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Im Fokus der Zonenplanrevision - Planungsamt - Basel-Stadt

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Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Bau- und Verkehrsdepartement<br />

Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

<strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong> <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

Fünf Fachveranstaltungen<br />

Hochbau- und <strong>Planungsamt</strong><br />

Rittergasse 4, Postfach<br />

4001 <strong>Basel</strong><br />

Telefon 061 267 92 25<br />

Telefax 061 267 67 43<br />

http://www.bvd.bs.ch


2<br />

3<br />

Inhalt<br />

Liebe Leserin<br />

Lieber Leser<br />

Grusswort 3<br />

Wohnen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> 4-5<br />

Natur, Landschaft und Ökologie 6-7<br />

Ortsbildschutz 8-9<br />

Wirtschaft und Arbeit 10-11<br />

Hochhäuser 12-13<br />

Ablauf <strong>Zonenplanrevision</strong> 14<br />

Mittelalterliches <strong>Stadt</strong>zentrum, Universität, Industrie, Hafen, Messe, Trinationalität, Spitzenkultur<br />

und mo<strong>der</strong>nes Wohnen – <strong>Basel</strong> präsentiert sich als Metropole im Taschenformat. Damit diese hohe<br />

Lebensqualität gestärkt wird, beschloss <strong>der</strong> Regierungsrat im Januar 2009 einen neuen Richtplan,<br />

<strong>der</strong> die Leitplanken für eine zukunftsfähige <strong>Stadt</strong>entwicklung setzt. Die aktuelle <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

schafft dazu die bau- und planungsrechtlichen Grundlagen.<br />

Ein Leitthema <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> ist die Verbesserung des Wohnraumangebots – sowohl hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Menge als auch bezüglich <strong>der</strong> Qualität. Dazu gehört <strong>der</strong> Schutz wertvoller <strong>Stadt</strong>strukturen,<br />

die sich als geeignete und beliebte Wohnlagen bewährt haben. Ebenso wichtig ist aber auch die Sicherung<br />

von Freiräumen, die unsere <strong>Stadt</strong> als grüne Lunge beleben und ein hochwertiges Wohnumfeld<br />

schaffen. Darüber hinaus soll <strong>der</strong> Grundstein für neuen Wohnraum sowohl in bestehenden Quartieren<br />

als auch an den <strong>Stadt</strong>rän<strong>der</strong>n gelegt werden.<br />

Um die Fachöffentlichkeit möglichst früh in die Diskussion über die geplanten Zonenplanän<strong>der</strong>ungen<br />

einzubinden, lud die Verwaltung im Frühling 2009 die Fachverbände <strong>der</strong> Architekten und Landschaftsplaner<br />

zusammen mit Interessenvertretern aus den Bereichen Ortsbildschutz, Naturschutz und Wirtschaft<br />

zur Diskussionsreihe «<strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong> <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong>» ein. An fünf Podiumsveranstaltungen<br />

diskutierten jeweils drei Expertinnen und Experten zu folgenden Themen:<br />

> Wohnen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

> Natur, Landschaft und Ökologie<br />

> Ortsbildschutz<br />

> Wirtschaft und Arbeit<br />

> Hochhäuser<br />

Die Veranstaltungen boten eine Plattform, an <strong>der</strong> sich Fachpublikum und Behördenvertreter über<br />

bevorstehende Än<strong>der</strong>ungen austauschen und konstruktive Vorschläge diskutieren konnten.<br />

Die Beiträge <strong>der</strong> Referentinnen und Referenten sowie die regen Wortmeldungen aus dem Publikum<br />

lieferten hilfreiche Inputs für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong>. Die vorliegende Broschüre<br />

will einen kompakten Überblick über die Referate und die anschliessenden Debatten geben und die<br />

Inhalte <strong>der</strong> Themenreihe nach aussen tragen.<br />

Fritz Schumacher<br />

Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>


<strong>Basel</strong> insgesamt als <strong>Stadt</strong> bezeichnet. Hier sorgen direkte Tramli-<br />

4<br />

nien in die City für ein urbanes Zugehörigkeitsgefühl. Die Kantonsgrenzen<br />

sind für die Bevölkerung dagegen irrelevant. Ob <strong>Basel</strong>-<br />

5<br />

<strong>Stadt</strong> o<strong>der</strong> <strong>Basel</strong>land: Die Wohnortwahl soll primär die eigene<br />

Wohnsituation optimieren.<br />

Welchen Wohnungstyp man wählt – mo<strong>der</strong>ner Loft, charmanter<br />

Altbau, Haus im Grünen – hängt dabei von individuellen Vorlieben<br />

ab. Klar ist hingegen, dass die kleinen und langweiligen Nachkriegswohnungen<br />

nicht gefragt sind. Doch mehr als die Hälfte <strong>der</strong><br />

Wohnungen in <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> stammt aus dieser Zeit. Für Andreas<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Publikumsdiskussion<br />

Herbster, Geschäftsleiter <strong>der</strong> Wohnstadt Bau- und Verwaltungsgenossenschaft<br />

<strong>Basel</strong>, besteht beim Ersatz dieser Wohnungen ein<br />

Einerseits besteht ein grosser Erneuerungsbedarf – über die<br />

Erneuerungsstau. Auch <strong>der</strong> neue Zonenplan bewirke noch keinen<br />

Hälfte <strong>der</strong> Wohnungen muss saniert o<strong>der</strong> ersetzt werden – ande-<br />

Bauimpuls, es brauche Abwrackprämien. Denn ohne mo<strong>der</strong>ne<br />

rerseits stossen selbst kleinste Verän<strong>der</strong>ungsvorschläge auf ve-<br />

Bauten mit grosszügigen Wohnungsgrundrissen drohe die Devise<br />

«Lieber Pendler als Basler».<br />

Zur Lösung des Problems beitragen könnten Wohngenossenschaften;<br />

sie besitzen in <strong>Basel</strong> jede zehnte Wohnung. Allerdings<br />

haftet ihnen <strong>der</strong> Ruf an, billig, alt, stur und langweilig zu sein. Dabei<br />

wird übersehen, dass Genossenschaften auch in Neubauten investieren<br />

und sich damit als wichtiger Partner <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwick-<br />

hementen Wi<strong>der</strong>stand: Wie lässt sich trotzdem etwas bewegen?<br />

Es geht darum, ein Reflexionspotenzial aufzubauen. Helfen<br />

können dabei vor allem Best Practice-Beispiele, die zeigen,<br />

was Verän<strong>der</strong>ungen an Positivem bewirken können. Solche<br />

Vorbil<strong>der</strong> bieten den Beteiligten die Möglichkeit, über die eigenen<br />

Partikularinteressen hinauszudenken, Zukunftstrends zu<br />

erkennen und tragfähige Problemlösungen zu entwickeln.<br />

lung anbieten. Doch als demokratische Organisationen müssen sie<br />

dafür vielfach zuerst ihre Mitglie<strong>der</strong> überzeugen. Herbster: «Es<br />

Bremsen gutgemeinte Vorschriften – auch <strong>der</strong> neue Zonenplan<br />

Die <strong>Zonenplanrevision</strong> trägt den steigenden Ansprüchen ans Wohnen Rechnung<br />

Wohnen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

braucht Geduld und öffentliche För<strong>der</strong>ung.»<br />

Perspektiven und Chancen <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

In den letzten 40 Jahren entwickelte sich die Basler Bevölkerung<br />

stark rückläufig, während die Anzahl <strong>der</strong> Wohnungen deutlich zunahm.<br />

Somit beanspruchen immer weniger Menschen immer<br />

mehr Wohnfläche. «Dieser Wohlstandstrend ist ungebrochen»,<br />

betonte Fritz Schumacher, Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Um<br />

den daraus resultierenden Einwohnerverlust zu stoppen, will die<br />

<strong>Zonenplanrevision</strong> soviel zusätzlichen Wohnraum schaffen, wie ihn<br />

heute 9’000 Einwohner beanspruchen würden.<br />

– allenfalls mehr, als sie nützen?<br />

Typisch für Bauprojekte in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> ist, dass sowohl die Ansprüche<br />

als auch die Zahl <strong>der</strong> Beteiligten steigen. Dies macht<br />

die Prozesse komplexer. Doch arbeitet die Basler Behörde speditiv.<br />

Der Eindruck einer ineffizienten Bürokratie entsteht vor<br />

allem durch falsche Erwartungen <strong>der</strong> Investoren, die selbst<br />

