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hildesheim - Kehrwieder am Sonntag

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KEHRWIEDER <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong> · 10. November 2013 · Seite 7<br />

Für Hazrat Abasi war die Flucht aus Afghanistan eine fast einjährige lebensgefährliche Odyssee<br />

Kung-Fu-Lehrer mit<br />

„Aufenthaltsgestattung“<br />

Von Ralf Neite<br />

Hildesheim. „Gott sei Dank, wir<br />

sind zus<strong>am</strong>men und haben ein<br />

Kind“, seufzt Schafiga Abasi. Das<br />

macht es einfacher in der Fremde.<br />

Es sei schwer, sich in Deutschland<br />

einzuleben, findet auch ihr Mann<br />

Hazrat Abasi. „Ich glaube, es dauert<br />

vielleicht fünf, sechs Jahre.“ Allein<br />

sei diese Zeit schwer zu überstehen,<br />

die Situation mache einen krank.<br />

Doch sie sind ja nicht allein. Beide<br />

kommen aus Afghanistan, kennen<br />

gelernt haben sie sich aber erst in<br />

Deutschland, 2009 im Asylbewerberheim<br />

Oldenburg. Seitdem sind<br />

sie ein Paar.<br />

Ihr Sohn Mosawer ist vor drei Jahren<br />

im Hildesheimer St.-Bernward-<br />

Krankenhaus zur Welt gekommen.<br />

Als einziger in der F<strong>am</strong>ilie hat der<br />

Junge schon eine Ausreiseaufforderung<br />

mit Abschiebungsandrohung<br />

des Bundes<strong>am</strong>ts für Migration und<br />

Flüchtlinge bekommen, das war im<br />

vorigen Jahr. Die Entscheidung ist<br />

vorerst zurückgenommen – wie bei<br />

seiner Mutter wurde der Asylantrag<br />

abgelehnt, beide sind in Deutschland<br />

aber noch offiziell „geduldet“. Für<br />

Hazrat Abasi läuft das Asylverfahren<br />

noch; so lange hat er hier eine „Aufenthaltsgestattung“.<br />

Die Perspektiven sind unsicher,<br />

doch die junge F<strong>am</strong>ilie versucht, sich<br />

davon nicht kleinkriegen zu lassen.<br />

Seit dem Sommer hat Hazrat Abasi<br />

eine uneingeschränkte Arbeitserlaubnis.<br />

Jetzt will er versuchen, eine<br />

Ausbildung zum Krankengymnasten<br />

oder zum Sportfachverkäufer zu<br />

beginnen. Wie seine Frau absolviert<br />

er Deutschkurse, um seine Sprachkenntnisse<br />

und d<strong>am</strong>it seine Chancen<br />

zu verbessern. Die dürftige F<strong>am</strong>ilienkasse<br />

kann er außerdem mit Kung-<br />

Fu-Kursen aufbessern, die er unter<br />

anderem in zwei Grundschulen und<br />

beim MTV 48 anbietet. Seit seiner<br />

Kindheit hat der 32-Jährige die chinesische<br />

K<strong>am</strong>pfkunst trainiert, „jeden<br />

Tag drei bis vier Stunden“.<br />

Seine erste Kung-Fu-Schule betrieb<br />

er in seiner Heimatstadt Logar,<br />

direkt an der Grenze nach Pakistan.<br />

Eigentlich ist er Bäcker, doch Hazrat<br />

Abasi hat schon alle möglichen Jobs<br />

hinter sich. Als Kind hat er nach<br />

der Schule an Straßenkreuzungen<br />

Wasser verkauft, weil der Vater früh<br />

gestorben war. Danach schuftete er<br />

auf Baustellen, reparierte Fahrräder,<br />

fuhr Taxi – nahm die Jobs an, die er<br />

kriegen konnte. „In Afghanistan<br />

findet man selten richtige Arbeit“,<br />

berichtet er.<br />

Im Jahr 2008 entschied er sich<br />

zur Flucht nach Deutschland. „Ich<br />

habe politische Probleme gehabt“,<br />

sagt Hazrat Abasi, Details möchte<br />

er nicht öffentlich machen. Es seien<br />

jedenfalls Probleme mit den Taliban<br />

gewesen: „Wenn ich geblieben wäre,<br />

★<br />

Schafiga, Mosawer und Hazrat Abasi stöbern im Internet nach Kinderfilmen.<br />

■ SERIE: TEIL 3<br />

344 Asylbewerber leben derzeit<br />

in Hildesheim, die meisten kommen<br />

aus afrikanischen Staaten,<br />

dem ehemaligen Jugoslawien,<br />

Syrien und der Türkei. Hinter der<br />

Zahl stecken 344 Schicksale und<br />

Geschichten: Mit welchen Erwartungen<br />

sind sie nach Hildesheim<br />

gekommen – und haben sie sich<br />

erfüllt? Der KEHRWIEDER hat einige<br />

Flüchtlinge vorgestellt – die<br />

Serie endet mit diesem Teil.<br />

Der Medien-Aufruf der Stadt Hildesheim<br />

an Eigentümer, leerstehende<br />

Wohnungen an die Stadt zu<br />

vermieten, d<strong>am</strong>it diese darin Asylbewerber<br />

unterbringen kann, war<br />

erfolgreich: Mitarbeiter der Stadt<br />

haben sich bisher 18 Wohnungen<br />

angesehen, „einen<br />

Großteil davon<br />

können wir nehmen“,<br />

teilte Sozialdezernent Dirk<br />

Schröder <strong>am</strong> Dienstagabend im<br />

Sozialausschuss mit. Bereits noch<br />

im November werden Asylanten in<br />

fünf dieser Wohnungen einziehen.<br />

Schröder berichtete vom rührenden<br />

Angebot einer älteren D<strong>am</strong>e,<br />

Lichterglanz im<br />

Weihnachtswald<br />

Alle Jahre wieder ... Auch in diesem<br />

Jahr weihnachtet es sehr im Weihnachtswaldder<br />

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für die festlichste Zeit des Jahres. Die<br />

