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WEGZEICHEN Nr. 28 - CPD | Christliche Pfadfinderschaft ...

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WEG<br />

ZEICHEN<br />

Führ FührerInnenz<br />

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der<br />

Chris <strong>Christliche</strong>n Chris tlichen Pf Pfadfinder Pf adfinder adfinderscha<br />

adfinder scha schaft scha<br />

Deutschlands<br />

Deutschlands<br />

He Heft He t <strong>28</strong>, <strong>28</strong>, Ausgabe Ausgabe 1/2004<br />

1/2004<br />

1


2<br />

IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion: Melanie König<br />

Rappenberghalde 35<br />

72070 Tübingen<br />

Tel.: 07071 - 942438<br />

melanie.koenig@web.de<br />

Mitgearbeitet haben an diesem <strong>WEGZEICHEN</strong> <strong>WEGZEICHEN</strong> :<br />

Fabienne Wöbking; Melanie König; wolf, Dieter Anders;<br />

thurbo, Thorsten Buck;<br />

Zeichnungen von Jan Mönckemeyer.<br />

Layout: jot, Jan Wetjen.<br />

<strong>WEGZEICHEN</strong> <strong>WEGZEICHEN</strong> ist die FührerInnenzeitschrift der <strong>Christliche</strong>n <strong>Pfadfinderschaft</strong><br />

Deutschlands und erscheint in einer Auflage von 720 Stück.<br />

Nachdruck von Artikeln bitte nur in Absprache mit der Redaktion.<br />

INHALT<br />

INHALT<br />

Vorwort..................................................................................3<br />

Glaube....................................................................................4<br />

Meute/Sippe..........................................................................6<br />

Stamm....................................................................................12<br />

Grundlagen............................................................................16


LIEBE LIEBE PF PFADFINDERINNEN,<br />

PF ADFINDERINNEN,<br />

LIEBE LIEBE PF PFADFINDER!<br />

PF ADFINDER!<br />

Ein langer und heißer Sommer ist zu Ende gegangen und mittlerweile<br />

sind die Abende kalt und dunkel geworden.<br />

In dieser Zeit finde ich es immer besonders gemütlich, gemeinsam<br />

zusammen zu sitzen, Geschichten zu erzählen, von den Fahrten des<br />

Sommers zu träumen und die nächsten großen Aktionen zu planen.<br />

Wie ihr in die Vorbereitungen für die nächsten Stammesunternehmungen<br />

euere Älteren einbinden könnt, dazu erhaltet ihr<br />

Tipps von wolf. Gerade die Weihnachtszeit ist ja eine gute Gelegenheit,<br />

mit den Älteren in eurem Stamm wieder einmal Kontakt<br />

aufzunehmen und sie zu Stammesaktionen einzuladen.<br />

Neben planen und organisieren soll aber auch das Träumen nicht zu<br />

kurz kommen. Ganz besonders gerne träumen natürlich auch die alten<br />

Pfadfinder. Und davon erzählen sie meist auch sehr gerne. Wie ihr<br />

euch auf die Suche nach alten Pfadfindern begeben könnt, um von<br />

ihnen Geschichten über das Pfadfinderleben früherer Zeiten zu<br />

hören, erfahrt ihr in diesem Wegzeichen.<br />

Dieses Thema eignet sich übrigens auch für Wölflinge, wenn die Akela<br />

kräftig mithilft und die Organisation selbst in die Hand nimmt.<br />

Grundsätzliche Gedanken über die Älteren(-arbeit) in der <strong>CPD</strong> hat<br />

sich Thorsten gemacht. Nehmt diese Gedanken einmal mit in euere<br />

Führerrunde oder Älterensippe und schickt euere Überlegungen an<br />

Thorsten. Er freut sich über Reaktionen.<br />

Genauso wie es mich interessieren würde, was ihr von euren alten<br />

Pfadfindern erfahren konntet.<br />

Ich wünsche euch eine besinnliche und friedliche Weihnachtszeit<br />

und Gottes Segen für das neue Jahr.<br />

3<br />

Vorwort


4<br />

Glaube<br />

Andacht<br />

Andacht<br />

von Fabienne<br />

Der Der Narr Narr Narr mit mit den den leeren leeren Händen<br />

Händen<br />

Im Morgenland lebte vor zweitausend Jahren ein junger Narr. Und wie<br />

jeder Narr sehnte er sich danach, weise zu werden. Er liebte die Sterne<br />

und wurde nicht müde, sie zu betrachten und über die Unendlichkeit<br />

des Himmels zu staunen. Und so geschah es, dass in der gleichen<br />

Nacht nicht nur die Könige Kaspar, Melchior und Balthasar den neuen<br />

Stern entdeckten, sondern auch der Narr.<br />

Der Stern ist heller als die andern, dachte er, es ist ein Königsstern.<br />

Ein neuer Herrscher ist geboren. Ich will ihm meine Dienste anbieten,<br />

denn jeder König braucht einen Narren. Ich will mich aufmachen und<br />

ihn suchen. Der Stern wird mich führen. Lange dachte er nach, was<br />

er dem König mitbringen könne. Aber außer seiner Narrenkappe und<br />

seiner Blume besaß er nichts, das ihm lieb war. So wanderte er davon<br />

die Narrenkappe auf dem Kopf, das Glockenspiel in der einen und die<br />

Blume in der anderen Hand.<br />

In der ersten Nacht führte ihn der Stern zu einer Hütte. Dort<br />

begegnete er einem Kind, das gelähmt war. Es weinte, weil es nicht<br />

mit den anderen Kindern spielen konnte. Ach, dachte der Narr, ich will<br />

ihm meine Narrenkappe schenken. Es braucht die Narrenkappe mehr<br />

als ein König. Das Kind setzte sich die Kappe auf den Kopf und lachte<br />

vor Freude. Das war dem Narren Dank genug.<br />

In der zweiten Nacht führte in der Stern zu einem Palast. Dort<br />

begegnete er einem Kind, das taub war. Es weinte, weil es nicht mit<br />

den anderen Kindern spielen konnte. Ach, dachte der Narr, ich will<br />

dem Kind meine Blume schenken. Es braucht die Blume mehr als ein<br />

König. Das Kind betrachtete die Blume und lächelte vor Freude. Das<br />

war dem Narren Dank genug.<br />

Nun bleibt mir nichts mehr was ich dem König mitbringen könnte. Es<br />

ist wohl besser, wenn ich umkehre. Aber als der Narr zum Himmel<br />

emporschaute, stand der Stern still und leuchtete heller als sonst.<br />

Da fand er den Weg zu einem Stall mitten auf dem Feld. Vor dem Stall<br />

begegnete er drei Königen und einer Schar Hirten. Auch sie suchten<br />

den neuen König. Er lag in einer Krippe, war ein Kind arm und bloß.<br />

Maria, die eine frische Windel übers Stroh breiten wollte, schaute<br />

sich hilfesuchend um. Sie wusste nicht, wo sie das Kind hinlegen<br />

sollte. Josef fütterte den Esel und alle anderen waren mit Geschenken


Glaube .<br />

beladen. Nur der Narr stand da mit leeren Händen. Voll Vertrauen<br />

legte Maria das Kind in seine Arme.<br />

Er hatte den König gefunden, dem er in Zukunft dienen wollte. Und<br />

er wusste auch, dass er seine Narrenkappe und seine Blume für dieses<br />

Kind hingegeben hatte, das ihm nun mit seinem Lächeln die Weisheit<br />

schenkte, nach der er sich sehnte.<br />

aus: Loder Helmut, Wartesaal Advent<br />

Früher, so stell ich es mir gerne vor, rückte die Familie näher zusammen,<br />

wenn es kalt und früh dunkel wurde. Dann konnte nicht mehr draußen<br />

gearbeitet werden, ganz automatisch versammelte man sich in der<br />

Stube oder in der Nähe des Herdfeuers.<br />

Heute ist das ein wenig anders. Der Stift wird heute nicht mehr fallen<br />

gelassen, wenn die Sonne untergeht. Der Computer läuft auch dann<br />

noch, wenn draußen alles verschneit ist. Die Läden haben immer länger<br />

geöffnet, die Zeit, in der etwas erledigt werden kann, wird immer<br />

länger. Und die Liste der zu erledigenden Dinge wächst stetig mit.<br />

Vorweihnachtszeit heißt heute nicht mehr Besinnung und Zusammenrücken.<br />

Vorweihnachts-zeit heißt heute meist Stress: Geschenke<br />

kaufen und einpacken, Weihnachtsfeiern vorbereiten und feiern,<br />

vielleicht noch ein Elternabend oder eine Waldweihnacht oder ein<br />

Krippenspiel...<br />

Viel zu häufig vergessen wir dabei, dass Weihnachten mehr ist als der<br />

Stress, den wir daraus machen. Dass es gar nicht so sehr auf die<br />

Geschenke ankommt, die wir anderen machen. Viel wichtiger ist die<br />

Freude, die wir schenken, wenn wir schenken. Das Lächeln in unseren<br />

Augen, wenn wir geben. Und die Zeit, die wir bewusst und froh<br />

miteinander verbringen. Ob in der Familie, mit Freunden oder in der<br />

Sippe. Dann entsteht die Freude auf und über Weihnachten ganz<br />

nebenbei.<br />

Römer 13.8<br />

Bleibt niemandem etwas schuldig;<br />

nur die Liebe schuldet ihr einander immer.<br />

5


6<br />

Meute<br />

Fragt agt agt doch doch mal, mal, wie wie es es früher früher ww<br />

war ww<br />

ar<br />

von Melanie<br />

Pfadfinder gibt es mittlerweile schon ganz schön lange. Wäre es da<br />

nicht einmal interessant herauszufinden, wie es früher denn so war<br />

als Pfadfinder? Einige Fragen, die sich mir spontan stellen würden, sind<br />

zum Beispiel: Ist man früher auf Fahrt gegangen wie wir das heute<br />

tun? Wohin gingen die Fahrten? Wie war die Ausrüstung? Was hat<br />

man in den Sippenstunden gemacht?<br />

Fragt doch einmal nach bei denen, die vor zwanzig, dreißig oder gar<br />

fünfzig Jahren so alt waren, wie ihr das heute seid.<br />

Ältere Menschen erinnern sich an Zeiten, die wir nur aus dem<br />

Geschichtsbuch kennen. Ein Beispiel: Wer heute siebzig Jahre alt ist,<br />

war 1949 sechzehn Jahre alt. Da wurden gerade die Bundesrepublik<br />

und die DDR gegründet.<br />

Aber auch viele Pfadfinderstämme der CP begannen neu zu entstehen.<br />

Vielleicht habt ihr in euerer Stadt ja noch einen alten CPer, der euch<br />

über die ersten Jahre der Pfadfinderarbeit in den frühen 50er Jahren<br />

erzählen kann.<br />

Aber auch wenn euer Stamm nicht so alt ist, ist es spannend, seine<br />

Entstehungsgeschichte nicht nur in Stammeschroniken nachzulesen,<br />

sondern die Gründer von damals persönlich zu befragen und ihre<br />

Geschichte zu hören. Denn auch ein Stamm, der fünfzehn oder<br />

zwanzig Jahre alt ist, ist damit meist älter als viele seiner Stammesmitglieder.<br />

Und die heute vielleicht Dreißig- oder Vierzigjährigen<br />

damaligen Gründer oder Stammesmitglieder zu finden, ist sicherlich<br />

einfacher, als die Siebzig- oder Achtzigjährigen.<br />

Die Die Vorbereitung<br />

Vorbereitung<br />

Wie geht man nun vor, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren?<br />

Als erstes solltet ihr euch überlegen, aus welcher Zeit ihr so genannte<br />

„Zeitzeugen“ finden könnt. Davon hängt es ab, aus welcher Zeit ihr<br />

die Pfadfindergeschichte eueres Stammes, Gaues oder auch Landesmark<br />

erforschen könnt. Am einfachsten ist diese Suche, wenn ihr euch<br />

bei den alten Stammesführern durchfragt, die ihr noch kennt. Oder<br />

bei Stammes- oder Gauältesten, die mit älteren Pfadfindern Kontakt<br />

haben. Wenn ihr die Person nicht persönlich kennt, dann ist es sinnvoll,


Sippe<br />

zunächst mit einem Anruf oder einem Brief Kontakt aufzunehmen, zu<br />

erklären, was ihr vorhabt (nämlich mehr über die Pfadfinder früher<br />

herauszufinden) und zu fragen, ob die Person bereit wäre, über seine<br />

Erinnerungen zu erzählen.<br />

Dann solltet ihr euch ein paar Themen überlegen. Dazu ist es wichtig,<br />

dass ihr schon ein bisschen Vorwissen sammelt. Das findet ihr in euerer<br />

Stammeschronik oder in Pfadfindergeschichten, die es in Bibliotheken<br />

und im Buchhandel gibt, oder zum Beispiel auch im neuen Spurbeginn.<br />

Schreibt euch wichtige Punkte oder Dinge, zu denen ihr Fragen habt,<br />

am besten auf einen Zettel. Ihr könnt euch in der Sippe auch jeweils<br />

zu zweit oder zu dritt auf Themensuche in verschiedenen Büchern<br />

und Chroniken begeben und dann in der Sippenstunde alle Themen<br />

sammeln. Sollten es dann zu viele<br />

Themen (nicht mehr als vier bis<br />

fünf) sein, könnt ihr gemeinsam<br />

darüber abstimmen, welche ihr<br />

vertiefen wollt. Zu diesen Themen<br />

könnt ihr dann weitere Fragen<br />

suchen, was euch genau<br />

daran interessiert (zum Beispiel<br />

Thema: Wie seid ihr früher auf<br />

Fahrt gegangen? Genauer: hattet<br />

ihr Kohten, habt ihr bei<br />

Bauern geschlafen, hattet ihr<br />

Felle oder Isomatte, wie waren<br />

die Schlafsäcke, etc.).<br />

Es ist wichtig, dass ihr mehrere<br />

Themen habt, weil es ja sein<br />

kann, dass euer Zeitzeuge nicht<br />

zu jedem Thema Bescheid weiß.<br />

Ihr kennt das ja selbst, wie<br />

schnell man<br />

das ein oder<br />

andere vergessen hat…<br />

Vergesst nicht, auch allgemeine<br />

Dinge über den<br />

7


8<br />

Meute<br />

Zeitzeugen zu fragen, wie Alter, Beruf, Kinder, Umzüge etc., um mehr<br />

über die Person zu erfahren.<br />

Wenn ihr dann eure Fragen und Themen gesammelt und einen oder<br />

besser sogar mehrere Zeitzeugen gefunden habt, dann beginnt der<br />

spannendste Teil: Das Interview.<br />

Das Das Interview<br />

Interview<br />

Als erstes braucht ihr einen Termin mit euerem Zeitzeugen. Als<br />

Treffpunkt ist es gut, einen Ort zu wählen, der dem Zeitzeugen<br />

vertraut ist, am besten bei ihm zu Hause, weil er dann vielleicht auch<br />

noch Bilder oder anderes Material zeigen kann.<br />

Nehmt euch für das Gespräch viel Zeit. Am besten streicht ihr alle<br />

anderen Termine an diesem Nachmittag, um nicht in Zeitdruck zu<br />

kommen.<br />

Überfordert den Zeitzeugen außerdem nicht durch einen Riesenauflauf<br />

des ganzen Stammes. Ein Gespräch braucht einen überschaubaren<br />

Rahmen, deswegen sollten nicht zu viele zum Interview kommen. Die<br />

beste Zahl sind sicherlich drei oder vier Interviewer, aber das hängt<br />

auch von eurem Gesprächspartner ab.<br />

Denkt an Papier und Bleistift, um euch Notizen zu machen. Und um<br />

die Auswertung des Gesprächs zu erleichtern, könnt ihr das Gespräch<br />

zusätzlich auch auf Kassette aufzeichnen und später in der Sippenstunde<br />

noch mal gemeinsam anhören. Nehmt auch eine Kamera mit,<br />

um ein Foto von euerem Gespräch zu machen.<br />

Wie Wie fange fange ich ich an?<br />

an?<br />

Alles hat geklappt, eure Vorbereitungen sind abgeschlossen und nun<br />

steht ihr also im Wohnzimmer eures Zeitzeugen. Jetzt könnt ihr<br />

natürlich nicht gleich eure Liste mit Fragen herausziehen und den<br />

alten Pfadfinder mit Fragen bombardieren.<br />

Besser ist es, etwas „warm zu werden“, indem ihr über Allgemeines<br />

sprecht. Dafür bieten sich z.B. das Wetter, die Wohnung, der Weg zur<br />

Wohnung etc an.<br />

Um ins Thema einzusteigen, könnt ihr auch Bilder oder Chroniken von<br />

euch mitbringen oder altes Material, das ihr gefunden habt. Bilder<br />

sind immer ein guter Anlass, um ins Gespräch zu kommen.<br />

Wenn das Gespräch dann läuft, lasst euren Zeitzeugen einfach mal<br />

erzählen. Bittet ihn um Fotos oder Dokumente zu dem Erzählten und


Sippe<br />

macht euch Notizen zu Dingen, die euch unklar sind. Es ist ganz<br />

wichtig, dass ihr immer wieder nachhakt, wenn euer Zeitzeuge ein<br />

