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Elektrochemie

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<strong>Elektrochemie</strong><br />

http://physchem.kfunigraz.ac.at/sb/<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 1<br />

1


Grundbegriffe der Elektrizitätslehre<br />

Die Coulombsche potentielle Energie V einer Ladung q im<br />

Abstand r von einer anderen Ladung q´ ist die Arbeit, die<br />

aufgewendet werden muss um die beiden Ladungen vom<br />

Abstand unendlich bis auf r einander anzunähern:<br />

ε<br />

1 qq′<br />

V = ⋅<br />

4πε<br />

r<br />

0<br />

−12 −12−1 0 = 8.854⋅10 J C m Dielektrizitätskonstante des Vakuums<br />

Demgemäß ist das Coulomb Potential φ wie folgt definiert:<br />

V q<br />

1<br />

4πε<br />

−1<br />

= ⋅ φ mit φ = ⋅ ⎡JC ⎤<br />

0<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 2<br />

q′<br />

r<br />

⎣ ⎦<br />

2


Existieren mehrere Ladungen, so ist das von ihnen erzeugte<br />

Potential die Summe der Potentiale der Einzelladungen:<br />

φ = φ1 + φ2 + φ3<br />

+ ...<br />

Bewegen sich elektrische Ladungen, so nennt man das einen<br />

elektrischen Strom. Die Stromstärke I ist die pro Zeiteinheit<br />

transportierte Ladung:<br />

1A1Cs −<br />

=<br />

1 Ampere entspricht einem Fluss von 6.10 18 Elektronen pro<br />

Sekunde.<br />

1<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 3<br />

3


Fließt ein Strom von einem Ort mit dem Potential φ 1 zu einem<br />

solchen mit dem Potential φ 2, dann ist die dabei geleistete Leistung<br />

(Arbeit pro Zeiteinheit) gegeben durch:<br />

( )<br />

−1<br />

2 1<br />

⎡W= ⎤<br />

P = I φ − φ = IΔφ ⎣ Js ⎦<br />

Die in der Zeit t geleistete Arbeit ist somit<br />

[ ]<br />

A= Pt = IΔφt J<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 4<br />

4


Das Elektrochemische Äquivalent<br />

Faraday entdeckte bei Elektrodenreaktionen eine Beziehung<br />

zwischen der Ladungsmenge Q und dem Stoffmengenumsatz Δn:<br />

z<br />

=<br />

Ladung (ganze Zahl)<br />

Δm<br />

Q It<br />

Δ n = = =<br />

M zF zF<br />

1<br />

96485 Faraday-Konstante<br />

F Cmol −<br />

=<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 5<br />

5


Elektrische Leitfähigkeit: Ohm´sches Gesetz<br />

Stromstärke (Ampere)<br />

Für Leiter mit gleichmäßigem Querschnitt:<br />

Spezifischer Widerstand<br />

R<br />

I<br />

=<br />

=<br />

Δφ<br />

R<br />

ρl<br />

A<br />

Potentialdifferenz (Volt)<br />

Widerstand (Ohm)<br />

Länge<br />

Querschnitt<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 6<br />

6


1<br />

=<br />

R<br />

1<br />

=<br />

ρ<br />

Elektrischer Leitwert<br />

Leitfähigkeit<br />

Elektrische Leitfähigkeit<br />

I<br />

κ<br />

=<br />

Δφ<br />

R<br />

Feldstärke<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 7<br />

R<br />

=<br />

ρl<br />

A<br />

Δ φ = El<br />

→<br />

El El<br />

I = = A<br />

R ρl<br />

I<br />

= κ E Strom pro Quadratmeter<br />

A<br />

7


Elektrochemische Zellen<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 8<br />

8


Elektrochemische Zellen<br />

Eine elektrochemische Zelle ist ein System bestehend<br />

aus zwei Elektroden, die in eine Elektrolytlösung<br />

eintauchen und durch einen äußeren elektrischen Leiter<br />

verbunden sind.<br />

An den Elektrodenoberflächen findet eine<br />

Elektronenübertragung statt:<br />

Die Kathode gibt Elektronen an die Lösung ab<br />

(Reduktion)<br />

Die Anode nimmt Elektronen aus der Lösung auf<br />

(Oxidation)<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 9<br />

9


Typen von elektrochemischen Zellen<br />

• galvanische Zelle: Prozess läuft spontan ab und<br />

liefert Arbeit. Da die Arbeit als nicht-expansive<br />

Arbeit entnommen wird, ist die maximal erhältliche<br />

elektrische Arbeit = Änderung der freien Enthalpie<br />

• elektrolytische Zelle: elektrochemischer Prozess<br />

wird durch von aussen angelegte Spannung<br />

erzwungen.<br />

• Brennstoffzelle: galvanische Zelle, der die<br />

Reaktanten (z.B. Wasserstoff, Sauerstoff, Methan<br />

etc.) von außen zugeführt werden.<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 10<br />

10


<strong>Elektrochemie</strong><br />

Maximal erhältliche Arbeit = Änderung der freien Enthalpie<br />

(p, T = konstant)<br />

Galvanische Zelle : Energie einer spontanen Reaktion als nichtexpansive<br />

Arbeit<br />

Maximale, nicht-expansive Arbeit = ΔG<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 11<br />

11


Redoxreaktionen<br />

Wir betrachten die folgende Redox-Reaktion, bei der<br />

metallisches Zink Kupfer-Ionen reduziert:<br />

Cu<br />

( aq) + Zn() s → Cu() s + Zn ( aq)<br />

2+ 2+<br />

Oxidationsmittel Reduktionsmittel<br />

Bei dieser Reaktion werden Elektronen von Zn(s) auf Cu 2+<br />

übertragen. Häufig sind Redox-Reaktionen gekoppelt mit<br />

dem Bruch und der Neubildung chemischer Bindungen:<br />

Reduktionsmittel<br />

2 Mg ( s) + O ( g) → 2 MgOs<br />

( )<br />

2<br />

Oxidationsmittel<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 12<br />

12


Cu<br />

Halbreaktionen<br />

( aq) + Zn() s → Cu() s + Zn ( aq)<br />

2+ 2+<br />

Diese Reaktion kann – wie jede Redox-Reaktion – zerlegt werden in<br />

zwei Halbreaktionen (immer miteinander gekoppelt !!):<br />

2+<br />

Oxidation von Zn: ( ) → ( ) + 2<br />

Zn s Zn aq e<br />

+ 2+<br />

−<br />

Reduktion von Cu : Cu ( aq) + 2 e →Cu(<br />

s)<br />

Halbreaktionen sind fiktive Reaktionen – die Brutto-<br />

Umsetzung ist die Summe der beiden Halbreaktionen.<br />

Allgemein:<br />

2+<br />

Redoxpaar: Ox/Red z.B. Cu /Cu<br />

-<br />

Halbreaktion: Ox + ne →<br />

Red<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 13<br />

−<br />

13


Cu<br />

Der Reaktionsquotient<br />

( aq) + Zn() s → Cu() s + Zn ( aq)<br />

2+ 2+<br />

Für diese Reaktion ist der Reaktionsquotient wie folgt definiert:<br />

Die Halbreaktion<br />

( , ) ⋅ (<br />

2+ , ) (<br />

2+<br />

, )<br />

2+ 2+<br />

aCus aZn aq aZn aq<br />

Q = =<br />

aZns ( , ) ⋅ aCu ( , aq) aCu ( , aq)<br />

2+<br />

−<br />

Cu aq + 2e<br />

→ Cu s<br />

hat den Reaktionsquotienten<br />

( ) ( )<br />

1<br />

Q =<br />

aCu aq<br />

2+<br />

( , )<br />

Die Elektronen lässt man im<br />

Reaktionsquotienten weg, weil sie sich<br />

bei der Gesamtreaktion immer wegkürzen<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 14<br />

14


Die elektrochemische Halbzelle<br />

Besteht aus einem Metallstück, welches in eine Lösung<br />

eintaucht, die Ionen desselben Metalls enthalten:<br />

Metallisches Silber:<br />

+<br />

Symbol: Ag|Ag ( c)<br />

Ag Ag Ag Ag<br />

e<br />

e- e-<br />

Ag Ag Ag Ag<br />

-<br />

e- e- e- e- e- e- V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 15<br />

Ag<br />

AgNO 3<br />

frei bewegliches<br />

„Elektronengas<br />

Beim Anlegen eines elektrischen Feldes kommt es zur<br />

Ladungsteilung: Elektronen wandern in Richtung Feldgradienten,<br />

bis sich ein Gleichgewicht einstellt<br />

15


An der Metalloberfläche läuft eine reversible Reaktion ab, bei<br />

der Ag + -Ionen in Lösung gehen bzw. aus der Lösung<br />

abgeschieden werden:<br />

+ −<br />

Ag() s � Ag( solv) + e ( Metall)<br />

Es existieren 2 Möglichkeiten:<br />

1. Falls die Ag + -Konzentration in Lösung<br />

klein ist, gehen Ag + -Ionen in Lösung, die<br />

Elektrode lädt sich negativ auf, die<br />

Lösung wird positiv, d.h. es existiert eine<br />

elektrische Doppelschicht auf der<br />

Metalloberfläche<br />

2. Wenn die Ag + -Konzentration hoch ist<br />

überwiegt die Abscheidung, und es<br />

entsteht die umgekehrte Polarität<br />

Ag<br />

-<br />

AgNO3 V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 16<br />

+<br />

+<br />

+ +<br />

AgNO 3<br />

-<br />

-<br />

Ag<br />

+<br />

- -<br />

+<br />

+<br />

-<br />

-<br />

16


Reaktionen an den Elektroden<br />

Anode: reduzierte Spezies → oxidierte Spezies + ne<br />

z.B. Zn( s) → Zn ( aq) + 2e<br />

2+<br />

−<br />

z.B. ( ) 2<br />

1 1<br />

2+<br />

−<br />

Kathode:<br />

oxidierte Spezies + ne → reduzierte Spezies<br />

Cu aq + e → Cu( s)<br />

−<br />

2 2<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 17<br />

−<br />

17


el -<br />

2+<br />

−<br />

z.B. Zn( s) → Zn( aq) + 2e<br />

Galvanische Zelle<br />

already<br />

2+<br />

−<br />

z.B. Cu ( aq) + 2 e → Cu( s)<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 18<br />

el -<br />

18


Elektrolytische Zelle<br />

2+<br />

−<br />

z.B. Cu ( aq) + 2 e ← Cu( s)<br />

2+<br />

−<br />

z.B. Zn( s) ← Zn( aq) +<br />

2e<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 19<br />

19


Typen von Elektroden: Gaselektrode<br />

Gas in Gegenwart eines inerten<br />

(nicht reagierenden) Metalls<br />

Beispiel: Wasserstoff-Elektrode<br />

Pt | H 2 (g) | H + (aq)<br />

Elektrodenreaktion (als Kathode)<br />

+ −<br />

aH ( )<br />

2 H ( aq) + 2 e → H ( g) Q =<br />

aH ( )<br />

2<br />

2<br />

+ 2<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 20<br />

20


Elektroden mit unlöslichem Salz<br />

Metall M das mit einer porösen<br />

Schicht eines unlöslichen Salzes<br />

MX überzogen ist und in eine<br />

Lösung mit X - Ionen eintaucht<br />

Beispiel: Silber / Silberchlorid<br />

Ag | AgCl | Cl -<br />

Elektrodenreaktion (als Kathode)<br />

− − −<br />

AgCl() s + e → Ag() s + Cl Q =<br />

a( Cl )<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 21<br />

21


Redox-Elektrode<br />

Elektrode, deren Redoxpaar aus<br />

zwei Oxidationsstufen desselben<br />

Elements besteht<br />

Beispiel: Fe 3+ /Fe 2+<br />

Allgemeine Elektrodenreaktion<br />

−<br />

a(Red)<br />

Ox + ne → Red Q =<br />

a(Ox)<br />

Beispiel:<br />

Pt | Fe2 + ( aq), Fe3 + ( aq)<br />

3+ 2+<br />

Fe ( aq) + e−→ Fe<br />

( aq)<br />

Q =<br />

a<br />

a(Fe<br />

)<br />

2+<br />

(Fe )<br />

3+<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 22<br />

22


Notierung von Zellen<br />

Phasengrenzen werden durch eine vertikale Linie | symbolisiert.<br />

Beispiel: links Wasserstoffelektrode, rechts Ag|AgCl Elektrode:<br />

Pt | H 2(<br />

g)| HCl( aq)| AgCl( s)| Ag<br />

Eine vertikale Doppellinie || symbolisiert eine Phasengrenze, bei<br />

der das Diffusionspotential durch eine Salzbrücke unterdrückt<br />

wird.<br />

Beispiel: links Zn|ZnSO 4, rechts Cu|CuSO 4<br />

Zn( s)| ZnSO4( aq)|| CuSO4( aq)| Zu( s)<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 23<br />

