05.02.2014 Aufrufe

Amateuerfunk- geschichte - Funk-Telegramm

Amateuerfunk- geschichte - Funk-Telegramm

Amateuerfunk- geschichte - Funk-Telegramm

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Auf den folgenden Seiten<br />

findet man Muster<br />

der monatlich im <strong>Funk</strong>-<strong>Telegramm</strong><br />

erscheinenden Rubrik<br />

Kleine deutsche<br />

Amateurfunk<strong>geschichte</strong><br />

Diese von Leo H. Jung, DH4AAB, (SK)<br />

initiierte Serie wird liebevoll und<br />

detailgenau von Wolf Harranth, OE1WHC,<br />

von der QSL-Collection weitergeführt.<br />

Für jeden, der „erst“ irgendwann in den<br />

letzten 25 Jahren zum Hobby<br />

Amateurfunk gestoßen ist, ist das sicher<br />

alles „neu“. Und die „OTs“ freuen sich<br />

über Erinnerungen an die „gute alte Zeit“<br />

und so manches neue Detail...<br />

Sie werden in KEINER anderen Zeitschrift<br />

eine ähnliche Rubrik finden!<br />

Hinweis: Die folgenden Seiten ist sind <strong>Funk</strong>-<strong>Telegramm</strong> im Jahr 2007 erschienen,<br />

sie sollen hier nur ein Muster sein!<br />

Wenn Sie diese Rubrik regelmässig lesen möchten, abonnieren Sie doch einfach das<br />

monatlich erscheinende <strong>Funk</strong>-<strong>Telegramm</strong> für nur 20,- € im Jahr, das sind 1,66 € pro Monat<br />

(frei Haus) und OHNE automatische Abo-Verlängerung!!!