über Jahre an ihren Bauvorhaben planen und dabei vergessen,<br />

dass auch Verwaltungsabläufe Zeit beanspruchen. Deshalb<br />

ist es gerade für nicht professionelle Bauherrschaften<br />

wichtig, sich frühzeitig von den zuständigen Fachstellen beraten<br />

zu lassen.<br />

Die neuen Wohnflächen sollen durch schon beschlossene Arealent-<br />

Wie sollen Investoren heute bauen, damit ein Gebäude morgen<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> hat in den letzten Jahren zahlreiche Wohnbauprojekte realisiert, die von <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wurden. Die Podiumsveranstaltung «Wohnen in <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong>» thematisierte Entwicklungen in <strong>Basel</strong> sowie allgemeine Trends und Perspektiven<br />

des <strong>Stadt</strong>wohnens.*<br />

wicklungen (Beispiel: Erlenmatt), beabsichtigte Arealtransformationen<br />

(Beispiel: Dreispitz), Nutzungsreserven, neue Wohnbauzonen<br />

im Siedlungsgebiet sowie die Ausdehnung des Siedlungsgebiets<br />

gewonnen werden. Schumacher: «Bereits 2009 und 2010<br />

kommen 700 neue Wohnungen auf den Markt, darunter die Projekte<br />

Erlentor, VoltaZentrum, VoltaMitte und VoltaWest.»<br />

Die <strong>Zonenplanrevision</strong> wird in drei Schritten umgesetzt:<br />

– Grundlage bildet ein so genannter Basisratschlag. Er soll die<br />

strategischen Fragen von Naturschutz, Ortsbildschutz und<br />

brauchbar ist?<br />

Zukunftsfähige Wohnungsgrundrisse müssen vielfältige, flexible<br />

Nutzungen ermöglichen. Darüber hinaus braucht es ein<br />

ausgewogenes Zusammenspiel von Ansprüchen an den Gebrauch<br />

und Ansprüchen an die Qualität <strong>der</strong> Bausubstanz. Ferner<br />

müssen neue Wohnungen einen Mehrwert an Ambiente<br />

bieten, <strong>der</strong> den fehlenden Altbau-Charme kompensiert. Positiv<br />

wirken etwa geschickt angelegte Aussenräume wie Balkone,<br />

Lodges, Terrassen und Dachgärten, die zum Teil kollektiv<br />

nutzbar sind und neue Formen von Nachbarschaftlichkeit<br />

unterstützen.<br />

Trends urbanen Wohnens<br />

Wie sieht unsere Wunschwohnung aus? Eine Umfrage würde zei-<br />

– Erosion <strong>der</strong> Trennung von Wohnen und Arbeiten (Beispiel: Loft<br />

<strong>Stadt</strong>randentwicklung klären. <strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong> stehen dabei die <strong>Stadt</strong>rän<strong>der</strong>,<br />

da hier Abstimmungsbedarf mit bereits bestehenden<br />

Nutzungen wie Sportanlagen, Landwirtschaft o<strong>der</strong> Familien-<br />

gen: Sie ist doppelt so gross, halb so teuer und hat eine grosszü-<br />

als Kombination von Wohnung und Atelier)<br />

gärten besteht. Der neue Zonenplan sieht je nach Situation ur-<br />

Christina Schumacher (1967)<br />

gige Terrasse mit Blick auf den Rhein. «Wohnen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> kann<br />

diese Wünsche nur selten einlösen», betont Christina Schuma-<br />

– Erosion <strong>der</strong> Trennung von öffentlicher und privater Sphäre (Beispiel:<br />

Zelebrieren von Lifestyle im Trendquartier)<br />

ban verdichtete Einfamilienhaussiedlungen, Wohnhochhäuser<br />

o<strong>der</strong> grosszügigen Wohnraum fürs obere Segment vor.<br />

Dozentin für Soziologie am Departement<br />

Architektur <strong>der</strong> ETH Zürich<br />

cher, Dozentin für Soziologie am Departement Architektur <strong>der</strong> ETH<br />

– Erhöhung <strong>der</strong> Wohnmobilität (Beispiel: mo<strong>der</strong>ne Berufsnoma-<br />

– In kontinuierlicher Planung sollen fortwährend Einzelvorlagen<br />

Zürich. Dennoch leben drei Viertel <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Schweiz im<br />

den im Aparthotel)<br />

für konkrete Arealentwicklungen erstellt werden.<br />

urbanen Raum; seit Mitte <strong>der</strong> Neunzigerjahre ist sogar eine eigent-<br />

– Neue Funktionalitäten (Beispiel: gediegenes Wohnen mit Lobby<br />

– Optimierungen im Bestand sollen den Inhalt eines abschlies-<br />

Andreas Herbster (1965)<br />

liche Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>der</strong> Innenstädte zu beobachten.<br />

Die Triebkräfte dahinter sind Individualisierung <strong>der</strong> Biographien<br />

und Concierge-Service)<br />

– Wohnungsbau für spezifische Bevölkerungsgruppen (Beispiel:<br />

senden zweiten Ratschlags zum Zonenplan bilden.<br />

Geschäftsleiter Wohnstadt Bau- und<br />

Verwaltungsgenossenschaft, <strong>Basel</strong><br />

(persönliche Lebensentwürfe), Pluralisierung <strong>der</strong> Lebensformen<br />

Siedlung für kin<strong>der</strong>reiche Familien mit integriertem Hort)<br />

(Versingelung, Patchworkfamilien), Kulturalisierung <strong>der</strong> Lebensführung<br />

(Erlebnisorientierung, Symbolwert von Konsum) sowie<br />

Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt (Informatisierung, verkürzte Halbwertszeit<br />

<strong>der</strong> Arbeitsinhalte). Daraus leitet Schumacher fünf zukunftsweisende<br />

«Trends urbanen Wohnens» ab:<br />

Genossenschaften als Partner <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

«<strong>Stadt</strong>» meint im Basler Sprachgebrauch meist das mittelalterliche<br />

Zentrum. Daneben wird gelegentlich auch die Agglomeration<br />

* Die Veranstaltung fand am 24. April 2009 im Congress Center <strong>Basel</strong> statt.<br />

Es referierten und diskutierten: Christina Schumacher, Dozentin für Soziologie<br />

am Departement Architektur <strong>der</strong> ETH Zürich; Andreas Herbster,<br />

Geschäftsleiter Wohnstadt Bau- und Verwaltungsgenossenschaft, <strong>Basel</strong>;<br />

Fritz Schumacher, Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Leitung: Marc Keller,<br />

Informationsbeauftragter Bau- und Verkehrsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

Fritz Schumacher (1950)<br />

Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>


6<br />

zess mündete in den letzen Jahrzehnten in die heutige Agglomerationslandschaft.<br />

Doch die Diskussion über <strong>Stadt</strong> und Land hinkt<br />

<strong>der</strong> aktuellen Entwicklung hinterher; sie fokussiert auf den Erhalt<br />

eines musealen Landschaftsbilds. Dies sei falsch, erklärte Pascal<br />

Gysin, Landschaftsarchitekt und Inhaber des Büros pg landschaften:<br />

«Es geht darum, Zukunftslandschaften zu denken.»<br />

Dazu muss sich die Landschaftsästhetik von <strong>der</strong> überkommenen<br />

Schäferromantik lösen und die Rolle <strong>der</strong> Menschen in <strong>der</strong> Landschaft<br />

neu definieren. Es gilt, die Ansprüche <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Freizeitgesellschaft<br />

mit ihrer individualisierten Raumnutzung ins Zentrum<br />

zu stellen. Die traditionelle Vorstellung von Landschaft zu<br />

überwinden sei eine Chance, betonte Gysin: «Es werden Landschaftsentwürfe<br />

mit mehreren Nutzungsschichten möglich.»<br />

Mit den Testplanungen zur <strong>Stadt</strong>randentwicklung hat die <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

entsprechende Diskussionen angestossen. Stichworte<br />

sind <strong>Stadt</strong>park o<strong>der</strong> Agglomerationspark. Doch handelt es sich dabei<br />

weniger um fertige Konzepte, als vielmehr um ein Herantasten<br />

an eine Neuinterpretation von Gesellschaft und Landschaft.<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Publikumsdiskussion<br />

