Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik
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156 14 Maxwellgleichungen unverändert abgegrenzt hat, nur dadurch im Laufe der Zeit ändert, daß durch die Oberfläche ∂V Ströme fließen, deren Bilanz nicht ausgeglichen ist. Dies folgert man aus der Kontinuitätsgleichung durch Integration über das Volumen V mit dem Gaußschen Integralsatz ∫ Q V (t) = d 3 xρ(t,⃗x) , (14.27) V ∫ ∫ ∫ d dt Q V(t) = d 3 x ˙ρ = − d 3 x div⃗j = − d 2 ⃗f ·⃗j . (14.28) V V ∂V Insbesondere kann zu keiner Zeit eine einzelne Punktladung aus dem Vakuum entstehen. Ebenso ist ein Elektron nicht im Laufe der Zeit mehr oder weniger geladen. Kontinuitätsgleichung für Energie und Impuls Aus den Maxwellgleichungen folgt nicht nur die Kontinuitätsgleichung für die elektrische Ladungsdichte, sondern auch für die Energie- und Impulsdichte, die zu elektromagnetischen Feldern gehören. Formen wir die Zeitableitung der Größe u = 1 2 ( ⃗E 2 + ⃗B 2 ) (14.29) mit den Maxwellgleichungen um, und berücksichtigen wir dabei ⃗E · rot⃗B−⃗B · rot⃗E = ǫ ijk ( E i ∂ j B k −B i ∂ j E k) = −∂ i ( ǫijk E j B k) = − div ( ⃗E×⃗B ) , (14.30) so erhalten wir ⃗E · ˙⃗E + ⃗B · ˙⃗B = ⃗E ·(rot⃗B −⃗j) − ⃗Brot⃗E = − div(⃗E × ⃗B) − ⃗E ·⃗j , (14.31) mit ∂ ∂t u + div ⃗S = −⃗E ·⃗j , (14.32) ⃗S = ⃗E × ⃗B . (14.33) Das ist für verschwindende Ladungsstromdichte⃗j eine Kontinuitätsgleichung. Um die Bedeutung der Größen u und des Poynting-Vektors ⃗S zu klären, denken wir uns die Stromdichte⃗j = ρ⃗v durch eine Ladungsdichte ρ gegeben, die sich mit Geschwindigkeit ⃗v bewegt, und integrieren ⃗E ·ρ d⃗x über ein kleines Gebiet und eine kurze Zeit. dt Solch ein Integral ergibt nach Zwischenwertsatz die Ladung q in dem kleinen Gebiet mal ⃗E · d⃗x, also die in der Zeit dt an der Ladung q durch Verschiebung um d⃗x verrichtete Arbeit. Diese Energie wird dem elektromagnetischen Feld entzogen, wenn die Energie insgesamt erhalten ist. Dies rechtfertigt, u als Energiedichte und den Poynting-Vektor ⃗S als Energiestromdichte des elektromagnetischen Feldes anzusehen.
157 Ohne Beweis merken wir eine tieferliegende Rechtfertigung für die Bezeichnungen an: Die Maxwellgleichungen und die Bewegungen der Ladungen folgen aus einem Wirkungsprinzip, daß ein lokales Funktional der Felder und Teilchen, die Wirkung, bei allen physikalischen Abläufen stationär ist. Diese Wirkung ist invariant unter Zeittranslationen und zu dieser Invarianz gehört der Energieerhaltungssatz, genauer die Kontinuitätsgleichung (14.32). Ihr zufolge ändert sich die Energiedichte u in jedem Volumen nur dadurch, daß mehr oder weniger Energiestromdichte ⃗S hinein- als herausströmt, und daß sie durch die Leistungsdichte ⃗E ·⃗j auf Ladungen übergeht. Der Poynting-Vektor ist nicht nur die Energiestromdichte, sondern auch die Impulsdichte des elektromagnetischen Feldes. Um dies zu belegen, berechnen wir seine Zeitableitung ∂ t (⃗E × ⃗B) = ˙⃗E × ⃗B + ⃗E × ˙⃗B = (rot⃗B −⃗j ) × ⃗B + ⃗E × (− rot⃗E) . (14.34) Für Ausdrücke wie (rot ⃗C) × ⃗C gilt ((rot ⃗C) × ⃗C) i = ǫ ijk (rot ⃗C) j C k = ǫ ijk ǫ jlm (∂ l C m ) C k = (−δ il δ km + δ im δ kl )(∂ l C m ) C k = −C k (∂ i C k ) + C k ∂ k C i = ∂ k (C i C k − 1 2 δ ik ⃗ C 2 ) − C i ∂ k C k . (14.35) Führen wir die Bezeichnung T ik = T ki = − ( E i E j + B i B j − 1 2 δ ik (⃗E 2 + ⃗B 2)) (14.36) ein, so schreibt sich schließlich wegen ∂ k E k = ρ und ∂ k B k = 0 die Zeitableitung des Poynting-Vektors als ∂ ( ⃗ E × ⃗B ) i ∂ + = − ( ρ⃗E +⃗j × ⃗B ) i . (14.37) ∂t ∂x kTik Auf der rechten Seite steht eine Kraftdichte, wie man durch Integration über ein kleines Volumen für⃗j = ρ⃗v (2.36) bestätigt. Die Kraft ist die zeitliche Änderung des Impulses, also ist ⃗S eine Impulsdichte. Für jede Komponente i der Impulsdichte sind die Komponenten T ik des Maxwellschen Spannungstensors die zugehörigen Impulsstromdichten, die in Abwesenheit von elektrischen Ladungs- und Stromdichten eine Kontinuitätsgleichung erfüllen. Da T ij Impulsstromdichten sind, fließt durch ein kleines Parallelogramm mit Kanten ⃗a und ⃗b pro Zeit der Impuls F i (⃗a,⃗b) = T ij (⃗a × ⃗b) j . Wird der Impulsstrom vom Parallelogramm absorbiert, dann bewirkt er die Kraft F i (⃗a,⃗b), und übt, geteilt durch die Flächengröße, den Druck T ij n j auf den Absorber mit Normalenvektor ⃗n aus. Der richtungsunabhängige Teil von T ij , der proportional zu δ ij ist, ist der Druck von isotrop einfallender Strahlung. Er beträgt ein Drittel der Energiedichte. Zusammengefaßt sind die Energiedichte T 00 = u = 1( ⃗E 2 +⃗B 2 ) , die Impulsdichten und 2 die Energiestromdichte T 0i = T i0 = S i = (⃗E×⃗B) i und der Maxwellsche Spannungstensor T ij = T ji die Komponenten des Energie-Impulstensors T mn = T nm , m, n ∈ {0, 1, 2, 3}.