23


Beispiel: Daniell-Zelle<br />

Die Zellreaktion<br />

Zn( s)| ZnSO4( aq)|| CuSO4( aq)| Zu( s)<br />

2+<br />

−<br />

Rechts (R): Cu ( aq) 2 e Cu( s)<br />

Links (L Zn aq<br />

Gesamtreaktion R-L:<br />

+ →<br />

2+<br />

−<br />

): ( ) 2 ( )<br />

( ) + () → () +<br />

2+<br />

2+<br />

Cu aq Zn s Cu s Zn<br />

+<br />

e<br />

→<br />

Die Zelle wird immer so notiert,<br />

dass die Reaktion spontan „von<br />

links nach rechts“ läuft<br />

Zn s<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 24<br />

24


Die Zellspannung<br />

Werden die beiden Elektroden durch<br />

einen äußeren Stromkreis verbunden,<br />

so kann die Zelle Arbeit leisten. So<br />

lange sich die beiden Teile nicht im<br />

Gleichgewicht befinden, kann die<br />

Zelle durch die auftretende<br />

Potentialdifferenz (Zellspannung)<br />

Arbeit leisten. Die Potentialdifferenz<br />

einer gegen eine äußere<br />

Spannungsquelle abgeglichenen Zelle<br />

nennt man elektromotorische Kraft<br />

(EMK)<br />

w′ (max) =ΔG<br />

(bei p & T konstant)<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 25<br />

25


Die Elektromotorische Kraft E<br />

n ist die Menge (in Mol) an Elektronen, die zwischen den<br />

Elektroden bei einem Umsatz entsprechend den<br />

stöchiometrischen Koeffizienten verschoben wird.<br />

F ist die Faraday-Konstante, d.i. die Ladung von einem Mol<br />

Elektronen (96 485 C/mol)<br />

Bei der Reaktion<br />

beträgt n = 2<br />

ΔG<br />

E =−<br />

nF<br />

Δ G =−nFE<br />

Cu ( aq) + Zn() s → Cu() s + Zn<br />

2+ 2+<br />

1 C * 1 V = 1 J<br />

→ E ≈1 V für Δ G = 100kJ<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 26<br />

26


Batterien<br />

• Die Elektrodenmaterialien legen die Nennspannung der Zelle fest. Höhere Spannungen<br />

erhält man durch ein Hintereinanderschalten (Reihenschaltung) mehrerer Zellen.<br />

• Die Kapazität einer Batterie wird als theoretisch entnehmbare Ladungsmenge in<br />

Ampèrestunden (Einheit: Ah) angegeben (im Gegensatz zu einem Kondensator, wo sie<br />

in Ladung pro Spannung gemessen wird). Vorwiegend aus Marketinggründen ist die<br />

Kapazität bei nicht wiederaufladbaren Batterien nicht angegeben und findet sich nur in<br />

den Datenblättern der Hersteller. Die Batteriekapazität lässt sich bei einem<br />

Entladevorgang nach einer vorgegebenen Norm messen.<br />

• Die entnehmbare Kapazität hängt vom Entladestrom und der Entladespannung der<br />

Batterie ab. Es sind verschiedene Entladeverfahren üblich, u. a.: Entladung mit<br />

konstantem Strom, Entladung über konstanten Widerstand oder Entladung mit konstanter<br />

Leistung. Je nach Entladeverfahren weist die Batterie eine andere Kapazität auf. In einer<br />

sinnvollen Angabe der Nennkapazität müssen daher Entladestrom und<br />

Entladeschlussspannung mit aufgeführt werden.<br />

• Generell nimmt die entnehmbare Kapazität einer Batterie mit zunehmendem<br />

Entladestrom ab. Grund hierfür sind sowohl die zunehmenden Verluste am<br />

Innenwiderstand der Batterie als auch die Tatsache, dass die chemischen Prozesse in der<br />