Thema nur ganz kurz anschneidet. Ihr könnt auch nachfragen, wenn<br />

ihr in euren Dokumenten etwas vielleicht anders gelesen habt oder von<br />

anderen anders erzählt bekommen habt. Das bedeutet nicht, dass<br />

euer Zeitzeuge etwas Falsches erzählt. Erinnerungen sind subjektiv,<br />

und jeder berichtet die Dinge so, wie sie auf ihn gewirkt haben. Genau<br />

diese Unterschiede sind es, die eine Zeitzeugenbefragung so spannend<br />

machen.<br />

Eine Sache ist übrigens ganz wichtig: Manchmal kommt es vor, dass<br />

in solchen Gesprächen der Zeitzeuge Ansichten vertritt, mit denen ihr<br />

nicht übereinstimmt. Oder über Dingen berichtet, die ihr nicht gut<br />

findet. Bemüht euch trotzdem um Verständnis. Euer Zeitzeuge ist<br />

kein Angeklagter, den ihr verhört und über den ihr urteilen könnt,<br />

sondern jemand, der euch freiwillig etwas über die Vergangenheit<br />

erzählt. Hört zu, notiert euch, was gesagt wird, aber macht keine<br />

Vorwürfe!<br />

Denkt auch daran rechtzeitig Schluss zu machen. Ihr merkt es<br />

sicherlich selbst, wenn sich das Gespräch im Kreis dreht oder der<br />

Zeitzeuge müde wird. Vereinbart lieber einen zweiten Termin, wenn<br />

es noch vieles zu erzählen gibt.<br />

9


Meute<br />

Was Was mache mache ich ich mit mit den den Interviews?<br />

Interviews?<br />

In der nächsten Sippenstunde könnt ihr dann euere Interviews<br />

auswerten. Außerdem freut sich euer Zeitzeuge sicherlich, wenn ihr<br />

ihm eine kleine Karte als Dankeschön schreibt.<br />

Als Einstieg solltet ihr euch zunächst über eure Eindrücke austauschen.<br />

Wenn ihr mehrere Interviews gesammelt habt, lasst jede<br />

Gruppe berichten, wie das Interview verlief, wie die Atmosphäre war,<br />

was euch gefallen beziehungsweise nicht gefallen hat.<br />

Danach könnt ihr eure Themen noch einmal zur Hand nehmen und<br />

sammeln, was die Zeitzeugen jeweils dazu gesagt haben.<br />

Dann könnt ihr einen Vergleich zwischen gestern und früher anstellen:<br />

was ist früher anders gewesen, was ist heute noch so, wie es früher<br />

war? Was gefällt euch heute besser, was früher? Welche Schwierigkeiten<br />

gab es früher, welche heute?<br />

Am besten verfasst jede Interviewgruppe einen kurzen Bericht zu<br />

ihrem Interview, eventuell mit Foto des Zeitzeugen, den ihr dann in der<br />

Stammeszeitung oder –chronik veröffentlichen könnt. Ihr könnt<br />

außerdem auch bei euerer Lokalzeitung nachfragen. Die interessieren<br />

sich sehr für Berichte aus alten Zeiten und drucken eueren Bericht<br />

vielleicht sogar in der Zeitung ab (aber Achtung: wenn ihr Ergebnisse<br />

des Interviews veröffentlichen wollt, dann müsst ihr euren Zeitzeugen<br />

erst um sein Einverständnis bitten!).<br />

Kleine Kleine Kleine Anmerkung Anmerkung Anmerkung zum zum zum Schluss Schluss<br />

Schluss<br />

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Befragung von<br />

Zeitzeugen eine wahnsinnig spannende Angelegenheit ist. In einem<br />

solchen Gespräch wird die Vergangenheit lebendig sowohl für den<br />

Zeitzeugen, der mit Begeisterung in den Augen von früher erzählt, als<br />

auch für den Frager, der sich in frühere Zeiten hineingezogen fühlt.<br />

Was euch erzählt wird, ist erlebte Vergangenheit. Aber bedenkt, dass<br />

dies nicht „die eine Wahrheit“ dieser Vergangenheit ist. Vielmehr ist<br />

es eine persönliche, und daher subjektive Sicht der Vergangenheit, die<br />

nur eine Teilansicht erlaubt. Sie ist deswegen nicht falsch. Es gibt<br />

eben nicht „die eine Wahrheit“. Je mehr Zeitzeugen ihr befragt, desto<br />

deutlich wird, wie unterschiedlich bestimmte Ereignisse wahrgenommen<br />

wurden. Und mit jedem Zeitzeugen, mit jeder Quelle mehr, kommt<br />

ihr der Wahrheit ein Stückchen näher.<br />

Das war früher so und ist es auch heute. Aber genau das macht<br />

Zeitzeugengespräche so spannend.<br />

10<br />

10


Und noch was: Lasst es mich wissen, wenn ihr Zeitzeugen aus euerer<br />

Gegend befragt habt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir einen<br />

kurzen Bericht schicken würdet!<br />

Literatur zur Pfadfindergeschichte:<br />

Sippe<br />

Ceconi, Christian u.a., Spurbeginn. Dein Weg mit der Sippe, pfadverlag<br />

2003, S. 179-196. Ein kurzer historischer Überblick über die<br />

Geschichte der <strong>CPD</strong>: Idealer Einstieg ins Thema.<br />

Holzapfel, Ingo, Zeitzeugen berichten: Zur Geschichte der evangeli<br />

schen Jugendarbeit von 1930-1950, Stuttgart 1992. Beispiele von<br />

Zeitzeugenbefragungen, auch aus der CP.<br />

Jürgenliemk, Holger, Gießt neues Leben. Fritz Riebold. Ein Leben für die<br />

<strong>CPD</strong>, Baunach 1994. Eine Biographie von Fritz Riebold, leicht zu<br />

lesen, aber als Einstieg weniger gut geeignet.<br />

Karsch, Heinrich, Bundesführung der CP (Hg.), Aus der Arbeit und<br />

Gemeinschaft der <strong>Christliche</strong>n <strong>Pfadfinderschaft</strong> Deutschlands.<br />

