Leitfaden zur Gesamtbankrisikosteuerung
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Internal Capital Adequacy<br />
Assessment Process<br />
. Umfang der Gescha‹ftsaktivita‹ten;<br />
. Bedeutung neuer Ma‹rkte und neuer Gescha‹fte (z. B. internationale Gescha‹ftsfelder<br />
und Handelsaktivita‹ten, expansive Auslandsaktivita‹ten).<br />
Die Einscha‹tzung des institutsspezifischen Risikoprofils anhand dieser u‹bergreifenden<br />
Risikoindikatoren sollte fu‹r einzelne Risikoarten weiter differenziert werden.<br />
Eine Bank muss somit gegebenenfalls je nach Risikoart ein unterschiedlich<br />
hoch entwickeltes Risikomessverfahren verwenden. Die Einscha‹tzung der Risikoindikatoren<br />
soll sich auch in der Risikopolitik der Bank widerspiegeln. Das<br />
bedeutet beispielsweise, dass eine Bank, die La‹nderrisiken als unwesentlich einscha‹tzt,<br />
auch im Weiteren keine wesentlichen La‹nderrisiken eingeht, also Eigengescha‹fte<br />
in ausla‹ndischen Wertpapieren, Interbankenhandel mit internationalen<br />
Kontrahenten oder Kreditvergabe an ausla‹ndische Kreditnehmer nur in sehr<br />
geringem Umfang ta‹tigt. Im Folgenden werden fu‹r die wichtigsten Risikoarten<br />
mo‹gliche Risikoindikatoren vorgestellt.<br />
Risikoindikatoren fu‹r Kreditrisiken<br />
Die Kreditportfoliostruktur gibt erste Anhaltspunkte u‹ber die Risikoneigung<br />
einer Bank. Ein gro§er Anteil einer bestimmten Forderungsklasse kann auf<br />
ein ho‹heres Risiko hinweisen (z.B. ein hoher Anteil an Unternehmensforderungen).<br />
Daru‹ber hinaus weist insbesondere das Vorhandensein von komplexen<br />
Finanzierungen wie Spezialfinanzierungen (Projekt-, Objekt-, Rohstoffhandelsfinanzierungen,<br />
Finanzierung von gewerblichen Immobilien etc.) auf eine sta‹rkere<br />
Risikoneigung hin. Zum Zweck einer ersten Grobeinscha‹tzung kann eine<br />
Bank hinsichtlich der Verteilung ihres Kreditbestandes auf die Forderungsklassen<br />
der EU-RL 2000/12/EG <strong>zur</strong>u‹ckgreifen. 2<br />
Durch die Verwendung einer Bonita‹tseinscha‹tzung (z. B. Rating) kann eine<br />
Bank feststellen, wie gro§ der Anteil bonita‹tsschwacher Kreditnehmer ist, da<br />
dieser einen Indikator fu‹r das Ausfallrisiko darstellt. Dabei spielt auch der<br />
Umfang der verfu‹gbaren Sicherheiten und folglich das Blankovolumen eine<br />
Rolle. Je kleiner das Blankovolumen ist, desto geringer ist im Allgemeinen<br />
das Risiko; ein Umstand, der sich auch in den ku‹nftigen aufsichtsrechtlichen<br />
Bestimmungen <strong>zur</strong> Berechnung der Eigenmittelerfordernisse widerspiegelt.<br />
Dabei sind jedoch auch Art und Qualita‹t der Sicherheiten entscheidend, was sich<br />
anhand folgender Fragen abscha‹tzen la‹sst: Inwieweit ist das Einbehalten oder die<br />
Vera‹u§erung der Sicherheit juristisch durchsetzbar? Wie entwickelt sich der<br />
Wert der Sicherheit? Ist der Wert der Sicherheit mit der Bonita‹t des Schuldners<br />
korreliert?<br />
Eine genaue Betrachtung des Kreditbestandes liefert weitere Erkenntnisse<br />
hinsichtlich mo‹glicher Konzentrationsrisiken. Zur Abscha‹tzung der Gro‹§enstruktur<br />
bzw. Granularita‹tko‹nnen beispielsweise Umfang und Anzahl der Gro§veranlagungen<br />
gem. ⁄ 27 BWG herangezogen werden. Auch die Verteilung auf<br />
Branchen (Baugewerbe, Transport, Tourismus etc.) sollte von einer Bank <strong>zur</strong><br />
Beurteilung der Risikosituation herangezogen werden. Ist eine Bank wiederum<br />
stark im Ausland ta‹tig (Anteil der Auslandsaktiva), so ist es angebracht, auch die<br />
damit einhergehenden Risiken na‹her zu betrachten (z.B. La‹nder- und Transfer-<br />
2 Vgl. die Darstellungen in der <strong>Leitfaden</strong>reihe zum Kreditrisiko ªRatingmodelle und -validierungÒ und ªKreditvergabeprozess<br />
und KreditrisikomanagementÒ.<br />
14 <strong>Leitfaden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gesamtbankrisikosteuerung</strong>