Batterie mit begrenzter Geschwindigkeit ablaufen. Die Verringerung der entnehmbaren<br />

Kapazität mit zunehmendem Entladestrom ist stark vom Typ der Batterie abhängig. Die<br />

im praktischen Gebrauch entnehmbare Ladungsmenge hängt ab vom Batterietyp, der<br />

Höhe des Entladestroms, der Restspannung bei Entladungsende, des Batteriealters und<br />

der Temperatur (siehe auch Energiedichte).<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 27<br />

27


Batterien<br />

• Die Batteriekapazität oder der Maximalstrom bei gegebener Spannung lassen<br />

sich durch größer gebaute Zellen erhöhen. Ein Parallelschalten von Zellen zur<br />

Kapazitätserhöhung könnte demgegenüber zur gegenseitigen Entladung führen,<br />

da sich einzelne Zellen in ihrer Leerlaufspannung etwas unterscheiden, so dass<br />

Ausgleichsströme zwischen den Zellen fließen würden.<br />

• Alle Batterien unterliegen bei Lagerung einer gewissen Selbstentladung,<br />

abhängig vom Batterietyp und der Lagerungstemperatur: Je niedriger die<br />

Temperatur, desto weniger Selbstentladung findet statt. Die meisten Akkus<br />

verlieren ihre Ladung relativ schnell. Zink-Luft-Batterien für Hörgeräte sind<br />

hingegen am haltbarsten, weil sie nur unter Luftzufuhr Strom liefern; die<br />

Öffnungen an der Batterie sind während der Lagerung mit einem<br />

Kunststoffkleber verschlossen.<br />

• .<br />

• Rücknahme und Entsorgung von Batterien: keine Batterien oder Zellen mit<br />

einem Quecksilbergehalt von mehr als 0,0005 Gewichtsprozent in den Verkehr<br />

gebracht werden dürfen. Bei Knopfzellen darf der Quecksilbergehalt nicht über<br />

2,0 Gewichtsprozent liegen. Auch Alkali-Mangan-Batterien enthalten<br />

heutzutage kein Quecksilber mehr, während es in den ersten Baureihen noch<br />

zum Amalgieren des Elektrodenmaterials erforderlich war.<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 28<br />

28


Batterien<br />

Typen-Variationen<br />

• Handelsübliche Batterien gibt es in zahlreichen Varianten sowohl nach dem zugrunde liegenden chemischen<br />

Redoxsystem als auch nach den elektrischen Werten oder der geometrischen bzw. konstruktiven Bauform. Von<br />

einer Trockenbatterie spricht man, wenn der Elektrolyt, zb H2So4 durch Eindickung, nicht flüssig vorliegt.<br />

Dadurch wird die Batterie in beliebiger räumlicher Orientierung, also insbesondere für transportable<br />

Anwendungen, einsetzbar.<br />

Einsatzbereiche<br />

• * Gerätebatterien dienen zur Stromversorgung kleiner, meist tragbarer Geräte, beispielsweise in<br />

Taschenlampen. Besonders kleine Ausführungen werden als [[Knopfzelle]] bezeichnet.<br />

• * Insbesondere für Kraftfahrzeuge werden Starterbatterien verwendet.<br />

• * Elektrofahrzeuge verfügen über Traktionsbatterien.<br />

• * Stationäre Batterien werden bei ortsfesten Anwendungen wie beispielsweise Unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgung eingesetzt.<br />

Primärzellen<br />

• Primärzellen sind galvanische Zellen, die nach der Entladung nicht wieder neu aufgeladen werden können. Die<br />

verschiedenen Typen werden nach den eingesetzten Materialien bezeichnet:<br />

• * Alkali-Mangan-Batterie 1,5 Volt Nennspannung pro Zelle<br />

• * Zink-Kohle-Batterie 1,5 Volt pro Zelle<br />

• * Nickel-Oxyhydroxid-Batterie 1,5 Volt pro Zelle<br />

• * Lithium-Batterie]]n; je nach Kathodenmaterial 2,9 bis 3,6 V<br />

• * Lithium-Eisensulfid-Batterie 1,5 Volt pro Zelle<br />

• * Zink-Luft-Batterie 1,5 Volt pro Zelle<br />

• * Quecksilberoxid-Zink-Batterie 1,35 Volt pro Zelle<br />

• * Silberoxid-Zink-Batterie 1,55 Volt pro Zelle<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 29<br />

