Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik
Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik
44 3 Lineare Abbildungen Das Additionstheorem für sin(α + β) kann man aus der Gleichheit der Fläche des Parallelogramms, a b sin(α+β), und des Rechtecks, a b sinα cosβ+a b sinβ cosα, der folgenden Zeichnung entnehmen [19]. Mit cosα = sin(π/2 − α) folgt daraus cos(α + β). ⃗a a sin α Fundamentalsatz der Algebra α β ⃗b b sinβ b cosβ = a cosα Abbildung 3.1: Additionstheorem sin(α + β) Nach dem Fundamentalsatz der Algebra, von Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855) [18] bewiesen, von uns nur verwendet, hat jedes Polynom P n (z) = z n + ∑ n−1 k=0 a k z k vom Grad n in einer komplexen Variablen z und mit komplexen Koeffizienten a 0 , a 1 . . .a n−1 n komplexe Nullstellen z 1 , z 2 ...z n , wobei mehrfache Nullstellen mehrfach zählen, 3 n−1 ∑ z n + a k z k = (z − z 1 ) (z − z 2 ) · · ·(z − z n ) . (3.84) k=0 Für n = 2 berechnet man die Nullstellen, indem man z 2 + pz zum Quadrat von z + p/2 ergänzt und die Differenz von Quadraten faktorisiert, a 2 − b 2 = (a + b) (a − b), z 2 + p z + q = (z + p 2 )2 − p2 4 + q = (z + p 2 )2 − (√ p 2 4 − q) 2 = ( z + p √ p 2 − 2 4 − q)( z + p √ p 2 + 2 4 − q) = (z − z 1 ) (z − z 2 ) , (3.85) z 1 = − p √ p 2 + 2 4 − q , z 2 = − p √ p 2 − 2 4 − q . Dabei merkt man sich leichter das Stichwort ” quadratische Ergänzung“ und führt sie aus als die Formel für beide Nullstellen. Bei Polynomen höherer Ordnung, n > 4, kann man die Nullstellen z 1 , z 2 . . . nicht als algebraischen Ausdruck in den Koeffizienten a 0 , a 1 . . . schreiben. Man kann aber die Nullstellen bei gegebenem Polynom numerisch mit jeder gewünschten Genauigkeit bestimmen, nicht anders als die Wurzeln bei der Lösung quadratischer Gleichungen. Daß sich das Polynom P n (z) als Produkt von Faktoren z − z 1 , z − z 2 . . . schreiben läßt, liegt daran, daß man jedes Polynom P(z) bis auf einen Rest R als Produkt eines Faktors (z − z 1 ) mit einem Polynom kleineren Grades ˆP(z) schreiben kann, wobei der Grad des Restes kleiner als der von (z − z 1 ) ist. Der Rest ist also eine Konstante, 3 In diesem Zusammenhang bezeichnen hochgestellte Zahlen natürlich Potenzen, nicht Komponenten.
45 P(z) = (z−z 1 )ˆP(z)+R. Ist nun z 1 eine Nullstelle von P(z), 0 = P(z 1 ) = (z 1 −z 1 )ˆP(z 1 )+R, so verschwindet diese Konstante und P(z) = (z − z 1 )ˆP(z) läßt sich restlos durch (z − z 1 ) teilen. Ebenso enthält ˆP(z) einen Faktor (z − z 2 ) und so weiter. Eigenwertgleichung Die Eigenwertgleichung bestimmt bei gegebener linearer Abbildung M die speziellen Richtungen ⃗v ≠ 0, die Eigenvektoren ⃗v von M, die von M lediglich um einem Faktor λ, den zu ⃗v gehörigen Eigenwert von M, gestreckt werden, M⃗v = λ⃗v ⇔ (M − λ1)⃗v = 0 ⇒ det(M − λ1) = 0 . (3.86) Damit (M−λ1)⃗v = 0 gilt und ⃗v nicht verschwindet, darf (M−λ1) nicht invertierbar sein, sonst folgte 0 = (M − λ1) −1 (M − λ1)⃗v = ⃗v . Also muß die Determinante von (M − λ1) verschwinden. Verschwindet sie, so hat (M − λ1) einen Nullvektor ⃗v ≠ 0, also M einen Eigenvektor zum Eigenwert λ. Da die Eigenvektorgleichung linear homogen in ⃗v ist, ist jedes nichtverschwindende Vielfache eines Eigenvektors ⃗v auch Eigenvektor zu demselben Eigenwert. Die Eigenwertgleichung legt nicht die Normierung und das Vorzeichen des Eigenvektors fest. Die Determinante det(M − λ1) = (−1) n (λ n + ∑ n−1 k=0 a kλ k ) ist ein Polynom vom Grad n = dim V in λ. Sie heißt charakteristisches Polynom von M. Die Eigenwertgleichung det(M − λ1) = 0 hat nach dem Fundamentalsatz der Algebra (3.84) n komplexe Lösungen, det(M − λ1) = (−1) n (λ − λ 1 ) (λ − λ 2 ) · · ·(λ − λ n ) . (3.87) Da det M der Wert dieses Polynoms für λ = 0 ist, erweist sich die Determinante als Produkt der Eigenwerte, det M = λ 1 λ 2 · · ·λ n . (3.88) Eigenvektoren e 1 , e 2 . . .e k von M zu verschiedenen Eigenwerten λ 1 , λ 2 . . .