WEGZEICHEN Nr. 6 - CPD | Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands
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WEG<br />
ZEICHEN<br />
FührerInnenzeitschrift der<br />
<strong>Christliche</strong>n <strong>Pfadfinderschaft</strong><br />
<strong>Deutschlands</strong><br />
Heft 6, Ausgabe 4/97
2<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion: Christian Solle<br />
Eisenlohrstraße 9<br />
69115 Heidelberg<br />
Tel. 06221 22036<br />
Mitgearbeitet haben an diesem <strong>WEGZEICHEN</strong> vom 14.4.97:<br />
Carola Fehr, Wolfgang.<br />
Layout und graphische Gestaltung: Michael Schultz<br />
<strong>WEGZEICHEN</strong> ist die FührerInnenzeitschrift der <strong>Christliche</strong>n Pfadc<br />
finderschaft <strong>Deutschlands</strong> und erscheint in einer Auflage von 650<br />
Stück. Nachdruck von Artikeln bitte nur in Absprache mit der<br />
Redaktion.<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
VORWORT .........................................................................3<br />
PLÄDOYER FÜR DIE MISSION............................................4<br />
EINE REISE IN DIE VERGANGENHEIT .................................11<br />
EIN KOTHENFEUER BRENNT LEISE UND HELL ................ 18<br />
CP ARBEIT ALS „MITTEL ZUM ZWECK“ ......................... 22
LIEBE PFADFINDERINNEN,<br />
LIEBE PFADFINDER!<br />
'Heiß oder kalt' hast Du wohl schon oft bei Aufnahmen gesungen,<br />
wenn wir im Kreis stehen, und der Bund im Versprechen auf's neue<br />
besiegelt wird.<br />
Nach den Entscheidungen des letzten Bundesthings wurde es vor<br />
zwei Wochen noch einmal richtig heiß. Am 15. Oktober sollte die<br />
Finanzierung des Bundeshofes stehen, und wir fieberten Tag für<br />
Tag, ob wohl das Geld zusammenkommen würde. Und dann hat<br />
es tatsächlich geklapt c Gott sei Dank!<br />
Ob der Bund damit seine erste Feuerprobe bestanden hat?<br />
Morgen am Reformationstag werden wir den Kaufvertrag unterc<br />
zeichnen, und im Frühling wird unser Bundin sein neues Heim<br />
einziehen können.<br />
Ich will allen danken, die bis heute die Begeisterung mitgetragen<br />
haben.<br />
Auf diesen Erfolg kann jeder von uns stolz sein: Wir haben uns für<br />
unsere Idee, für unseren Traum solange eingesetzt, bis Wirklichkeit<br />
daraus wurde. Ein tolles Zeichen in einem Land, in dem so oft<br />
miesepetrige Stimmung verbreitet wird, oder?<br />
In diesem Sinn:Frei das Herz und die Not ist gebannt!<br />
Gut Pfad<br />
Vorwort<br />
3
4<br />
Glaube<br />
PLÄDOYER FÜR DIE<br />
MISSION<br />
von Thorsten Milkowski<br />
Wenn wir an Mission denken, fällt uns zuerst einmal meist nur<br />
Negatives ein. Wir denken an die Zwangstaufen von Karl dem<br />
Großen, der über 1000 Heiden durch das Schwert hinrichten ließ,<br />
weil sie sich einfach nicht zum Gott der Christen bekehren lassen<br />
wollten. Oder aber man nennt uns die Kreuzzüge mit all den vielen<br />
unschuldigen Opfern. Manchmal haben wir auch andere Kontic<br />
nente in unseren Blickfeld, zB. Südamerika, und sehen, daß mit der<br />
Mission leider nicht nur Gutes kam, sondern Zerstörung, wie zB.<br />
man für Südamerika die Zerstörung der Indianerkulturen annehc<br />
men könnte. Zum Schluß der Diskussion fällt uns dann noch ein,<br />
daß Mission eine willkommene Gelegenheit war, wirtschaftliche<br />
Exporträume zu erschließen, so zB. im Zeitalter des Imperialismus.<br />
Aber auch die Zwangszugehörigkeit zu Kirchen innerhalb manchen<br />
Stammeskulturen könnte man genauso gut hier anführen. Und<br />
deshalb wundert es nicht, daß Mission bei uns nicht den besten<br />
Ruf hat.<br />
Aber Zerstörung, Kolonialismus, Verkirchlichung von Völkern,<br />
Landstrichen und Institutionen ist keine Mission! Nein, denn<br />
Mission heißt nicht, Menschen in eine Abhängigkeit der Kirche zu<br />
führen, sondern den einzelnen Menschen nach seinem Verhältnis<br />
zu Gott fragen. Mission heißt, allen Menschen von Gottes Liebe zu<br />
erzählen, da er sie liebt [vgl. Joh 3,16]. Mission heißt auch,<br />
Menschen abzuholen und dazu aufzurufen, die am Kreuz von<br />
Christus angebotene Vergebung ihrer Sünden persönlich in<br />
Anspruch zunehmen. Und so ist Mission für uns Christen nicht das<br />
Zurückziehen auf altbewährte Argumente oder Methoden, sonc<br />
dern wir sind dazu neu aufgefordert, im Blick auf unseren<br />
Nächsten Gottes bedingungsloses Ja jedem Menschen anzubiec<br />
ten. Dies aber geschieht gewiß nicht damit, daß wir immerwieder<br />
auf die Geschichte schauen und Fehler historisierend in den
Glaube<br />
Vordergrund stellen. Sondern Mission geschieht nur dadurch, daß<br />
wir das Entscheidene ins Licht rücken, nämlich die Botschaft Jesu<br />
Christi, die uns in seine Nachfolge und zur Kindschaft Gottes<br />
beruft. So ist Mission die Verkündigung des Evangelium als<br />
Angebot Gottes, das die Menschen annehmen, aber auch bewußt<br />
ablehnen können. Und diese Wahl nennt man Mission! Ganz allein<br />
steht dabei jeder vor Gott, und deshalb hat Mission die Aufgabe,<br />
den Menschen diese freie Wahl zu ermöglichen und zu begleiten.<br />
Schließlich ist Mission nicht nur eine Rationale Sache, denn nur<br />
Gott kann Menschen zu sich führen. Dazu will er aber seine Jünger<br />
benutzen [vgl. dazu Mt 28,16c 20] c also uns, die wir durch Christus<br />
eine lebendige Beziehung zu unserem Gott haben. Und so sind wir<br />
aufgerufen, die Möglichkeiten der Mission immer in Blick auf<br />
unseren Nächsten auszuschöpfen. Und gerade dies macht Missic<br />
on zu einem Geschehen am Puls der Zeit und nicht wie so oft<br />
angenommen: Alt und antiquiert. Mission heißt nämlich immer<br />
neue Wege zu wagen, die noch nie einer zuvor beschritten hatte,<br />
so zB. Mission im Internet oder sogar in unseren Gruppen.<br />
Immer stellt sich für die Jünger in der Nachfolge Christi die Frage,<br />
wie kann ich als Christ meinem Nächsten davon erzählen, was ich<br />
im Glauben an Jesus erfahre und erlebe. Vor allem stellt sich<br />
ebenfalls die Frage, wie ermögliche ich meinem Nächsten, den<br />
Gott, an den ich glaube, anzunehmen, bzw. in seinem Herzen<br />
aufzunehmen. c Denn als Christ weiß ich, das der Glaube an Jesus<br />
Christus der einzige und richtige Weg ist mit unserem Gott in<br />
Ordnung zu kommen. Und deshalb will ich anderen von seiner Liebe<br />
und Hinwendung in Christus zu uns erzählen. c Und richtig, in der<br />
Mission kann eigentlich nur der arbeiten, der selber mit Gott im<br />
Reinen ist, der selber eine lebendige Beziehung zu Jesus hat, weil<br />
Jesus seine Schuld am Kreuz von Golgatha vergeben hat. Und so<br />
ist es sehr wichtig, daß man zu aller erst seine Beziehung zu Gott<br />
geklärt hat. Wenn man dann aber an Christus glaubt, gilt der<br />
„Missionsbefehl“ Mt 28, 16c 20 für uns ganz persönlich, genauso wie<br />
für die damaligen Jünger, da wir wissen, wer eigentlich unser Gott<br />
ist: Unser Vater c der Vater Jesu Christi. Und wir wissen ebenfalls,<br />
5
6<br />
Glaube<br />
wie wir zu ihm kommen können: Durch Vergebung unserer Sünden<br />
in Christus. Und für diese Botschaft lohnt es sich, immer neue<br />
Chancen in unserer Umwelt zu suchen, um möglichst allen<br />
Menschen diese Nachricht weiter zu sagen, eben zu missionieren.<br />
Fragen für die Gruppe zum Thema:<br />
Mission eine vergessene Perspektive<br />
1. Was versteht ihr unter Mission heute?<br />
2. Wie könntet ihr Mission in eurer Gruppe umsetzten?<br />
3. Wie könntet Mission außerhalb eurer Gruppe aussehen, zB. in<br />
eurem Freundeskreis?<br />
4. Welche Entschuldigungen kennt ihr, um sich vor Mission zu<br />
drücken? Welche treffen bei euch zu?<br />
Diskussion um die Mission<br />
Oft begegnet man gerade beim Thema: Mission der Frage, wo die<br />
Toleranz gegenüber anderen Religionen geblieben wäre. Da<br />
existieren Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und noch<br />
viele andere Arten, bzw. Ausprägungen von Religiosität. Warum<br />
sollte man also missionieren? c Mission ist doch unnötig und<br />
intolerant, jeder ist doch irgendwie Gläubig. c Wir haben doch alle<br />
den selben Gott.<br />
Über diese Fragen solltet ihr einmal in euren Gruppen diskutieren.<br />
c Aber dieser Artikel will keine vorgefertigte Antwort präsentieren,<br />
denn die sollt ihr in eurer Gruppe finden. Vielmehr werden hier die<br />
angegebenen Bibelstellen als Vorschlag und Diskussionsgrundlage<br />
verstanden, um eine interessante Diskussion auszulösen:<br />
1. Wie versteht ihr die Stellung der Person Jesus Christus zu<br />
anderen Religionen?<br />
Anregung: Joh 7,16; 8,12; 14,6; Apg 4,12; Röm 1,18c 24; 3,23c 24<br />
2. Wie könnte christliche Mission in Umfeld anderer Religionen<br />
überhaupt aussehen?
