hildesheim - Kehrwieder am Sonntag
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KEHRWIEDER <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong> · 10. November 2013 · Seite 3<br />
Knut Bettels plant riesigen Abenteuer-Park <strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p – und macht dem Alpenverein Konkurrenz<br />
Erbitterte<br />
Kletter-Konkurrenten<br />
(jan) Hildesheim. Ein Jahr nach<br />
Eröffnung der Fitness- und Kletteranlage<br />
„Jim + Jimmy“ <strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p<br />
zeigt sich Betreiber Knut Bettels<br />
zufrieden mit der Auslastung<br />
– gleichwohl sei „noch Luft nach<br />
oben“, erklärt er unumwunden. In<br />
den kommenden Monaten will er<br />
verstärkt außerhalb des Landkreises<br />
werben, um seine Anlage auch bis<br />
nach Hannover und Braunschweig<br />
bekannt zu machen. Denn auf dem<br />
Parkplatz vor der Halle stehen bislang<br />
nahezu ausschließlich Autos mit HI-<br />
Kennzeichen. Sein Ziel: der Standort<br />
<strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p soll zu einer<br />
Art Abenteuer-Freizeitpark werden,<br />
der Gäste aus ganz Niedersachsen<br />
anzieht – die Erweiterung des alten<br />
Sportwelt-Fitnessstudios um die<br />
Kletterhalle war erst der Anfang.<br />
Mehrere Millionen Euro will Bettels<br />
investieren, um auf dem angrenzenden<br />
insges<strong>am</strong>t 100.000 Quadratmetern<br />
großen Areal unter anderem<br />
eine Paintball-Anlage, einen weiteren<br />
Hochseilgarten, eine Sommerrodelbahn,<br />
eine Quad-Strecke sowie<br />
eine Bogenschießanlage errichten zu<br />
lassen. Langfristig kann er sich sogar<br />
ein Schwimmbad an dem Standort<br />
vorstellen (siehe Artikel unten).<br />
Die Erweiterungsfläche <strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p<br />
gehört zu einem Teil der<br />
Klosterk<strong>am</strong>mer Hannover, der Rest<br />
ist in städtischem Besitz. Bettels ist<br />
verpflichtet, auf dem Gelände einen<br />
Bereich öffentlich und kostenlos<br />
zugänglich zu gestalten; er will dort<br />
einen Wildnis- und Erlebnisspielplatz<br />
anlegen lassen. Die Erweiterungs-<br />
Pläne hat der Unternehmer den zuständigen<br />
Ratsgremien bereits vorgestellt,<br />
der Bebauungsplan für das<br />
Areal soll entsprechend geändert<br />
werden. Doch so schnell wie Bettels<br />
erhofft hatte, werden die Bagger<br />
wohl nicht rollen. Die Untere Naturschutzbehörde<br />
hat ihr Veto gegen<br />
Arbeiten im Frühjahr 2014 eingelegt,<br />
zunächst müsste die Fläche kartiert<br />
werden. Sollten dann schützenswerte<br />
Tierarten entdeckt werden,<br />
müssten vor einem Baubeginn Ausgleichsflächen<br />
geschaffen werden.<br />
Die Stadt selbst will den aktuellen<br />
Bearbeitungsstand von Bettels Vorhaben<br />
nicht kommentieren – „mit<br />
Rücksicht auf die Vertraulichkeit privater<br />
Baugenehmigungsverfahren“,<br />
wie Baudezernent Dr. Kay Brummer<br />
mitteilen lässt.<br />
Die von Bettels ursprünglich für<br />
den Sommer 2014 angedachte Eröffnung<br />
des großen „Jimmy“-Außenbereichs<br />
wird sich voraussichtlich bis<br />
zum Frühjahr 2015 verzögern. Auch<br />
eine neue Kletterhalle will Bettels<br />
dann einweihen, „die größte Niedersachsens“,<br />
wie er selbstbewusst<br />
ankündigt. Die bisherige Anlage<br />
im „Jimmy“ sei „nicht Fisch, nicht<br />
Fleisch“, eher für Anfänger geeignet.<br />
Bettels will aber auch die <strong>am</strong>bitionierten<br />
Kletterer nach Hildesheim in<br />
seine Halle locken und deshalb eine<br />
anspruchsvolle Anlage mit 1.600<br />
