Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik

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192 19 Komplex differenzierbare Funktionen Das folgt für zweifach stetig differenzierbare Funktionen nach Vertauschen der Differentiationsreihenfolge aus (19.5) ∂ x ∂ x u = ∂ x ∂ y v = ∂ y ∂ x v = −∂ y ∂ y u , ∂ x ∂ x v = −∂ x ∂ y u = −∂ y ∂ x u = −∂ y ∂ y v . (19.7) Daher sind komplex differenzierbare Funktionen für zweidimensionale Potentialprobleme wichtig. Wie wichtig für die Mathematik komplex differenzierbare Funktionen sind, läßt sich kaum überschätzen, eine Ahnung davon vermittelt der Klassiker [22]. Wie bei reell differenzierbaren Funktionen ist die Ableitung linear. Für alle komplexen Zahlen a und b und alle komplex differenzierbaren Funktionen f und g gilt d df (a f + b g) = a dz dz + b dg dz . (19.8) Ebenso gelten die Produktregel und die Kettenregel. Aus der Produktregel d df (f g) = dz dz g + f dg dz , (19.9) ergibt sich die Ableitung von z n für alle natürlichen Zahlen n dz n dz = n zn−1 . (19.10) Für negative ganze Zahlen und z ≠ 0 folgt das entsprechende Ergebnis ebenfalls aus der Produktregel (4.17). Alle Potenzen von z außer 1/z haben demnach (für negative n außerhalb z = 0) komplexe Stammfunktionen, z n = d dz Die Stammfunktion von 1/z ist der komplexe Logarithmus, 1 n + 1 zn+1 , n ≠ −1 . (19.11) ln z = ln(|z|e i ϕ ) = ln |z| + i ϕ = 1 2 ln(x2 + y 2 ) + i arctan y x = ln |z| + i arg z , (19.12) wie man durch Ableiten bestätigt, d ln z dz = ∂ x ln z = −i ∂ y lnz = x x 2 + y + i 1 2 1 + y2 x 2 −y x 2 = x − i y x 2 + y 2 = 1 z . (19.13) Allerdings ist lnz nur in der aufgeschnittenen komplexen Ebene definiert und stetig: der Winkel arg z zur positiven x-Achse nimmt bei einem Umlauf um den Ursprung um 2π zu. Da bei komplex differenzierbaren Funktionen f und g die verkettete Funktion f ◦ g ebenfalls komplex differenzierbar ist, d (f ◦ g) = df dg , (19.14) dz | z dz| g(z) dz | z

193 folgt unter anderem, daß man aus Lösungen f von zweidimensionalen Potentialproblemen durch komplex differenzierbare Abbildungen g neue Lösungen erhält. Ist beispielsweise Rf auf einer Äquipotentialkurve Γ konstant, so ist R(f ◦ g) eine Lösung der Laplace- Gleichung, die auf dem Urbild g −1 (Γ) konstant ist. Wo df/dz nicht verschwindet, ist die Multiplikation mit df/dz eine Drehstreckung (3.78) von dz = dx + i dy. Dort bildet die komplex differenzierbare Abbildung in erster Näherung kleine Kreise auf kleine Kreise ab und ist daher winkeltreu. Komplexes Wegintegral Ist Γ : I ⊂ R → C , λ ↦→ z(λ) , ein parametrisierter Weg in der komplexen Ebene und f eine auf dem Weg definierte Funktion, so definiert ∫ ∫ dz f(z) = dλ dz f(z(λ)) (19.15) dλ Γ I das komplexe Wegintegral. Es hängt nicht von der Parametrisierung ab (12.51). Das Wegintegral über eine Ableitung df/dz einer komplex differenzierbaren Funktion ist wegen dz dλ df dz = ( dx dλ + i dy ) df dλ dz 19.4 = ( dx ∂f dλ ∂x + dy ∂f ) d = f(x(λ), y(λ)) (19.16) dλ ∂y dλ nach dem Hauptsatz der Integralrechnung die Differenz der Stammfunktion am Endpunkt z = z(λ) und am Anfangspunkt z = z(λ) des Weges ∫ Γ dz df ∫ λ dz = dλ d f(x(λ), y(λ)) = f(z) − f(z) . (19.17) λ dλ Insbesondere verschwinden Wegintegrale über Ableitungen, wenn der Weg geschlossen ist, also z = z gilt. Da (z−a) n für alle ganzen Zahlen n außer für n = −1 die Ableitung von (z − a) n+1 /(n + 1) ist, gilt daher ∮ n ∈ Z , n ≠ −1 : dz (z − a) n = 0 . (19.18) Das Symbol ∮ betont, daß es sich um ein Integral über einen geschlossenen Weg handelt. Er darf für negative n nicht durch z = a gehen. Die Stammfunktion ln(z−a) von 1/(z−a) existiert nur in der bei a aufgeschnittenen Ebene. Auf einem Weg, der von z im mathematisch positiven Sinn einmal um a herum zu z = z zurückführt, nimmt der Winkel arg(z − a) um 2 π und der Logarithmus um 2π i zu ∮ dz 1 z − a = 2πi . (19.19) Zerlegen wir f und dz in Real- und Imaginärteil, so erweist sich das komplexe Wegintegral als reelles Wegintegral in zwei Dimensionen über eine komplexe dλ Linearkombination