Anregung: Apg 16,23c 34; 17,16c 33; 2 Tim 1,7c 8; Phil 1,12c 26<br />
Und hier noch ein Tip: Bedenkt bitte vor dem Gespräch in eurer<br />
Gruppe die Begriffe Toleranz c Intoleranz, bzw. was Toleranz<br />
eigentlich meint, und was jeder darunter versteht: <strong>Christliche</strong><br />
Toleranz kann zB. etwas anderes bedeuten, als der übliche<br />
Sprachgebrauch; denn Christen begegnen jedem Menschen ohne<br />
Ansehen der Person mit Respekt und achten diese, da sie wissen,<br />
jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes und wird von ihm geliebt.<br />
An“ge“dacht: Anregung zu Jona<br />
der erste Missionar in der Bibel<br />
Glaube<br />
Jona erhält den Auftrag, erster Missionar in der Fremde zu werden.<br />
Ninive heißt sein neuer Wirkungsort, die Hauptstadt Assyriens und<br />
Feind Israels. Jona als damals bekannter Prophet hätte eigentlich<br />
gehorchen können, was sicher der richtige Weg gewesen wäre.<br />
Denn schließlich war er von Gott zu dieser Mission berufen worden.<br />
Gott hatte es für angemessen gehalten, Jona zu beauftragen,<br />
Neues, ja sogar Großes zu bewegen. Eine ganze Großstadt sollte<br />
er missionieren. Nun ja, er hätte auch ablehnen und zu hause<br />
sitzen bleiben können. Das wäre Ungehorsam gegen Gott gewesen<br />
und hätte sicher eine Menge Schwierigkeiten nach sich gezogen.<br />
Jona aber wählt eine dritte Möglichkeit: die Flucht vor Gott,<br />
„hinweg vom Angesicht des Herrn“ [Jon 1,3].<br />
Jona wird zum Diener Gottes, der nicht mehr dient. Er verweigert<br />
die Mission. Er läßt andere rudern, die für ihn die Richtung<br />
bestimmen sollen und produziert ein Problem nach dem anderen.<br />
Gott sieht allem geduldig zu und hat den Überblick über das<br />
gesamte Geschehen, doch nur im Schiff scheint keiner den<br />
Durchblick zu haben. Selbst Jona hat Wahrnehmungsstörungen<br />
und erkennt erst auf dem Tiefpunkt der Reise seinen Fehler. Dann<br />
aber nimmt er die dramatischen Folgen auf sich, übergibt sich ganz<br />
in die gerechten Hände Gottes. Im Grunde erlebt er die Geschichte<br />
vom Tod zur Auferstehung einmal komplett durch. So ist Jona<br />
7
wieder im Dienst des Herrn unterwegs. Und das außerordentliche<br />
dabei ist, daß die Evangelisation eines so verkorksten Missionars<br />
riesige Früchte trägt. c Solche Früchte die Jona selber nicht<br />
begreift, aber eine ganze Stadt vor ihrem Untergang bewahrt.<br />
Jona ist kein Missionar aus dem Bilderbuch, sondern ein Mensch,<br />
der unsere Ängste, Fehler und Macken zu kennen scheint. c Und<br />
so lohnt es sich, dieses Lebensbild in Andachten genauer unter die<br />
Lupe zu nehmen, um sich selber zu fragen: Bin ich offen für Neues,<br />
stehe ich Gott immer noch zur freien Verfügung, und will, soll oder<br />
kann ich sogar Gott mit meinem ganzen Leben dienen? c Was dabei<br />
heraus kommt, kann man bei Jona nachlesen.<br />
8<br />
Glaube<br />
mögliche Textverse und ihre Aussagen/Themen Andachtstext<br />
1. Jon 1,2: Gottes Auftrag Jon 1, 1 17<br />
2. Jon 1,3: Flucht und Angst vor Gott<br />
3. Jon 1,5: Götzendienst<br />
4. Jon 1,6: Gebet zu Gott Ps 107,28<br />
5. Jon 1,7: Sünden aufdecken<br />
6. Jon 1,9: Was heißt Gott fürchten? Jon 1,8 16<br />
7. Jon 1,9.11: Gott als der Schöpfer<br />
der Naturgewalt Wind<br />
8. Jon 1,14.15: Gottes Macht und Strafe<br />
1. Jon 2,1.7: Fürsorge Gottes und Bewahrung Jon 2,1 11<br />
2. Jon 2,2.8: Gebet! Gebetserhörung?<br />
3. Jon 2,3 7: Ps 88,7 Gebet in Todesnähe/<br />
4.<br />
Extremer Verlassenheit<br />
Jon 2,9: Gnade Gottes als Rettung<br />
( Sünde von Jona: wegrennen vor Gott)<br />
[Jesus starb für unsere Sünden,<br />
das ist Gnade Gottes]<br />
5. Jon 2,11: Befreiung aus der Not durch Gott<br />
[Gott hat uns durch Jesus von der Sünde befreit, Gal 5,1]
Glaube<br />
6. Jon 3,2.4: Auftrag zur Verkündigung<br />
der Botschaft Gottes<br />
Wie sage ich diese Botschaft weiter?<br />
[lese Missionsbefehl Mt 28,18ff.]<br />
Jon 3,1 10<br />
7. Jon 3,3: Gehorsam gegenüber Gott<br />
8. Jon 3,5 8: Reue von seinen Sünden<br />
9. Jon 3,9 10: Gottes Urteil über die Menschen<br />
Gottes Reue und Gnade gegenüber den Menschen<br />
1. Jon 4,1: Menschlicher Zorn gegen Gott Jon 4,1 4<br />
2. Jon 4,2: Ich wußte, daß du gnädig, barmherzig,<br />
langmütig und von großer güte bist<br />
Charakter Gottes<br />
3. Jon 4,3: Verzweiflung oder dummes Gebet?<br />
4. Jon 4,4: Gottes Tadel<br />
5. Jon 4,5: Warten auf ein Zeichen Gottes Jon 4,5 11<br />
6. Jon 4,6: Fürsorge, Schutz und Sorgfalt Gottes<br />
für den Menschen, menschliche Freude<br />
über Gottes Taten<br />
7. Jon 4,7.8: Umstände, die das Vertrauen zu Gott prüfen<br />
8. Jon 4,9.10: Gottes gnädige Nachsicht mit Sündern<br />
Fragen für die Sippenstunde:<br />