Kleine deutsche<br />

Amateurfunk<strong>geschichte</strong> (36)<br />

Einsatz beteiligten <strong>Funk</strong>amateure von G. Kruse,<br />

DL9OA, dem damaligen Distrikts-Vorsitzenden<br />

Hamburgs: [1]<br />

Noch einmal blicken wir zurück: auf ein<br />

Ereignis, bei dem erstmals in der Geschichte<br />

des deutschen Verbandes Amateurfunk im<br />

Katastrophenfalls in einem bis heute nicht<br />

wiederholten Ausmaß demonstriert wurde. -<br />

Gestaltung dieser Folge: Gerhard Hoyer,<br />

DJ1GE, Archiv DARC-Distrikt Hamburg.<br />

Redaktion: Wolf Harranth, OE1WHC. Kontakt<br />

für Kritik, Anregungen und Ergänzungen:<br />

office@qsl.at bzw. Dokumentationsarchiv<br />

<strong>Funk</strong>, ORF/QSL, Argentinierstr. 30A, 1040 Wien<br />

1962: Die große Flut<br />

Am 16./17. Februar 1962 brach über die deutsche<br />

Nordseeküste die schwerste Sturmflut seit über<br />

hundert Jahren herein. Orkanböen bis 200km/h<br />

Stunde und meterhohe Wassermassen ließen die<br />

Deiche an der Küste, an der Elbe und Weser<br />

brechen. Am schlimmsten traf die Flutkatastrophe<br />

das hundert Kilometer von der Küste entfernte<br />

Hamburg. Ganze Stadtteile standen unter Wasser,<br />

über dreihundert Menschen kamen ums Leben.<br />

Über 60.000 Bewohner südlich der Elbe wurden<br />

obdachlos.<br />

Für die Einwohner der Hansestadt kam die<br />

Sturmflut überraschend. An hohe Wasserpegelstände<br />

waren sie gewöhnt. Niemand aber hatte<br />

hier mit dem Schlimmsten gerechnet. Das Wasser<br />

überraschte die meisten Hamburger im Schlaf. Die<br />

Flut überschwemmte rund ein Sechstel des<br />

Stadtgebietes. Wilhelmsburg mit seinen 80.000<br />

Einwohnern versank in den Wassermassen. Auch<br />

die Innenstadt blieb nicht verschont. Bis zum<br />

Rathaus drang das Hochwasser vor, floss in die<br />

Keller von Banken und Wirtshäusern und brach in<br />

den alten Elbtunnel ein. In den frühen<br />

Morgenstunden standen rund zwanzig Prozent der<br />

Stadt unter Wasser. Sechzig Deiche um Hamburg<br />

waren inzwischen gebrochen, Strom und Licht<br />

waren ausgefallen und viele der vom Wasser<br />

eingeschlossenen Menschen saßen bei<br />

Temperaturen um den Gefrierpunkt durchnässt auf<br />

ihren Dächern oder in Bäumen.<br />

Wer heute mit einer kleinen Mobilfunke – vom<br />

Mobiltelefon oder CB wollen wir gar nicht erst<br />

reden – mühelos Kontakt aufnehmen und halten<br />

kann, vielleicht unterstützt durch eine<br />

leistungsstarke Mobilstation, wie sie heute im Mini-<br />

Format ganz und gäbe sind, kann sich wohl nicht<br />

vorstellen, was die Hamburger Amateure vor 45<br />

Jahren spontan und ohne Erfahrung aus früheren<br />

Einsätzen geleistet haben. Um dies zu<br />

verdeutlichen, zitieren wir zunächst ausführlich<br />

aus einer Niederschrift aus Einzelberichten der am<br />

Samstag, 17. Februar<br />

Es begann am Sonnabend, dem 17. Februar<br />

1962, vormittags. Auf dem 80-m-Band fanden sich<br />

die ersten Amateure, soweit Netzstrom noch<br />

vorhanden oder Batteriebetrieb möglich war, unter<br />

der Leitstelle DJ5FH zusammen, um die<br />

Hilfsmöglichkeiten zu sondieren. Aus dem<br />

Katastropheneinsatz anderer Länder war bekannt,<br />

dass <strong>Funk</strong>amateure bei Ausfall der<br />

Nachrichtenverbindungen wertvolle Hilfe leisten<br />

können. Auch die Hamburger Amateure waren<br />

willens zu helfen, wo sich ihnen dazu eine<br />

Möglichkeit bot. Die Beteiligung an diesen<br />

Vorbereitungen gestaltete sich zuerst infolge<br />

Strom- und Telefonausfall schwierig. Einige<br />

Stationen konnten den Verkehr nur mit Hilfe von<br />

Batteriegeräten verfolgen. Es kristallisierte sich<br />

jedoch schon am Sonnabendvormittag ein Einsatz<br />

mobiler und fester Stationen im Überschwemmungsgebiet<br />

des Raumes Bergedorf<br />

heraus. DL6FX übernahm es, mit seiner 2-m-<br />

Feststation ein Mobilnetz von Hamburg aus auf die<br />

Beine zu stellen. DL6KL/M und DJ2DN/M konnten<br />

sofort in Marsch gesetzt werden, während sich die<br />

2-m-Stationen DL9CR, DL6FX, DL6SV und DL3KF<br />

in Bereitschaft hielten. Die beiden Mobilstationen,<br />

denen DL0HH mit DL1RX in Hamburg Lohbrügge<br />

als Leitstation zur Verfügung stand, konnten die<br />

ersten <strong>Funk</strong>sprüche über die Lage in den<br />

Deichbruchgebieten von Ochsen-werder aus<br />

vermitteln. Ein zweites Netz im 80-m-Band mit den<br />

Mobilstationen DL9LJ/M, DJ5FI/M und die<br />

Feststationen DJ5EB, DJ5EA und DL9FJ als<br />

Empfangsstation hielten sich im gleichen<br />

Überschwemmungsraum in Bereitschaft. Dieses<br />

80-m-Netz konnte zwar ebenfalls helfend<br />

eingreifen, jedoch war die Hilfe durch das mangelnde<br />

Verständnis der Behörden eingeschränkt.<br />

FUNK-TELEGRAMM 6/07 31


Das Ausmaß der Überflutung<br />

Sonntag, 18. Februar<br />

Als am Sonntag, dem 18. Februar, morgens gegen<br />

neun Uhr die Stromversorgung in verschiedenen<br />

Stadtteilen wieder einsetzte, entwickelte sich unter<br />

DJ5FH erneut ein reger 80-m-Verkehr über die<br />

weiteren Einsatzmöglich-keiten. Gemeinsam<br />

bemühten sich alle Stationen: DL9FJ, DJ5FI/M,<br />

DL9KM, DJ2JS, DJ1UB, DJ1AK, DJ3AA, DJ1WT,<br />

DL9FK, DJ6PS, DJ6OR und schließlich auch<br />

DL9LJ/M aus Neumünster einen Weg zur<br />

Hilfeleistung zu finden.<br />

DJ5FI/M wurde schließlich zum Geschäftsführer<br />

des OV Hamburg, OM Fahning, DE13074,<br />

dirigiert, der versuchte, beim nächsten<br />

Polizeirevier Einsatzmöglichkeiten zu erkunden.<br />

Ergebnis: negativ. DJ5FI/M fuhr schließlich<br />

gemeinsam mit DJ3RP/M und DJ3RQ, die zu ihm<br />

gestoßen waren, zum Polizeihauptquartier in<br />

Hamburg. Auch hier war das Ergebnis negativ.<br />

Dritter Versuch im Hamburger Rathaus, ebenfalls<br />

negativ, und das alles, nachdem die<br />

Nachrichtenverbindungen zum Katastrophengebiet<br />

seit langem abgerissen waren. Aus eigener<br />

Initiative fuhren dann die beiden Mobilstationen, zu<br />

denen dann inzwischen auch DL9LJ/M, über <strong>Funk</strong><br />

gesteuert, gestoßen waren, zum Bezirksamt<br />

Hamburg-Mitte im City-Hochhaus. Hier schaltete<br />

man sofort. Verwaltungsdirektor Goos benötigte<br />

dringend eine Verbindung zwischen dem Ortsamt<br />

in Finkenwerder und dem Bezirksamt Hamburg-<br />

Mitte, da zu diesen Überflutungsgebieten jegliche<br />

Verbindung abgerissen war. Eine Umfrage bei den<br />

im 80-m-Band stehenden Stationen lautete: „Wer<br />

kann sofort Feststation im City-Hochhaus<br />

aufstellen?“ DJ1UB konnte seine Anlage sofort zur<br />

Verfügung stellen. Während DJ5FI/M mit seinem<br />

Wagen DJ1ÛB abholte und zum City-Hochhaus<br />

brachte, machten sich DJ5FH, DJ1WT und<br />

DL9KM auf den Weg zur Hilfestellung. Während<br />

des ganzen Tages wurde die Frequenz 3.630<br />

„freigefegt“. Immer wieder ertönte in Fonie die<br />

Bitte an alle Amateure: „Haltet diese Frequenz frei<br />

für das Katastrophennetz der Hamburger<br />

Amateure!“ Besonders DJ2JS war hier<br />

unermüdlich tätig. Das QRM im 80-m-Band sollte<br />

auch noch später im Einsatz erhebliche<br />

Schwierigkeiten machen.<br />

DL9LJ/M und DJ3RP/M waren inzwischen in<br />

Assistenz von DJ5FH, DJ1WT und DJ3RQ sowie<br />

zwei SWLs mit ihrem Wagen nach Finkenwerder<br />

durchgedrungen. Glücklicherweise bestand wieder<br />

eine Fährverbindung, dadurch konnte DL9LJ/M<br />

sofort die Verbindung mit Hamburg aufnehmen.<br />

Erster <strong>Funk</strong>spruch aus Finkenwerder: „Es wird<br />

dringend eine Feststation für das Ortsamt<br />

Finkenwerder benötigt, Stromversorgung intakt.“<br />

Das war das Signal für DJ6OR. Station in den<br />

Wagen, Antennendraht besorgen, Einsatzbescheinigung,<br />

anschließend Parforcejagd mit<br />

einsetzender Dämmerung ins Überschwemmungsgebiet.<br />

Dort ging dann alles sehr schnell.<br />

Alle packten an, und nach einer Viertelstunde<br />

ertönte der erste Ruf nach Hamburg. DJ1UB im<br />

Hochhaus war QRV, zuvor hatte er unter<br />

dramatischen Umständen seine Antennenanlage<br />

aufbauen müssen. Aus dem 9. Stockwerk des<br />

Hauses musste ein Langdraht in Richtung<br />

Finkenwerder durch den fließenden Straßenverkehr<br />

zu einem U-Bahn-Schacht gezogen<br />

werden. Besetzt war DJ1UB mit DJ1FK, DJ3FL,<br />

DL3SJ und SWL Beck, der sich während des<br />

ganzen Einsatzes ausgezeichnet bewährte.<br />

Die Leitstation im City-Hochhaus des<br />

Bezirksamts Mitte, v.l.n.r.: Horst Schröder,<br />

DJ1UB; Friedrich Steenhusen, DJ1FK; Karl<br />

Block, DJ3FL; Heinrich Peters, DL3SJ<br />

DL9LJ/M übermittelte anfangs vom Wagen aus die<br />

ersten Sprüche aus Finkenwerder nach Hamburg,<br />

bis zur Aufstellung der Feststation DJ6OR.<br />

Während des Betriebsbeginns dieser Feststation<br />

leitete er von einem Geländepunkt mit günstiger<br />

Ausstrahlung Hilfestellung, bis sich die feste Linie<br />

eingespielt hatte. Dann besetzten alle drei<br />

Mobilstationen … die zu Finkenwerder<br />

gehörenden Ortsdienststellen Altenwerder und<br />

Waltershof, die von der Flut besonders betroffen<br />

waren und keinerlei Stromversorgung hatten. Ein<br />

Verkehr von dort aus war also nur mit<br />

Mobilstationen möglich. DL9LJ/M mit DJ5HH<br />

pendelten im Wagen zwischen allen kritischen<br />

Punkten und sprangen bei Verbindungsschwierigkeiten<br />

ein. Nun sollte die Verbindung<br />

32<br />

FUNK-TELEGRAMM 6/07


Hamburg – Finkenwerder nicht mehr abreißen,<br />

und eine Flut von <strong>Funk</strong>sprüchen ging zwischen<br />

allen beteiligten Stationen hin und her. Der Inhalt:<br />

Versorgungsprobleme, Vermisstenmeldungen,<br />

Medikamente, Ärzte, Kranke, Unfälle, Tote… Zu<br />

dieser Zeit war auch die Klubstation DL0HM im 8.<br />

Stock des Deutschlandhauses am Valentinskamp<br />

bereits als Leitfunkstelle zwischen Finkenwerder,<br />

Waltershof und Altenwerder mit DJ1GE und<br />

DJ3BX besetzt.<br />

Montag, 19. Februar<br />

Morgens gegen drei Uhr folgte ein kurzer,<br />

unruhiger Schlaf. Um sieben Uhr war wieder<br />

Treffen in Hamburg mit Konvoi aller Wagen nach<br />

Finkenwerder. Nun drang eine derartige Flut von<br />

<strong>Funk</strong>sprüchen auf die Station ein, dass das<br />

Ortsamt zwei Damen als Stenotypistinnen zur<br />

Verfügung stellte. Was diese <strong>Funk</strong>sprüche an Not<br />

und Elend enthielten, vermag wohl nur der zu<br />

beurteilen, der das Chaos gesehen hat. Alle<br />

Stationen waren pausenlos im Einsatz. DJ6OR<br />

musste neben seiner Hauptverbindung nach<br />

Hamburg noch den Querverkehr mit den drei<br />

Mobilstationen bewältigen, da in immer stärkerem<br />

Maße Nachrichten aus diesen schwer getroffenen<br />

Ortsteilen eingingen.<br />

Unter Leitung von DL9FJ hatte sich am Montag<br />

ein zweites 80-m-Notnetz gebildet, das für<br />

Ablösung und Hilfe bei örtlichen Stromausfällen<br />

bereit stehen sollte, denn am späten Nachmittag<br />

machten sich bei allen Beteiligten allmählich die<br />

Anstrengungen bemerkbar. Anfrage an DJ1UB:<br />

„Wie steht es mit der Ablösung?“ Antwort: „DJ2UE<br />

wird mit Feststation per Hubschrauber<br />

eingeflogen.“ Eine Stunde später war DJ2UE in<br />

Finkenwerder und baute im Ortsamt auf. Doch mit<br />

der Ablösung wurde es nichts. Die Störungen auf<br />

dem 80-m-Band wurden mit zunehmender<br />

Dunkelheit unerträglich, selbst ein Frequenzwechsel<br />

nütze nichts. Neuer Entschluss: DJ2UE<br />

übernimmt den Querverkehr zu den Mobilstationen,<br />

die ja nur auf 80m arbeiten konnten.<br />

DJ6OR arbeitete weite mit DJ1UB als Hauptverbindung<br />

auf 20m. Dieser neue Netzaufbau<br />

klappte auf Anhieb.<br />

Für den Notfall konnte DL9LJ/M seine Station<br />

auch auf 20m einsetzen. DL0HB in Hamburg-<br />

Harburg, besetzt mit DJ6ZD und DJ4BQ, schaltete<br />

sich am Montag als QSP-Station ein und konnte<br />

mit Hilfe des Telefons helfend eingreifen.<br />

Um 21 Uhr kam dann die erste Telefonverbindung<br />

mit Hamburg-Finkenwerder zustande. Das<br />

bedeutete QRT für die im Einsatz befindlichen<br />

Stationen.<br />

Die nüchterne Bilanz: Einsatzzeit ca. 30 Stunden.<br />

Zahl der taktischen <strong>Funk</strong>sprüche ca. 500, die Zahl<br />

der Betriebssprüche wurde nicht erfasst.<br />

Hamburger Echo vom 2. März 1962<br />

QSL von DJ1UB, Friedrich Steenhusen<br />

Dank und Konsequenzen<br />

H. Picolin, DL3NE, sprach in einem Editorial nicht<br />

nur allen Beteiligten den Dank des DARC aus, er<br />

zog auch Schlussfolgerungen: „Wir alle haben aus<br />

den Erfahrungen zu lernen. … Polizei, Feuerwehr<br />

und eingesetzte Verbände benötigten ihre<br />

Nachrichtenverbindungen zur Aufrechterhaltung<br />

der eigenen Organisation und Hilfe bei akuter<br />

Lebensgefahr. Die zivile Verwaltung dagegen war<br />

abgeschnitten und teils ohne Verbindung zur<br />

Außenwelt. … Hier liegt für uns als <strong>Funk</strong>amateure<br />

der Ansatzpunkt. … Es hat in den vergangenen<br />

Jahren nicht an Stimmen gefehlt, die in unseren<br />

Reihen die Organisation eines weiträumigen<br />

Notnetzes fordern. … Aus den Erkenntnissen von<br />

Hamburg wird der DARC seine Maßnahmen zu<br />

treffen haben.“[2]<br />

In der Tat schrieb man schon im Mai 1962 den<br />

Entwurf eines tragbaren Transceivers für<br />

Fuchsjagden, Fielddays und Katastropheneinsätze<br />

aus. [3] Es blieb beim guten Vorsatz…<br />

Der Einsatz der <strong>Funk</strong>amateure fand große<br />

Anerkennung bei Behörden und in der<br />

Öffentlichkeit. Bezeichnend hierfür war die<br />

Äußerung des Einsatzleiters in Finkenwerder: „Wie<br />

ist es bloß möglich, dass das so funktioniert?“<br />

Auch in Presseberichten, so von Bildzeitung,<br />

Hamburger Abendblatt und Hamburger Echo,<br />

wurden die Aktivitäten gewürdigt. Der Vorstand<br />

des DARC dankte jedem Teilnehmer mit einem<br />

besonderen Schreiben und einer<br />

Anerkennungsurkunde. [4]<br />

An der Aktion waren 39 Amateure beteiligt:<br />

Richard Hack, DJ1AK, Friedrich Steenhusen,<br />

DJ1FK; Gerhard Hoyer, DJ1GE; Horst Schröder,<br />

DJ1UB; Fritz Zöller, DJ1WT; Eggert Lentz,<br />

FUNK-TELEGRAMM 6/07 33


DJ2DN; Carl Mau, DJ2JS; Ewald Stadtler, DJ2UE;<br />

Fredy Mussbach, DJ3AA; Dieter Gräve, DJ3BX;<br />

Karl Block, DJ3FL; Franz Groß, DJ3RP; Ernst<br />

Heinrich, DJ3RQ; Heinz Scheunemann, DJ4BQ;<br />

Peter Weber, DJ4BR; Leuthold Zimba, DJ4WQ;<br />

Klaus Schefczyk, DJ5BN; Peter Hoch, DJ5EA;<br />

Otto Lange, DJ5EB; Reinhold Schmidt, DJ5FH;<br />

Peter Weiershäuser, DJ5FI; Joachim Krause,<br />

DJ6OR; Peter Steinkamp, DJ6PS; Bodo Manner,<br />

DJ6ZD; Heinrich Rühsen, DL1RX; Wilhelm<br />

Liebenow, DL3KF; Heinrich Peters, DL3SJ; Carl<br />

Homan, DL6FX; Hans Bohnstorff, DL6KL; Manfred<br />

Schellhase, DL6SV; Fritz Duske, DL9CR; Rudolf<br />

Vogler, DL9FJ; Norbert Waltner, DL9FK; Jens-<br />

Dieter Kolbowski, DL9LJ; Otto Fahning, DE13074;<br />

SWL Dieter Kader; SWL Dieter Martens; SWL<br />

Alwin Petersen. Eingesetzt waren die VFDB-<br />

Klubstationen DL0HB Hamburg-Harburg, DL0HH<br />

Hamburg-Lohbrügge und DL0HM Hamburg 36 [5]<br />

--------------------------------------<br />

[1] Typoskript vom 13. März (5 Seiten), auszugsweise<br />

auch in: DL-QTC 04/1962, S 187f.<br />

[2] DL-QTC 04/1962, S 145<br />

[3] DL-QTC 05/1962, S 216<br />

[4 CQDL 02/2002, S 146f.<br />

[5] Typoskript (2 Seiten) im Archiv DARC-Distrikt<br />

Hamburg<br />

------------------------------------------------------------------<br />

Anerkennungsurkunde des DARC<br />

-------------------------------------------------------------------<br />

34<br />

FUNK-TELEGRAMM 6/07


Kleine deutsche<br />

Amateurfunk<strong>geschichte</strong> (35)<br />

Wir unterbrechen die Chronik noch einmal für<br />

eine amüsante Exkursion und gehen ein paar<br />

Jahre zurück – in eine Zeit, in der Fernsehen<br />

noch Schwarzweiß flimmerte und man zu den<br />

Nachbarn oder in die Kneipe gucken ging.<br />

Hatten wir uns zuletzt der mehr oder weniger<br />

geglückten Entdeckung des Amateurfunks im<br />

Kino erinnert, stellen wir diesmal die Freuden<br />

und Leiden des DARC in den Kindertagen des<br />

Fernsehens vor. - Redaktion dieser Folge: Wolf<br />

Harranth OE1WHC. Kontakt für Kritik,<br />

Anregungen und Ergänzungen: office@qsl.at<br />

bzw. Dokumentationsarchiv <strong>Funk</strong>, ORF/QSL,<br />

Argentinierstr. 30A, 1040 Wien.<br />

Amateurfunk im Fernsehen der<br />

Sechzigerjahre<br />

„Komische Geschichten“ hieß eine Fernseh-<br />

Sendereihe des Süddeutschen Rundfunks [1], die<br />

deutsche Adaption der englischen Comedyserie<br />

"Hancock" mit Bill Hancock in der Hauptrolle. Als<br />

tollpatschige Hauptperson Tommi trat Georg<br />

Thomalla auf. [2] Gleich in der ersten<br />

Halbstunden-Folge, die vollinhaltlich nach der<br />

BBC-Vorlage adaptiert wurde (Buch: Allan<br />

Simpson und Gary Galton, Regie: Korbinian<br />

Köberle), ausgestrahlt am 8. Dezember 1961 [3],<br />

spielte Georg Thomalla einen <strong>Funk</strong>amateur – zum<br />

Ärger und Leidwesen der Zunft.<br />

1961: „Der <strong>Funk</strong>amateur“ – ein TV-Ärgernis<br />

Die Handlung: Unter dem Rufzeichen „DL-Tommi-<br />

Stuttgart“ verkehrt der gute Mann in bestem<br />

Gegensprechbetrieb per Konsultation seiner<br />

Adressenkartei mit Japan, Malaysia, Jugoslawien<br />

und Stuttgart, oft ohne ein Wort zu verstehen, er<br />

tauscht Slibowitz gegen Bier, lässt über Dritte Rote<br />

Grütze via Luftpost verschicken und spielt drahtlos<br />

Schach, Karten- und Würfelspiele. Als endlich die<br />

ersehnte Sensation in Form eines Notrufs kommt<br />

– „Mayday, Mayday!“ -, kann er den zunächst nicht<br />

entziffern und findet vor Aufregung auch keinen<br />

Bleistift, um die Durchsage zu notieren. Zudem<br />

bedrohen ihn durch den <strong>Funk</strong>betrieb gestörte<br />

Nachbarn, hindert ihn die durchbrennende<br />

Wohnungssicherung und springen glühende<br />

Senderöhren aus dem brennend berstenden<br />

Sender. Von der Polizei, die ihm neue<br />

Senderöhren bringt, damit er die Verbindung mit<br />

der rufenden Station wieder aufnehmen kann,<br />

erfährt er, dass sein japanischer <strong>Funk</strong>freund<br />

ohnedies bereits die Küstenfunkstelle alarmiert<br />

habe und die Besatzung des Yacht mittlerweile<br />

gerettet werden konnte. Also kann sich DL-Tommi-<br />

Stuttgart wieder seelenruhig seinen Ätherplaudereien<br />

und dem <strong>Funk</strong>schach widmen – da kommt<br />

ein neuer Notruf! Unsicher geworden, tritt er<br />

dessen Beantwortung seinem Vetter DLX8 in<br />

Stuttgart-Degerloch ab, womit schlussendlich die<br />

Rettungs-Medaille in der Familie bleibt.<br />

Georg Thomalla, „DL-Tommi-Stuttgart“<br />

Herbert Picolin, DL3NE, der 1. Vorsitzende des<br />

DARC, hatte die Sendung gesehen und sofort ein<br />

<strong>Telegramm</strong> an den SDR geschickt, dessen Inhalt<br />

unmittelbar nach der Ausstrahlung von der<br />

Ansagerin verlesen wurde, und in dem „Herrn<br />

Thomalla die Ehrenmitgliedschaft im DARC e.V.<br />

verliehen wird, damit er Technik und Betrieb des<br />

Amateurfunks richtig lernen kann.“ [4]<br />

Während einige Zeitungsrezensenten Thomalla<br />

die spritzige Darstellung liebenswerter menschlicher<br />

Schwächen bescheinigten, lief bei der<br />

DARC-Geschäftsstelle noch tagelang das Telefon<br />

heiß. Die „Frankfurter Abendpost“ widmete dem<br />

Vorfall sogar einen Kommentar, in dem eine<br />

Presseaussendung des DARC zitiert wird:<br />

„Die deutschen <strong>Funk</strong>amateure sind böse auf das<br />

Deutsche Fernsehen, insbesonders auf den<br />

Südfunk Stuttgart. Ihr Unwillen richtet sich gegen<br />

Georg Thomallas Parodie eines <strong>Funk</strong>amateurs in<br />

der von BBC in London übernommenen<br />

Serienproduktion ‚Komische Geschichten’, die am<br />

Freitagabend im 1. Programm zu sehen war. Die<br />

<strong>Funk</strong>amateure empfinden diese Sendung als eine<br />

‚skrupellose Beleidigung ihrer Ideale.’<br />

Dass die ganze Geschichte ein technischer<br />

Nonsens war, stört die Leute nicht, deren Hobby<br />

der Amateurfunk ist. Aber sie finden es<br />

charakterlos, den <strong>Funk</strong>amateur als einen<br />

Menschen darzustellen, der ‚darauf giert, dass<br />

andere Menschen in Not geraten, um dann<br />

einzugreifen und dafür eine Medaille zu erhalten.’<br />

Die <strong>Funk</strong>amateure verwahren sich schließlich<br />

gegen die Behauptung, sie hätten Georg Thomalla<br />

telegraphisch während dieser Sendung zum<br />

Ehrenmitglied ernannt.<br />

30<br />

FUNK-TELEGRAMM


Der Fernsehdirektor des Süddeutschen<br />

Rundfunks, Horst Jaedicke, erklärte auf Anfrage<br />

der Abendpost, das zitierte <strong>Telegramm</strong> liege dem<br />

Sender vor. Der Vorwurf der <strong>Funk</strong>amateure, man<br />

habe in dieser Sendung mit einem in Todesnot<br />

schwebenden Menschen makabre Späße<br />

getrieben, versuchte der Fernsehdirektor mit dem<br />

Hinweis zu entkräften, der Mann sei ja schließlich<br />

gerettet worden. Damit sei die ganze Geschichte<br />

wieder im Lot. Er musste zugleich aber zugeben,<br />

dass noch am Freitagabend mehrere Anrufe beim<br />

Sender einliefen, die gegen die die Art und Weise<br />

protestierten, wie man über die ehrenamtlichen<br />

Hilfsdienste der <strong>Funk</strong>amateure herzog. Unter<br />

anderem beschwerte sich ein Hamburger Kapitän<br />

darüber, dass man mit dem Seenotruf seine<br />

Späße treibe.<br />

Zugegeben, es ist hierzulande mit dem Humor so<br />

eine Sache. Über andere lacht man gerne, nur<br />

nicht über sich selbst. Aber wenn man schon<br />

glossiert, dann mit Charme und Witz. Und es gibt<br />

bestimmt Berufsschichten oder Steckenpferde, die<br />

eine Parodie mehr lohnen, als ausgerechnet die<br />

<strong>Funk</strong>amateure die auf eigene Kosten schon vielen<br />

Menschen geholfen haben.“[5]<br />

1964: „Ex Young Lady ruft Old Man“<br />

Am 22. August 1964 sendete das Bayerische<br />

Fernsehen unter diesem Titel eine halbstündige<br />

Sendung aus. (Regie: ?, Kamera: Lothar<br />

Schindler.) Die Handlung spielt im OV München.<br />

Maxi, die XYL des blinden <strong>Funk</strong>amateurs Heinrich<br />

Ballinger, DJ4KU, [6] bereitet sich auf die<br />

Lizenzprüfung vor und geht am Abend zum Kurs,<br />

den Günter Halbauer, DL3TJ, abhält. Inzwischen<br />

wickelt ihr Mann daheim DX-QSOs ab. Nach<br />

Unterrichtsschluss fährt Maxi mit der Straßenbahn<br />

nach Hause und merkt erst vor der Haustür, dass<br />

sie daheim ihre Schlüssel vergessen hat. Klingeln<br />

ist vergeblich, denn der Gatte arbeitet mit<br />

Kopfhörern. Maxi weiß sich aber zu helfen. Sie<br />

fährt zu ihrem Kursleiter. Der wirft das <strong>Funk</strong>gerät<br />

an, bricht in ein QSO von DJ4KU auf dem 20-m-<br />

Band ein und beordert ihn an die Haustür. Alles<br />

löst sich via Amateurfunk in Wohlgefallen aus.<br />

Diese auch für Laien verständliche Episode war<br />

bereits am 4. Dezember 1959 als Episode<br />

ausgestrahlt worden. Bei der Wiederholung wollte<br />

man sie um zehn Minuten strecken und zugleich<br />

den doch recht „abstrakten Stoff“ durch<br />

Erklärungen weiter auflockern. Der angepeilte<br />

Gesprächspartner, der Kursleiter von damals, war<br />

aber nicht erreichbar: Günter Halbauer leitete<br />

gerade in Leopoldville die Flugsicherung. Da<br />

entsann man sich, dass im Film auch die spätere<br />

DJ6RF, Renée Franke, auf der Schulbank saß.<br />

Fernseh-Reporter Wolf Mittler verpflichtete sie als<br />

Interviewpartnerin, „und Renée antwortete so<br />

geschickt, als ob der DARC eine eigene Public-<br />

Relations-Dame beschäftigte.“[7]<br />

Renée Franke<br />

Gisela Beyer macht Karriere<br />

Gisela Beyer, geboren am 4. Mai 1928 in<br />

Hamburg. Sie wuchs bei ihren Großeltern auf, wo<br />

ihre Mutter sie als Dreijährige zurückgelassen<br />

hatte. Durch die Kriegswirren verlor sie völlig den<br />

Kontakt zu ihrer Mutter. Am liebsten wollte sie<br />

Tänzerin werden, begann aber im Fernamt<br />

Schlüterstraße als Telefonistin bei der Post zu<br />

arbeiten. Um ihr Salär von 120 auf 200<br />

Reichsmark zu erhöhen, lernte sie Englisch,<br />

daraufhin versetzte man sie prompt in die<br />

Telefonzentrale der englischen Militärregierung in<br />

Hamburg. 1949 sang sie beim englischen<br />

Soldatensender British Forces Network, BFN, vor<br />

und wurde engagiert. Dort taufte man sie Renée<br />

Rae. Als Polydor die erste Platte mit ihr aufnahm,<br />

wählte sie den Familiennamen ihres Vaters als<br />

Pseudonym. Die Post erfuhr von der wahren<br />

Identität der Renée Franke, als sie für eine<br />

Wochenschau zusammen mit Michael Jary gefilmt<br />

wurde, und beschränkte sich auf die Ermahnung,<br />

dass der Nebenverdienst korrekt angemeldet<br />

werden müsse. Ihre Erfolgstitel nahm sie anfangs<br />

an ihren freien Haushaltstagen auf – man erinnere<br />

sich etwa an „Eine weiße Hochzeitskutsche“, 1952<br />

gemeinsam mit Detlev Lais.[8]<br />

DJ6RF an ihrer Station<br />

Die Arbeit als Sängerin nahm aber so viel Zeit in<br />

Anspruch, dass sie sich für ein Jahr beurlauben<br />

ließ und 1953 ganz kündigte.<br />

FUNK-TELEGRAMM 31


QSL von Renée Franke<br />

Es folgten ausgedehnte Tourneen. Ihre<br />

Vielseitigkeit verleitete Produzenten und<br />

Plattenfirma immer wieder, ihr Schlager<br />

zuzuweisen, die nicht ihrem Niveau und Typ<br />

entsprachen. Als die großen Erfolge auszubleiben<br />

begannen, lockte zum Glück eine neue Aufgabe:<br />

Der NDR bot ihr 1962 die Rolle der „singenden<br />

Aktualität“ in der täglichen Satiresendung „Hallo<br />

Nachbar“ mit Richard Mönch an. Es folgten vier<br />

Jahre mit dieser damals heiß diskutierten und<br />

heftig umstrittenen Sendung – und sie bildeten<br />

den Übergang zu einer neuen Laufbahn als<br />

Radiomoderatorin. Beim Bayerische Rundfunk<br />

gestaltete sie 1966 eine Faschingssendung und<br />

blieb der Anstalt mit dem „Rendezvous um<br />

Mitternacht“ bis zum 1. Juni 1993 treu; da hatte sie<br />

nun für den BR rund 1.400 Sendungen moderiert.<br />

Heute lebt sie in München.<br />

Ihr Leben wurde<br />

1954 im Film "Das<br />

Fräulein vom Amt"<br />

verfilmt. Das alter<br />

ego von Renée<br />

spielte Renate<br />

Holm, Bully Buhlan<br />

und Georg<br />

Thomalla (der „DL-<br />

Tommi“) waren ihre<br />

Partner.<br />

Filmplakat „Das<br />

Fräulein vom<br />

Amt“<br />

1965: „Unser Hobby: Amateurfunk<br />

und Fernsehen“<br />

Wie war Renée Franke zum Amateurfunk<br />

gekommen? „Schuld“ daran war Egon<br />

Ickelsheimer, wie sie humorvoll berichtet:<br />

„Es war in Zwickau, wo ich mehrere Male gastierte<br />

und durch Zufall den lieben Egon, DM2AON,<br />

kennenlernte. Bei ihm sah ich auch so eine<br />

<strong>Funk</strong>amateurstation, und leichtsinniger Weise<br />

bemerkte ich, das möchte ich auch! Wenn ich<br />

sage ‚leichtsinniger Weise’, so muss ich zugeben,<br />

dass mir die Lizenz wirklich nicht in den Schoß<br />

gefallen ist. Mit CW ging es sehr gut, und es<br />

machte mir auch viel Spaß, aber dann kam das<br />

dicke Ende, die Elektrotechnik. … Nun, ich muss<br />

gestehen, dass manchmal auch die besten<br />

Vorsätze nicht halten und ich alles aufgeben<br />

wollte. Aber dann bekam ich von einigen<br />

Münchner OMs einen gut gemeinten moralischen<br />

Fußtritt, und weiter ging es.<br />

Der 28. Oktober 1960 war der merkwürdige Tag,<br />

an dem ich zur Abwechslung einmal morgens<br />

vom Lampenfieber gepackt wurde, da stieg ich<br />

nämlich in die Prüfung. Keine Beruhigungstablette<br />

half, und beim CW-Hör-Durchgang glaubte ich,<br />

Watte in den Ohren zu haben. … Meine<br />

Konstellation muss die beste seit langer Zeit<br />

gerade an diesem Tag gewesen sein, so schön<br />

und reibungslos ging die Prüfung über die Bühne.“<br />

So erwarb Renée Franke die B-Lizenz, war „aber<br />

leider nich nicht im Besitz der dazu gehörigen<br />

Antenne. Auch ich leide unter Hausbesitzer-<br />

Einwendungen, … gerade deshalb bin ich aber<br />

sehr glücklich, dass ich in der verhältnismäßig<br />

kurzen Zeit schon das DLD-100 beantragen<br />

konnte.“ [9]<br />

Standbild aus „Unser Hobby“<br />

(DL7BR, DJ6RF)<br />

Als prominente YL glänzte sie wiederholt als<br />

Vorzeigeobjekt des DARC. So war DJ6RF bereits<br />

1961 bei der <strong>Funk</strong>ausstellung Berlin funkender<br />

Stargast am Stand des DARC, den der SFB<br />

ausgerichtet hatte. [10] 1965 moderierte sie für<br />

Radio Bremen den Halbstunden-Film "Unser<br />

Hobby Amateurfunk und Fernsehen" [11] Buch:<br />

Klaus-Jürgen Schmidt, Regie: Ernst W. Siedler. Im<br />

Studio wurde groß aufgebaut, und in eingespielten<br />

Sequenzen werden alle damaligen Möglichkeiten<br />

des <strong>Funk</strong>betriebs vorgestellt: DJ5EM und DJ1GQ<br />

zeigen ATV, Günter Fiedler, DJ3LD, und Herbert<br />

32<br />

FUNK-TELEGRAMM


Olmers, DL1KL, demonstrieren Mobilfunk, Adolf<br />

Pinnow, DL7BR, wird als White Stick-<strong>Funk</strong>er<br />

vorgestellt, und Wolfgang Strauch, DL1RZ, führt<br />

ein DX-QSO mit W1WNW in Bellingham. Günther<br />

Koewitsch von der Post erläutert die Ablegung der<br />

