29.10.2012 Aufrufe

WEGZEICHEN Nr. 6 - CPD | Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands

WEGZEICHEN Nr. 6 - CPD | Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands

WEGZEICHEN Nr. 6 - CPD | Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WEG<br />

ZEICHEN<br />

FührerInnenzeitschrift der<br />

<strong>Christliche</strong>n <strong>Pfadfinderschaft</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong><br />

Heft 6, Ausgabe 4/97


2<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion: Christian Solle<br />

Eisenlohrstraße 9<br />

69115 Heidelberg<br />

Tel. 06221 22036<br />

Mitgearbeitet haben an diesem <strong>WEGZEICHEN</strong> vom 14.4.97:<br />

Carola Fehr, Wolfgang.<br />

Layout und graphische Gestaltung: Michael Schultz<br />

<strong>WEGZEICHEN</strong> ist die FührerInnenzeitschrift der <strong>Christliche</strong>n Pfadc<br />

finderschaft <strong>Deutschlands</strong> und erscheint in einer Auflage von 650<br />

Stück. Nachdruck von Artikeln bitte nur in Absprache mit der<br />

Redaktion.<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

VORWORT .........................................................................3<br />

PLÄDOYER FÜR DIE MISSION............................................4<br />

EINE REISE IN DIE VERGANGENHEIT .................................11<br />

EIN KOTHENFEUER BRENNT LEISE UND HELL ................ 18<br />

CP ARBEIT ALS „MITTEL ZUM ZWECK“ ......................... 22


LIEBE PFADFINDERINNEN,<br />

LIEBE PFADFINDER!<br />

'Heiß oder kalt' hast Du wohl schon oft bei Aufnahmen gesungen,<br />

wenn wir im Kreis stehen, und der Bund im Versprechen auf's neue<br />

besiegelt wird.<br />

Nach den Entscheidungen des letzten Bundesthings wurde es vor<br />

zwei Wochen noch einmal richtig heiß. Am 15. Oktober sollte die<br />

Finanzierung des Bundeshofes stehen, und wir fieberten Tag für<br />

Tag, ob wohl das Geld zusammenkommen würde. Und dann hat<br />

es tatsächlich geklapt c Gott sei Dank!<br />

Ob der Bund damit seine erste Feuerprobe bestanden hat?<br />

Morgen am Reformationstag werden wir den Kaufvertrag unterc<br />

zeichnen, und im Frühling wird unser Bundin sein neues Heim<br />

einziehen können.<br />

Ich will allen danken, die bis heute die Begeisterung mitgetragen<br />

haben.<br />

Auf diesen Erfolg kann jeder von uns stolz sein: Wir haben uns für<br />

unsere Idee, für unseren Traum solange eingesetzt, bis Wirklichkeit<br />

daraus wurde. Ein tolles Zeichen in einem Land, in dem so oft<br />

miesepetrige Stimmung verbreitet wird, oder?<br />

In diesem Sinn:Frei das Herz und die Not ist gebannt!<br />

Gut Pfad<br />

Vorwort<br />

3


4<br />

Glaube<br />

PLÄDOYER FÜR DIE<br />

MISSION<br />

von Thorsten Milkowski<br />

Wenn wir an Mission denken, fällt uns zuerst einmal meist nur<br />

Negatives ein. Wir denken an die Zwangstaufen von Karl dem<br />

Großen, der über 1000 Heiden durch das Schwert hinrichten ließ,<br />

weil sie sich einfach nicht zum Gott der Christen bekehren lassen<br />

wollten. Oder aber man nennt uns die Kreuzzüge mit all den vielen<br />

unschuldigen Opfern. Manchmal haben wir auch andere Kontic<br />

nente in unseren Blickfeld, zB. Südamerika, und sehen, daß mit der<br />

Mission leider nicht nur Gutes kam, sondern Zerstörung, wie zB.<br />

man für Südamerika die Zerstörung der Indianerkulturen annehc<br />

men könnte. Zum Schluß der Diskussion fällt uns dann noch ein,<br />

daß Mission eine willkommene Gelegenheit war, wirtschaftliche<br />

Exporträume zu erschließen, so zB. im Zeitalter des Imperialismus.<br />

Aber auch die Zwangszugehörigkeit zu Kirchen innerhalb manchen<br />

Stammeskulturen könnte man genauso gut hier anführen. Und<br />

deshalb wundert es nicht, daß Mission bei uns nicht den besten<br />

Ruf hat.<br />

Aber Zerstörung, Kolonialismus, Verkirchlichung von Völkern,<br />

Landstrichen und Institutionen ist keine Mission! Nein, denn<br />

Mission heißt nicht, Menschen in eine Abhängigkeit der Kirche zu<br />

führen, sondern den einzelnen Menschen nach seinem Verhältnis<br />

zu Gott fragen. Mission heißt, allen Menschen von Gottes Liebe zu<br />

erzählen, da er sie liebt [vgl. Joh 3,16]. Mission heißt auch,<br />

Menschen abzuholen und dazu aufzurufen, die am Kreuz von<br />

Christus angebotene Vergebung ihrer Sünden persönlich in<br />

Anspruch zunehmen. Und so ist Mission für uns Christen nicht das<br />

Zurückziehen auf altbewährte Argumente oder Methoden, sonc<br />

dern wir sind dazu neu aufgefordert, im Blick auf unseren<br />

Nächsten Gottes bedingungsloses Ja jedem Menschen anzubiec<br />

ten. Dies aber geschieht gewiß nicht damit, daß wir immerwieder<br />

auf die Geschichte schauen und Fehler historisierend in den


Glaube<br />