29


Sekundärzellen<br />

Batterien<br />

• Sekundärzellen oder Akkumulatoren sind galvanische Zellen, die nach der<br />

Entladung wieder aufgeladen werden können. Verbreitete Typen werden<br />

ebenfalls nach den verwendeten Materialien bezeichnet:<br />

* Bleiakkumulator (Bleidioxid/Blei); 2 Volt Nennspannung pro Zelle. Der<br />

Elektrolyt (Schwefelsäure H2SO4) kann in flüssiger Form, in Vlies<br />

gebunden oder als Gel eingedickt (Blei-Gel-Akku) vorhanden sein.<br />

* Nickel-Cadmium-Akku 1,2 Volt pro Zelle<br />

* Nickel-Metallhydrid-Akku 1,2 Volt pro Zelle<br />

* Lithium-Ionen-Akku 3,7 Volt pro Zelle<br />

* Lithium-Polymer-Akku meist 3,7 Volt pro Zelle<br />

* Alkali-Mangan-Batterie (englisch: ''Reusable Alkaline Manganese'', kurz:<br />

RAM) 1,5 Volt pro Zelle<br />

* Silber-Zink-Akku 1,5 Volt pro Zelle<br />

* Nickel-Wasserstoff-Akku 1,2 V pro Zelle<br />

* Zink-Brom-Akku 1,76 V pro Zelle<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 30<br />

30


Die Nernst´sche Gleichung<br />

Δ Gm = ΔGm ○<br />

Δ G = ΔG ○<br />

Δ G =−nFE<br />

E = E<br />

○<br />

+<br />

− n′<br />

RT ln Q bzw.<br />

+ n′<br />

RT lnQ<br />

bzw.<br />

RT<br />

lnQ<br />

nF<br />

ΔG ○<br />

=−nFE<br />

Stoffmenge lt. Stöchiometrie Menge an Elektronen in Mol<br />

n<br />

ν =<br />

n′<br />

E = E<br />

○<br />

Zahl der umgesetzten Elektronen<br />

−<br />

RT<br />

lnQ<br />

vF<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 31<br />

○<br />

Standard-EMK<br />

31


Die Nernst´sche Gleichung<br />

E = E<br />

○<br />

−<br />

Bei 25° C gilt: RT F = 25.7 mV<br />

RT<br />

lnQ<br />

vF<br />

E = E<br />

○ 0.0257<br />

− lnQ<br />

v<br />

Bei einer Reaktion mit ν = 1 nimmt beim Anwachsen von Q<br />

auf das 10-fache die EMK um 25.7 × ln10 =<br />

59.2 mV ab<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 32<br />

32


0 = E<br />

○<br />

Zellen im Gleichgewicht<br />

Für eine Zelle im Gleichgewicht gilt:<br />

Q = K Gleichgewichtskonstante<br />

E = 0 Zelle kann keine Arbeit verrichten<br />

RT<br />

− ln K → ln K =<br />

vF<br />

vFE<br />

RT<br />

Man kann also aus der EMK Gleichgewichtskonstanten<br />

berechnen.<br />

Zn( s)| ZnSO4( aq)|| CuSO4( aq)| Zu( s) E ○<br />

= + 1.10V<br />

2 × 96485× 1.10<br />

37<br />

ln K = = 85.6 → K = 1.6 × 10<br />

8.31× 298.15<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 33<br />

○<br />

33


Konzentrationszellen<br />

Elektrolytische Konzentrationszellen haben links und rechts den<br />

selben Elektrolyten, allerdings in unterschiedlichen Konzentrationen.<br />

Die Standard-EMK einer Konzentrationszelle ist null.<br />

+ +<br />

M | M ( aq, L)|| M ( aq, R)| M<br />

+ +<br />

a<br />

M ( aq, R) → M ( aq, L) Q =<br />

a<br />

RT a<br />

E =− ln<br />

ν F a<br />

E ist positiv, wenn die Ionenkonzentration in der rechten Zelle<br />

höher ist als in der linken.<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 34<br />