Wieso verzichtet die <strong>Zonenplanrevision</strong> – an<strong>der</strong>s als das Freiraumkonzept<br />

– auf durchgehende grüne A<strong>der</strong>n und sieht stattdessen<br />

bloss grüne Finger vor, die in die <strong>Stadt</strong> hineingreifen?<br />

Eine <strong>Zonenplanrevision</strong> kann nicht einfach einen grünen Strich<br />

quer durch die <strong>Stadt</strong> ziehen, son<strong>der</strong>n muss bestehende Bebauungs-<br />

und Eigentumsverhältnisse respektieren. Sie kann<br />

Nutzungen nur insofern verän<strong>der</strong>n, als das Zonenrecht greift.<br />

Demgegenüber kann eine Konzeptplanung auch auf an<strong>der</strong>en<br />

Ebenen Massnahmen für grüne Korridore anregen.<br />

7<br />

Die <strong>Zonenplanrevision</strong> will Urbanität und Ökologie gemeinsam stärken<br />

Natur, Landschaft und Ökologie<br />

Der Kampf um Landressourcen wird härter. Doch wie die Podiumsveranstaltung «Natur,<br />

Landschaft und Ökologie» zeigte, ist eine <strong>Stadt</strong> mehr als nur Baufläche. Sie muss auch<br />

landschaftliche Freiräume für Sport, Kultur und Erholung anbieten. Dies macht Ökologie<br />

und Naturschutz zu einem integralen Bestandteil <strong>der</strong> Zonenplanung.*<br />

<strong>Basel</strong>s Bedeutung für den Naturschutz<br />

Das Rheinknie liegt im Windschatten von Vogesen, Schwarzwald<br />

und Jura. Die Folge ist ein von Sonne und Trockenheit geprägtes<br />

Klima. Dies macht <strong>Basel</strong> attraktiv für wärmeliebende Pflanzen<br />

und Tiere wie die Weinbergstulpe, die Rheinische Flockenblume<br />

o<strong>der</strong> die Schlingnatter. Diese Arten lebten ursprünglich an sonnigen<br />

Hanglagen sowie auf den Sand-, Kies- und Schotterbänken<br />

<strong>der</strong> Flüsse. Mit fortschreiten<strong>der</strong> Urbanisierung wichen sie auf<br />

Bahnflächen und Industriegebiete aus. «Der Zonenplan muss die<br />

Lebensräume dieser national bedeutenden Vorkommen erhalten»,<br />

for<strong>der</strong>te Thomas Schwarze, Geschäftsführer von Pro Natura<br />

<strong>Basel</strong>.<br />

Mit dem Schutz einiger verstreuter Flächen ist es allerdings nicht<br />

getan. Denn die <strong>Stadt</strong> legt sich als mächtige Barriere quer durchs<br />

Rheintal und hin<strong>der</strong>t Pflanzen und Tiere daran, mit <strong>der</strong> Klimaerwärmung<br />

rheinaufwärts zu wan<strong>der</strong>n und so ihre Überlebenschancen<br />

zu verbessern. Abhilfe schaffen könnten zusammenhängende<br />

Korridore entlang von Flüssen und Bahnlinien. Schwarze: «Sonneliebende<br />

Arten wan<strong>der</strong>n nicht durch Wäl<strong>der</strong>. <strong>Basel</strong> braucht grüne<br />

A<strong>der</strong>n.»<br />

Dazu gehören auch Verbindungen zwischen bestehenden Parkund<br />

Freiflächen. Diese sind rar und deshalb beson<strong>der</strong>s wertvoll –<br />

nicht nur für Pflanzen und Tiere, son<strong>der</strong>n auch für die Bevölkerung.<br />

Werden wichtige Grünflächen geschützt und vernetzt, erhalten gefährdete<br />

Arten neue Verbreitungs- und Bewegungsräume. Beson<strong>der</strong>s<br />

gut realisieren liesse sich dies etwa auf <strong>der</strong> Achse Birsigtal<br />

– Zoo – Heuwaage – Elisabethenanlage – Aeschengraben – St. Alban-Anlage<br />

– Rhein.<br />

Herantasten an die Zukunftslandschaft<br />

Seit dem Mittelalter wurde die ursprüngliche Naturlandschaft zunehmend<br />

von einer Agrikulturlandschaft überlagert. Dieser Pro-<br />

Urbanität und Ökologie im Zonenplan<br />

Die anstehende <strong>Zonenplanrevision</strong> bietet die Chance, Urbanität<br />

und Ökologie zusammenzubringen. Zum einen leistet die kompakte<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung mit neuen Wohn- und Arbeitsplatzangeboten<br />

im Agglomerationskern einen wichtigen Beitrag gegen die<br />

Zersiedelung des Umlandes. Zum an<strong>der</strong>en sollen gezielt öffentliche<br />

Naherholungsangebote und ökologische Ausgleichsflächen<br />

geschaffen werden. «Dazu braucht es neben Zonenän<strong>der</strong>ungen<br />

auch gesetzliche Anpassungen», betonte Rainer Volman, Projektleiter<br />

<strong>Zonenplanrevision</strong> im Bau- und Verkehrsdepartement<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e will man Grünzonen besser differenzieren,<br />

Zonen für Natur- und Landschaftsschutz einführen sowie<br />

Nutzungsvorschriften für spezielle Freiräume erlassen.<br />

Ein wichtiger räumlicher Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

sind Landschaftsparks, die für Naherholung, ökologischen Ausgleich,<br />

ein intaktes Landschaftsbild und eine erlebbare Landwirtschaft<br />

sorgen. Hinzu kommen grüne Verbindungen in die Landschaft<br />

– zum Beispiel entlang <strong>der</strong> Flüsse – sowie neue Freiräume<br />

im Zuge <strong>der</strong> Entwicklung von Arealen wie Dreispitz und Erlenmatt.<br />

Auch nicht mehr nachgefragte Familiengärten sollen zum<br />

Teil in öffentliche Grünflächen umgewandelt werden.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist ferner die <strong>Stadt</strong>randentwicklung.<br />

Volman: «Wir wollen diese Gebiete, die bisher kaum wahrgenommene<br />

Rückseiten <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> waren, in attraktive Schauseiten<br />

verwandeln.» Dazu wurde in Testplanungen versucht, Landschaft<br />

und <strong>Stadt</strong> zu verbinden. Folgende Ideen haben sich dabei<br />

herauskristallisiert: <strong>Stadt</strong>park am Rhein mit einzelnen Wohnhochhäusern<br />

(Osten), kleinteilige Wohnhäuser und Naherholung<br />

mit Aussicht (Süden), «Low Cost – Low Energy»-Siedlung (Nordwesten).<br />

*Die Veranstaltung fand am 14. Mai 2009 in <strong>der</strong> Volta Halle in <strong>Basel</strong> statt. Es<br />

referierten und diskutierten: Thomas Schwarze, Geschäftsführer Pro Natura<br />

<strong>Basel</strong>; Pascal Gysin, Landschaftsarchitekt, Inhaber des Büros pg landschaften<br />

und Vertreter des BSLA Ortsgruppe Nordwestschweiz; Rainer<br />

Volman, Projektleiter <strong>Zonenplanrevision</strong> im Bau- und Verkehrsdepartement<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Leitung: Marc Keller, Informationsbeauftragter Bauund<br />

Verkehrsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

Lässt sich aus <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> bereits die Umgestaltung<br />

unserer heutigen Agrikulturlandschaft hin zu einer Zukunftslandschaft<br />

ablesen?<br />

Landschaftsparks, wie sie von <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> angedacht<br />

wurden, sind ein zukunftsweisen<strong>der</strong> Ansatz, doch müssen<br />

sie mit greifbaren Inhalten gefüllt werden. Beispielsweise<br />

wird das Bru<strong>der</strong>holz von Freizeitbedürfnissen geradezu<br />

überrannt. Dennoch geniesst die Landwirtschaft heute noch<br />

Priorität; sie gibt sogar das Wegnetz vor. Hier sollte die Umwandlung<br />

in eine Allmend mit einer Flächeneinteilung und<br />

Wegführung im Dienst <strong>der</strong> Naherholung diskutiert werden.<br />

Sinnvoll ist dabei eine Planungsweise, die von den Freizeitaktivitäten<br />

und Fortbewegungsarten <strong>der</strong> Menschen ausgeht und<br />

eine dazu passende mehrdimensionale Landschaftsästhetik<br />

entwirft.<br />

Hinkt <strong>der</strong> Naturschutz hinter <strong>der</strong> Zonenplandiskussion her, wenn<br />

er bloss an die Erhaltung bedrohter Arten denkt – und damit die<br />

Umgestaltung <strong>der</strong> Landschaft hin zu zukunftsfähigen Nutzungen<br />

blockiert?<br />

<strong>Basel</strong> ist keine Urlandschaft. Vielmehr siedelten sich Pflanzen<br />

und Tiere über Jahrhun<strong>der</strong>te in <strong>der</strong> wachsenden <strong>Stadt</strong> an. Diesen<br />

Anpassungsprozess gilt es auch bei <strong>der</strong> Neuinszenierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>landschaft im Auge zu behalten, indem man Wiesen,<br />

Bäume, Sträucher, Wasserläufe und Korridore gezielt för<strong>der</strong>t.<br />

Wenn die Koexistenz von Mensch, Tier und Pflanzen als<br />

selbstverständliches Ziel in die Zonenplanung einfliesst, ergänzen<br />

sich Naturschutz und Landschaftsgestaltung.<br />

Thomas Schwarze (1962)<br />

Geschäftsführer Pro Natura, <strong>Basel</strong><br />

Pascal Gysin (1974)<br />

Landschaftsarchitekt und Inhaber des Büros<br />

pg landschaften, Vertreter des BSLA Ortsgruppe<br />

Nordwestschweiz<br />

Rainer Volman (1967)<br />

<strong>Stadt</strong>planer, Projektleiter <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

im Hochbau- und <strong>Planungsamt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>


gerhäuser sind über Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg vom selben Gewerbe<br />

genutzt worden», erklärte Thomas Lutz, Adjunkt des Denkmalpflegers<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Zum an<strong>der</strong>n ist seit 1850 zwar ein starkes<br />

Wachstum über das Korsett <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>mauer hinaus zu verzeichnen<br />

– aber ohne grossen städteplanerischen Wurf.<br />

Stattdessen entstehen feinmaschige Einzelquartiere, <strong>der</strong>en architektonische<br />

Geschlossenheit im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t allerdings zunehmend<br />

aufgebrochen wird. Dabei gehen wertvolle Ortsbil<strong>der</strong> verloren.<br />

Erst seit 1977 setzen Schutzzonen dem architektonischen<br />

Wildwuchs ein Ende; gleichzeitig werden das Denkmalschutzgesetz<br />

und eine mo<strong>der</strong>ne Denkmalpflege geschaffen. Diese zielt<br />

auch auf die Bewahrung wertvoller Ensembles, und zwar sowohl<br />

bezüglich Quartierbild als auch hinsichtlich baulicher Details.<br />

Aus heutiger Sicht erscheint die damalige Festlegung <strong>der</strong> Schutzzonen<br />

in vielen Fällen unbefriedigend. Lutz: «Mit <strong>der</strong> anstehenden<br />

Revision wollen wir auch jene Areale erfassen, die im alten Zonenplan<br />

wegen politischer Diskussionen ausgeklammert blieben.»<br />

Auch einige Ensembles jüngeren Datums, <strong>der</strong>en Wert inzwischen<br />

Anerkennung gefunden hat, sollen neu <strong>der</strong> Schutzzone zugeschlagen<br />

werden. Damit trägt die Revision nicht zuletzt <strong>der</strong> fortschreitenden<br />

Erschliessung des Architekturerbes Rechnung.<br />

8<br />

9<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Publikumsdiskussion<br />

Wenn eine Liegenschaft <strong>der</strong> Schutzzone zugewiesen wird, verkleinert<br />

sich <strong>der</strong> Spielraum des Eigentümers. Führt das zu Konflikten?<br />

Vor allem bei Wohnquartieren sind die Erfahrungen mit den<br />

Schon- und Schutzzonen durchwegs positiv; <strong>der</strong> Anteil ernsthafter<br />

Streitfälle bewegt sich im Promillebereich. Denn in <strong>der</strong><br />

Regel profitieren die Hauseigentümer: Ein Haus in <strong>der</strong> Schutzzone<br />

bietet Gewissheit, dass kein hässlicher Klotz vor die Aussicht<br />

gebaut wird. Nicht zuletzt deshalb kaufen steuerkräftige<br />

Bevölkerungsgruppen gerne Häuser in Schutzzonen. Bei Mietwohnungsgebäuden,<br />

die nun mit <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> vermehrt<br />

in die Schutzzone kommen, könnte dies daher zum Anstoss<br />

für eine Umwandlung in Eigentumswohnungen werden.<br />

Die <strong>Zonenplanrevision</strong> will auch Bauten unter Schutz stellen, die<br />

man spontan kaum als schön und wertvoll empfindet. Welche<br />

Absicht steht dahinter?<br />

Der Schutz von Gebäuden <strong>der</strong> Nachkriegsmo<strong>der</strong>ne wird zu<br />

interessanten Diskussionen führen, da <strong>der</strong> Wert dieser Architektur<br />

erst allmählich erkannt wird – zum Beispiel die<br />

Siedlung im östlichen Gellert. Bei <strong>der</strong> Erhaltung solcher Ensembles<br />

geht es insbeson<strong>der</strong>e auch darum, die gebaute Identität<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> zu respektieren. Als Ausgleich werden an den<br />

<strong>Stadt</strong>rän<strong>der</strong>n Entwicklungsmöglichkeiten für neue Quartiere<br />

geschaffen.<br />

Trotz grösserer Schon- und Schutzzonen soll sich die <strong>Stadt</strong> lebendig weiterentwickeln<br />

Ortsbildschutz<br />

Welche Quartierbil<strong>der</strong> sind schützenswert? Wo dürfen bauliche Verän<strong>der</strong>ungen stattfinden?<br />

Auskunft gibt <strong>der</strong> Zonenplan. Wie die Podiumsveranstaltung «Ortsbildschutz»<br />

zeigte, will die Revision die historische Bausubstanz bewahren, daneben aber auch Raum<br />

für Verän<strong>der</strong>ungen schaffen.*<br />

Der Ortsbildschutz im Zonenplan<br />

Ziel <strong>der</strong> Basler <strong>Stadt</strong>entwicklung ist die Maximierung <strong>der</strong> urbanen<br />

Qualität. Dazu sollen Siedlung, Wohnen, Arbeit und Freiraum als<br />

Ganzes gestärkt werden. «Eine wichtige Teilstrategie ist die Erhaltung<br />

typischer und wertvoller Ortsbil<strong>der</strong>», erklärte Fritz Schumacher,<br />

Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Dabei gilt es zu unterscheiden<br />

zwischen den Schutzzonen <strong>der</strong> Denkmalpflege, die integral<br />

erhalten werden sollen, und den weniger strengen Schonzonen,<br />

für welche die <strong>Stadt</strong>bildkommission zuständig ist. In letzteren sind<br />

auch Neubauten möglich, sofern eine «gute Gesamtwirkung» gewährleistet<br />

ist. Die neu vorgesehenen Schutz- und Schonzonen<br />

werden nach folgenden Kriterien bestimmt:<br />

– historischer Zeugnis-Charakter (Beispiel: Genossenschaftsüberbauung<br />

Gundeldingerstrasse)<br />

– prägende Architektur (Baumgartnerhäuser Dachsfel<strong>der</strong>strasse/Margarethenstrasse)<br />

– einheitliche Strassenzüge (Riehenring) und Quartiere (Rütimeyerplatz)<br />

– Siedlungen aus einem Guss (Sesselacker)<br />

– stimmige kleine Ensembles (Sevogelplatz)<br />

Baukriterien für die Schonzonen<br />

«Architekten schwanken zwischen <strong>der</strong> Lust etwas zu verän<strong>der</strong>n<br />

und <strong>der</strong> Liebe zum Bestand», erklärte Marco Zünd, Architekt in<br />

<strong>Basel</strong> und Mitglied des Denkmalrats <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Wie <strong>der</strong> Zonenplan<br />

dabei den Spielraum vorgibt, lässt sich am Beispiel <strong>der</strong> Kleinbasler<br />

Breisacherstrasse aufzeigen. So wurde etwa eine Querstrasse<br />

mit dem Eckhaus zur Schutzzone erklärt, weil es die noch<br />

intakte Häuserzeile abschliesst. Eine vergleichbare Häusergruppe<br />

dagegen gelangte in die Schonzone, da hier ein Betonblock aus<br />

den Sechzigerjahren das Strassenbild wuchtig aufbricht.<br />

Während in <strong>der</strong> Schutzzone jedes Haus bis in seine Ausformung<br />

geschützt ist, muss in <strong>der</strong> Schonzone eine Verhältnismässigkeit<br />

erreicht werden. Schonzonen haben den Sinn, Baukubus und Massstäblichkeit<br />

zu bewahren. Doch was bedeutet das für die Gestaltungsspielräume<br />

<strong>der</strong> Architekten?<br />

Blockrandbebauungen aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wie an <strong>der</strong><br />

Breisacherstrasse sind geprägt von <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Licht,<br />

Luft und Sonne. So wurde zur Bestimmung <strong>der</strong> Haushöhe ein<br />

45-Grad-Winkel von <strong>der</strong> Dachkante zum Fusspunkt <strong>der</strong> gegenüberliegenden<br />

Häuserzeile angelegt. Diese Regel scheint auf den<br />

ersten Blick hinter <strong>der</strong> Blockrandbebauung Platz für weit in die<br />

Höhe gebaute Verdichtungen zu lassen. Doch führt man den Gedankengang<br />

konsequent zu Ende, müsste diese Belichtungsregel<br />

auch hofseitig gelten. Dann bleibt bloss noch ein Verdichtungspotenzial<br />

übrig, das in etwa jenen Gewerbebauten entspricht, wie sie<br />

seit Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts in vielen Hinterhöfen errichtet wurden.<br />

Zünd: «Will man als Architekt baulich in eine Schonzone eingreifen,<br />

muss man solche grundlegenden Kriterien <strong>der</strong> Quartiergestaltung<br />

kennen und sie mit Kreativität, aber auch mit Demut<br />

gegenüber dem Bestand zu zeitgemässen Lösungen führen.»<br />

Um in <strong>der</strong> Schonzone zu bauen, braucht es die Einwilligung <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong>bildkommission. Welche Rolle spielt dabei das Verhandlungsgeschick<br />

des Architekten?<br />

Grundsätzlich sind in <strong>der</strong> Schonzone Neubauten möglich,<br />

wenn sie besser als das bestehende Gebäude sind. Die Meinungen<br />

<strong>der</strong> heutigen Architekten darüber, was als Verbesserung<br />

zu werten ist, gehen allerdings diametral auseinan<strong>der</strong><br />

– ganz im Gegensatz zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, als<br />

es so etwas wie eine Konvention zum «guten Bauen» gab. Um<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in einer Schonzone überzeugend zu begründen,<br />

braucht es daher eine Argumentationslogik, die sich nicht<br />

an modischen Vorlieben orientiert. Vielmehr gilt es, den gewachsenen<br />

Gebäudebestand und die ihm zugrundeliegenden<br />

Konventionen ins Zentrum zu stellen. Dann resultieren bewilligungsfähige<br />

Projekte.<br />

«Ortsbildschutz muss allerdings im Einklang mit dem übergeordneten<br />

Ziel einer umfassenden <strong>Stadt</strong>entwicklung stehen. Dazu<br />

braucht es auch Spielraum für Neugestaltungen», sagte Schumacher.<br />

So sollen beispielsweise bisher geschützte Häuser an <strong>der</strong><br />

Güterstrasse aus <strong>der</strong> Schonzone entlassen werden. Trotz solcher<br />

punktueller Lockerungen will die <strong>Zonenplanrevision</strong> die Schonund<br />

Schutzzonen von insgesamt 13 Prozent auf 16,9 Prozent <strong>der</strong><br />

Baufläche ausweiten.<br />

Fritz Schumacher (1950)<br />

Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Thomas Lutz (1956)<br />

Adjunkt des Denkmalpflegers <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Denkmalpflege setzt auf Schutzzonen<br />

<strong>Basel</strong> ist charakterisiert durch die Hanglage <strong>der</strong> Altstadt und das<br />

Ausgreifen <strong>der</strong> neueren Quartiere in die Fläche. Strassenbil<strong>der</strong><br />

und Plätze sind mehrheitlich unspektakulär. Grund ist zum einen<br />

die hohe bauliche Kontinuität in vorindustrieller Zeit: «Viele Bür-<br />

*Die Veranstaltung fand am 4. Juni 2009 im Basler Waisenhaus statt. Es referierten<br />

und diskutierten: Fritz Schumacher, Kantonsbaumeister <strong>Basel</strong>-<br />

<strong>Stadt</strong>; Thomas Lutz, Adjunkt des Denkmalpflegers <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>; Marco Zünd,<br />

Architekt und Mitglied des Denkmalrats <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Leitung: Marc Keller,<br />

Informationsbeauftragter Bau- und Verkehrsdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

Marco Zünd (1966)<br />

Architekt BSA, Partner Buol & Zünd, <strong>Basel</strong>,<br />

Mitglied des Denkmalrates <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>


– Dreispitz-Areal: Transformation von Lager- und Logistikareal<br />

* Die Veranstaltung fand am 18. Juni 2009 in <strong>der</strong> Voltahalle statt. Es referierten<br />

und diskutierten Maria Lezzi, Leiterin Planung im Hochbau- und<br />

<strong>Planungsamt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>; Martin Dätwyler, Bereichsleiter Infrastruktur,<br />

Verkehr, Raumplanung <strong>der</strong> Handelskammer bei<strong>der</strong> <strong>Basel</strong>; Christof Klöpper,<br />

Leiter Abteilung Standortför<strong>der</strong>ung Branchen und Unternehmen im Amt für<br />

Wirtschaft und Arbeit <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. Leitung: Pieter Pol<strong>der</strong>vaart, freier Journalist<br />

und Redaktor «Forum Raumentwicklung».<br />

10<br />

zu neuen Nutzungen.<br />

– Rosental-Areal: Die neuen Grundeigentümer treiben die teilweise<br />

Umnutzung und Öffnung des Chemieareals voran.<br />

– Hafen Klybeck: Testplanungen sollen zeigen, welche neuen<br />

Nutzungen möglich sind.<br />

11<br />

Wirtschaftliche Entwicklungen brauchen gutes Umfeld und Planungssicherheit<br />

Wirtschaft und Arbeit<br />

Finanzdienstleister, Chemie, Life Sciences und Logistik: <strong>Basel</strong> ist stolz auf seine Leitbranchen.<br />

Der Richtplan trägt diesen Schwergewichten Rechnung und will ihnen Raum zur Entfaltung<br />

geben, wie die Podiumsveranstaltung «Wirtschaft und Arbeit» deutlich machte.<br />

Unternehmen mit einem grösseren Flächenbedarf sollen in <strong>der</strong> Region gehalten werden.<br />

Denn von ihnen profitiert <strong>der</strong> ganze Kanton.*<br />

Richtplan als Instrument für die «Vision 2020»<br />

Wie soll sich <strong>Basel</strong> in den nächsten zehn bis 15 Jahren räumlich<br />

entwickeln? Eine Antwort gibt die «Vision 2020» <strong>der</strong> Basler Regierung.<br />

Die wichtigsten Ziele sind die Stärkung von <strong>Basel</strong> in folgenden<br />

Bereichen:<br />

– Lehr- und Forschungsstandort<br />

– Wirtschaftsstandort<br />

– Kulturstadt<br />

– urbaner Lebensraum<br />

«Der Richtplan ist ein Instrument, um die «Vision 2020» zu erreichen»,<br />

erklärte Maria Lezzi, bis Ende Juni Leiterin Planung Hochbau-<br />

und <strong>Planungsamt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>. <strong>Im</strong> Bereich Arbeit und Wirtschaft<br />

will die Regierung insbeson<strong>der</strong>e attraktive Angebote für die<br />

so genannten Zielbranchen bereitstellen: Life Sciences, Chemie,<br />

Logistik und Finanzdienstleister. Ein Novum ist im Richtplan <strong>Basel</strong>-<br />

<strong>Stadt</strong> die Spezifizierung wirtschaftlicher Schwerpunktgebiete. Sie<br />

liegen im folgenden geografischen Bogen: Dreispitz-Areal – Güterbahnhof<br />

Wolf – Hoffmann-La Roche – Messe Schweiz – Rosental-<br />

Areal – Chemieareal Klybeck – Novartis Campus – Gebiet nördlich<br />

des Bahnhofs St.Johann.<br />

Um passende Rahmenbedingungen für den laufenden Strukturwandel<br />

in <strong>der</strong> Wirtschaft zu schaffen, verfolgt <strong>der</strong> Kanton eine Strategie<br />

auf vier Ebenen: Insbeson<strong>der</strong>e soll das hochwertige Gewerbe geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Ferner gilt es, die Nutzbarkeit von Arbeitsgebieten zu<br />

flexiblisieren sowie die weitere Verdichtung von Arbeitsgebieten zu<br />

unterstützen. Und schliesslich soll die Industriezone an zeitgemässe,<br />

unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden. Dabei müssen<br />

auch die raumplanerischen Begriffe neu diskutiert werden, gab<br />

Lezzi zu bedenken: «Denn eine Industriezone bedeutet heute nicht<br />

mehr zwingend rauchende Kamine.» Dazu drei aktuelle Beispiele:<br />

Die Wirtschaft will Planungssicherheit<br />

Projekte wie das Dreispitz-Areal, die Neunutzung des Hafens Klybeck<br />

und das Rosentalareal verbreiten zwar Aufbruchstimmung.<br />

«Doch gleichzeitig können Grossprojekte zu Unsicherheiten führen,<br />

wenn keine Planungssicherheit besteht», gab Martin Dätwyler,<br />

Bereichsleiter Verkehr, Energie und Raumentwicklung <strong>der</strong><br />

Handelskammer bei<strong>der</strong> <strong>Basel</strong>, zu bedenken. Planungssicherheit<br />

sei für die Wirtschaft ein Grundanliegen. Man begrüsse es deshalb,<br />

wenn es mit <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> zügig vorangehe.<br />

Die Raumplanung ist sehr langfristig ausgelegt, während für die<br />

Wirtschaft eher ein kurz- und mittelfristiger Zeithorizont zuverlässige<br />

Aussagen zulässt. Denn die internationale Standortkonkurrenz<br />

for<strong>der</strong>t von den Unternehmen Flexibilität. Ähnliche Interessen<br />

haben Wirtschaft und Staat hingegen, wenn es um die Verdichtung<br />

geht: «Schlecht genutzte Industrie- und Gewerbeareale müssen<br />

reif für den <strong>Im</strong>mobilienmarkt gemacht werden, um <strong>der</strong> Zersiedelung<br />

Einhalt zu gebieten», for<strong>der</strong>te Dätwyler.<br />

Doch braucht die Wirtschaft überhaupt neue Areale? Eine Umfrage<br />

<strong>der</strong> Handelskammer bei<strong>der</strong> <strong>Basel</strong> zeigt, dass weniger die Industrie<br />

als vielmehr das Gewerbe und vor allem die Dienstleister bis 2015<br />

neue Flächen benötigen. Mindestens so wichtig wie die Quantität<br />

ist den Befragten dabei ein hoher Qualitätsstandard sowohl punkto<br />

Infrastruktur als auch hinsichtlich Erschliessung. «Die <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

muss die Umsetzung solcher Qualitätswünsche bei<br />

<strong>der</strong> Arealentwicklung ermöglichen», so Dätwyler.<br />

Leitbranchen sind Gold wert<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> war in den vergangenen Jahren einer <strong>der</strong> wachstumsstärksten<br />

Kantone <strong>der</strong> Schweiz. Vor allem die Beschäftigung in den<br />

unternehmensbezogenen Dienstleistungen hat massiv zugenommen.<br />

Hingegen schrumpfte die Zahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze in Industrie,<br />

Baugewerbe und Gewerbe. Doch die reinen Zahlen täuschen, wie<br />

Christof Klöpper, Leiter Standortför<strong>der</strong>ung Branchen und Unternehmen<br />

im Amt für Wirtschaft und Arbeit <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> (AWA), erklärte:<br />

«Die Zunahme <strong>der</strong> Dienstleistung hängt auch damit zusammen,<br />

dass grosse Unternehmen einen Teil ihrer Aktivitäten ausgeglie<strong>der</strong>t<br />

haben und diese dann in <strong>der</strong> amtlichen Statistik an<strong>der</strong>s<br />

klassifiziert werden.» Die Prognosen zeigen, dass die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Industrie auch in Zukunft sehr gross bleiben wird.<br />

Die Standortför<strong>der</strong>ung des Kantons <strong>Basel</strong> <strong>Stadt</strong> zielt darauf ab, <strong>der</strong><br />

Wirtschaft weiterhin hervorragende Rahmenbedingungen zu bieten.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er <strong>Fokus</strong> liegt auf den Zielbranchen Life Sciences,<br />

chemische Industrie, Finanzdienstleistungen, Logistik sowie Messe-<br />

und Kreativwirtschaft. Eine wesentliche Rahmenbedingung ist,<br />

dass ausreichende und geeignete Flächen für die Wirtschaft bereit<br />

stehen. Deshalb setzt sich das Amt für Wirtschaft und Arbeit<br />

im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> dafür ein, dass bestehende wirtschaftliche<br />

Nutzungen nicht verdrängt werden und man Konflikte<br />

zwischen wirtschaftlichen und an<strong>der</strong>en Nutzungen vermeidet (Beispiel:<br />

keine zu engräumige Mischung von Industrie und Wohnen).<br />

Dazu sollen Flächen wo möglich verdichtet werden. Ferner soll die<br />

Planung möglichst wenig erzwingen, son<strong>der</strong>n eine auf die Verhältnisse<br />

des <strong>Stadt</strong>kantons zugeschnittene wirtschaftliche Entwicklung<br />

erleichtern.<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Publikumsdiskussion<br />

Wo wird das Arbeiten in Zukunft stattfinden?<br />

Gewerbenutzungen sind, sofern mit <strong>der</strong> Umgebung abgestimmt,<br />

auch weiterhin in Wohnzonen möglich, eigentliche Arbeitszonen<br />

sind bewusst nicht vorgesehen. Denn <strong>der</strong> Trend<br />

geht dahin, verschiedenen Nutzungsarten auf engem Raum zu<br />

kombinieren. Eine Ausnahme sind publikumsintensive Einrichtungen.<br />

Hier zeigt <strong>der</strong> Richtplan, wo solche erwünscht sind –<br />

was Investoren die nötige Planungssicherheit gibt.<br />

Das Gewerbe wird heute schon aus den Quartieren hinausgemobbt.<br />

Setzt sich <strong>der</strong> Richtplan nur für die Zielbranchen ein?<br />

Um kleinen Gewerbebetrieben eine Chance zu geben, braucht<br />

es eine Besitzstandswahrung. Auch jene Branchen, die nicht<br />

zu den Zielbranchen gehören, sollen geför<strong>der</strong>t werden. Doch<br />

die Zielbranchen sind Multiplikatoren: Geht es ihnen gut, profitiert<br />

auch die übrige Wirtschaft.<br />

Wer entscheidet, wo welche Arbeitsplätze errichtet werden?<br />

Trotz Schwerpunktbildung fällt das einzelne Unternehmen den<br />

Entscheid. Aber selbst wenn Firmen in die Region abwan<strong>der</strong>n,<br />

weil sie mehr Fläche brauchen, ist das nicht dramatisch. Zwar<br />

entgehen dem <strong>Stadt</strong>kanton dadurch Steuereinnahmen, aber<br />

immerhin bleiben die Arbeitsplätze <strong>der</strong> Region erhalten. Die<br />

öffentliche Hand muss daher fähig sein, <strong>der</strong> Wirtschaft solche<br />

Alternativstandorte in <strong>der</strong> Region zu nennen, wobei eine möglichst<br />

optimale Verkehrsanbindung wichtig ist.<br />

Geht Verdichtung nicht auf Kosten <strong>der</strong> Qualität?<br />

Sowohl im Bereich Wirtschaft als auch beim Wohnen ist verdichtetes<br />

Bauen häufig möglich. Gewisse Quartiere sind aber<br />

schon am Limit o<strong>der</strong> müssten, wie etwa das Gundeli, sogar<br />

«entdichtet» werden. Trotzdem ist das Verdichtungspotenzial<br />

gross. Eine Verpflichtung dazu existiert allerdings nicht. Dafür<br />

gibt es gute Gründe: Wie <strong>der</strong> Novartis-Campus zeigt, können<br />

auf einem «unternutzten» Areal erstklassige, weil grosszügig<br />

konzipierte Arbeitsplätze entstehen.<br />

Maria Lezzi (1963)<br />

Ehemalige Leiterin Planung im Hochbau- und<br />

<strong>Planungsamt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, ab Juli 2009 Direktorin<br />

des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE)<br />

Martin Dätwyler (1969)<br />

Bereichsleiter Infrastruktur, Verkehr, Raumplanung<br />

<strong>der</strong> Handelskammer bei<strong>der</strong> <strong>Basel</strong><br />

Christof Klöpper (1975)<br />

Leiter Abteilung Standortför<strong>der</strong>ung<br />

Branchen und Unternehmen im Amt für<br />

Wirtschaft und Arbeit <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>


12<br />

Energieeffizienz sowie Freiräume sind bei <strong>der</strong> Planung ebenfalls zu<br />

beachten. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist eine gute Gesamtwirkung im <strong>Stadt</strong>bild<br />

und <strong>der</strong> Nachweis guter Architektur.<br />

Neues urbanes Wohnen im «Abschluss Ost»<br />

Das Wohnen im Hochhaus wird heute entwe<strong>der</strong> mit sozialem Woh-<br />

* Die Veranstaltung fand am 2. Juli 2009 in <strong>der</strong> Voltahalle statt. Es referierten<br />

und diskutierten: Nicole Wirz, Projektleiterin im Hochbau- und <strong>Planungsamt</strong><br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>; Roger Diener, Architekt und Professor für Architektur<br />

und Entwurf an <strong>der</strong> ETH Zürich; Peter Zeugin, Soziologe, Berater für<br />

<strong>Im</strong>mobilienmarketing, Mitinhaber <strong>der</strong> Zeugin Gölker <strong>Im</strong>mobilienstrategien,<br />

Zürich. Leitung: Isabelle Rihm, Kommunikation Bau- und Verkehrsdepartement<br />

<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>.<br />

13<br />

nungsbau o<strong>der</strong> mit Luxusappartements assoziiert. «Unser Ziel ist<br />

es, dem Hochhaus seine Funktion für gutes, aber nicht luxuriöses<br />

Wohnen zurückzugeben», erklärte <strong>der</strong> Architekt und ETH-Professor<br />

Roger Diener. In <strong>Basel</strong> selbst haben Hochhäuser von schweizweiter<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Publikumsdiskussion<br />

Ausstrahlung Tradition, etwa die Bauten am Kannenfeldplatz o<strong>der</strong><br />

das Hochhaus im Hechtliacker. Für sie gilt die Tradition von Frank<br />

Gibt es Studien darüber, wie akzeptiert Wohnhochhäuser tatsäch-<br />

Lloyd Wright und Alvar Aalto, als Gruppe konzipierte, polygonale<br />

Punkthäuser mit zentraler Erschliessung zu erstellen. Der über Eck<br />

gesetzte Wohnraum ermöglicht eine attraktive Weitsicht.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Diskussion in <strong>Basel</strong> geht es um den Abschluss Ost,<br />

den Diener in Anlehnung an ein Studienprojekt «Bäumlihofpark»<br />

nennt. Die Gemeindegrenze bedeutet heute zum Teil auch ein Vakuum.<br />

Ziel des Projekts ist eine Gruppe von Wohnhochhäusern, die<br />

mit einem grossen städtischen Park korrespondieren. Dabei sollen<br />

bisherige Nutzungen wie Familiengärten und Landwirtschaft beibehalten<br />

und integriert werden. «Die Grünanlage wird zwar <strong>Stadt</strong>teile<br />

lich sind?<br />

Man muss unterscheiden zwischen <strong>der</strong> Akzeptanz in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

und jener <strong>der</strong> Bewohnerinnen und Bewohner<br />

selbst. Eine Umfrage bei den Bewirtschaftern <strong>der</strong> bestehenden<br />

Hochhäuser in <strong>Basel</strong> zeigt, dass sowohl Leerstandsquote<br />

als auch Fluktuationsrate überraschend tief sind. Während<br />

die Öffentlichkeit Hochhäuser eher als Hort sozialer Probleme<br />

wahrnimmt, scheinen die dort Wohnenden also tendenziell<br />

zufrieden zu sein – o<strong>der</strong> sie sehen keine Alternative, um ihre<br />

Wohnsituation zu verän<strong>der</strong>n.<br />

voneinan<strong>der</strong> trennen, gleichzeitig wird sie aber die Quartiere auch in<br />

<strong>der</strong> Tradition von London miteinan<strong>der</strong> verbinden», so Diener.<br />

Der Konzeptplan Hochhaus will auch im Spitalbereich Hochhäu-<br />

Der «Abschluss Ost» wandelt sich zur urbanen <strong>Stadt</strong>landschaft, die<br />

ser zulassen. Dies, obwohl davon <strong>der</strong> Altstadtbereich betroffen<br />

an Riehen anschliesst. Bewusst sollen die Hochhäuser den Verlauf<br />

wäre. Schon in den Sechzigerjahren musste das Klinikum 2 aus<br />

des Rheins und <strong>der</strong> Bahnlinie hervortreten lassen. Das Wohnen im<br />

diesen Gründen redimensioniert werden. Ist jetzt erneut mit Wi-<br />

<strong>Basel</strong> setzt auf qualitativ hochwertige Hochhäuser<br />

Hochhäuser<br />

Hochhaus wird von einer neuen Qualität sein: Nicht in <strong>der</strong> Tradition<br />

<strong>der</strong> Sechziger- und Siebzigerjahre als Hochhaus auf <strong>der</strong> grünen<br />

Wiese, aber auch nicht im Sinne einer maximalen Urbanisierung<br />

und Verdichtung des Landschaftsraums.<br />

Hochhäuser brauchen einen attraktiven Kontext<br />

«Wie die Geschlechtertürme von San Giminiano haben auch heu-<br />

<strong>der</strong>stand zu rechnen?<br />

In <strong>der</strong> Tat handelt es sich beim Spitalbereich um eine Situation,<br />

wo Altstadt und neuere Strukturen in enger Nähe stehen.<br />

<strong>Basel</strong> hat allerdings wichtige zentralörtliche Dienstleistungen<br />

zu erbringen, die mit wachsendem Flächenbedarf einhergehen.<br />

Bis auf dem Spitalareal neue Kubaturen gebaut werden,<br />

dürfte aber noch viel Zeit vergehen: Es wird sowohl einen Masterplan<br />

als auch ein Wettbewerbsverfahren geben.<br />

Der Basler Richtplan sieht mehrere Bereiche vor, wo Hochhäuser gebaut werden können.<br />

Deren Errichtung ist allerdings an klare Kriterien geknüpft, wie an <strong>der</strong> Podiumsveranstaltung<br />

zum Thema Hochhäuser klar wurde. Das Projekt «<strong>Stadt</strong>abschluss Ost» beispielsweise<br />

setzt bewusst auf eine Gruppe urbaner Wohnhochhäuser in einer parkähnlichen<br />

