Stichworte und Ergänzungen zu Mathematische Methoden der Physik
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142 13 Wirkungsprinzip Der Wert solch eines lokalen Funktionals summiert sich aus Beiträgen von allen Zeiten und macht zu jedem Zeitpunkt t nur Gebrauch von einer Jetfunktion L (t, x, v), der Lagrangefunktion, die auf der Verlängerung (t, f(t), (df/dt)(t)) der Bahn ausgewertet wird. Beispielsweise ist L (t, x, v) = √ v 2 die zur Weglänge (12.44) gehörige Lagrangefunktion; zur Bewegung eines Teilchens der Masse m an einer Feder mit Federkonstante κ gehört, wie wir noch sehen werden, die Lagrangefunktion L Oszillator (t, x, v) = 1 2 m v2 − 1 2 κ x2 . (13.39) Zwar kann die Lagrangefunktion eines lokalen Funktionals von höheren Ableitungen abhängen, also Funktion eines Jetraumes J k mit k > 1 sein. Aber wir beschränken unsere Betrachtungen auf Lagrangefunktionen der Zeit t, des Ortes x und der Geschwindigkeit v, also von 2n + 1 Variablen. Das ist genügend kompliziert (und erlaubt eine nach unten beschränkte Energie). Um die Variationsableitung δW δf i (t) der Wirkung W (13.38) anzugeben, betrachten wir eine Schar von Bahnen f λ durch f = f λ=0 . Die Änderungen δf = δx ◦ ˆf seien unabhängig von f differenzierbare Funktionen der Zeit. Die Wirkung auf den Bahnen f λ ist eine Funktion des Scharparameters λ. Ihre Ableitung bei λ = 0 ist δW[f, δf] = d dλ| λ=0 W[f λ ] = d dλ| λ=0 ∫dt L ◦ ˆf λ = (13.34) = ∫ dt ∂ ∂λ| λ=0 (L ◦ ˆf λ ) ∫ ∫ ( (13.36) dt (δL ) ◦ ˆf) = dt δx ˆ∂L i ˆ∂x + d t(δx i∂L ) i ∂v ) ◦ ˆf . i (13.40) Diese Variation der Wirkung hat die Form ∫ δW[f, δf] = dt δf i (t) δW + Randterme , (13.41) δx i (t) denn das Integral über die vollständige Ableitung ergibt Randterme ∫ t dt d ∂L (δfi t dt ∂v ◦ ˆf) = i ⏐ t t δf i ∂L ∂v i ◦ ˆf . (13.42) Die Randterme verschwinden für Kurvenscharen, die durch gemeinsame Randpunkte gehen, denn für solche Kurvenscharen verschwinden δf i (t) = 0 = δf i (t) . Die Variation der Wirkung ist ein lokales Funktional von f und δf. Die Funktion δW δf i (t) , die δf i (t) multipliziert, ist die Funktionalableitung oder Variationsableitung der Wirkung (13.38) auf der Kurve f. Sie ist, da (13.40) für alle differenzierbaren Funktionen δf i gilt, gemäß dem Fundamentallemma (13.17) eindeutig und gemäß (13.40) die Eulerableitung der Lagrangefunktion, ausgewertet auf ˆf, δW δf i = ˆ∂L ˆ∂x i ◦ ˆf . (13.43)
143 Physikalisch durchlaufene Bahnkurven f phys sind bei Abwesenheit von Reibung und nichtholonomen 2 Zwangsbedingungen durch das Prinzip der stationären Wirkung ausgezeichnet. Ihm zufolge ist die lokale Wirkung (13.38, 13.74) auf physikalischen Bahnen f phys stationär bezüglich aller infinitesimalen Variationen der Bahn, die am Rand verschwinden. Auf physikalischen Bahnen verschwindet die Eulerableitung der Lagrangefunktion ˆ∂L ˆ∂x i ◦ ˆf phys = 0 . (13.44) Dies sind die Euler-Lagrange-Gleichungen für physikalische Bahnen. Sie sondern die physikalische Bahn f phys durch f(t) und f(t) unter allen denkbaren Bahnen aus, die gleichzeitig diese Punkte durchlaufen. 3 Beim harmonischen Oszillator (13.39), beispielsweise, ist die Eulerableitung ( ∂ ∂x − d ∂ )(1 t ∂v 2 m v2 − 1 2 κ x2) = −κ x − d t (m v) = −κ x − m b (13.45) und die Euler-Lagrange-Gleichung −κ f phys − m d2 dt 2 f phys = 0 hat die Lösung f phys (t) = a cos(ω t + ϕ) , (13.46) wobei ω = √ κ/m das 2π-fache der Frequenz ist. Die Amplitude a und die Phase ϕ werden durch den anfänglichen Ort f(0) und die anfängliche Geschwindigkeit ḟ(0) festgelegt. Die Newtonschen Gleichungen für die Bewegung im Potential V sind die Euler-Lagrangegleichungen der Lagrangefunktion L = ∑ j 1 2 m j(v j ) 2 − V(x 1 , . . .,x n ) . (13.47) Ihre Eulerableitung verschwindet auf physikalischen Bahnen (keine Summe über i) ˆ∂L ˆ∂x = ∂L i ∂x − d ∂L i t ∂v = −∂ i x iV − d t(m i v i ) = −∂ x iV − m i b i . (13.48) Die Euler-Lagrange-Gleichungen (13.44) gelten in allen Koordinatensystemen, denn das Prinzip der stationären Wirkung macht nicht Gebrauch von der Wahl von Koordinaten zur Beschreibung der Bahn. Fassen wir die Koordinaten x als Funktionen x(t, y) 2 Zwangsbedingungen an Geschwindigkeiten und Orte, die sich nicht als Zeitableitung von Zwangsbedingungen an Orte schreiben lassen, heißen nichtholonom. Beispielsweise ist beim Schlittschuhläufer die Bedingung nichtholonom, daß die Geschwindigkeit stets in Richtung der Kufe zeigt. 3 Ob durch festgelegte Randpunkte eine Kurve geht, die die Wirkung stationär macht, bedarf genauerer Untersuchung des Einzelfalls. Beim harmonischen Oszillator existiert keine physikalische Bahn, die zu den Zeiten t und t + 2π ω durch verschiedene Punkte geht. Beim relativistischen Teilchen müssen die Ereignisse zu Beginn und Ende der Weltlinie zeitartig zueinander liegen.
