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Armutsprofil für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen

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Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung ..........................................................................................................................10<br />

1. Was ist Armut? Armutsdefinitionen und Armutsmessungen ................13<br />

1.1 Absolute Armut ...............................................................................................14<br />

1.2 Relative Armut ................................................................................................18<br />

2. Konzepte der relativen Armut .....................................................................19<br />

2.1 Ressourcentheoretische Konzepte der Einkommensarmut ..........................20<br />

2.1.1 Einkommensarmut anhand der Bedürftigkeitsgrenze <strong>für</strong> Sozialhilfe ............20<br />

2.1.2 Die relative Einkommensarmut ......................................................................24<br />

2.2 Der Lebenslagenansatz .................................................................................29<br />

2.3 Armut als relative Deprivation ........................................................................31<br />

3. Vorgehensweise ...........................................................................................33<br />

Ergebnisse ..........................................................................................................................38<br />

4. Umfang der Einkommensarmut im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> ...............................................................................................38<br />

4.1 Bekämpfte Armut ...........................................................................................38<br />

4.1.1 Empfängerkreis von Grundsicherungsleitungen nach dem<br />

zwölften Sozialgesetzbuch (SGB XII) ............................................................39<br />

4.1.1.1 Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt – Kap.3 SGB XII .......40<br />

4.1.1.2 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Kap.4 SBG XII) ........43<br />

4.1.1.3 Empfänger von Leistungen nach Kap. 5-9, SGB XII .....................................45<br />

4.1.1.4 Leistungen nach SGB XII – Die Verteilung der Hilfearten nach Kapiteln<br />

und ausgewählten soziodemographischen Merkmalen ................................46<br />

4.1.2 Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitssuchende (SGB II) ..............................................52<br />

4.1.2.1 Leistungsempfänger und Personen in Bedarfsgemeinschaften ...................53<br />

4.1.2.2 Empfänger von SGB II Leistungen nach ausgewählten<br />

soziodemographischen Merkmalen ...............................................................56<br />

5


4.1.2.3 Aufstocker ......................................................................................................57<br />

4.1.3 Bekämpfte Armut: Zusammenfassung der Indikatoren nach<br />

ausgewählten Strukturmerkmalen ................................................................58<br />

4.2 Relative Einkommensarmut ...........................................................................61<br />

5. Potentielle Armutsrisiken............................................................................66<br />

5.1 Einkommen und Vermögen ...........................................................................66<br />

5.1.1 Die Verteilung der Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong> .....................................................67<br />

5.1.2 Kaufkraftverteilung nach Gemein<strong>den</strong> pro EWO 2005, in € ...........................70<br />

5.1.3 Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätiger in €, 2007 ......................................71<br />

5.1.4 Verfügbares Einkommender privaten Haushalte, einschließlich<br />

privater Organisationen ohne Erwerbszweck ................................................72<br />

5.1.5 Einkommensverteilung der Haushalte im <strong>Landkreis</strong> GAP ............................73<br />

5.1.6 Überschuldung im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> .................................75<br />

5.2 Erwerbstätigkeit ..............................................................................................79<br />

5.2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort ..............................80<br />

5.2.2 Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen .....................................................82<br />

5.2.3 Selbstständige 2007.......................................................................................83<br />

5.3 Arbeitslosigkeit ...............................................................................................84<br />

5.3.1 Arbeitslosigkeit nach ausgewählten soziodemographischen<br />

und soziökonomischen Merkmalen ...............................................................86<br />

5.3.2 Arbeitslosenquoten im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ..........................89<br />

6. Lebenslagen und Personengruppen .........................................................91<br />

6.1 Bildung............................................................................................................92<br />

6.1.1 Frühkindliche Bildung .....................................................................................93<br />

6.1.2 Schulische Bildung .........................................................................................94<br />

6.1.2.1 Grundschulen .................................................................................................96<br />

6.1.2.2 Allgemeinbil<strong>den</strong>de Schulen: Absolventen 2008 ............................................96<br />

6.1.2.3 Berufliche Schulen 2008 ................................................................................99<br />

6.1.2.4 Weiterbildung und Qualifikation der Erwerbstätigen im <strong>Landkreis</strong> ................99<br />

6.2 Wohnen ....................................................................................................... 100<br />

6.2.1 Bezahlbarkeit von Wohneigentum .............................................................. 101<br />

6.2.2 Gebäude und Wohnungsbestand ............................................................... 104<br />

6.3 Gesundheit älterer Menschen ..................................................................... 107<br />

6.4 Familien ....................................................................................................... 110<br />

6.4.1 Natürliche Wanderungsbewegungen ......................................................... 110<br />

6


6.4.2 Attraktivität der Region <strong>für</strong> Familien ........................................................... 111<br />

6.5 Ältere Menschen ......................................................................................... 112<br />

7. Aspekte der Armutsbekämpfung ............................................................ 114<br />

7.1. Bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Teilhabe ............... 115<br />

7.2. Sozialpolitische und wohlfahrtverbandliche Maßnahmen .......................... 117<br />

Fazit und Handlungsbedarf ........................................................................................... 118<br />

Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 124<br />

A. Anhang ........................................................................................................ 136<br />

7


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Empfänger(innen) von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt im<br />

Jahresvergleich, <strong>Landkreis</strong> GAP ........................................................ 40<br />

Abbildung 2: <strong>Landkreis</strong>vergleich der Empfängergruppen nach Geschlecht ............ 41<br />

Abbildung 3: <strong>Landkreis</strong>vergleich der Empfänger nach Nationalität ......................... 42<br />

Abbildung 4: Empfänger nach Altersgruppen, 2008 ................................................ 43<br />

Abbildung 5: Empfänger im Kap.4, 2008 .................................................................. 43<br />

Abbildung 6: Empfängeranteile nach Geschlecht und Alter, 2008 .......................... 44<br />

Abbildung 7: Empfänger im Kapitel 5, nach ausgewählten soziodemographischen<br />

Merkmalen, 2008 ................................................................................ 45<br />

Abbildung 8: Empfänger nach Hilfearten im Kapitel 5, 2008 ................................... 45<br />

Abbildung 9: Verteilung der Sozialhilfearten ............................................................ 46<br />

Abbildung 10: Anteil der Frauen an <strong>den</strong> SGB XII Leistungsbeziehern ..................... 47<br />

Abbildung 11: Anteil der ausländischen SGB XII Leistungsbezieher ....................... 48<br />

Abbildung 12: Anteil der ausländischen/deutschen SGB XII Leistungsbezieher an<br />

deren Bevölkerungsanteile gesamt, 2008. ........................................ 48<br />

Abbildung 13: Anteil der über 65 Jährigen an allen Empfängern 2008, nach Kapiteln<br />

des SGB XII, in % ............................................................................... 49<br />

Abbildung 14: Empfängerdichte von Grundsicherungsleistungen nach SGB XII im<br />

<strong>Landkreis</strong>vergleich, 2008 ................................................................... 50<br />

Abbildung 15: Entwicklung der Empfängerzahlen, Jahresdurchschnitte .................. 54<br />

Abbildung 16: Anzahl der hilfsbedürftigen Empfänger 2009, nach Alter .................. 55<br />

Abbildung 17: Empfängerdichte* nach Altersklassen, 2009 ..................................... 55<br />

Abbildung 18: Empfänger von SGB II Leistungen nach ausgewählten Merkmalen,<br />

2009 .................................................................................................... 56<br />

Abbildung 19: Anzahl der „Aufstocker“ - Jahresdurchschnitte .................................. 57<br />

Abbildung 20: Anteil der Ausländer an <strong>den</strong> Leistungsempfängern nach SGB II und<br />

SGB XII ............................................................................................... 59<br />

Abbildung 21: Empfänger von Hilfeleistungen des SGB II und SGB XII: Anteil nach<br />

Altersgruppen, in % ............................................................................ 59<br />

Abbildung 22: Einkommensverteilung anhand der Armutsschwellen ....................... 62<br />

Abbildung 23: Armutspotenzial des Oberlandes nach <strong>den</strong> zwei<br />

Berechnungsgrundlagen .................................................................... 65<br />

Abbildung 24: Entwicklung der Kaufkraft pro Einwohner, in € .................................. 67<br />

Abbildung 25: BIP pro Erwerbstätiger, 2007, in € ..................................................... 71<br />

8


Abbildung 26: Verteilung des Haushaltsnettoeinkommens nach Klassen 2009,<br />

Anteilswert, in % ................................................................................. 74<br />

Abbildung 27: Entwicklung der Schuldnerquote 2004-2009, in % ............................ 76<br />

Abbildung 28: Klienten der Schuldnerberatung, Gründe und Einkommensarten ..... 77<br />

Abbildung 29: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2007, in % ....................... 83<br />

Abbildung 30: Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2006-2009 ...................................... 85<br />

Abbildung 31: Arbeitslosigkeit nach ausgewählten Personengruppen 2008 ............ 86<br />

Abbildung 32: Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2009 in <strong>den</strong> Personengruppen zum<br />

Vorjahreswert, in % ............................................................................ 87<br />

Abbildung 33: Anteil der Arbeitslosen nach Bildungsqualifikation 2009, in % .......... 87<br />

Abbildung 34: Arbeitslosigkeit nach Nationalität 2009 .............................................. 88<br />

Abbildung 35: Entwicklung der Arbeitslosenquoten im <strong>Landkreis</strong>vergleich, bezogen<br />

auf alle Erwerbspersonen, in % ......................................................... 89<br />

Abbildung 36: Arbeitslosenquoten, bez. auf abhäng. Erwerbspersonen -<br />

Jahresdurchschnitt 2008,in % ............................................................ 90<br />

Abbildung 37: Absolventen der allgemein bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Schulen 2008, nach<br />

Geschlecht, Anteile in % .................................................................... 97<br />

Abbildung 38: Anteil der ausländischen Schüler, nach Schulart im Schuljahr<br />

2008/09, in % ...................................................................................... 98<br />

Abbildung 39: Entwicklung: Wohngeld und Empfänger ab 2005 ............................ 106<br />

Abbildung 40: Pflegebedürftige im <strong>Landkreis</strong> .......................................................... 108<br />

Abbildung 41: Statistik der Geburten - Anzahl der Lebendgeburten ...................... 111<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Bedarfsgewichtung nach neuer OECD-Skala .......................................... 26<br />

Tabelle 2: Das Potenzial der bekämpften Armut 2008.............................................. 60<br />

Tabelle 3: Bezahlbarkeit von Wohneigentum, im <strong>Landkreis</strong>vergleich .................... 101<br />

Tabelle 4: Anteil der Wohngebäude mit x-Wohnungen in % .................................. 105<br />

9


Einführung<br />

"Immer, wenn wir einen Menschen aus dem Leben in Armut erlösen, verteidigen<br />

wir Menschenrechte. Und immer wenn wir versagen, verraten wir<br />

Menschenrechte." 1<br />

Dieses Zitat verweist auf <strong>den</strong> engen Zusammenhang zwischen Armut,<br />

Armutsbekämpfung und Menschenrechten. Armutsbekämpfung ist sowohl ein<br />

zentraler Aspekt der wohlfahrtverbandlichen Arbeit als auch der sozialpolitischen<br />

Sicherungsmaßnahmen. Nicht nur auf internationaler Ebene wird das Phänomen<br />

der Armut analysiert und zu verhindern versucht, auch in der Bundesrepublik<br />

Deutschland gehört die Armutsprävention und – bekämpfung zu <strong>den</strong> Merkmalen des<br />

sozialstaatlichen Arrangements: Das 1. Kapitel, §1, Sozialgesetzbuch XII, führt als<br />

oberstes Ziel an, „<strong>den</strong> Leistungsberechtigten die Führung eines Lebens zu<br />

ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht.“ 2 Die Würde des Menschen<br />

zeichnet sich auch dadurch aus, dass er an der Gesellschaft teilhaben kann, dass er<br />

in die Gesellschaft inkludiert ist. Ein Leben in Armut führt aber oftmals zur Exklusion,<br />

womit ein menschenwürdiges Leben gesetzesdefinitorisch nicht mehr gewährleistet<br />

ist.<br />

Um Armut überhaupt bekämpfen zu können, oder um ihr präventiv vorzubeugen,<br />

muss Armut zunächst wahrgenommen, beziehungsweise wissenschaftlich<br />

gemessen und so abgebildet wer<strong>den</strong>. Die Grundlage da<strong>für</strong> bildet die<br />

Sozialberichterstattung, auf der aufbauend sozialpolitische Maßnahmen <strong>für</strong> die<br />

Armutsbekämpfung ergriffen und entwickelt wer<strong>den</strong> können. Das sozialpolitische<br />

und wohlfahrstaatliche Ziel der Armutsprävention kann dabei nicht nur Aufgabe der<br />

Bundesregierung sein, sondern muss auch im Blickfeld der Länderregierungen<br />

stehen, sowie von <strong>den</strong> Kommunen verfolgt wer<strong>den</strong>. Damit Armut, Armutsrisiken und<br />

Armutspotenziale frühzeitig erkannt und zuverlässig bekämpft wer<strong>den</strong> können, ist<br />

eine fortschreibende Armutsberichterstattung auf allen Ebenen wichtig.<br />

1 Zitiert nach Kofi Annan, UN-Generalsekretär von 1997–2006, in: (Geyer 2009) Geyer, Robby (2009):<br />

Armut-hier und weltweit, in: Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung (hrsg.): Themenblätter im Unterricht<br />

(Nr.77), Bonn.<br />

URL: http://www.bpb.de/publikationen/TBKYRN,0,Armut_hier_und_weltweit.html [16.01.2010]<br />

2 [SGB XII, Kap.1, §1] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet juris: Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) Zwölftes Buch (XII) – Sozialhilfe – (Artikel 1 des Gesetzes vom 27. Dezember 2003. BGBI. I S.<br />

3022): Erstes Kapitel. Allgemeine Vorschriften. § 1 Aufgabe der Sozialhilfe.<br />

URL: http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/BJNR302300003.html#BJNR302300003BJNG000100000<br />

[20.06.2010].<br />

10


In Deutschland wurde dieses gesellschaftliche Phänomen erst recht spät von der<br />

Politik behandelt und publiziert. Am 25.04.2001 legte die Bundesregierung <strong>den</strong><br />

ersten Armuts- und Reichtumsbericht vor. Seitdem erscheint jeweils zur Mitte einer<br />

Wahlperiode ein neuer Bericht. Aktuell ist es der 3. Armuts- und Reichtumsbericht<br />

2008. Durch seinen konkreten Titel „Lebenslagen in Deutschland“ spiegelt er <strong>den</strong><br />

breit gesetzten Ansatz der Analyse wieder. In diesem Bericht wer<strong>den</strong> nicht nur<br />

monetäre Verarmungen untersucht, sondern auch diverse Lebensbereiche der<br />

deutschen Bevölkerung betrachtet. 3<br />

Auf Landesebene hinkt die Berichterstattung noch weiter hinterher: Zwar wurde<br />

bereits 1999 der erste Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern<br />

veröffentlicht, der 2. Sozialbericht erfolgte erste 10 Jahre später. 4 Von einer<br />

kontinuierlichen Fortschreibung der Armutsberichte kann also nicht gesprochen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Sowohl der Armutsbericht der Bundesregierung als auch der Bericht der<br />

bayerischen Staatsregierung analysieren nicht explizit die Lage der einzelnen<br />

<strong>Landkreis</strong>e. Trotzallem haben sie erkannt, dass Armut nicht nur ein Problem der<br />

unmittelbar Betroffenen ist, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche<br />

Angelegenheit ist.<br />

Auf kommunaler Ebene erfolgt die Sozialberichterstattung, die sich ausdrücklich mit<br />

der Armut der Bevölkerung befasst, seit <strong>den</strong> 1980er Jahren. Vorreiter dieser<br />

kommunalen Armutsberichterstattung ist der <strong>Landkreis</strong> München, der 1987 <strong>den</strong><br />

Bericht „Neue Armut in München“ veröffentlichte. Seitdem wird in Bayern die<br />

Armutsberichterstattung fünfjährlich fortgeschrieben. 5<br />

Die Vorgehensweise der Armuts- und Sozialberichte divergiert dabei teils stark, da<br />

sie sich an unterschiedlichen Armutsdefinitionen und Armutsverständnissen<br />

orientiert. Allerdings wurde in <strong>den</strong> letzten zehn Jahren zunehmend auf das<br />

umfassendere Lebenslagenkonzept zurückgegriffen, um Armut abzubil<strong>den</strong>, wobei<br />

trotzallem die monetären Ressourcen der Haushalte mit einbezogen wur<strong>den</strong>. Die<br />

Uneinheitlichkeit der Armutsuntersuchungen, der methodischen Vorgehensweisen<br />

3 Vgl. dazu die Armutsberichte der Bundesregierung auf: (BMAS Publikationen) Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Arbeit und Soziales: Themen: Soziale Sicherung, Typ: Publikationen.<br />

URL:http://www.bmas.de/portal/10070/lebenslagen__in__deutschland__der__2__armuts__und__reich<br />

tumsbericht__der__bundesregierung.htm (15.07.2010).<br />

4 Vgl. dazu die Sozialberichte der Bayerischen Staatsregierung: (STMAS Sozialpolitik) Bayerisches<br />

Staatsministerium <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung, Familien und Frauen: Bayerische Sozialpolitik:<br />

Bayerischer Sozialbericht.<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/index.htm (15.07.2010).<br />

5 Vgl. dazu (München Sozialreferat) Landeshauptstadt München: Sozialreferat Soziales in Zahlen.<br />

URL: http://www.muenchen.de/Rathaus/soz/sozplan/90090/sozzahlen_archiv.html#armut<br />

(15.07.2010).<br />

11


und <strong>den</strong> unterschiedlich zugrunde gelegten Armutsdefinitionen führt dazu, dass die<br />

Ergebnisse der Berichte nur schwer miteinander vergleichbar sind. 6<br />

Für <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> gibt es bisher keinen Sozialbericht, der<br />

die Armut der einheimischen Bevölkerung analysiert, oder sich explizit mit der<br />

sozialen Lage der <strong>Landkreis</strong>bewohner auseinandersetzt. Ebenso wenig gibt es<br />

einen Armutsbericht in einem der Nachbarlandkreise des Oberlandes 7 . Der Grund<br />

<strong>für</strong> dieses Versäumnis kann nicht daran liegen, dass es im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> keine Armut gibt, wie auch die nachfolgen<strong>den</strong> Ergebnisse bestätigen<br />

wer<strong>den</strong>. Damit sowohl die Politik, als auch wohlfahrtverbandliche Einrichtungen und<br />

Institutionen der Armut präventiv vorbeugen oder diese reaktiv bekämpfen können,<br />

ist ein kommunales <strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> von Nöten.<br />

Die vorliegende Arbeit „<strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>“ hat<br />

<strong>den</strong> Anspruch, dieses Forschungsdesiderat aufzuarbeiten.<br />

Vor dem Hintergrund des Europäischen Jahres 2010 zur Bekämpfung von Armut<br />

und sozialer Ausgrenzung, soll die Armut auch im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> analysiert und die soziale Lage der <strong>Landkreis</strong>bewohner hinsichtlich<br />

des Armutspotenzials und <strong>den</strong> Armutsrisiken abgebildet wer<strong>den</strong>.<br />

Die vorliegende Arbeit hat <strong>den</strong> Anspruch, ein umfassendes <strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> zu erstellen.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, sowohl die monetäre Armut im <strong>Landkreis</strong> abzubil<strong>den</strong>, als<br />

auch die soziale und wirtschaftliche Situation im <strong>Landkreis</strong> zu analysieren, um zu<br />

untersuchen, welche Faktoren die Armut vor Ort begünstigen können. Da die<br />

vorliegende Arbeit in abgewandelter Form als Armutsbericht <strong>für</strong> das Caritas-<br />

Zentrum veröffentlicht wird, ist es auch Ziel, die Politik, Verbände und<br />

Zivilgesellschaft <strong>für</strong> das Phänomen der Armut und seine Auswirkungen zu<br />

sensibilisieren.<br />

Dabei können aufgrund des eng angesetzten Bearbeitungszeitraums und der<br />

begrenzten Seitenzahl nicht alle Facetten der Armut beleuchtet und nicht alle<br />

möglichen Indikatoren zur Armutsanalyse herangezogen wer<strong>den</strong>. Vor allem aber<br />

aufgrund der mangeln<strong>den</strong> Daten der amtlichen Berichterstattung und Statistiken auf<br />

Kreisebene kann diese Arbeit nicht <strong>den</strong> Anspruch verfolgen, Armut in ihrer<br />

Gesamtheit darzustellen. Trotzallem wird diese Arbeit, soweit es die Datenlage<br />

6 Dies kritisiert auch Eichhorn, Mitarbeiter beim Niedersächsischen Landesamt <strong>für</strong> Statistik. Vgl.:<br />

(Eichhorn/Huter 2006) Eichhorn, L./ Huter, J.: Armut und Reichtum in <strong>den</strong> Bundesländern: Konzept <strong>für</strong><br />

regionalisierte Sozialberichte, in: Deutscher Gewerkschaftsbund(Hrsg.): Soziale Sicherheit (10/2006):<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Arbeit und Soziales, Köln, S. 350.<br />

URL: http://www.niedersachsen.dgb.de/themen/sozialpolitik/sozialbericht/ (15.01.2010).<br />

7 Das Oberland ist eine statistische Raumordnungsgröße und setzt sich zusammen aus <strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong>en Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, Miesbach und <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

12


zulässt, ein umfassendes <strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

liefern. 8<br />

Wie bereits oben erläutert, gibt es unzählige Armutsdefinitionen und Messkonzepte,<br />

die <strong>für</strong> die Bearbeitung wissenschaftlicher Abhandlungen zum Thema „Armut“<br />

verwendet wer<strong>den</strong> können. Deshalb wer<strong>den</strong> in Kapitel 1 vorerst diejenigen<br />

Armutsdefinitionen geklärt, die dieser Arbeit zugrunde liegen. Dabei handelt es sich<br />

um die bei<strong>den</strong> zentralen Armutsdefinitionen, die absolute und relative Armut. Diese<br />

wer<strong>den</strong> voneinander abgegrenzt. Es wird deutlich gemacht, dass in<br />

Wohlstandsgesellschaften nur von einer relativen Armut ausgegangen wer<strong>den</strong> kann.<br />

Darauf aufbauend widmet sich Kapitel 2 <strong>den</strong> Armutskonzepten der relativen Armut,<br />

stellt diese vor und diskutiert sie hinsichtlich ihrer Messmethodik und<br />

Verwendbarkeit <strong>für</strong> das folgende <strong>Armutsprofil</strong>.<br />

Nachdem sowohl Armutsdefinitionen, als auch Armutskonzepte und –<br />

messmetho<strong>den</strong> dargestellt und diskutiert wur<strong>den</strong>, wird im 3. Kapitel ausführlich auf<br />

die Vorgehensweise dieser Arbeit eingegangen, wobei auch etwaige Probleme bei<br />

der Bearbeitung aufgezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

Der zweite Teil des <strong>Armutsprofil</strong>s stellt die zentralen Ergebnisse der Armutsanalyse<br />

dar. 9<br />

Abschließend wer<strong>den</strong> die zentralen Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst<br />

und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> dargestellt.<br />

1. Was ist Armut? Armutsdefinitionen und Armutsmessungen<br />

Das Phänomen Armut ist nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Abhandlungen<br />

und Auseinandersetzungen, sondern beschäftigt auch die Gesellschaft im<br />

alltäglichen Leben. Wir sprechen mit Bekannten über die Armut, lesen<br />

Zeitungsartikel darüber und hören im Rundfunk Beiträge über dieses Thema. Die<br />

Medien machen uns aufmerksam auf die lebensbedrohliche Armut <strong>für</strong> die<br />

Bevölkerung in Entwicklungsländern. Um zu helfen, kann gespendet wer<strong>den</strong> oder<br />

Patenschaften <strong>für</strong> Kinder übernommen wer<strong>den</strong>. Armut ist aber nicht nur ein Problem<br />

in Entwicklungsländern. Auch in modernen, entwickelten Gesellschaften können<br />

Menschen ein Leben in Armut führen. Freilich ist diese Art der Armut eine andere,<br />

als die überlebensbedrohliche Armut in Entwicklungsländern. Bereits hier wird<br />

deutlich, dass Armut genau bestimmt wer<strong>den</strong> muss, und dass eine Spezifizierung<br />

8 Auf die Datenproblematik wird in Kapitel 3 ausführlich eingegangen.<br />

9 Die einzelnen Bearbeitungsschritte, sowie die Indikatoren zur Armutsmessung wer<strong>den</strong> erst in Kapitel<br />

3 näher erläutert, da die Vorgehensweise der vorliegen<strong>den</strong> Arbeit auf <strong>den</strong>, in Kapitel 2 dargestellten,<br />

Armutskonzepten und Messmethodiken beruht.<br />

13


auf eine der unzähligen Armutsdefinitionen nötig ist, um Armut auch in<br />

Wohlstandgesellschaften zu analysieren und durch diese Differenzierung bei<strong>den</strong><br />

Arten der Armut gerecht zu wer<strong>den</strong>.<br />

Zunächst ist Armut immer kontextuell und zeitlich variabel zu verstehen – was arm<br />

ist, welche Lebensumstände als ein Leben in Armut betrachtet wer<strong>den</strong> und von der<br />

Gesellschaft als „arm“ klassifiziert wer<strong>den</strong>, variiert von Zeit zu Zeit und von Kultur zu<br />

Kultur. 10 Die Armut der Arbeiterschaft während der Industriealisierung war eine<br />

andere, als die der Menschen in heutigen Wohlstandsgesellschaften, ein<br />

hungerlei<strong>den</strong>des Kind in Entwicklungsländern ist mit einer anderen Armut<br />

konfrontiert, als ein Kind einer „Hartz IV- Empfänger Familie“ in Deutschland.<br />

Ebenso kann ein ärmlicher Lebensabschnitt in jungen Jahren, beispielsweise<br />

bedingt durch Arbeitslosigkeit eher transitorischer Natur sein, als die Altersarmut, da<br />

junge Menschen schneller einen Arbeitsplatz fin<strong>den</strong> können.<br />

Die Arten der Armut, ihr Charakter und das zugrunde liegende Armutsverständnis<br />

können also ganz unterschiedlicher Natur sein. Deshalb bedarf es zunächst einer<br />

Eingrenzung der Armutsdefinitionen. Daher wird in einem ersten Schritt das Konzept<br />

der absoluten Armut vorgestellt, um dieses anschließend von der Definition der<br />

relativen Armut abzugrenzen.<br />

1.1 Absolute Armut<br />

In <strong>den</strong> Sozialwissenschaften sowie der einschlägigen Fachliteratur zur<br />

Armutsforschung gibt es eine Fülle an Definitionen, um Armut zu beschreiben und<br />

ebenso viele Begriffe, die das Wesen der Armut charakterisieren sollen. 11 Wer als<br />

arm zu bezeichnen ist, was Armut allgemein bedeutet und wie sich diese bemerkbar<br />

macht, wird sowohl innerhalb der Wissenschafts-Community als auch unter<br />

Politikern diskutiert. Obwohl große Uneinigkeit über das Thema Armut herrscht, da<br />

es letztendlich keine universell geltende, „einzig wahre“ Definition von Armut gibt,<br />

sind sich doch alle in einer Unterscheidung einig:<br />

Grundsätzlich kann man die absolute Armut von der relativen Armut abgrenzen.<br />

10 Vgl. dazu (Geißler 2006) Geißler, R. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen<br />

Entwicklung mit einer Bilanz zur Vereinigung, 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage, VS Verlag <strong>für</strong><br />

Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesba<strong>den</strong>, S. 201 f.<br />

11 Es gibt unzählige Armutsbegriffe. Auf die wichtigsten und <strong>für</strong> diese Arbeit wertvollsten werde ich im<br />

Laufe der Arbeit eingehen. Zu weiteren Armutsbegriffen vgl. (Döring 2003) Döring, D. (2003): Armut:<br />

Begriffliche Unterscheidungen, in: Böhm, R./Buggler, R./Mautner, J. (Hgg.): Arbeit am Begriff der<br />

Armut, University of Salzburg, Poverty Research Group, Salzburg, S. 26-28.<br />

14


Ganz allgemein wird die absolute Armut „als die Unfähigkeit zur längerfristigen<br />

Sicherung der körperlichen Selbsterhaltung“ 12 verstan<strong>den</strong>.<br />

Denn um <strong>den</strong> menschlichen Körper aufrechtzuerhalten, bedarf es der Befriedigung<br />

überlebensnotwendiger Grundbedürfnisse, wie Nahrung beispielsweise. Können<br />

diese Grundbedürfnisse nicht befriedigt wer<strong>den</strong> und/oder können die dazu<br />

notwenigen Mittel nicht aufgebracht wer<strong>den</strong>, ist die Subsistenz des Individuums<br />

gefährdet. Deshalb zählen diesem Armutsverständnis nach alle Personen, die ihre<br />

Grundbedürfnisbefriedigung nicht selbst versorgen können, als arm. 13<br />

Innerhalb der Armutsforschung geht die erste begriffliche Unterscheidung von<br />

Armut zurück auf Benjamin Seebohm Rowntree. Er analysierte die Armut und<br />

Lebensbedingungen in York zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Da<strong>für</strong> bildete er zwei<br />

Gruppen der Armut, die primary poverty und die secondary poverty. Als primär arm<br />

wur<strong>den</strong> diejenigen Familien eingestuft, deren Einkommen nicht ausreicht, um das<br />

benötigte Existenzminimum zu decken. In die Gruppe der sekundär Armen fielen<br />

alle Familien, deren Haushaltseinkommen eigentlich zum Überleben ausreichen<br />

würde, wür<strong>den</strong> sie dieses nicht <strong>für</strong> andere Ausgaben verwen<strong>den</strong>. Beide<br />

Personengruppen zeichnen sich durch die Unfähigkeit zum Überleben, abhängig<br />

vom Einkommen, aus. Rowntrees Studie begründet also das Konzept der absoluten<br />

Armut. Einziges Kriterium ist die Subsistenz des Einzelnen. 14<br />

Der absoluten Armutsdefinition wird also ein physisches Existenzminimum zugrunde<br />

gelegt. Im Mittelpunkt der Armutsanalyse steht die elementare, existenzielle<br />

Grundbedürfnisbefriedigung (allen voran die Nahrung). Können diese<br />

Grundbedürfnisse nicht erfüllt wer<strong>den</strong>, leben diese Personen in absoluter Armut. Sie<br />

sind unfähig, ihre körperliche Selbsterhaltung längerfristig zu sichern, ihr physisches<br />

Überleben ist bedroht. 15 Denn sind nicht genügend Ressourcen vorhan<strong>den</strong>, um<br />

diese elementaren und existenziellen Grundbedürfnisse zu stillen, droht nicht nur<br />

Krankheit oder physische und psychische Folgen, sondern oft auch der Tod. 16<br />

Ein exemplarisches Messkonzept, um absolute Armut abzubil<strong>den</strong>, ist das<br />

Warenkorbmodell. Diese Messmethodik wurde durch die Vorgehensweise<br />

Rowntrees geprägt: Um die Armut in York zu messen, legte der Wissenschaftler<br />

12<br />

Zitiert nach: (Schäuble 1984) Schäuble, Gerhard (1984): Theorien, Definitionen und Beurteilung der<br />

Armut, Sozialpolitische Schriften, Heft 52, Duncker und Humblot, Berlin, S. 39.<br />

13<br />

Vgl. ebd.<br />

14<br />

Vgl. (Dietz 1997) Dietz, B. (1997): Soziologie der Armut. Eine Einführung, Campus Verlag, Frankfurt<br />

am Main/New York, S.85 f.<br />

15<br />

Vgl. (Böhler 2003) Böhler, Thomas (2003): Übersicht Armutstheorien, in: Böhm, R./Buggler,<br />

R./Mautner, J. (Hgg.): Arbeit am Begriff der Armut, University of Salzburg, Poverty Research Group,<br />

Salzburg, S. 31. Und Schäuble (1984: 39).<br />

16<br />

Vgl. (Wenzig 2005) Wenzig, Claudia (2005): Armut, Gesundheit und sozialer Kontext von Kindern<br />

(Socialia Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse Band 71), Verlag Dr. Kovac, Hamburg, S.<br />

31. Und vgl. Dietz (1997:85-87).<br />

15


eine Überlebensgrenze fest, welche durch die Indikatoren Nahrung, Wohnen und<br />

Haushaltsartikel gebildet wurde. Er berechnete <strong>für</strong> je<strong>den</strong> dieser Indikatoren<br />

Durchschnittsausgaben und setzte jene in Bezug zu <strong>den</strong> Bevölkerungsgruppen. 17<br />

Auf diese Vorgehensweise aufbauend, wird die absolute Armut in der heutigen Zeit<br />

durch das Warenkorbmodell gemessen. Dazu wer<strong>den</strong> die Preise aller<br />

überlebensnotwendigen Güter summiert. Aus diesem Ergebnis erhält man so das<br />

physische Existenzminimum. 18<br />

Das subsistenztheoretische Armutsverständnis gilt heute vor allem <strong>für</strong><br />

Entwicklungsländer. In modernen, differenzierten und hochentwickelten<br />

Gesellschaften sind diese Notlagen meist nicht mehr vorzufin<strong>den</strong>. Obwohl absolute<br />

Armut auch in Wohlstandsgesellschaften vereinzelt durchaus existent sein kann, ist<br />

diese Definition in postindustriellen Gesellschaften nicht anwendbar. Zum einen sind<br />

diese Personen nicht unweigerlich vom Tode bedroht, da sie sowohl Zufluchtsorte<br />

aufsuchen, als auch staatliche Transferzahlungen der sozialen Grundsicherung<br />

beantragen können, zum anderen lässt sich die soziale Existenz in einem<br />

wohlhaben<strong>den</strong> Land nicht allein durch „Nahrung, Kleidung und Obdach beschreiben<br />

[lässt].“ 19<br />

Deshalb raten Wissenschaftler davon ab, Armut in modernen, entwickelten<br />

Wohlstandsgesellschaften anhand von Armutsdefinitionen zu messen, die allein auf<br />

das physische Existenzminimum abzielen. 20 Denn diese absoluten<br />

Armutsdefinitionen „verfehlen die spezifischen, keineswegs harmlosen<br />

Armutserscheinungen moderner Gesellschaften“ 21 . Dies lässt sich anhand zweierlei<br />

verdeutlichen: Würde man Armut in der BRD anhand des absoluten Begriffs<br />

messen, so würde wohl ein verfälschtes Bild der Armut entstehen. Die Armutsquote<br />

wäre sehr gering, da das Risiko, in der BRD an Armut zu sterben, minimal ist. Zum<br />

anderen bedeutet Leben in einer Wohlstandsgesellschaft mehr als bloßes<br />

Überleben, es geht ebenso um soziale und gesellschaftliche Teilhabe. Dies<br />

begründet auch der verfassungsrechtliche Grundsatz des menschenwürdigen<br />

Lebens. Diese Überlegungen wer<strong>den</strong> dadurch bestärkt, dass in modernen<br />

Wohlstandsgesellschaften, wie der Bundesrepublik Deutschland, Armut keine Frage<br />

des physischen Überlebens, sondern eine Frage des menschenwürdigen Lebens<br />

17<br />

Vgl. Dietz (1997:85).<br />

18<br />

Vgl. zum Messkonzept „Warenkorbmodell“: Wenzig (2005:32).<br />

19<br />

Zitiert nach Dietz (1997:87).<br />

20<br />

Die gesamte zur Bearbeitung herangezogene Literatur rät vom absoluten Armutsverständnis ab,<br />

möchte man Armut in westlichen Wohlstandsgesellschaften messen. Da<strong>für</strong> exemplarisch seinen dazu:<br />

Hradil (2005: 244), Dietz (1997: 87), Geißler (2006: 202), Wenzig (2005: 31), genannt.<br />

21<br />

Zitiert nach Hradil, Stefan (2005): Soziale Ungleichheit in Deutschland, 8. Auflage, Nachdruck<br />

November 2005, VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesba<strong>den</strong>, S. 244.<br />

16


ist. Denn das allgemeine Lebensniveau in unserer Gesellschaft geht über das<br />

physische Existenzminimum hinaus. So ist das Ziel der Sozialhilfe (Laufende Hilfe<br />

zum Lebensunterhalt), nicht nur ein materielles Existenzminimum zu garantieren,<br />

sondern durch diese Hilfe ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.<br />

Es gibt aber noch mehr Gründe, die davon abraten, ein subsistenztheoretisches<br />

Verständnis von Armut zugrunde zu legen, um Armut in hochentwickelten<br />

postindustriellen Gesellschaften zu analysieren: Es steht außer Frage, dass die<br />

überlebensbedrohliche Armut in Entwicklungsländern eine andere ist, als die in der<br />

Bundesrepublik Deutschland, zudem wurde in Kapitel 1 bereits erläutert, dass Armut<br />

sowohl zeitlich variabel als auch kultur- und gesellschaftsabhängig ist. Die<br />

Überlebensgrenze im absoluten Armutsverständnis hingegen ist starr und stabil,<br />

daran ändert sich nichts. Denn egal in welcher Gesellschaft und zu welcher Zeit, das<br />

lebenserhaltende Grundbedürfnis nach Nahrung muss gestillt wer<strong>den</strong>, da es<br />

unmittelbar das Überleben beeinflusst. Diese Tatsache wird dem variablen<br />

Charakter der Armut nicht gerecht. Schäuble setzt diesem Argument dagegen, dass<br />

zwar das Grundbedürfnis unverändert bleibt, die Mittel der<br />

Grundbedürfnisbefriedigung sich aber kulturell und zeitlich unterschei<strong>den</strong>, und somit<br />

dem variablen Charakter der Armut gerecht wer<strong>den</strong>. 22 Wer<strong>den</strong> allerdings die<br />

Ressourcen, also die Mittel der Bedürfnisbefriedigung betrachtet, wird<br />

strenggenommen <strong>für</strong> die Armutsmessung das Ressourcenkonzept der relativen<br />

Armut herangezogen, weshalb auf Schäubles Argument im Zusammenhang mit der<br />

absoluten Armut nicht näher eingegangen wird. 23<br />

Desweiteren ist die Messmethode der absoluten Armutsdefinition zu kritisieren. In<br />

das Warenkorbmodell fließen alle Güter ein, welche das Überleben sichern sollen.<br />

Allerdings wer<strong>den</strong> hier weder kulturelle Divergenzen noch Konsumunterschiede<br />

zwischen Geschlecht, Alter und Gesellschaft mit einbezogen 24 - eine Frau kann ein<br />

anderes Bedürfnis der Grundsicherung haben als ein Mann, oder ein Kind.<br />

Wiederum brauchen Kinder in ihrer Entwicklungsphase andere Nährstoffe als<br />

Erwachsene.<br />

Aus <strong>den</strong> oben genannten Grün<strong>den</strong> ist es also erforderlich, ein anderes<br />

Armutsverständnis zugrunde zu legen, um Armut in Wohlstandsgesellschaften zu<br />

22 Vgl. Schäuble (1984:39).<br />

23 Schäuble selbst entkräftet sein Argument wenig später, als er einräumt, dass die<br />

Grundbedürfnisbefriedigungsmittel sich sowohl zeitlich als auch kulturell unabhängig dadurch<br />

auszeichnen, dass sie eine „existenznotwendige Bedingung“ (Schäuble 1984: 40) sind. Damit sind sie<br />

selbst wieder starr.<br />

24 Vgl. (Brentano 1978) Brentano von, Dorothee (1978): Zur Problematik der Armutsforschung.<br />

Konzepte und Auswirkungen, Sozialpolitische Schriften, Heft 40, Duncker und Humblot, Berlin, S. 21.<br />

17


analysieren. Deshalb wird das Konzept der absoluten Armut in der Armutsanalyse<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> nicht beansprucht.<br />

1.2 Relative Armut<br />

Die Armut in der Bundesrepublik Deutschland ist also keine absolute Armut, sie ist<br />

keine reine Frage des physischen Überlebens, sondern des menschenwürdigen<br />

Lebens. Es geht nicht nur darum, dass überlebensnotwendige Grundbedürfnisse<br />

gestillt wer<strong>den</strong>, sondern dass Bedürfnisse, gemessen an <strong>den</strong>en der<br />

Gesamtgesellschaft, befriedigt wer<strong>den</strong>. Und so bildet in diesem Armutsverständnis<br />

nicht das physische Existenzminimum, sondern das sozio-kulturelle<br />

Existenzminimum die Armutsgrenze.<br />

Relative Armutsdefinitionen zielen darauf ab, Armut in Abhängigkeit vom materiellen<br />

Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft zu messen. Desweiteren ist <strong>für</strong> <strong>den</strong> relativen<br />

Armutsbegriff charakteristisch, dass die Armut und die Armutsdimensionen in Bezug<br />

gesetzt wer<strong>den</strong> zu <strong>den</strong> Merkmalen anderer Bevölkerungsgruppen. 25 Daher<br />

berücksichtigt dieses Armutsverständnis anders als das der absoluten Armut,<br />

Wohlstandsunterschiede sowohl zwischen <strong>den</strong> Gesellschaften, als auch im<br />

Zeitverlauf. 26 Damit wird das Konzept der relativen Armut dem kontextuellen<br />

Charakter der Armut gerecht.<br />

Das sozio-kulturelle Existenzminimum dient dabei als Armutsschwelle. Demnach<br />

gelten alle Personen als arm, die das sozio-kulturelle Existenzminimum<br />

unterschreiten. Diese Armutsschwelle geht über die des absoluten Armutsbegriffs<br />

hinaus, da sie nicht nur auf die (Un-)Fähigkeit des eigenen Überlebens abzielt,<br />

sondern die (Un-)Fähigkeit eines menschenwürdigen Lebens, inklusive<br />

gesellschaftlicher Teilhabe, mit einbezieht.<br />

Wer es sich nicht leisten kann, wie die Mehrheit zu leben, wer über nicht<br />

ausreichend Ressourcen verfügt, um sich am gesellschaftlichen und sozialen Leben<br />

beteiligen zu können und über so wenig Ressourcen verfügt, dass er einen von der<br />

Gesellschaft als normal und notwendig anerkannten Konsumstandard<br />

unterschreitet, der gilt als arm. 27 Armut wird also in diesem Verständnis relativ zum<br />

gesamtgesellschaftlichen Lebensstandard und <strong>den</strong> durchschnittlichen<br />

Lebensbedingungen betrachtet und gemessen.<br />

25 Vgl. Schäuble (1984:216).<br />

26 Vgl. Wenzig (2005: 31).<br />

27 Vgl. Wenzig (2005:31f).<br />

18


Dass dieses Armutsverständnis dem Phänomen Armut in Wohlstandsgesellschaften<br />

am gerechtesten wird, zeigt auch die Armutsdefinition der EU. Demnach sind alle<br />

Personen arm, die „über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel<br />

verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem<br />

Mitgliedstaat, in dem sie leben als Minimum annehmbar ist.“ 28<br />

Grundsätzlich ist also <strong>für</strong> die Analyse der Armut in hochentwickelten modernen<br />

Wohlstandsgesellschaften die relative Armutsdefinition der absoluten vorzuziehen.<br />

Doch wie kann relative Armut gemessen wer<strong>den</strong>? Wo wer<strong>den</strong> die Armutsschwellen<br />

des sozio-kulturellen Minimums angesetzt? Armutskonzepte, die der relativen<br />

Armutsdefinition zuzuordnen sind, sind das ressourcentheoretische Konzept, sowie<br />

das Lebenslagenkonzept und die relative Deprivation. Die Erläuterungen, sowie die<br />

jeweiligen Messverfahren dieser relativen Konzepte sind Bestandteil der folgen<strong>den</strong><br />

Ausführungen.<br />

2. Konzepte der relativen Armut<br />

Die relative Armut kann über verschie<strong>den</strong>e Konzepte abgebildet wer<strong>den</strong>. Der<br />

ressourcentheoretische Ansatz stellt in <strong>den</strong> Mittelpunkt der Armutsanalyse die<br />

Ressource „Einkommen“. Die Armutsschwelle bildet in diesen Konzepten entweder<br />

das soziokulturelle Existenzminimum, ein politisch festgesetzter Mindeststandard,<br />

der von der Bedarfsgrenze des Sozialhilfebezugs ausgeht (bekämpfte Armut). Oder<br />

die Armutsschwelle wird wissenschaftlich festgelegt anhand prozentualer Schwellen<br />

der mittleren Einkommensverteilung einer Region (relative Einkommensarmut). Die<br />

Armutsschwellen können aber auch als (kumulierte) defizitäre Unterversorgungen in<br />

zentralen Lebensbereichen angesetzt sein (Konzept der Lebenslage und der<br />

relativen Deprivation).<br />

Die bei<strong>den</strong> ressourcentheoretischen Konzepte zielen allein auf das Einkommen ab,<br />

was dieser Vorgehensweise vermehrt vorgeworfen wird. Deshalb findet zunehmend<br />

der Lebenslagenansatz Verwendung, der eine Unterversorgung in mehreren<br />

zentralen Lebensbereichen als Armut bezeichnet. Die soziale Deprivation ist<br />

ebenfalls ein Konzept, dass der Mehrdimensionalität von Armut gerechter wird.<br />

Im nun folgen<strong>den</strong> Abschnitt wer<strong>den</strong> die jeweiligen Messkonzepte dargelegt und<br />

kritisch reflektiert.<br />

28 (BMAS 2001) Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (2001): Lebenslagen in Deutschland.<br />

Erster Armuts-und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Deutscher Bundestag 14. Wahlperiode,<br />

Unterrichtung durch die Bundesregierung, Drucksache 14/5990, vom 08.05.2001, S. 28.<br />

URL: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/14/059/1405990.pdf (12.07.2010).<br />

19


2.1 Ressourcentheoretische Konzepte der Einkommensarmut<br />

Wie bereits oben aufgeführt, gilt im relativen Armutsverständnis diejenige Person als<br />

arm, die nicht über ausreichend Ressourcen verfügt, um am gesellschaftlichen<br />

Leben teilzuhaben und über so wenig Ressourcen verfügt, dass sie <strong>den</strong> jeweilig<br />

anerkannten Konsumstandard einer Gesellschaft unterschreitet. In <strong>den</strong><br />

Sozialwissenschaften und der Armutsforschung allgemein wird meist auf <strong>den</strong><br />

Ressourcenansatz zurückgegriffen, um Armut messbar zu machen. 29 Da er wegen<br />

der vorhan<strong>den</strong>en Daten leicht operationalisierbar und kostengünstig ist. Dabei stellt<br />

das Einkommen die grundlegende Ressource dar. Dies lässt sich dadurch<br />

begrün<strong>den</strong>, dass in hochentwickelten, modernen und marktwirtschaftlich<br />

organisierten Staaten die meisten Bedürfnisse durch ein ausreichend verfügbares<br />

Einkommen befriedigt wer<strong>den</strong> können. Als arm gelten im relativen Verständnis von<br />

Armut diejenigen Personen, die über nicht so viele Mittel verfügen, um ein<br />

menschenwürdiges Leben zu führen. Diese relativ Armen leben unter dem sozio-<br />

kulturellen Minimum. Als Indikator des ressourcentheoretischen Armutskonzepts<br />

wird das Einkommen herangezogen.<br />

Um die Einkommensarmut zu messen, wird entweder auf die bekämpfte<br />

Einkommensarmut nach der offiziellen politischen Armutsgrenze der Bedarfsgrenze<br />

<strong>für</strong> Sozialleistungen nach SGB XII und SGB II 30 zurückgegriffen, oder die<br />

Einkommensarmut wird durch die prozentuale Unterschreitung der<br />

Nettoäquivalenzverteilung (wissenschaftlich festgelegter Mindeststandard)<br />

gemessen. 31<br />

In einem nächsten Schritt wer<strong>den</strong> die unterschiedlichen Messkonzepte dargestellt,<br />

sowie deren Chancen und Probleme diskutiert.<br />

2.1.1 Einkommensarmut anhand der Bedürftigkeitsgrenze <strong>für</strong><br />

Sozialhilfe<br />

In diesem Messkonzept wird die relative Armutsgrenze durch die<br />

Einkommensgrenze dargestellt, unterhalb derer Sozialhilfe gewährt wird. Diese<br />

Armutsgrenze ist also eine behördlich festgelegte. Somit stellt der<br />

29 Vgl. (Rössel 2009) Rössel, Jörg (2009): Sozialstrukturanalyse. Eine kompakte Einführung, VS Verlag<br />

<strong>für</strong> Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesba<strong>den</strong>, S. 252.<br />

30 In der Literatur wird noch vom Bundessozialhilfegesetz (BSHG) gesprochen. Im Folgen<strong>den</strong> werde<br />

ich da<strong>für</strong> Sozialgesetzbuch SGB XII und SGB II verwen<strong>den</strong>, da das BSHG seit 2004 vom SGB XII<br />

abgelöst wurde und sich der Empfängerkreis auf das SGB XII und SGB II aufgeteilt hat.<br />

31 Vgl. Wenzig (2005:33).<br />

20


„Sozialhilfestandard eine „politische“ Operationalisierung der Armutsgrenze dar“ 32 .<br />

Die Sozialhilfe wiederum ist in Höhe des sozio-kulturellen Existenzminimums<br />

angesetzt, womit sie das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen in der gesamten<br />

Gesellschaft darstellt. 33<br />

Der Anspruch auf Sozialhilfe beruht auf verfassungsrechtlichen Grundsätzen. Denn<br />

sowohl aus dem Grundgesetz, Artikel 1, Abs.1 und dem Sozialstaatsprinzip,<br />

Grundgesetz §20, Absatz 1, als auch aus dem Sozialgesetzbuch, SGB XII: § 1 Satz<br />

1, leitet sich die staatliche Verpflichtung ab, ein menschenwürdiges Leben zu<br />

garantieren. Dazu gehört, <strong>den</strong> Menschen das sozio-kulturelle Minimum zu gewähren<br />

und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. 34<br />

Den Anspruch auf Sozialhilfe haben alle Personen, die aufgrund von zu niedrigem<br />

Einkommen und/oder Vermögen nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft heraus<br />

oder durch Unterstützung von Angehörigen oder Dritten (Subsidiaritätsprinzip) ihren<br />

Lebensunterhalt zu bestreiten, und ohne Sozialhilfebezug ein Leben unterhalb des<br />

soziokulturellen Minimums führen müssten. 35<br />

Ohne <strong>den</strong> Bezug von Sozialhilfe wären diese Personen also arm, weil ihr<br />

Einkommen unter dem des sozio-kulturellen Existenzminimums liegen würde.<br />

Demnach kann man durchaus schlussfolgern, wer Anspruch auf Sozialhilfe hat, gilt<br />

als arm. 36<br />

Gemeinhin gilt die Sozialhilfe 37 als unterstes Netz der sozialen Sicherung und<br />

schützt als unterstes „Auffangnetz“ vor Armut und sozialer Ausgrenzung.<br />

Alle Personen, die Anspruch auf Sozialhilfe haben und diese beziehen, wer<strong>den</strong><br />

behördlich wahrgenommen und durch die amtliche Statistik erfasst. Durch die<br />

staatlichen Transferzahlungen zur Grundsicherung nach SGB II und SGB XII wird<br />

versucht, die Armut reaktiv zu bekämpfen, weshalb man bei diesem Personenkreis<br />

von bekämpfter Armut 38 spricht.<br />

32<br />

Zitiert nach Hradil (2005:245).<br />

33<br />

Vgl. (Lampert/ Althammer 2007) Lampert, H./ Althammer, J. (2007): Lehrbuch der Sozialpolitik,<br />

Springer Verlag, Berlin, S. 362.<br />

34<br />

Vgl. dazu auch Diezinger (2009:229).<br />

35<br />

Vgl. Lampert (2007:355).<br />

36<br />

Vgl. Hradil (2005:245).<br />

37<br />

In der von mir verwendeten Literatur wird meist von „Hilfe zum Lebensunterhalt“ gesprochen, aus<br />

dem Rechtskreis des BSHG. Seit 2005: BSHG floss in SGB XII, damit umfasst die Sozialhilfe in<br />

meiner Arbeit alle Personen, die nach SGB XII und SGB II Anspruch auf Sozialhilfe haben. Eine<br />

Aufschlüsselung über die Bereiche der Sozialhilfe findet sich unter: (BMAS 2010) Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Arbeit und Soziales (2010): Soziale Sicherung: Sozialhilfe, S.140-150.<br />

URL:http://www.bmas.de/portal/1040/property=pdf/a721__soziale__sicherung__gesamt.pdf<br />

