Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
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Vor allem das Konzept der risikoadjustierten Kennzahlen kann dem Management und den<br />
Mitarbeitern helfen, das Risiko-Chancen-Verha‹ltnis von Einzelgescha‹ften, Gescha‹ftsfeldern<br />
und der Gesamtbank beurteilen zu ko‹nnen.<br />
Risikoadjustierte Performance-Kennzahlen<br />
Der RORAC (ªReturn on Risk-adjusted CapitalÒ), der RAROC (ªRisk-adjusted Return on CapitalÒ)bzw.RARORAC(ªRisk-adjustedReturnonRisk-adjusted<br />
CapitalÒ) und der Economic Value<br />
Added (ªEVAÒ) sind die am weitesten verbreiteten Kennziffern, die im Rahmen der risikoadjustierten<br />
Steuerung verwendet werden. Da sich diese Kennzahlen prinzipiell ineinander u‹berleiten<br />
lassen, wird an dieser Stelle nur der RORAC na‹her ausgefu‹hrt.<br />
Beim RORAC wird der Ertrag einer risikobehafteten Position zu dem hiermit verbundenen Risikopotenzial<br />
in Relation gesetzt. Vereinfacht dargestellt, ergibt sich der RORAC aus dem Verha‹ltnis<br />
Nettoertrag zu Risikokapital. Unter Nettoertrag sind die Ertra‹ge abzu‹glich der Refinanzierungskosten,<br />
der Betriebskosten und der erwarteten Verluste (z.B. bei Krediten) zu verstehen. 17<br />
Unter Risikokapital wird jener Betrag verstanden, der <strong>zur</strong> Abdeckung des unerwarteten Verlustes<br />
beno‹tigt wird. Die Bestimmung des Risikokapitals kann einerseits durch die Anwendung<br />
eines Value-at-Risk Konzeptes erfolgen, andererseits auch beispielsweise mit Hilfe der im <strong>Leitfaden</strong><br />
vorgestellten vereinfachten Verfahren.<br />
RORAC ¼ Nettoertrag<br />
Risikokatital<br />
Die Kennzahl sagt aus, welche potenziellen Risikopositionen — gemessen an der erwarteten<br />
Rendite und dem erforderlichen Risikokapital (fu‹r eine Definition der Kapitalbegriffe siehe<br />
Kapitel 4.3, Definition des internen Kapitals) — das relativ beste Risiko-Chancen-Profil besitzen.<br />
Die Grundidee, Ertrag und Risiko miteinander zu vergleichen, la‹sst sich nun auch auf die<br />
Gesamtbank u‹bertragen. So ergeben sich die Anwendungsmo‹glichkeiten sowohl auf Einzelgescha‹ftsbasis<br />
als auch fu‹r Gescha‹ftsfelder. Soko‹nnen etwa Ertrag und Risiko einer Kreditvergabe<br />
an unterschiedlich bonita‹tsstarke Gro§kunden verglichen werden. Genauso kann der<br />
Ertrag und das Risiko z.B. aus dem Firmenkundengescha‹ft mit dem des Privatkundengescha‹fts<br />
verglichen werden. Prinzipiell obliegt es aber jeder Bank, die fu‹r sie geeigneten Steuerungsgro‹§en<br />
bei der Preisgestaltung zu definieren.<br />
Der Nutzen des RORAC soll anhand eines einfachen Beispiels dargestellt werden.<br />
Ein Anleger kann 1.000 EUR investieren. Der Veranlagungshorizont betra‹gt ein Jahr. Danach<br />
wird der Anleger seine Position wieder vera‹u§ern. Dabei stehen zwei Veranlagungsformen<br />
<strong>zur</strong> Verfu‹gung, Aktie 1 und Aktie 2. Beide Alternativen sollen nun miteinander verglichen werden.<br />
Aktienanalysten erwarten, dass Aktie 1 eine ja‹hrliche Rendite von 4% und Aktie 2 eine Rendite<br />
von 10% bringen werden. Dies entspricht einem erwarteten Ertrag bezogen auf das Anlagekapital<br />
von 40 EUR (Aktie 1) bzw. 100 EUR (Aktie 2). 18<br />
Wird nun lediglich der erwartete Ertrag dieser beiden Veranlagungsformen miteinander verglichen,<br />
so ist sofort erkennbar, dass Aktie 2 ho‹here Ertragschancen bietet. Unter ertragsorientierten<br />
Gesichtspunkten wu‹rde die Investition der 1.000 EUR in die Aktie 2 erfolgen.<br />
Der Risikoaspekt bleibt in dieser Betrachtungsweise unberu‹cksichtigt. Nachdem die Ertragserwartung<br />
fu‹r beide Anlagealternativen vorliegt, muss nun auch das Risiko berechnet werden.<br />
Unter Zugrundelegung eines einja‹hrigen Zeithorizontes errechnet sich fu‹r Aktie1 ein Risiko<br />
von 2%. Damit wa‹ren 20EUR als Risikokapital gebunden. Fu‹r die Aktie errechnet sich ein Risiko<br />
von 20 %, d. h. die 1.000 investierten Euro des Anlegers ko‹nnten am Jahresende nur noch<br />
800 EUR wert sein. Das gebundene Risikokapital betra‹gt 200EUR.<br />
17 Im Gegensatz zum RAROC und dem EVA werden jedoch die Eigenkapitalkosten nicht vom Nettoertrag abgezogen.<br />
18 Es werden keine Kosten beru‹cksichtigt.<br />
Internal Capital Adequacy<br />
Assessment Process<br />
<strong>Leitfaden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesamtbankrisikosteuerung</strong> 37