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Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik

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18 Distributionen<br />

Diracsche δ-Funktion<br />

Die Ladungsdichte ρ(⃗x) einer punktförmigen Einheitsladung im Ursprung kann keine<br />

Funktion in dem Sinne sein, daß sie jedem Ort ⃗x ∈ R 3 eine reelle Zahl ρ(⃗x) <strong>zu</strong>ordnet,<br />

<strong>und</strong> die <strong>zu</strong>dem über ein Volumen V integriert die enthaltene Ladung Q(V) ergibt. Da<br />

diese Ladung verschwindet, wenn V den Ursprung nicht enthält, muß die Ladungsdichte,<br />

die wir mit δ 3 (⃗x) bezeichnen, für ⃗x ≠ 0 außer in einer Ausnahmemenge vom Maß Null<br />

verschwinden. Hingegen über ein Volumen V integriert, das 0 enthält, muß sich <strong>der</strong> Wert<br />

<strong>der</strong> Einheitsladung ergeben<br />

∫ {<br />

Q(V) = d 3 xδ 3 0 falls 0 /∈ V<br />

(⃗x) =<br />

1 falls 0 ∈ V . (18.1)<br />

V<br />

Solch eine Funktion kann nicht existieren. Denn die Menge <strong>der</strong> Punkte, in <strong>der</strong> sie nicht<br />

verschwindet, ist vom Maß Null, daher verschwindet Q(V) für jedes Volumen, egal welchen<br />

Funktionswert δ 3 (⃗x) bei ⃗x = 0 hat.<br />

Unbeirrt von <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit <strong>der</strong> von Paul Dirac (1902-1984) [18] eingeführten<br />

Delta-Funktion δ 3 (⃗x) haben <strong>Physik</strong>er lange Jahre mit ihr richtig gerechnet, bevor<br />

Laurent Schwartz (1915-2002) klärte, was es damit auf sich hat. Eine deutschsprachige,<br />

mathematisch stichhaltige Darstellung gibt beispielsweise [21].<br />

Es existieren Scharen reeller Funktionen, beispielsweise, für ǫ > 0, a ∈ R,<br />

⎧<br />

{<br />

f ǫ (x) = √ 1<br />

1<br />

e −( falls |x| ≤<br />

⎪⎨<br />

ǫ a falls |x| ≤ ǫ 2<br />

ǫ x)2 ǫ 2<br />

1<br />

, g ǫ (x) = , h ǫ (x) = falls ǫ<br />

πǫ<br />

ǫ 2<br />

0 sonst<br />

⎪⎩<br />

< |x| ≤ ǫ ,<br />

0 sonst<br />

(18.2)<br />

die in einfachheitshalber einer Dimension für genügend kleines ǫ > 0 nahe<strong>zu</strong> die Eigenschaften<br />

einer Ladungsdichte im Ursprung haben: für jedes abgeschlossene Volumen V<br />

das den Ursprung nicht enthält, o<strong>der</strong> jedes offene Volumen, das ihn enthält, <strong>und</strong> für jeden<br />

vorgegebenen Fehler gibt es ein ǫ, sodaß das Integral über V über f ǫ o<strong>der</strong> g ǫ o<strong>der</strong> h ǫ<br />

für alle 0 < ǫ < ǫ um weniger als den vorgegebenen Fehler von 0 o<strong>der</strong> 1 abweicht.<br />

Aber <strong>der</strong> Grenzwert ǫ → 0 von f ǫ (x) , g ǫ (x) <strong>und</strong> h ǫ (x) definiert keine Funktion δ(x) .<br />

Vielmehr existiert <strong>der</strong> Grenzwert im Dualraum <strong>der</strong> Funktionen, also im Raum <strong>der</strong> linearen<br />

Funktionale, die Funktionen in die reellen Zahlen abbilden.<br />

Zur Erklärung erinnern wir daran, daß reelle o<strong>der</strong> komplexe Funktionen Vektorräume<br />

bilden, beispielsweise den Raum ϑ <strong>der</strong> beliebig oft stetig differenzierbaren Funktionen mit<br />

kompakten Träger. Dabei ist <strong>der</strong> Träger einer Funktion t <strong>der</strong> Abschluß <strong>der</strong> Untermenge

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