(01.04.2010)<br />

38<br />

Über Verwendung und Bedeutung dieses Armutsbegriffs herrscht in der Wissenschaftscommunity<br />

Einigkeit, er ist zentraler Bestandteil vieler wissenschaftlicher Abhandlungen über das Phänomen<br />

Armut. Dietz macht weiterführend darauf aufmerksam, dass bekämpfte Armut keine theoretische<br />

Erklärung von Armut ist, sondern ein „terminologischer Reflex auf spezifische sozialstaatliche<br />

Sachverhalte im Umgang (…) von Armut im Wohlstand.“ Dietz (1997: 92).<br />

21


Die Sozialhilfe wird durch Regelsätze gewährt, deren Höhe „von Gesetzes wegen<br />

von <strong>den</strong> Landesregierungen durch Rechtsverordnung bestimmt (§ 28 Abs. 2 Satz 1<br />

SGB XII)“(…) 39 wird. Seit dem 01.07.2009 beträgt die Sozialhilfe in Bayern 359,- €. 40<br />

Um Anspruch auf Sozialhilfe geltend zu machen, muss das Einkommen unterhalb<br />

der Bedarfsgrenze liegen, die bei etwa 50% des Median der<br />

Nettoäquivalenzeinkommensverteilung angesetzt ist. 41<br />

Nun wurde ausführlich erläutert, wieso die Sozialhilfebezieher herangezogen<br />

wer<strong>den</strong>, um die relative Einkommensarmut zu analysieren. Im nächsten Schritt soll<br />

diskutiert wer<strong>den</strong>, inwieweit sich diese Messmethodik eignet, um die Armut<br />

tatsächlich abzubil<strong>den</strong>.<br />

Da diese Personengruppe der bekämpften Armen durch die amtliche Statistik<br />

erfasst wird, erhält man einen leichten Zugang zu <strong>den</strong> Daten, um die bekämpfte<br />

Armut zu messen. Für die Armutsforschung und die Berichterstattung ist die<br />

bekämpfte Armut ein wichtiger Indikator der Einkommensarmut, da hierbei<br />

Personen erfasst wer<strong>den</strong>, die ohne Sozialhilfebezug faktisch als arm einzustufen<br />

wären. Streng genommen dürfte der Personenkreis der Sozialhilfebezieher in der<br />

Interpretation nicht zur Armenpopulation gezählt wer<strong>den</strong>, da ihre Armut wird<br />

bekämpft wird. Allerdings geht der Transferzahlung eine Bedürftigkeit voraus, das<br />

heißt, diese Leistungsbezieher wären ohne Sozialhilfe arm. Desweiteren ist dieser<br />

Kritik am Messkonzept der bekämpften Armut entgegenzuhalten, dass die<br />

Bedarfsgrenze der Sozialhilfe zwischen 40% 42 und 50% des durchschnittlichen<br />

Haushaltseinkommens liegt. Dieser prozentuale Teil wird sowohl auf Bundesebene,<br />

als auch international als wissenschaftliche Armutsschwelle verwendet. Wer unter<br />

dieser Einkommensgrenze liegt, gilt als arm. Die behördlich festgelegte<br />

Bedarfsgrenze ist also sehr knapp bemessen und letztendlich zählen die bekämpft<br />

Armen doch zu der Armutspopulation. Aus diesen Grün<strong>den</strong> wird in der folgen<strong>den</strong><br />

Armutsanalyse des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> trotzallem auf die<br />

Messmethodik der bekämpften Armut zurückgegriffen.<br />

Ein weiteres Interpretationsdilemma kann sich aus der Bezeichnung „bekämpft“<br />

ergeben: der Armutsbegriff „Bekämpfte Armut“ darf nicht normativ verstan<strong>den</strong><br />

39 Zitiert nach (STMAS 2009 Sozialhilfe) Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung,<br />

Familien und Frauen (2009): Sozialhilfe: Sozialhilfesätze. Durch Regelsätze abgegoltener Bedarf,<br />

Festsetzungskompetenzen. URL: http://www.stmas.bayern.de/sozial/sozialhilfe/saetze.htm<br />

(30.03.2010).<br />

40 Vgl. ebd.<br />

41 Vgl. (Hanesch et al. 2000) Hanesch, W./ Krause, P./ Bäcker, G./ Maschke, M./Otto, B. (2000): Armut<br />

und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des<br />

Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, S.<br />

140f.<br />

42 Zu 40% vgl. (Diezinger/Mayr 2009) Diezinger, A./Mayr-Kleffel, V.(2009): Soziale Ungleichheit. Eine<br />

Einführung <strong>für</strong> soziale Berufe, Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau, S. 230. Zu 50% vergleiche<br />

Hanesch et al. (2000: 140 f).<br />

22


wer<strong>den</strong>, da viele Sozialhilfeempfänger mit einer Stigmatisierung leben müssen, ihr<br />

sozialer Status ist nicht selten der eines Armen, eines „A-sozialen“. Bekämpfte<br />

Armut bedeutet nicht unweigerlich eine Verbesserung der sozialen Lebensqualität<br />

<strong>für</strong> die Sozialhilfebezieher. Das Sozialstaatsprinzip sieht zwar vor, <strong>den</strong> Bedürftigen<br />

durch die Grundsicherungsleistungen ein menschenwürdiges Leben zu garantieren,<br />

indem <strong>den</strong> Leistungsbeziehern die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wer<strong>den</strong><br />

soll. Doch kann dieser Anspruch überhaupt erfüllt wer<strong>den</strong>, wenn <strong>den</strong> Bedürftigen ein<br />

Mindeststandard garantiert wird, der nach wissenschaftlichem Ermessen als arm<br />

einzustufen ist? Kann ein Regelsatz tatsächlich die unterschiedlichen Bedürfnisse in<br />

Wohlstandsgesellschaften abdecken? „Bekämpft arm“ bedeutet nicht, dass die<br />

Leistungsberechtigten automatisch vor dem Absturz in die Armut gerettet sind. Es<br />

greift <strong>für</strong> sie das unterste Sicherungssystem unseres Sozialstaates. Es ist aber<br />

keineswegs ein „Rundumsorglospaket“.<br />

Das Hauptproblem dieser Methodik ist allerdings, dass bei weitem nicht alle<br />

Personen, die leistungsberechtigt sind, erfasst wer<strong>den</strong> können, da nicht alle ihre<br />

rechtskräftigen Ansprüche geltend machen. Viele scheuen <strong>den</strong> Gang aufs Amt, oder<br />

be<strong>für</strong>chten, dass ihre Angehörigen finanziell einstehen müssen<br />

(Subsidiaritätsprinzip). Manche wissen aber vielleicht auch gar nicht, dass sie<br />

Ansprüche geltend machen können oder schämen sich da<strong>für</strong> und haben Angst vor<br />

Stigmatisierungen. 43 Innerhalb der Armutsforschung rechnet man mit 50% bis 100%<br />

mehr Sozialhilfeempfänger, wür<strong>den</strong> sich alle Personen, die unterhalb des sozio-<br />

kulturellen Existenzminimums leben, amtlich mel<strong>den</strong>. 44 Dieser Personenkreis kann<br />

von der Sozialhilfestatistik nicht erfasst wer<strong>den</strong>. Daher bezeichnet man die<br />

behördlich nicht wahrgenommene Armut verdeckte Armut beziehungsweise latente<br />

Armut. 45 Deshalb muss im Zusammenhang mit bekämpfter Armut auch immer die<br />

verdeckte Armut stehen und sie darf in der Interpretation nicht außen vor gelassen<br />

wer<strong>den</strong>. Da strenggenommen die bekämpften Armen gesetzesdefinitorisch nicht zu<br />

der Armutspopulation hinzugezählt wer<strong>den</strong> dürfen (vgl. oben), wür<strong>den</strong> die in<br />

verdeckter Armut Leben<strong>den</strong> ein aussagekräftiges Bild über die Armut in<br />

Deutschland aufzeigen, allerdings scheint es sehr schwierig, diese Anzahl zu<br />

erfassen. Dem Anspruch, die verdeckte Armut zu messen, kann nur eine eigens<br />

darauf ausgelegte und eigenständige Forschungsarbeit gerecht wer<strong>den</strong> und kann<br />

nicht Teil dieser Arbeit sein.<br />

43 Vgl. Hradil (2005:245).<br />

44 Vgl. Hradil (2005:247).<br />

45 Vgl. zu dieser begrifflichen Bestimmung Dietz (1997:95).<br />

23


Da der Leistungsbezug nicht unweigerlich dazu führt, dass die Empfänger von<br />

Armut befreit wer<strong>den</strong>, und die Bedarfsgrenze <strong>für</strong> <strong>den</strong> Sozialhilfebezug derart weit<br />

unten angesiedelt ist, dass auch aus wissenschaftlicher Sicht von teils strenger<br />

Armut gesprochen wer<strong>den</strong> kann, wird in der nachfolgen<strong>den</strong> Armutsanalyse das<br />

Armutspotenzial anhand der bekämpften Armut dargestellt. Zudem weist die<br />

amtliche Sozialberichterstattung die Empfängerzahlen und soziodemographischen<br />

Merkmale der Empfänger bis auf Kreisebene aus.<br />

2.1.2 Die relative Einkommensarmut<br />

Um dieser Interpretations- und Messproblematik zu entgehen, wird meist auf die<br />

relative Einkommensarmut zurückgegriffen, um Armut zu analysieren. Nach diesem<br />

Armutskonzept gilt derjenige als arm, dessen Einkommen einen gewissen<br />

Prozentsatz des regionalen Durchschnittseinkommens unterschreitet. Armut wird in<br />

diesem Messkonzept also „an der Ausstattung von Haushalten mit monetären<br />

Ressourcen“ bemessen, diese wer<strong>den</strong> dann „mit einem bestimmten<br />

gesellschaftlichen Standard (…) verglichen“. 46 Anders als die politisch festgesetzte<br />

Armutsgrenze der Sozialhilfe, ist diese Armutsschwelle ein Wissenschaftsstandard,<br />

der international anerkannt ist und Verwendung findet. 47<br />

Die Armut wird in diesem Konzept der relativen Einkommensarmut auf einen<br />

durchschnittlichen Lebensstandard bezogen. Nach diesem Konzept wird die Armut<br />

und/oder die Armutsgefährdung in Bezug zur durchschnittlichen 48<br />

Einkommenssituation einer Region definiert.<br />

Die Armutsmessung basiert in diesem Konzept auf dem<br />

Nettoäquivalenzeinkommen. Dieser sperrige Begriff bedarf einer Erläuterung: Das<br />

Nettoäquivalenzeinkommen ist das bedarfsgewichtete Pro-Kopf-Einkommen eines<br />

Haushaltes. Es wird gebildet, indem jedem Haushaltsmitglied ein bestimmtes<br />

Bedarfsgewicht zugeordnet wird. Anschließend wird das gesamte erwirtschaftete<br />

Haushaltsnettoeinkommen durch diese Bedarfsgewichte dividiert. Durch die<br />

Gewichtung wer<strong>den</strong> Unterschiede am Bedarf des Haushaltseinkommens mit<br />

46 Zitiert nach Rössel (2009:252-253).<br />

47 Vgl. Hradil (2005:246).<br />

48 Der Durchschnittswert wird entweder durch das arithmetische Mittel oder <strong>den</strong> Median<br />

gekennzeichnet. Wobei der Median robuster gegenüber Ausreißerwerten ist, weshalb das mediane<br />

Mittel etwas niedriger ist als das arithmetische Mittel der Einkommensverteilung. In der amtlichen<br />

Sozialberichterstattung und auf EU-Ebene wird momentan auf <strong>den</strong> Median zurückgegriffen.<br />

Vgl.: (IT.NRW 2009) Information und Technik Nordrhein Westfalen, Geschäftsbereich Statistik (2009):<br />

Berechnung von Armutsgefährdungsquoten auf Basis des Mikrozensus, S.1.<br />

URL: http://www.amtlichesozialberichterstattung.de/pdf/Berechnung%20von%20Armutsgefaehrdungsquoten_090518.pdf<br />

[15.07.2010]<br />

24


einbezogen - eine erwachsene Person braucht mehr Geld, um Konsumbedürfnisse<br />

zu befriedigen und benötigt normalerweise mehr Nahrung als ein Kind. Zusätzlich<br />

fließt die Haushaltsgröße in die Berechnung mit ein, da davon ausgegangen wird,<br />

dass ein Haushalt mit mehreren Personen durch gemeinsames Wirtschaften<br />

Einsparungen erzielen kann. 49<br />

Nachdem das bedarfsgewichtete Nettoäquivalenzeinkommen berechnet wurde, wird<br />

es in Bezug gesetzt zur durchschnittlichen Einkommenssituation einer Region. Als<br />

Bezugspunkt gilt nach aktuellem Standard der Median der<br />

Nettoäquivalenzverteilung. Dabei kann, je nach benötigter Region, auf <strong>den</strong> Bundes,-<br />

Landes oder Raummedian zurückgegriffen wer<strong>den</strong>. In einem weiteren Schritt wird<br />

berechnet, um wie viel Prozent dieses Haushaltsäquivalenzeinkommen vom<br />

medianen Haushaltseinkommen der Region abweicht. 50<br />

Als arm gelten Personen, die einen bestimmten festgelegten prozentualen Anteil<br />

des durchschnittlichen Einkommens einer Gesellschaft unterschreiten. 51 Je nach<br />

prozentualem Anteil des Haushaltseinkommens am medianen<br />

Äquivalenzeinkommen kann der Haushalt als streng arm (weniger als 40% des<br />

Medians des Äquivalenzeinkommens der Bevölkerung), oder arm (weniger als 50%)<br />

bezeichnet wer<strong>den</strong>. 52 Als armutsgefährdet gelten Personen, die in einem Haushalt<br />

leben, dessen Einkommen bei weniger als 60% des medianen<br />

Äquivalenzeinkommens liegt. Die 75%-Armutsgrenze zeigt <strong>den</strong> prekären<br />

Wohlstand an. 53 Ebenso kann eine Reichtumsquote berechnet werde, die 200% des<br />

medianen Äquivalenzeinkommens ausmacht. 54<br />

Diese Ausführungen wer<strong>den</strong> anhand eines Berechnungsbeispiels verdeutlicht:<br />

Fallbeispiel: 55<br />

Eine Familie W. hat zwei Kinder, 7 und 9 Jahre alt. Frau W. und ihr Mann bringen<br />

gemeinsam 1400,-€ Nettoeinkommen in <strong>den</strong> Haushalt ein.<br />

Um nun das Nettoäquivalenzeinkommen bestimmen zu können, muss zunächst das<br />

bedarfsgewichtete Pro-Kopf- Einkommen berechnet wer<strong>den</strong>. Dies geschieht anhand der<br />

Bedarfsgewichte.<br />

49 Vgl. Wenzig (2005:35).<br />

50 Vgl. zur Berechnung Fallbeispiel Seite 25.<br />

51 Vgl. Wenzig (2005:33).<br />

52 Vgl. zu <strong>den</strong> Armutsquoten: Geißler (2006:203).<br />

53 Vgl. Hanesch et al. (2000:51).<br />

54 Vgl. Reichtumsquote: Diezinger/Mayr (2009:226).<br />

55 Das Fallbeispiel wurde in Anlehnung an Wenzig (2005:37) selbstständig berechnet.<br />

25


Tabelle 1: Bedarfsgewichtung nach neuer OECD-Skala 56<br />

Haushaltsmitglieder<br />

Bedarfsgewichtung nach neuer OECD-<br />

Skala<br />

Haushaltsvorstand 1<br />

Weitere Mitglieder unter 7 Jahren 0,3<br />

7 bis unter 14 Jahre 0,3<br />

14 Jahre und älter 0,5<br />

Nach neuer OECD-Skala ergibt sich folgender Wert:<br />

1,0 (Herr W.)<br />

0,5 (Frau W.)<br />

0,3 (Kind 7 Jahre)<br />

0,3 (Kind 9 Jahre)<br />

2,1<br />

Daraus ergibt sich nun ein Pro-Kopf Äquivalenzeinkommen nach neuer OECD-Skala von<br />

1400,-€ / 2,1= 666,66 €.<br />

Es wird das Äquivalenzeinkommen <strong>für</strong> alle Haushalte der Region berechnet und der Median<br />

der Verteilung gebildet. Angenommen der Median des Äquivalenzeinkommens liegt bei<br />

1.457 €. Wie bereits oben ausgeführt, gilt derjenige als arm, der über weniger als 50% des<br />

medianen Äquivalenzeinkommens verfügt.<br />

In diesem Fallbeispiel liegt das Einkommen der Familie weit unter der Armutsschwelle<br />

(45,7%) und die Familie gilt damit als arm.<br />

Das Konzept der relativen Einkommensarmut, gemessen am<br />

Nettoäquivalenzeinkommen, wird länderübergreifend angewendet und somit sind<br />

Vergleiche auf internationaler Ebene möglich. Auf Länder-, oder Bundesebene lässt<br />

sich dieses Messkonzept genauso gut verwen<strong>den</strong>, wie um internationale Vergleiche<br />

zu ziehen.<br />

Auf regionaler Ebene, insbesondere auf <strong>Landkreis</strong>ebene, stellen sich die ersten<br />

Probleme ein. Die Haushaltsbefragungen des Mikrozensus oder der Einkommens-<br />

und Verbraucherstichprobe wer<strong>den</strong> nur <strong>für</strong> bestimmte Raumordnungsgrößen<br />

veröffentlicht. <strong>Landkreis</strong>e, die nur eine geringe Bevölkerungsanzahl aufweisen,<br />

wer<strong>den</strong> nicht extra in der Statistik ausgewiesen, zum einen aus<br />

datenschutzrechtlichen Grün<strong>den</strong>, zum anderen aufgrund der Höhe des<br />

56 Abgewandelte Darstellung nach Wenzig (2005:35). Wenzig hat in ihrer Darstellung auf S.35 zwar die<br />

neue OECD-Skala angeführt, allerdings sind dort die Werte der alten Berechnung unerklärlicherweise<br />

angeführt. Die „neue“ OECD-Skala bei Wenzig ist die „alte“. Vergleiche zu <strong>den</strong> Werten der neuen<br />

Skala deshalb: Diezinger/Kleffel (2009:226) und die amtliche Sozialberichterstattung: (MAGS)<br />

Ministerium <strong>für</strong> Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen: Sozialberichte NRW<br />

online, Sozialindikatoren NRW: Einkommen und Vermögen: Einkommensarmut: Armutsrisikoschwelle:<br />

EU Konzept.<br />

URL:http://www.mags.nrw.de/sozber/sozialindikatoren_nrw/einkommen_und_vermogen/6_einkommen<br />

sarmut/indikator6_2/index.php [15.07.2010]<br />

26


Standardstichprobenfehlers bei zu geringer Fallzahl. Deshalb muss auch in der<br />

vorliegen<strong>den</strong> Arbeit <strong>für</strong> die Analyse der Einkommensarmut im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> auf die nächst höhere Raumordnungsgröße, das Oberland,<br />

zurückgegriffen wer<strong>den</strong>, da sonst die Validität der Daten nicht gegeben wäre. Leider<br />

kann die relative Einkommensarmut aus diesen Grün<strong>den</strong> nicht extra <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ausgewiesen wer<strong>den</strong>. 57<br />

Die Messung der relativen Armut über das relative Einkommen bringt aber auch<br />

Schwierigkeiten mit sich, insbesondere in der Regionalberichterstattung, bzw. der<br />

Armutsanalyse auf regionaler und kommunaler Ebene. Denn hier stellt sich die<br />

Frage, auf welches Durchschnittseinkommen zurückgegriffen wird. Bezieht man sich<br />

auf <strong>den</strong> Bundes- oder <strong>den</strong> Länderdurchschnitt? Kann man der Armut in einem<br />

<strong>Landkreis</strong> gerecht wer<strong>den</strong> und diese Einkommensarmut vor Ort abbil<strong>den</strong>, wenn das<br />

Haushaltsnettoeinkommen auf kommunaler Ebene mit dem in Bayern verglichen<br />

wird? Eines dürfte klar sein: das durchschnittliche Haushaltseinkommen in einem<br />

<strong>Landkreis</strong> mit einer überwiegend sehr wohlhaben<strong>den</strong> Bevölkerung, ist höher als das<br />

in Gesamtbayern. Somit ist auch die 50% Armutsschwelle in diesem reichen<br />

<strong>Landkreis</strong> höher, als die in Gesamtbayern. Diese Beobachtung lässt sich mit der<br />

Festlegung der Armutsgrenze belegen: verdoppelt sich das<br />

Durchschnittseinkommen der Bevölkerung, ist auch die Armutsschwelle doppelt so<br />

hoch- damit zählen dann Personen als arm, die im herkömmlichen Sinne nicht als<br />

arm gelten und immerhin über 50% des durchschnittlichen Reichtums verfügen.<br />

Auch <strong>für</strong> wirtschaftlich und finanziell schlechter gestellte Länder, in <strong>den</strong>en der<br />

Großteil der Bevölkerung ein Leben in Armut führen muss, ist diese Messmethode<br />

problematisch und nur wenig aussagekräftig. Denn dann ist eine Person erst arm,<br />

wenn sie 50% des ohnehin schon ärmlichen Durchschnittseinkommens zur<br />

Verfügung hat, die anderen, die 100% haben, zählen dann als wohlhabend.<br />

Um dieser Messproblematik aus dem Weg zu gehen, wird in der anschließen<strong>den</strong><br />

Einkommensanalyse in Kapitel 4.2 ausschließlich auf das Äquivalenzeinkommen<br />

und damit auf <strong>den</strong> Median der Region „Oberland“ zurückgegriffen.<br />

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Eindimensionalität der Einkommensarmut. Da nur das<br />

Einkommen erfasst wird, wer<strong>den</strong> soziokulturelle Bereiche und andere Lebenslagen<br />

57 Diese Entscheidung, die Einkommenssituation des gesamten Oberlandes mit einzubeziehen beruht<br />

auch auf Gesprächen mit dem statistischen Landesamt Bayern und dem Geschäftsbereich Statistik der<br />

Information und Technik Nordrhein-Westfalens. Obwohl damit die Einkommensarmut nicht gesondert<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> berechnet wer<strong>den</strong> kann, verfolgt diese Arbeit doch <strong>den</strong><br />

Anspruch ein, ein möglichst umfassendes <strong>Armutsprofil</strong> zu erstellen, weshalb aufgrund der<br />

Datenproblematik lieber das gesamte Oberland mit einbezogen wird, als auf diesen Armutsindikator zu<br />

verzichten. Außerdem sind die <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes sowohl von der Bevölkerungsstruktur, als<br />

auch von wirtschaftlichen und sozialen Aspekten ähnlich, und liegen geografisch nah. Nicht umsonst<br />

wur<strong>den</strong> die 4 <strong>Landkreis</strong>e von amtlicher Seite her als statistische Raumordnungsgröße „Oberland“<br />

zusammengefasst.<br />

27


ausgeschlossen. Deshalb wäre nach Berechnungslogik des relativen<br />

Einkommensbegriffs wohl auch ein Großteil der Stu<strong>den</strong>ten als arm anzusehen,<br />

obwohl niemand diese Personengruppe als arm bezeichnen würde, da sie sowohl<br />

am kulturellen und sozialen Leben teilhaben, als auch eine umfassende Bildung<br />

genießen. Die Armut kann also nicht nur über das Einkommen erfasst wer<strong>den</strong>.<br />

Deshalb wer<strong>den</strong> in der folgen<strong>den</strong> Armutsanalyse auch weitere Armutskonzepte<br />

zugrunde gelegt, die der Mehrdimensionalität der Armut gerechter wer<strong>den</strong>.<br />

Trotz diesen Kritikpunkten wird im folgen<strong>den</strong> <strong>Armutsprofil</strong> auf die relative<br />

Einkommensarmut zurückgegriffen, da zum einen diese Vorgehensweise auf<br />

internationaler (EU-) Ebene, als auch auf nationaler Ebene 58 und in <strong>den</strong><br />

Armutsberichten der Länder und Kommunen 59 Usus ist, und zum anderen die<br />

Einkommensarmut, neben <strong>den</strong> Lebenslagen, <strong>für</strong> die Abbildung der Armut im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> essentiell ist.<br />

Im Ressourcentheoretischen Konzept wer<strong>den</strong> die Armutsgrenzen entweder durch<br />

einen politischen Standard oder einen Wissenschaftsstandard festgelegt. In bei<strong>den</strong><br />

Vorgehensweisen wird als einziger Indikator meist auf das Einkommen<br />

zurückgegriffen, entweder als Bedarfsgrenze <strong>für</strong> die Sozialhilfe oder als<br />

bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen. Beide beinhalten Probleme, eines<br />

teilen sie: um die Armut zu messen, wird nur die monetäre Ressource Einkommen<br />

mit einbezogen. Deshalb wird dieser Methodik oftmals Eindimensionalität<br />

vorgeworfen, da sie nur einen Aspekt der Armut beleuchtet. Nichtmonetäre<br />

Bereiche, wie Bildung, Wohnraum oder Gesundheit hingegen ausblendet. Armut<br />

bedeutet aber mehr als das Fehlen von Geld. Allein die monetären Ressourcen<br />

eines Haushaltes können dessen Fähigkeiten und Möglichkeiten, ein<br />

menschenwürdiges Leben zu führen nicht ausreichend klären. Auch wenn in<br />

Wohlstandsgesellschaften viele Bedürfnisse finanziell befriedigt wer<strong>den</strong> können, so<br />

bedeutet es nicht unbedingt, dass das Einkommen auch <strong>für</strong> die Befriedigung von<br />

Grundbedürfnissen ausgegeben wird.<br />

Der Ressourcenansatz greift also vornehmlich auf die Einkommenssituation der<br />

Haushalte zurück, um Armut zu messen. Natürlich kann man dieser<br />

Vorgehensweise Eindimensionalität vorwerfen und dass die alleinige Betrachtung<br />

des Einkommens nicht ausreicht, um der Mehrdimensionalität von Armut gerecht zu<br />

wer<strong>den</strong> – Armut bedeutet, wie bereits geklärt - mehr als ein Fehlen an monetären<br />

