Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik

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186 18 Distributionen für x gegen 0 stetig gegen den dortigen Wert der Ableitung dt/dx. Also ist der Integrand x t(x) − t(−x) = x2 t(x) − t(−x) x 2 + ǫ 2 2 x 2 + ǫ 2 2 x lim ǫ→0 , (18.14) das Produkt eines stetigen Faktors mit einem ǫ-abhängigen Faktor, der für x ≠ 0 gegen 1 geht und bei x = 0 den Wert 0 hat. Für ǫ → 0 geht das Integral gegen ∫ dx . (18.15) ∫ x x 2 + ǫ t(x) = t(x) − t(−x) dx 2 2 x Diese Distribution formt man üblicherweise noch um und schneidet ein kleines, spiegelsymmetrisches Intervall [−ǫ, ǫ] aus dem Integrationsbereich, ∫ −ǫ −∞ dx ( 1 t(x) 2 x + 1 2 ∫ t(−x) ) ∞ + dx ( 1 t(x) (−x) ǫ 2 x + 1 2 t(−x) ) . (18.16) (−x) Bei der Substitution u = −x der Integrationsvariablen und anschließender Umbenennung von u in x geht der zweite Term in den dritten und der vierte Term in den ersten über. Es ist also ∫ lim dx ǫ→0 x t(x) = lim x 2 + ǫ2 ǫ→0+ (∫ −ǫ −∞ dx t(x) ∫ ∞ x + ǫ dx t(x) ) x (18.17) das Integral der Testfunktion t mit 1/x, wobei man aus dem Integrationsbereich ein symmetrisches Intervall [−ǫ, ǫ] herausschneidet und nach der Integration ǫ > 0 gegen Null gehen läßt. Diese auf Testfunktionen anzuwendende Distribution heißt Hauptwert (englisch principal value“) von 1/x. Wir schreiben sie als P. V. 1 und fassen mit dieser ” x Notation zusammen, lim ǫ→0+ 1 x + i ǫ = P. V. 1 − i π δ(x) . (18.18) x Ableitung von Distributionen und Produkt mit glatten Funktionen Die Ableitung von Distributionen σ definiert man so, daß sie mit der bisherigen Definition übereinstimmt, wenn die Distribution durch eine differenzierbare Funktion f gegeben ist. Da die Testfunktionen am Rand des Integrationsgebietes verschwinden, entstehen bei partieller Integration keine Randterme und man kann die Ableitung auf die Testfunktion abwälzen (12.20). Ihre Ableitung ist wieder eine Testfunktion ∫ dx ( d dx f(x)) t(x) = ∫ dxf(x) ( − d dx t(x)) . (18.19) In Übereinstimmung mit dieser Gleichung definieren wir die Ableitung von Distributionen σ durch ( ∂σ ) [t] = σ[−∂t] . (18.20) Da nach Voraussetzung die Testfunktionen unendlich oft differenzierbar sind, sind alle Distributionen unendlich oft differenzierbar, (∂ k σ)[t] = (−1) k σ[∂ k t].

187 Selbst Distributionen, die durch unstetige Funktionen f gegeben sind, sind differenzierbar. Beispielsweise hat die Stufenfunktion (2.5) { 0 , falls x ≤ 0 Θ(x) = , (18.21) 1 , falls x > 0 angewendet auf eine Testfunktion t, die Ableitung ∫ dx ( ∫ d dx Θ(x)) t(x) = dxΘ(x) ( − d dx t(x)) = dx ( − d dx t(x)) = −t(x) ∣ x=∞ = t(0) . x=0 Als Distribution ist folglich die Ableitung der Stufe die δ-Funktion, ∫ ∞ 0 (18.22) d Θ(x) = δ(x) . (18.23) dx Regularisieren wir die Stufenfunktion, beispielsweise durch die differenzierbare Funktionenschar, (1 Θ(x) = lim ǫ→0+ π arctan x ǫ + 1 ) , (18.24) 2 so erhalten wir für die Ableitung ebenfalls die δ-Funktion d 1 dx π arctan x ǫ = 1 1 1 = 1 ǫ 18.11 → δ(x) . (18.25) π ǫ 1 + x2 π x 2 + ǫ 2 ǫ 2 Auch die δ-Funktion ist differenzierbar. Ihre Ableitung bildet Testfunktionen ∫ dx ( ∫ d dx δ(x)) t(x) = dxδ(x) ( − d dx t(x)) = − dt (18.26) dx| x=0 auf das Negative der Ableitung der Testfunktion bei x = 0 ab. Da das Produkt einer glatten, das heißt beliebig oft differenzierbaren, Funktion f mit einer Testfunktionen wieder eine Testfunktion ist, ist erklärt, was das Produkt einer glatten Funktion f mit einer Distribution σ ist. Das ist die Distribution ( f σ ) [t] = σ[f t] . (18.27) Insbesondere ist f(x) δ(x) das f(0)-fache der δ-Funktion, denn ∫ ∫ ∫ dxf(x) δ(x) t(x) = f(0) t(0) = f(0) dx δ(x) t(x) = dxf(0) δ(x) t(x) , f(x) δ(x) = f(0) δ(x) . (18.28) Für das Produkt von f mit der Ableitung der δ-Funktion berechnet man ∫ dx ( f(x) d dx δ(x)) t(x) = ∫ dx ( d dx δ(x)) d(f t) f(x) t(x) = − dx | x=0 = − df = dx| x=0 t(0) + f(0) ( − dt dx| x=0 ) ∫ dx ( f(0) d df δ(x) − δ(x) ) t(x) , dx dx| x=0 f(x) d dx δ(x) = f(0) d dx δ(x) − ( df dx| x=0 ) δ(x) . (18.29)