Vordergrund stellen. Sondern Mission geschieht nur dadurch, daß<br />

wir das Entscheidene ins Licht rücken, nämlich die Botschaft Jesu<br />

Christi, die uns in seine Nachfolge und zur Kindschaft Gottes<br />

beruft. So ist Mission die Verkündigung des Evangelium als<br />

Angebot Gottes, das die Menschen annehmen, aber auch bewußt<br />

ablehnen können. Und diese Wahl nennt man Mission! Ganz allein<br />

steht dabei jeder vor Gott, und deshalb hat Mission die Aufgabe,<br />

den Menschen diese freie Wahl zu ermöglichen und zu begleiten.<br />

Schließlich ist Mission nicht nur eine Rationale Sache, denn nur<br />

Gott kann Menschen zu sich führen. Dazu will er aber seine Jünger<br />

benutzen [vgl. dazu Mt 28,16c 20] c also uns, die wir durch Christus<br />

eine lebendige Beziehung zu unserem Gott haben. Und so sind wir<br />

aufgerufen, die Möglichkeiten der Mission immer in Blick auf<br />

unseren Nächsten auszuschöpfen. Und gerade dies macht Missic<br />

on zu einem Geschehen am Puls der Zeit und nicht wie so oft<br />

angenommen: Alt und antiquiert. Mission heißt nämlich immer<br />

neue Wege zu wagen, die noch nie einer zuvor beschritten hatte,<br />

so zB. Mission im Internet oder sogar in unseren Gruppen.<br />

Immer stellt sich für die Jünger in der Nachfolge Christi die Frage,<br />

wie kann ich als Christ meinem Nächsten davon erzählen, was ich<br />

im Glauben an Jesus erfahre und erlebe. Vor allem stellt sich<br />

ebenfalls die Frage, wie ermögliche ich meinem Nächsten, den<br />

Gott, an den ich glaube, anzunehmen, bzw. in seinem Herzen<br />

aufzunehmen. c Denn als Christ weiß ich, das der Glaube an Jesus<br />

Christus der einzige und richtige Weg ist mit unserem Gott in<br />

Ordnung zu kommen. Und deshalb will ich anderen von seiner Liebe<br />

und Hinwendung in Christus zu uns erzählen. c Und richtig, in der<br />

Mission kann eigentlich nur der arbeiten, der selber mit Gott im<br />

Reinen ist, der selber eine lebendige Beziehung zu Jesus hat, weil<br />

Jesus seine Schuld am Kreuz von Golgatha vergeben hat. Und so<br />

ist es sehr wichtig, daß man zu aller erst seine Beziehung zu Gott<br />

geklärt hat. Wenn man dann aber an Christus glaubt, gilt der<br />

„Missionsbefehl“ Mt 28, 16c 20 für uns ganz persönlich, genauso wie<br />

für die damaligen Jünger, da wir wissen, wer eigentlich unser Gott<br />

ist: Unser Vater c der Vater Jesu Christi. Und wir wissen ebenfalls,<br />

5


6<br />

Glaube<br />

wie wir zu ihm kommen können: Durch Vergebung unserer Sünden<br />

in Christus. Und für diese Botschaft lohnt es sich, immer neue<br />

Chancen in unserer Umwelt zu suchen, um möglichst allen<br />

Menschen diese Nachricht weiter zu sagen, eben zu missionieren.<br />

Fragen für die Gruppe zum Thema:<br />

Mission eine vergessene Perspektive<br />

1. Was versteht ihr unter Mission heute?<br />

2. Wie könntet ihr Mission in eurer Gruppe umsetzten?<br />

3. Wie könntet Mission außerhalb eurer Gruppe aussehen, zB. in<br />

eurem Freundeskreis?<br />

4. Welche Entschuldigungen kennt ihr, um sich vor Mission zu<br />

drücken? Welche treffen bei euch zu?<br />

Diskussion um die Mission<br />

Oft begegnet man gerade beim Thema: Mission der Frage, wo die<br />

Toleranz gegenüber anderen Religionen geblieben wäre. Da<br />

existieren Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und noch<br />

viele andere Arten, bzw. Ausprägungen von Religiosität. Warum<br />

sollte man also missionieren? c Mission ist doch unnötig und<br />

intolerant, jeder ist doch irgendwie Gläubig. c Wir haben doch alle<br />

den selben Gott.<br />

Über diese Fragen solltet ihr einmal in euren Gruppen diskutieren.<br />

c Aber dieser Artikel will keine vorgefertigte Antwort präsentieren,<br />

denn die sollt ihr in eurer Gruppe finden. Vielmehr werden hier die<br />

angegebenen Bibelstellen als Vorschlag und Diskussionsgrundlage<br />

verstanden, um eine interessante Diskussion auszulösen:<br />

1. Wie versteht ihr die Stellung der Person Jesus Christus zu<br />

anderen Religionen?<br />

Anregung: Joh 7,16; 8,12; 14,6; Apg 4,12; Röm 1,18c 24; 3,23c 24<br />

2. Wie könnte christliche Mission in Umfeld anderer Religionen<br />

überhaupt aussehen?


Anregung: Apg 16,23c 34; 17,16c 33; 2 Tim 1,7c 8; Phil 1,12c 26<br />

Und hier noch ein Tip: Bedenkt bitte vor dem Gespräch in eurer<br />

Gruppe die Begriffe Toleranz c Intoleranz, bzw. was Toleranz<br />

eigentlich meint, und was jeder darunter versteht: <strong>Christliche</strong><br />

Toleranz kann zB. etwas anderes bedeuten, als der übliche<br />

Sprachgebrauch; denn Christen begegnen jedem Menschen ohne<br />

Ansehen der Person mit Respekt und achten diese, da sie wissen,<br />

jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes und wird von ihm geliebt.<br />

An“ge“dacht: Anregung zu Jona<br />

der erste Missionar in der Bibel<br />

Glaube<br />

Jona erhält den Auftrag, erster Missionar in der Fremde zu werden.<br />

Ninive heißt sein neuer Wirkungsort, die Hauptstadt Assyriens und<br />

Feind Israels. Jona als damals bekannter Prophet hätte eigentlich<br />

gehorchen können, was sicher der richtige Weg gewesen wäre.<br />

Denn schließlich war er von Gott zu dieser Mission berufen worden.<br />

Gott hatte es für angemessen gehalten, Jona zu beauftragen,<br />

Neues, ja sogar Großes zu bewegen. Eine ganze Großstadt sollte<br />

er missionieren. Nun ja, er hätte auch ablehnen und zu hause<br />

sitzen bleiben können. Das wäre Ungehorsam gegen Gott gewesen<br />

und hätte sicher eine Menge Schwierigkeiten nach sich gezogen.<br />

Jona aber wählt eine dritte Möglichkeit: die Flucht vor Gott,<br />

„hinweg vom Angesicht des Herrn“ [Jon 1,3].<br />

Jona wird zum Diener Gottes, der nicht mehr dient. Er verweigert<br />

die Mission. Er läßt andere rudern, die für ihn die Richtung<br />

bestimmen sollen und produziert ein Problem nach dem anderen.<br />

Gott sieht allem geduldig zu und hat den Überblick über das<br />

gesamte Geschehen, doch nur im Schiff scheint keiner den<br />

Durchblick zu haben. Selbst Jona hat Wahrnehmungsstörungen<br />

und erkennt erst auf dem Tiefpunkt der Reise seinen Fehler. Dann<br />

aber nimmt er die dramatischen Folgen auf sich, übergibt sich ganz<br />

in die gerechten Hände Gottes. Im Grunde erlebt er die Geschichte<br />

vom Tod zur Auferstehung einmal komplett durch. So ist Jona<br />

7


wieder im Dienst des Herrn unterwegs. Und das außerordentliche<br />

dabei ist, daß die Evangelisation eines so verkorksten Missionars<br />

riesige Früchte trägt. c Solche Früchte die Jona selber nicht<br />

begreift, aber eine ganze Stadt vor ihrem Untergang bewahrt.<br />

Jona ist kein Missionar aus dem Bilderbuch, sondern ein Mensch,<br />

der unsere Ängste, Fehler und Macken zu kennen scheint. c Und<br />

so lohnt es sich, dieses Lebensbild in Andachten genauer unter die<br />

Lupe zu nehmen, um sich selber zu fragen: Bin ich offen für Neues,<br />

stehe ich Gott immer noch zur freien Verfügung, und will, soll oder<br />

kann ich sogar Gott mit meinem ganzen Leben dienen? c Was dabei<br />

heraus kommt, kann man bei Jona nachlesen.<br />

8<br />

Glaube<br />

mögliche Textverse und ihre Aussagen/Themen Andachtstext<br />

1. Jon 1,2: Gottes Auftrag Jon 1, 1 17<br />

2. Jon 1,3: Flucht und Angst vor Gott<br />

3. Jon 1,5: Götzendienst<br />

4. Jon 1,6: Gebet zu Gott Ps 107,28<br />

5. Jon 1,7: Sünden aufdecken<br />

6. Jon 1,9: Was heißt Gott fürchten? Jon 1,8 16<br />

7. Jon 1,9.11: Gott als der Schöpfer<br />

der Naturgewalt Wind<br />

8. Jon 1,14.15: Gottes Macht und Strafe<br />

1. Jon 2,1.7: Fürsorge Gottes und Bewahrung Jon 2,1 11<br />

2. Jon 2,2.8: Gebet! Gebetserhörung?<br />

3. Jon 2,3 7: Ps 88,7 Gebet in Todesnähe/<br />

4.<br />

Extremer Verlassenheit<br />

Jon 2,9: Gnade Gottes als Rettung<br />

( Sünde von Jona: wegrennen vor Gott)<br />

[Jesus starb für unsere Sünden,<br />

das ist Gnade Gottes]<br />

5. Jon 2,11: Befreiung aus der Not durch Gott<br />

[Gott hat uns durch Jesus von der Sünde befreit, Gal 5,1]


Glaube<br />

6. Jon 3,2.4: Auftrag zur Verkündigung<br />

der Botschaft Gottes<br />

Wie sage ich diese Botschaft weiter?<br />

[lese Missionsbefehl Mt 28,18ff.]<br />

Jon 3,1 10<br />

7. Jon 3,3: Gehorsam gegenüber Gott<br />

8. Jon 3,5 8: Reue von seinen Sünden<br />

9. Jon 3,9 10: Gottes Urteil über die Menschen<br />

Gottes Reue und Gnade gegenüber den Menschen<br />

1. Jon 4,1: Menschlicher Zorn gegen Gott Jon 4,1 4<br />

2. Jon 4,2: Ich wußte, daß du gnädig, barmherzig,<br />

langmütig und von großer güte bist<br />

Charakter Gottes<br />

3. Jon 4,3: Verzweiflung oder dummes Gebet?<br />

4. Jon 4,4: Gottes Tadel<br />

5. Jon 4,5: Warten auf ein Zeichen Gottes Jon 4,5 11<br />

6. Jon 4,6: Fürsorge, Schutz und Sorgfalt Gottes<br />

für den Menschen, menschliche Freude<br />

über Gottes Taten<br />

7. Jon 4,7.8: Umstände, die das Vertrauen zu Gott prüfen<br />

8. Jon 4,9.10: Gottes gnädige Nachsicht mit Sündern<br />

Fragen für die Sippenstunde:<br />

Was ist eigentlich Mission [Mt 28,16ff]<br />

1. Was versteht ihr unter dem Begriff Missionsbefehl und wie<br />

würdet ihr ihn in eurem Leben umsetzen?<br />

2. Was versteht Ihr unter Mt 28,18 („alle Gewalt“)?<br />

2.1 Lest dazu Ps 33: Was für eine Konsequenz hat der Psalm für<br />

den Missionsbefehl?<br />

2.2 Worin besteht die Macht Jesu (vgl. dazu evt. Mt 9,1c 8)?<br />

3. Welche missionarischen Aufgaben haben christliche Pfadfinder<br />

Eurer Meinung nach laut dem Missionsbefehl?<br />

9


10<br />

Glaube<br />

3.1 2 Kor 5,11c 20 c welcher Aufgabe im Missionsbefehl entspricht<br />

diese Aussage?<br />

3.2 Röm 6,1c 23 c welche Auswirkung hat die Taufe auf uns<br />

Christen?<br />

3.3 Verschafft euch einen Kurzüberblick über die Bergpredigt<br />

Mt 5c 7. c Wie bringen wir diese Lehre Jesu unserem<br />

Nächsten näher? Wie leben wir in unseren Gruppen?<br />

4. Welche Auswirkung hat das Gebet auf die Arbeit eines<br />

Missionars?<br />

4.1 Welche Auswirkung hat Mt 9,36c 38 auf die Mission?<br />

4.1 Warum sollte für die Mission, bzw. für einen Missionar<br />

gebetet werden?<br />

[Lest dazu: 1 Tim 2,1c 6]<br />

4.2 Könntet ihr euch regelmäßiges Beten für einen bestimmten<br />

Missionar oder eine Völkergruppe vorstellen, lest zum<br />

Thema: Gebtshaltung evt. Kol 1,9.10; 2,28c 29? c V i e l c<br />

leicht bildet ihr einen Missionsgebetskreis. Anregungen<br />

könnt ihr dazu bei eurem Pastor bekommen, bzw. jec<br />

dem Missionswerk in eurer Nähe.<br />

5. Wie könntet ihr einen Missionar ganz praktisch unterstützen?<br />

c Infos sollte Euer Pastor haben.


EINE REISE<br />

IN DIE VERGANGENHEIT<br />

Von Carola Fehr<br />

Meute<br />

Wie oft kommt die Frage : Was mach´ ich bloß in den nächsten<br />

Meutenstunden ? Es wär´ so schön mal etwas ausgefallenes mit den<br />

Wölflingen zu machen !<br />

Hier ist ein Vorschlag über 5 Meutenstunden, der beliebig<br />

verändert und ausgeweitet werden kann.<br />

Eine Reise in die Vergangenheit<br />

Was ist der Sinn der Themenreihe und die Gedanken dahinter ?<br />

· den Wölflingen sollen die Wörter Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft verdeutlicht werden<br />

· die Wölflinge sollen versuchen Geschehnisse aus ihrem Gec<br />

dächtnis zu rekonstruieren ( was war in der letzten Meutenc<br />

stunde, beim letzten Geburtstag, bei der Einschulung etc. )und<br />

dabei erkennen, wie schwierig es ist, sich genau zu erinnern<br />

· daran sieht man, daß es wichtig ist, Dinge aufzuschreiben z. B.<br />

in einem Tagebuch oder Poesiealbum; in diesem Zusammenc<br />

hang kann man anregen, eine Meutenchronik zu erstellen<br />

· deshalb gibt es viele Geschichtsschreiber, die sich mit der<br />

Geschichte der eigenen Familie, eines Volkes, der Erde etc.<br />

beschäftigen. Auch die Bibel ist ein Buch, in dem Geschichten<br />

aufgeschrieben sind, die so wichtig waren , daß man sich an sie<br />

erinnern soll<br />

· es ist aber auch wichtig den Wölflingen zu erklären, daß es<br />

früher viele Dinge nicht gab z.B. Kühlschrank, Autos, Fernseher,<br />

Game Boy, aber trotzdem das Leben schön war und man sich<br />

anders geholfen hat<br />

· wichtig ist es, den Kindern zu erklären, daß man nicht in der<br />

Vergangenheit leben soll, aber sie kennen sollte um bewußt die<br />

Gegenwart zu erleben<br />

11


12<br />

Meute<br />

1. Meutenstunde<br />

Einleitung : Den Wölflingen wird das Thema der nächsten Meutenc<br />

stunden erklärt und es wird auf besondere Aktionen hingewiesen.<br />

So sind sie neugierig gemacht und wollen nichts verpassen.<br />

Spiel: Flaschendrehen<br />

Akela sitzt mit den Wölflingen im Kreis. In der Mitte liegt eine<br />

Flasche, die gedreht wird. Auf den die Flasche zeigt muß Akelas<br />

Frage möglichst genau beantworten. Die Fragen gehen immer<br />

weiter in die Vergangenheit zurück. Jeder Wölfling ist nur 1x dran,<br />

die Frage kann aber mehrmals gestellt werden, wenn viele<br />

Wölflinge da sind.<br />

1. Was war in der letzten Meutenstunde ?<br />

2. Was hast Du zu Weihnachten bekommen ?<br />

3. Wie hast Du Deinen letzten Geburtstag gefeiert ?<br />

4. Was passierte in Deiner 1. Meutenstunde ?<br />

5. Wie war Deine Einschulung ?<br />

6. Erzähle aus dem Kindergarten.<br />

7. Was ist Deine älteste Erinnerung ?<br />

etc.<br />

Aktion: Zeitstreifen<br />

Auf einen langen Streifen Papier trägt man ziemlich am rechten<br />

Ende das aktuelle Datum ein und dann im entsprechenden Abstand<br />

nach links die Geburtsdaten der Wölflinge, Meutenhelfer , Meutenc<br />

führer und Akelas. Auf einer Deutschlandkarte kann man noch<br />

zusätzlich die Geburtsorte markieren.<br />

Aufgabe für Zuhause: Die Wölflinge sollen zum nächsten Mal den<br />

Namen, das Geburtsdatum und den Geburtsort des ältesten noch<br />

lebenden Familienmitglieds mitbringen.


Meute<br />

2. Meutenstunde<br />

Spiel: Früher gab es wenig Spielgeräte um so spielten die Kinder<br />

z. B. FIGURENWERFEN<br />

Alle standen nebeneinander auf dem Bordstein. Einer zog die<br />

anderen nacheinander runter und dabei müssen sie die verrückc<br />

testen und schönsten Figuren und Grimassen machen. Das Kind mit<br />

der schönsten Grimasse hat gewonnen und darf nun die anderen<br />

runterziehen.<br />

Aktion: Die mitgebrachten Namen und Daten werden in den<br />

Zeitstreifen eingetragen und die Orte auf der Karte markiert. So<br />

füllt sich langsam der Zeitstreifen<br />

Aktion: Es wird etwas von früher hergestellt z. B. Kerzen ziehen,<br />

Körbe flechten, Töpfern etc.<br />

3. Meutenstunde<br />

Aktion: Eine alte Person wird zum Interview eingeladen, z. B. die<br />

eigene Großmutter, ein Großelternteil eines Wölflings, der alte<br />

Pastor, ein Mitglied des Altenkreises der Gemeinde o.a.<br />

Das Geburtsdatum und der Name werden auf dem Zeitstreifen<br />

eingetragen und der Geburtsort auf der Karte markiert. Nach<br />

einer kurzen Vorstellung sollen die Wölf linge fragen über die<br />

Kindheit der Person stellen. Vielleicht bringt die Person auch<br />

Erinnerungsstücke, Fotos oder auch ein Spiel oder Lied aus der<br />

Kinderzeit mit.<br />

Hier ist als Beispiel ein kurzes Interview mit meiner Großmutter<br />

Charlotte.<br />

13


14<br />

Meute<br />

F: Erzähl' doch mal als Einleitung wann und wo Du<br />

geboren bist.<br />

A: Ich bin am 02.09.1916 in Helmstedt geboren. Ich war<br />

die Älteste und hatte noch 4 jüngere Brüder. Wir<br />

lebten bei meinem Großvater mit im Haus, der<br />

eine kleine Gärtnerei mit Laden hatte. Zu der<br />

Gärtnerei gehörten noch einige Gärtnerjungen.<br />

F: Wie sah es denn bei Euch zu hause so aus?<br />

A: Da es ein altes Haus war hatten wir einen tiefen<br />

kühlen Keller, in dem wir die Lebensmittel aufbec<br />

wahrten. Kühlschränke gab es damals noch nicht. Viele der<br />

Lebensmittel war eingekocht oder gepökelt, um sie haltbar zu<br />

machen. Die Butter war in einer Schale, die wiederum in einer<br />

Schale mit Wasser stand. Das Wasser verdunstete und so hielt<br />

sich die Butter kalt.<br />

Elektrischen Strom hatten wir auch noch nicht und so wurden<br />

mit Kerzen oder Petroleumleuchten die Räume erhellt. Man<br />

ging aber sehr sparsam damit um. 1928 bekamen wir dann<br />

elektrisches Licht.<br />

F: Wie habt Ihr denn die Abende verbracht? Fernsehen oder<br />

Musik hören konntet Ihr ja nicht.<br />

A: Wenn es dunkel wurde, wurde die Gärtnerei geschlosc<br />

sen und wir gingen in die Stube, das war übrigens<br />

der einzige Raum außer der Küche, der beheizt<br />

war. Mutter hat dann manchmal Bratäpfel gec<br />

macht, die mit Zimt und Zucker gefüllt waren und<br />

sie in die Bratröhre des großen Ofens gesteckt.<br />

Wenn es dann fast ganz dunkel war nahm<br />

Großvater einen Fidibus und zündete die Lampen<br />

und seine Pfeife an. Ihr wißt sicherlich nicht, was<br />

ein Fidibus ist, oder ? Also, das ist ein langer<br />

dünner Holzspan, den man an der Glut entc<br />

zünden konnte. Streichhölzer waren teuer<br />

und so wurden sie nur selten benutzt. Eine hohe<br />

Schachtel mit Fidibussen stand immer hinter dem Ofen.


