Tierärztliche Hochschule Hannover Einfluss unterschiedlicher ...

Tierärztliche Hochschule Hannover Einfluss unterschiedlicher ... Tierärztliche Hochschule Hannover Einfluss unterschiedlicher ...

elib.tiho.hannover.de
von elib.tiho.hannover.de Mehr von diesem Publisher
04.02.2014 Aufrufe

2 Literatur 2.1.2 Vergleich des OPU mit anderen Methoden zur Gewinnung von Eizellen bzw. Embryonen beim Rind Für die Gewinnung von KOK zur anschließenden IVP von Embryonen gibt es verschiedene Verfahren. Aus Ovarien vom Schlachthof können KOK mittels Aspiration der Follikel (WARE et al. 1989) oder durch Slicing der Ovarien (XU et al. 1992) gewonnen werden. Am lebenden Tier wurden die transvaginale endoskopische Follikelpunktion (REICHENBACH et al. 1994), die ultraschallgeleitete Follikelpunktion über die sakroischiale Region (CALLESEN et al. 1987) und die transvaginale, ultraschallgeleitete Follikelpunktion [OPU; PIETERSE et al. (1988)] entwickelt. Eine Gewinnung von in vivo produzierten Embryonen ist mittels Spülung des Uterus möglich (HAHN 1978), was im MOET-Verfahren Anwendung findet. Über einen endoskopischen Eingriff können tubale Embryonalstadien entnommen werden (BESENFELDER et al. 2001). Im Nachfolgenden sollen lediglich die meistgenutzten Verfahren (Gewinnung von KOK aus Schlachthofovarien, MOET) mit der OPU-Methode verglichen werden. Der große Vorteil des OPU gegenüber der Separation von Eizellen aus Schlachthofmaterial ist die mehrfach mögliche Anwendung bei wertvollen Tieren (BOLS et al. 1995). Jedoch ist die Qualität der Eizellen aus Schlachthofovarien in der Regel höher, da bei ihnen der sogenannte „post-mortem-Effekt“ eintritt (BLONDIN et al. 1997), der eine verbesserte Entwicklungskompetenz bedingt, und die Anzahl der Kumuluszelllagen durchschnittlich höher ist (BUNGARTZ et al. 1995). Ein weiterer Nachteil beim OPU ist die begrenzte Anzahl an KOK, die eine Selektion bezüglich der Qualität oft nicht zulässt (MERTON et al. 2003, CHAUBAL et al. 2006). Vorteilhaft gegenüber dem MOET ist, dass die OPU-Technik auch bei graviden Tieren angewandt werden kann (RYAN et al. 1990, MERTON et al. 2003). Dies bedingt nicht nur eine erhebliche Verkürzung des Generationsintervalls (MERTON et al. 2003), sondern auch eine höhere Anzahl von Embryonen pro Zeiteinheit (GOODHAND et al. 1999, MERTON et al. 2003). Obwohl die Fähigkeit, eine Trächtigkeit hervorzurufen bei IVP-Embryonen gegenüber der in vivo generierter Embryonen geringer ist (MERTON et al. 2003), ermöglicht das OPU mit anschließender IVP die Produktion von über 50 Kälber pro Donortier im Jahr (VAN WAGTENDONK-DE LEEUW 2006). Auch kann bei der IVP Sperma verschiedener Bullen eingesetzt werden (GALLI et al. 2001, MERTON et al. 2003). Ferner kann im Gegensatz zum MOET beim OPU vollständig auf den Einsatz von Hormonen verzichtet werden (BUNGARTZ et al. 1995, GALLI et al. 2004, CHAUBAL et al. 2006). Weiterhin ist eine schnelle Rückkehr der Tiere in den normalen Zyklus nach OPU belegt (PIETERSE et al. 1991b). Es ist allerdings zu beachten, dass beim OPU ein intensiveres „Tier-Handling“ mit entsprechenden Fähigkeiten bei der Manipulation des Genitaltraktes, die Bereitstellung des kostenintensiven OPU-Equipments sowie entsprechender Laboreinrichtungen für die anschließende IVP Vorraussetzung sind (BROADBENT et al. 1997). Dies bedingt einen höheren Kostenaufwand als beim MOET (BROADBENT et al. 1997, GALLI et al. 2004, VAN WAGTENDONK-DE LEEUW 2006). Beim OPU besteht weiterhin ein höheres Risiko der Übertragung von infertilen Haplotypen in die Folgegeneration, da durch OPU Fertilitätsstörungen des Donortieres in stärkerem Maße als beim MOET umgangen werden können (VAN WAGTENDONK-DE LEEUW 2006). 6