58 Auch in <strong>den</strong> Armuts- und Reichtumsberichten der Bundesregierung wird dieses Konzept verwendet<br />

59 Ebenso ist diese Vorgehensweise in <strong>den</strong> Armutsberichten der Bayerischen Staatsregierung von<br />

Bedeutung. Der Münchner Armutsbericht verfolgt auch dieses Armutskonzept.<br />

28


Mitteln. Armut geht nicht selten mit Stigmatisierung und Exklusion einher. Die<br />

Unmöglichkeit der sozialen Teilhabe wirkt einem Leben in Menschenwürde<br />

entgegen. Und doch erweist sich das Ressourcenkonzept- gestützt auf die<br />

Einkommensarmut- als ergiebig in der Forschung, da es gut angelegte<br />

Datenbanken zur Einkommensverteilung und zum Sozialhilfebezug in der<br />

Bundesrepublik gibt und diese Vorgehensweise <strong>den</strong> Erhebungszeitraum als auch<br />

<strong>den</strong> Kosten entgegenkommt. Zum anderen lassen sich die Daten und Zahlen<br />

sowohl national als auch auf internationaler Ebene gut vergleichen (EU - OECD).<br />

Beide Armutsgrenzen- die des Sozialhilfebezugs und die des<br />

Nettoäquivalenzeinkommens- können auch auf regionaler Ebene abgebildet<br />

wer<strong>den</strong>. Trotzdem fordert ein weitreichendes Armutsverständnis auch eine<br />

umfassende Armutsmessung, weshalb der ressourcentheoretische Ansatz mit<br />

anderen relativen Armutskonzepten, wie der der Lebenslage und der relativen<br />

Deprivation verknüpft wer<strong>den</strong>. Diese wer<strong>den</strong> nachfolgend erläutert.<br />

2.2 Der Lebenslagenansatz<br />

Um dieser Eindimensionalität des ressourcentheoretischen Konzepts zu entgehen,<br />

wird in der Armutsberichterstattung zunehmend auf <strong>den</strong> Lebenslagenansatz<br />

zurückgegriffen, um die relative Armut zu bestimmen. 60 Die Armut als Lebenslage ist<br />

ein mehrdimensionales Konzept, da sie die gesamte Lebenslage der Personen<br />

betrachtet. Es entstand aus der Kritik am eindimensionalen<br />

Einkommensarmutskonzept, welches Armut nur einseitig, aufgrund des (fehlen<strong>den</strong>)<br />

Einkommens beleuchtet.<br />

Von Armut wird in dem Zusammenhang des Lebenslagenkonzepts gesprochen,<br />

wenn eine Person in mindestens zwei Lebensbereichen Unterversorgungen<br />

erduldet (erdul<strong>den</strong> muss). 61<br />

Im deutschsprachigen Raum geht dieses Armutskonzept auf Gerhard Weiser<br />

zurück, der die Lebenslage als Spielraum bezeichnet, „der einem Menschen die<br />

äußeren Umstände nachhaltig <strong>für</strong> die Befriedigung der Interessen bietet, die <strong>den</strong><br />

Sinn des Lebens bestimmen“ 62 .<br />

Der Lebenslagenansatz ist deshalb mehrdimensional, weil er sowohl ökonomische<br />

(materielle) Dimensionen, wie Einkommen, als auch immaterielle Dimensionen, wie<br />

60 Exemplarisch da<strong>für</strong> sei der 1. Armutsbericht der Bundesregierung genannt, der bereits im Titel<br />

verdeutlicht, nach welchem Konzept vorgegangen wird: „Lebenslagen in Deutschland“.<br />

61 Vgl. hierzu Wenzig (2005:43).<br />

62 Vgl. Weiser 1956, zitiert nach Wenzig (2005:42). Leider konnte die Originalliteratur nicht bezogen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

29


Bildung, Wohnen und Gesundheit, umfasst. 63 Der Fokus liegt also nicht allein auf<br />

der monetären (Unter-) Versorgung, sondern auf der Gesamtsituation der<br />

Versorgung und <strong>den</strong> daraus resultieren<strong>den</strong> Handlungsmöglichkeiten von Menschen.<br />

Dabei wer<strong>den</strong> sowohl das Einkommen, als auch Wohnraum, Arbeit, Integration und<br />

Bildung, u.a., mit berücksichtigt. 64<br />

Um Armut zu messen, muss zuerst festgelegt wer<strong>den</strong>, welche relevanten Lebens-<br />

und Versorgungsbereiche betrachtet wer<strong>den</strong>. Innerhalb des Lebenslagenansatzes<br />

ist die Betrachtung von Wohnraum, Arbeit, Bildung, Einkommen, Gesundheit, sowie<br />

die gesellschaftliche Integration und Teilhabe die gängigste Betrachtungsweise. In<br />

einem nächsten Schritt wer<strong>den</strong> Indikatoren gebildet, um die Lage zu erfassen.<br />

Hierzu müssen Schwellen festgelegt wer<strong>den</strong>, ab wann von Unterversorgung<br />

gesprochen wird. So wird der Lebensbereich Einkommen durch <strong>den</strong> Indikator des<br />

Haushaltsnettoeinkommens untersucht. Eine Unterversorgung liegt vor, wenn der<br />

Haushalt die 50%-Einkommensarmutsgrenze unterschreitet. Der Lebensbereich<br />

Wohnen wird durch <strong>den</strong> Indikator der Wohnraumversorgung abgebildet. Hier spricht<br />

man von Unterversorgung, wenn einem Haushaltsmitglied weniger als ein Raum zur<br />

Verfügung steht. 65 Kumulieren sich die Unterversorgungen in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Lebensbereichen, so kann man von Armut sprechen. Die Unterversorgung in nur<br />

einem Bereich kann durch die normale Versorgung in einer anderen Lebenslage<br />

ausgeglichen wer<strong>den</strong>. 66<br />

Das Konzept der Armut als Lebenslage ist umfassender als das der relativen<br />

Einkommensarmut und bietet daher eine angemessenere Sicht auf Armut, es wird<br />

der Mehrdimensionalität von Armut gerechter, da es nicht nur monetäre Bereiche<br />

der Armut in <strong>den</strong> Blickwinkel nimmt. Allerdings ist es ein sehr aufwendiges Konzept,<br />

dessen Operationalisierung sowohl zeitaufwendig als auch nur schwer realisierbar<br />

ist, da <strong>für</strong> je<strong>den</strong> Lebensbereich Armutsschwellen definiert und festgelegt wer<strong>den</strong><br />

müssen. Bisher gibt es keine allgemeingültige Vorgehensweise und die Methodik ist<br />

nicht nur komplex, sondern auch kompliziert, weshalb der Lebenslagenansatz in der<br />

Praxis wenig Verwendung findet. 67<br />

In der folgen<strong>den</strong> Armutsanalyse <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> wird das<br />

Ressourcenkonzept mit dem der Lebenslage verknüpft. Wobei <strong>für</strong> die Lebenslage<br />

nicht extra Armutsschwellen gebildet wer<strong>den</strong> können. Dies liegt sowohl an<br />

mangeln<strong>den</strong> Daten auf <strong>Landkreis</strong>ebene, als auch an Zeitgrün<strong>den</strong> und dem Umfang<br />

63<br />

Vgl. Wenzig (2005:42).<br />

64<br />

Vgl. Hradil (2005:244).<br />

65<br />

Vgl. Wenzig (2005:42f, insbesondere die Übersicht 2.4. zur Messung von Armut).<br />

66<br />

Vgl. ebd.: 43.<br />

67<br />

Vgl. Wenzig (2005:44) und Hradil (2005:244).<br />

30


dieser Arbeit. Vielmehr wer<strong>den</strong> die zentralen Lebensbereiche aufgezeigt und dabei<br />

auf etwaige Unterversorgungen oder Armutsrisiken hingewiesen. Es soll ein Abbild<br />

der sozialen Lage und deren möglichen Unterversorgungsaspekte aufgezeigt<br />

wer<strong>den</strong>. 68<br />

2.3 Armut als relative Deprivation<br />

Peter Townsend ist der Begründer dieses wissenschaftlichen Armutskonzepts. Es<br />

geht zurück auf Townsend Veröffentlichung „The Concept of Poverty“ aus dem Jahr<br />

1970. Darin definiert er Armut wie folgt: als arm zählen alle Personen, die nicht über<br />

ausreichend Grundlagen verfügen, um sich zu ernähren, sozial teilzuhaben und<br />

deren Lebensbedingungen und –qualitäten unter <strong>den</strong>en liegen, die in der jeweiligen<br />

Gesellschaft zu der entsprechen<strong>den</strong> Zeit als notwendig oder üblich anerkannt<br />

wer<strong>den</strong>. 69 Das Ziel war es, die Benachteiligungen aufgrund von soziostrukturellen<br />

Ungleichheiten zu konkretisieren. Dabei ging es nicht nur um monetäre Ressourcen.<br />

Um Armut zu messen, entwickelte Townsend einen Deprivationsindex. Darunter<br />

fasste er alle Kriterien zusammen, die zur Ausgrenzung führen können. Dieser<br />

Deprivationsindex wird durch Kategorien wie Nahrung, Kleidung, Wohnen,<br />

Gesundheit, Arbeit, u. a. gebildet. 70<br />

Als arm wer<strong>den</strong> dann Personen bezeichnet, die in mehreren dieser<br />

Kategorien/Dimensionen Deprivationen aufweisen. Dieses Konzept betrachtet „in<br />

direkter Weise die Ausstattung von Haushalten mit Gütern und Dienstleistungen<br />

(…), um <strong>den</strong> Lebensstandard von Haushalten zu bestimmen“ 71 . Es unterscheidet<br />

sich dahingehend vom Lebenslagenkonzept, da hier anhand von Interviews<br />

herausgefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> soll, ob Haushalte über bspw. Konsumgegenstände<br />

verfügen, oder nicht, und aus welchen Grün<strong>den</strong>. Es ist ein sehr aufwändiger und<br />

umfassender Ansatz, der eine verfeinerte Erfassung von Armut und<br />

Lebenssituationen erlaubt. 72 Dieser Ansatz ermöglicht die Analyse der Armut aus<br />

subjektiver Sicht (was empfinde ich als notwendig/ wann fühle ich mich<br />

ausgeschlossen und arm? Welche Gegenstände benötige ich im Haushalt, um dazu<br />

zugehören?) und aus objektiver Sicht (was erachtet eine Gesellschaft als<br />

notwendig? Ab wann zählt man zu <strong>den</strong> Armen?). 73<br />

68<br />

Zur genaueren Bestimmung der Vorgehensweise dieser Arbeit siehe Kapitel 3.<br />

69<br />

Vgl. Dietz (1997:98).<br />

70<br />

Vgl. ebd.:99.<br />

71<br />

Zitiert nach Rössel (2009:254).<br />

72<br />

Vgl. ebd.:255.<br />

73<br />

Vgl. hierzu <strong>den</strong> Befragungskatalog zur Messung der Armut im Deprivationskonzeptuellen<br />

Verständnis von Armut. Rössel (2009: 255) und das Beispiel dazu auf Seite 254.<br />

31


Die Armut als relative Deprivation gilt als Wegbereiter des im deutschsprachigen<br />

Raum bekannten Lebenslagenkonzepts. 74 Da im vorigen Teil der<br />

Lebenslagenansatz umfassend dargestellt wurde, wird auf eine ausführliche<br />

Erklärung des Deprivationsansatzes aus Zeit- und Platzgrün<strong>den</strong> verzichtet, der<br />

Vollständigkeit halber sollte er doch genannt wer<strong>den</strong>. Die Armutsschwellen der<br />

relativen Deprivation sind noch schwieriger zu bil<strong>den</strong>, als die der Lebenslage, da<br />

neben objektivierbaren Grenzen auch die subjektive Sicht auf Armut beschrieben<br />

wer<strong>den</strong> sollte. Standardisierte Fragebögen müssten hierzu an die Haushalte des<br />

<strong>Landkreis</strong>es verteilt wer<strong>den</strong>. Dies ist nicht Teil der vorliegen<strong>den</strong> Arbeit, da im<br />

Vordergrund steht, ein <strong>Armutsprofil</strong> zu erstellen, nicht aber das subjektive<br />

Armutsbefin<strong>den</strong> der <strong>Landkreis</strong>bewohner zu analysieren. Zudem wird sich die<br />

folgende Armutsanalyse des Kreises <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> auf das<br />

ressourcentheoretische Armutsverständnis und <strong>den</strong> Lebenslagenansatz<br />

beschränken und diese durch Sekundäranalysen der amtlichen Statistiken<br />

untersuchen.<br />

Das relative Armutskonzept ist also ein sehr breit angelegtes Konzept, das sowohl<br />

materielle Aspekte erfasst (relative Einkommensarmut) als auch kulturelle und<br />

soziale Mittel (Lebenslagenansatz) in die Betrachtung der Armut mit einbezieht. Die<br />

Perspektive wird nicht nur auf die Bereitstellung der Ressourcen gelenkt, sondern<br />

auch auf die direkte Messung der faktischen Lebensweise, was <strong>den</strong><br />

Zusammenhang zum Konzept der Lebenslage verdeutlicht. 75 Das relative<br />

Armutsverständnis wird der Mehrdimensionalität von Armut und ihrer Kontextualität<br />

gerechter als die absolute Armut. Armut ist mehr als der Mangel an Geld. Dieses<br />

gesellschaftliche Phänomen wirkt sich auch auf die soziale Teilhabe aus und führt<br />

nicht selten zur Exklusion. Deshalb kann Armut auch nur durch relative<br />

Armutskonzepte, insbesondere der der Lebenslage und des<br />

ressourcentheoretischen Ansatzes abgebildet wer<strong>den</strong>. Die vorliegende Arbeit folgt<br />

diesen bei<strong>den</strong> Konzepten.<br />

Die genaue Vorgehensweise wird im nun folgen<strong>den</strong> Kapitel erläutert.<br />

74 Vgl. Dietz (1997:104).<br />

75 Vgl. Hanesch et al. (2000:50).<br />

32


3. Vorgehensweise<br />

Es gibt eine Fülle an Armutsdefinitionen innerhalb der Sozialwissenschaften und der<br />

Armutsforschung. Sie alle sind mit Werturteilen behaftet und verfolgen<br />

unterschiedliche Interessen.<br />

Die vorliegende Arbeit folgt einem weit gefassten Verständnis von Armut, da wie<br />

bereits dargestellt, Armut mehr bedeutet, als der Mangel an monetären Ressourcen.<br />

Armut ist mehr als eine ökonomisch-materielle Unterversorgung und äußert sich im<br />

sozialen und kulturellen Leben. Oftmals führt ein Leben in Armut zu<br />

Chancenungleichheiten und zur Exklusion vom gesellschaftlichen Leben. Menschen<br />

in Armut müssen nicht selten mit Stigmatisierungen und Vorurteilen leben und<br />

erfahren dadurch eine psychische Belastung.<br />

Um diesem mehrdimensionalen Erscheinungsbild der Armut gerecht zu wer<strong>den</strong>,<br />

wird sich die Vorgehensweise dieses Berichts am Konzept der relativen Armut<br />

orientieren und dabei sowohl ressourcentheoretische Ansätze der<br />

Einkommensarmut, als auch das Konzept der Lebenslage aufgreifen. Desweiteren<br />

wer<strong>den</strong> Indikatoren herangezogen, die auf <strong>den</strong> ersten Blick nicht unweigerlich einen<br />

kausalen Zusammenhang zur Armut herstellen, diese aber begünstigen können,<br />

bzw. das Armutsrisiko erhöhen.<br />

In diesem Kapitel wird die Vorgehensweise <strong>für</strong> die Erstellung des <strong>Armutsprofil</strong>s<br />

detailliert dargestellt. Ebenso wer<strong>den</strong> die <strong>für</strong> die Analyse herangezogenen<br />

Datenquellen erläutert und auf etwaige Probleme in der Bearbeitung eingegangen.<br />

Zunächst soll ein kurzer Überblick Aufschluss darüber geben, wieso bestimmte<br />

Messkonzepte und Indikatoren <strong>für</strong> die Armutsanalyse herangezogen wur<strong>den</strong>.<br />

Wie im ersten Kapitel ausführlich begründet, orientiert sich diese Armutsanalyse an<br />

<strong>den</strong> Konzepten der relativen Armut. Dabei wird die Armut im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> sowohl über die Einkommensarmut als auch über das Konzept der<br />

Lebenslage gemessen und abgebildet.<br />

Da in hochentwickelten, marktwirtschaftlich organisierten Staaten davon<br />

ausgegangen wer<strong>den</strong> kann, dass die meisten Bedürfnisse über das Einkommen<br />

befriedigt wer<strong>den</strong> können, wird zuerst die Armut über das Einkommen gemessen.<br />

Hierzu wird in Kapitel 4 zunächst auf das ressourcentheoretische Konzept der<br />

Einkommensarmut zurückgegriffen. Der Armutsindikator in diesem Kapitel ist also<br />

das (relative) Einkommen. Das Armutspotenzial wird zum einen über die Empfänger<br />

von Grundsicherungsleistungen nach dem zweiten und zwölften Sozialgesetzbuch<br />

(bekämpfte Armut) abgebildet, zum anderen erfolgt die Darstellung der<br />

Einkommensarmut über die relative Einkommensarmut anhand der<br />

33


Nettoäquivalenzverteilung der Haushalte im Oberland 76 . Damit wird sowohl der<br />

politische Ansatz (bekämpfte Armut) als auch der Wissenschaftsstandard<br />

(Nettoäquivalenzverteilung) berücksichtigt.<br />

Der Empfängerkreis von Grundsicherungsleistungen wird hinsichtlich strukturellen<br />

und soziodemographischen Merkmalen untersucht, um abzubil<strong>den</strong>, welche<br />

Bevölkerungsgruppen insbesondere von staatlichen Transferzahlungen der<br />

Grundsicherung abhängig sind.<br />

Für die Messung der relativen Einkommensarmut kann nur auf die Auswertung des<br />

Nettoäquivalenzeinkommens des gesamten Oberlandes zurückgegriffen wer<strong>den</strong>, da<br />

die amtliche Berichterstattung und die öffentlichen Datenbanken die<br />

Einkommensarmut auf <strong>Landkreis</strong>ebene nicht abbil<strong>den</strong> können. Zum einen ist die<br />

Fallzahl/Stichprobe zu niedrig, so dass der Standardstichprobenfehler zu hoch wäre,<br />

zum anderen ist dann die Validität der Daten nicht mehr gegeben. Da die<br />

<strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes sich sowohl strukturell als auch soziodemographisch<br />

ähnlich sind, wird nicht darauf verzichtet, ein umfassendes <strong>Armutsprofil</strong> anhand des<br />

Nettoäquivalenzeinkommens zu erhalten. Durch die Abbildung der (relativen)<br />

Einkommensarmut ist eine erste Beurteilung über die Armut im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> möglich.<br />

Um ein möglichst umfassendes <strong>Armutsprofil</strong> zu erstellen, ist es nötig, in einem<br />

zweiten Schritt bestimmte Armutsrisiken zu beleuchten. Kapitel 5 behandelt<br />

ausgewählte potenzielle Armutsrisiken des <strong>Landkreis</strong>es, vom Indikator Einkommen,<br />

über die Erwerbstätigkeit, bis hin zu der Arbeitslosigkeit. Im Mittelpunkt des Kapitels<br />

5 steht die Frage, welche Indikatoren die Armut im Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

begünstigen, beziehungsweise welche Faktoren in welcher Stärke ein Armutsrisiko<br />

darstellen. Da die relative Einkommensarmut im Kapitel 4 nur <strong>für</strong> das Oberland<br />

abgebildet wer<strong>den</strong> kann, wird in Kapitel 5 die Einkommenssituation auf<br />

<strong>Landkreis</strong>ebene über die Kaufkraftverteilung und das verfügbare Einkommen<br />

abgebildet wer<strong>den</strong>. Insbesondere der Indikator „Einkommen“ steht im Mittelpunkt<br />

des Kapitels 5, da zu niedriges Einkommen oftmals zu prekären Situationen <strong>für</strong><br />

Haushalte und Familien führen kann.<br />

Um ein umfassendes Abbild der Armut zu erhalten und um der Mehrdimensionalität<br />

von Armut gerecht zu wer<strong>den</strong>, stellt Kapitel 6 die zentralen Lebensbereiche Bildung,<br />

Wohnen und Gesundheit dar und geht zugleich auf die Personengruppen Familien<br />

und ältere Menschen ein. Hier wer<strong>den</strong> die Lebenslagen beleuchtet, die ein gewisses<br />

Armutsrisiko in sich tragen, beziehungsweise Armut begünstigen. Es können in<br />

76 Die Raumordnungsregion „Oberland“ setzt sich aus <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>en <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

(GAP), Bad Tölz-Wolfratshausen (TÖL), Weilheim-Schongau (WM) und Miesbach(MB) zusammen.<br />

34


dieser Arbeit <strong>für</strong> die einzelnen Lebenslagen keine eigenen Armutsschwellen gebildet<br />

wer<strong>den</strong>, vielmehr soll ein Abbild der sozialen Lage im <strong>Landkreis</strong> gezeichnet wer<strong>den</strong>.<br />

Ziel des Kapitels 6 ist es deswegen, die zentralen Lebensbereiche hinsichtlich ihres<br />

Armutspotenzials zu beleuchten und dabei die ausgewählten Personengruppen mit<br />

einzubin<strong>den</strong>.<br />

Da Armut oftmals zu gesellschaftlicher Ausgrenzung führt und dieser Personenkreis<br />

von soziokulturellen Angeboten ausgeschlossen sein kann, wird abschließend<br />

aufgezeigt, welche staatlichen, kommunalen und wohlfahrtverbandlichen<br />

Maßnahmen angeboten wer<strong>den</strong>, um einkommensschwache Familien, Haushalte<br />

und Personen zu unterstützen und sie in die Gesellschaft zu inkludieren. Deshalb<br />

wer<strong>den</strong> im abschließen<strong>den</strong> Ergebnisteil dieser Arbeit Aspekte der reaktiven und<br />

präventiven Armutsbekämpfung aufgezeigt. Diese sind sowohl staatlicher und<br />

kommunaler als auch wohlfahrtverbandlicher Natur. (Kapitel 7)<br />

Im letzten Teil der vorliegen<strong>den</strong> Arbeit wird ein abschließendes Fazit aus <strong>den</strong><br />

Ergebnissen gezogen und daraus ableitend zukünftige Anforderungen an <strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong>, die Politik und Wohlfahrtsverbände gestellt.<br />

Die Breite des Ansatzes stellte in der Bearbeitung große Herausforderungen dar:<br />

Um die Vielfalt und Mehrdimensionalität der Armut im <strong>Landkreis</strong> einzufangen und<br />

die Armutsrisiken abzubil<strong>den</strong>, wurde <strong>für</strong> die Bearbeitung weitestgehend auf die<br />

aktuellen Daten der offiziellen amtlichen Statistik zurückgegriffen. Diese sind die<br />

Regionaldatenbanken der statistischen Ämter des Bundes und der Länder<br />

(Regionaldatenbank), die Datenbanken des Bayerischen Landesamtes <strong>für</strong> Statistik<br />

und Datenverarbeitung. Ebenso hilfreich waren interaktive Karten der amtlichen<br />

Statistik. Die Statistiken wiesen nicht immer alle erforderlichen Daten, Indikatoren<br />

und Merkmale auf, weshalb kostenpflichtige Sonderauswertungen bestellt wer<strong>den</strong><br />

mussten.<br />

Leider konnte die Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit nicht alle benötigten Zahlen<br />

und Merkmale ausweisen, weshalb hier ebenfalls Sonderauswertungen beantragt<br />

wer<strong>den</strong> mussten. Diese Daten sind nicht öffentlich zugänglich, allerdings können<br />

alle verwendeten Statistiken im Anhang dieser Arbeit eingesehen wer<strong>den</strong>.<br />

Eine weitere Problematik ergab sich aus der regionalen Gliederung der Daten -<br />

Kreisdaten stehen nicht zu jedem Thema in jeder staatlichen Statistik zur Verfügung<br />

oder wer<strong>den</strong> nicht von jeder Institution und Behörde auf Kreisebene erhoben. So<br />

bildet beispielsweise der Mikrozensus als kleinste regionale Ebene das Oberland<br />

ab, nicht aber <strong>den</strong> einzelnen <strong>Landkreis</strong>.<br />

35


Zudem weisen nicht alle Statistiken die <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bericht benötigten thematischen<br />

Schwerpunkte auf (v.a. im Bereich der Gesundheit und Personengruppen), was die<br />

Bearbeitung gerade im Bereich der Lebenslage erheblich erschwerte.<br />

Einige Indikatoren, wie die Einkommensverteilung oder die Kaufkraftverteilung,<br />

konnten nur mit Hilfe von Daten der Marktforschung oder Wirtschafts- und<br />

Kreditinstitute bezogen wer<strong>den</strong>, da diese auf <strong>Landkreis</strong>ebene wegen der geringen<br />

Stichprobenanzahl und der eingeschränkten Validität nicht veröffentlicht und<br />

herausgegeben wer<strong>den</strong>. 77<br />

Bei manchen Indikatoren wur<strong>den</strong> Vergleiche zu <strong>Landkreis</strong>en des Oberlandes<br />

gezogen, da diese <strong>Landkreis</strong>e zusammen die amtliche Raumordnungsgröße<br />

„Oberland“ darstellen und sie sich durch Ähnlichkeiten ihrer wirtschaftlichen,<br />

demographischen und geographischen Struktur auszeichnen, aber wie dargestellt<br />

wer<strong>den</strong> wird, in vielen Punkten auch deutlich unterschei<strong>den</strong> und divergieren.<br />

Hintergedanke der <strong>Landkreis</strong> Gegenüberstellung ist es, die Ergebnisse im Raum<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> durch <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>vergleich besser abwägen und<br />

einschätzen zu können. Desweiteren wur<strong>den</strong> Werte des <strong>Landkreis</strong>es mit<br />

Bayerndurchschnitten des 2. Bayerischen Sozialberichts verglichen, um eventuelle<br />

Ähnlichkeiten und Abweichungen zwischen <strong>den</strong> Ergebnissen des Sozialberichts und<br />

der nachfolgen<strong>den</strong> Armutsanalyse darzustellen.<br />

Das Armutspotenzial aufgrund des wissenschaftlichen Standards konnte nur <strong>für</strong> die<br />

Raumordnungsgröße des Oberlandes abgebildet wer<strong>den</strong>, da der Mikrozensus nur<br />

diese Region ausweist und es bei einer alleinigen statistischen Auswertung des<br />