Berichte, Rundbriefe, Zeitschriftenartikel, Bilder, Dokumente, Pfad<br />

verlag Kassel 1960. Kurzer geschichtlicher Überblick und zahlrei<br />

che historische Dokumente. Ein guter Fundus für alle, die es<br />

genauer wissen wollen. So genannte „Graue Dokumenation“.<br />

Kunze, Christine u.a., Die Geschichte des Evangelischen Mädchen-<br />

Pfadfinderbundes – EMP. Eine Dokumentation, Kassel (VCP) 1993.<br />

Die Geschichte der Mädchen in der evangelischen Jugend von<br />

1926 bis 1972. Kurzer historischer Überblick mit zahlreichen<br />

Quellen. Vergleichbar mit „Grauer Dokumentation“.<br />

Seidelmann, Karl, Die Pfadfinder in der deutschen Jugendgeschichte,<br />

Bd. 1: Darstellung, Hannover u.a. 1977. Allgemeines über Pfadfinder<br />

in Deutschland. Nicht nur CP.<br />

Die Rote Dokumentation (CP-Geschichte in Dokumenten ca. 1950-<br />

1970). Als Kopiervorlage zu bestellen bei Horst Schwirz. Die<br />

Fortsetzung der „Grauen Dokumentation“ für die ca. 1950er bis<br />

1970er Jahre.<br />

11<br />

11


Stamm<br />

Nicht Nicht ganz ganz ganz einf einfach einf ach – – Ält Älter Ält er ere er e im im St Stamm St amm<br />

