diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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Theoretische Grundlagen 25<br />
fasste. Die PPI fand in dieser Untersuchung erwartungsgemäß unter beiden Bedingungen<br />
statt und war in der Bedingung der gerichteten Aufmerksamkeit stärker ausgeprägt. Die Instruktion<br />
Töne zu ignorieren oder zu beachten, griff die Arbeitsgruppe um Filion, Dawson &<br />
Schell (1993) und Jennings, Schell, Filion & Dawson (1996) auf und ließ gesunde Probanden<br />
Präpulse mit einer bestimmten Länge und einer bestimmten Tonhöhe zählen und die<br />
jeweils andere Tonhöhe zu ignorieren. Alle Präpulse einer Tonhöhe wurden daher beachtet<br />
und im Unterschied zu dem Paradigma, welches Acocella & Blumenthal (1990) verwendeten,<br />
war keine motorische Reaktion nötig. Von den verwendeten SOAs 60, 120 und 240 ms<br />
war auf dem SOA 120 ms die stärkste Inhibition und nur auf diesem SOA war eine Modulation<br />
(stärkere Inhibition) durch gerichtete Aufmerksamkeit nachweisbar. Steele-Laing &<br />
Hicks (2003) replizierten den Befund einer stärker ausgeprägten PPI auf dem SOA 120 ms in<br />
einer aktiven im Vergleich zu einer passiven Bedingung. Die in der Studie verwendeten,<br />
verschieden schweren aktiven Bedingungen, nämlich das Zählen von niedrigen Tönen versus<br />
das Zählen von langen, hohen und kurzen, tiefen Tönen, unterschieden sich nicht voneinander,<br />
was die Autoren als Hinweis für eine parallel ablaufende Verarbeitung werteten.<br />
2.2.2.4 Funktionelle Bedeutung<br />
Während die Funktion des Schreckreizes darin besteht ablaufende Prozesse zu unterbrechen,<br />
besteht die Funktion der PPI darin, die vor dieser Unterbrechung laufende Verarbeitung<br />
zu schützen, was Graham (1992) als transient detecting response bezeichnet. Die PPI<br />
findet in gleichem Zeitfenster statt wie das Erkennen von Reizen, nämlich zwischen 30 und<br />
500 ms. Wenn die Erkennung nach 500 ms abgeschlossen ist, wird Prozess der geschützten<br />
Verarbeitung nicht länger gebraucht, d.h., die Inhibition der Schreckreaktion nimmt ab und<br />
verkehrt sich sogar ins Gegenteil (Graham, 1992; Hoffman & Ison, 1980). Studien zum Einfluss<br />
der gerichteten Aufmerksamkeit auf den Präpuls, aber auch zu seiner Entdeckung allgemein<br />
belegen einen Anstieg der PPI, was eine Zunahme der geschützten, präattentiven<br />
Reizverarbeitung abbildet (Blumenthal, 1999) und zugleich Befunde zu den neuronalen<br />
Grundlagen der PPI stützt, die über die reflexhafte Verschaltung im Hirnstamm hinaus von<br />
einer Mittelhirnbeteiligung ausgehen (siehe Abschnitt 2.2.2.1).<br />
Die Arbeitsgruppe um Braff (1978, 1991, 1999, 2010) postuliert, dass der Prozess des<br />
sensorimotorischen gatings dem Organismus hilft, Informationsflüsse aus der Umwelt zu<br />
regulieren, um sich erfolgreich durch eine mit relevanten und irrelevanten Reizen beladene<br />
Umwelt zu navigieren und seine kapazitär limitierte Aufmerksamkeit auf relevante Reize zu