diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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12 Theoretische Grundlagen<br />
schehe solange bis die individuelle Vulnerabilitätsschwelle überschritten wird und psychotische<br />
Symptome (state marker) auftreten würden. Das Modell unterschied ferner zwischen<br />
stabilen Vulnerabilitätsmarkern (trait marker), die ständig vorhanden und unabhängig von<br />
psychotischer Symptomatik sind, Episodenmarkern (state marker), die nur während einer<br />
Krankheitsepisode vorhanden sind und intermediären Vulnerabilitätsfaktoren (mediating<br />
vulnerability factor), die im Zusammenspiel aus den beständig vorhandenen trait marker mit<br />
psychosozialen Stressoren auftreten würden wie zum Beispiel Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
anhaltende Anspannung und Nervosität. Letztere sind keine primären psychotischen<br />
Symptome, würden jedoch den Eintritt in eine Prodromalphase als Vorläufer einer möglichen<br />
schizophrenen Episode markieren.<br />
Gegenwärtige Befunde haben dieses Modell dahingehend bekräftigt, dass Vulnerabilität,<br />
Stress, Coping und soziale Kompetenz determinierende Faktoren für Ausbruch, Remission,<br />
Rückfall und Rehabilitation an Schizophrenie erkrankter Menschen sind, so dass dieses<br />
Konzept in den letzten Jahren der Ausgangspunkt vieler verschiedener Therapieansätze war<br />
(Stamm & Bühler, 2001). Es inspirierte die Forschung zu der Suche nach Risikofaktoren und<br />
Vulnerabilitätsmarker. Die Schizophrenie wurde nicht länger als prozesshaft fortschreitende<br />
(oder neurodegenerative) Erkrankung verstanden wie es zum Beispiel bei Kraepelin der Fall<br />
war. Eine interessante Weiterführung dieses Denkansatzes war die Neuroentwicklungshypothese<br />
der Schizophrenie.<br />
2.1.2.2 neuronale Entwicklungshypothese von Weinberger<br />
Ihre Vertreter (Pantelis, Yücel, Wood, McGorry & Velakoulis, 2003; Pilowski, Kerwin &<br />
Murray, 1993; Raedler, Knable & Weinberger, 1998; Weinberger, 1996) gingen davon aus,<br />
dass ein oder mehr ätiologische Ereignisse zwischen Befruchtung und Geburt zu einer gestörten<br />
ZNS- Entwicklung führen würden, die zusammen mit einer genetischen Belastung<br />
und weiteren Stressoren für die Entwicklung einer Schizophrenie im frühen Erwachsenenalter<br />
prädisponiere. Untermauert wird diese Annahme durch Befunde zu leichten physischen<br />
Anomalien, prämorbiden kognitiven und neurologischen Defiziten (sog. "soft signs“), Geburtkomplikationen,<br />
Virusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft, morphologischen<br />
anatomischen Anomalien und Abweichungen der neuronalen Zellarchitektur. Die Verzögerung<br />
zwischen der frühen Störung des ZNS und der erst frühestens ab der Pubertät einsetzenden<br />
Erkrankung wird mit den in der Pubertät fehlerhaft ablaufenden Prozessen des