Kreises aufgrund der geringen Stichprobenanzahl zu Ungenauigkeiten des<br />

Datenmaterials gekommen wäre. 78<br />

Primärerhebungen konnten wegen zeitlichen und finanziellen Grün<strong>den</strong> nicht<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>, sind aber <strong>für</strong> eine eventuelle fortlaufende Berichterstattung<br />

sehr zu empfehlen, insbesondere auf Grund der mangeln<strong>den</strong> Daten in <strong>den</strong><br />

Lebenslagenbereichen. Diese vorliegende Arbeit kann Armut nur durch<br />

Sekundäranalysen der amtlichen Datenbanken und der Statistiken der<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit darstellen.<br />

Die Aktualität der Daten ist ein wichtiges Kriterium des Berichts, da die momentane<br />

Situation im <strong>Landkreis</strong> abgebildet wer<strong>den</strong> soll. Allerdings unterliegen einige Daten<br />

gewissen Einschränkungen (Datenschutz) oder wer<strong>den</strong> nicht jährlich erhoben, bzw.<br />

77 Gesellschaft <strong>für</strong> Konsumforschung: Verteilung des Haushaltsnettoeinkommens.<br />

Kreissparkasse <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Verteilung der Kaufkraft.<br />

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft: <strong>Landkreis</strong>-Ranking anhand diverser Indikatoren.<br />

78 Aufgrund des Standardfehlers bei zu geringer Stichprobe ist die Validität der Daten nicht<br />

gewährleistet.<br />

36


stan<strong>den</strong> zum Bearbeitungszeitraum (noch) nicht bereit. Ebenso wer<strong>den</strong> gewisse<br />

Daten (Pflegestatistik, alle 2 Jahre) nur in bestimmten zeitlichen Abstän<strong>den</strong><br />

erhoben.<br />

Der Internetauftritt des Bayerischen Landesamtes <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung wurde im Juni komplett umgestellt, sodass einige in diesem<br />

Bericht verwendeten Daten der Bayerischen Landesämter nicht mehr online<br />

auffindbar sind, diese befin<strong>den</strong> sich aber zur Einsicht im Anhang.<br />

Diese Anmerkungen sollen die im Bericht dargestellten Ergebnisse aufgrund<br />

unterschiedlicher Datengrundlage und Jahreszahlen verdeutlichen und eine<br />

Erklärung da<strong>für</strong> sein, warum nicht alle zu Beginn der Arbeit gewünschten und<br />

wünschenswerten Themen und Indikatoren der Armut behandelt wer<strong>den</strong> konnten. 79<br />

Aufgrund fehlender amtlicher Daten auf Kreisebene war es leider nicht möglich, bei<br />

einigen Fragen und Punkten im Bericht einen direkten Zusammenhang zur Armut<br />

herstellen zu können oder gar auf Kausalität zu schließen. Dies war vor allem im<br />

Bereich der Bildung (Qualifikationsniveau der Eltern, Übertrittsverhalten der Kinder)<br />

und der Gesundheit (Zusammenhang zwischen Einkommen und Krankheit) leider<br />

nicht möglich. Ebenso mangelt es an aussagekräftigen amtlichen Daten zu <strong>den</strong><br />

Personengruppen, die Aussagen über Korrelationen zur Armut erlauben wür<strong>den</strong>. In<br />

diesen Fällen wird die allgemeine soziale und wirtschaftliche Lage derjenigen<br />

dargestellt, da diese Aspekte ein Armutsrisiko darstellen, bzw. es verhindern<br />

können.<br />

Die vorliegende Arbeit kann die Armut und ihre Facetten im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> nicht vollständig abbil<strong>den</strong>, und hat auch nicht diesen Anspruch.<br />

Vielmehr soll das Armutspotenzial des <strong>Landkreis</strong>es aufgezeigt und dabei<br />

herausgearbeitet wer<strong>den</strong>, wie sich Armut im <strong>Landkreis</strong> bemerkbar macht, was sie<br />

auszeichnet und gegebenenfalls spezifiziert. Desweiteren steht im Vordergrund, die<br />

soziale Lage des <strong>Landkreis</strong>es im Bezug zur Armut abzubil<strong>den</strong>, um zu analysieren,<br />

welche Indikatoren ein Armutspotenzial aufweisen. So soll ein umfassendes<br />

<strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> erstellt wer<strong>den</strong>.<br />

79 Dies betrifft insbesondere die Lebenslagenbereiche und Personengruppen. Beispielsweise wäre ein<br />

Zusammenhang zwischen Einkommen und Gesundheit ein interessantes Bearbeitungsziel. Da<strong>für</strong><br />

müssten aber Primärerhebungen erstellt wer<strong>den</strong>. Letztendlich wäre es Aufgabe einer eigenständigen<br />

Arbeit, nur zum Thema Armut und Gesundheit.<br />

37


Ergebnisse<br />

4. Umfang der Einkommensarmut im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong><br />

Um das Armutspotenzial im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> abzubil<strong>den</strong>, wird<br />

zunächst die monetäre Armut im <strong>Landkreis</strong> analysiert. Hierzu erfolgt die Messung<br />

über die Indikatoren der bekämpften Armut (Empfänger von<br />

Grundsicherungsleistungen nach dem Zwölften und Zweiten Buch<br />

Sozialgesetzbuch) und über die Verteilung des Nettoäquivalenzeinkommens<br />

(Armutsgefährdungsquoten und Armutsschwellen). Die Messung der Armut anhand<br />

des Einkommens ist gängige Praxis in der Armutsberichterstattung und erlaubt eine<br />

umfassende Einschätzung des Armutspotenzials durch fehlende oder zu niedrige<br />

monetäre Ressourcen.<br />

4.1 Bekämpfte Armut<br />

Zu der Personengruppe der bekämpften Armut zählen alle Personen, die<br />

Transferzahlungen zur Grundsicherung vom Amt erhalten. Damit bietet die soziale<br />

Grundsicherung all <strong>den</strong>jenigen Hilfeleistungen, die selbst nicht in der Lage sind,<br />

ihren Lebensunterhalt aus eigenem Einkommen und Vermögen zu bestreiten, oder<br />

sich in besonderen Notlagen selbst nicht helfen können. 80 Durch die<br />

Mindestsicherung wird <strong>den</strong> Empfängern zumindest ein Leben am kulturellen<br />

Existenzminimum gewährt.<br />

Ohne <strong>den</strong> Bezug der Grundsicherung müssten diese Personen ein Leben unterhalb<br />

des soziokulturellen Existenzminimums führen. Damit wäre weder ein<br />

menschenwürdiges Leben noch die soziale Teilhabe gewährleistet. Da sich die<br />

Empfänger von Grundsicherungsleistungen beim jeweiligen Amt mel<strong>den</strong> müssen,<br />

wird ihre Notlage behördlich wahrgenommen. Durch die Mindestsicherung wird<br />

versucht, Armut zu verhindern. Wobei hier zu beachten ist, dass nicht alle<br />

leistungsberechtigten Personen Grundsicherung einfordern - sei es aus Scham,<br />

Unwissenheit oder falsch verstan<strong>den</strong>em Stolz (Dunkelziffer der Armut/verdeckte<br />

Armut) 81 , weshalb nicht alle Bedürftigen behördlich erfasst wer<strong>den</strong> können und<br />

damit auch in <strong>den</strong> Statistiken der Grundsicherungsempfänger nach SGB II und SGB<br />

80 Vgl. Lampert/ Althammer (2007:351).<br />

81 Vgl. Wenzig (2005:39 f).<br />

38


XII auftauchen. Die Armutsforschung geht von einer Dunkelziffer zwischen 50% und<br />

100% aus.<br />

Im Folgen<strong>den</strong> wird das Armutspotential der bekämpften Armut im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> anhand zweier Indikatoren gemessen- <strong>den</strong> Empfängern<br />

nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (im Folgen<strong>den</strong> als SGB XII abgekürzt)<br />

und <strong>den</strong> Leistungsbeziehern im Rechtskreis des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch<br />

(SGB II). Diese Rechtskreise bil<strong>den</strong> die gesetzliche Grundlage der Grundsicherung.<br />

4.1.1 Empfängerkreis von Grundsicherungsleitungen nach dem<br />

zwölften Sozialgesetzbuch (SGB XII)<br />

Die Aufgabe der Sozialhilfe ist es nicht nur, <strong>den</strong> Mindestbedarf abzudecken,<br />

sondern <strong>den</strong> Leistungsberechtigten die Führung eines menschenwürdigen Lebens<br />

zu ermöglichen. 82 Sozialhilfe können alle Personen beziehen, die als nicht<br />

erwerbsfähig gelten und die nicht mit einem Empfänger von SGB II Leistungen in<br />

einer Bedarfsgemeinschaft zusammen leben.<br />

Die Empfängerkreise wer<strong>den</strong> durch verschie<strong>den</strong>e Kapitel des SGB XII 83 geregelt:<br />

� Hilfe zum Lebensunterhalt (Kapitel 3)<br />

� Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Kapitel 4)<br />

� Hilfe in besonderen Lagen (Kapitel 5-9). Darunter fallen unter anderen die<br />

Hilfe zur Pflege (Kapitel 7) und die Hilfe <strong>für</strong> behinderte Menschen (Kapitel 6)<br />

Die Leistungen wer<strong>den</strong> in Regelsätzen gewährt. 84<br />

Der Träger der Mindestsicherung ist der Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> selbst, wobei<br />

es Ausnahmen gibt, die im Landesrecht geregelt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Einkommensgrenze, um Sozialhilfe beanspruchen zu können, liegt zwischen<br />

40% und 50% des durchschnittlichen Haushaltsnettoäquivalenzeinkommens. 85<br />

Diese Grenze sollte insofern be<strong>den</strong>klich erscheinen, da Personen, die unter 40%<br />

des bedarfsgewichteten Durchschnittseinkommens der Kategorie der „strengen<br />

Armut“ zuzuordnen sind. 86<br />

82 Vgl. SGB XII, Kap. 1, §1:<br />

URL:http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/BJNR302300003.html#BJNR302300003BJNG000100000<br />

[20.06.2010].<br />

83 Vgl. SGB XII, Inhaltsverzeichnis:<br />

URL: http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/ [20.06.2010].<br />

84 Der aktuelle Mindestregelsatz <strong>für</strong> Bayern beträgt 359,-€ pro Monat <strong>für</strong> eine Alleinstehende Person.<br />

Vgl.( BMAS Sozialhilfe 2009) Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales: Regelsätze <strong>für</strong> die Hilfe zum<br />

Lebensunterhalt.<br />

URL: http://www.bmas.de/portal/18294/property=pdf/regelsaetze__lebenshaltung.pdf [29.06.2010].<br />

85 Vgl. Diezinger/Mayr (2009:230).<br />

86 Vgl. Wenzig (2005:34).<br />

39


Die Sozialhilfe ist also in Höhe des soziokulturellen Existenzminimums festgesetzt<br />

und ist damit das wohl niedrigste Pro-Kopf-Einkommen in der Gesellschaft. Trotz<br />

allem muss betont wer<strong>den</strong>, dass <strong>den</strong> Empfänger von Grundsicherungsleistungen<br />

nach dem SGB XII ohne diese Transferzahlungen die Führung eines<br />

menschenwürdigen Lebens verwehrt bliebe, da sie unterhalb des sozio-kulturellen<br />

Existenzminimums leben müssten.<br />

Die folgen<strong>den</strong> Daten zu <strong>den</strong> Grundsicherungsempfängern nach SGB XII wer<strong>den</strong><br />

erst ab 2005 analysiert, da in diesem Jahr das frühere Bundessozialhilfegesetz<br />

durch das Zwölfte Buch Sozialgesetzbuch abgelöst wurde. Damit einhergehend<br />

entstan<strong>den</strong> neue Strukturen der Sozialhilfe, die Empfänger von Leistungen wur<strong>den</strong><br />

in andere Sozialgesetzbücher neu eingegliedert. Deshalb sind die Daten vor 2005<br />

nur schwer vergleichbar mit <strong>den</strong> aktuellen.<br />

4.1.1.1 Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

– Kap.3 SGB XII<br />

Die „Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt“ ist eine bedarfsorientierte staatliche<br />

Transferzahlung, die alle Personen beziehen können, die bei Bedürftigkeit auf<br />

keinerlei andere Leistungen zurückgreifen (z.B. Arbeitslosengeld 2). Damit wird das<br />

soziokulturelle Existenzminimum aller Empfänger gesichert.<br />

Abbildung 1: Empfänger(innen) von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt im Jahresvergleich,<br />

<strong>Landkreis</strong> GAP 87<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

350<br />

386<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> sank die Anzahl der Sozialhilfeempfänger<br />

zwischen 2005 und 2008 um 13,4%. 88<br />

321 303<br />

2005 2006 2007 2008<br />

Anzahl der Empfänger<br />

von Sozialhilfe<br />

2008 erhielten 303 Personen Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel, SGB<br />

XII. 89 Dies entspricht einer Empfängerdichte von 34,9 Personen pro 10.000 EWO.<br />

87 Eigene Darstellung nach: (Regionaldatenbank HLU: GAP) Regionaldatenbank der Statistischen<br />

Ämter des Bundes und der Länder (2010): Sachgebiet öffentliche Sozialleistungen: Empfänger(innen)<br />

von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt (ab 2005).<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=E85200ADA387ED4F3EA5913A<br />

68F6BD9A?Menu=Willkommen, [19.02.2010, um 14.18 Uhr]. Hinweis: Bei Datenbanken der amtlichen<br />

Statistik wird in allen betreffen<strong>den</strong> Fußnoten zusätzlich die Uhrzeit angeführt, zur Orientierung im<br />

Anhang, bei etwaigen gleichen Tabellentiteln.<br />

88 Eigene Prozentberechnung, basierend auf <strong>den</strong> Daten ebd.<br />

40


Im Schnitt zeichnet sich in allen <strong>Landkreis</strong>en Bayerns eine Empfängerdichte nach<br />

Kapitel 3 von 32,5 Leistungsberechtigten pro 10.000 Einwohner ab. Mit dieser<br />

Dichte liegt der <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> über dem bayernweiten<br />

<strong>Landkreis</strong>durchschnitt. 90 Der <strong>Landkreis</strong> Miesbach, mit einer ähnlichen Bevölkerungs,<br />

-und Altersstruktur, sowie seiner vergleichbaren geographischen Lage, der<br />

Auslastung der wirtschaftlichen Sektoren und einer ähnlichen<br />

Touristenfrequentierung 91 , eine Dichte von 27,2 Leistungsempfängern auf.<br />

Um diese Werte besser einordnen zu können, wer<strong>den</strong> ausgewählte<br />

soziodemographische Merkmale der Empfängergruppe herausgegriffen und mit <strong>den</strong><br />

leistungsberechtigten Personengruppen der <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes<br />

verglichen. 92 Interessant ist die Struktur der Leistungsbezieher nach Geschlecht,<br />

Nationalität und Alter.<br />

Abbildung 2: <strong>Landkreis</strong>vergleich der Empfängergruppen nach Geschlecht 93<br />

60,0%<br />

40,0%<br />

20,0%<br />

0,0%<br />

31,2%<br />

51,1%<br />

Frauenanteil an <strong>den</strong> Empfängern<br />

gesamt Kap.3<br />

53,0% 50,6% 52,1%<br />

46,8%<br />

51,3% 51,9%<br />

Frauenanteil an der<br />

Gesamtbevölkerung<br />

In <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>en ist der Frauenanteil an der Gesamtbevölkerung relativ ähnlich<br />

verteilt und weicht voneinander um höchstens 1,5 Prozentpunkte ab. 94<br />

89 Alle folgen<strong>den</strong> Daten: (Lfstad September 2009) Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2009): Statistische Berichte. Sozialhilfe in Bayern 2008, Teil 2: Empfänger,<br />

Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt, Regionaltabellen, nach Wohnort des (der) Hilfeempfängers (in),<br />

S.72 f.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010].<br />

90 Vgl. ebd.: <strong>Landkreis</strong>e (Nr.10), S.72 f.<br />

91 Miesbach wurde zum Vergleich herangezogen, da er ebenfalls der Raumordnungsgröße des<br />

Oberlandes zugeordnet wird. Zudem ähnelt sich die Infrastruktur und Bevölkerungsstruktur.<br />

Vgl. dazu: (LSKN) Landesbetrieb <strong>für</strong> Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (2010):<br />

Kreiszahlen. Ausgewählte Regionaldaten <strong>für</strong> Deutschland, Hannover.<br />

URL: http://www.statistik-portal.de/statistik-portal/kreiszahlen.pdf [23.03.2010].<br />

92 Vgl. (Regionaldatenbank HLU: Geschlecht, Oberland) Regionaldatenbank (2010): Empfänger(innen)<br />

von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt, gegliedert nach Geschlecht, Alter und Nationalität.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 10.42 Uhr]. Alle Prozentangaben wur<strong>den</strong> selbstständig<br />

berechnet.<br />

93 Eigene Darstellung und prozentuale Berechnung, beruhend auf <strong>den</strong> Daten ebd.<br />

94 Vgl. (Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht, Oberland) Regionaldatenbank (2010):<br />

Bevölkerung nach Geschlecht, Nationalität und Altersgruppen.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 11.11 Uhr].<br />

WM<br />

GAP<br />

TÖL<br />

MB<br />

41


Umso erstaunlicher, dass der <strong>Landkreis</strong> Weilheim-Schongau einen deutlich<br />

niedrigeren Frauenanteil an Leistungsempfängern aufweist als der Rest des<br />

Oberlandes und der Frauenanteil an allen Leistungsberechtigten so unterschiedlich<br />

ist, wo doch die Geschlechterverteilung der Bevölkerung ähnlich verläuft. Im<br />

<strong>Landkreis</strong> WM sind demnach weniger Frauen von Grundsicherungsleistungen nach<br />

dem SGB XII angewiesen, als Frauen in <strong>den</strong> anderen <strong>Landkreis</strong>en des Oberlandes.<br />

10,0%<br />

8,0%<br />

6,0%<br />

4,0%<br />

2,0%<br />

0,0%<br />

Abbildung 3: <strong>Landkreis</strong>vergleich der Empfänger nach Nationalität 95<br />

Die nächste Auffälligkeit zeichnet sich bei <strong>den</strong> ausländischen<br />

Grundsicherungsempfängern nach Kapitel 3, SGB XII, ab (Abb.3). Den niedrigsten<br />

Ausländeranteil an <strong>den</strong> Empfängern hat der Nachbarlandkreis TÖL aufzuweisen,<br />

wobei dieser Kreis neben GAP <strong>den</strong> höchsten Ausländeranteil, gemessen an der<br />

Gesamtbevölkerung, im Oberland aufzeigt. Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

sind überdurchschnittlich viele Ausländer abhängig von staatlichen<br />

Transferzahlungen.<br />

In einem weiteren Schritt gilt es, die Altersstruktur der Empfänger auf<br />

<strong>Landkreis</strong>ebene zu analysieren, unterstützend soll Abbildung 4 die Altersverteilung<br />

verdeutlichen.<br />

5,9%<br />

40,6 % aller Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt sind über 65 Jahre<br />

alt. Verschwin<strong>den</strong>d gering hingegen ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen. Was<br />

damit zu erklären ist, dass Kinder meist in einer Bedarfsgemeinschaft aufwachsen,<br />

in der mindestens ein Leistungsbezieher von Grundsicherung erwerbsfähig ist und<br />

damit haben auch die Kinder Anspruch auf ALG Leistungen, beziehungsweise auf<br />

Sozialgeld. Zwischen <strong>den</strong> Empfängeranteilen der 25 und unter 65 Jährigen gibt es<br />

keinen großen Unterschied.<br />

6,0%<br />

4,7%<br />

5,0%<br />

Ausländeranteil an <strong>den</strong><br />

Empfängern gesamt Kap. 3<br />

95 Eigene Darstellung und Berechnung, basierend auf:<br />

Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht, Oberland (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 11.11 Uhr]. Und basierend auf:<br />

Regionaldatenbank HLU: Geschlecht, Oberland (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 10.42 Uhr].<br />

6,7%<br />

8,6% 8,0%<br />

7,7%<br />

Ausländeranteil an der<br />

Gesamtbevölkerung<br />

WM<br />

GAP<br />

TÖL<br />

MB<br />

42


Abbildung 4: Empfänger nach Altersgruppen, 2008 96<br />

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Anzahl der Leistungsempfänger innerhalb<br />

des Kapitels 3, SGB XII, rückläufig ist. Im <strong>Landkreis</strong>vergleich wird deutlich, dass in<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> überdurchschnittlich viele Frauen und Ausländer, im Bezug<br />

zu deren Bevölkerungsanteile, auf Sozialleistungen angewiesen sind. Ein Großteil<br />

der Empfänger ist über 65 Jahre alt.<br />

4.1.1.2 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung<br />

(Kap.4 SBG XII)<br />

Das 4. Kapitel des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch regelt die Grundsicherung im<br />

Alter und bei Erwerbsminderung. Damit gemeint sind eigenständige,<br />

bedürftigkeitsabhängige Sozialleistungen, die über 65 Jährigen und dauerhaft voll<br />

erwerbsgeminderten Menschen zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes dienen.<br />

Anzahl der<br />

Empfänger<br />

0 4 7<br />

unter 7<br />

Jahre<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

7 bis unter<br />

18 Jahre<br />

206<br />

18 bis<br />

unter 25<br />

Jahre<br />

85 84<br />

Abbildung 5: Empfänger im Kap.4, 2008 97<br />

307<br />

25 bis<br />

unter 50<br />

Jahre<br />

97<br />

50 bis<br />

unter 65<br />

Jahre<br />

2008 empfingen insgesamt 513 98 Personen diese Grundsicherungsleistung, davon<br />

bezog der größte Teil (74,26%) Grundsicherung außerhalb von Einrichtungen.<br />

96 Eigene Darstellung, basierend auf Regionaldatenbank HLU: GAP (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [19.02.2010].<br />

97 Eigene Darstellung, basierend auf: Lfstad (September 2009:106 f).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010].<br />

98 Die folgen<strong>den</strong> Daten dieses Abschnitts basieren auf ebd.<br />

82<br />

Empfänger gesamt davon voll<br />

erwerbsgemindert<br />

123<br />

65 Jahre<br />

und mehr<br />

109<br />

225<br />

davon über 65 Jahre<br />

Anzahl der<br />

Empfänger<br />

Männer<br />

Frauen<br />

43


Knapp 2/3 (65,1%) der Empfänger war über 65 Jahre alt. Die kleinere<br />

Empfängergruppe erhielt Leistungen aufgrund ihrer Erwerbsunfähigkeit.<br />

80,0%<br />

60,0%<br />

40,0%<br />

20,0%<br />

0,0%<br />

Abbildung 6: Empfängeranteile nach Geschlecht und Alter, 2008 99<br />

40,2%<br />

59,8%<br />

Anteil an <strong>den</strong> Empfängern<br />

gesamt Kap.4<br />

33,0%<br />

Bereits in dieser ersten Unterscheidung (vgl. Abb.6) fällt der hohe Anteil an Frauen<br />

auf: Annähernd 60% aller Empfänger sind weiblich, 67% aller<br />

Grundsicherungsempfänger im Alter waren Frauen.<br />

Von allen Leistungsempfängerinnen im Kapitel 4, SGB XII, sind rund 74% auf<br />

Leistungen der Grundsicherung im Alter angewiesen. Wobei „nur“ 52% der<br />

männlichen Empfänger Leistungen im Alter beziehen. 100<br />

Die stärkste Empfängerguppe im Bereich des SGB XII, Kap. 4 sind ältere Menschen<br />

über 65 Jahre und Frauen. Diese soziodemographischen Merkmale der Empfänger<br />

sind möglicherweise in <strong>den</strong> noch verhärteten Strukturen der traditionellen<br />

Rollenverteilung zu suchen. In dieser Generation war das Familienbild mit dem<br />

Mann als Ernährer noch allgegenwärtig, die Frauen waren <strong>für</strong> die Kindererziehung<br />

und <strong>den</strong> Haushalt zuständig, und konnten deshalb keine Rücklagen <strong>für</strong>s Alter<br />

ansparen oder unterbrachen wegen ihrer Mutterrolle und dem vorherrschen<strong>den</strong><br />

Frauenbild ihre Erwerbsbiographie. Dementsprechend niedrig wird ihr Rentenbezug<br />

angesetzt sein, weshalb gerade Frauen in dieser Region auf<br />

Grundsicherungsleistungen im Alter angewiesen sind. Auf 1000 über 65 Jährige<br />

Frauen im <strong>Landkreis</strong> kommen 19,14 Frauen, die von Leistungen der<br />

Grundsicherung im Alter abhängig sind, wohingegen von 1000 Männern über 65<br />

Jahre „nur“ 12,7 Grundsicherung im Alter beziehen.<br />

67,0%<br />

Anteil an <strong>den</strong> über 65 Jährigen<br />

Empfängern Kap.4<br />

Männer<br />

Frauen<br />

99 Eigene Darstellung, basierend auf: Lfstad (September 2009:106 f.).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010].<br />

100 Eigene Berechnung: Bezieherinnen von Leistungen im Alter im Bezug zu der Anzahl aller<br />

Leistungsempfängerinnen; Bezieher von Leistungen im Alter zu der Anzahl aller männlichen<br />

Leistungsempfänger .<br />

44


4.1.1.3 Empfänger von Leistungen nach Kap. 5-9, SGB XII<br />

Dieser Leistungsbezug entspricht der „Hilfe in besonderen Lagen“, z.B. Hilfe zur<br />

Gesundheit, zur Pflege, oder Eingliederungshilfe <strong>für</strong> behinderte Menschen.<br />

2008 erhielten 626 101 Personen diese Grundsicherungsleistung, davon war der<br />

größte Teil weiblich (55,7%) und deutsch (95,04%). Unter 18 Jahre war nur eine<br />

Person, 48,08% aller Empfänger waren über 65 Jahre alt. Das Durchschnittsalter<br />

betrug 62,1 Jahre. Damit ist auch in diesem Rechtskreis erneut die Personengruppe<br />

der älteren Menschen besonders auf staatliche Transferzahlungen zur<br />

Grundsicherung angewiesen.<br />

Abbildung 7: Empfänger im Kapitel 5, nach ausgewählten soziodemographischen Merkmalen,<br />

