diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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Theoretische Grundlagen 9<br />
positiver Symptome lässt sich beispielsweise mit der Positive and Negative Syndrome Scale<br />
(PANSS) for Schizophrenia von Kay, Fiszbein und Opler (1987) erfassen. Eine eher dimensionale<br />
Einteilung haben Andreasen & Olsen (1982) vorgeschlagen. Sie begriffen die Schizophrenie<br />
als ein Kontinuum mit einer positiven und negativen Ausprägung, auf welchem<br />
auch gemischte Varianten, zum Beispiel die sogenannte mixed schizophrenia vorkommen<br />
können. Die Ausprägung des jeweiligen Subtyps ist mithilfe der Scale for the Assessment of<br />
Negative Symptoms (SANS) und der Scale for the Assessment of Positive Symptoms (SAPS)<br />
messbar (Andreasen & Olsen, 1982). Später schlug Andreasen (1997, 2000) vor, sich von<br />
der klinisch hilfreichen Perspektive des ICD-10 und DSM- IV zu lösen und in der Tradition<br />
Kraepelins und Bleulers zu bleiben, die Schizophrenie als Erkrankung fundamentaler mentaler<br />
Prozesse zu definieren. Um zu validen und replizierbaren Befunden in der Forschung zu<br />
gelangen, sollte diese gezielt auf den kognitiv beeinträchtigten Subtypus im Sinne Crows<br />
(1980, 1985) fokussiert werden.<br />
Eine umfassende Nosologie und differenzierte Typologie entwickelte der vorwiegend im<br />
deutschen Sprachraum bekannte Psychiater Karl Leonhard (2003), der zwischen Schizophrenien<br />
und zykloiden Psychosen unterschied. Letztere haben unter den akut polymorphen<br />
psychotischen Störungen (F23.0, F23.1) Eingang in das ICD-10 gefunden. Leonhard (2003)<br />
unterschied die Schizophrenien in drei zykloide, drei unsystematische und 16 systematische<br />
Formen, die vorwiegend affektive, kognitive oder psychomotorische Symptome aufweisen<br />
können, die systematischen Formen werden noch weiter in einfach-systematische und kombiniert-systematische<br />
Schizophrenien unterschieden. Er unterschied komplexe, in sich geschlossene<br />
und über die Zeit stabil verlaufende Krankheitsbilder, die die Diagnosesysteme<br />
ICD-10 und DSM-IV nach Meinung verschiedener Autoren auch heute im klinischen Alltag<br />
bereichern würden (Fritze & Lanczik, 1990). Franzek & Beckmann (1998) wendeten die<br />
Leonhardsche Klassifikation erfolgreich in einer Zwillingsstudie schizophrener Spektrumserkrankungen<br />
an. Hohl- Radke (2007) fasste zusammen, dass die Leonhardsche Aufteilung,<br />
vermutlich aufgrund ihrer sprachlichen Komplexität, trotz ihrer diagnostischen Differenziertheit<br />
wenig Verbreitung gefunden hat.<br />
Es ist bis heute nicht endgültig geklärt, welches Klassifikationssystem für sich Allgemeingültigkeit<br />
beanspruchen kann (Heinrichs, 1993). Der Versuch einer validen Subtypisierung<br />
ist bis heute nicht zufriedenstellend gelungen und bleibt umstritten (Goldberg & Weinberger,<br />
1995, „a case against subtyping in schizophrenia“). Die Einteilung in einen positiven