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Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung

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Zinskonditionsbeitrag<br />

þ Provisionsergebnis<br />

Standard-Risikokosten<br />

Betriebskosten<br />

¼ Deckungsbeitrag vor Eigenkapitalkosten<br />

Eigenkapitalkosten<br />

¼ Deckungsbeitrag nach Eigenkapitalkosten<br />

Um in der Deckungsbeitragsrechnung vom Zinskonditionsbeitrag zum Deckungsbeitrag eines<br />

Gescha‹fts zu gelangen, sind von der Summe aus Zinskonditionsbeitrag und Provisionsergebnis<br />

die Betriebskosten, die Standard-Risikokosten (sollten dem erwarteten Verlust entsprechen)<br />

und die Kapitalkosten abzuziehen. Die Standard-Risikokosten bzw. der erwartete Verlust eines<br />

Kredites sollte somit schon deshalb in die Bepreisung einflie§en, weil dieser im Rahmen der Kalkulation<br />

ªgedanklichÒ bereits vereinnahmt werden muss, um u‹berhaupt die Chance auf ein<br />

lohnendes Gescha‹ft zu haben. Reichen die erzielbaren Margen nicht aus, um den erwarteten<br />

Verlust abzudecken, fu‹hrt dies zu einem negativen Deckungsbeitrag. Langfristig wu‹rde die<br />

Generierung negativer Deckungsbeitra‹ge das Eigenkapital der Bank aufzehren und somit die<br />

Risikotragfa‹higkeit gefa‹hrden.<br />

Die Kapitalkosten stellen die Vergu‹tung fu‹r die U‹ berlassung von Risikokapital <strong>zur</strong> Abdeckung<br />

des unerwarteten Verlustes dar. Diese ªKostenÒ lassen sich daraus ableiten, dass die Eigentu‹mer<br />

der Bank fu‹r ihr Risiko eine Kompensation verlangen. Dabei gilt generell, dass die Kapitalunterlegung<br />

eines risikobehafteten Gescha‹fts umso ho‹her sein sollte, je schlechter die Bonita‹t<br />

eines Kunden ist. Eine ho‹heres Risiko fu‹hrt konsequenterweise damit auch zu ho‹heren Risikokapitalkosten.<br />

Sofern der Zinskonditionsbeitrag durch die Verwendung eines risikoadjustierten Pricings angemessene<br />

Pra‹mien sowohl fu‹rdenerwartetenVerlustalsauchfu‹r den unerwarteten Verlust entha‹lt,<br />

kann die Bank ex ante davon ausgehen, positive Deckungsbeitra‹gezuerwirtschaften.Dies<br />

tra‹gt <strong>zur</strong> Sicherstellung der Risikotragfa‹higkeit der Bank bei.<br />

Eine nicht risikoorientierte Bepreisung hingegen kann dazu fu‹hren, dass sich die Qualita‹t des<br />

Kreditportfolios stetig verschlechtert. Dies ha‹ngt damit zusammen, dass Kunden mit guter<br />

Bonita‹t gegenu‹ber Kunden mit schlechter Bonita‹t systematisch benachteiligt werden, wenn<br />

eine Bank bonita‹tsunabha‹ngige Konditionen vergibt. Der Kunde mit guter Bonita‹t ist damit<br />

geneigt, zu einem Konkurrenzinstitut zu wechseln. Kunden mit schlechterer Bonita‹t wiederum<br />

erhalten den Anreiz, die fu‹r sie relativ gu‹nstigen Konditionen anzunehmen. Das Kreditportfolio<br />

der Bank wu‹rde nach und nach mehr bonita‹tsschwache Engagements umfassen, wa‹hrend die<br />

guten Kunden abwandern. Unter diesem Vorgang, fachlich auch als ªAdverse SelectionÒ<br />

bezeichnet, leidet nicht nur die Ertragslage der Bank, sondern auch die Risikotragfa‹higkeit.<br />

Risikoadjustiertes Pricing tra‹gt damit dazu bei, die Einhaltung der Risikotragfa‹higkeit im Sinne<br />

des ICAAP u‹ber die Preiswirkung zu gewa‹hrleisten. Die Risikotragfa‹higkeit der Bank wird selbst<br />

bei der Kreditvergabe an Kunden schlechterer Bonita‹t nicht gefa‹hrdet, weil das erho‹hte Risiko<br />

durch entsprechende Konditionen kompensiert wird. Dem Marktmechanismus des risikoorientierten<br />

Pricings sind jedoch auch Grenzen gesetzt: Risiken in Form von Konzentrationen lassen<br />

sich hierdurch nicht ada‹quat beru‹cksichtigen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, neben der bonita‹tsabha‹ngigen<br />

Festlegung von Konditionen zusa‹tzlich strukturelle Obergrenzen zu bestimmen.<br />

Hierbei werden fu‹r jede bankinterne Ratingklasse aus der Risikotragfa‹higkeit heraus<br />

explizite Engagementobergrenzen abgeleitet. Sobald eine solche Obergrenze erreicht ist, darf<br />

kein weiterer Kredit mehr an einen Kunden der entsprechenden Ratingklasse vergeben werden;<br />

dies gilt unabha‹ngigdavon,obderKundebereitist,erho‹hte Risikopra‹mienzubezahlen.<br />

Internal Capital Adequacy<br />

Assessment Process<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesamtbankrisikosteuerung</strong> 79

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