Was ist eigentlich Mission [Mt 28,16ff]<br />
1. Was versteht ihr unter dem Begriff Missionsbefehl und wie<br />
würdet ihr ihn in eurem Leben umsetzen?<br />
2. Was versteht Ihr unter Mt 28,18 („alle Gewalt“)?<br />
2.1 Lest dazu Ps 33: Was für eine Konsequenz hat der Psalm für<br />
den Missionsbefehl?<br />
2.2 Worin besteht die Macht Jesu (vgl. dazu evt. Mt 9,1c 8)?<br />
3. Welche missionarischen Aufgaben haben christliche Pfadfinder<br />
Eurer Meinung nach laut dem Missionsbefehl?<br />
9
10<br />
Glaube<br />
3.1 2 Kor 5,11c 20 c welcher Aufgabe im Missionsbefehl entspricht<br />
diese Aussage?<br />
3.2 Röm 6,1c 23 c welche Auswirkung hat die Taufe auf uns<br />
Christen?<br />
3.3 Verschafft euch einen Kurzüberblick über die Bergpredigt<br />
Mt 5c 7. c Wie bringen wir diese Lehre Jesu unserem<br />
Nächsten näher? Wie leben wir in unseren Gruppen?<br />
4. Welche Auswirkung hat das Gebet auf die Arbeit eines<br />
Missionars?<br />
4.1 Welche Auswirkung hat Mt 9,36c 38 auf die Mission?<br />
4.1 Warum sollte für die Mission, bzw. für einen Missionar<br />
gebetet werden?<br />
[Lest dazu: 1 Tim 2,1c 6]<br />
4.2 Könntet ihr euch regelmäßiges Beten für einen bestimmten<br />
Missionar oder eine Völkergruppe vorstellen, lest zum<br />
Thema: Gebtshaltung evt. Kol 1,9.10; 2,28c 29? c V i e l c<br />
leicht bildet ihr einen Missionsgebetskreis. Anregungen<br />
könnt ihr dazu bei eurem Pastor bekommen, bzw. jec<br />
dem Missionswerk in eurer Nähe.<br />
5. Wie könntet ihr einen Missionar ganz praktisch unterstützen?<br />
c Infos sollte Euer Pastor haben.
EINE REISE<br />
IN DIE VERGANGENHEIT<br />
Von Carola Fehr<br />
Meute<br />
Wie oft kommt die Frage : Was mach´ ich bloß in den nächsten<br />
Meutenstunden ? Es wär´ so schön mal etwas ausgefallenes mit den<br />
Wölflingen zu machen !<br />
Hier ist ein Vorschlag über 5 Meutenstunden, der beliebig<br />
verändert und ausgeweitet werden kann.<br />
Eine Reise in die Vergangenheit<br />
Was ist der Sinn der Themenreihe und die Gedanken dahinter ?<br />
· den Wölflingen sollen die Wörter Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft verdeutlicht werden<br />
· die Wölflinge sollen versuchen Geschehnisse aus ihrem Gec<br />
dächtnis zu rekonstruieren ( was war in der letzten Meutenc<br />
stunde, beim letzten Geburtstag, bei der Einschulung etc. )und<br />
dabei erkennen, wie schwierig es ist, sich genau zu erinnern<br />
· daran sieht man, daß es wichtig ist, Dinge aufzuschreiben z. B.<br />
in einem Tagebuch oder Poesiealbum; in diesem Zusammenc<br />
hang kann man anregen, eine Meutenchronik zu erstellen<br />
· deshalb gibt es viele Geschichtsschreiber, die sich mit der<br />
Geschichte der eigenen Familie, eines Volkes, der Erde etc.<br />
beschäftigen. Auch die Bibel ist ein Buch, in dem Geschichten<br />
aufgeschrieben sind, die so wichtig waren , daß man sich an sie<br />
erinnern soll<br />
· es ist aber auch wichtig den Wölflingen zu erklären, daß es<br />
früher viele Dinge nicht gab z.B. Kühlschrank, Autos, Fernseher,<br />
Game Boy, aber trotzdem das Leben schön war und man sich<br />
anders geholfen hat<br />
· wichtig ist es, den Kindern zu erklären, daß man nicht in der<br />
Vergangenheit leben soll, aber sie kennen sollte um bewußt die<br />
Gegenwart zu erleben<br />
11
12<br />
Meute<br />
1. Meutenstunde<br />
Einleitung : Den Wölflingen wird das Thema der nächsten Meutenc<br />
stunden erklärt und es wird auf besondere Aktionen hingewiesen.<br />
So sind sie neugierig gemacht und wollen nichts verpassen.<br />
Spiel: Flaschendrehen<br />
Akela sitzt mit den Wölflingen im Kreis. In der Mitte liegt eine<br />
Flasche, die gedreht wird. Auf den die Flasche zeigt muß Akelas<br />
Frage möglichst genau beantworten. Die Fragen gehen immer<br />
weiter in die Vergangenheit zurück. Jeder Wölfling ist nur 1x dran,<br />
die Frage kann aber mehrmals gestellt werden, wenn viele<br />
Wölflinge da sind.<br />
1. Was war in der letzten Meutenstunde ?<br />
2. Was hast Du zu Weihnachten bekommen ?<br />
3. Wie hast Du Deinen letzten Geburtstag gefeiert ?<br />
4. Was passierte in Deiner 1. Meutenstunde ?<br />
5. Wie war Deine Einschulung ?<br />
6. Erzähle aus dem Kindergarten.<br />
7. Was ist Deine älteste Erinnerung ?<br />
etc.<br />
Aktion: Zeitstreifen<br />
Auf einen langen Streifen Papier trägt man ziemlich am rechten<br />
Ende das aktuelle Datum ein und dann im entsprechenden Abstand<br />
nach links die Geburtsdaten der Wölflinge, Meutenhelfer , Meutenc<br />
führer und Akelas. Auf einer Deutschlandkarte kann man noch<br />
zusätzlich die Geburtsorte markieren.<br />
Aufgabe für Zuhause: Die Wölflinge sollen zum nächsten Mal den<br />
Namen, das Geburtsdatum und den Geburtsort des ältesten noch<br />
lebenden Familienmitglieds mitbringen.