187<br />

Selbst Distributionen, die durch unstetige Funktionen f gegeben sind, sind differenzierbar.<br />

Beispielsweise hat die Stufenfunktion (2.5)<br />

{ 0 , falls x ≤ 0<br />

Θ(x) =<br />

, (18.21)<br />

1 , falls x > 0<br />

angewendet auf eine Testfunktion t, die Ableitung<br />

∫<br />

dx ( ∫<br />

d<br />

dx Θ(x)) t(x) = dxΘ(x) ( − d dx t(x)) = dx ( − d dx t(x)) = −t(x) ∣ x=∞<br />

= t(0) .<br />

x=0<br />

Als Distribution ist folglich die Ableitung <strong>der</strong> Stufe die δ-Funktion,<br />

∫ ∞<br />

0<br />

(18.22)<br />

d<br />

Θ(x) = δ(x) . (18.23)<br />

dx<br />

Regularisieren wir die Stufenfunktion, beispielsweise durch die differenzierbare Funktionenschar,<br />

(1<br />

Θ(x) = lim<br />

ǫ→0+ π arctan x ǫ + 1 )<br />

, (18.24)<br />

2<br />

so erhalten wir für die Ableitung ebenfalls die δ-Funktion<br />

d 1<br />

dx π arctan x ǫ = 1 1 1<br />

= 1 ǫ 18.11<br />

→ δ(x) . (18.25)<br />

π ǫ 1 + x2 π x 2 + ǫ 2 ǫ 2<br />

Auch die δ-Funktion ist differenzierbar. Ihre Ableitung bildet Testfunktionen<br />

∫<br />

dx ( ∫<br />

d<br />

dx δ(x)) t(x) = dxδ(x) ( − d dx t(x)) = − dt (18.26)<br />

dx| x=0<br />

auf das Negative <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Testfunktion bei x = 0 ab.<br />

Da das Produkt einer glatten, das heißt beliebig oft differenzierbaren, Funktion f mit<br />

einer Testfunktionen wie<strong>der</strong> eine Testfunktion ist, ist erklärt, was das Produkt einer<br />

glatten Funktion f mit einer Distribution σ ist. Das ist die Distribution<br />

(<br />

f σ<br />

)<br />

[t] = σ[f t] . (18.27)<br />

Insbeson<strong>der</strong>e ist f(x) δ(x) das f(0)-fache <strong>der</strong> δ-Funktion, denn<br />

∫<br />

∫ ∫<br />

dxf(x) δ(x) t(x) = f(0) t(0) = f(0) dx δ(x) t(x) = dxf(0) δ(x) t(x) ,<br />

f(x) δ(x) = f(0) δ(x) . (18.28)<br />

Für das Produkt von f mit <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> δ-Funktion berechnet man<br />

∫<br />

dx ( f(x) d dx δ(x)) t(x) =<br />

∫<br />

dx ( d<br />

dx δ(x)) d(f t)<br />

f(x) t(x) = −<br />

dx | x=0<br />

= − df<br />

=<br />

dx| x=0<br />

t(0) + f(0) ( − dt<br />

dx| x=0<br />

)<br />

∫<br />

dx ( f(0) d df<br />

δ(x) − δ(x) ) t(x) ,<br />

dx dx| x=0<br />

f(x) d dx δ(x) = f(0) d dx δ(x) − ( df<br />

dx| x=0<br />

)<br />

δ(x) . (18.29)

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