Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik

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216 21 Wellengleichung und addieren und subtrahieren wir dies Ergebnis zur ersten Gleichung, so ergibt sich g(x) = 1 ∫ ( x χ(x) + dy ψ(y) + g(0) − f(0) ) , 2 0 f(x) = 1 ∫ ( x χ(x) − dy ψ(y) − g(0) + f(0) ) . 2 0 (21.8) Drehen wir noch mit − ∫ x = ∫ 0 die Integrationsgrenzen bei f(x) um und setzen wir in 0 x (21.5) ein, so erhalten wir die durch die Anfangswerte dargestellte Lösung u(t, x) = 1 ∫ ( x+t χ(x + t) + χ(x − t) + dy ψ(y) ) . (21.9) 2 Die Lösung existiert, ist durch die Anfangswerte eindeutig gegeben und hängt stetig von den Anfangswerten ab. Das Anfangswertproblem der Wellengleichung ist in diesem Sinn sachgemäß. Die Lösung u hängt zur Zeit t am Ort x nur von den Anfangswerten an Orten y ab, für die |x − y| ≤ t ist. Ändert man die Anfangswerte in einem Bereich B ⊂ R, so wirkt sich später diese Änderung nur auf die Lösung im Vorwärtslichtkegel von B aus. Das sind die Punkte (t, x) in der zweidimensionalen Raumzeit, für die ein Punkt y ∈ B mit |x − y| ≤ t existiert. Dispersion Eine lineare, homogene, partielle Differentialgleichung der Ordnung l für eine Funktion u ( Pl (∂ 0 , ∂ 1 . . .∂ d ) + P l−1 (∂ 0 , ∂ 1 . . .∂ d ) + . . . + P 0 ) u(x) = 0 , (21.10) x−t wobei P i homogene Polynome vom Grad i bezeichne und ∂ m die partiellen Ableitungen nach den Variablen x m , schränkt normalerweise die Form f von ebenen Wellen u(x) = f(k 0 x 0 + k 1 x 1 + . . . + k d x d ) (21.11) ein, die als Lösungen auftreten können. Mit der Notation für die n-fache Ableitung von f lautet die Gleichung f (n) (y) := dn dynf(y) (21.12) P l (k 0 , k 1 . . .k d ) f (l) (k ·x) + P l−1 (k 0 , k 1 . . .k d ) f (l−1) (k ·x) + . . .P 0 f(k ·x) = 0 . (21.13) Dies ist, wenn nicht für spezielle k alle P i (k) verschwinden, für jedes k eine gewöhnliche, lineare Differentialgleichung für die Form f der ebenen Welle. Beispielsweise hat die Klein-Gordon-Gleichung ( + m 2 ) u = 0 , (21.14)

217 die bei der Beschreibung von relativistischen Teilchen der Masse m auftritt, nur Lösungen der Form u(x) = f(k ·x), k ·x := ω t−⃗k ·⃗x, wenn f die gewöhnliche Differentialgleichung (ω 2 − ⃗k 2 ) f ′′ + m 2 f = 0 (21.15) erfüllt. Für ω 2 > ⃗k 2 ist das die Gleichung eines harmonischen Oszillators √ m u(x) = a cos( k ·x + α) = a cos(ˆk ·x + α) , ˆω = m √ω 2 + ⃗ˆk2 . (21.16) 2 − ⃗k 2 Für ω 2 < ⃗k 2 wächst f exponentiell in Richtung ⃗k oder −⃗k an √ u(x) = a eˆk·x + b e −ˆk· x , ˆω = (ˆ⃗k) 2 − m 2 . (21.17) Streng genommen sind beide Scharen von Lösungen unphysikalisch, da sie nicht für große Abstände klein werden. Lösungen, die für große Abstände abfallen, sind Fouriertransformierbar und Superpositionen der Lösungen (21.16), u(t,⃗x) = R ∫ d 3 k e i( ⃗k·⃗x−ω t) a(⃗k) , ω = √ m 2 + ⃗k 2 . (21.18) Da die Ausbreitungsgeschwindigkeiten der einzelnen Wellenanteile, die Phasengeschwindigkeiten ω/|⃗k|, verschieden sind, laufen diese Anteile mit √ der Zeit auseinander: das Wellenpaket zeigt Dispersion. Allerdings täuscht der Wert 1 + m 2 /⃗k 2 > 1 der Phasengeschwindigkeit über die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Bei einem schmalbandigen Wellenpaket, dessen Amplituden a(⃗k) in einem kleinen Bereich um ⃗k 0 konzentriert sind, entwickeln wir ω(⃗k) = ω 0 + (⃗k − ⃗k 0 ) ·⃗v + o(|⃗k − ⃗k 0 |). Kann man die höheren Terme in der Entwicklung vernachlässigen, so ist ein schmalbandiges Wellenpaket von der Form ∫ u(t,⃗x) = R e −i (ω 0−⃗k 0 ·⃗v) t d 3 k e i⃗k·(⃗x−⃗vt) a(⃗k) . (21.19) Es ist der Realteil eines komplexen Wellenpakets, das bis auf eine komplexe Phase von t und ⃗x nur über ⃗x −⃗v t abhängt, sich also mit der Gruppengeschwindigkeit v i = ∂ω ∂k i (21.20) bewegt. Bei der Klein-Gordon-Gleichung √ ist die Gruppengeschwindigkeit durch die Lichtgeschwindigkeit beschränkt, ⃗v = ⃗k/ m 2 + ⃗k 2 , |⃗v| < 1. Weder die Phasengeschwindigkeit noch die Gruppengeschwindigkeit erlauben exakte Rückschlüsse auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Signalen. Die Lösungen der Klein-Gordon-Gleichung ( − M 2 )u = 0 mit negativem Massenquadrat hängen wie alle Lösungen von Gleichungen der Form u(x) + f(x, u, ∂u) = 0 im Punkt x nur von den Anfangswerten und den Werten von f(y, 0, 0) im Rückwärtslichtkegel von x ab [7, Kapitel 7]. Nicht einmal die Klein-Gordon-Gleichung eines Tachyons erlaubt überlichtschnelle Signale.