2.2 Einfluss des OPU auf die Gesundheit des Donortieres 2.2 Einfluss des OPU auf die Gesundheit des Donortieres Wie jeder Eingriff, sei er noch so minimal, ist auch das OPU nicht ohne Auswirkungen auf die betroffenen Tiere. So können zum Beispiel in seltenen Fällen bedingt durch die Epiduralanästhesie Veränderungen im Bereich der Injektionsstelle beobachtet werden, die sich in Form von Neovaskularisation und Knorpelmetaplasie an den Intervertebralscheiben darstellen (MCEVOY et al. 2006). Eine Beeinträchtigung der Allgemeingesundheit (SANTL et al. 1998, PETYIM et al. 2003), der Fertilität (ALLER et al. 2010) sowie der Gravidität bis zum dritten Trächtigkeitsmonat (MEINTJES et al. 1993) scheinen jedoch nicht aufzutreten. Ebenso bleiben die Milchproduktion sowie die somatischen Zellzahlen in Milch und Blutplasma unbeeinflusst (CHASTANT- MAILLARD et al. 2003). Eine Rückkehr zum physiologischen Zyklus ca. 3-4 Tage nach der letzten Punktion (CHASTANT-MAILLARD et al. 2003) mit physiologischem Verhalten (PETY- IM et al. 2007) sowie die Möglichkeit, das MOET-Verfahren anzuwenden (BROADBENT et al. 1997), ist gegeben. Grundsätzlich wird durch OPU der physiologische Zyklus gestört (STUBBINGS und WAL- TON 1995, BONI et al. 1997, BOLS et al. 1998, PETYIM et al. 2000). Durch die Aspiration der Follikel wird der Interöstrus verlängert (STUBBINGS und WALTON 1995), da die jeweils abgesaugten Follikel durch eine neue Follikelwelle ersetzt werden müssen. Dies deckt sich mit der Beobachtung verspäteter oder gestörter Brunsten bei OPU während der Lutealphase von TAKUMA et al. (2010). Der Zeitpunkt des OPU, aber auch das Punktionsintervall sind wesentliche Faktoren, die auf den Zyklus Einfluss nehmen. So konnten Bage et al. (BAGE et al. 2003) bei einem diskontinuierlichen OPU-Regime mit Punktionen lediglich bis zum 12. Zyklustag keine Auswirkungen auf den Zyklus beobachten. Auch die Arbeitsgruppe von PIETERSE et al. (1991a) konnte bei OPU-Sitzungen an Tag 4, 10 und 16 des Zyklus eine normale Zyklusaktivität feststellen. Kontinuierliche, einmal wöchentlich stattfindende OPU-Sitzungen führen dagegen zu irregulären Zykluslängen (KLOSSOK et al. 1997), setzen die Zyklusaktivität aber nicht aus (GIBBONS et al. 1994, BONI et al. 1997, GALLI et al. 2001, PETYIM et al. 2003). Bei zwei wöchentlichen Follikelpunktionen sind die Beobachtungen nicht einheitlich. PETYIM et al. (2000) beschreiben gelegentlich auftretende Zyklusaktivität und Brunsten mit regulärer Zykluslänge, Östruslänge und physiologisch ablaufender Brunst. In den Untersuchungen der Arbeitsgruppen um BONI et al. (1997) und GIBBONS et al. (1994) zeigte sich dagegen keine Zyklusaktivität. 2.3 Einfluss des OPU auf den ovariellen Zyklus In Bezug auf das Ovar konnten keine wesentlichen, makroskopisch erkennbaren Veränderungen festgestellt werden (PETYIM et al. 2007), jedoch verändert sich die Struktur des Ovars (PETYIM et al. 2001). In einigen Fällen können Vernarbungen und Verhärtungen der Ovarien auftreten. Verdickungen der Tunica albuginea (VAN DER SCHANS et al. 1991, PETYIM et al. 2001) sowie Fibrosierungen und hämatomartige Follikel wurden beobachtet (PIETERSE et al. 1988, VAN DER SCHANS et al. 1991, PETYIM et al. 2000). Jedoch sind jegliche Veränderungen 8 Monate nach der letzten Follikelpunktion nicht mehr sichtbar (CHASTANT-MAILLARD et al. 2003), so dass langfristig kein negativer Effekt auf die follikuläre und luteale Aktivität des Ovars besteht (PETYIM et al. 2000, MCEVOY et al. 2002). Eine Beeinflussung der Ovarfunktion während längerer Zeiträume kontinuierlichen OPUs ist belegt (CARLIN et al. 1999). So 7