Quadratmetern reiner Kletterfläche,<br />
500 Quadratmetern mit niedrigeren<br />
„Boulder“-Flächen sowie 20 weitere<br />
Unternehmer Knut Bettels will einen Abenteuer-Park bauen – und eine neue Kletterhalle.<br />
Elemente für „Clip & Climb“ genanntes<br />
Spaßklettern errichten lassen.<br />
D<strong>am</strong>it tritt Bettels in direkten Wettbewerb<br />
zum Alpenverein, der nach<br />
jahrelangen Planungen bereits im<br />
Herbst 2014 nur wenige hundert<br />
Meter entfernt ebenfalls <strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p<br />
seine neue Kletterhalle<br />
eröffnen will und das bereits 2012<br />
angekündigt hat (der KEHRWIEDER<br />
Peter Rissmann, Vorsitzender des Alpenvereins.<br />
Fotos: Fuhrhop<br />
berichtete). Bettels berichtet nun, er<br />
habe versucht, den Alpenverein in<br />
seine Hallenpläne einzubinden, als<br />
er von dessen konkretem Vorhaben<br />
<strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p erfahren hatte und<br />
Kooperationen angeboten, um ein<br />
Kletter-Überangebot in Hildesheim<br />
zu vermeiden – doch der Verein habe<br />
abgelehnt. „Jetzt wird es eben Konkurrenz“,<br />
so Bettels klare Ansage.<br />
Die Darstellung Peter Rissmanns<br />
ist eine andere. Der Vorsitzende der<br />
Hildesheimer Alpenvereins-Sektion<br />
ist nicht sonderlich gut auf Bettels<br />
zu sprechen, da eben dieser nicht auf<br />
Kooperationsangebote eingegangen<br />
sei. Die Profis zum Alpenverein, die<br />
Spaßkletterer ins „Jimmy“ – so hätte<br />
man sich die Kundschaft aus Rissmanns<br />
Sicht aufteilen können, zumal<br />
der Alpenverein mit seinen Planungen<br />
wesentlich weiter sei und spätestens<br />
im April mit den Bauarbeiten<br />
anfangen will.<br />
Von einem intakten Vertrauensverhältnis<br />
zwischen den Alpinisten<br />
und dem Unternehmer kann man<br />
nicht mehr sprechen, Gespräche finden<br />
nicht mehr statt. Rissmann wirft<br />
Bettels „schlechten Stil“ vor, weil der<br />
von Anfang an auf Konfrontationskurs<br />
gewesen sei. Für ihn komme ein<br />
Verzicht auf den Hallenneubau nicht<br />
in Frage, erklärt Bettels im Gespräch<br />
mit dem KEHRWIEDER – die Profi-<br />
Anlage sei von Beginn an Bestandteil<br />
seiner „Jimmy“-Pläne gewesen.<br />
Auch wenn er es in ganz ruhigem<br />
Ton sagt – es klingt nach K<strong>am</strong>pfansage.<br />
Und Rissmann nimmt sie<br />
an. „Soll er doch bauen, falls er die<br />
Genehmigungen bekommt“, sagt der<br />
Vereins-Vorsitzende. „Ich weiß nicht,<br />
wer dann verliert ... wir sind jedenfalls<br />
früher fertig als Herr Bettels.“<br />
Sollten wirklich beide Hallen in<br />
Betrieb genommen werden, dürfte<br />
in der Tat auf Dauer wohl nur eine<br />
wirtschaftlich zu betreiben sein.<br />
Beide Anbieter buhlen um dieselbe<br />
Kundschaft. „Junge Leute sind ganz<br />
klar unsere Zielgruppe“, sagte Rissmann<br />
bereits im März dieses Jahres<br />
im Gespräch mit dem KEHRWIEDER.<br />
Er verspricht sich von der neuen Attraktion<br />
auch einen deutlichen Mitgliederzuwachs<br />
für seinen derzeit<br />
1.710-köpfigen Verein – mit rund<br />
1.000 Neu-DAVlern rechnet er.<br />
Sollte der Alpenverein auf die<br />
Stadtplaner im Rathaus als Regulator<br />
gesetzt haben, die möglicherweise<br />
auf Bettels einwirken könnten, wird<br />
er enttäuscht sein. Auf Nachfrage zur<br />
sich abzeichnenden Kletter-Konkurrenz<br />
<strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p erklärt Baudezernent<br />
Brummer, es gebe keine<br />
Bedenken. Vielmehr sei es erfreulich,<br />
dass zwei Projekte realisiert werden<br />