λ k sind linear unabhängig. Das ist richtig für k = 1. Wären k ≥ 2 Eigenvektoren, aber nicht schon k − 1 Eigenvektoren, zu verschiedenen Eigenwerten linear abhängig, so gälte e k = e 1 a 1 + e 2 a 2 + . . . + e k−1 a k−1 (3.89) mit linear unabhängigen e 1 , e 2 . . .e k−1 und Koeffizienten a i , die nicht alle verschwinden. Wenn wir M − λ k 1 anwenden, widerspricht aber die Eigenwertgleichung 0 = e 1 a 1 (λ 1 − λ k ) + e 2 a 2 (λ 2 − λ k ) + . . . + e k−1 a k−1 (λ k−1 − λ k ) (3.90) der linearen Unabhängigkeit der Eigenvektoren e 1 , e 2 . . .e k−1 . Das heißt nicht, daß es bei jeder n × n-Matrix n linear unabhängige Eigenvektoren gibt, denn es können Nullstellen des charakteristischen Polynoms zusammenfallen, das heißt mehrfach, etwa p-fach, auftreten. Solch einen Eigenwert nennt man p-fach entartet. Zu einem p-fach entarteten Eigenwert gibt es nicht unbedingt p linear unabhängige Eigenvektoren, wie ein Gegenbeispiel zeigt, ( ) 0 1 M = . (3.91) 0 0
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44 3 Lineare Abbildungen<br />
Das Additionstheorem für sin(α + β) kann man aus <strong>der</strong> Gleichheit <strong>der</strong> Fläche des<br />
Parallelogramms, a b sin(α+β), <strong>und</strong> des Rechtecks, a b sinα cosβ+a b sinβ cosα, <strong>der</strong><br />
folgenden Zeichnung entnehmen [19]. Mit cosα = sin(π/2 − α) folgt daraus cos(α + β).<br />
⃗a<br />
a sin α<br />
F<strong>und</strong>amentalsatz <strong>der</strong> Algebra<br />
α<br />
β<br />
⃗b<br />
b sinβ<br />
b cosβ = a cosα<br />
Abbildung 3.1: Additionstheorem sin(α + β)<br />
Nach dem F<strong>und</strong>amentalsatz <strong>der</strong> Algebra, von Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855) [18]<br />
bewiesen, von uns nur verwendet, hat jedes Polynom P n (z) = z n + ∑ n−1<br />
k=0 a k z k vom<br />
Grad n in einer komplexen Variablen z <strong>und</strong> mit komplexen Koeffizienten a 0 , a 1 . . .a n−1<br />
n komplexe Nullstellen z 1 , z 2 ...z n , wobei mehrfache Nullstellen mehrfach zählen, 3<br />
n−1<br />
∑<br />
z n + a k z k = (z − z 1 ) (z − z 2 ) · · ·(z − z n ) . (3.84)<br />
k=0<br />
Für n = 2 berechnet man die Nullstellen, indem man z 2 + pz <strong>zu</strong>m Quadrat von z + p/2<br />
ergänzt <strong>und</strong> die Differenz von Quadraten faktorisiert, a 2 − b 2 = (a + b) (a − b),<br />
z 2 + p z + q = (z + p 2 )2 − p2<br />
4 + q = (z + p 2 )2 − (√ p 2<br />
4 − q) 2<br />
= ( z + p √<br />
p<br />
2 − 2<br />
4 − q)( z + p √<br />
p<br />
2 + 2<br />
4 − q) = (z − z 1 ) (z − z 2 ) , (3.85)<br />
z 1 = − p √<br />
p<br />
2 + 2<br />
4 − q , z 2 = − p √<br />
p<br />
2 − 2<br />
4 − q .<br />
Dabei merkt man sich leichter das Stichwort ”<br />
quadratische Ergän<strong>zu</strong>ng“ <strong>und</strong> führt sie aus<br />
als die Formel für beide Nullstellen.<br />
Bei Polynomen höherer Ordnung, n > 4, kann man die Nullstellen z 1 , z 2 . . . nicht<br />
als algebraischen Ausdruck in den Koeffizienten a 0 , a 1 . . . schreiben. Man kann aber<br />
die Nullstellen bei gegebenem Polynom numerisch mit je<strong>der</strong> gewünschten Genauigkeit<br />
bestimmen, nicht an<strong>der</strong>s als die Wurzeln bei <strong>der</strong> Lösung quadratischer Gleichungen.<br />
Daß sich das Polynom P n (z) als Produkt von Faktoren z − z 1 , z − z 2 . . . schreiben<br />
läßt, liegt daran, daß man jedes Polynom P(z) bis auf einen Rest R als Produkt eines<br />
Faktors (z − z 1 ) mit einem Polynom kleineren Grades ˆP(z) schreiben kann, wobei <strong>der</strong><br />
Grad des Restes kleiner als <strong>der</strong> von (z − z 1 ) ist. Der Rest ist also eine Konstante,<br />
3 In diesem Zusammenhang bezeichnen hochgestellte Zahlen natürlich Potenzen, nicht Komponenten.