ZAHNÄRZ TEBLATT
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ekten Strahlenkaries kommt es durch die durch die ionisierende<br />
Strahlung geschädigten Speicheldrüsen mit konsekutiver<br />
Xerostomie [4-6]. Der verminderte Speichelfluss<br />
und die veränderte chemische Zusammensetzung des<br />
Speichels [7-9] bedingen eine Veränderung der bakteriellen<br />
Mischflora zu Gunsten azidogener Bakterien mit hoher<br />
kariogener Aktivität [6, 10]. Weitere Faktoren, die die<br />
Entwicklung der indirekten Strahlenkaries begünstigen,<br />
sind neben der schmerzhaften Mucositis eine mangelnde<br />
Kooperationsbereitschaft und insuffiziente Mundhygiene vor<br />
allem bei Patienten mit Nikotin- und Alkoholanamnese [11].<br />
Die direkte Strahlenwirkung bewirkt eine Degeneration der<br />
Odontoblastenfortsätze mit Obliteration der Dentinkanälchen<br />
und gestörter Nutrition von grenznahem Dentin und Schmelz<br />
mit konsekutiver Zerstörung ganzer Schmelzareale [12, 13].<br />
Außerdem scheint der Schmelz nach Bestrahlung weniger<br />
resistent gegenüber Säureangriffen zu sein [14]. Eine<br />
verstärkte Fluoridierung der Zähne unter Bestrahlung kann<br />
somit helfen das Auftreten einer Strahlenkaries zu verhindern.<br />
Ein einfaches aber probates Mittel zur Prävention der<br />
Strahlenkaries ist die Anfertigung und Anwendung von<br />
Fluoridierungsschienen für die Zeit der Bestrahlung durch<br />
den Zahnarzt, mit denen eine zweitägige Fluoridierung der<br />
Zähne durchgeführt werden sollte, um eine ausreichende<br />
Protektion des Zahnschmelz während der Bestrahlung zu<br />
erreichen. Da die orale Gesundheitsfürsorge in zahnärztlichen<br />
Händen professionell aufgehoben ist, fällt die Prävention<br />
der Strahlenkaries auch zweifelsohne in das zahnärztliche<br />
Aufgabengebiet bei der interdisziplinären Betreuung von<br />
Bestrahlungspatienten.<br />
Weitere Aufgaben des Zahnarztes bei der<br />
Betreuung von Bestrahlungspatienten<br />
Neben der Anfertigung einer Fluoridierungsschiene sollte<br />
nach Indikationsstellung für eine Strahlentherapie ein<br />
sorgfältiger klinischer wie radiologischer (OPTG/Zahnfilme)<br />
Befund durch den erfahrenen Zahnarzt erhoben werden,<br />
ggf. kann die Überweisung in die MKG-Chirurgie sinnvoll<br />
sein. Erhaltungswürdige aber erkrankte Zähne müssen<br />
kurzfristig durch konservierende Maßnahmen therapiert<br />
werden und eventuell scharfe Kanten abgetragen werden.<br />
Weiterhin ist es sinnvoll, die Mundhygiene durch professionelle<br />
Zahnreinigung und ausführliche Instruktionen vor<br />
einer Bestrahlung zu optimieren. Die Indikation zur Extraktion<br />
nichterhaltungswürdiger, kariöser und stark parodontal<br />
geschädigter Zähne richtet sich nach der individuellen<br />
Risikoeinschätzung (Zahn im Strahlenfeld, Dosis >50Gy,<br />
schlechte Compliance, Gesamtprognose des Patienten). Bei<br />
der Planung ist zu beachten, dass durch dentale Komplikationen<br />
(Gingivitis, Parodontitis, apikale Ostitiden, Abszesse)<br />
prospektiv eine Unterbrechung der Radiotherapie unbedingt<br />
zu vermeiden ist. Diese hätte deutlich negative Auswirkungen<br />
auf den Erfolg der Tumortherapie.<br />
DR. MED., CAND. MED. DENT.<br />
MAXIMILIAN KRÜGER<br />
Studium der Medizin und<br />
Zahnmedizin an der Johannes<br />
Gutenberg-Universität Mainz<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an<br />
der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie –<br />
plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz<br />
Assistenzarzt in Weiterbildung der Klinik für Mund-,<br />
Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen,<br />
Universitätsmedizin Mainz<br />
UNIV.-PROF. DR. MED. DR.<br />
MED. DENT. BILAL AL-NAWAS<br />
Studium der Medizin und Zahnmedizin<br />
in Frankfurt, Saarbrücken<br />
und Zürich<br />
Facharzt für Mund-Kiefer und<br />
Gesichtschirurgie<br />
Habilitation und Venia legendi im Fach Mund-, Kieferund<br />
Gesichtschirurgie<br />
Zusatzbezeichnung Plastische Operationen<br />
Gastprofessur an der Kyung Hee University Department of<br />
Oral and Maxillofacial Surgery, Seoul, Korea<br />
W2-Professur für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
an der Universitätsmedizin Mainz (Direktor: Prof. Dr. Dr.<br />
W. Wagner)<br />
Leitender Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsmedizin<br />
Mainz<br />
Herstellung der Fluoridierungsschienen<br />
Nach Durchführung der oben genannten konservierenden<br />
und chirurgischen Maßnahmen erfolgt eine Alginatabformung<br />
des Ober- und Unterkiefers. Gegebenenfalls kann<br />
die Abformung auch vor der Durchführung der geplanten<br />
Zahnextraktionen vorgenommen werden. Dem zahntechnischen<br />
Labor sollte dann jedoch mitgeteilt werden, welche<br />
Zähne radiert werden müssen, um einen suffizienten Sitz<br />
der Schiene zu gewährleisten. Im zahntechnischen Labor<br />
werden anhand der Abformungen Gipsmodelle der Kiefer<br />
hergestellt und die entsprechenden Zähne gegebenenfalls<br />
radiert. Mit einem Tiefziehgerät erfolgt die Anfertigung der<br />
Schienen. Stark unter sich gehende Bereiche sollten mit<br />
thermoresistentem Wachs ausgeblockt werden, um ein<br />
beschädigungsfreies Abnehmen der Schiene vom Modell<br />
zu gewährleisten. Die Schiene sollte aus flexiblem <br />
Fotos: privat<br />
F A C H L I C H E S<br />
J A N U A R 2 0 14 | N Z B | F A C H L I C H E S<br />
25