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156 14 Maxwellgleichungen<br />
unverän<strong>der</strong>t abgegrenzt hat, nur dadurch im Laufe <strong>der</strong> Zeit än<strong>der</strong>t, daß durch die Oberfläche<br />
∂V Ströme fließen, <strong>der</strong>en Bilanz nicht ausgeglichen ist. Dies folgert man aus <strong>der</strong><br />
Kontinuitätsgleichung durch Integration über das Volumen V mit dem Gaußschen Integralsatz<br />
∫<br />
Q V (t) = d 3 xρ(t,⃗x) , (14.27)<br />
V<br />
∫ ∫ ∫<br />
d<br />
dt Q V(t) = d 3 x ˙ρ = − d 3 x div⃗j = − d 2 ⃗f ·⃗j . (14.28)<br />
V<br />
V<br />
∂V<br />
Insbeson<strong>der</strong>e kann <strong>zu</strong> keiner Zeit eine einzelne Punktladung aus dem Vakuum entstehen.<br />
Ebenso ist ein Elektron nicht im Laufe <strong>der</strong> Zeit mehr o<strong>der</strong> weniger geladen.<br />
Kontinuitätsgleichung für Energie <strong>und</strong> Impuls<br />
Aus den Maxwellgleichungen folgt nicht nur die Kontinuitätsgleichung für die elektrische<br />
Ladungsdichte, son<strong>der</strong>n auch für die Energie- <strong>und</strong> Impulsdichte, die <strong>zu</strong> elektromagnetischen<br />
Fel<strong>der</strong>n gehören.<br />
Formen wir die Zeitableitung <strong>der</strong> Größe<br />
u = 1 2 ( ⃗E 2 + ⃗B 2 ) (14.29)<br />
mit den Maxwellgleichungen um, <strong>und</strong> berücksichtigen wir dabei<br />
⃗E · rot⃗B−⃗B · rot⃗E = ǫ ijk<br />
(<br />
E i ∂ j B k −B i ∂ j E k) = −∂ i<br />
(<br />
ǫijk E j B k) = − div ( ⃗E×⃗B ) , (14.30)<br />
so erhalten wir<br />
⃗E · ˙⃗E + ⃗B · ˙⃗B = ⃗E ·(rot⃗B −⃗j) − ⃗Brot⃗E = − div(⃗E × ⃗B) − ⃗E ·⃗j , (14.31)<br />
mit<br />
∂<br />
∂t u + div ⃗S = −⃗E ·⃗j , (14.32)<br />
⃗S = ⃗E × ⃗B . (14.33)<br />
Das ist für verschwindende Ladungsstromdichte⃗j eine Kontinuitätsgleichung.<br />
Um die Bedeutung <strong>der</strong> Größen u <strong>und</strong> des Poynting-Vektors ⃗S <strong>zu</strong> klären, denken wir<br />
uns die Stromdichte⃗j = ρ⃗v durch eine Ladungsdichte ρ gegeben, die sich mit Geschwindigkeit<br />
⃗v bewegt, <strong>und</strong> integrieren ⃗E ·ρ d⃗x über ein kleines Gebiet <strong>und</strong> eine kurze Zeit.<br />
dt<br />
Solch ein Integral ergibt nach Zwischenwertsatz die Ladung q in dem kleinen Gebiet mal<br />
⃗E · d⃗x, also die in <strong>der</strong> Zeit dt an <strong>der</strong> Ladung q durch Verschiebung um d⃗x verrichtete<br />
Arbeit. Diese Energie wird dem elektromagnetischen Feld entzogen, wenn die Energie<br />
insgesamt erhalten ist. Dies rechtfertigt, u als Energiedichte <strong>und</strong> den Poynting-Vektor ⃗S<br />
als Energiestromdichte des elektromagnetischen Feldes an<strong>zu</strong>sehen.