie gGmbH
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I.<br />
Einführung<br />
Fast immer sind es Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit für längere Zeit aufgeben oder reduzieren,<br />
wenn es darum geht, Kinder zu erziehen oder Angehörige zu pflegen. Die diskontinuierlichen<br />
Erwerbsverläufe vieler Frauen (Lauterbach 1994) sind mit Ungleichheiten zwischen den<br />
Geschlechtern sowohl im Erwerbs als auch im Privatleben verbunden. So tragen sie zum<br />
gender wage gap zuungunsten von Frauen bei (Boll 2010; Beblo et al. 2009) und wirken sich<br />
negativ auf deren Weiterbildungsbeteiligung und Aufstiegschancen aus (Kleinert 2011; Puhani/<br />
Sonderhof 2011). Eine Erklärung ist unter anderem, dass sich viele (vor allem westdeutsche)<br />
<strong>Beruf</strong>srückkehrerinnen nach einer Erwerbsunterbrechung eine Teilzeitstelle wünschen (Böhm<br />
et al. 2011: 6), und sie dann meist auch in Teilzeit auf den Arbeitsmarkt zurückkehren (Vogel<br />
2009). Aber auch jenseits der Erwerbsarbeit nimmt die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern<br />
im Lebensverlauf eher zu. Mit dem Übergang von Partnerschaft in Elternschaft durch<br />
Geburt eines Kindes gewinnen traditionelle Geschlechterrollen in der <strong>Familie</strong> an Gewicht<br />
(Fthenakis et al. 2002; BMFSFJ 2011a: 248). Nach der Erwerbsphase kumulieren sich im Alter<br />
die Folgen von Erwerbsunterbrechungen und reduzierungen in Form von geringen Rentenansprüchen<br />
und einem höheren Armutsrisiko für Frauen (Strauß 2010).<br />
Zum Abbau von Ungleichheiten sowohl im Erwerbs als auch im Privatleben ist ein frühzeitiger<br />
und über geringfügige Teilzeitarbeit hinausgehender beruflicher <strong>Wiedereinstieg</strong> von Frauen<br />
von hoher Bedeutung. Eine stärkere Erwerbsintegration von Müttern und/oder pflegenden<br />
Frauen dürfte darüber hinaus den mittelfristig zu erwartenden Fachkräftemangel abfedern<br />
(Fuchs/Zika 2010). Eine zentrale Ursache für die geringere Erwerbstätigkeit von Frauen ist<br />
– insbesondere in Westdeutschland – das häufig unzureichende Angebot an öffentlicher Kinderbetreuung.<br />
Der Mangel an qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung zwingt Mütter vielfach<br />
zu längeren Erwerbsunterbrechungen. Auch bei Pflege sind viele Frauen auf sich allein<br />
gestellt. Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Verwirklichung der Chancengleichheit zwischen<br />
Frauen und Männern können aber auch Beratungs und Unterstützungsangebote sein, die den<br />
<strong>Wiedereinstieg</strong> in das <strong>Beruf</strong>sleben nach einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung<br />
erleichtern.<br />
Im Folgenden werden zunächst das Modellprogramm „<strong>Perspektive</strong> <strong>Wiedereinstieg</strong>“ und der<br />
Forschungsstand skizziert. Anschließend werden Befunde der Begleitforschung des IAB zu<br />
potenziellen Wiedereinsteigerinnen in den Arbeitsmarkt, zum <strong>Wiedereinstieg</strong>sprozess und zu<br />
Merkmalen des erfolgten <strong>Wiedereinstieg</strong>s vorgestellt. Kapitel 2 präsentiert dabei Befunde der<br />
quantitativen Evaluation und Kapitel 3 Befunde der qualitativen Implementationsstudie. In<br />
Kapitel 4 wird schließlich eine qualitative KostenNutzenAbschätzung des Programms skizziert.