Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die Bank jedoch im Laufe der Zeit einen Erfahrungswert ermittelt, stellt ein<br />
Ausfall von Krediten in genau dieser Ho‹he kein Risiko dar, sondern kann unmittelbar<br />
u‹ber das Pricing und u‹ber die Definition der Deckungsmassen in den<br />
ICAAP integriert werden. Das eigentliche Risiko der Bank besteht somit darin,<br />
dass das Ergebnis aufgrund von Zufallsschwankungen negativ vom Erwartungswert<br />
abweicht.<br />
Die Bewertung der Risiken hat <strong>zur</strong> Aufgabe, die Bedeutung und Auswirkungen<br />
der eingegangenen Risiken auf die Bank darzustellen. In einem ersten Schritt<br />
kann eine Bank anhand der Risikoindikatoren einscha‹tzen, welche Risiken fu‹r sie<br />
wesentlich sind. In einem zweiten Schritt sollte eine Bank die Risiken, so weit es<br />
mo‹glich ist, quantifizieren. 20 Schlie§lich kann in einem dritten Schritt der Bedarf<br />
an internem Kapital, das <strong>zur</strong> Deckung der Risiken notwendig ist, abgeleitet werden.<br />
Fu‹r einen bewussten Umgang mit Risiken und eine systematische Risikosteuerung<br />
im Sinne des ICAAP ist insbesondere eine Differenzierung der relevanten<br />
Risikokategorien erforderlich. Dieser <strong>Leitfaden</strong> orientiert sich hierbei an bankaufsichtlichen<br />
Risikosystematisierungen. 21 Die gewa‹hlte Risikosystematisierung<br />
soll als Hilfestellung (vgl. Abbildung 9) <strong>zur</strong> Beurteilung dienen, in welchen<br />
Bereichen eine Bank gegebenenfalls auf bankaufsichtliche Risikomessverfahren<br />
(vorgegebene Methoden <strong>zur</strong> Berechnung von Mindesteigenmittelerfordernissen)<br />
<strong>zur</strong>u‹ckgreifen kann und in welchen Bereichen zusa‹tzliche Risikomessverfahren<br />
angebracht erscheinen.<br />
Unter dem Begriff des Kreditrisikos werden die negativen Folgen aus Leistungssto‹rungen<br />
oder der Nichterfu‹llung abgeschlossener Kontrakte im Kreditgescha‹ft<br />
aufgrund einer Bonita‹tsverschlechterung des Kontraktpartners verstanden.<br />
Die Kategorie des Kreditrisikos la‹sst sich in die Auspra‹gungen Kontrahenten-,<br />
Beteiligungs-, Verbriefungs- sowie Konzentrationsrisiko untergliedern.<br />
Daru‹ber hinaus existiert eine weitere Art des Kreditrisikos: das Restrisiko aus<br />
der Verwendung von Kreditrisikominderungstechniken. Bei dieser Kreditrisikoart<br />
ist das Risiko nicht in einer Bonita‹tsvera‹nderung des Kontrahenten zu sehen,<br />
sondern in einer un<strong>zur</strong>eichenden Verwertungsmo‹glichkeit hereingenommener<br />
Sicherheiten. Dies kann darin begru‹ndet liegen, dass der rechtliche Mechanismus,<br />
durch den die Sicherheit verpfa‹ndet oder u‹bertragen wurde, nicht gewa‹hrleistet,<br />
dass die Bank das Recht hat 22 , die Sicherheit zu liquidieren oder sich den<br />
Besitz u‹ber sie zu verschaffen. Eine weitere Mo‹glichkeit besteht darin, dass sich<br />
die Sicherheit wider Erwarten als nicht werthaltig erweist.<br />
Unter Marktpreisrisiken werden generell jene Risiken zusammengefasst,<br />
deren gemeinsames Merkmal es ist, dass sie sich aus Preisvera‹nderungen auf<br />
den Geld- und Kapitalma‹rkten ergeben. Marktpreisrisiken resultieren somit<br />
aus Schwankungen von Substanzwertkursen (z. B. Aktien), Fremdwa‹hrungen,<br />
Zinsen und Warenpreisen. Dementsprechend werden Marktpreisrisiken weiter<br />
20 Bei der Risikoquantifizierung wird typischerweise der so genannte Risikograd gemessen. Das ist das Produkt aus<br />
der Schadensho‹he in Geldeinheiten und der Eintrittswahrscheinlichkeit der mo‹glichen Zielverfehlung.<br />
21 A‹ hnliche Systematisierungen finden sich in der EU-Richtlinie sowie in der Vero‹ffentlichung des CEBS <strong>zur</strong> Umsetzung<br />
der Anforderungen der zweiten Sa‹ule.<br />
22 Rechtsrisiken sind grundsa‹tzlich Bestandteil des operationellen Risikos (siehe Definition operationeller Risiken).<br />
Rechtsrisiken, die aus Transaktionen <strong>zur</strong> Reduzierung des Kreditrisikos resultieren, werden jedoch explizit als<br />
Unterart des Kreditrisikos definiert (Restrisiken aus Kreditrisikominderungstechniken).<br />
Internal Capital Adequacy<br />
Assessment Process<br />
<strong>Leitfaden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesamtbankrisikosteuerung</strong> 39