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diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...

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Theoretische Grundlagen 17<br />

2.2.1 Paradigmen zur Bestimmung automatischer, präattentiver Informationsverarbeitung<br />

Es gibt verschiedene Paradigmen, mit denen man präattentive, die Filterung betreffende<br />

Prozesse erfassen kann, wie z. Bsp. die latente Inhibition, die visuelle Rückwärtsmaskierung<br />

oder das Negative Priming. Allen Paradigmen liegt jedoch eine anfänglich willkürlich gesteuerte<br />

Aufmerksamkeit zugrunde, d.h. ohne kontrollierte Aufmerksamkeitsprozesse wären<br />

die entsprechenden Aufgaben nicht ausführbar, auch wenn die dort untersuchten Mechanismen<br />

präattentiv sind (für eine Übersicht siehe Filion, Kelly & Hazlett 1999). Die automatische<br />

Entdeckung und Protektion erstankommender Reize niedriger Intensität, die gleichermaßen<br />

beim wachen und beim schlafenden Probanden, bei jungen Kindern, intelligenzgeminderten<br />

und psychotischen Personen messbar sind, können laut Graham (1992, 1997) über<br />

die Erfassung der vegetativ kurzen Herzraten Dezeleration, der zentralnervösen, elektroenzephalographisch<br />

messbaren P50 Suppression sowie der Präpuls- Inhibition (PPI) der<br />

Schreckreaktion erhoben werden. In diesen Paradigmen folgt üblicherweise einem Reiz moderater<br />

Intensität (Präpuls oder lead stimulus) nach einem kurzen Intervall 13 ein Schreckreiz<br />

oder wie im Fall der P50 Suppression typischerweise ein weiterer Reiz moderater Intensität.<br />

Da die Intervalle oder Stimulus Onset Asynchronies (kurz: SOA) üblicherweise variiert werden<br />

und das Subjekt also nicht wissen kann, wann der reflexauslösende Reiz eintrifft, erfolgt<br />

auf diesen also andauernd eine Verlangsamung der Herzrate, was als nicht habituierende<br />

Orientierungsreaktion bewertet werden kann (Graham, 1992). Im Unterschied zur P50 Suppression<br />

und zur PPI kommt also bei der Herzratenverlangsamung kein sensory gating zum<br />

Ausdruck, d.h. es erfolgt keine Protektion des zuerst angekommenen Reizes, sondern im<br />

Gegenteil die Verarbeitung des nachfolgenden Reizes wird erleichtert. Die Herzratenverlangsamung<br />

tritt zeitgleich mit einer Erhöhung des Schreckreflexes auf und stellt eher einen<br />

Zustand automatisch erhöhter Aufmerksamkeit dar (Anthony, 1985) und ist trotz mangelnder<br />

Habituation den Orientierungsreaktionen zuzuordnen. Präattentive, sensorische Filterprozesse<br />

werden also durch die PPI und die P50 erfasst (vergleiche auch Keller, Hicks & Miller,<br />

2000). Ein weiteres Paradigma die Mismatch Negativity (MMN), welches präattentive, die<br />

Entdeckung von Reizen betreffende Aufmerksamkeitsprozesse abbildet, benötigt ebenso<br />

keine Verhaltensreaktion oder Aufmerksamkeitshinwendung des Probanden und ist während<br />

13)<br />

Ein Intervall bis zu 500 ms. Bei der Herzratenverlangsamung wird üblicherweise das Intervall von 200 ms<br />

bis zu zwei Sekunden variiert, wobei letzteres Intervall statt zu einer Inhibition der Schreckreaktion zu deren<br />

Erhöhung führt (Anthony, 1985; Graham, 1992).

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