2008 102<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Da der Empfängerkreis des Kapitels 5 nach verschie<strong>den</strong>en Hilfearten aufgegliedert<br />

ist, wer<strong>den</strong> auch in Abbildung 8 die Empfängerzahlen nach Hilfearten aufgezeigt.<br />

Diese Aufsplittung ist auch <strong>für</strong> nachfolgende Analysen zur Lebenslage der<br />

Gesundheit und der Personengruppe der älteren Menschen nötig.<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

626<br />

349<br />

595<br />

Abbildung 8: Empfänger nach Hilfearten im Kapitel 5, 2008 103<br />

Fast die Hälfte der Empfänger erhielt Eingliederungshilfe <strong>für</strong> behinderte Menschen,<br />

fast ebenso viele (44,08%) Hilfe zur Pflege. Die meisten Leistungsempfänger waren<br />

101 Alle folgen<strong>den</strong> Daten basierend auf: Lfstad (September 2009:140 f).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010].<br />

102 Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> Daten ebd.<br />

103 Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> Daten ebd.<br />

301<br />

325<br />

gesamt weiblich deutsch über 65 Jahre unter 18unter<br />

65<br />

Jahre<br />

276<br />

304<br />

Hilfe zur Pflege Hilfe zur<br />

Eingliederung <strong>für</strong><br />

behinderte<br />

Menschen<br />

512<br />

Empfänger in<br />

Einrichtungen<br />

Empfänger<br />

Empfänger nach Hilfearten<br />

45


in Einrichtungen untergebracht (z.B. Pflegeheime) 81,78%. Die anderen Empfänger<br />

verteilten sich auf die übrigen Hilfeleistungen in besonderen Lagen.<br />

Um die bekämpfte Armut im <strong>Landkreis</strong> abzubil<strong>den</strong>, und deren Struktur sowie<br />

Besonderheiten herauszuarbeiten, ist es notwendig, die Verteilung der Hilfearten<br />

und die soziodemographischen Merkmale der Grundsicherung nach dem SGB XII<br />

zusammenzufassen. Hier steht im Mittelpunkt des Interesses, wie sich die Hilfearten<br />

auf die Empfänger verteilen, welche Personengruppen insbesondere auf Leistungen<br />

angewiesen sind, und ob es im Hinblick auf Genderaspekte Unterschiede der<br />

Bedürftigkeit nach Geschlecht gibt.<br />

4.1.1.4 Leistungen nach SGB XII – Die Verteilung der Hilfearten<br />

nach Kapiteln und ausgewählten soziodemographischen<br />

Merkmalen<br />

Abbildung 9: Verteilung der Sozialhilfearten 104<br />

Hilfe zum Lebensunterhalt (Kapitel 3)<br />

Wie die Abbildung 9 zeigt, erhält der überwiegende Teil der Leistungsbezieher<br />

Hilfen in besonderen Lebenslagen, gefolgt von der Grundsicherung im Alter und bei<br />

Erwerbsminderung. 1/5 der Bezieher erhält Hilfe zum Lebensunterhalt. Daraus lässt<br />

sich schließen, dass vor allem die Kapitel 5-9 im <strong>Landkreis</strong> beansprucht wer<strong>den</strong> und<br />

notwendige Leistungen sind. Dicht gefolgt von <strong>den</strong>en der Grundsicherung im Alter<br />

und bei Erwerbsminderung.<br />

Grundischerung im Alter und bei<br />

Erwerbsminderung (Kapitel 4)<br />

sonstige Leistungen der Sozialhilfe (Kapitel 5-<br />

9)<br />

Bereits hier lässt sich erahnen, dass insbesondere ältere Menschen auf<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB XII angewiesen sind, da diese<br />

Personengruppe nicht nur einen erheblichen Empfängeranteil in <strong>den</strong> jeweiligen<br />

Kapiteln 3, 4 und 5-9 ausmacht, sondern auch, weil in Kapitel 5 die Hilfe zur Pflege<br />

aufgeführt wird. Hilfe zur Pflege erhalten meist bedürftige ältere Menschen. 105<br />

104 Eigene Zusammenfassung der bereits in Kap. 4.1.1.1 – Kap. 4.1.1.3 dargestellten Ergebnisse.<br />

105 Vgl. die Ausführungen Abb. 13, Anteil der über 65 Jährigen an allen Empfängern.<br />

21%<br />

36%<br />

43%<br />

46


Welche <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>er insbesondere auf die Leistungen der<br />

Grundsicherung angewiesen sind und welche soziodemographischen Merkmale<br />

diese Empfängergruppe kennzeichnet, wird im Folgen<strong>den</strong> herausgearbeitet. Hier<strong>für</strong><br />

wer<strong>den</strong> die Empfänger nach Geschlecht differenziert, anschließend auf deren<br />

Staatsangehörigkeit eingegangen, um in einem nächsten Schritt die Altersstruktur<br />

der Empfänger darzustellen. Abschließend folgt eine kurze Zusammenfassung über<br />

dieses Kapitel.<br />

Differenziert man die Leistungsbezieher nach Geschlecht, so zeigt Abbildung 10,<br />

dass sich daraus im Kapitel 3 fast keine Unterschiede ergeben. Allerdings sind im<br />

Bereich des Kapitels 4, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung,<br />

überwiegend Frauen auf Leistungen angewiesen. Wie bereits erörtert, beziehen<br />

74% der weiblichen Leistungsempfänger nach Kapitel 4, Grundsicherung im Alter.<br />

6% mehr Frauen als Männer empfangen Grundsicherungsleistungen in besonderen<br />

Lagen (Kapitel 5-9). Insgesamt sind knapp 56% aller Empfänger von<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB XII Frauen.<br />

Abbildung 10: Anteil der Frauen an <strong>den</strong> SGB XII Leistungsbeziehern 106<br />

Kapitel 5-9<br />

Kapitel 4<br />

Kapitel 3<br />

Als nächstes gilt es, die Empfängerstruktur nach Staatsangehörigkeit zu gliedern.<br />

Hierbei wird zunächst der Anteil der ausländischen Leistungsempfänger bezogen<br />

auf alle Bezieher berechnet (Abb. 11). Anschließend wir aufgezeigt, wie viele<br />

<strong>Landkreis</strong>bewohner mit/ohne deutschem Pass, bezogen auf deren<br />

Bevölkerungsanteil, auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind (Abb.12).<br />

106<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> obig bereits ausgeführten Berechnungen, Lfstad (September<br />

2009):<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010].<br />

51%<br />

56%<br />

60%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Frauen<br />

47


Abbildung 11: Anteil der ausländischen SGB XII Leistungsbezieher 107<br />

Der Anteil der ausländischen Leistungsbezieher im Rechtskreis des SGB XII ist<br />

gering. Im Schnitt ist jeder 17. Leistungsbezieher (im Schnitt sind 6% der Empfänger<br />

im SGB XII Ausländer) ein Mitbürger ohne deutschen Pass.<br />

Dies kann natürlich auch daran liegen, dass es vielmehr Einwohner mit deutschem<br />

Pass gibt, als solche ohne. Deshalb müssen die Empfängerzahlen auf die<br />

Bevölkerungsanteile der Ausländer bzw. Deutschen bezogen wer<strong>den</strong> (Abb. 12):<br />

Abbildung 12: Anteil der ausländischen/deutschen SGB XII Leistungsbezieher an deren<br />

Bevölkerungsanteile gesamt, 2008. 108<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

Kapitel 5-9<br />

Kapitel 4<br />

Kapitel 3<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

87<br />

Es kann nicht bestätigt wer<strong>den</strong>, dass überdurchschnittlich viele Ausländer von<br />

Grundsicherungsleistungen nach dem SGB XII abhängig sind. Die Anteile der<br />

ausländischen und deutschen Leistungsempfänger nach deren Bevölkerungsanteile<br />

sind relativ ausgewogen, wobei der Empfängeranteil der Mitbürger mit deutschem<br />

Pass etwas höher ist.<br />

5%<br />

107<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf: ebd. Und auf Grundlage von: Regionaldatenbank Bevölkerung:<br />

Geschlecht, Oberland (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 10.42 Uhr].<br />

108<br />

Eigene Darstellung und Berechnung, beruhend auf: Lfstad (September 2009):<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010] (Für die Bezieher nach Nationalität).<br />

Und auf Grundlage von: Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht, Oberland (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 11.11 Uhr]. (Für die Berechnung der<br />

Bevölkerungsanteile).<br />

6%<br />

7%<br />

0% 2% 4% 6% 8%<br />

1355<br />

Ausländer Deutsche<br />

Anzahl der Leistungsempfänger<br />

gesamt<br />

2,0%<br />

1,5%<br />

1,0%<br />

0,5%<br />

0,0%<br />

1,2%<br />

Anteil ausländ.<br />

Empfänger an<br />

Ausländer gesamt<br />

Anteil der Ausländer<br />

1,7%<br />

Anteil deutscher<br />

Empfänger an<br />

Deutsche gesamt<br />

Anteile der Empfänger an der jeweiligen<br />

gesamten Bevölkerung<br />

48


Nachdem die obig genannten Ausführungen zu der Verteilung der Hilfearten nach<br />

einzelnen Kapiteln des SGB XII (siehe dazu Abb.9) bereits die Schlussfolgerung<br />

nahe legten, dass insbesondere ältere Menschen auf staatliche Transferzahlungen<br />

nach SGB XII angewiesen sind, soll die Zusammenfassung der Kapitel nach dem<br />

Altersmerkmal diese Vorannahme untermauern:<br />

Abbildung 13: Anteil der über 65 Jährigen an allen Empfängern 2008, nach Kapiteln des<br />

SGB XII, in % 109<br />

65% aller Empfänger im Kap.4 sind über 65 Jahre alt. Im Kapitel 5-9 48% und<br />

40,6% aller Empfänger von Sozialleistungen des Kapitels 3 sind älter als 65 Jahre.<br />

Damit sind mehr als die Hälfte aller Leistungsempfänger im Rechtskreis des SGB<br />

XII älter als 65 Jahre.<br />

Insgesamt empfangen 4,24% aller über 65 Jährigen im <strong>Landkreis</strong> Lebender<br />

Sozialleistungen nach dem SGB XII. 110<br />

Nachdem der Empfängerkreis der „bekämpften Armut“ nach soziodemographischen<br />

Merkmalen gegliedert und untersucht wurde, schließt dieses Kapitel 4.1 mit einem<br />

Fazit ab, das die zentralen Ergebnisse der vorherigen Untersuchungen darstellt und<br />

nochmals die Bevölkerungsgruppen, die besonders von Grundsicherungsleistungen<br />

nach dem SGB XII abhängig sind, herausarbeitet und zusammenfasst. Zudem wird<br />

die Empfängerdichte im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> mit <strong>den</strong><br />

Empfängerdichten der anderen <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes verglichen.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> bezogen 2008 insgesamt 1442 Bewohner<br />

Leistungen nach Kapitel 3, 4, und 5-9 im Rechtskreis des Zwölften Buches<br />

Sozialgesetzbuch.<br />

Dies entspricht einer Empfängerdichte von 166,7 Personen je 10.000 EWO. Um<br />

diesen Wert besser einordnen zu können, wer<strong>den</strong> die Empfängerdichten der<br />

<strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes zum Vergleich herangezogen:<br />

109 Eigene Darstellung und Berechnung, basierend auf <strong>den</strong> bereits erörterten Daten und der<br />

Altersverteilung in <strong>den</strong> einzelnen Kapiteln des SGB XII.<br />

110 Eigene Berechnung: Anzahl der 65+ Empfänger SGB XII im Bezug zu allen über 65 Jährigen im<br />

<strong>Landkreis</strong>.<br />

100,00%<br />

50,00%<br />

0,00%<br />

40,59%<br />

65,10%<br />

48,08%<br />

Kap. 3 Kap. 4 Kap. 5-9<br />

Anteil der über 65<br />

Jährigen<br />

49


Abbildung 14: Empfängerdichte von Grundsicherungsleistungen nach SGB XII im<br />

<strong>Landkreis</strong>vergleich, 2008 111<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

166,7 178,7<br />

126,2<br />

* Dichte: Empfänger je 10.000 Einwohner<br />

Der <strong>Landkreis</strong> GAP bildet so ziemlich genau <strong>den</strong> Durchschnitt der Empfänger im<br />

Oberland. (Durchschnitt: 166,855 Empfänger pro 10.000 Einwohner). Im Vergleich<br />

mit Miesbach, der dem <strong>Landkreis</strong> am meisten ähnelt, schneidet <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> deutlich schlechter ab.<br />

Schlussfolgernd wird dargestellt, welche Personengruppen insbesondere auf<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB XII angewiesen sind und welche<br />

Besonderheiten zu vermerken sind.<br />

195,82<br />

166,855<br />

Empfängerdichte von SGB<br />

XII Leistungen<br />

Die größte Empfängergruppe bil<strong>den</strong> die über 65-Jährigen. Es kann festgehalten<br />

wer<strong>den</strong>, dass mehr als die Hälfte (51,25%) aller Empfänger im Rechtskreis des SGB<br />

XII über 65 Jahre alt ist. Daher lässt sich schlussfolgern, dass insbesondere ältere<br />

Menschen im <strong>Landkreis</strong> auf Sozialleistungen zur Grundsicherung angewiesen sind.<br />

Die Geschlechterverteilung innerhalb des Empfängerkreises hat zudem verdeutlicht,<br />

dass vor allem Frauen über 65 Jahre von Leistungen abhängig sind. Dies kann, wie<br />

bereits erörtert 112 , am tradierten Rollenbild der Frau liegen, die aufgrund ihrer<br />

unterbrochenen Erwerbsbiographie nur wenig Rentenanspruch geltend machen<br />

kann und so im Alter nicht genügend monetäre Ressourcen besitzt, um <strong>den</strong> eigenen<br />

Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Altersverteilung der Empfänger lässt sich wohl<br />

auch auf die gesamte Altersstruktur des Kreises und <strong>den</strong> hohen Altersquotienten im<br />

<strong>Landkreis</strong> zurückführen. Allerdings bedeutet ein hoher Altersquotient nicht<br />

unweigerlich, dass insbesondere ältere Menschen auf die staatlichen<br />

Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. So sind im <strong>Landkreis</strong> Miesbach, der<br />

<strong>den</strong> zweit höchsten Altersquotienten und das höchste Durchschnittsalter im<br />

111 Eigene Darstellung und Berechnung beruhend auf: Lfstad (September 2009):<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [25.04.2010]. Und auf der Grundlage von: Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht,<br />

Oberland (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 11.11 Uhr].<br />

112 Vgl. dazu die Ausführungen zu <strong>den</strong> Abbildungen 6 und 10.<br />

50


gesamten Oberland nach <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> verzeichnet 113 , nicht einmal die<br />

Hälfte der Empfänger älter als 65 Jahre (44,35% 114 ), in GAP sind es 51,25%.<br />

Deshalb sollte in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> der hohe Wert an Leistungsempfängern<br />

im Alter be<strong>den</strong>klich erscheinen. Warum so viele alte Menschen auf Grundsicherung<br />

angewiesen sind, lässt sich aufgrund fehlender Daten nur erahnen. Zum einen ist<br />

gerade <strong>für</strong> das Ammertal und das Obere Isartal die Schnitzerei und der Tourismus<br />

eine typische selbstständige Einnahmequelle und Berufstätigkeit, fehlende<br />

Altersvorsorge kann ein Grund der Bedürftigkeit sein. Desweiteren ist im <strong>Landkreis</strong><br />

nach wie vor eine Mentalität des „Zeig zam halten“, zu beobachten, dabei wird in<br />

das Wohneigentum investiert, um es an die Kinder weiter zu vererben, allerdings<br />

wenig an die eigene finanzielle Lage im Alter gedacht. Fehlende<br />

Vorsorgemaßnahmen, stark traditionelles familiäres Denken, sowie die Infrastruktur<br />

des <strong>Landkreis</strong>es (viel Selbstständigkeit, Tourismus und Landwirtschaft) können<br />

Mitverursacher der Altersarmut sein.<br />

Be<strong>den</strong>kt man nun, dass in vielen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit<br />

dem Thema der bekämpften Armut davon ausgegangen wird, dass mit einer<br />

Dunkelziffer von 50% bis zu 100% an Hilfsbedürftigen zu rechnen ist, die ihre<br />

Ansprüche nicht geltend machen, so wären demzufolge 6,3% bis 8,4% aller<br />

Menschen über 65 eigentlich von Sozialleistungen abhängig. Es kann davon<br />

ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass insbesondere ältere Menschen ihren<br />

Leistungsanspruch auf Grundsicherung nicht geltend machen, da gerade in diesem<br />

Personenkreis ein stark tradiertes Denken vorherrscht, das <strong>den</strong> Hilfebezug als<br />

peinlich ansieht, die Betroffenen zu stolz sind, oder aus Scham darauf verzichten.<br />

Ebenso möglich ist es, dass gerade diese Leistungsberechtigten be<strong>für</strong>chten, dass<br />

bei Bedürftigkeit auf das Vermögen ihrer Kinder und nächsten Verwandten<br />

zurückgegriffen wird. 115<br />

113 Vgl. (Lfstad Demografie) Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung (2009):<br />

Demografisches Profil <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Regionalisierte<br />

Bevölkerungsvorausberechnung <strong>für</strong> Bayern bis 2028, S.7.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/180000.pdf [22.05.2010].<br />

114 Eigene Berechnung, basierend auf: Lfstad (September 2009:Kapitel 4, 5-9).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%20200800/K1102C%20200<br />

800.pdf [22.04.2010].<br />

Und <strong>für</strong> Kap. 3 basierend auf <strong>den</strong> Daten: Regionaldatenbank HLU: GAP (2010):<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [19.02.2010, 14.18 Uhr].<br />

115 Oftmals mel<strong>den</strong> Bedürftige ihren Anspruch nicht an, aus Angst, dass auf das Vermögen ihrer<br />

Kinder/Eltern zurückgegriffen wird. Allerdings sind diese nächsten Verwandten erst dann<br />

unterhaltspflichtig, wenn deren jährliches Einkommen mehr als 100.000€ beträgt.<br />

Vgl. SGB XII, Kapitel 4, §43 (2).<br />

URL: http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/__43.html [25.06.2010].<br />

51


Bevölkerungsvorausberechnungen gehen von einer Steigung des Altenquotienten in<br />

<strong>den</strong> nächsten 18 Jahren um 24% aus, von derzeitigen 40,8 auf 54,1 116 . Damit ist<br />

auch mit einem Anstieg der Altersarmut im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> zu<br />

rechnen. Aufgrund der demographischen Entwicklung und dem zunehmen<strong>den</strong><br />

Altern des <strong>Landkreis</strong>es wird diese Entwicklung nicht rückläufig wer<strong>den</strong>. Dies stellt<br />

natürlich auch eine finanzielle Belastung <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>, als Träger der<br />

Grundsicherungsleistungen, dar. Nicht nur frühe Aufklärung und Beratung sind<br />

notwendig, sozialpolitische präventive Maßnahmen wären hier erforderlich.<br />

4.1.2 Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitssuchende (SGB II)<br />

Um das Armutspotenzial der bekämpften Armut des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> vollständig abzubil<strong>den</strong>, müssen auch die Grundsicherungsleistungen<br />

nach dem Sozialgesetzbuch II mit einfließen.<br />

Seit dem 1. Januar 2005 gibt es Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Diese<br />

beinhalten unter anderen<br />

� Dienstleistungen (zum Beispiel Eingliederung in die Arbeit)<br />

� Sachleistungen (Gutscheine)<br />

� sowie Arbeitslosengeld II und Sozialgeld (Grundsicherungsleistungen)<br />

Im Folgen<strong>den</strong> wird nur auf die Bezieher von Grundsicherungsleistungen nach dem<br />

SGB II eingegangen, da diese Empfängerzahl ein wichtiger Indikator <strong>für</strong> die<br />

bekämpfte Armut ist.<br />

Die Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitssuchende erhalten alle Hilfebedürftigen, die ihren<br />

eigenen Unterhalt oder <strong>den</strong> Lebensunterhalt ihrer, mit ihnen in einer<br />

Bedarfsgemeinschaft leben<strong>den</strong>, Angehörigen nicht oder nicht ausreichend<br />

absichern können.<br />

Das Arbeitslosengeld II (umgangssprachlich auch Hartz IV genannt) bekommen<br />

auch hilfebedürftige Personen, die vorher keine Sozialversicherungsbeiträge<br />

entrichtet haben. Arbeitslosigkeit ist also keine Voraussetzung, um Anspruch auf<br />

diese Leistungen zu erheben. Ebenso kann diese Transferzahlung beantragt<br />

wer<strong>den</strong>, wenn das eigene Einkommen aus Erwerbstätigkeit nicht ausreicht, um <strong>den</strong><br />

eigenen Lebensunterhalt zu sichern. In diesem Fall kann das Einkommen durch<br />

116 Vgl. Lfstad Demografie (2009: 7).<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/180000.pdf [22.05.2010].<br />

52


ALG II Leistungen aufgestockt wer<strong>den</strong>. Aber auch der „Hartz IV – Bezug“ kann<br />

durch Erwerbstätigkeit aufgebessert wer<strong>den</strong>. 117<br />

Die Zahl der Grundsicherungsempfänger nach SGB II setzt sich zusammen aus der<br />

Summe der erwerbsfähigen und der nicht erwerbsfähigen Hilfebedürftigen. Wobei<br />

hier nur die nicht erwerbsfähigen Hilfebedürftigen mit eingeschlossen wer<strong>den</strong>, die<br />

auch in Bedarfsgemeinschaften 118 leben (beispielsweise Kinder unter 15 Jahre).<br />

Erwerbsunfähige Personen, die nicht in Bedarfsgemeinschaften mit erwerbsfähigen<br />

Hilfebedürftigen leben, aber hilfsbedürftig sind, erhalten Leistungen nach SGB XII.<br />

Erwerbsfähige Empfänger erhalten Arbeitslosengeld II, nichterwerbsfähige<br />

Personen Sozialgeld.<br />

4.1.2.1 Leistungsempfänger und Personen in<br />

Bedarfsgemeinschaften<br />

Bevor die Struktur und die soziodemographischen Merkmale der Empfänger<br />

analysiert wer<strong>den</strong>, folgt zunächst die Darstellung der allgemeinen Entwicklung der<br />

Empfängerzahlen von Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

Abbildung 15 zeigt, dass 2008 2152 Personen in Bedarfsgemeinschaften<br />

Grundsicherungsleistungen <strong>für</strong> Arbeitssuchende erhielten. Die Anzahl der<br />

hilfsbedürftigen Leistungsempfänger stieg zwischen 2008 und 2009 um 7,08% auf<br />

2316 Personen. 119<br />

Die Anzahl der Empfänger von Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II ist seit<br />

2005 um 18,7 Prozentpunkte gestiegen.<br />

117 Vgl. (BA Merkblatt) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): SGB II: Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitssuchende.<br />

Arbeitslosengeld II/ Sozialgeld, S. 8 und 21. URL:http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-<br />

Content/Veroeffentlichungen/Merkblatt-Sammlung/SGB-II-Merkblatt-Alg-II.pdf [23.06.2010].<br />

Und: (BA Leistungen) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2009): SGB II Sozialgesetzbuch. Was? Wie viel?<br />

Wer? Finanzielle Hilfen auf einen Blick, S.31 ff. URL:http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-<br />

Content/Veroeffentlichungen/SGB-II/was-wieviel-wer-Leistungen-AN.pdf [23.06.2010].<br />

118 Zur Definition „Bedarfsgemeinschaft“: Eine Bedarfsgemeinschaft umfasst alle in einem Haushalt<br />

leben<strong>den</strong> Personen, die gemeinsam wirtschaften. Dazu zählen eine erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />

Personen, deren Partner und Kinder bis 25 Jahren, sofern diese ihren Lebensunterhalt nicht selbst<br />

abdecken können. Eine genaue Aufschlüsselung findet sich unter (BA <strong>für</strong> Arbeit) Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit: Gesamtglossar <strong>für</strong> die statistische Berichterstattung, unter dem Thema Geldleistungen <strong>für</strong><br />

Bedarfsgemeinschaften.<br />

URL: http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/detail/l.html [24.07.2010].<br />

119 Eigene Prozentrechnung, basierend auf (Statistik der BA: Zeitreihe) Statistik der BA (2010):<br />

Zeitreihe zu Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und Leistungsempfänger nach SGB II nach Kreisen.<br />

URL: http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/z.html [Stand 04.06.2010].<br />

53


Empfängerzahl-<br />

Jahresdurchshcnitte<br />

Abbildung 15: Entwicklung der Empfängerzahlen, Jahresdurchschnitte 120<br />

Da die Statistik zwischen erwerbsfähigen und nicht erwerbsfähigen Hilfebedürftigen<br />

unterscheidet, gilt diese Differenzierung auch <strong>für</strong> diese Arbeit. Diese Aufsplittung ist<br />

aber auch deshalb zu empfehlen, da unter <strong>den</strong> nicht erwerbsfähigen ALG II<br />

Bezieher auch, und vor allem Kinder sind: 2008 waren rund 70% der<br />

Grundsicherungsempfänger erwerbsfähig. Die nicht erwerbsfähigen ALG II Bezieher<br />

setzten sich vor allem aus Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren zusammen<br />

(94,3%). 121<br />

2900<br />

2100<br />

1300<br />

500<br />

1881<br />

Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften stieg in <strong>den</strong> drei Jahren von 2005 bis 2008<br />

um 11,23% von 1.074 auf 1.210 Bedarfsgemeinschaften. Amtliche Unterstützung<br />

bezogen vor allem Bedarfsgemeinschaften mit einem erwerbsfähigen<br />

hilfsbedürftigen Leistungsempfänger (77,27%), Single Bedarfsgemeinschaften<br />

überwogen mit 55,78%. 1/3 aller Bedarfsgemeinschaften erhielt auch Unterstützung<br />

<strong>für</strong> Kinder, wobei die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften mit dem Ansteigen der<br />

Kinderzahl sanken. 122<br />

2162 2130 2152<br />

Da bereits hier deutlich wird, dass viele Kinder und Jugendliche SGB II Leistungen<br />

beziehen, gilt es nun die Empfängerguppe nach Altersklassen aufzuteilen, um zu<br />

analysieren, welche Altersklasse besonders bedürftig ist:<br />

Misst man die Armut anhand der ALG II-Empfängern, fällt als zentrales<br />

Differenzierungsmerkmal das Alter der Leistungsbezieher auf.<br />

120 Eigene Darstellung, basierend auf : Statistik der BA: Zeitreihe.<br />

URL: http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/z.html [Stand 04.06.2010].<br />