Meute<br />

F: Wenn nur Küche und Stube beheizt wurden, dann waren die<br />

anderen Räume doch bitterkalt?<br />

A: Im Sommer ist es ja nicht schlimm, aber im Winter war morgens<br />

oft das Wasser in der Waschschüssel gefroren und wir sind<br />

immer mit Wärmflaschen oder heißen Steinen und natürlich<br />

Mütze ins Bett gegangen.<br />

F: Wenn Du von einer Waschschüssel sprichst, dann hattet Ihr<br />

auch kein fließend Wasser?<br />

A: Nein, im Hof hatten wir einen Brunnen, aber da gab es nur kaltes<br />

Wasser . In der Küche hatten wir aber im Herd, der mit Holz<br />

beheizt wurde, einen Einlaß an der Seite, den Wasserschaft, und<br />

da war den ganzen Tag über heißes Wasser drin. Es wurde<br />

sozusagen miterwärmt, wenn der Herd an war und das war er<br />

fast den ganzen Tag.<br />

F: Was war denn, wenn eins von Euch Kindern Geburtstag hatte?<br />

A.: Geschenke gab es keine, das war nicht üblich und niemand<br />

hatte das Geld dafür übrig. Aber wir durften uns immer etwas<br />

zu essen wüschen. Ich hab´ mir dann immer eingelegten Hering<br />

gewünscht. Meine Brüder oft Kuchen oder Quarkspeise. Und<br />

am Abend gab es dann für alle Brot mit einer Scheibe Edamer<br />

drauf, den mit der roten Wachsrinde und Kakao dazu.<br />

F: Was habt' Ihr sonst so gegessen?<br />

A: Es gab häufig Eintöpfe, die aus viel Gemüse bestanden, das<br />

hatten wir ja im Garten. Und Abends wurde der Eintopf dann<br />

noch einmal aufgewärmt. Fleisch gab es nur sehr selten.<br />

F: Helmstedt ist ja eine Kleinstadt, gab es denn viele Geschäfte in<br />

denen man Schuhe und Kleidung kaufen konnte?<br />

A: Es gab Geschäfte, aber<br />

neue Kleidung konnc<br />

ten sich nur die wec<br />

nigsten leisten. Einmal<br />

im Jahr kam eine Hausc<br />

schneiderin, die die vorc<br />

handene Kleidung<br />

umnähte oder ein<br />

15


16<br />

Meute<br />

Stück hinzufügte. Sie bekam dafür 2 c 3 Mark am Tag und freies<br />

Essen. Schuhe war ein größeres Problem, da kosteten die guten<br />

6,50 Mark und die besten von Salamander 15 Mark. So haben<br />

wir oft zu kleine oder zu große Schuhe getragen.<br />

F: Wie war das denn mit der Schule?<br />

A: Bei mir war das etwas besonderes, da mein<br />

Vater früh gestorben war, bekam ich eine<br />

Halbwaisenrente und meine Mutter hat sich<br />

dafür eingesetzt, daß das Geld für meine<br />

Schulbildung verwendet wurde, so ging ich<br />

nicht zur Volksschule, sondern auf eine Privatc<br />

schule. Da kostete das Schulgeld schon damals<br />

35 Mark im Monat. Die Schule lag am Wald und<br />

ich hatte einen Schulweg von 45 Minuten. Es<br />

führte ein schmaler Feldweg zur Schule und im<br />

Winter war der manchmal so verschneit, daß man<br />

gar nicht durchkam. Wenn man aber durchgefroc<br />

ren ankam, so bekam man immer ein Brot und ein<br />

warmes Getränk. An der Schule habe ich dann<br />

auch meinen Realschulabschluß gemacht.<br />

Vielen Dank, Oma<br />

4. Meutenstunde<br />

Nachdem nun eine Person ihre Geschichte erzählt hat,<br />

soll sich nun mit der Vergangenheit der eigenen Stadt /<br />

Dorf beschäftigt werden. Dazu kann man mit<br />

den Wölflingen in ein Heimatkundemuseum<br />

o.ä. gehen oder man macht eine Dorfc<br />

führung mit dem Bürgermeister, Pastor<br />

o.a.<br />

Im Museum kann man entweder eine vom<br />

Museum ausgearbeitete Rallye machen oder man<br />

überlegt sich vorher was eigenes.<br />

Anschließend trägt man dann alle wichtigen Ereignisse und Daten<br />

auf dem Zeitstreifen ein.


Meute<br />

5. Meutenstunde<br />

Als Abschluß der Reihe kann man mit den Wölflingen nach einem<br />

alten Rezept etwas backen oder kochen.<br />

z. B. Caramelbonbos: Man nimmt einen Löffel Fett und läßt ihn in<br />

einer Pfanne schmelzen, dann gibt man Zucker dazu und wartet bis<br />

er gebräunt ist und dann noch einen Schuß Milch oder Sahne. Auf<br />

dem Tisch ist ein Pergamentpapier ausgebreitet und die Masse<br />

gießt man schnell aus der Pfanne und schneidet sie sofort auf dem<br />

Papier. Wenn man zu lange wartet, bekommt man die Masse aber<br />

nicht mehr aus der Pfanne ! Guten Appetit !<br />

Diese Meutenstunden sind nur ein Vorschlag und es sind der<br />

eigenen Phantasie keine grenzen gesetzt. Es ist aber wahnsinnig<br />

interessant die eigenen Großeltern zu interviewen.<br />

Im Anschluß an diese Reihe kann man zum Thema Mittelalter<br />

übergehen, so steigt man nach weiter in die Vergangenheit ein<br />

und bereitet gleichzeitig das Bundesmeutenlager 1998 vor.<br />

17


EIN KOTHENFEUER<br />

BRENNT LEISE UND HELL<br />

18<br />

Sippe<br />

von Wolfgang<br />

Möglicherweise kommt Euch die folgende Situation bekannt vor:<br />

nach einem langen, anstrengenden verregneten Fahrtentag baut<br />

Ihr Eure Kothe auf und freut Euch auf ein flackerndes Feuer in<br />

Eurem Zelt, mit summendem Pott darüber, das mollige Wärme<br />

verbreitet. Klamme Finger kramen ein Streichholz aus der durchc<br />

weichten Schachtel, versprechen endlich einen geruhsamen Abend,<br />

und dann das:<br />

die ersten stürzen hustend zum Ausgang, die anderen senken<br />

langsam die Köpfe immer tiefer, liegen schließlich am Boden und<br />

stecken die Nase schwer atmend unter der Plane durch. Die letzten<br />

harren mit tränenden Augen und brennender Lunge in der<br />

Räucherkammer aus und überlegen ob das so bündisch, immer so<br />

oder nur saublöd ist. Ein ganz toller Abend...<br />

Aber es geht: wenn man nicht gerade im tiefsten Tiefdruckgebiet<br />

sitzt und nicht nur durchweichtes oder gefrorenes Holz zur<br />

Verfügung hat, ist ein Feuer in der Kothe an Gemütlichkeit nicht<br />

zu übertreffen. Draußen kann es winden, schneien oder einfach nur<br />

ungemütlich kalt sein, die heiß lodernden Flammen im Zelt<br />

verbreiten ein Gefühl von zufriedener Geborgenheit und schaffen<br />

mit den tanzenden Schatten auf den Kothenplanen die Atmoc<br />

sphäre, die das überzeugendste Argument zum Gebrauch der<br />

Kothe als Fahrtenzelt ist.<br />

Aber der Rauch... Wirklich willkommen war er uns nur einmal in<br />

Ungarn an der Donau umschwirrt von einer dichten Wolke<br />

tausender Mücken, ansonsten ist Rauch ist immer ein Zeichen<br />

ungenügender oder schlechter Verbrennung. Ein rauchendes<br />

Feuer braucht mehr Luft; und zwar von unten.