von wolf<br />

Stammesaktion, Beispiel Waldweihnacht: Im Stamm gibt es vor allem<br />

junge Sippen, die aktiven Älteren sind deren Sippenführer. Für die<br />

Waldweihnacht wären zwei, drei Ältere von Vorteil, sie könnten das<br />

Material der Jüngsten transportieren und den Holzstapel, der auf dem<br />

Herbstlager gesammelt wurde, in den Wald für die Waldweihnacht mit<br />

einem Anhänger fahren. Ein paar Ältere kennt der Stafü noch, einige<br />

sind schon gar nicht mehr Mitglied.<br />

1. Anruf: Mutter: Arnd ist doch weggezogen, er studiert nun in<br />

Weitfort...<br />

2. Anruf: älterer Bruder: ist der denn noch Pfadfinder? Der ist gerade<br />

in Freundinstadt!<br />

3. Anruf: Vater: Die wohnt doch schon seit einem Jahr in Entfernt<br />

burg, wisst ihr dass denn nicht?<br />

4. Anruf: Älterer: Ach, da ist Waldweihnacht, das wusste ich gar<br />

nicht. Ich wäre gerne gekommen, habe mich nun aber mit Stefan,<br />

ich meine Tolle, du kennst ihn doch, der war doch auch einmal<br />

Pfadfinder, verabredet. Die Eintrittskarten ...<br />

In einigen Stämmen gibt es organisierte Ältere. Ein Anruf bei dem<br />

Sprecher der Älteren (ist natürlich nicht nötig, wenn der in der Stafü-<br />

Runde mitarbeitet), die Verabredungen für die Waldweihnacht<br />

werden besprochen, die Älteren wollen alles in den Griff bekommen.<br />

Zur Waldweihnacht klappt dann der Materialtransport für die<br />

Jüngsten aus Zeitgründen nicht, aber das Holz ist schon am Vortage<br />

gefahren worden, die Älteren sind schon vorher hingefahren und<br />

bereiten den Jurtenaufbau vor. Sie wollen auch den Abbau übernehmen<br />

und die nassen Zeltbahnen zum Gemeindehaus transportieren.<br />

Hier sind die Älteren eine zuverlässige Hilfe für den Stafü, für den<br />

ganzen Pfadfinderstamm.<br />

Die Theorie ist schön: Pfadfinder wachsen in den Sippen heran,<br />

werden älter, einige übernehmen Aufgaben im Stamm, andere nicht.<br />

Wer keine Aufgaben übernimmt beziehungsweise diese gerade abgibt,<br />

schließt sich der Älterenrunde, der Roverrunde, der Älterenschaft<br />

des Stammes an. Der Theorie nach müssten dort mit den Jahren<br />

sehr viele ältere Pfadfinder organisiert sein.<br />

Die Praxis sieht aber fast immer anders aus: es gibt nur wenige oder<br />

12<br />

12


fast gar keine Älteren im Stamm, gut organisiert und eine<br />

zuverlässige Gruppierung des Stammes sind sie nicht.<br />

Gründe:<br />

- Die Kontakte nehmen ab, die Verbindung<br />

wird loser, schließlich gelöst.<br />

- Die Älteren fühlen sich nicht oder werden<br />

nicht informiert, nicht angenommen und<br />

eingebunden, sind sie überhaupt gewünscht?<br />

- Das Umfeld und das Leben der Älteren<br />

verändert sich: andere Schule, Ausbildung<br />

und Studium sind häufig mit Ortswechsel<br />

verbunden.<br />

- Neue Freundeskreise, Freund/Freundin,<br />

später dann die Familie...<br />

- Für den Stamm sind sie Karteileichen,<br />

sie bezahlen nicht, werden als Mitglieder<br />

gestrichen.<br />

- Die Stammesführung: wir kümmern uns<br />

um die Sippen, um die Sifü´s, Kontakte<br />

zur Gemeinde und zu den Ämtern, da<br />

bleibt keine Zeit mehr für die Älteren.<br />

Vor allem:Wenn sie Interesse an der Pfadfinderei<br />

haben: Sie sind doch alt genug,<br />

dies selber in die Hand zu nehmen!<br />

Der Zustand in den meisten Stämmen: Irgendwo<br />

gibt es ein paar Ältere, sie sind aber nicht<br />

organisiert. Bald fallen diese aus den Mitgliedslisten<br />

heraus und es gibt wieder ein paar<br />

Jüngere, neue Ältere.<br />

Wie ich in der Überschrift schon angedeutet<br />

habe: Eine Lösung dieses Problems ist nicht<br />

einfach und wenn es ein Patentrezept geben<br />

würde, es wäre längst veröffentlicht und alle<br />

Stämme würden es umsetzen. Ganz selten höre<br />

ich von Stämmen, dass sie eine funktionierende<br />

Älterenschaft haben. Der Weg hierzu scheint<br />

über einen zuständigen Ansprechpartner oder<br />

ein Amt zu gehen.<br />

Stamm<br />

13<br />

13


Stamm<br />

Hier die Vorschläge:<br />

Der Älteren- Älteren- oder oder oder Passivenwart<br />

Passivenwart: Passivenwart Er hat eine Kartei/Datei mit allen<br />

Anschriften von Älteren, Ehemaligen, die er ständig aktualisiert und<br />

in die er diejenigen neu aufnimmt, die gerade aus einer Sippe<br />

ausscheiden. Alle Älteren werden von ihm regelmäßig mit Informationen<br />

versorgt: Das Ostrakon, die Stammeszeitung, die Termine des<br />

Stammes und Einladungen werden ihnen zugesandt (Post, E-Mail)<br />

oder werden von den Stammesmitgliedern ausgeteilt. So sind sie<br />

informiert und können (aus eigenem Antrieb) an Stammesaktionen<br />

teilnehmen.<br />

Der Sprecher Sprecher der der Älteren: Älteren<br />

Älteren Das ist ein Amt im Stamm (könnte auch vom<br />

stellv. Stafü übernommen werden), der Sprecher nimmt zumindest<br />

teilweise an den Sitzungen der Stafü-Runde teil. Neben den Aufgaben<br />

des Älteren- oder Passivenwartes (siehe oben) lädt er zu ein oder<br />

zwei Treffen der Älteren im Jahr ein (zum Beispiel zu einem Tag im<br />

Pfingstlager des Stammes) und organisiert diese Treffen.<br />

Die Älterenrunde Älterenrunde oder oder Älterensippe: Älterensippe<br />

Älterensippe<br />

Älterensippe Die Älterensippe trifft sich<br />

regelmäßig (wöchentlich, monatlich) und veranstaltet ihr eigenes<br />

Programm. Sie hat aus ihrer Mitte einen Sprecher gewählt, oder aber<br />

es ist ein Älterer, der mit Herzblut an der Pfadfinderei hängt, dieser<br />

ruft die Älteren immer wieder zu Aktivitäten zusammen und nimmt an<br />

den Besprechungen der Stafü-Runde teil. Die Älterensippe fühlt sich<br />

dem Stamm verbunden und versucht bei allen Stammesveranstaltungen<br />

mit zu machen.<br />

Schlussbemerkung und Ausblick: Die Vorschläge sind für viele sicher<br />

nicht neu, doch sie sind einen neuen Anlauf wert. Als größtes Problem<br />

erweist sich immer wieder die Personalsuche: Finde ich jemanden, der<br />

bereit ist diese Aufgabe zu übernehmen? Ist er zuverlässig und nimmt<br />

er sich mit Engagement dieser nicht immer dankbaren Aufgabe an?<br />

In der Bundesführung sind wir uns dieser Probleme bewusst. Wir<br />

wollen mit den Landesmarken zusammen nach Lösungen suchen, die<br />

uns etwas weiter bringen und euch in den Stämmen bei euren<br />

Versuchen unterstützen. Im Herbst konstituiert sich dazu ein Arbeits-<br />

14<br />

14


Stamm<br />

kreis „Älterenbindung“. Dieser soll Vorschläge machen, wie wir im<br />

Bund und in den Landesmarken die Strukturen so verändern können,<br />

dass Pfadfinder, die aus den Sippen ausscheiden oder im Stamm ohne<br />

Aufgabe sind, nicht gleich der Pfadfinderei den Rücken kehren. Dabei<br />

geht es um die Strukturen, um die Verwaltung, aber auch um mögliche<br />

Arbeitsformen und Inhalte der Pfadfinderarbeit der Älteren. Auch<br />

wenn wir dabei einige Änderungen in unserem Bund vornehmen<br />

müssen..., um Ältere länger in unserer <strong>CPD</strong> zu halten ist es allemal ein<br />