Meute<br />
2. Meutenstunde<br />
Spiel: Früher gab es wenig Spielgeräte um so spielten die Kinder<br />
z. B. FIGURENWERFEN<br />
Alle standen nebeneinander auf dem Bordstein. Einer zog die<br />
anderen nacheinander runter und dabei müssen sie die verrückc<br />
testen und schönsten Figuren und Grimassen machen. Das Kind mit<br />
der schönsten Grimasse hat gewonnen und darf nun die anderen<br />
runterziehen.<br />
Aktion: Die mitgebrachten Namen und Daten werden in den<br />
Zeitstreifen eingetragen und die Orte auf der Karte markiert. So<br />
füllt sich langsam der Zeitstreifen<br />
Aktion: Es wird etwas von früher hergestellt z. B. Kerzen ziehen,<br />
Körbe flechten, Töpfern etc.<br />
3. Meutenstunde<br />
Aktion: Eine alte Person wird zum Interview eingeladen, z. B. die<br />
eigene Großmutter, ein Großelternteil eines Wölflings, der alte<br />
Pastor, ein Mitglied des Altenkreises der Gemeinde o.a.<br />
Das Geburtsdatum und der Name werden auf dem Zeitstreifen<br />
eingetragen und der Geburtsort auf der Karte markiert. Nach<br />
einer kurzen Vorstellung sollen die Wölf linge fragen über die<br />
Kindheit der Person stellen. Vielleicht bringt die Person auch<br />
Erinnerungsstücke, Fotos oder auch ein Spiel oder Lied aus der<br />
Kinderzeit mit.<br />
Hier ist als Beispiel ein kurzes Interview mit meiner Großmutter<br />
Charlotte.<br />
13
14<br />
Meute<br />
F: Erzähl' doch mal als Einleitung wann und wo Du<br />
geboren bist.<br />
A: Ich bin am 02.09.1916 in Helmstedt geboren. Ich war<br />
die Älteste und hatte noch 4 jüngere Brüder. Wir<br />
lebten bei meinem Großvater mit im Haus, der<br />
eine kleine Gärtnerei mit Laden hatte. Zu der<br />
Gärtnerei gehörten noch einige Gärtnerjungen.<br />
F: Wie sah es denn bei Euch zu hause so aus?<br />
A: Da es ein altes Haus war hatten wir einen tiefen<br />
kühlen Keller, in dem wir die Lebensmittel aufbec<br />
wahrten. Kühlschränke gab es damals noch nicht. Viele der<br />
Lebensmittel war eingekocht oder gepökelt, um sie haltbar zu<br />
machen. Die Butter war in einer Schale, die wiederum in einer<br />
Schale mit Wasser stand. Das Wasser verdunstete und so hielt<br />
sich die Butter kalt.<br />
Elektrischen Strom hatten wir auch noch nicht und so wurden<br />
mit Kerzen oder Petroleumleuchten die Räume erhellt. Man<br />
ging aber sehr sparsam damit um. 1928 bekamen wir dann<br />
elektrisches Licht.<br />
F: Wie habt Ihr denn die Abende verbracht? Fernsehen oder<br />
Musik hören konntet Ihr ja nicht.<br />
A: Wenn es dunkel wurde, wurde die Gärtnerei geschlosc<br />
sen und wir gingen in die Stube, das war übrigens<br />
der einzige Raum außer der Küche, der beheizt<br />
war. Mutter hat dann manchmal Bratäpfel gec<br />
macht, die mit Zimt und Zucker gefüllt waren und<br />
sie in die Bratröhre des großen Ofens gesteckt.<br />
Wenn es dann fast ganz dunkel war nahm<br />
Großvater einen Fidibus und zündete die Lampen<br />
und seine Pfeife an. Ihr wißt sicherlich nicht, was<br />
ein Fidibus ist, oder ? Also, das ist ein langer<br />
dünner Holzspan, den man an der Glut entc<br />
zünden konnte. Streichhölzer waren teuer<br />
und so wurden sie nur selten benutzt. Eine hohe<br />
Schachtel mit Fidibussen stand immer hinter dem Ofen.
Meute<br />
F: Wenn nur Küche und Stube beheizt wurden, dann waren die<br />
anderen Räume doch bitterkalt?<br />
A: Im Sommer ist es ja nicht schlimm, aber im Winter war morgens<br />
oft das Wasser in der Waschschüssel gefroren und wir sind<br />
immer mit Wärmflaschen oder heißen Steinen und natürlich<br />
Mütze ins Bett gegangen.<br />
F: Wenn Du von einer Waschschüssel sprichst, dann hattet Ihr<br />
auch kein fließend Wasser?<br />
A: Nein, im Hof hatten wir einen Brunnen, aber da gab es nur kaltes<br />
Wasser . In der Küche hatten wir aber im Herd, der mit Holz<br />
beheizt wurde, einen Einlaß an der Seite, den Wasserschaft, und<br />
da war den ganzen Tag über heißes Wasser drin. Es wurde<br />
sozusagen miterwärmt, wenn der Herd an war und das war er<br />
fast den ganzen Tag.<br />
F: Was war denn, wenn eins von Euch Kindern Geburtstag hatte?<br />
A.: Geschenke gab es keine, das war nicht üblich und niemand<br />
hatte das Geld dafür übrig. Aber wir durften uns immer etwas<br />
zu essen wüschen. Ich hab´ mir dann immer eingelegten Hering<br />
gewünscht. Meine Brüder oft Kuchen oder Quarkspeise. Und<br />
am Abend gab es dann für alle Brot mit einer Scheibe Edamer<br />
drauf, den mit der roten Wachsrinde und Kakao dazu.<br />
F: Was habt' Ihr sonst so gegessen?<br />
A: Es gab häufig Eintöpfe, die aus viel Gemüse bestanden, das<br />
hatten wir ja im Garten. Und Abends wurde der Eintopf dann<br />
noch einmal aufgewärmt. Fleisch gab es nur sehr selten.<br />
F: Helmstedt ist ja eine Kleinstadt, gab es denn viele Geschäfte in<br />
denen man Schuhe und Kleidung kaufen konnte?<br />
A: Es gab Geschäfte, aber<br />
neue Kleidung konnc<br />
ten sich nur die wec<br />
nigsten leisten. Einmal<br />
im Jahr kam eine Hausc<br />
schneiderin, die die vorc<br />
handene Kleidung<br />
umnähte oder ein<br />
15
16<br />
Meute<br />
Stück hinzufügte. Sie bekam dafür 2 c 3 Mark am Tag und freies<br />
Essen. Schuhe war ein größeres Problem, da kosteten die guten<br />
6,50 Mark und die besten von Salamander 15 Mark. So haben<br />
wir oft zu kleine oder zu große Schuhe getragen.<br />
F: Wie war das denn mit der Schule?<br />
A: Bei mir war das etwas besonderes, da mein<br />
Vater früh gestorben war, bekam ich eine<br />
Halbwaisenrente und meine Mutter hat sich<br />
dafür eingesetzt, daß das Geld für meine<br />
Schulbildung verwendet wurde, so ging ich<br />
nicht zur Volksschule, sondern auf eine Privatc<br />
schule. Da kostete das Schulgeld schon damals<br />
35 Mark im Monat. Die Schule lag am Wald und<br />
ich hatte einen Schulweg von 45 Minuten. Es<br />
führte ein schmaler Feldweg zur Schule und im<br />
Winter war der manchmal so verschneit, daß man<br />
gar nicht durchkam. Wenn man aber durchgefroc<br />
ren ankam, so bekam man immer ein Brot und ein<br />
warmes Getränk. An der Schule habe ich dann<br />
auch meinen Realschulabschluß gemacht.<br />
Vielen Dank, Oma<br />
4. Meutenstunde<br />
Nachdem nun eine Person ihre Geschichte erzählt hat,<br />
soll sich nun mit der Vergangenheit der eigenen Stadt /<br />
Dorf beschäftigt werden. Dazu kann man mit<br />
den Wölflingen in ein Heimatkundemuseum<br />
o.ä. gehen oder man macht eine Dorfc<br />
führung mit dem Bürgermeister, Pastor<br />
o.a.<br />
Im Museum kann man entweder eine vom<br />
Museum ausgearbeitete Rallye machen oder man<br />
überlegt sich vorher was eigenes.<br />
Anschließend trägt man dann alle wichtigen Ereignisse und Daten<br />
auf dem Zeitstreifen ein.
Meute<br />
5. Meutenstunde<br />
Als Abschluß der Reihe kann man mit den Wölflingen nach einem<br />
alten Rezept etwas backen oder kochen.<br />
z. B. Caramelbonbos: Man nimmt einen Löffel Fett und läßt ihn in<br />
einer Pfanne schmelzen, dann gibt man Zucker dazu und wartet bis<br />
er gebräunt ist und dann noch einen Schuß Milch oder Sahne. Auf<br />
dem Tisch ist ein Pergamentpapier ausgebreitet und die Masse<br />
gießt man schnell aus der Pfanne und schneidet sie sofort auf dem<br />
Papier. Wenn man zu lange wartet, bekommt man die Masse aber<br />
nicht mehr aus der Pfanne ! Guten Appetit !<br />
Diese Meutenstunden sind nur ein Vorschlag und es sind der<br />
eigenen Phantasie keine grenzen gesetzt. Es ist aber wahnsinnig<br />
interessant die eigenen Großeltern zu interviewen.<br />
Im Anschluß an diese Reihe kann man zum Thema Mittelalter<br />
übergehen, so steigt man nach weiter in die Vergangenheit ein<br />
und bereitet gleichzeitig das Bundesmeutenlager 1998 vor.<br />
17
EIN KOTHENFEUER<br />
BRENNT LEISE UND HELL<br />
18<br />
Sippe<br />
von Wolfgang<br />
Möglicherweise kommt Euch die folgende Situation bekannt vor:<br />
nach einem langen, anstrengenden verregneten Fahrtentag baut<br />
Ihr Eure Kothe auf und freut Euch auf ein flackerndes Feuer in<br />
Eurem Zelt, mit summendem Pott darüber, das mollige Wärme<br />
verbreitet. Klamme Finger kramen ein Streichholz aus der durchc<br />
weichten Schachtel, versprechen endlich einen geruhsamen Abend,<br />
und dann das:<br />
die ersten stürzen hustend zum Ausgang, die anderen senken<br />
langsam die Köpfe immer tiefer, liegen schließlich am Boden und<br />
stecken die Nase schwer atmend unter der Plane durch. Die letzten<br />
harren mit tränenden Augen und brennender Lunge in der<br />
Räucherkammer aus und überlegen ob das so bündisch, immer so<br />
oder nur saublöd ist. Ein ganz toller Abend...<br />
Aber es geht: wenn man nicht gerade im tiefsten Tiefdruckgebiet<br />
sitzt und nicht nur durchweichtes oder gefrorenes Holz zur<br />
Verfügung hat, ist ein Feuer in der Kothe an Gemütlichkeit nicht<br />
zu übertreffen. Draußen kann es winden, schneien oder einfach nur<br />
ungemütlich kalt sein, die heiß lodernden Flammen im Zelt<br />
verbreiten ein Gefühl von zufriedener Geborgenheit und schaffen<br />
mit den tanzenden Schatten auf den Kothenplanen die Atmoc<br />
sphäre, die das überzeugendste Argument zum Gebrauch der<br />
Kothe als Fahrtenzelt ist.<br />
Aber der Rauch... Wirklich willkommen war er uns nur einmal in<br />
Ungarn an der Donau umschwirrt von einer dichten Wolke<br />
tausender Mücken, ansonsten ist Rauch ist immer ein Zeichen<br />
ungenügender oder schlechter Verbrennung. Ein rauchendes<br />
Feuer braucht mehr Luft; und zwar von unten.