Lizenzprüfung. Kurz darauf gab Renée Franke ihre<br />

Lizenz zurück, zum einen, weil sie nach wie vor<br />

Antennenprobleme hatte, zum anderen, weil ihr<br />

die beruflichen Verpflichtungen keine Zeit mehr für<br />

das Hobby ließen. Das Rufzeichen DJ6RF wurde<br />

1998 neu erteilt an Marianne Kipper.<br />

1967: Der OV Hamburg<br />

in der NDR-„Schaubude“<br />

Die Entstehungs<strong>geschichte</strong> dieses Auftritts ist<br />

besonders amüsant: Gerhard Hoyer, DJ1GE,<br />

berichtet:<br />

„In den Sechzigerjahren befand sich die Aktuelle<br />

Schaubude des NDR-Fernsehens im so<br />

genannten Gläsernen Studio im Opel-Dello-Haus<br />

an der Welckerstraße, unweit des<br />

Deutschlandhauses. Die Sendungen wurden<br />

sonnabends ab 19:15 Uhr ausgestrahlt. Die<br />

Übertragungswagen standen meist in der<br />

Drehbahn direkt unterhalb der <strong>Funk</strong>station von<br />

DL0HM. Man verwendete Kabel auf einer<br />

Frequenz von 21MHz. Und so kam, was kommen<br />

musste: Irgendwann im Sommer 1967 kamen von<br />

DL0HM QSOs auf dem 15-m-Band (21MHz), mit<br />

der Folge, dass die Kabelübertragungen stark<br />

gestört wurden. Die Techniker klingelten aufgeregt<br />

und baten um Einstellung des Sendebetriebs. Da<br />

wir keinen Ärger mit dem staatlichen Fernsehen<br />

haben wollten, befand sich an der Station ein von<br />

mir geschriebenes Schild: ‚Bitte an Sonnabenden<br />

zwischen 17:30 und 20:00 Uhr nicht senden<br />

(NDR-Schaubunde Dello wird gestört!)<br />

’ Standbild aus der „Schaubude“<br />

Dem persönlichen Einsatz von Heinz Müller,<br />

DL9YS, ist es zu verdanken, dass wir auch wegen<br />

dieser Ereignisse Amateurfunk im Fernsehen<br />

vorstellen konnten. Das Standbild zeigt links den<br />

„Schaubuden“-Kommentator Rolf Eschenbach,<br />

dahinter DL9YS, rechts davon den sehr aktiven<br />

Helmut Volkmer, DJ8WK. Auf dem Tisch der Swan<br />

350, UKW-Geräte, Diplome, die Urkunde von der<br />

Flutkatastrophe 1962 und ein Internationales<br />

Callbook. Die gesamte QSL-Kartenwand von<br />

DL0HM wurde zur Schaubude gebracht, wobei<br />

leider zwei QSL-Karten verloren gingen – der OVV<br />

DJ1GE hat mächtig geschimpft! Ein weiteres Foto<br />

von der Sendung kam als Titelbild ins DL-qtc, Heft<br />

10/1967.“ [12]<br />

PS<br />

Auch in späteren Jahren traten die <strong>Funk</strong>amateure<br />

hin und wieder im Rundfunk auf: So sendete etwa<br />

das Bayerische Fernsehen am 21. November<br />

1982 den Beitrag „CQ DX, Die <strong>Funk</strong>amateure und<br />

ihr Weltreich“ (43:40, Regie/Produktion: Kurt<br />

Goldberger, Kamera: Kurt Lorenz, Redaktion:<br />

Dietmar Ebert). - In der Reihe "Technik als Hobby"<br />

widmete sich am 8. November 1982 eine Folge<br />

dem Thema Amateurfunk. Im Hörfunk kam am 22.<br />

August 1980 das vom Studio Franken produzierte<br />

Feature „Von der Transkei bis zum Nordkap<br />

Bayerische <strong>Funk</strong>amateure sprechen mit der Welt“<br />

[13], Gestaltung: Hans-Herbert Würth. Am 14.<br />

Januar 1984 folgte: „<strong>Funk</strong>amateure - Die Kavaliere<br />

der Ätherwellen“ [14]: „Kurt Goldberger erzählt,<br />

was <strong>Funk</strong>amateure alles können und können<br />

müssen.“<br />

Quellen: Dokumentationsarchiv <strong>Funk</strong>. Mit<br />

besonderem Dank an Renée Franke, ex DJ6RF;<br />

Sabine Rittner, Bayerischer Rundfunk,<br />

Historisches Archiv; Martin Niemeyer, Radio<br />

Bremen; Gerhard Hoyer, DJ1GE; Friedrich<br />

Garbers, DJ8YZ<br />

_______________________<br />

[1] Bis 1971 insgesamt 12 Folgen<br />

[2] Georg Valentin Thomalla (*14. Februar 1915, Kattowitz -<br />

+25. August 1999, Starnberg) Gelernter Koch, tingelt in den<br />

Dreißigerjahren durch Theater und Kabarett. Beginn der<br />

eigentlichen Karriere nach 1945. 120 Filmrollen, unzähligen<br />

Auftritten am Boulevard-Theater wurde er zum wahren<br />

Volkskomödianten. Synchronsprecher von Jack Lemmon,<br />

Bob Hope, Danny Kaye und anderen.<br />

[3] Wiederholungen ARD: 22. April 1962 und 16.Oktober<br />

1972. Alle Serientitel:<br />

www.fernsehserien.de/index.php?serie=4150#0<br />

[4] DL-qtc 01/1961, S 42<br />

[5] Frankfurter Abendpost, 11. Dezember 1961<br />

[6] Heinrich Ballinger, +1. Dezember 1986; Zweitzuteilung<br />

an Roland Lutz, Bonn<br />

[7] DL6KS, Pressestelle des DARC, in: DL-qtc 1/64, S 623<br />

[8] Detlev Lais, deutscher Saxophonist und Schlagersänger.<br />

1943-45 Tenorsaxophonist beim Deutschem Tanz-und<br />

Unterhaltungsorchester, 1945-54 Schlagersänger und<br />

Filmdarsteller, dann wieder in mehreren Jazzformationen.<br />

[9] DL-qtc, 06/1962, S 274<br />

[10] DL-qtc, 10/1961, S 477<br />

[11] RB Prod.-Nr. 2146<br />

[12] Memo vom 20. Februar 2007<br />

[13] 27:54, Archiv-Nr.: ND053280/Z00<br />

[14] 42:24, Archiv-Nr. 84201610/Z00<br />

FUNK-TELEGRAMM 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!