sollen, die Hildesheim attraktiver<br />
machen – ob beide Projekte wirtschaftlich<br />
tragfähig sind, sei für die<br />
Verwaltung irrelevant.<br />
Unklare Zukunft des „Wasserparadies“: Stadt will externes Gutachten, Bettels bringt sich selbst ins Spiel<br />
Flucht aus dem Paradies?<br />
(jan) Hildesheim. 2019 ist noch<br />
lange hin. Einerseits. Andererseits<br />
ist nicht mehr viel Zeit, wenn man<br />
bedenkt, dass es um nicht weniger<br />
geht als die Zukunft des Schwimmbads<br />
„Wasserparadies“. Denn die ist<br />
ungeklärt.<br />
2019 endet die Betriebspflicht der<br />
Stadtwerke, die das Bad bislang betreiben<br />
und viel Geld in das Verlustgeschäft<br />
stecken müssen. Sehr viel<br />
Geld müsste auch in umfangreiche<br />
Sanierungen und die Instandhaltung<br />
fließen, sollte das „Wasserparadies“<br />
<strong>am</strong> selben Standort auch nach 2019<br />
weiterbestehen bleiben. Mit 17 Millionen<br />
Euro für den Zeitraum von<br />
2020 bis 2040 rechnen die Experten<br />
der Stadtwerke. Für einen Neubau<br />
an anderer Stelle veranschlagen sie<br />
Antennenbau<br />
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rund 30 Millionen Euro. Aber auch<br />
bei dieser Variante kämen auf den<br />
künftigen Eigentümer oder Betreiber<br />
unrd 10 bis 15 Millionen Euro für<br />
Instandhaltungskosten im Laufe der<br />
folgenden 20 Jahre zu. Die Stadtwerke<br />
würden ein neues Schwimmbad<br />
zwar weiterhin betreiben, wollen<br />
aber nicht selbst bauen und auch<br />
nicht Eigentümer werden.<br />
Die Stadtverwaltung bereitet derzeit<br />
eine Beschlussvorlage vor, die in<br />
der nächsten Sport- und Schulausschusssitzung<br />
<strong>am</strong> 19. November präsentiert<br />
werden soll. Nach Auskunft<br />
des Sportdezernenten Dirk Schröder<br />
soll „externer Sachverstand“ eingekauft<br />
werden, also ein Gutachten.<br />
Dabei werden Erinnerungen ans<br />
Bäderkonzept wach – ein Gutachten<br />
aus dem Jahr 2009, dessen Verfasser<br />
d<strong>am</strong>als zur Empfehlung gekommen<br />
waren, das Jo-Bad solle geschlossen<br />
werden. Zudem rieten die von der<br />
Stadt beauftragten Bad-Experten,<br />
die Schwimmhalle in Himmelsthür<br />
zum Standort für Schul- und Vereinsschwimmen<br />
auszubauen, das<br />
„Wasserparadies“ sollte dadurch<br />
entlastet werden und zum reinen<br />
Spaßbad werden. Stadtverwaltung<br />
und -rat folgten schließlich keinem<br />
der wesentlichen Vorschläge aus<br />
dem Bäderkonzept, der externe<br />
Sachverstand unterlag dem internen.<br />
Gleichwohl soll es nun ein neues<br />
Gutachten geben, Schröder erhofft<br />
sich davon aufschlussreiche Daten<br />
über die aktuelle Bädersituation in<br />
der Region, um sich anschließend<br />
über Sanierungen, Neubauten oder<br />
Abrisse Gedanken machen zu können.<br />
Unterdessen bringt sich der Unternehmer<br />
Knut Bettels (siehe Artikel<br />
oben) als möglicher Betreiber eines<br />
Schwimmbads <strong>am</strong> Lerchenk<strong>am</strong>p ins<br />
Spiel. Er will die noch bestehende<br />
Badminton-Halle seines Freizeit-<br />
Fitness-Komplexes „Jim + Jimmy“<br />
ohnehin abreißen – an selber Stelle<br />
könne er sich eine Schwimmanlage<br />
vorstellen, so Bettels – kein Spaßbad,<br />
sondern ein Sportbecken.<br />
Im Rathaus reagiert man eher reserviert<br />
auf dieses Ansinnen; immer<br />
wieder ist zu hören, dass man mit<br />
Matthias Mehler als Jo-Bad-Betreiber<br />
wesentlich besser zus<strong>am</strong>menarbeite<br />
als mit dessen Vorgänger<br />
Knut Bettels.<br />
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