Sippe<br />
Die Vorbereitung<br />
Als erstes braucht man natürlich eine Feuergrube, die etwa die<br />
Größe des Rauchlochs haben sollte, so daß alle noch bequem, an<br />
die Affen und Rucksäcke gelehnt, darum sitzen können. Wenn man<br />
auf einem Boden zeltet, in dem man schlecht graben kann, legt<br />
man die Feuergrube mit etwa faustgroßen Steinen aus, und macht<br />
auf diesem lockeren Untergrund Feuer. Ansonsten wird ein Kanal<br />
in Windrichtung nach draußen gegraben, der zweckmäßigerweise<br />
mit Holzprügeln, Steinplatten o. ä. abgedeckt wird. Wer dummerc<br />
weise zu viele Planen eingepackt hat, baut im Freien einen Hund<br />
als Windfang darüber. Im Winter tut ein Schneetrichter auch<br />
seinen Dienst. Man kann dann noch die Feuergrube mit einem<br />
Gitter aus grünen Ästen oder Metall abdecken, und darauf Feuer<br />
machen. Da aber das Abschlagen von Ästen dem betroffenen Baum<br />
unwahrscheinlich viel Spaß macht und ein Metallgitter nicht<br />
unbedingt Bestandteil der normalen Fahrtenausrüstung ist, kann<br />
man beides ohne weiteres lassen.<br />
Das Feuer<br />
Wichtig ist es möglichst rasch ein hell brennendes Feuer zu<br />
erhalten, da die entstehende Hitze den Rauch nach oben reißt, und<br />
so sehr bald für klare Sicht sorgt. Deshalb benutzt man zunächst<br />
mit schnell verbrennenden Hölzern wie Fichte, Kiefer oder Esche,<br />
steigt dann aber mit Rücksicht auf Planen und Schnüre auf<br />
weniger rußende und funkende Holzarten ( Buche, Eiche, etc. ) um.<br />
Die Scheite sollten nicht zu dick sein, da armdicke Prügel langsam<br />
verbrennen und dann rauchende Stümpfe bilden. Diese müssen<br />
immer in die Flammen geschoben werden, damit der Rauch<br />
verbrennt. Vereinzelt sind sie als Glutbildner und Stütze aber<br />
durchaus sinnvoll. Wenn das Feuer wieder angefacht werden muß,<br />
dann mit Bedacht, da man sonst eine ordentliche Portion Rauch<br />
im Zelt verteilt. Das Holz sollte nur etwa halb so lang wie die<br />
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Feuergrube und nicht mehr als stark daumendick sein. Wenn es naß<br />
ist, dann schält man die Rinde herunter und trocknet ständig eine<br />
Handvoll Holzscheite am Rand der Grube, ohne das Feuer mit einer<br />
Holzwand zuzubauen.<br />
Den Kotheneingang sollte man geschlossen lassen, da der eindrinc<br />
gende Luftzug die Flammen wegdrückt und der dem Eingang<br />
gegenüber Sitzende langsam aber beständig geräuchert wird und<br />
dann irgendwann ein zweites Stelldichein mit seinem Abendessen<br />
hat.<br />
Der Pott hängt natürlich am Kothenkreuz. Damit sich der Topf<br />
ohne ihn wegzubinden absetzen läßt, ist ein Spannknoten mit<br />
relativ langen Schlaufen ganz zweckmäßig. Man kann z. B. auch<br />
einfach eine Schnur über das Kothenkreuz führen und seitlich<br />
festmachen o.ä.<br />
Wenn es windet oder regnet muß die Abdeckplane so befestigt<br />
werden, daß sie die Windkante nach Möglichkeit abdichtet und<br />
der über das Zelt streifende Wind den Rauch nach der Funktionsc<br />
weise einer Wasserstrahlpumpe aus dem überlappenden Spalt<br />
und damit aus dem Zelt zieht. Hierzu wird dieser mit einem<br />
eingeklemmten Stöckchen offengehalten.<br />
Draußen weht der Wind...<br />
Bei schönem Wetter, muß man natürlich keinen solchen Aufwand<br />
betreiben. Wenn es einfach nur kalt ist, kann man es ohne<br />
Probleme bei einer ganz normalen Feuergrube belassen, aber die<br />
vom glühenden Feuerschein erhellte Kothe bewahrt, erfüllt vom<br />
leisen Gitarrenspiel oder Gesang, das Geheimnis und die Sehnc<br />
sucht, die uns bei jedem Wetter hinaus und auf Fahrt treibt. Jede<br />
Sippe, die von so einem Moment des Stillstandes, fernab aller<br />
Hektik und Verpflichtungen berührt worden ist, wird auf ihre<br />
Gemeinschaft etwas stolzer sein können.<br />
20<br />
Sippe
Schwarze Kuppeln<br />
Schwarze Kuppeln, die in weißer Ebene stehen,<br />
Im Innern ist Ruhe, Geborgenheit,<br />
Im Innern ist Zuflucht und Schutz.<br />
Draußen pfeift der Wind,<br />
Jagt Schneeflocken über das Eis,<br />
Heult mit den Wölfen Duett.<br />
Drinnen herrscht Ruhe, Geborgenheit,<br />
Dunkle Gestalten im Feuerkreis<br />
Sitzen da wie gebannt.<br />
Während einer von gestern und morgen erzählt,<br />
Vergißt man gerne die eisige Welt.<br />
Das Feuer geht aus, man legt sich zur Ruh,<br />
Vergißt alle Mühen und Plagen,<br />
Denkt an morgen, den nächsten Tag,<br />
An dem wir es wieder wagen.<br />
Don<br />
Sippe<br />
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CHRISTLICHE PFADFINDERARBEIT<br />
ALS „MITTEL ZUM ZWECK“<br />
