Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik

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154 14 Maxwellgleichungen Elektrisches Feld einer kugelsymmetrischen Ladungsverteilung Das elektrische Feld einer kugelsymmetrischen, statischen Ladungsverteilung folgt aus dem Gaußschen Integralsatz und dem naheliegenden Ansatz, daß das ⃗E-Feld zeitunabhängig, radial gerichtet und invariant unter Drehungen ist, sodaß der Betrag von ⃗E nur vom Betrag r des Ortsvektors ⃗x abhängt, ⃗E(⃗x) = ⃗x r E(r) , r = √ x 2 + y 2 + z 2 = |⃗x| . (14.16) Den Betrag des ⃗E-Feldes bestimmt man, indem man div⃗E = ρ (14.4) über eine Kugel K r um den Ursprung mit Radius r integriert, K r = {(x, y, z) : x 2 +y 2 +z 2 ≤ r 2 }. Das Integral über ρ ist die Ladung Q(r), die in der Kugel eingeschlossen ist. Das Volumenintegral über div⃗E ist nach dem Gaußschen Satz dem Integral über die Kugeloberfläche ∂K r gleich, ∫ ∫ Q(r) = d 3 x div⃗E(x) = d 2 ⃗f ·⃗E(x) . (14.17) K r ∂K r Auf der Kugeloberfläche ist die nach außen gerichtete Flächennormale d 2 ⃗f parallel zur Richtung des ⃗E-Feldes, das Skalarprodukt d 2 ⃗f ·⃗E ist also gleich dem Produkt der Beträge. Der Betrag des elektrischen Feldes ist auf der Kugeloberfläche konstant und kann vor das Integral gezogen werden, das die Größe 4π r 2 der Kugeloberfläche ergibt (12.113). Wir erhalten Q(r) = 4π r 2 E(r) , E(r) = 1 Q(r) . (14.18) 4π r 2 Bei einer kugelsymmetrischen Ladungsverteilung wirken sich auf eine Probeladung q am Ort ⃗x , wie bei gravitativer Anziehung durch eine kugelsymmetrische Massenverteilung (12.96), nur die Ladungen aus, die innerhalb der Kugel mit Radius |⃗x| sind. Die Kraft ⃗F = q⃗E ist abstoßend, wenn die Ladungen q und Q(r) gleiches Vorzeichen haben. Innerhalb einer homogen geladenen Kugel mit Radius R verhält sich Q(r) zur Gesamtladung Q wie das Volumen 4 3 πr3 zum Gesamtvolumen 4 3 πR3 , Q(r) = r3 Q. Demnach gilt R 3 für eine homogen geladene Kugel E(r) = { 1 Q 4π 1 Q 4π R 3 r , falls r < R r 2 , falls r ≥ R . , ⃗E(⃗x) = ⃗x · { 1 Q , 4π R 3 1 Q 4π falls r < R r 3 , falls r ≥ R . (14.19) Im Inneren einer homogen geladenen Kugel wirkt auf ein entgegengesetzt geladenes Probeteilchen dieselbe mit dem Abstand linear anwachsende, anziehende Kraft wie auf einen kugelsymmetrischen harmonischen Oszillator. Das Teilchen durchläuft eine Ellipsenbahn, deren Mittelpunkt, nicht wie bei Keplerellipsen der Brennpunkt, im Ursprung liegt (12.100). Durch Nachrechnen bestätigt man, daß div⃗E = ρ erfüllt ist. Das elektrostatische Feld läßt sich als Gradient eines Potentials φ(⃗x) schreiben und erfüllt wegen rotgrad = 0 auch die restlichen Maxwell-Gleichungen mit ⃗B = 0 und⃗j = 0 { − Q r ⃗E = − gradφ , φ(⃗x) = 2 + 3Q , falls |⃗x| < R 8πR 3 8πR Q , falls |⃗x| ≥ R . (14.20) 4πr