Versuch wert. Schließlich werden wir alle einmal ein Älterer – oder ein<br />

Ehemaliger!<br />

15<br />

15


Grundlagen<br />

„Unser „Unser „Unser Pf Pfadfinder Pf adfinder adfindertum adfinder tum is ist is t uns uns indessen indessen nic<br />

nic<br />

von thurbo, Thorsten Buck<br />

...(Kreuz-)Pfadfinder wird man nur<br />

einmal und dann ganz und für immer.<br />

Oder man wird es nie.“ (Friedrich Duensing, 1931)<br />

„Ja hallo! Was machst DU denn hier im Zug? Was hast du denn da an?<br />

– Ach ich weiß, Pfadfinder, ne? So richtig mit Affe...“ Müde hebe ich<br />

den Kopf – vor mir steht ein Kommilitone, den Mantelkragen auch im<br />

Zug genauso hochgeschlagen wie in den Vorlesungen. Cooler Typ,<br />

lässt immer raushängen, dass er mal in Hamburg gelebt hat. Und<br />

sooowas von oberflächlich. „Ja, Pfadfinder“, sage ich, „wieso Affe?“<br />

„Na, ich war auch mal Pfadi – du weißt doch: Einmal Pfadfinder, immer<br />

Pfadfinder.“ – „Oder man ist es nie gewesen.“, ergänze ich in<br />

Gedanken. (Regionalbahn nach Ilmenau, 2001)<br />

In unserer Bundesordnung Bundesordnung formulieren wir dies etwas weniger<br />

drastisch. Dort steht, dass wir uns als „eine christliche Lebensgemeinschaft“<br />

verstehen – eine Lebensgemeinschaft jedoch umfasst tatsächlich<br />

alle Stufen des Lebens. Der überwiegende Teil unserer<br />

Mitglieder ist jedoch deutlich unter achtzehn Jahren – daran<br />

gemessen sind wir statistisch tatsächlich ein Jugendbund.<br />

Je älter wir im Bund werden – und das fällt mir bereits auf, obwohl<br />

ich noch lange im Bund altern möchte, desto lichter werden die Reihen<br />

um uns. Offensichtlich bleiben die, auf die dieser Spruch eine gewisse<br />

Wirkung entfaltet – die anderen springen ab und suchen ihr Glück<br />

anderswo. Jeder Jeder von von uns uns kennt kennt diese diese ehemaligen ehemaligen Mitsipplinge Mitsipplinge und<br />

und<br />

Freunde Freunde - - oder oder wird wird sie sie kennenlernen.<br />

kennenlernen.<br />

Dieses ominöse Lebenspfadfindertum beschäftigt quer durch unseren<br />

Bund viele – angehende Späher, angehende Kreuzpfadfinder, Ältere.<br />

Für viele von uns verbindet er sich mit dem Eingangs erwähnten Zitat<br />

– dabei habe ich das Kreuz des Kreuzpfadfinders in Klammern<br />

gesetzt, da Riebold mit „Kreuzpfadfindern“ wohl eher die gesamte<br />

<strong>Christliche</strong> <strong>Pfadfinderschaft</strong> bezeichnete, und nicht (nur) den Stand,<br />

wie es heute üblich ist.<br />

Lebenspfadfindertum – zwei von vielen Sichtweisen:<br />

(zusammengefasst aus mehreren Gesprächen über Lebenspfadfindertum)<br />

16<br />

16


hts hts v vvorüber<br />

v orüber orübergehendes, orüber gehendes, ...<br />

...<br />

Grundlagen<br />

„Lebenspfadfindertum – das bedeutet für mich, dem Bund ein Leben<br />

lang treu zu bleiben. Sicher werde ich nicht auf jeder Veranstaltung<br />

auftauchen, ich werde Zeiten Zeiten Zeiten der der Nähe Nähe Nähe und und Zeiten Zeiten Zeiten der der Ferne Ferne zum<br />

Bund haben. Ich habe aber als Späher bereits ein Versprechen<br />

abgegeben, dem ich mich stark verbunden fühle. Mein Leben als<br />

Christ der Tat zu führen, dies ist Verpflichtung für mich als Christ und<br />

Pfadfinder. Vor diesem Hintergrund bedeutet ein Leben als Pfadfinder<br />

für mich auch eine dauerhafte Bindung an unseren Bund. Es gibt so<br />

viele Dinge, die ich von älteren Pfadfindern aus der <strong>CPD</strong> gelernt habe,<br />

so viele Erfahrungen, die für mein Leben wichtig sind. Dies möchte ich<br />

weitergeben, dazu fühle ich mich beinahe verpflichtet. Meinen<br />

Bezugsgruppen in der <strong>CPD</strong> dabei die Treue zu halten und mich dabei<br />

mit den Kräften einzubringen, die ich zu diesem Zeitpunkt haben<br />

werde – das bedeutet für mich Lebenspfadfindertum.“<br />

„Beim Lebenspfadfindertum spielt der Bund an sich vielleicht sogar<br />

eine eher untergeordnete Rolle. Ich verstehe darunter den Auftrag,<br />

die Werte und Wege, die ich bei den Pfadfindern kennengelernt habe,<br />

aus dem Bereich der Pfadfinder in mein Leben zu tragen. In In die<br />

die<br />

Gesellschaft Gesellschaft hinein hinein und nicht nur in der geschützten Atmosphäre<br />

unseres Bundes zu wirken – wenn das keine Aufgabe ist! Dennoch ist<br />

der Bund für mich wichtig gewesen – und er wird es auch bleiben. War<br />

er für mich als Knappe und Späher ein wichtiger Teil meiner<br />

Sozialisation und Erziehung, so ist er heute mein Hafen, in den ich mit<br />

den alten und neuen Brüdern und Schwestern jederzeit einlaufen<br />

kann. Ich will nicht von der Anfechtung in der Welt sprechen – dies<br />

ist vielleicht ein bisschen drastisch, aber der Bund bietet mir schon<br />

eine Heimat, die ich außerhalb nicht immer so finde. Ich sehe mich<br />

innerhalb des Bundes auch noch in einer Verantwortung – und nach<br />

wie vor möchte ich einen Platz in ihm finden. Aber das Leben ist eben<br />

mehr als Stamm, Gau oder Bundeshof - und in dieses Leben gilt es,<br />

mein Pfadfindersein zu transportieren.“<br />

Die Frage nach dem Lebenspfadfindertum ist in meinen Augen die<br />

Frage nach der Relevanz unserer Pfadfinderidee, unserer Versprechen<br />

und Ideale im im im Alltag Alltag. Alltag Es muss nicht unbedingt eine Frage der<br />

