Residentenkurier Nr. 9, Juli/August 2009
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P á g i n a 6<br />
A u s f l u g<br />
Ein alter Taubenschlag, mitten im Pinienwald. Er liegt ziemlich abseits, die Zufahrt erfordert eine<br />
gute Federung des Autos, aber ein Ausflug lohnt sich trotzdem: Auf dem Weg von Barbate nach<br />
Canos de Meca fährt man durch einen herrlichen Pinienwald vom aturpark de la Breña. Mittendrin<br />
kommt rechts ein Abzweig nach San Ambrosios, und von da an ist die Zufahrt zum Palomar bestens<br />
ausgeschildert.<br />
D er Naturpark “Breña y<br />
Marismas del Barbate” ist<br />
landschaftlich einmalig und<br />
sehr vielfältig. Zwischen<br />
Barbate und Vejer weist er<br />
eine Fläche von 5.077 Hektar<br />
aus. Wichtigste Ökosysteme<br />
sind darin: das Meer mit<br />
seinen Steilküsten, Dünen,<br />
Pinienwälder und Feuchtgebiete.<br />
Der Park ist auch als<br />
Vogelschutzgebiet (ZEPA)<br />
ausgewiesen.<br />
EL PALOMAR DE LA<br />
BREÑA<br />
M i t t e n i n d i e s e m<br />
wunderbaren Pinienwald<br />
liegt eine alte Hacienda mit<br />
einem Taubenschlag, el<br />
Palomar de la Breña. Es<br />
wurde liebevoll als kleines,<br />
gemütliches Hotel restauriert,<br />
ideal für Ausflügler, die die<br />
Natur lieben und die Ruhe in<br />
t ypisch andalusischen<br />
Ambiente genießen möchten.<br />
Man geht davon aus, dass<br />
das Taubenhaus zu einer<br />
Finca mit etwa 2500 Hektar<br />
Fläche gehörte und es dort<br />
etwa 5.000 Taubenpaare gab.<br />
Aufgrund der Piratengefahr<br />
an der Küste lag das<br />
Buschland vermutlich brach.<br />
Der Taubenschlag jedoch<br />
war ein wichtiges Wirtschaftsunternehmen.<br />
Mit<br />
7770 Nisthöhlen auf 400 m²<br />
Fläche gilt dieser Taubenschlag<br />
– laut Guiness-Buch<br />
der Rekorde – als das größte<br />
Taubenhaus der Welt.<br />
Tauben vermehren sich<br />
rapide. Jedes Elternpaar kann<br />
alle drei Wochen ein bis zwei<br />
Junge haben. So kamen die<br />
Bestände im Palomar de la<br />
Breña pro Monat jeweils auf<br />
ca. 15.000 Tiere (10.000<br />
Elterntiere und 5.000 Junge).<br />
Wozu aber nutzte man so<br />
viele Tauben?<br />
Das wichtigste Produkt, das<br />
man bei einer derart<br />
intensiven Taubenhaltung<br />
erwirtschaftet hat, war der<br />
Taubenmist („palomina“<br />
genannt). Er galt als äußerst<br />
hochwertiger, organischer<br />
Dünger. Man geht davon aus,<br />
dass ca. 10 bis 15 Tonnen<br />
Tabuenmist pro Jahr im<br />
Palomar de la Breña anfielen.<br />
Das zweite Produkt, das man<br />
erwirtschaftete, war Fleisch.<br />
Meist besaß der Adel solche<br />
Taubenhäuser, und so war es<br />
auch nur ihm und manch<br />
kirchlichem Würdenträger<br />
vorbehalten, Taubenfleisch<br />
zu verzehren. Dies galt als<br />
Beweis für die Zugehörigkeit<br />
zu einer privilegierten<br />
s o z i a l e n S c h i c h t .<br />
Ein weiteres Produkt, das in<br />
einem solchen Taubenhaus<br />
anfällt, und das von<br />
höchstem Interesse für die<br />
damaligen Streitkräfte war,<br />
ist Salpeter. Obwohl es<br />
derzeit keinen konkreten<br />
Beweis für die Herstellung<br />
von Salpeter in diesem<br />
Taubenhaus gibt, weiss man<br />
doch, dass der qualitativ<br />
beste Salpeter für die<br />
Produktion von Schwarzpulver<br />
für Kanonen und<br />
Pistolen auf diese natürliche<br />
Weise gewonnen wurde.<br />
Heute ist diese Wirtschaftsform<br />
überholt, so dass<br />
auch keine Tauben mehr<br />
gezüchtet werden.