diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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22 Theoretische Grundlagen<br />
den ergab bisher widersprüchliche Ergebnisse. So konnten Riba, Rodriguez-Fornells & Barbanoj<br />
(2002) keinen Effekt der psychodelischen, 5-HT 2A/2C - Agonisten Substanz Ayahuasca<br />
auf die PPI nachweisen, während die Arbeitsgruppe um Vollenweider (Liechti, Geyer, Hell<br />
& Vollenweider, 2001 und Quednow, Kometer, Geyer & Vollenweider, 2012) unter MDMA<br />
(Serotoninfreigabe) eine Verbesserung der PPI bei gesunden Probanden zeigte und unter<br />
Psilocybin (Serotoninrezeptoragonist) eine Beeinträchtigung. Auch die Gabe von Glutamatantagonisten<br />
konnte die Befunde aus Tierexperimenten nicht eindeutig replizieren. Van<br />
Berckel, Oranje, van Ree, Verbaten & Kahn (1998) konnten unter 30mg Ketamin (Glutamatantagonist),<br />
Duncan et al. (2001a) unter 0.5mg/kg Ketamin- Infusion und Swerdlow, van<br />
Bergeik, Bergsma, Weber & Talledo (2009) unter 30mg Memantin (Glutamatantagonist)<br />
keine Beeinträchtigung der PPI trotz klinischer Effekte (BPRS- Punktanstieg) bei gesunden<br />
Probanden finden. Letztgenannte Arbeitsgruppe fand unter 20mg Memantin ebenso wie die<br />
Arbeitsgruppen Duncan et al. (2001a) mit einer 0.5mg/kg Ketamin- Infusion und Abel, Allin,<br />
Hemsley & Geyer (2003) mit einer 0.5mg/kg Ketamin- Infusion sogar eine Verbesserung<br />
der PPI. Zusammenfassend sind die Befunde aus den Tierexperimenten zum aktuellen Zeitpunkt<br />
im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit als Schizophreniemodell als vorläufig zu betrachten,<br />
da die Übertragbarkeit der Befunde im Humanbereich noch nicht gezeigt werden konnte.<br />
Swerdlow et al. (2009) argumentieren, dass gesunde Probanden weniger als Modell geeignet<br />
sind, da eine mögliche neuroadaptive Kompensation nicht abgebildet werden kann. Andererseits<br />
ist es schwer vorstellbar, dass Experimente an Ratten als Modell der komplexen schizophrenen<br />
Störung geeigneter sein sollen. Abel et al. (2003), die unter Ketamin nicht nur eine<br />
klinische, sondern auch eine neuropsychologische Verschlechterung bei gesunden Probanden<br />
nachwiesen bei gleichzeitiger Verbesserung der PPI, fassten zusammen, „that the cognitive<br />
and PPI changes of NMDA antagonists are not consistently linked at a phenomenological<br />
or neurochemical level“ (S. 729). Die Ergebnisse von Quer- und Längsschnittstudien, die<br />
gesunde und schizophrene Probanden vergleichen, werden unter 3.1.1 und 3.1.2 vorgestellt.<br />
2.2.2.2 Charakteristika der PPI und ihre experimentelle Beeinflussung<br />
Die PPI tritt beim ersten Präpuls- Schreckreiz- Intervall auf und muss nicht erlernt werden,<br />
was Graham (1975) erstmals bei gesunden Probanden nachwies. Die PPI ist durch verschiedene<br />
Reizmodalitäten evozierbar, wie zum Beispiel durch akustische Reize (Graham,<br />
1975), Luftstöße (Hackley & Graham, 1987) und Lichtblitze (Burke & Hackley, 1997) und<br />
auch dann, wenn Präpuls und Schreckreiz unterschiedlicher Modalität sind (Übersicht bei