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folgt unter an<strong>der</strong>em, daß man aus Lösungen f von zweidimensionalen Potentialproblemen<br />

durch komplex differenzierbare Abbildungen g neue Lösungen erhält. Ist beispielsweise<br />

Rf auf einer Äquipotentialkurve Γ konstant, so ist R(f ◦ g) eine Lösung <strong>der</strong> Laplace-<br />

Gleichung, die auf dem Urbild g −1 (Γ) konstant ist.<br />

Wo df/dz nicht verschwindet, ist die Multiplikation mit df/dz eine Drehstreckung<br />

(3.78) von dz = dx + i dy. Dort bildet die komplex differenzierbare Abbildung in erster<br />

Näherung kleine Kreise auf kleine Kreise ab <strong>und</strong> ist daher winkeltreu.<br />

Komplexes Wegintegral<br />

Ist Γ : I ⊂ R → C , λ ↦→ z(λ) , ein parametrisierter Weg in <strong>der</strong> komplexen Ebene <strong>und</strong> f<br />

eine auf dem Weg definierte Funktion, so definiert<br />

∫ ∫<br />

dz f(z) = dλ dz f(z(λ)) (19.15)<br />

dλ<br />

Γ<br />

I<br />

das komplexe Wegintegral. Es hängt nicht von <strong>der</strong> Parametrisierung ab (12.51).<br />

Das Wegintegral über eine Ableitung df/dz einer komplex differenzierbaren Funktion<br />

ist wegen<br />

dz<br />

dλ<br />

df<br />

dz = ( dx<br />

dλ + i dy ) df<br />

dλ dz<br />

19.4<br />

= ( dx ∂f<br />

dλ ∂x + dy ∂f ) d = f(x(λ), y(λ)) (19.16)<br />

dλ ∂y dλ<br />

nach dem Hauptsatz <strong>der</strong> Integralrechnung die Differenz <strong>der</strong> Stammfunktion am Endpunkt<br />

z = z(λ) <strong>und</strong> am Anfangspunkt z = z(λ) des Weges<br />

∫<br />

Γ<br />

dz df ∫ λ<br />

dz = dλ d f(x(λ), y(λ)) = f(z) − f(z) . (19.17)<br />

λ dλ<br />

Insbeson<strong>der</strong>e verschwinden Wegintegrale über Ableitungen, wenn <strong>der</strong> Weg geschlossen<br />

ist, also z = z gilt. Da (z−a) n für alle ganzen Zahlen n außer für n = −1 die Ableitung<br />

von (z − a) n+1 /(n + 1) ist, gilt daher<br />

∮<br />

n ∈ Z , n ≠ −1 : dz (z − a) n = 0 . (19.18)<br />

Das Symbol ∮ betont, daß es sich um ein Integral über einen geschlossenen Weg handelt.<br />

Er darf für negative n nicht durch z = a gehen.<br />

Die Stammfunktion ln(z−a) von 1/(z−a) existiert nur in <strong>der</strong> bei a aufgeschnittenen<br />

Ebene. Auf einem Weg, <strong>der</strong> von z im mathematisch positiven Sinn einmal um a herum<br />

<strong>zu</strong> z = z <strong>zu</strong>rückführt, nimmt <strong>der</strong> Winkel arg(z − a) um 2 π <strong>und</strong> <strong>der</strong> Logarithmus um<br />

2π i <strong>zu</strong><br />

∮<br />

dz<br />

1<br />

z − a<br />

= 2πi . (19.19)<br />

Zerlegen wir f <strong>und</strong> dz in Real- <strong>und</strong> Imaginärteil, so erweist sich das komplexe Wegintegral<br />

als reelles Wegintegral in zwei Dimensionen über eine komplexe<br />

dλ<br />

Linearkombination

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