Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
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Banken sollten im Rahmen des ICAAP festlegen, wie viel Risiko sie maximal<br />
in den einzelnen Ratingklassen verkraften ko‹nnen bzw. zu tragen bereit sind.<br />
Vor dem Hintergrund der Risikoorientierung (ein erho‹htes Risiko korrespondiert<br />
mit einer erho‹hten Kapitalunterlegung) sollten insbesondere fu‹r<br />
die niedrigen Ratingklassen entsprechend geringere Engagementobergrenzen<br />
spezifiziert werden. Somit kann bei diesen Ratingklassen bereits ein<br />
ªmittleresÒ Kreditvolumen problematisch sein (vgl. Kapitel 4.4.2, Risikolimitierung<br />
als Budgetierung von o‹konomischem Kapital).<br />
. La‹nder: Beim La‹nder- bzw. Transferrisiko ist das Risiko nicht unbedingt im<br />
Ausfall des Kontraktpartners selbst zu sehen; vielmehr besteht die Gefahr<br />
darin, dass der Kontraktpartner seinen Verpflichtungen deshalb nicht nachkommen<br />
kann, weil die Zentralbank seines Landes nicht die notwendigen<br />
Devisen <strong>zur</strong> Verfu‹gung stellt. Als La‹nderrisiko wird damit die fehlende<br />
Fa‹higkeit oder Bereitschaft eines Landes, Devisen <strong>zur</strong> Zahlung von Zinsund<br />
Tilgungsleistungen bereitzustellen, verstanden. Neben dem Transferrisiko<br />
ko‹nnen sich auch die wirtschaftlichen oder politischen Entwicklungen<br />
eines Landes direkt auf die Bonita‹t der Kreditnehmer auswirken. Somit kann<br />
eine versta‹rkte Kreditvergabe an Kreditnehmer eines Landes zu entsprechend<br />
hohen Verlusten fu‹r das Institut fu‹hren, wenn das La‹nderrisiko schlagend<br />
wird.<br />
. Branchen: Unter Branchenrisiko werden Kredite an Kunden zusammengefasst,<br />
deren Bonita‹t von derselben Leistung oder Ware abha‹ngt. 39 Zwar ist<br />
der Risikozusammenhang in einer Branche weniger ausgepra‹gt als bei einer<br />
Kreditnehmereinheit oder einem Land, eine Krise in einer Branche kann<br />
dennoch innerhalb dieser Branche und sogar bei abha‹ngigen Branchen zu<br />
einem merklichen Anstieg der Ausfallraten fu‹hren.<br />
. Risiko aus Fremdwa‹hrungskrediten und aus Fremdwa‹hrungskrediten<br />
mit Tilgungstra‹gern: Hierbei handelt es sich um eine Art der Kreditrisikokonzentration,<br />
die vor allem in O‹ sterreich weit verbreitet ist. 40 Unter<br />
Fremdwa‹hrungskrediten sind Ausleihungen an Nichtbanken zu verstehen,<br />
die zumindest teilweise in anderen Wa‹hrungen als dem Euro aushaften.<br />
Fremdwa‹hrungskredite mit Tilgungstra‹gern stellen Ausleihungen an Nichtbanken<br />
dar, zu deren Tilgung ein oder mehrere Finanzprodukte vorgesehen<br />
sind, bei denen Zahlungen des Kreditnehmers der Bildung von Kapital<br />
dienen, das spa‹ter zumindest teilweise <strong>zur</strong> Tilgung verwendet werden soll<br />
(Tilgungstra‹ger). Gemeint ist diese Form der Konzentration, dass das klassische<br />
Wechselkursrisiko beim Kunden liegt. Die Ru‹ckzahlungsfa‹higkeit<br />
(Bonita‹t) des Kreditnehmers kann damit durch eine ungu‹nstige Wechselkursentwicklung<br />
stark leiden. 41 Wenn eine Bank gro§e Teile der Aktiva in<br />
Fremdwa‹hrungskrediten investiert hat, ko‹nnen im Extremfall die Ausfallraten<br />
signifikant steigen.<br />
. Indirekte Kreditrisikokonzentrationen aus Kreditrisikominderungstechniken:<br />
Bei diesem Risiko handelt es sich um Konzentrationen, die<br />
39 Das Branchenrisiko stellt fu‹r die Institute eine besondere Herausforderung dar, da in vielen Fa‹llen keine eindeutigen<br />
Abgrenzungen zwischen den verschiedenen Branchen existieren.<br />
40 Vgl. Kapitel 4.5.5, Verweise auf FMA-Mindeststandards.<br />
41 In bestimmten Fa‹llen kann sich ein Fremdwa‹hrungskredit positiv auf die Bonita‹t auswirken, wenn der Kreditnehmer<br />
z. B. Einnahmen in derselben Wa‹hrung besitzt.<br />
Internal Capital Adequacy<br />
Assessment Process<br />
<strong>Leitfaden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesamtbankrisikosteuerung</strong> 49