diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
diss_wolf_theresa.pdf (2449 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 Theoretische Grundlagen<br />
wahn sowie Halluzinationen aus. Inadäquater Affekt, Neologismen und Paragrammatismus<br />
treten auf. Auch bei dieser Erkrankungsform leide die Intelligenz und die Fähigkeit zu geordneten<br />
geistigen Leistungen gehe verloren<br />
Der Krankheitsbegriff „Schizophrenie“ bzw. „Gruppe der Schizophrenien“ geht auf Eugen<br />
Bleuler (1911) zurück, der die Spaltung der verschiedensten psychischen Funktionen als<br />
wichtigstes Krankheitsmerkmal definierte und nicht wie Kraepelin den intellektuellen Abbau.<br />
Für ihn waren im Gegensatz zu Kraepelin nicht Verlauf und Ausgang der Erkrankung<br />
entscheidend, sondern ihre querschnittsmäßig erfassbare Symptomatik. Er differenziert hierbei<br />
zwischen den sogenannten Grundsymptomen der Erkrankung (Assoziationslockerung,<br />
Affektstörung, Ambivalenz, Autismus) und den von ihm als akzessorisch bezeichneten<br />
Symptomen (Sinnestäuschungen, Wahn, Gedächtnisstörungen, Ich-Störungen, Auffälligkeiten<br />
von Sprache und Schrift, körperliche Symptome, katatone Symptome). Abhängig von<br />
den akzessorischen Symptomen unterscheidet er vier Unterformen: das Paranoid, die Katatonie,<br />
die Hebephrenie und die einfache Schizophrenie (Bleuler, 1911).<br />
Auch Kurt Schneider (1992), der die Schizophrenie in aller Deutlichkeit als willkürliches<br />
psychopathologisches Konstrukt definierte, dessen zugrundeliegende organische Korrelate<br />
vermutlich in der näheren Zukunft nicht zu bestimmen sein würden, gewichtete in seiner<br />
„psychopathologischen Differenzialtypologie“ die Symptome der Schizophrenie in Symptome<br />
ersten Ranges (Gedankenlautwerden, dialogische und kommentierende Stimmen, leibliche<br />
Beeinflussungserlebnisse, Gedankenentzug u.a. Gedankenbeeinflussung, Gedankenausbreitung,<br />
Wahnwahrnehmung, Gefühl des Gemachten) und Symptome zweiten Ranges<br />
(übrige Sinnestäuschungen, Wahneinfall, Ratlosigkeit, depressive und frohe Verstimmung,<br />
erlebte Gefühlsverarmung), welche noch heute die Grundlage der psychiatrischen Diagnosefindung<br />
bilden. Hierbei bezieht sich die Wertung Symptom ersten Ranges darauf, welche<br />
Symptome für die Diagnose einer Schizophrenie in Abgrenzung zur Zyklothymie eindeutig<br />
sprechen und nicht wie bei Bleuler (1911), welche Symptome die Grundstörung ausmachen.<br />
Wären nur Symptome zweiten Ranges vorhanden, käme es bei der Diagnose auf den klinischen<br />
Gesamtzusammenhang an.<br />
In die heutigen Diagnosesysteme International Classification of Diseases (ICD-10, Dilling,<br />
Mombour & Schmidt, 2000) und Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders<br />
(DSM- IV, American Psychiatric Association (APA), 1994) haben diese drei Konzepte<br />
Eingang gefunden, d.h., dass der Verlauf der Erkrankung im Sinne Kraepelins, die Grund-