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Fermentation von Rapsextraktionsschrot in der Fütterung von ...

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Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg<br />

- Schwe<strong>in</strong>ehaltung, Schwe<strong>in</strong>ezucht -<br />

(Landesanstalt für Schwe<strong>in</strong>ezucht - LSZ)<br />

November 13<br />

<strong>Fermentation</strong> <strong>von</strong> <strong>Rapsextraktionsschrot</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Fütterung</strong> <strong>von</strong> Mastschwe<strong>in</strong>en<br />

Dr. Bernhard Zacharias, LSZ Boxberg<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des zunehmenden Nahrungsbedarfs e<strong>in</strong>er wachsenden Weltbevölkerung, ist es Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Tierernährung, Futterquellen zu erschließen, die nicht <strong>in</strong> unmittelbarer Konkurrenz zu Lebensmitteln stehen.<br />

Dem Spektrum <strong>der</strong> hierfür geeigneten Futtermittel stehen allerd<strong>in</strong>gs häufig toxische o<strong>der</strong> ant<strong>in</strong>utritive Inhaltsstoffe<br />

sowie hohe Gehalte an Lignocellulose entgegen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> Raps. Während frühe Rapssorten noch hohe Konzentrationen an Erucasäure und<br />

Glucos<strong>in</strong>olaten enthielten, wurde durch den Zuchtfortschritt im Pflanzenbau die Menge dieser Inhaltsstoffe mit<br />

negativer Wirkung drastisch verr<strong>in</strong>gert. Im Rahmen <strong>der</strong> Ölgew<strong>in</strong>nung wird aus diesem 00-Raps <strong>Rapsextraktionsschrot</strong><br />

gewonnen, das sich <strong>in</strong>zwischen neben dem Sojaschrot zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> weltweit bedeutendsten Eiweißfutter<br />

etabliert hat. Neben den zwar stark reduzierten, aber nicht vollständig elim<strong>in</strong>ierten Glucos<strong>in</strong>olatgehalten<br />

im <strong>Rapsextraktionsschrot</strong> bleiben hohe Fasergehalte und e<strong>in</strong> Am<strong>in</strong>osäuremuster, das im Vergleich zu Sojaschrot<br />

als Referenzfuttermittel die Anfor<strong>der</strong>ungen nicht vollständig erfüllen kann. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Gehalt an<br />

Lys<strong>in</strong> erreicht den Wert <strong>von</strong> Sojaschrot nicht.<br />

Neben den Bemühungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanzenzüchtung wurden zahlreiche Versuche unternommen, die Qualität <strong>von</strong><br />

<strong>Rapsextraktionsschrot</strong> zu verbessern. Dies s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie physikalische Maßnahmen wie Hitzebehandlung<br />

o<strong>der</strong> Lösungsmittelextraktion, die <strong>in</strong> zahlreichen Modifikationen vorliegen. Allerd<strong>in</strong>gs haben all diese Verfahren<br />

auch deutliche Nachteile, die neben e<strong>in</strong>er Prote<strong>in</strong>schädigung e<strong>in</strong>e unzureichende Reduktion negativer Inhaltsstoffe<br />

be<strong>in</strong>haltet. Oftmals s<strong>in</strong>d sie auch aus ökonomischer Sicht unwirtschaftlich.<br />

Als Alternative bietet sich die <strong>Fermentation</strong> an.<br />

In <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>efütterung gibt es hierfür zwei Möglichkeiten: Die <strong>Fermentation</strong> wird vom landwirtschaftlichen<br />

Betrieb selbst durchgeführt o<strong>der</strong> es werden fertig fermentierte E<strong>in</strong>zelfutter o<strong>der</strong> Futtermischungen mit fermentierten<br />

Komponenten zugekauft.<br />

Führt <strong>der</strong> landwirtschaftliche Betrieb die <strong>Fermentation</strong> selbst durch, bietet sich aus verfahrenstechnischen<br />

Gründen die Flüssigfütterung an. Dieser zunächst e<strong>in</strong>fache Ansatz ist jedoch mit e<strong>in</strong>em hohen technischen<br />

Aufwand verbunden, da nur e<strong>in</strong>e kontrollierte <strong>Fermentation</strong> erfolgsversprechend ist. Hierzu genügt es nicht, im<br />

Anmischbehälter e<strong>in</strong>er Flüssigfütterung das Substrat e<strong>in</strong>er unkontrollierten <strong>Fermentation</strong> durch zum Teil unerwünschte<br />