L<br />

R<br />

L<br />

R<br />

34


Reduktionspotentiale<br />

Man kann für jedes Paar von Elektronen eine Zellspannung<br />

bestimmen, aber nicht den Beitrag einer einzelnen Elektrode<br />

getrennt von der anderen messen. Um Zellspannungen als<br />

Differenz von Reduktionspotentialen der einzelnen Elektroden<br />

berechnen zu können, wurde einer Elektrode willkürlich der<br />

Wert null zugewiesen.<br />

Diese Elektrode ist die Standard-Wasserstoff-Elektrode<br />

(Normal-Wasserstoff-Elektrode):<br />

Pt | H ( g) | H ( aq)<br />

E<br />

2<br />

+ ○<br />

=<br />

0 bei allen Temperaturen<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 35<br />

35


Das Standard-Reduktionspotential<br />

E ○ ( Ox /Re d )<br />

wird mit einer Zelle gemessen, deren rechte Elektrode von dem<br />

zu untersuchenden Paar und deren linke von der Standard-<br />

Wasserstoff-Elektrode gebildet wird, z.B.<br />

+ +<br />

Pt | H 2(<br />

g)| H ( aq)|| Ag ( aq)| Ag( s)<br />

○ +<br />

E ( Ag ( aq)/ Ag( s)) =+ 0.8V<br />

Die Standard-EMK einer Zelle mit zwei beliebeigen Elektroden<br />

lässt sich aus deren Standard-Reduktionspotentialen berechnen:<br />

E ○<br />

= ER<br />

○<br />

− EL<br />

○<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 36<br />

36


Standard-Reduktionspotentiale<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 37<br />

37


Standard-Reduktionspotentiale<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 38<br />

38


Beispiel<br />

Berechne die Standard-EMK der folgenden Reaktion:<br />

+ 1<br />

2+<br />

Fe() s + 2 H ( aq) + O2( g) → Fe ( aq) + H 2O()<br />

l<br />

2<br />

die beiden Halbreaktionen sind:<br />

2+<br />

−<br />

○<br />

( a) Fe ( aq) + 2 e → Fe( s) E ( a) = −0.44V<br />

+ 1<br />

−<br />

○<br />

( b) 2 H ( aq) + O2( g) + 2 e → H2O( l) E ( b) =+ 1.23V<br />

2<br />

Die Differenz (b)-(a) gibt die gesuchte Reaktion mit der EMK<br />

E ○ = E ○ ( b) E<br />

− ○ ( a) =+<br />

1.67V<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 39<br />

39


Die Abhängigkeit des Potentials vom pH-Wert<br />

Halbreaktionen vieler Redox-Paare beinhalten Wasserstoff-<br />

Ionen, sodass ihr Potential vom pH des Mediums abhängt.<br />

Beispiel: Reduktion von Fumarsäure zu Bernsteinsäure<br />

+ →<br />

+<br />

HOOC-CH=CH-COOH + 2H 2e HOOC-CH 2-CH2-COOH −<br />

Man erwartet, dass durch eine Erhöhung des pH-Wertes sich das<br />

Reduktionspotential vermindert. Bei Vorliegen der beiden<br />

Säuren in ihren Standard-Aktivitäten ist das Reduktionspotential<br />

gegeben durch:<br />

E ○′<br />

= E<br />

○<br />

RT 1<br />

ln E 2<br />

2 F a( H )<br />

+<br />

− = ○ 2.303RT<br />

− pH = E<br />

F<br />

○<br />

− 0.0592 ×<br />

pH<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 40<br />

40


Nicotinamidadenindinukleotid,<br />

Nicotinsäureamid-Adenin-Dinucleotid<br />

(abgekürzt NAD oder genauer NAD + )<br />

ist ein Elektronentransportierendes Koenzym, das an zahlreichen Redoxreaktione<br />

des Zell-Stoffwechsels beteiligt ist.<br />

Standard Reduktionspotential in biologische Standardwerte<br />

NAD / NAD +<br />

NAD + (aq) + H + (aq) + 2e - NADH (aq) E 0 = - 0.11 V<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 41<br />