Sippe<br />

Die Vorbereitung<br />

Als erstes braucht man natürlich eine Feuergrube, die etwa die<br />

Größe des Rauchlochs haben sollte, so daß alle noch bequem, an<br />

die Affen und Rucksäcke gelehnt, darum sitzen können. Wenn man<br />

auf einem Boden zeltet, in dem man schlecht graben kann, legt<br />

man die Feuergrube mit etwa faustgroßen Steinen aus, und macht<br />

auf diesem lockeren Untergrund Feuer. Ansonsten wird ein Kanal<br />

in Windrichtung nach draußen gegraben, der zweckmäßigerweise<br />

mit Holzprügeln, Steinplatten o. ä. abgedeckt wird. Wer dummerc<br />

weise zu viele Planen eingepackt hat, baut im Freien einen Hund<br />

als Windfang darüber. Im Winter tut ein Schneetrichter auch<br />

seinen Dienst. Man kann dann noch die Feuergrube mit einem<br />

Gitter aus grünen Ästen oder Metall abdecken, und darauf Feuer<br />

machen. Da aber das Abschlagen von Ästen dem betroffenen Baum<br />

unwahrscheinlich viel Spaß macht und ein Metallgitter nicht<br />

unbedingt Bestandteil der normalen Fahrtenausrüstung ist, kann<br />

man beides ohne weiteres lassen.<br />

Das Feuer<br />

Wichtig ist es möglichst rasch ein hell brennendes Feuer zu<br />

erhalten, da die entstehende Hitze den Rauch nach oben reißt, und<br />

so sehr bald für klare Sicht sorgt. Deshalb benutzt man zunächst<br />

mit schnell verbrennenden Hölzern wie Fichte, Kiefer oder Esche,<br />

steigt dann aber mit Rücksicht auf Planen und Schnüre auf<br />

weniger rußende und funkende Holzarten ( Buche, Eiche, etc. ) um.<br />

Die Scheite sollten nicht zu dick sein, da armdicke Prügel langsam<br />

verbrennen und dann rauchende Stümpfe bilden. Diese müssen<br />

immer in die Flammen geschoben werden, damit der Rauch<br />

verbrennt. Vereinzelt sind sie als Glutbildner und Stütze aber<br />

durchaus sinnvoll. Wenn das Feuer wieder angefacht werden muß,<br />

dann mit Bedacht, da man sonst eine ordentliche Portion Rauch<br />

im Zelt verteilt. Das Holz sollte nur etwa halb so lang wie die<br />

19


Feuergrube und nicht mehr als stark daumendick sein. Wenn es naß<br />

ist, dann schält man die Rinde herunter und trocknet ständig eine<br />

Handvoll Holzscheite am Rand der Grube, ohne das Feuer mit einer<br />

Holzwand zuzubauen.<br />

Den Kotheneingang sollte man geschlossen lassen, da der eindrinc<br />

gende Luftzug die Flammen wegdrückt und der dem Eingang<br />

gegenüber Sitzende langsam aber beständig geräuchert wird und<br />

dann irgendwann ein zweites Stelldichein mit seinem Abendessen<br />

hat.<br />

Der Pott hängt natürlich am Kothenkreuz. Damit sich der Topf<br />

ohne ihn wegzubinden absetzen läßt, ist ein Spannknoten mit<br />

relativ langen Schlaufen ganz zweckmäßig. Man kann z. B. auch<br />

einfach eine Schnur über das Kothenkreuz führen und seitlich<br />

festmachen o.ä.<br />

Wenn es windet oder regnet muß die Abdeckplane so befestigt<br />

werden, daß sie die Windkante nach Möglichkeit abdichtet und<br />

der über das Zelt streifende Wind den Rauch nach der Funktionsc<br />

weise einer Wasserstrahlpumpe aus dem überlappenden Spalt<br />

und damit aus dem Zelt zieht. Hierzu wird dieser mit einem<br />

eingeklemmten Stöckchen offengehalten.<br />

Draußen weht der Wind...<br />

Bei schönem Wetter, muß man natürlich keinen solchen Aufwand<br />

betreiben. Wenn es einfach nur kalt ist, kann man es ohne<br />

Probleme bei einer ganz normalen Feuergrube belassen, aber die<br />

vom glühenden Feuerschein erhellte Kothe bewahrt, erfüllt vom<br />

leisen Gitarrenspiel oder Gesang, das Geheimnis und die Sehnc<br />

sucht, die uns bei jedem Wetter hinaus und auf Fahrt treibt. Jede<br />

Sippe, die von so einem Moment des Stillstandes, fernab aller<br />

Hektik und Verpflichtungen berührt worden ist, wird auf ihre<br />

Gemeinschaft etwas stolzer sein können.<br />

20<br />

Sippe


Schwarze Kuppeln<br />

Schwarze Kuppeln, die in weißer Ebene stehen,<br />

Im Innern ist Ruhe, Geborgenheit,<br />

Im Innern ist Zuflucht und Schutz.<br />

Draußen pfeift der Wind,<br />

Jagt Schneeflocken über das Eis,<br />

Heult mit den Wölfen Duett.<br />

Drinnen herrscht Ruhe, Geborgenheit,<br />

Dunkle Gestalten im Feuerkreis<br />

Sitzen da wie gebannt.<br />

Während einer von gestern und morgen erzählt,<br />

Vergißt man gerne die eisige Welt.<br />

Das Feuer geht aus, man legt sich zur Ruh,<br />

Vergißt alle Mühen und Plagen,<br />

Denkt an morgen, den nächsten Tag,<br />

An dem wir es wieder wagen.<br />

Don<br />

Sippe<br />

21


CHRISTLICHE PFADFINDERARBEIT<br />

ALS „MITTEL ZUM ZWECK“<br />

Mit dieser Meinung bin ich schon so oft angestoßen, daß es mir<br />