Mikroorganismen zu unterziehen. Vielmehr muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er biotechnologischen Prozesskette unter Optimierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Fermentation</strong>sparameter wie Temperatur, pH-Wert, Substratkonzentration und weiteren Steuergrößen<br />

das optimale Produkt erstellt werden.<br />

Werden fertig fermentierte E<strong>in</strong>zelfutter o<strong>der</strong> Futtermischungen mit fermentierten Komponenten zugekauft, ist<br />

dem Hersteller die Aufgabe überlassen, die <strong>Fermentation</strong> unter optimalen Bed<strong>in</strong>gungen durchzuführen und e<strong>in</strong><br />

qualitativ hochwertiges Produkt zu liefern.<br />

In beiden Fällen bleibt die Frage nach e<strong>in</strong>er betriebswirtschaftlichen Bewertung <strong>der</strong> <strong>Fermentation</strong> und möglicher<br />

E<strong>in</strong>spareffekte.<br />

Von He<strong>in</strong>ze et al. (2011) liegt e<strong>in</strong>e Zusammenfassung <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland vorliegenden Informationen vor.<br />

Hier werden Quellen angeführt, <strong>in</strong> denen E<strong>in</strong>spareffekte beim E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Futtersäuren <strong>von</strong> ca. 0,55 € je Mastschwe<strong>in</strong><br />

genannt werden. Für die E<strong>in</strong>sparung an Enzymzusätzen werden 0,25 €/Mastschwe<strong>in</strong> veranschlagt.<br />

E<strong>in</strong>e mögliche Reduzierung <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>ausstattung des Futters wird mit 1,26 € je Mastschwe<strong>in</strong> beziffert. An<strong>der</strong>e<br />

Kriterien wie e<strong>in</strong> verbesserter Gesundheitsstatus, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verr<strong>in</strong>gerten Medikamentenaufwand nie<strong>der</strong>schlägt<br />

o<strong>der</strong> positive Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Schlachtkörpers lassen sich auf Basis <strong>der</strong><br />

vorliegenden Informationen nicht quantifizieren.<br />

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Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg<br />

- Schwe<strong>in</strong>ehaltung, Schwe<strong>in</strong>ezucht -<br />

(Landesanstalt für Schwe<strong>in</strong>ezucht - LSZ)<br />

He<strong>in</strong>ze et al. (2011) kommen anhand <strong>der</strong> ausgewerteten Literatur zu dem Schluss, dass die aus <strong>der</strong> Anwendung<br />

<strong>der</strong> <strong>Fermentation</strong> zu erzielenden E<strong>in</strong>spareffekte <strong>von</strong> Nähr- bzw. M<strong>in</strong>eralstoffen eher auf empirischen als<br />

auf fachlich fundierten Kenntnissen beruhen und somit ke<strong>in</strong>e gesicherte Nährstoffabsenkung möglich ist.<br />

Aus e<strong>in</strong>er praxisorientierten Untersuchung am Lehr- und Versuchszentrum <strong>in</strong> Futterkamp liegen Ergebnisse vor,<br />

die zeigen, dass Sojaschrot <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mast und Ferkelaufzucht vollständig durch fermentiertes <strong>Rapsextraktionsschrot</strong><br />

bei gleichbleibenden Leistungen ersetzt werden kann. E<strong>in</strong>e ökonomische Bewertung des E<strong>in</strong>satzes des<br />

fermentierten Rapsschrotes wurde hier nicht vorgenommen.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach gentechnikfreien Futtermitteln und dem E<strong>in</strong>satz heimischer Prote<strong>in</strong>quellen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>eernährung sollte e<strong>in</strong>e ökonomische Bewertung zunächst auch nicht im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen. Die <strong>Fermentation</strong> ist e<strong>in</strong> fütterungstechnisch <strong>in</strong>teressantes und auch praktikables Verfahren, bei dem<br />

jedoch h<strong>in</strong>sichtlich des fachlichen Kenntnisstandes und <strong>der</strong> ökonomischen Bewertung noch zahlreiche Unklarheiten<br />

bestehen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus muss Erzeugern und Verbrauchern klar se<strong>in</strong>, dass die For<strong>der</strong>ung nach gentechnikfreien, heimischen<br />

Prote<strong>in</strong>futtermitteln gegebenenfalls bezahlt werden muss. Wird <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> <strong>Fermentation</strong> verbundene<br />

f<strong>in</strong>anzielle Mehraufwand nicht durch hohe Preise für Importsoja o<strong>der</strong> Leistungssteigerungen und E<strong>in</strong>spareffekte<br />

kompensiert, muss sich das im Preis <strong>der</strong> Produkte nie<strong>der</strong>schlagen, die mit solchen Produktionsverfahren erzeugt<br />

werden.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

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