lebenslangen Mitgliedschaft in unserem Bund sein – auch wenn ich<br />

mir dies wünschen würde. Überhaupt: Die Frage nach „dem“<br />

Lebenspfadfindertum stellt sich so gar nicht – es wird sich immer auf<br />

17<br />

17


Grundlagen<br />

viele verschiedene Arten Ausdruck verschaffen.<br />

Auf dem Weg zu einem Bund, der tatsächlich eine Lebensgemeinschaft<br />

darstellt, gibt es einige Wegmarken, die wir teilweise bereits<br />

hinter uns gelassen haben – andere, an denen wir gerade arbeiten,<br />

und sicher immer welche, die noch in weiter Ferne der Entdeckung<br />

harren. Was wären wir ohne Ziele?<br />

Wir Wir haben haben haben in in unseren unseren Reihen Reihen bereits bereits viele viele viele Ältere Ältere, Ältere die uns Vorbild sein<br />

können, wie sich gerade unser Lebenspfadfindertum auswirken kann.<br />

Diese Älteren arbeiten nicht immer für alle sichtbar – sind aber<br />

unverzichtbar, weil sie oft die Arbeit erst ermöglichen und für<br />

Kontinuität sorgen, die in einem „Jugendbund“ schwer aufrechtzuerhalten<br />

wäre. Gleichzeitig sind sie aber seit Jahren – und das dürfen<br />

wir nicht vergessen – für die meisten der Neuanfänge in der <strong>CPD</strong><br />

verantwortlich!<br />

Wir Wir haben haben bereits bereits Themen, Themen, an denen wir uns abarbeiten können –<br />

diese Themen werden durch unsere Erfahrungen und unsere Arbeit<br />

gesetzt. Mit zunehmendem Alter gewinnen wir andere Perspektiven<br />

auf unser Tun – im Bund und außerhalb. Unsere (angehenden)<br />

Lehrerinnen und Lehrer mögen sich zum Beispiel fragen, wie sie auch<br />

in die Schule einbringen können, was sie bei den Pfadfindern an<br />

Methoden erfahren und erprobt haben.<br />

Wir haben Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die sich mit ihrer Arbeit<br />

sehr stark identifizieren – das bindet und darauf lässt sich aufbauen.<br />

Was leider noch zu oft geschieht, ist der „stille Abschied“. Jahrelang<br />

in Sippe, Stamm und Gau gewirkt – und dann setzt die Abwärtsspirale<br />

ein: Umzug, keine Informationen mehr, weniger Kontakt zur Gruppe<br />

vor Ort, schließlich verschwindet man von der Adressenliste...<br />

Momentan arbeiten wir daran, welche welche Fragen Fragen wir wir wir stellen stellen müssen müssen, müssen<br />

damit wir gemeinsam mit den älter werdenden Pfadfinderinnen und<br />

Pfadfindern nach Antworten suchen können, die unser Leben etwas<br />

angehen. Und wir fragen uns, wie dies rein organisatorisch geschehen<br />

kann. Das soll eine weitere Basis werden.<br />

Lebenspfadfindertum ist jedoch keine organisatorische Kategorie –<br />

es ist etwas zutiefst Persönliches. Sicher können wir organisatorische<br />

Grundsteine legen – aber die Steine, mit denen darauf aufgebaut<br />

wird, das sind wir selbst. Von daher ist der wichtigste Punkt zum<br />

Thema Lebenspfadfindertum, dass wir uns selbst befragen, wie wir es<br />

damit halten wollen. Der Weg zu einem Lebenspfadfindertum, dass<br />

nicht allein in Nostalgie erstarrt („Damals am Lagerfeuer...“) führt<br />

über die Brüder und Schwestern aus unserem Bund.<br />

18<br />

18


Grundlagen<br />

Er führt, und davon bin ich fest überzeugt, über die Mitgliedschaft<br />

in der <strong>CPD</strong>, über eine aktive und eine fördernde, um auch anderen zu<br />

ermöglichen, was uns ermöglicht wurde. Und dieser Weg wird immer<br />

wieder andere Bahnen einschlagen. An Älterenarbeit wird sich im Bund<br />

stets das abspielen, was die Älteren an Arbeit aufbauen – ich selbst<br />

habe als Gauführer probiert, die Älteren im Gau durch besondere<br />

Aktionen anzusprechen. An die Altersklasse, die eigentlich angesprochen<br />

war, bin ich jedoch nur schwer herangekommen. So muss auch<br />

für unsere Älterenarbeit gelten: Es geht nicht um Konsum,<br />

es kann nicht darum<br />

gehen, von den Jüngeren<br />

bespaßt zu werden.<br />

Weil für „die Älteren“ das<br />

Leben eben auch ganz andere<br />

Seiten hat, als für den Jugendlichen,<br />

wird die Frucht<br />

dieser Arbeit auch mit einem<br />

ganz anderen Maß zu messen<br />

sein.<br />

Ich hoffe, dass dich meine Gedanken<br />

zum Thema zum Weiterdenken<br />

angeregt haben. Auf<br />

wenigen Seiten lässt sich hier<br />

nur anreißen, was sicher ganze<br />

Bücher füllen kann. An<br />

deinen Gedanken dazu bin<br />

ich sehr interessiert, da<br />

wir momentan in einem<br />

Arbeitskreis zum Thema<br />

Älterenbindung arbeiten,<br />

um mehr Ältere länger in der<br />

<strong>CPD</strong> zu halten. —> Also her<br />

damit! E-Mail oder Schneckenpost:<br />

Thorsten Buck, Reinhäuser<br />

Landstraße 82, 37083<br />

Göttingen, mail@thorstenbuck.de<br />

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