Mit dieser Meinung bin ich schon so oft angestoßen, daß es mir<br />
einmal am Herzen liegt, ein paar Worte darüber zu verlieren.<br />
Ich bin in einem christlichen Haus aufgewachsen und ich habe viele<br />
biblische Geschichten und Traditionen quasi mit der Muttermilch<br />
aufgenommen. Während ich mich im Laufe der Jahre immer mehr<br />
von meinem Kinderglauben zu meinem eigenen Glauben entwickel<br />
te, habe ich festgestellt, wie stark prägend die Pfadfinder<br />
gemeinschaft für meine Glaubensform war. Ich würde sagen, daß ich<br />
ein gläubiger, aber kein frommer Mensch bin. Durch die Aktionen<br />
und Unternehmungen bei den Pfadis habe ich grundlegende<br />
Erfahrungen gemacht, was Glauben für mich heißt; z. B. ein Lager zu<br />
leiten oder mit einer Sippe auf Fahrt zu gehen übersteigt im Ganzen<br />
zunächst meine Verantwortung.<br />
Es gibt dabei so viele Situationen, mit denen man nicht rechnet, die<br />
man nicht planen kann. Und genau diese sogenannten „Alltags<br />
situationen“ auf Fahrt und Lager sind es, wo ich finde, daß man<br />
Gottes Nähe ganz deutlich erfahren kann. Ich muß darauf vertrau<br />
en, daß er mir zum rechten Zeitpunkt genügend Kraft, Ausdauer,<br />
Verständnis und Weitblick gibt. Mit seiner Anwesenheit zu rechnen<br />
macht mich stark für die Aufgaben, die auf mich zukommen. Das<br />
können Situationen bei den Pfadis sein, genauso aber auch im<br />
Beruf, zu Prüfungszeiten, im Urlaub, in Freundschaften und PartnerB<br />
schaft; einfach überall da, wo wir mitten im Leben stehen. Und es<br />
gibt noch weitere Gelegenheiten, die die Pfadis bieten, um sogeB<br />
nannte „christliche Gemeinschaft“ zu erleben. Allein der einfache<br />
Rahmen, der unsere Lager und Fahrten kennzeichnet, verlangt von<br />
jedem Einzelnen eine ganze Menge: B eigene Ansprüche zurückzuB<br />
stellen?,B den eigenen Schweinehund überwinden, B teilen zu müsB<br />
sen. B sich einzuordnen in ein festes Gefüge, B seine Launen nicht voll<br />
und ganz ausleben zu können, B aktiv mit Hand anlegen, anstelle zu<br />
konsumieren, sein weiches, warmes Bett gegen eine Iso, auf mehr<br />
oder weniger hartem Untergrund, zu tauschen, B auf Dinge und<br />
Gewohnheiten zu verzichten, die ansonsten selbstverständlich sind.<br />
22<br />
Stamm
Stamm<br />
All diese Sachen sind für mich hohe, christliche Ziele, besonders, weil<br />
sie ein Zusammenleben vieler ganz verschiedenartiger Menschen<br />
ermöglichen. Und bei der ganzen Sache gibt es noch etwas<br />
komisches. Obwohl ich so vieles auf Fahrt und Lager entbehren muß,<br />
habe ich das Gefühl der Zufriedenheit, der Geborgenheit und der<br />
erfahrenen Liebe. Man könnte es auch als Glück bezeichnen. Ich<br />
fühle mich B sicherlich nicht zu jedem Zeitpunkt, aber im großen und<br />
ganzen,B glücklich. Und das ist er doch, was uns Gott schenken<br />
möchte, daß wir erfahren, was es heißt , zufrieden und glücklich zu<br />
sein. Um all das überhaupt erfahren zu können, müssen wir eben erst<br />
einmal verschiedene Dinge erlernen. Wie man z. B. eine Kohte<br />
aufbaut, wie man ein Feuer macht, um sich dann eine einfache<br />
Mahlzeit zubereiten zu können.<br />
Wir lernen Lieder, damit wir abende lang zusammen singen können.<br />
Wie wertvoll dieser Liederschatz ist, merkt man oft erst, wenn man<br />
mit einer Nichtpfadigruppe weggeht, die außer „Wenn die bunten<br />
Fahnen wehen...“ und „Nehmt Abschied Brüder ungewiß...“ keine<br />
gemeinsamen Lieder singen können.<br />
Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit ist es ja auch langsam und<br />
schrittweise zu lernen, Verantwortung für etwas zu übernehmen. In<br />
einer Zeit wie der unsrigen, in der sich niemand mehr für etwas<br />
verantwortlich fühlt, ist diese Aufgabe nicht nur ein christliches,<br />
sondern auch ein politisches Ziel, zu der wir unsere uns anvertrauten<br />
Jugendlichen führen. Tja, und so kommt es, daß ich also die<br />
Pfadfinderei, mit allem was dazu gehört, sozusagen mißB oder<br />
gebrauche, um genau die Werte zu vermitteln, die man meiner<br />
Meinung nach nur in einer christlich geprägten PfadfinderB<br />
gemeinschaft so intensiv erleben kann.<br />
Es hat bei mir einige Zeit gedauert, bis mir die Genialität der<br />
Mischung aus christlich B sozialen Zielen und unseren Inhalten der<br />
Pfadfinderei, bewußt geworden sind. Ich bin froh, auf diese Weise<br />
so persönliche und tiefgreifende Glaubenserfahrungen gemacht zu<br />
haben. Daher werde ich auch weiterhin immer wieder Pfadfinderei<br />
als meinen persönlichen Begleiter für’s Leben gebrauchen.<br />
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