2 Literatur<br />

2.1.2 Vergleich des OPU mit anderen Methoden zur Gewinnung von Eizellen<br />

bzw. Embryonen beim Rind<br />

Für die Gewinnung von KOK zur anschließenden IVP von Embryonen gibt es verschiedene<br />

Verfahren. Aus Ovarien vom Schlachthof können KOK mittels Aspiration der Follikel (WARE<br />

et al. 1989) oder durch Slicing der Ovarien (XU et al. 1992) gewonnen werden. Am lebenden<br />

Tier wurden die transvaginale endoskopische Follikelpunktion (REICHENBACH et al. 1994),<br />

die ultraschallgeleitete Follikelpunktion über die sakroischiale Region (CALLESEN et al. 1987)<br />

und die transvaginale, ultraschallgeleitete Follikelpunktion [OPU; PIETERSE et al. (1988)] entwickelt.<br />

Eine Gewinnung von in vivo produzierten Embryonen ist mittels Spülung des Uterus<br />

möglich (HAHN 1978), was im MOET-Verfahren Anwendung findet. Über einen endoskopischen<br />

Eingriff können tubale Embryonalstadien entnommen werden (BESENFELDER et al.<br />

2001). Im Nachfolgenden sollen lediglich die meistgenutzten Verfahren (Gewinnung von KOK<br />

aus Schlachthofovarien, MOET) mit der OPU-Methode verglichen werden.<br />

Der große Vorteil des OPU gegenüber der Separation von Eizellen aus Schlachthofmaterial<br />

ist die mehrfach mögliche Anwendung bei wertvollen Tieren (BOLS et al. 1995). Jedoch ist die<br />

Qualität der Eizellen aus Schlachthofovarien in der Regel höher, da bei ihnen der sogenannte<br />

„post-mortem-Effekt“ eintritt (BLONDIN et al. 1997), der eine verbesserte Entwicklungskompetenz<br />

bedingt, und die Anzahl der Kumuluszelllagen durchschnittlich höher ist (BUNGARTZ<br />

et al. 1995). Ein weiterer Nachteil beim OPU ist die begrenzte Anzahl an KOK, die eine Selektion<br />

bezüglich der Qualität oft nicht zulässt (MERTON et al. 2003, CHAUBAL et al. 2006).<br />

Vorteilhaft gegenüber dem MOET ist, dass die OPU-Technik auch bei graviden Tieren angewandt<br />

werden kann (RYAN et al. 1990, MERTON et al. 2003). Dies bedingt nicht nur eine erhebliche<br />

Verkürzung des Generationsintervalls (MERTON et al. 2003), sondern auch eine höhere<br />

Anzahl von Embryonen pro Zeiteinheit (GOODHAND et al. 1999, MERTON et al. 2003). Obwohl<br />

die Fähigkeit, eine Trächtigkeit hervorzurufen bei IVP-Embryonen gegenüber der in vivo<br />

generierter Embryonen geringer ist (MERTON et al. 2003), ermöglicht das OPU mit anschließender<br />

IVP die Produktion von über 50 Kälber pro Donortier im Jahr (VAN WAGTENDONK-DE<br />

LEEUW 2006). Auch kann bei der IVP Sperma verschiedener Bullen eingesetzt werden (GALLI<br />

et al. 2001, MERTON et al. 2003). Ferner kann im Gegensatz zum MOET beim OPU vollständig<br />

auf den Einsatz von Hormonen verzichtet werden (BUNGARTZ et al. 1995, GALLI et al.<br />

2004, CHAUBAL et al. 2006). Weiterhin ist eine schnelle Rückkehr der Tiere in den normalen<br />

Zyklus nach OPU belegt (PIETERSE et al. 1991b). Es ist allerdings zu beachten, dass beim<br />

OPU ein intensiveres „Tier-Handling“ mit entsprechenden Fähigkeiten bei der Manipulation des<br />

Genitaltraktes, die Bereitstellung des kostenintensiven OPU-Equipments sowie entsprechender<br />

Laboreinrichtungen für die anschließende IVP Vorraussetzung sind (BROADBENT et al. 1997).<br />

Dies bedingt einen höheren Kostenaufwand als beim MOET (BROADBENT et al. 1997, GALLI<br />

et al. 2004, VAN WAGTENDONK-DE LEEUW 2006). Beim OPU besteht weiterhin ein höheres<br />

Risiko der Übertragung von infertilen Haplotypen in die Folgegeneration, da durch OPU Fertilitätsstörungen<br />

des Donortieres in stärkerem Maße als beim MOET umgangen werden können<br />

(VAN WAGTENDONK-DE LEEUW 2006).<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!