ZAHNÄRZ TEBLATT
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dass nicht nur die Adipositas an sich, sondern auch das<br />
Verteilungsmuster des Fettgewebes einen wesentlichen<br />
Faktor darstellt. Abdominal betontes Übergewicht (häufiger<br />
bei Männern) ist im Bezug auf die Entwicklung von Parodontitis<br />
als kritischer zu bewerten. 25 Generelle Erklärungsversuche<br />
zielen auf die vermehrt im Fettgewebe stattfindende<br />
Produktion von proinflammatorischen Substanzen (wie<br />
Zytokinen und Hormonen) ab, welche nicht nur chronischinflammatorische<br />
Prozesse unterstützen, sondern auch auf<br />
die Osteogenese und somit die Knochendichte Einfluss<br />
nehmen. 26 Zu diesen als adipositasassoziierte Biomarker<br />
bezeichneten Substanzen und ihren Interaktion im Organismus<br />
müssen jedoch weitere Studien, auch im Bezug<br />
auf die Parodontopathien in Zukunft Klarheit schaffen.<br />
Neben Übergewicht und Adipositas hat die Ernährung aber<br />
auch bei bestehender körperlicher Mangelversorgung mit<br />
für den Organismus wichtigen Nahrungsbestandteilen einen<br />
gesicherten Einfluss auf den Zahnhalteapparat. So gilt der<br />
kausale Zusammenhang zwischen Vitamin-C-Mangel und<br />
parodontalen Erkrankungen nicht nur bei den von Skorbut<br />
geplagten Seefahrern des 18. Jahrhunderts als bekannt. Es<br />
wird davon ausgegangen, dass Vitamin-C- und -B-Komplexe<br />
sowie Folsäure durch ihre Beteiligung an zahlreichen Zellfunktionen<br />
und Syntheseabläufen bei Mangelkonzentrationen<br />
auch die parodontale Situation und den inflammatorischen<br />
Grad negativ beeinflussen. 27,28 So zeigen Studien<br />
unter anderem parodontalen Attachementgewinn nach<br />
offener Kürettage bei postoperativer Gabe von Vitamin-B-<br />
Komplexen im Vergleich zu randomisierten Kontrollgruppen<br />
(Abb. 3 a, b). 29<br />
Obwohl der vorliegende Evidenzgrad eine endgültige Therapieempfehlung<br />
noch nicht in Gänze zulässt, kann gesagt<br />
werden, dass neben Gewichtsreduktion bis zum Normalgewicht<br />
und körperlicher Bewegung auch eine ausgewogene<br />
und gesunde Ernährung zu einer Erhöhung der Wirtsimmunität<br />
und einem besseren oralen und allgemeinen<br />
Befinden führen kann.<br />
Abb. 2 a-c: Verschiedene Formen von erosiven Schädigungen<br />
der Zahnhartsubstanz; neben muldenförmigen Defekten finden<br />
sich häufig glasig-durchscheinende Schmelzareale insbesondere<br />
im Inzisalbereich.<br />
Wichtigen Einfluss auf die Entstehung und Progredienz<br />
der Parodontitis haben Lebensstil und Ernährung. So spielt<br />
gerade die abnorme Erhöhung des Köpergewichtes und<br />
vor allem des Körperfettanteils einen kausalen Zusammenhang<br />
bei der Entstehung einer entzündlichen Erkrankung<br />
des Zahnhalteapparates. 24 Vielfach konnte der Zusammenhang<br />
zwischen einem erhöhten Quetelet-Index (BMI-) und<br />
einer Zunahme der parodontalen Erkrankungen in Querschnittsstudien<br />
gezeigt werden. Weiterhin gilt als gesichert,<br />
Allgemeine Therapieempfehlungen<br />
Was gilt es, mit Blick auf die Ernährung zu beachten? Nicht<br />
nur die angeführten Schädigungen der allgemeinen und<br />
der Mundgesundheit erfordern eine Ernährungslenkung im<br />
Einklang mit Prävention und dem interdisziplinären „Blick<br />
über den Tellerrand“. Der Patient sollte in Bezug auf<br />
Konsum von zucker- und säurehaltigen Getränken deutlich<br />
über potenzielle Gefahren und Auswirkungen aufgeklärt<br />
werden. Insbesondere muss auf „versteckte“ Zucker<br />
(beispielsweise in Fruchtsaftschorlen, etc.) in Kombination<br />
mit Frucht- oder Kohlensäure sowie das Zurückgreifen auf<br />
Zuckeraustausch- und Ersatzstoffe ausführlich hingewiesen<br />
werden. In der aktuellen Patienteninformation der DGZMK<br />
wird diesbezüglich erläutert, dass ein kompletter Verzicht<br />
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