155 Demnach ist das Potential außerhalb eines Punktteilchens mit Ladung q, das im Ursprung ruht, das Coulombpotential φ(⃗x) = q . Befindet sich das Teilchen bei ⃗y, so 4π|⃗x| q gehört dazu das verschobene Potential φ(⃗x) = . Das Potential mehrerer Punktladungen erhält man als Summe der Potentiale der einzelnen Ladungen, denn die Max- 4π|⃗x−⃗y| wellgleichungen sind linear inhomogen φ(⃗x) = 1 ∑ q i 4π |⃗x − ⃗y i | . (14.21) i Für eine kontinuierliche Ladungsverteilung ρ(⃗y) geht dies in die kontinuierliche Summe über, nämlich in das Integral φ(⃗x) = 1 ∫ d 3 y ρ(⃗y) . (14.22) 4π |⃗x − ⃗y| Dieses Potential erfüllt, wie wir später zeigen, die Poisson-Gleichung Hierbei ist ∆ der Laplace-Operator ∆φ = −ρ . (14.23) ∆ = div grad = ∂ 1 2 + ∂ 2 2 + ∂ 3 2 . (14.24) Die homogene Poisson-Gleichung ∆u = 0 heißt Laplace-Gleichung, ihre Lösungen u heißen harmonische Funktionen. In ladungsfreien Gebieten ist das elektrostatische Potential eine harmonische Funktion. Kontinuitätsgleichung der elektromagnetischen Ladung Addiert man die Zeitableitung und die Divergenz der inhomogenen Maxwellgleichungen (14.4), ∂ t div⃗E + div(rot⃗B − ∂ t ⃗E) = ˙ρ + div⃗j (14.25) so tragen wegen div rot = 0 und ∂ t div = div ∂ t die Feldstärken auf der linken Seite der Gleichung nicht bei, und man erhält eine Differentialgleichung für die Ladungs- und Stromdichte, die Kontinuitätsgleichung ˙ρ + div⃗j = 0 . (14.26) Die Kontinuitätsgleichung schränkt denkbare Quellen ρ und⃗j für elektromagnetische Felder ein. Es können in den Maxwellgleichungen nur solche Ladungs- und Stromdichten auftreten, die der Kontinuitätsgleichung und damit lokaler Ladungserhaltung genügen. Lokale Ladungserhaltung besagt mehr, als daß die Gesamtladung erhalten ist. Mit Erhaltung der Gesamtladung wäre auch der nie beobachtete Vorgang verträglich, daß Ladung im Labor verschwindet und gleichzeitig hinter dem Mond wieder erscheint. Lokale Ladungserhaltung besagt, daß sich die Ladung in jedem Volumen V, das man zeitlich

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Demnach ist das Potential außerhalb eines Punktteilchens mit Ladung q, das im Ursprung<br />

ruht, das Coulombpotential φ(⃗x) =<br />

q . Befindet sich das Teilchen bei ⃗y, so<br />

4π|⃗x|<br />

q<br />

gehört da<strong>zu</strong> das verschobene Potential φ(⃗x) = . Das Potential mehrerer Punktladungen<br />

erhält man als Summe <strong>der</strong> Potentiale <strong>der</strong> einzelnen Ladungen, denn die Max-<br />

4π|⃗x−⃗y|<br />

wellgleichungen sind linear inhomogen<br />

φ(⃗x) = 1 ∑ q i<br />

4π |⃗x − ⃗y i | . (14.21)<br />

i<br />

Für eine kontinuierliche Ladungsverteilung ρ(⃗y) geht dies in die kontinuierliche Summe<br />

über, nämlich in das Integral<br />

φ(⃗x) = 1 ∫<br />

d 3 y ρ(⃗y) . (14.22)<br />

4π |⃗x − ⃗y|<br />

Dieses Potential erfüllt, wie wir später zeigen, die Poisson-Gleichung<br />

Hierbei ist ∆ <strong>der</strong> Laplace-Operator<br />

∆φ = −ρ . (14.23)<br />

∆ = div grad = ∂ 1 2 + ∂ 2 2 + ∂ 3 2 . (14.24)<br />

Die homogene Poisson-Gleichung ∆u = 0 heißt Laplace-Gleichung, ihre Lösungen u heißen<br />

harmonische Funktionen. In ladungsfreien Gebieten ist das elektrostatische Potential<br />

eine harmonische Funktion.<br />

Kontinuitätsgleichung <strong>der</strong> elektromagnetischen Ladung<br />

Addiert man die Zeitableitung <strong>und</strong> die Divergenz <strong>der</strong> inhomogenen Maxwellgleichungen<br />

(14.4),<br />

∂ t div⃗E + div(rot⃗B − ∂ t<br />

⃗E) = ˙ρ + div⃗j (14.25)<br />

so tragen wegen div rot = 0 <strong>und</strong> ∂ t div = div ∂ t die Feldstärken auf <strong>der</strong> linken Seite<br />

<strong>der</strong> Gleichung nicht bei, <strong>und</strong> man erhält eine Differentialgleichung für die Ladungs- <strong>und</strong><br />

Stromdichte, die Kontinuitätsgleichung<br />

˙ρ + div⃗j = 0 . (14.26)<br />

Die Kontinuitätsgleichung schränkt denkbare Quellen ρ <strong>und</strong>⃗j für elektromagnetische<br />

Fel<strong>der</strong> ein. Es können in den Maxwellgleichungen nur solche Ladungs- <strong>und</strong> Stromdichten<br />

auftreten, die <strong>der</strong> Kontinuitätsgleichung <strong>und</strong> damit lokaler Ladungserhaltung genügen.<br />

Lokale Ladungserhaltung besagt mehr, als daß die Gesamtladung erhalten ist. Mit<br />

Erhaltung <strong>der</strong> Gesamtladung wäre auch <strong>der</strong> nie beobachtete Vorgang verträglich, daß<br />

Ladung im Labor verschwindet <strong>und</strong> gleichzeitig hinter dem Mond wie<strong>der</strong> erscheint. Lokale<br />

Ladungserhaltung besagt, daß sich die Ladung in jedem Volumen V, das man zeitlich

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