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<strong>Physik</strong>alisch durchlaufene Bahnkurven f phys sind bei Abwesenheit von Reibung <strong>und</strong><br />
nichtholonomen 2 Zwangsbedingungen durch das Prinzip <strong>der</strong> stationären Wirkung ausgezeichnet.<br />
Ihm <strong>zu</strong>folge ist die lokale Wirkung (13.38, 13.74) auf physikalischen Bahnen<br />
f phys stationär bezüglich aller infinitesimalen Variationen <strong>der</strong> Bahn, die am Rand verschwinden.<br />
Auf physikalischen Bahnen verschwindet die Eulerableitung <strong>der</strong> Lagrangefunktion<br />
ˆ∂L<br />
ˆ∂x i ◦ ˆf phys = 0 . (13.44)<br />
Dies sind die Euler-Lagrange-Gleichungen für physikalische Bahnen. Sie son<strong>der</strong>n die<br />
physikalische Bahn f phys durch f(t) <strong>und</strong> f(t) unter allen denkbaren Bahnen aus, die<br />
gleichzeitig diese Punkte durchlaufen. 3<br />
Beim harmonischen Oszillator (13.39), beispielsweise, ist die Eulerableitung<br />
( ∂<br />
∂x − d ∂ )(1<br />
t<br />
∂v 2 m v2 − 1 2 κ x2) = −κ x − d t (m v) = −κ x − m b (13.45)<br />
<strong>und</strong> die Euler-Lagrange-Gleichung −κ f phys − m d2<br />
dt 2 f phys = 0 hat die Lösung<br />
f phys (t) = a cos(ω t + ϕ) , (13.46)<br />
wobei ω = √ κ/m das 2π-fache <strong>der</strong> Frequenz ist. Die Amplitude a <strong>und</strong> die Phase ϕ<br />
werden durch den anfänglichen Ort f(0) <strong>und</strong> die anfängliche Geschwindigkeit ḟ(0) festgelegt.<br />
Die Newtonschen Gleichungen für die Bewegung im Potential V sind die Euler-Lagrangegleichungen<br />
<strong>der</strong> Lagrangefunktion<br />
L = ∑ j<br />
1<br />
2 m j(v j ) 2 − V(x 1 , . . .,x n ) . (13.47)<br />
Ihre Eulerableitung verschwindet auf physikalischen Bahnen (keine Summe über i)<br />
ˆ∂L<br />
ˆ∂x = ∂L<br />
i ∂x − d ∂L<br />
i t<br />
∂v = −∂ i x iV − d t(m i v i ) = −∂ x iV − m i b i . (13.48)<br />
Die Euler-Lagrange-Gleichungen (13.44) gelten in allen Koordinatensystemen, denn<br />
das Prinzip <strong>der</strong> stationären Wirkung macht nicht Gebrauch von <strong>der</strong> Wahl von Koordinaten<br />
<strong>zu</strong>r Beschreibung <strong>der</strong> Bahn. Fassen wir die Koordinaten x als Funktionen x(t, y)<br />
2 Zwangsbedingungen an Geschwindigkeiten <strong>und</strong> Orte, die sich nicht als Zeitableitung von Zwangsbedingungen<br />
an Orte schreiben lassen, heißen nichtholonom. Beispielsweise ist beim Schlittschuhläufer<br />
die Bedingung nichtholonom, daß die Geschwindigkeit stets in Richtung <strong>der</strong> Kufe zeigt.<br />
3 Ob durch festgelegte Randpunkte eine Kurve geht, die die Wirkung stationär macht, bedarf genauerer<br />
Untersuchung des Einzelfalls. Beim harmonischen Oszillator existiert keine physikalische Bahn, die<br />
<strong>zu</strong> den Zeiten t <strong>und</strong> t + 2π ω<br />
durch verschiedene Punkte geht. Beim relativistischen Teilchen müssen<br />
die Ereignisse <strong>zu</strong> Beginn <strong>und</strong> Ende <strong>der</strong> Weltlinie zeitartig <strong>zu</strong>einan<strong>der</strong> liegen.