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die bei <strong>der</strong> Beschreibung von relativistischen Teilchen <strong>der</strong> Masse m auftritt, nur Lösungen<br />

<strong>der</strong> Form u(x) = f(k ·x), k ·x := ω t−⃗k ·⃗x, wenn f die gewöhnliche Differentialgleichung<br />

(ω 2 − ⃗k 2 ) f ′′ + m 2 f = 0 (21.15)<br />

erfüllt. Für ω 2 > ⃗k 2 ist das die Gleichung eines harmonischen Oszillators<br />

√<br />

m<br />

u(x) = a cos( k ·x + α) = a cos(ˆk ·x + α) , ˆω = m √ω 2 + ⃗ˆk2 . (21.16)<br />

2 − ⃗k 2<br />

Für ω 2 < ⃗k 2 wächst f exponentiell in Richtung ⃗k o<strong>der</strong> −⃗k an<br />

√<br />

u(x) = a eˆk·x + b e −ˆk· x , ˆω = (ˆ⃗k) 2 − m 2 . (21.17)<br />

Streng genommen sind beide Scharen von Lösungen unphysikalisch, da sie nicht für große<br />

Abstände klein werden. Lösungen, die für große Abstände abfallen, sind Fouriertransformierbar<br />

<strong>und</strong> Superpositionen <strong>der</strong> Lösungen (21.16),<br />

u(t,⃗x) = R<br />

∫<br />

d 3 k e i( ⃗k·⃗x−ω t) a(⃗k) , ω =<br />

√<br />

m 2 + ⃗k 2 . (21.18)<br />

Da die Ausbreitungsgeschwindigkeiten <strong>der</strong> einzelnen Wellenanteile, die Phasengeschwindigkeiten<br />

ω/|⃗k|, verschieden sind, laufen diese Anteile mit<br />

√<br />

<strong>der</strong> Zeit auseinan<strong>der</strong>: das<br />

Wellenpaket zeigt Dispersion. Allerdings täuscht <strong>der</strong> Wert 1 + m 2 /⃗k 2 > 1 <strong>der</strong> Phasengeschwindigkeit<br />

über die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Bei einem schmalbandigen Wellenpaket,<br />

dessen Amplituden a(⃗k) in einem kleinen Bereich um ⃗k 0 konzentriert sind,<br />

entwickeln wir ω(⃗k) = ω 0 + (⃗k − ⃗k 0 ) ·⃗v + o(|⃗k − ⃗k 0 |). Kann man die höheren Terme in<br />

<strong>der</strong> Entwicklung vernachlässigen, so ist ein schmalbandiges Wellenpaket von <strong>der</strong> Form<br />

∫<br />

u(t,⃗x) = R e −i (ω 0−⃗k 0 ·⃗v) t<br />

d 3 k e i⃗k·(⃗x−⃗vt) a(⃗k) . (21.19)<br />

Es ist <strong>der</strong> Realteil eines komplexen Wellenpakets, das bis auf eine komplexe Phase von<br />

t <strong>und</strong> ⃗x nur über ⃗x −⃗v t abhängt, sich also mit <strong>der</strong> Gruppengeschwindigkeit<br />

v i = ∂ω<br />

∂k i (21.20)<br />

bewegt. Bei <strong>der</strong> Klein-Gordon-Gleichung √ ist die Gruppengeschwindigkeit durch die Lichtgeschwindigkeit<br />

beschränkt, ⃗v = ⃗k/ m 2 + ⃗k 2 , |⃗v| < 1.<br />

We<strong>der</strong> die Phasengeschwindigkeit noch die Gruppengeschwindigkeit erlauben exakte<br />

Rückschlüsse auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Signalen. Die Lösungen <strong>der</strong><br />

Klein-Gordon-Gleichung ( − M 2 )u = 0 mit negativem Massenquadrat hängen wie alle<br />

Lösungen von Gleichungen <strong>der</strong> Form u(x) + f(x, u, ∂u) = 0 im Punkt x nur von den<br />

Anfangswerten <strong>und</strong> den Werten von f(y, 0, 0) im Rückwärtslichtkegel von x ab [7, Kapitel<br />

7]. Nicht einmal die Klein-Gordon-Gleichung eines Tachyons erlaubt überlichtschnelle<br />

Signale.

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