einmal am Herzen liegt, ein paar Worte darüber zu verlieren.<br />

Ich bin in einem christlichen Haus aufgewachsen und ich habe viele<br />

biblische Geschichten und Traditionen quasi mit der Muttermilch<br />

aufgenommen. Während ich mich im Laufe der Jahre immer mehr<br />

von meinem Kinderglauben zu meinem eigenen Glauben entwickel<br />

te, habe ich festgestellt, wie stark prägend die Pfadfinder<br />

gemeinschaft für meine Glaubensform war. Ich würde sagen, daß ich<br />

ein gläubiger, aber kein frommer Mensch bin. Durch die Aktionen<br />

und Unternehmungen bei den Pfadis habe ich grundlegende<br />

Erfahrungen gemacht, was Glauben für mich heißt; z. B. ein Lager zu<br />

leiten oder mit einer Sippe auf Fahrt zu gehen übersteigt im Ganzen<br />

zunächst meine Verantwortung.<br />

Es gibt dabei so viele Situationen, mit denen man nicht rechnet, die<br />

man nicht planen kann. Und genau diese sogenannten „Alltags<br />

situationen“ auf Fahrt und Lager sind es, wo ich finde, daß man<br />

Gottes Nähe ganz deutlich erfahren kann. Ich muß darauf vertrau<br />

en, daß er mir zum rechten Zeitpunkt genügend Kraft, Ausdauer,<br />

Verständnis und Weitblick gibt. Mit seiner Anwesenheit zu rechnen<br />

macht mich stark für die Aufgaben, die auf mich zukommen. Das<br />

können Situationen bei den Pfadis sein, genauso aber auch im<br />

Beruf, zu Prüfungszeiten, im Urlaub, in Freundschaften und PartnerB<br />

schaft; einfach überall da, wo wir mitten im Leben stehen. Und es<br />

gibt noch weitere Gelegenheiten, die die Pfadis bieten, um sogeB<br />

nannte „christliche Gemeinschaft“ zu erleben. Allein der einfache<br />

Rahmen, der unsere Lager und Fahrten kennzeichnet, verlangt von<br />

jedem Einzelnen eine ganze Menge: B eigene Ansprüche zurückzuB<br />

stellen?,B den eigenen Schweinehund überwinden, B teilen zu müsB<br />

sen. B sich einzuordnen in ein festes Gefüge, B seine Launen nicht voll<br />

und ganz ausleben zu können, B aktiv mit Hand anlegen, anstelle zu<br />

konsumieren, sein weiches, warmes Bett gegen eine Iso, auf mehr<br />

oder weniger hartem Untergrund, zu tauschen, B auf Dinge und<br />

Gewohnheiten zu verzichten, die ansonsten selbstverständlich sind.<br />

22<br />

Stamm


Stamm<br />

All diese Sachen sind für mich hohe, christliche Ziele, besonders, weil<br />

sie ein Zusammenleben vieler ganz verschiedenartiger Menschen<br />

ermöglichen. Und bei der ganzen Sache gibt es noch etwas<br />

komisches. Obwohl ich so vieles auf Fahrt und Lager entbehren muß,<br />

habe ich das Gefühl der Zufriedenheit, der Geborgenheit und der<br />

erfahrenen Liebe. Man könnte es auch als Glück bezeichnen. Ich<br />

fühle mich B sicherlich nicht zu jedem Zeitpunkt, aber im großen und<br />

ganzen,B glücklich. Und das ist er doch, was uns Gott schenken<br />

möchte, daß wir erfahren, was es heißt , zufrieden und glücklich zu<br />

sein. Um all das überhaupt erfahren zu können, müssen wir eben erst<br />

einmal verschiedene Dinge erlernen. Wie man z. B. eine Kohte<br />

aufbaut, wie man ein Feuer macht, um sich dann eine einfache<br />

Mahlzeit zubereiten zu können.<br />

Wir lernen Lieder, damit wir abende lang zusammen singen können.<br />

Wie wertvoll dieser Liederschatz ist, merkt man oft erst, wenn man<br />

mit einer Nichtpfadigruppe weggeht, die außer „Wenn die bunten<br />

Fahnen wehen...“ und „Nehmt Abschied Brüder ungewiß...“ keine<br />

gemeinsamen Lieder singen können.<br />

Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit ist es ja auch langsam und<br />

schrittweise zu lernen, Verantwortung für etwas zu übernehmen. In<br />

einer Zeit wie der unsrigen, in der sich niemand mehr für etwas<br />

verantwortlich fühlt, ist diese Aufgabe nicht nur ein christliches,<br />

sondern auch ein politisches Ziel, zu der wir unsere uns anvertrauten<br />

Jugendlichen führen. Tja, und so kommt es, daß ich also die<br />

Pfadfinderei, mit allem was dazu gehört, sozusagen mißB oder<br />

gebrauche, um genau die Werte zu vermitteln, die man meiner<br />

Meinung nach nur in einer christlich geprägten PfadfinderB<br />

gemeinschaft so intensiv erleben kann.<br />

Es hat bei mir einige Zeit gedauert, bis mir die Genialität der<br />

Mischung aus christlich B sozialen Zielen und unseren Inhalten der<br />

Pfadfinderei, bewußt geworden sind. Ich bin froh, auf diese Weise<br />

so persönliche und tiefgreifende Glaubenserfahrungen gemacht zu<br />

haben. Daher werde ich auch weiterhin immer wieder Pfadfinderei<br />

als meinen persönlichen Begleiter für’s Leben gebrauchen.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!