Umgebung.*<br />

te Hochhäuser wie jenes von Lonza o<strong>der</strong> BIZ viel mit einem Präsenzanspruch<br />

zu tun», so Peter Zeugin, Mitinhaber von Zeugin Gölker<br />

<strong>Im</strong>mobilienstrategien. Mit ihrer kompakten Bauweise und dem<br />

tiefen Landverbrauch bieten Hochhäuser auch handfeste Vorteile.<br />

Doch müssen folgende Erfahrungswerte berücksichtigt werden:<br />

– bauökonomisch optimale Grundfläche pro Stockwerk: 800 bis<br />

1000 Quadratmeter<br />

– markant höhere Erstellungskosten ab dem 10. Stock<br />

– überproportionale Kosten bei sinken<strong>der</strong> Umweltverträglichkeit<br />

ab 300 Metern Höhe<br />

– optimale Höhe: 30 Stockwerke<br />

«<strong>Stadt</strong>abschluss Ost» tönt sehr abschliessend – dabei leben wir<br />

in einer Agglomeration mit einer dreiviertel Million Menschen. Wo<br />

zieht die Planung die Grenzen?<br />

Natürlich werden auch im Umland Hochhäuser geplant und<br />

gebaut. <strong>Im</strong> Rahmen des Konzepts Hochhaus werden im Prinzip<br />

aber nur die Fläche des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> betrachtet. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Testplanungen sind dennoch übergreifende Betrachtungen<br />

nötig. An den Diskussionen zum «<strong>Stadt</strong>abschluss<br />

Ost» waren deshalb beispielsweise auch Behörden wie Riehen<br />

und Grenzach vertreten.<br />

– marketingmässig interessant sind in städtischen Wohnhoch-<br />

«Konzeptplan Hochhaus» gibt Rahmen vor<br />

Wohnhochhäuser können bei attraktiver Lage und Aussicht sehr in-<br />

Als geeignete Gebiete für Hochhausbau nennt <strong>der</strong> Richtplan den<br />

häusern erst Wohnungen ab dem 7. Stockwerk<br />

– Für Familien mit Kin<strong>der</strong>n sind Wohnungen ab dem 7. Stock nicht<br />

ideal (Beaufsichtigung, Integration in Gleichaltrigengruppen).<br />

Nicole Wirz (1971)<br />

teressante Wohnlagen sein. «Zudem tragen sie zur Verdichtung im<br />

Zentrum bei, was einer erklärten Strategie <strong>Basel</strong>s entspricht», so<br />

<strong>Stadt</strong>abschluss Ost, Firmenareale im Strukturwandel sowie siedlungsstrukturelle<br />

Schwerpunktgebiete an den Bahnhöfen SBB und<br />

Die meisten Hochhäuser <strong>der</strong> letzten Jahre sind Geschäftshochhäu-<br />

<strong>Stadt</strong>planerin, Projektleiterin im<br />

Hochbau- und <strong>Planungsamt</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />

Nicole Wirz, Projektleiterin im Hochbau- und <strong>Planungsamt</strong>. Aus<br />

St. Johann. Darüber hinaus sind Hochhäuser nach entsprechenden<br />

ser. Die bestehenden Wohnhochhäuser stammen vor allem aus den<br />

diesem Grund hat die Verwaltung dem neuen Richtplan das «Ob-<br />

Vorarbeiten auch im äusseren St. Johann, beim Badischen Bahnhof,<br />

Sechziger- und Siebzigerjahren. Hier ist meist nur die Verdoppelung<br />

jektblatt Hochhäuser» beigestellt. Es setzt folgende Ziele:<br />

auf dem Hafenareal und im Gebiet Wolf möglich.<br />

möglich, um Wohnungen zu erweitern, was hohe Mieten zur Folge<br />

Roger Diener (1950)<br />

– Schaffung eines differenzierten Wohnungsangebots mit guten<br />

Aussichtslagen<br />

– Unterstützung <strong>der</strong> Zentrumsbildung an gut erschlossenen und<br />

«Doch auch ausserhalb dieser Gebiete ist Hochhausbau denkbar<br />

– allerdings nur als Einzelfall mit Einschränkungen», sagte Wirz.<br />

Generell sollen Hochhausgruppen entstehen, welche die Gleis- und<br />

hat. «Ein Handicap ist auch die Konzentration von sozial schwachen<br />

Schichten mit entsprechenden Folgeproblemen», so Zeugin.<br />

Die gut betuchte Zielklientel <strong>der</strong> heute geplanten Wohnhochthäuser<br />

Architekt, Professor für Architektur und Entwurf<br />

an <strong>der</strong> ETH Zürich, Inhaber des Architekturbüros<br />

Diener & Diener Architekten<br />

stark frequentierten Orten<br />

Flussräume akzentuieren. Als Hochhäuser gelten Gebäude über 25<br />

an zentraler <strong>Stadt</strong>lage ist auf eine hervorragende Erschliessung an-<br />

– Schaffung von Expansionsraum und Verdichtungspotenzial in<br />

Meter. Sie brauchen ausserhalb von Industriezonen beziehungswei-<br />

gewiesen. Dazu kommt die For<strong>der</strong>ung nach Nähe zu Kultur und an-<br />

Peter Zeugin (1949)<br />

wirtschaftlichen Schwerpunktgebieten<br />

– Strukturierung von <strong>Stadt</strong>entwicklungsgebieten und Unterstützung<br />

von Transformationsprozessen<br />

se dort ab 40 Meter Gebäudehöhe einen Bebauungsplan. Die Standorte<br />

müssen mit ÖV und Langsamverkehr gut erreichbar sein und<br />

im Einzugsbereich von Hochleistungsstrassen liegen. Schattenwurf,<br />

<strong>der</strong>en Dienstleistungen etwa im Sockelgeschoss sowie eine sichere<br />

Umgebung, vor allem auch nachts. Und nicht zuletzt wird eine gute<br />

Architektur vorausgesetzt.<br />

Soziologe, Berater für <strong>Im</strong>mobilienmarketing,<br />

Mitinhaber von Zeugin Gölker <strong>Im</strong>mobilienstrategien,<br />

Zürich


14<br />

Ablauf <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

Die <strong>Zonenplanrevision</strong> wird schrittweise umgesetzt. Den Ersten bildet <strong>der</strong> sogenannte „Basisratschlag“<br />

mit den Themen Siedlungserweiterungen, Ortsbildschutz und Freiraumnutzungen. Als Grundlage<br />

hierzu wurden Testplanungen zu den Siedlungserweiterungen durchgeführt und Vorstudien zu<br />

den Themen Ortsbildschutz und Freiraumnutzung erarbeitet. <strong>Im</strong> Frühling 2009 fand die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Fachöffentlichkeit durch die Themenreihe: <strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong> <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> statt. <strong>Im</strong> Herbst 2009<br />

werden die geplanten Zonenplanän<strong>der</strong>ungen in den Quartieren vorgestellt. Anschliessend folgen die<br />

öffentliche Planauflage und die Behandlung im Grossen Rat.<br />

Nach Abschluss des Basisratschlags werden als nächste Schritte <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong> einzelne<br />

Arealentwicklungen und abschliessend kleinere Bereinigungen im Zonenplan thematisiert.<br />

Basisratschlag<br />

2008 Testplanungen <strong>Stadt</strong>rän<strong>der</strong><br />

Vorstudien Ortsbildschutz<br />

Vorstudien Freiraumnutzung<br />

> > > > > ><br />

Frühling 2009<br />

Herbst 2009<br />

Beteiligung Fachöffentlichkeit:<br />

Themenreihe «<strong>Im</strong> <strong>Fokus</strong> <strong>der</strong> <strong>Zonenplanrevision</strong>»<br />

Quartierinformation <strong>Zonenplanrevision</strong><br />

2010 Öffentliche Planauflage mit Möglichkeit<br />

zu Einsprachen und Anregungen<br />

2010/2011 Behandlung im Grossen Rat<br />

<strong>Im</strong>pressum<br />

Herausgeber: Bau- und Verkehrsdepartement <strong>Basel</strong> <strong>Stadt</strong>,<br />

Hochbau- und <strong>Planungsamt</strong>, 4001 <strong>Basel</strong><br />

Redaktion: Pressebüro Kohlenberg, <strong>Basel</strong><br />

Gestalterisches Konzept: Susanne Krieg, Sylvia Pfeiffer<br />

Gestaltung: Susanne Krieg, <strong>Basel</strong><br />

Fotos: Christian Flierl, <strong>Basel</strong><br />

Auflage: 2000<br />

© Bau- und Verkehrsdepartement des<br />

Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, Oktober 2009

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