Besucher können sich jede Menge Inspirationen<br />

holen, denn stimmungsvolle<br />

Lichter und weihnachtliche Dekorationen<br />

machen aus jedem Zuhause<br />

eine Winterwunderwelt. Esist ein<br />

Paradies für alle, denen das Schmücken<br />

und dekorieren der eigenen vier<br />

Wände zur Advent- und Weihnachtszeit<br />

immer wieder eine große Freude<br />

bereitet.<br />

★<br />

hätte ich nicht überlebt.“ Und warum<br />

gerade Deutschland? Die deutschen<br />

Soldaten seien in Afghanistan so<br />

viel freundlicher als die Truppen aus<br />

anderen Ländern gewesen, erklärt er,<br />

sie hätten immer den Kontakt zur<br />

Bevölkerung gesucht. Und deshalb<br />

sei für ihn nur Deutschland in Frage<br />

gekommen.<br />

Seine Flucht wurde eine wahre<br />

Odyssee und dauerte fast ein Jahr.<br />

Beim ersten Mal k<strong>am</strong> er über den<br />

Iran, die Türkei und Griechenland<br />

bis Italien, wurde dort festgenommen<br />

und über die gleichen Länder<br />

zurück nach Afghanistan geschickt.<br />

Stadt erfreut über Wohnungsangebote<br />

Hilfsbereit<br />

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Kosten, denn die Spielzeugerlebniswelt<br />

lässt Kinderherzen höher schlagen<br />

– und die Wunschzettel immer<br />

länger werden. An der Tür zum Weihnachtsmannschlafzimmer<br />

hängt eigens<br />

ein Briefkasten, in den die Kinder<br />

ihre Wünsche an den Weihnachtsmann<br />

werfenkönnen.<br />

★<br />

Der Weihnachtswald hat an den<br />

Sonnabenden imNovember und Dezember<br />

durchgehend bis um 18 Uhr<br />

geöffnet. Heute, <strong>am</strong> verkaufsoffenen<br />

<strong>Sonntag</strong>, haben Sie die Möglichkeit,<br />

die Advents- und Weihnachtsausstellungvon<br />

12 bis17Uhr zu besuchen.<br />

die ein Zimmer in ihrer Wohnung<br />

zur Verfügung stellen wollte, der<br />

Asylant oder die Asylantin müsse<br />

sich aber mit ihr Bad und Küche<br />

teilen. Schröder konnte das Angebot<br />

nicht annehmen, weiß aber<br />

die Hilfsbereitschaft der Hildesheimer<br />

Bürger zu<br />

schätzen: „Weil<br />

die Stadt selbst<br />

diese Kriegserfahrung hatte, sind<br />

die Hildesheimer offen für die Situation<br />

von Menschen, die in die<br />

Stadt kommen und Hilfe suchen.“<br />

Das sei ein „sehr positives Zeichen“.<br />

Gleichwohl brauche die Stadt noch<br />

weitere Wohnungen. (reh)<br />

Foto: Neite<br />

Nur drei Tage blieb er und versuchte<br />

es dann mit Hilfe eines Schleppers,<br />

also eines Menschenhändlers, gleich<br />

noch einmal.<br />

Nachtmärsche durch unbekannte<br />

Berge, Bootstouren in einer Nussschale<br />

auf dem aufgewühlten Mittelmeer,<br />

Fahrten als blinder Passagier<br />

im Fahrgestell von Lastwagen – es<br />

sei ein Wunder, dass er die Flucht<br />

überlebt habe, meint Hazrat Abasi.<br />

Doch schließlich ist es ihm gelungen,<br />

nach Deutschland zu gelangen.<br />

Schafiga Abasi hatte es leichter.<br />

Sie ist mit ihren zwei Brüdern und<br />

einer Schwester nach Deutschland<br />

geflüchtet, der ältere Bruder hatte<br />

mehr Geld zur Verfügung. Die<br />

Schlepper böten unterschiedliche<br />

Fluchtwege an, berichtet das Paar.<br />

Je mehr Geld man zahlen kann, desto<br />

unkomplizierter wird es. Für mittellose<br />

Flüchtlinge wird die Tour hingegen<br />

zur Tortur, wie Hazrat Abasi<br />

sie erlebt hat,<br />

Kürzlich habe er via Skype mit einem<br />

Freund in Logar telefoniert, erzählt<br />

er. Der habe für die Amerikaner<br />

gearbeitet und fürchte nach dem<br />

Abzug der Truppen um sein Leben.<br />

Trotzdem habe er dem Freund von<br />

einer Flucht nach Deutschland abgeraten.<br />

Die Reise sei zu gefährlich.<br />

Hazrat Abasis Stimme klingt nüchtern,<br />

ohne Verbitterung, während er<br />

das sagt. Überhaupt macht die F<strong>am</strong>ilie,<br />

trotz aller unsicheren Perspektiven,<br />

einen zufriedenen Eindruck.<br />

Hauptsache, sie sind hier, weg von<br />

Afghanistan. Zus<strong>am</strong>men. Und, wenn<br />

alles gut geht, bald zu viert.<br />

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