41


Die Wasserstoff-Elektrode und der pH-Wert<br />

Das Potential einer Wasserstoff-Elektrode ist proportional zum<br />

pH Wert der Lösung:<br />

Beispiel: Hg( l) | HgCl ()| s Cl ( aq)|| H ( aq)| H ( g)| Pt<br />

Rechts: 2 H ( aq) 2e<br />

H<br />

− +<br />

2 2 2<br />

+<br />

+<br />

−<br />

→ 2<br />

2 2 +<br />

−<br />

→ ) + 2<br />

−<br />

l ( aq)<br />

Links: Hg Cl ( s) 2e 2 Hg( l C<br />

+ −<br />

Gesamt: 2 H ( aq) + 2 Hg( l) + 2Cl<br />

( aq) → H + HgCl () s<br />

E E<br />

RT<br />

2 F<br />

aH ( )<br />

a(<br />

H ) aCl ( )<br />

2.303RT<br />

= E′ −<br />

pH<br />

F<br />

= ○ 2<br />

− ln + 2 − 2<br />

2 2 2<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 42<br />

42


pH-Glaselektrode<br />

Die Glaselektrode hat ein Potential, das<br />

von der H + -Ionenkonzentration des<br />

Mediums abhängt. Sie besteht aus einer<br />

dünnen Glasmembran, die einen<br />

Elektrolyt und eine Silber/Silberchlorid-<br />

Elektrode enthält. Ihr Potential wird<br />

normalerweise gegenüber einer Kalomel-<br />

Elektrode gemessen, die über eine<br />

Salzbrücke in Kontakt mit der<br />

untersuchten Lösung steht.<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 43<br />

43


Die Elektrochemische Spannungsreihe<br />

Zellreaktionen laufen spontan ab, wenn ihre Standard-EMK positiv ist, wobei<br />

die Standard-EMK aus den Redox-Paaren der rechten und linken Elektrode<br />

wie folgt berechnet werden kann:<br />

E ○<br />

= ER<br />

○<br />

− EL<br />

○<br />

Spontane Reaktion: E 0 > 0 E 0 R > E 0 L<br />

Reduzierte Spezies links (Anode/Oxidation) reduziert oxidierte Spezies in rechten Raum<br />

(Kathode, Reduktion)<br />

Daher hat eine Spezies mit niederem Reduktionspotential die Tendenz, eine Spezies<br />

mit hohem Reduktionspotential zu reduzieren.<br />

E<br />

E<br />

( Zn , Zn) = −0.76V<br />

○ 2+<br />

( Cu , Cu) =+ 0.34V<br />

○ 2+<br />

Daher reduziert Zink Kupferionen.<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 44<br />

44


Die Elektrochemische Spannungsreihe<br />

E<br />

E<br />

( Zn , Zn) = −0.76V<br />

○ 2+<br />

( Cu , Cu) =+ 0.34V<br />

○ 2+<br />

Daher reduziert Zink Kupferionen.<br />

niedriges reduziert hohes<br />

hohes oxidiert niedriges<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 45<br />

45


Die Aktivitätsreihe der Metalle<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 46<br />

46


Die Aktivitätsreihe der Metalle<br />

Edle unten – unedle oben<br />

Der reduzierte Teil eines Paares, das in der Aktivitätsreihe<br />

weiter oben steht (gerineres Standard-Reduktionspotential)<br />

kann den oxidierten Teil eines Paares, das weiter unten<br />

steht, reuzieren<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 47<br />

47


Thermodynamische Daten aus EMK-<br />

Messungen<br />

Die Gleichung<br />

ΔG ○<br />

= −nFE<br />

ermöglicht die Berechnung der Freien Enthalpie einer Reaktion<br />

aus der Standard-EMK. Man kann zeigen, dass die Entropie der<br />

Zellreaktion aus der Temperaturabhängigkeit der EMK berechnet<br />

werden kann:<br />

ΔS ○<br />

V. Ribitsch, C. Kratky PC-LAK Kap. 6 48<br />

○<br />

○<br />

E ′ − E<br />

= nF<br />

○ ⎛ ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜ T′ − T ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

Dies bietet eine Weg zur nicht-kalorimetrischen Messung von<br />

Reaktionsenthalpien über<br />

ΔH ○<br />

= ΔG ○<br />

+ TΔS ○<br />

48

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