121 Eigene Prozentberechnungen, basierend auf <strong>den</strong> Daten (BA Strukturen SGB II) Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit: Kreisdaten: Strukturen der Eckwerte und Geldleistungen nach SGB II <strong>für</strong> Kreise, November<br />

2009, Jahresdurchschnitt 2008. Aktuellere Zahlen lagen zum Bearbeitungszeitraum noch nicht vor.<br />

URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/z.html [05.01.2010].<br />

122 Eigene Prozentberechnungen, basierend auf ebd.<br />

2316<br />

2005 2006 2007<br />

Jahre<br />

2008 2009<br />

Anzahl der Empfänger<br />

nach SGB II<br />

54


Abbildung 16: Anzahl der hilfsbedürftigen Empfänger 2009, nach Alter 123<br />

55 bis unter 65 Jahre<br />

45 bis unter 55 Jahre<br />

30 bis unter45 Jahre<br />

15 bis unter 30 Jahre<br />

unter 15 Jahren<br />

Wie Abbildung 16 zeigt, sind die meisten Empfänger von<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB II Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren.<br />

Deren Anteil entspricht 26,9% an der Gesamtempfängerzahl, das heißt jeder 4.<br />

Leistungsbezieher ist ein Kind! Be<strong>den</strong>kt man, dass der Anteil in dieser Altersgruppe<br />

an der Gesamtbevölkerung nur 13,46% 124 beträgt, wirkt dieser Wert noch<br />

eindringlicher.<br />

Um die Altersstruktur der Leistungsempfänger besser herauszuarbeiten, wer<strong>den</strong> die<br />

Empfänger in Bezug zu ihrer jeweiligen Anzahl der Altersklassen der<br />

Gesamtbevölkerung gesetzt:<br />

Empfängerdichte<br />

55<br />

40<br />

25<br />

10<br />

Abbildung 17: Empfängerdichte* nach Altersklassen, 2009 125<br />

53,5<br />

unter 15<br />

Jahre<br />

338<br />

386<br />

518<br />

452<br />

* Empfängerdichte: Empfänger pro 1000 Einwohner der entsprechen<strong>den</strong> Altersklasse<br />

Anhand der Empfängerdichte lässt sich klar ablesen, dass vor allem die Kinder- und<br />

Jugendarmut im <strong>Landkreis</strong> dominant ist. Diese Erkenntnis spiegelt auch <strong>den</strong><br />

momentanen Stand der Armutsforschung wieder, der vermehrt von einer<br />

123 Eigene Darstellung, basierend auf <strong>den</strong> Daten: (Sonderauswertung der BA: SGB II nach Alter)<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): Hilfebedürftige Personen in der Grundsicherung nach dem SGB II<br />

nach Altersgruppen, Zeitreihe und Jahresdurchschnittswerte, Sonderauswertung, Nürnberg. Im<br />

Anhang zu fin<strong>den</strong>. Aufgrund der ausgewiesenen Altersklassifizierung der BA wer<strong>den</strong> hier<br />

unterschiedlich große Altersklassen aufgeführt.<br />

124 Eigene Berechnung, 0-unter 15 Jahre=11.643 Kinder, Gesamte Bevölkerung=86.478, basierend<br />

auf: Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht, Oberland<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=4FAA4294131093BEB2DB6E2A<br />

1304D8DD?Menu=Willkommen [22.06.2010, um 17.01 Uhr].<br />

125 Eigene Darstellung und Berechnung. Empfänger nach Alter basierend auf: Sonderauswertung der<br />

BA: SGB II nach Alter. Und Bevölkerungsstruktur nach Alter:<br />

Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht, Oberland:<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=4FAA4294131093BEB2DB6E2A<br />

1304D8DD?Menu=Willkommen [22.06.2010, um 17.01 Uhr].<br />

623<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

33,12<br />

15 bis unter<br />

30 Jahre<br />

22,91<br />

30 bis unter<br />

45 Jahre<br />

Anzahl der hilfsbedürftige<br />

Personen<br />

30,78 32,91 29,93<br />

45 bis unter<br />

55 Jahre<br />

55 bis unter<br />

65 Jahre<br />

Mittelwert<br />

der 15 bis<br />

unter 65<br />

Jährigen<br />

55


Infantilisierung der Armut spricht. So sind im <strong>Landkreis</strong> von 1000 Kindern unter 15<br />

Jahren 53,5 Kinder und Jugendliche auf die Grundsicherungsleistungen des SGB II<br />

angewiesen, wohingegen die restlichen Altersgruppen gemeinsam „nur“ 29,93 pro<br />

1000 dieser Altersklasse von Grundsicherungsleistungen abhängig sind.<br />

5,35% aller Kinder und Jugendlichen im <strong>Landkreis</strong> zwischen 0 und 15 Jahren sind<br />

von ALG II Leistungen (bzw. Sozialgeld) abhängig. Hingegen sind „nur“ 3,1% aller<br />

<strong>Landkreis</strong> Bewohner im erwerbsfähigen Alter Empfänger von<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB II. 126<br />

4.1.2.2 Empfänger von SGB II Leistungen nach ausgewählten<br />

soziodemographischen Merkmalen<br />

In der Diskussion zum Arbeitsmarkt und der sozialen Lage steht oftmals die<br />

Situation bestimmter Personengruppen im Vordergrund. Da vermehrt in der<br />

medialen Berichterstattung von fehlender Integration der Ausländer in <strong>den</strong> ersten<br />

Arbeitsmarkt, von der Armutsgefährdung Alleinerziehender, sowie von einem<br />

starken Armutspotenzial Jüngerer, insbesondere der Kinder berichtet wird, soll<br />

folgende Darstellung die Situation in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> verdeutlichen. Hier<strong>für</strong><br />

wur<strong>den</strong> die zentralen Personengruppen der Grundsicherungsempfänger nach dem<br />

SGB II herausgegriffen.<br />

Abbildung 18: Empfänger von SGBII Leistungen nach ausgewählten Merkmalen, 2009 127<br />

Frauen<br />

50 bis unter 65 Jährige<br />

30-unter 45 Jährige<br />

15 bis unter30 Jährige<br />

unter 15 Jährige<br />

Ausländer<br />

Alleinerziehende<br />

13,9%<br />

13,0%<br />

21,5%<br />

22,3%<br />

19,5%<br />

26,9%<br />

52,8%<br />

0,0% 15,0% 30,0% 45,0% 60,0%<br />

Anteile an der Gesamtempfängerzahl, in %<br />

Unter Genderaspekten ist anzuführen, dass der Anteil an hilfsbedürftigen Frauen im<br />

Rechtskreis des SGB II annähernd dem der Männer entspricht. Erschreckend hoch<br />

126 Eigene Berechnung: Anzahl der ALG II Bezieher zwischen 15 und unter 65 Jahren im Bezug zur<br />

Anzahl der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre).<br />

127 Eigene Darstellung, beruhend auf: Sonderauswertungen der BA: SGB II nach Staatsangehörigkeit,<br />

SGB II nach Alter, SGB II Alleinerziehende. Im Anhang.<br />

56


ist hingegen der Anteil der Kinder und Jugendlichen. 128 Nicht bestätigt wer<strong>den</strong> kann,<br />

dass besonders viel ältere Menschen auf Sozialleistungen nach SGB II angewiesen<br />

sind, der Anteil der 15 bis unter 30 Jährigen ist fast genauso hoch, derjenige der 30<br />

bis 45 Jährigen sogar höher. Fast jeder 8. Leistungsempfänger ist alleinerziehend<br />

oder besitzt keinen deutschen Pass.<br />

4.1.2.3 Aufstocker 129<br />

Umgangssprachlich wer<strong>den</strong> ALG II Empfänger, die zusätzlich zu ihren Leistungen<br />

der Grundsicherung Einkommen aus (abhängiger)Erwerbstätigkeit beziehen,<br />

„Aufstocker“ genannt. Allerdings liegt in dieser Bezeichnung eine vorschnelle<br />

Beurteilung. Diese Personengruppe kann sowohl ihr Einkommen durch ALG II<br />

Bezug aufstocken, als auch die ALG II Leistungen durch Erwerbstätigkeit ergänzen,<br />

um ihre Hilfebedürftigkeit zu mindern. Die Doppeldeutigkeit dieses Begriffs ist je<br />

nach Betrachtungsweise mit verschie<strong>den</strong>en Werturteilen verbun<strong>den</strong>. Die<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit versucht dieses Problem zu umgehen, indem sie <strong>den</strong><br />

Personenkreis ganz allgemein und neutral als „Erwerbsfähige Hilfebedürftige mit<br />

laufendem Leistungsanspruch und zu berücksichtigendem Einkommen aus<br />

abhängiger bzw. selbstständiger Erwerbstätigkeit bezeichnet“. 130 Damit kann leider<br />

nicht interpretiert wer<strong>den</strong>, ob diese Empfängergruppe ihr Einkommen aufbessern<br />

muss, da die Erwerbstätigkeit allein ihren Lebensunterhalt nicht sichern kann, oder<br />

ob sie die Grundsicherungsleistungen ergänzt.<br />

Anzahl<br />

460<br />

420<br />

380<br />

340<br />

Abbildung 19: Anzahl der „Aufstocker“ - Jahresdurchschnitte 131<br />

381<br />

Wie Abbildung 19 zeigt, stieg die Anzahl der „Aufstocker“ zwischen 2007 und 2009<br />

um 63 Personen (= 14, 19%). 132<br />

406<br />

128 Vgl. Abbildung 16.<br />

129 Vgl. (Sonderauswertung BA: eHb 2007-2009) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): Erwerbsfähige<br />

hilfebedürftige (eHb) mit laufendem Leistungsanspruch und zu berücksichtigendem Einkommen aus<br />

abhängiger Erwerbstätigkeit, Zeitreihe 2007-2009, Sonderauswertung, Nürnberg. Findet sich im<br />

Anhang.<br />

130 Vgl. zu der Definition der „Aufstocker“: (BA: ALG II, Messung) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Statistik<br />

(2010): Erwerbstätige Arbeitslosengeld II- Bezieher: Begriff, Messung, Struktur und Entwicklung,S.5.<br />

URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/000100/html/sonder/sonderbericht_erwerb<br />

_algii_bezieher.pdf [23.06.2010].<br />

131 Eigene Darstellung, basieren auf: Sonderauswertung BA: eHb 2007-2009.<br />

444<br />

2007 2008 2009<br />

Erwerbstätige Empfänger<br />

57


2009 133 waren 1648 der ALG II Empfänger erwerbsfähig. Darunter waren 483<br />

Personen, die zusätzlich zu ihrem Leistungsbezug Einkommen aus Erwerbstätigkeit<br />

erzielten. Zum größten Teil wurde da<strong>für</strong> eine abhängige Erwerbstätigkeit ausgeführt<br />

(92%), der andere Teil verdiente Einkommen aus einer selbstständigen<br />

Erwerbstätigkeit (8%). Knapp 30% der erwerbsfähigen Leistungsbezieher übte eine<br />

Erwerbstätigkeit aus.<br />

2008 gingen 18,86% aller SGB II Leistungsempfängern einer zusätzlichen<br />

Beschäftigung nach. Dieser Anteil liegt unter dem des Bayerndurchschnitts<br />

(26,4%). 134 Die Aufgabe der SGB II Leistungen ist es, vorübergehend <strong>den</strong><br />

Mindeststandard durch diese Transferzahlungen zu sichern, jedoch mit dem Ziel,<br />

dass die Bedürftigen unabhängig von diesen Unterstützungsleistungen wer<strong>den</strong>.<br />

Deshalb ist dieser Wert kritisch zu beobachten.<br />

4.1.3 Bekämpfte Armut: Zusammenfassung der Indikatoren nach<br />

ausgewählten Strukturmerkmalen 135<br />

Im nun folgen<strong>den</strong> Kapitel wer<strong>den</strong> die SGB II und SGB XII Leistungsbezieher<br />

hinsichtlich ausgewählter Strukturmerkmale miteinander verglichen, um<br />

herauszuarbeiten, welche Personengruppen insbesondere auf<br />

Grundsicherungsleistungen angewiesen sind und damit ein besonders hohes<br />

Armutspotenzial aufweisen.<br />

Zuerst wird analysiert, ob sich die Empfänger hinsichtlich ihrer Staatsangehörigkeit<br />

unterschei<strong>den</strong>. Anschließend wird die Altersstruktur der „bekämpft Armen“<br />

untersucht, um abschließend das Armutspotenzial der bekämpften Armut im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> abzubil<strong>den</strong>. Um die Ergebnisse zu<br />

unterstreichen wer<strong>den</strong> diese in Bezug gesetzt zu <strong>den</strong> Armutsdichten der <strong>Landkreis</strong>e<br />

des Oberlandes.<br />

132 Eigene Berechnung aufgrund Sonderauswertung BA: eHb 2007-2009.<br />

133 Eigene Prozentberechnung. Alle folgen<strong>den</strong> Daten zu <strong>den</strong> „Aufstockern“ stammen aus:<br />

Sonderauswertung BA: eHb 2008-2009) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): Erwerbsfähige<br />

Hilfebedürftige (eHb)mit laufendem Leistungsanspruch und zu berücksichtigendem Einkommen aus<br />

abhängiger bzw. selbstständiger Erwerbstätigkeit, Zeitreihe und Jahresdurchschnittswerte 2008-2009,<br />

Sonderauswertung, Nürnberg. Im Anhang.<br />

134 Vgl. (STMAS 2009) Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung, Familie und<br />

Frauen: Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern, Kurzversion, S.17.<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf [19.12.2009].<br />

Der Bericht der Staatsregierung bezieht sich bei der Berechnung der Aufstocker auf alle SGB II<br />

Bezieher. Dieser Vorgehensweise kann im Grunde nicht zugestimmt wer<strong>den</strong>, da unter allen<br />

Empfängern auch nicht erwerbsfähige Leistungsbezieher, wie Kinder, mit einfließen. Deshalb wurde<br />

oben die Quote der Aufstocker nur auf die erwerbsfähigen SGB II Bezieher bezogen. Die andere<br />

Berechnung dient lediglich zum Vergleich mit Bayern.<br />

135 Folgende Abbildungen 20 und 21 setzen sich aus <strong>den</strong> bereits behandelten Daten zusammen.<br />

58


Abbildung 20: Anteil der Ausländer an <strong>den</strong> Leistungsempfängern nach SGB II und SGB XII<br />

prozentuale Anteil an<br />

Gesamtempfänger<br />

Der Anteil der Ausländer an allen ALG II Beziehern ist doppelt so hoch wie an<br />

Grundsicherungsempfänger nach SGB XII. Da Arbeitslosengeld vor allem<br />

arbeitslose Grundsicherungsempfänger erhalten, ist eine bessere Integration in <strong>den</strong><br />

1.Arbeitsmarkt ist notwendig. Der hohe Wert an ausländischen ALG II Empfängern<br />

kann durch deren niedrigere Bildungsqualifikation erklärt wer<strong>den</strong>. Dadurch<br />

schmälern sich die Chancen auf eine fundierte Berufsausbildung und einen<br />

Arbeitsplatz. Später wird in dieser Arbeit noch gezeigt wer<strong>den</strong>, dass Im Bereich der<br />

Bildung der Anteil ausländischer Schüler an allen Schülern mit steigendem<br />

Bildungsgrad geringer wird. Ebenso ist der Anteil der Berufsschüler ohne deutschen<br />

Pass deutlich geringer. 136 Ein höherer Bildungsabschluss sowie eine<br />

Berufsqualifikation wür<strong>den</strong> das Risiko, arbeitslos zu sein, verringern und damit<br />

würde auch das Armutsrisiko der ausländischen Mitbürger sinken.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

15,00%<br />

12,00%<br />

9,00%<br />

6,00%<br />

3,00%<br />

0,00%<br />

6,03%<br />

13,86%<br />

10,74%<br />

SGB XII SGB II SGB II und SGB XII<br />

Abbildung 21: Empfänger von Hilfeleistungen des SGB II und SGB XII: Anteil nach<br />

Altersgruppen, in %<br />

14,6<br />

16,6<br />

22,4<br />

19,5<br />

26,9<br />

Altersgruppen an<br />

Empfängern SGB II<br />

Art der Hilfegewährung nach Rechtskreis<br />

55- unter 65<br />

Jahre<br />

45-unter 55<br />

Jahre<br />

30-unter 45<br />

Jahre<br />

15-unter 30<br />

Jahre<br />

unter 15 Jahre<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

136 Vgl. hierzu die Auswertungen Kapitel 6.1.2.2, Abb. 37, und Kapitel 6.1.2.3.<br />

47,4<br />

52,6<br />

Empfänger<br />

nach Alter<br />

SGB XII<br />

Anteil der<br />

Ausländer an<br />

Empfänger gesamt,<br />

in %<br />

unter 65<br />

Jahre<br />

über 65<br />

Jahre<br />

59


Im <strong>Landkreis</strong> sind besonders zwei Altersgruppen auf staatliche Mindestsicherung<br />

angewiesen! Im Rechtskreis des SGB XII sind es die über 65 Jährigen. Im<br />

Rechtskreis des SGB II sind Kinder und Jugendliche die stärkste Empfängergruppe.<br />

Dies bedeutet wiederum, dass der größte Teil der ALG II Bezieher Familien und<br />

Alleinerziehende sind, da Kinder in einer Bedarfsgemeinschaft mit einem<br />

erwerbsfähigen Leistungsbezieher automatisch auch Leistungen der<br />

Grundsicherung (Sozialgeld) erhalten. Diese Entwicklung ist äußerst be<strong>den</strong>klich.<br />

Zudem trifft der empirische Befund, dass „das Armutsrisiko der älteren Menschen<br />

sich vom Bevölkerungsdurchschnitt nicht mehr unterscheidet“ 137 , auf <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> nicht zu. Dem widerspricht der hohe Anteil an über 65<br />

Jährigen (insbesondere darunter der hohe Anteil der Frauen).<br />

Folgende Tabelle 2 fasst die Anzahl der Grundsicherungsempfänger in <strong>den</strong><br />

Rechtskreisen des SGB XII und SGB II zusammen und zeigt das Armutspotenzial<br />

anhand der bekämpften Armut auf. Ebenso verdeutlicht die Armutsdichte und<br />

Mindestsicherungsquote das Potenzial der bekämpften Armut.<br />

Tabelle 2: Das Potenzial der bekämpften Armut 2008 138<br />

EmpfängerInnen von… Anzahl der Personen<br />

SGB II Leistungen<br />

+ SGB XII Leistungen:<br />

∙ Hilfe zum Lebensunterhalt (Kap.3)<br />

∙ Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Kap. 4)<br />

∙ Sonstige Leistungen der Grundsicherung (Kap. 5-9)<br />

= Empfänger von Transferleistungen gesamt/Armutspotenzial<br />

aufgrund von Transferzahlungen<br />

2152<br />

1442<br />

303<br />

513<br />

626<br />

3594<br />

Armutsdichte (Anzahl der Leistungsempfänger pro 1000 EWO) 41,56<br />

Mindestsicherungsquote (Anteil der Empfänger an EWO gesamt) 4,15%<br />

137<br />

Zitiert nach (Hradil 2004) Hradil, St. (2004): Sozialstruktur Deutschlands im internationalen<br />

Vergleich, Wiesba<strong>den</strong>, S.225.<br />

138<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> oben aufgelisteten Daten, nach der Vorlage:<br />

Eichhorn /Huter (2006:357)<br />

URL: http://www.niedersachsen.dgb.de/themen/sozialpolitik/sozialbericht/ [15.01.2010].<br />

Anmerkung dazu: Auf die Berechnung und Miteinbeziehung der Empfänger nach dem<br />

Asylbewerberleistungsgesetz wird verzichtet, da es im <strong>Landkreis</strong> zum Zeitpunkt der Erstellung des<br />

Berichts keine Gemeinschaftsunterkünfte <strong>für</strong> Asylbewerber gab.<br />

60


Der Durchschnitt der Mindestsicherungsquote im Oberland liegt bei 4,01%. Der<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> liegt damit knapp über dem Durchschnittswert.<br />

Die niedrigste Armutsdichte hat der <strong>Landkreis</strong> Miesbach (30,2<br />

Grundsicherungsempfänger auf 1000 Einwohner). In <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>en Bad Tölz-<br />

Wolfratshausen und Weilheim-Schongau kommen auf 1000 Einwohner mehr als 43<br />

Mindestsicherungsempfänger nach SGB XII und SGB II. 139<br />

Da von allen <strong>Landkreis</strong>en des Oberlandes der Kreis Miesbach strukturell und<br />

soziodemographisch dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> am ähnlichsten ist,<br />

zeigt die niedrigere Mindestsicherungsquote und die Dichte der Empfänger in<br />

Miesbach, dass in einem vergleichbaren <strong>Landkreis</strong> deutlich weniger Menschen in<br />

Abhängigkeit von Sicherungsleistungen geraten als im Kreis <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong>. Deshalb kann geschlussfolgert wer<strong>den</strong>, dass vergleichbar viele<br />

Menschen in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> auf Sicherungsleistungen nach SGB II und<br />

SGB XII angewiesen sind.<br />

4.2 Relative Einkommensarmut<br />

Das vorhergehende Kapitel 4.1 hat <strong>den</strong> Umfang der Einkommensarmut, bezogen<br />

auf das sozio-strukturelle Existenzminimum abgebildet. Hier<strong>für</strong> diente als<br />

Armutsschwelle die Bedarfsgrenze zum Leistungsbezug der Grundsicherung. Damit<br />

ist dieses Existenzminimum politisch definiert. Für diese Untersuchung wur<strong>den</strong> die<br />

Empfängerzahlen von staatlichen Grundsicherungsleistungen der Sozialhilfe (SGB<br />

XII) und des Arbeitslosengeldes II (SGB II) herangezogen und nach<br />

soziodemographischen und –ökonomischen Merkmalen charakterisiert, um so<br />

abschließend das Armutspotenzial und die betroffenen Personengruppen der<br />

bekämpften Armut herauszuarbeiten. Desweiteren wur<strong>den</strong> die Empfängerdichten<br />

der <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes miteinander verglichen. Dabei wurde deutlich, dass<br />

in Bezug zum ähnlichen Kreis Miesbach besonders viele <strong>Landkreis</strong>bewohner auf<br />

Grundsicherungsleistungen angewiesen sind.<br />

In dem nun folgen<strong>den</strong> Kapitel dient als Indikator des ressourcentheoretischen<br />

Armutskonzepts die relative Einkommensarmut. Diese wird anhand des<br />

wissenschaftlich festgelegten Mindeststandards gemessen. Demnach sind alle<br />

139 Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten: Lfstad (September 2009) (Herangezogen <strong>für</strong> die<br />

Empfängerzahlen der <strong>Landkreis</strong>e) Und auf der Grundlage der Regionaldatenbank Bevölkerung:<br />

Geschlecht, Oberland.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010, 11.11 Uhr].<br />

61


Personen als arm einzustufen, deren Nettoäquivalenzeinkommen unter einem<br />

bestimmten prozentualen Anteil des Medians der Verteilung liegt. 140<br />

Die folgen<strong>den</strong> Daten wur<strong>den</strong> in einer Sonderauswertung des Landesbetriebes<br />

Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT. NRW) <strong>für</strong> diese Arbeit erstellt und<br />

basieren auf <strong>den</strong> Einkommenserhebungen des Mikrozensus. 141 Leider können aus<br />

bereits genannten Grün<strong>den</strong> (Kap. 2.1.2 und Kap. 3) nur auf die prozentualen<br />

Einkommensverteilungen des Oberlandes zurückgegriffen wer<strong>den</strong>. Trotz dieser<br />

Datenproblematik erlauben die Einkommensanalysen einen ersten Einblick in die<br />

Situation der relativen Einkommensarmut.<br />

Nach der wissenschaftlichen Armutsgrenze sind alle Personen, deren<br />

Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60% des Medians beträgt, als arm<br />

einzustufen. Demnach gelten folgende Armutsschwellen:<br />

� 60% Schwelle = Armutsgefährdungsquote<br />

� 50% Schwelle = Armut<br />

� 40% Schwelle = strenge Armut<br />

Anhand dieser Quoten wer<strong>den</strong> nun die Einkommensverhältnisse des Oberlandes<br />

abgebildet. Zur Verdeutlichung der vielen Werte dient Abbildung 22.<br />

30,0%<br />

25,0%<br />

20,0%<br />

15,0%<br />

10,0%<br />

5,0%<br />

0,0%<br />

Abbildung 22: Einkommensverteilung anhand der Armutsschwellen 142<br />

Demnach zu urteilen, müssen 3,1% aller Bewohner des Oberlandes ein Leben in<br />

strenger Armut führen, 6,4% ein Leben in Armut und jede 8. Person ist von einem<br />

Leben in Armut bedroht. Als prekär arm wer<strong>den</strong> diejenigen Personen eingestuft,<br />

deren Äquivalenzeinkommen 75% des Medians beträgt. Damit leben 26,2% der<br />

Oberlandbewohner in einem prekären Zustand.<br />

140 Zur Berechnung und ausführlichen Erläuterung vgl. Kap. 2.1.2.<br />

141 Vgl. (IT. NRW 2010: Sonderauswertung: Einkommensverteilung) Information und Technik<br />

Nordrhein-Westfalen, Ref. 542 (2010): Indikatoren der Einkommensverteilung im Oberland 2005-2008.<br />

Sonderauswertung, im Anhang einsehbar.<br />

142 Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> Daten IT. NRW 2010: Sonderauswertung:<br />

Einkommensverteilung.<br />

3,1%<br />

Quote 40%<br />

Median<br />

6,4%<br />

Quote 50%<br />

Median<br />

12,2%<br />

Quote 60%<br />

Median<br />

26,2%<br />

Quote 75%<br />

Median<br />

Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als…%<br />

62


Um diese Werte besser einordnen zu können, wird die Dichte der in Armut lebender<br />

anhand wissenschaftlichen Standards berechnet und dann der Dichte der<br />

Grundsicherungsempfänger gegenübergestellt. So erhält man ein umfassendes<br />

Abbild des Armutspotenzials im Oberland.<br />

6,4% aller im Oberland lebender Personen sind nach wissenschaftlichem Standard<br />

als arm einzustufen. Dieser Wert entspricht einer Armutsdichte von 64 Personen. 143<br />

