Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
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Internal Capital Adequacy<br />
Assessment Process<br />
tedauer ausgegangen wird. Fu‹r den ICAAP bietet sich beispielsweise— insbesondere<br />
fu‹r den Liquidationsfall 51 — eine VaR-konforme Bestimmung des Gesamtbankrisikos<br />
bezogen auf einen einja‹hrigen Risikohorizont 52 und ein Konfidenzniveau<br />
von 99,9 % an, da diese Haltedauer und diese Wahrscheinlichkeit auch<br />
dem IRB-Ansatz fu‹r Kreditrisiken zugrunde liegen. Jedenfalls sollte die vom<br />
Kreditinstitut getroffene Wahl des Risikohorizontes und des Konfidenzniveaus<br />
der Aufsicht gegenu‹ber plausibilisiert werden.<br />
Banken, die in der Lage sind, fu‹r Kredit- und Marktpreisrisiken einen VaR zu<br />
ermitteln, jedoch keine ausreichende Datenbasis besitzen, um einen VaR auch<br />
fu‹r operationelle Risiken zu berechnen, ko‹nnen als Vereinfachung die operationellen<br />
Risiken mit Hilfe des Basisindikator- oder des Standardansatzes kalkulieren<br />
und das resultierende Risiko mit einem VaR, bezogen auf ein 99,9%iges Konfidenzniveau<br />
und eine einja‹hrige Haltedauer, vereinfacht gleichsetzen (Konsistenz<br />
zu dem Konfidenzniveau und der Haltedauer der Kreditrisikomessung gemaܤ<br />
EU-RL 2000/12/EG). Lediglich bei der Beru‹cksichtigung von sonstigen Risiken<br />
existieren derzeit in der Praxis kaum VaR-Verfahren oder geeignete Heuristiken.<br />
Aus diesem Grund sind in diesen Fa‹llen auch bei der Verwendung des<br />
VaR-Konzeptes Puffer fu‹r sonstige Risiken zu beru‹cksichtigen.<br />
Bei der Aggregation der VaR-Werte pro Risikokategorie zum Gesamtbank-<br />
VaR sollten die zwischen den Risikoarten bestehenden Verbundwirkungen bzw.<br />
Korrelationen beru‹cksichtigt werden. Dabei empfiehlt sich zuna‹chst — gema‹§<br />
dem Vorsichtsprinzip — von einer vollsta‹ndig positiven Korrelation auszugehen,<br />
d. h. die einzelnen Risikoarten werden addiert. Von einer vollsta‹ndig positiven<br />
Korrelation abweichende Werte fu‹hren aufgrund des Diversifikationseffektes zu<br />
einer Reduktion des Gesamtbankrisikos. Banken, die geringere Korrelationskoeffizienten<br />
anwenden wollen, sollten in der Lage sein, die Angemessenheit<br />
geringerer Werte (unter Beru‹cksichtigung des eigenen Portfoflios) darzulegen.<br />
In diesem Zusammenhang ist beispielsweise eine Verwendung von geringeren<br />
Korrelationen mit dem alleinigen Verweis auf die Entwicklung von weltweiten<br />
Credit Spreads und allgemeinen Zinsen nicht angebracht. Selbst, wenn geeignete<br />
Nachweise vorliegen, ist es immer angemessen, im Rahmen von Stresstests<br />
53 zusa‹tzliche Szenarioanalysen durchzufu‹hren, die von einer vollsta‹ndig<br />
positiven Korrelation ausgehen. Die korrekte Anwendung komplexerer Verfahren<br />
ist prinzipiell zula‹ssig (z. B. ªCopulasÒ 54 ).<br />
4.2.9.2 Aggregation auf Gruppenebene<br />
In Kapitel 3.2, Ebene der Anwendung in der Institutsgruppe, wurde bereits<br />
darauf hingewiesen, dass eine Anwendung des ICAAP gegebenenfalls auch auf<br />
subkonsolidierter oder konsolidierter Ebene zu erfolgen hat. In diesen Fa‹llen<br />
51 Vgl. zu den verschiedenen Absicherungszielsetzungen Kapitel 4.3.2, Eignung der verschiedenen Eigenkapitalbegriffe<br />
in Abha‹ngigkeit von den Absicherungszielen.<br />
52 Selbst fu‹r Risikoarten, bei denen im Zusammenhang mit der Bewertung in der Regel ku‹rzere Haltedauern — etwa<br />
bei Marktrisiko gema‹§ ⁄ 26 b BWG — <strong>zur</strong> Anwendung kommen, ist eine Anpassung auf einen Einjahreshorizont<br />
sinnvoll (siehe Kapitel 4.4.1, Verknu‹pfung von Risikopotenzialen und Risikodeckungsmassen).<br />
53 Im Rahmen dieses <strong>Leitfaden</strong>s werden die Begriffe ªStresstestÒ und ªKrisentestÒ synonym verwendet.<br />
54 Fu‹r die statistische Darstellung der Verbundwirkung zwischen den Risikoarten ist anstelle der einfachen Korrelation<br />
seit einigen Jahren auch das Konzept der so genannten ªCopulaÒ in Entwicklung, das eine noch pra‹zisere<br />
Modellierung der Abha‹ngigkeiten zwischen den Risikoarten (allerdings mit ho‹herem technischen Aufwand)<br />
ermo‹glicht.<br />
60 <strong>Leitfaden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesamtbankrisikosteuerung</strong>