diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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10 Theoretische Grundlagen<br />
und einen negativen Typ ist allen gemein, weshalb auch in der vorliegenden Arbeit von dieser<br />
Variante ausgegangen wird.<br />
2.1.2 Ätiologische Modelle<br />
Mitte der 50er Jahre wurde das von einem französischen Chirurgen entdeckte Chlorpromazin<br />
als antipsychotisch wirksam erkannt und revolutionierte die Behandlung schizophrener<br />
Patienten ebenso wie die Forschung über die Pathophysiologie der schizophrenen<br />
Erkrankung (historischer Überblick bei Lavretsky, 2008). So war seit den 70er Jahren bekannt,<br />
dass eine Dopaminrezeptorblockade am D2- Rezeptor verantwortlich für die antipsychotische<br />
Wirksamkeit ist. Auf dieser Erkenntnis fusste im Wesentlichen die Dopaminhypothese<br />
der Schizophrenie (Übersicht bei Carlsson, M., Carlsson, A. & Nilsson, 2004). Forschungsarbeiten<br />
zur psychoaktiven Wirksamkeit von LSD hoben die Bedeutung von Serotonin<br />
bzw. dessen Blockade für eine antipsychotische Wirksamkeit hervor. Eine zweite Generation<br />
von Antipsychotika (auch Aytpika genannt) wurde Anfang der 90er Jahre entwickelt.<br />
Die Atypizität einer Substanz wird dabei unter anderem anhand des Quotienten aus der jeweiligen<br />
Affinität zum Dopaminrezeptor und zum Serotoninrezeptor bestimmt sowie an der<br />
Häufigkeit der Induktion extrapyramidalmotorischer Symptome. Weitere Forschung zur<br />
psychoaktiven Wirksamkeit von Phencyclidin (PCP), welches am NMDA- Rezeptor Glutamat<br />
blockiert und sowohl positive als auch negative Symptome hervorruft, verdeutlichten die<br />
Rolle von Glutamat in der Pathogenese psychotischer Symptomatik. Das Antipsychotikum<br />
Clozapin, welches am Glutamatrezeptor wirksam ist, trägt dem Rechnung (siehe auch Carlsson<br />
et al., 2004; Glenthøj & Hemmingsen, 1999).<br />
Ein anderer Ansatz war es, die mehrfach replizierte Vererbarkeit der Schizophrenie bestimmten<br />
Genen zuzuordnen, da zwischen den 1920er bis zu den 1980er Jahren durchgeführte<br />
Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien ergaben, dass monozygote Zwillinge eine<br />
Konkordanzrate von ca. 48% und Geschwister von 9% aufweisen und damit ein deutlich<br />
erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben (Ritsner & Gottesman,<br />
2011). Trotz extensiver Forschung und der Identifikation bestimmter Kandidatengene<br />
wie zum Beispiel Gene, die die Ausprägung von COMT 1 oder Neuregulin 2 bestimmen<br />
1)<br />
2)<br />
COMT = Dopamin metabolisierendes Enzym namens Catechol- O- Methyltransferase (Downar & Kapur,<br />
2008).<br />
Neuregulin 1 = Proteine, die die neuronale Zellmigration, axonale Ausrichtung und Myelin- und Synapsenausbildung<br />
beeinflussen (Downar & Kapur, 2008).