Im vorhergehen<strong>den</strong> Kapitel 4.1, S.60, wurde ebenfalls das Armutspotenzial anhand<br />

der Mindestsicherungsquote <strong>für</strong> das Oberland berechnet. Hierbei ist der Wert<br />

deutlich geringer: 41,5 von 1000 Personen im Oberland sind auf<br />

Grundsicherungsleistungen angewiesen und gesetzesdefinitorisch als arm<br />

einzustufen.<br />

Diese unterschiedlichen Ergebnisse entsprechen nicht nur <strong>den</strong> Resultaten anderer<br />

kommunalen Sozialberichte, 144 sondern unterstreichen auch, dass die<br />

Armutsanalysen je nach Armutsverständnis und Messmethodik andere Ergebnisse<br />

liefern können. 145 Zudem bekräftigt dieses divergierende Resultat <strong>den</strong> Entschluss, in<br />

der vorliegen<strong>den</strong> Arbeit das Armutspotenzial sowohl über <strong>den</strong> politischen als auch<br />

anhand des wissenschaftlichen Standards zu messen, um so ein umfassendes<br />

<strong>Armutsprofil</strong> bezüglich der Einkommensarmut zu erhalten. Diese durch<br />

unterschiedliche Herangehensweise produzierten Ergebnisse sind zudem deshalb<br />

vergleichbar, da dem politischen Verständnis von Armut eine Bedarfsgrenze <strong>für</strong><br />

Bedürftigkeitszahlungen vorausgeht, die zwischen 40% und 50% des<br />

durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens liegt. 146<br />

Die Quoten geben zunächst einen ersten Einblick zur Lage der Einkommensarmut<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Wo genau die Armutsschwellen verlaufen,<br />

beziehungsweise, ab welchem Geldbetrag man von Armut spricht, wird im nächsten<br />

Schritt untersucht.<br />

Der Median des Äquivalenzeinkommens der Bevölkerung im Oberland lag 2008 bei<br />

1.457€.<br />

143<br />

Armutsdichte selbst berechnet auf Grundlage der Bevölkerungsdaten: Regionaldatenbank<br />

Bevölkerung: Geschlecht, Oberland.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2DFEB8619D0B1799<br />

016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010].<br />

Im Oberland leben 2008 433.523 Personen. Dichte bezogen auf 1000 Einwohner.<br />

144<br />

Beispielsweise sei hier der Armutsbericht <strong>für</strong> München angeführt: (Romaus et al. 2008) Romaus,<br />

R./Weizel, R./ Fröhlich, W. (2008): Münchner Armutsbericht 2007, S. 12, Abb.1.1.<br />

URL:http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/85_soz/sozplan/archiv/armutsberi<br />

cht/armutsbericht2007.pdf [13.03.2010].<br />

145<br />

Zum Zusammenhang zwischen Armutsverständnissen und Wertvorstellungen vgl. hier Kapitel 1.<br />

146<br />

Vgl. zu der Ansetzung der Bedarfsgrenze auch Kapitel 2.1.1.<br />

63


Für einen 1-Personen-Haushalt ergibt sich nach Berechnungen eine<br />

Armutsgefährdungsschwelle von 874,-€. Für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen<br />

und 2 Kindern im Alter von unter 14 Jahren wird die Armutsgefährdungsschwelle bei<br />

1.836,-€ gezogen.<br />

Ausgehend von diesem Median wer<strong>den</strong> die eben dargestellten Quoten berechnet.<br />

Bezieht man diese Quoten nun auf das jeweilige Äquivalenzeinkommen der<br />

Haushalte lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten:<br />

2008 galten alle 1-Personen-Haushalte im Oberland als streng arm, die 583,-€<br />

Haushaltsnettoeinkommen zur Verfügung hatten und als arm, wenn diese Haushalte<br />

über 729,- € verfügten. Bei <strong>den</strong> Haushalten mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern<br />

spricht man von strenger Armut bei 1.224,-€ und von einem Leben in Armut bei<br />

1.530,-€.<br />

Diese Berechnungsgrundlage wird auch verwendet, um die Reichtumsquote zu<br />

bestimmen. Als reich gelten alle Personen, deren Äquivalenzeinkommen um 200%<br />

höher als der Median der Verteilung ist. Demnach waren 2008 9,5% aller Oberland-<br />

Bewohner als reich zu betiteln, wobei dies bedeutet, dass ein 1-Personen-Haushalt<br />

über mindestens 2.915,-€ Haushaltsnettoeinkommen verfügen muss. Bei einem<br />

Haushalt mit 2 Kindern unter 14 Jahren und 2 Erwachsenen beträgt die<br />

Reichtumsschwelle 6.121,-€.<br />

Zusammenfassend sollen nochmals die zentralen Ergebnisse zur relativen<br />

Einkommensarmut dargestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Als armutsgefährdet (60% Quote) gelten 12,2% aller Personen im Oberland. Für<br />

einen 1 Personen Haushalt bedeutet dies, dass er als arm gilt, wenn er weniger als<br />

874,-€ Haushaltsnettoeinkommen zur Verfügung hat. Für eine Familie mit 2 Kindern<br />

unter 14 Jahren liegt die Armutsgefährdungsschwelle hingegen bei 1.836 €.<br />

Immerhin 3,1% aller Personen führen ein Leben in strenger Armut, das bedeutet,<br />

dass ein Single-Haushalt weniger als 583,-€ und ein Familienhaushalt weniger als<br />

1.224€ Haushaltsnettoeinkommen zur Verfügung haben.<br />

Am deutlichsten wurde durch diese Untersuchung allerdings gezeigt, dass es<br />

aufgrund ungleicher Messmetho<strong>den</strong> zu wesentlich großen Unterschie<strong>den</strong> in der<br />

Armutsanalyse kommen kann. Je nach zugrunde gelegtem Armutsverständnis wird<br />

damit auch die Armut anders beurteilt. Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen<br />

Armutsquoten dient die folgende Abbildung 23:<br />

64


Abbildung 23: Armutspotenzial des Oberlandes nach <strong>den</strong> zwei Berechnungsgrundlagen 147<br />

In dieser Abbildung wer<strong>den</strong> die unterschiedlichen Berechnungssätze verdeutlicht:<br />

Anhand dem Berechnungskonzept der bekämpften Armut wird ein politisch<br />

prozessiertes Armutspotenzial von 17.341 Personen festgesetzt. Dieser Wert liegt<br />

mit 10.404 Personen unter dem Ergebnis, das mit Hilfe des empirisch ermittelten<br />

medianen Nettoäquivalenzeinkommens wissenschaftlich berechnet wurde. Daraus<br />

können folgende Schlüsse gezogen wer<strong>den</strong>:<br />

a) Die tatsächlich als arm einzustufende Bevölkerung wird durch <strong>den</strong> Ansatz<br />

der bekämpften Armut unterrepräsentiert.<br />

b) Da die Bedarfsgrenze <strong>für</strong> <strong>den</strong> Sozialhilfebezug bei etwa 40/50% des<br />

medianen Äquivalenzeinkommens festgesetzt wird, kann festgehalten<br />

wer<strong>den</strong>, dass trotz der niedrigen Schwelle nicht alle eigentlich Bedürftigen<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB II und SGB XII empfangen.<br />

c) Der wissenschaftliche Standard wird der Erfassung der Armut anhand des<br />

Einkommens gerechter.<br />

Beide Werte sollten allerdings nicht addiert wer<strong>den</strong>, da in der Haushaltsbefragung<br />

des Mikrozensus auch diejenigen Haushalte mit einfließen, die<br />

Grundsicherungsleistungen nach SGB II und SGB XII beziehen.<br />

147 Eigene Darstellung basierend auf <strong>den</strong> bereits erörterten Daten, Kapitel 4.1.3 und <strong>den</strong> Daten im<br />

Kapitel 4.2.<br />

Personen<br />

Anzahl der in Armut Lebender<br />

nach…<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

27745<br />

17341<br />

50% Quote Bekämpfte<br />

Armut<br />

Dichte pro 1000 EWO<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Armutsdichte nach…<br />

64<br />

40,1<br />

50% Quote Bekämpfte<br />

Armut<br />

65


5. Potentielle Armutsrisiken<br />

Die Armut kann also über das (fehlende) Einkommen gemessen wer<strong>den</strong> und wird<br />

dabei je nach wissenschaftlichen (relative Einkommensarmut) oder politischen<br />

Standard (bekämpfte Armut) beurteilt. Es gibt aber auch eine Vielzahl an<br />

Indikatoren, die zwar nicht unweigerlich einen Zusammenhang zur Armut herstellen,<br />

oder gar auf Kausalität schließen lassen, jedoch ein gewisses Maß an<br />

Armutspotenzial/ -risiko aufzeigen können. Im folgen<strong>den</strong> Schritt wer<strong>den</strong> diese<br />

Armutsrisiken durchleuchtet und hinsichtlich ihrer Bedeutung <strong>für</strong> die Armut im<br />

<strong>Landkreis</strong> beurteilt.<br />

5.1 Einkommen und Vermögen<br />

Ein höherer materieller Wohlstand bietet immer auch eine bessere Absicherung<br />

gegenüber Risiken im Lebenslauf. So ziehen oftmals Scheidung, Arbeitslosigkeit,<br />

oder Krankheit Veränderungen der Einkommenssituation nach sich. Davon betroffen<br />

sind dann vor allem Personen, die in prekärem Wohlstand leben, oder einem<br />

besonderen Armutsrisiko ausgesetzt sind. Natürlich kann nicht davon ausgegangen<br />

wer<strong>den</strong>, dass beispielsweise ein geringes Einkommen automatisch zur Armut führt –<br />

so leben viele Stu<strong>den</strong>ten unterhalb dem politisch festgesetzten Mindeststandard,<br />

und weder sie selbst wür<strong>den</strong> ihre Lage als arm bezeichnen, noch wür<strong>den</strong> die<br />

anderen Mitmenschen sie als in Armut Lebende klassifizieren. Nichts desto trotz<br />

hängen viele Verwirklichungs- und Teilhabemöglichkeiten von finanziellen<br />

Ressourcen ab. Diese monetären Ressourcen beschränken oder erweitern unseren<br />

Spielraum. Einkommen und Vermögen eröffnen aber nicht nur bessere<br />

Handlungschancen, sondern bieten auch ein höheres Maß an Zukunftssicherheit. 148<br />

Dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> eilt der Ruf eines wohlhaben<strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong>es voraus. Die anschließende Untersuchung soll zeigen, ob es sich auch<br />

in der Realität so verhält. Dazu wer<strong>den</strong> neben der kommunalen Kaufkraftverteilung<br />

auch die durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen analysiert. Wie bereits oben<br />

ausgeführt, schränken fehlende oder mangelnde monetäre Ressourcen <strong>den</strong><br />

Handlungsspielraum ein und stellen ein erhebliches Armutsrisiko dar, weshalb<br />

dieses Kapitel mit einer Analyse der Überschuldung im <strong>Landkreis</strong> abgeschlossen<br />

wird.<br />

Leider weist das Statistische Landesamt keine Einkommens – oder Kaufkraftdaten<br />

auf <strong>Landkreis</strong>ebene aus. Der Mikrozensus veröffentlicht diese Daten nur <strong>für</strong> die<br />

148 Vgl. (Berger 2001) Berger, P.A. (2001): Klassenstruktur und soziale Schichtung, in: Joas, H. (Hrsg.),<br />

Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt a.M., S.233.<br />

66


Raumordnungsgröße des Oberlandes. Die relative Einkommensarmut wurde bereits<br />

so abgebildet. Da die Einkommenssituation aber auch auf <strong>Landkreis</strong>ebene<br />

analysiert wer<strong>den</strong> soll, müssen <strong>für</strong> diese Untersuchungen bei der Kaufkraft auf<br />

Zahlen der Kreissparkasse GAP zurückgegriffen wer<strong>den</strong>. Die Verteilung des<br />

Haushaltsnettoeinkommens beruht auf <strong>den</strong> Daten der Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Konsumforschung. Obwohl diese Zahlen aus der Wirtschaft (Kreditinstitut<br />

Sparkasse), bzw. der Marktforschung (GfK) beruhen, soll nicht darauf verzichtet<br />

wer<strong>den</strong>, da die Abbildung der Einkommenssituation im <strong>Landkreis</strong> <strong>für</strong> diese Arbeit<br />

unerlässlich ist. Zudem sind beiderlei Datenquellen nicht „unwissenschaftlich“.<br />

5.1.1 Die Verteilung der Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong><br />

Als „Kaufkraft der Verbraucherhaushalte“ wird das in privaten Haushalten <strong>für</strong><br />

Konsumzwecke verfügbare Einkommen bezeichnet, also derjenige Betrag, der pro<br />

Haushalt vom Einkommen verbleibt, nachdem alle regelmäßig wiederkehren<strong>den</strong><br />

Zahlungsverpflichtungen (zum Beispiel Wohnungsmieten, Kreditraten,<br />

Versicherungsprämien) bedient wur<strong>den</strong>. Außerdem wer<strong>den</strong> in die Berechnungen<br />

der Kaufkraft Preisunterschiede mit einbezogen. Die Kaufkraft ist zudem ein<br />

wichtiger Indikator <strong>für</strong> die wirtschaftliche Situation einer Region.<br />

Durchshcnittl. jährliche<br />

Kaufkraft<br />

Abbildung 24: Entwicklung der Kaufkraft pro Einwohner, in € 149<br />

22.000<br />

20.000<br />

18.000<br />

16.000<br />

2002 2003 2004 2005<br />

<strong>Landkreis</strong> GAP 17.800 17.700 17.900 18.081<br />

Oberbayern 19.800 19.700 20.000 21.309<br />

Bayern 17.900 17.850 18.000 18.809<br />

Die Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> folgt der Entwicklung der<br />

Kaufkraft in Bayern und Oberbayern. Seit 2002 stieg die Kaufkrafthöhe. Allerdings<br />

entwickelte sich die Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong> auf wesentlich niedrigerem Niveau. Der<br />

Anstieg der Kaufkraft von 2002 auf 2005 im <strong>Landkreis</strong> belief sich auf knapp 300€,<br />

149 Eigene Darstellung, beruhend auf (Lingg 2006) Lingg, P. (2006): Sozioökonomische Entwicklung<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Rotary Club <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

Aufgrund der Datenaufbereitung des Vortrages von Herrn Lingg können die Zahlen von 2004-2005 nur<br />

als ungefähre Schätzwerte angegeben wer<strong>den</strong>. 2005 wurde hingegen ausgewiesen. Daten im Anhang.<br />

67


wohingegen in Oberbayern ein Anstieg um 1.500€ festzumachen ist. Dies könnte<br />

noch damit erklärt wer<strong>den</strong>, dass bayernweit die Ballungszentren München und<br />

Nürnberg eine Rolle spielen (Gehaltsunterschiede, z.B. „Münchenzuschlag“, große<br />

internationale und erfolgreiche Firmen sind dort angesiedelt, die dementsprechend<br />

hohe Löhne zahlen) und der Regierungsbezirk allgemein als gutsituiert gilt. Aber<br />

selbst das Bundesland Bayern wartet mit einer höheren Kaufkraft auf, als der<br />

<strong>Landkreis</strong>. Und bayernweit fließen auch Städte wie Hof mit ein, die finanziell,<br />

arbeitsmarkt- und sozialpolitisch schlechter gestellt sind, weshalb zu erwarten wäre,<br />

dass solche Städte und Kreise <strong>den</strong> Bayerndurchschnitt nach unten drücken. Nichts<br />

desto trotz ist <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> unter dem bayernweiten Durchschnitt.<br />

Das niedrige Kaufkraftniveau und die schwache Steigung können zum einen an der<br />

Bevölkerungsstruktur des <strong>Landkreis</strong>es liegen. Das Durchschnittsalter in <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> betrug 2008 44,7 Jahren, der Altersquotient lag bei 40,8. Damit ist der<br />

Kreis im Vergleich zu Bayern, Oberbayern und dem Oberland einer der <strong>Landkreis</strong>e<br />

mit der ältesten Bevölkerung. Das Verhältnis der über 65 Jährigen zu <strong>den</strong> unter 20<br />

Jährigen ist signifikant höher als im Rest Bayerns. 150 Demnach leben viele Rentner<br />

im <strong>Landkreis</strong>. Diese verfügen nicht über die Kaufkraft eines Erwerbstätigen, da<br />

deren Kaufkraft sich aus Renten- und Altersbezügen zusammensetzt.<br />

Die Kaufkraft kann auch als Indikator <strong>für</strong> die wirtschaftliche Lage einer Region<br />

stehen. Kann aus einer niedrigen Kaufkraft auf eine schlechte wirtschaftliche<br />

Situation geschlossen wer<strong>den</strong>? Um die Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong> erklären zu können,<br />

muss nun die wirtschaftliche Lage des <strong>Landkreis</strong>es anhand ausgewählter<br />

Indikatoren 151 beleuchtet wer<strong>den</strong>. Um die unternehmerische Dynamik des<br />

<strong>Landkreis</strong>es abzubil<strong>den</strong>, wird zunächst das Gewerbesaldo 152 untersucht. Dabei<br />

belegt <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> im bayernweiten <strong>Landkreis</strong>vergleich <strong>den</strong> Rang 75<br />

(von 96), das gesamte Oberland schneidet deutlich besser ab, TÖL Rang 1, WM<br />

belegt Platz 23, MB Platz 12. Die unternehmerische Dynamik im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ist im Bayernvergleich unterdurchschnittlich. Da in die<br />

Berechnung der Kaufkraft das Einkommen mit einfließt, gilt es die<br />

Einkommenssteuerkraft 153 genauer zu betrachten. Der Gemeindeanteil an der<br />

150 Vgl. die Bevölkerungsstruktur in: Lfstad Demografie (2009:7).<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/180000.pdf [22.05.2010].<br />

151 Diese folgen<strong>den</strong> Daten/Indikatoren stammen aus einem Ranking der (INSM) Initiative Neue Soziale<br />

Marktwirtschaft. In diesem INSM-Ranking wer<strong>den</strong> diverse Indikatoren regional auf <strong>Landkreis</strong>ebene<br />

verglichen (im Folgen<strong>den</strong> wird nur auf das Bayernranking zurückgegriffen).<br />

152 Vgl. Ebd. INSM Gewerbe: Gewerbesaldo: Gewerbeneuanmeldungen im Verhältnis zu<br />

Gewerbeabmeldungen, im Verhältnis zur Einwohnerzahl.<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_bayern_i_gewerbesaldo.html [23.05.2010].<br />

153 Vgl. ebd.: INSM Einkommen: Einkommenssteuerkraft: Gemeindeanteil an der<br />

Einkommenssteuerkraft, je Einwohner in €, 2007.<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_bayern_i_einkommensteuerkraft.html [23.05. 2010].<br />

68


Einkommenssteuerkraft ist im Kreis GAP deutlich geringer als in <strong>den</strong> anderen<br />

<strong>Landkreis</strong>en des Oberlandes. GAP bezieht Rang 56 und ist damit 43 Ränge vom<br />

Spitzenreiter des Oberlandes, Bad Tölz, entfernt. Es wer<strong>den</strong> im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> geringere Einkommen erzielt. Da die Einkommen eine<br />

wichtige Grundlage der Kaufkraft darstellen, erklärt die geringe<br />

Einkommenssteuerkraft zusätzlich das niedrige Kaufkraftniveau.<br />

Die schlechte unternehmerische Dynamik begünstigt die schwache Entwicklung der<br />

Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong>, da sich nicht genügend neue Firmen, sprich potentielle<br />

Arbeitsgeber ansiedeln. Desweiteren führt der hohe Anteil an alten Menschen zu<br />

einer Verhärtung der Situation. Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ bewertet<br />

die Kaufkraft des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> 2009 erneut: Er belegt <strong>den</strong><br />

Rang 41, weit abgeschlagen von <strong>den</strong> anderen <strong>Landkreis</strong>en des Oberlandes. 154<br />

Aus diesen Befun<strong>den</strong> kann sich schnell eine abwärtsgerichtete Spirale entwickeln:<br />

Aufgrund der schwachen unternehmerischen Dynamik, der geringen<br />

Einkommenssteuerkraft und der Altersverteilung der Bevölkerung kann die niedrige<br />

Kaufkraft erklärt wer<strong>den</strong>. Da die Kaufkraft wiederum ein Indikator <strong>für</strong> die<br />

wirtschaftliche Situation eines <strong>Landkreis</strong>es ist, wer<strong>den</strong> die oben aufgeführten Werte<br />

deutschlandweit agierende sowie internationale, erfolgreiche und große<br />

Unternehmen davon abhalten, sich im <strong>Landkreis</strong> anzusiedeln. Es ist zu erwarten,<br />

dass ebendiese Arbeitsgeber sich eher in <strong>den</strong> Nachbarlandkreisen des Oberlandes<br />

ansiedeln wer<strong>den</strong>, was auch deren Bewertung der unternehmerischen Dynamiken<br />

beweist. Die Zahl der Auspendler würde weiter steigen. Der <strong>Landkreis</strong> lockt somit<br />

weder hochqualifizierte Arbeitnehmer, noch Investoren. Diese Entwicklung ist nicht<br />

nur <strong>für</strong> die erwerbsfähige Bevölkerung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

sehr be<strong>den</strong>klich. Denn die Kommunen verlieren durch <strong>den</strong> Abzug großer Firmen die<br />

Unternehmenssteuer, und damit einen Zugewinn <strong>für</strong> ihr Haushaltsbudget. Obwohl<br />

der <strong>Landkreis</strong> gerade <strong>für</strong> große Logistikunternehmen geradezu ideal liegt (gute<br />

Verkehrsanbindung an die A95 Richtung Nor<strong>den</strong>- Hauptknotenpunkt München und<br />

Richtung Sü<strong>den</strong>-Brennerpass), haben sich nur wenige Firmen angesiedelt.<br />

Die Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong> ist also deutlich geringer als die in Oberbayern. Nach<br />

dieser ersten Untersuchung kann nicht bestätigt wer<strong>den</strong>, dass die Bevölkerung im<br />

<strong>Landkreis</strong> besonders wohlhabender ist. Um ein umfassendes Bild der<br />

Einkommenssituation abzubil<strong>den</strong>, wird die Kaufkraftverteilung auf Gemein<strong>den</strong>ebene<br />

untersucht. Da bereits im Vergleich mit Bayern und Oberbayern große<br />

154 vgl. INSM Kaufkraft: Kaufkraft.<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_bayern_i_kaufkraft.html [23.05.2010].<br />

69


Abweichungen auszumachen sind, ist es interessant, die Verteilung auf<br />

Gemeindeebene herunter zu brechen.<br />

5.1.2 Kaufkraftverteilung nach Gemein<strong>den</strong> pro EWO 2005, in €<br />

In Bayern beträgt die Kaufkraft pro EWO 18.809€ 155 , im <strong>Landkreis</strong> GAP 18.081€.<br />

Dabei sind im <strong>Landkreis</strong> deutliche Kaufkraftunterschiede auf Gemeindeebene zu<br />

verzeichnen.<br />

Die Kaufkraft im Markt Murnau (20.748 €), in Seehausen (18.943 €) sowie in der<br />

Marktgemeinde <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> (19.789 €) liegt jeweils über dem<br />

bayerischen Durchschnitt. Weit abgeschlagen sind die Orte Spatzenhausen und<br />

Ettal mit knapp 13.000€ Kaufkraft.<br />

Innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es sind starke Schwankungen der Kaufkraft auszumachen.<br />

Dabei beträgt die größte Differenz 8442,-€ zwischen Murnau und Ettal. Es herrscht<br />

eine starke Inhomogenität hinsichtlich der kommunalen Kaufkraft.<br />

Damit einhergehend dürften auch die Einkommen je nach Kommune stark<br />

schwanken, beziehungsweise sollten sich die Einkommen nach<br />

Siedlungsschwerpunkten und der Peripherie differenzieren. 156<br />

Die kommunalen Kaufkraftunterschiede können an der geographischen Lage der<br />

Gemein<strong>den</strong> liegen. Murnau am Staffelsee, Seehausen und die Marktgemeinde<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> sind verkehrsbetriebliche Hauptknotenpunkte und sind<br />

direkt an die Autobahn A 95 Richtung München, beziehungsweise nach Österreich<br />

angebun<strong>den</strong>. Da der Kreis einen hohen Auspendlerüberschuss aufweist, ist davon<br />

auszugehen, dass viele in München arbeitende Pendler in Murnau, <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> und der näheren Umgebung dieser Städte angesiedelt sind. Die<br />

höheren Löhne, die in München erzielt wer<strong>den</strong>, spiegeln sich dann in der<br />

kommunalen Kaufkraft wieder. Zudem bietet der Markt Murnau mit dem<br />

Arbeitsgeber Unfallkrankenhaus Murnau einen attraktiven Standort <strong>für</strong><br />

hochqualifizierte und besser verdienende Arbeitnehmer und ist gleichzeitig durch<br />

seine Infrastruktur und geographische Lage (Staffelsee) ein attraktiver Wohnort <strong>für</strong><br />

Pendler und Besserverdienende. Periphere kleine Gemein<strong>den</strong> wie Ettal haben einen<br />

dominanten Tourismussektor. Dieser unterliegt nicht nur saisonalen Schwankungen,<br />

155 Alle folgen<strong>den</strong> Daten zur kommunalen Kaufkraftverteilung vgl. Lingg (2006).<br />

156 Kommunale Einkommensschwankungen aufgrund der Inhomogenität der kommunalen<br />

Kaufkraftverteilung lassen sich damit begrün<strong>den</strong>, dass sich die Kaufkraftberechnung aufs Einkommen<br />

bezieht. Eine amtliche Statistik zur kommunalen Einkommensverteilung gibt es leider nicht, aufgrund<br />

der Raumordnungsgrößen des Mikrozensus (Oberland). Allerdings wird in Kapitel 5.1.5 die Verteilung<br />

des Haushaltsnettoeinkommens aufgezeigt und zu diesem Zusammenhang Stellung bezogen.<br />

70


sondern ist auch dem Niedriglohnbereich zuzuordnen. 157 Damit sind deren<br />

Einkommen und so auch deren niedrige Kaufkraft zu erklären. Die Orte mit einer<br />

geringen Einwohnerzahl sind abgeschlagen von <strong>den</strong> Siedlungsschwerpunkten.<br />

5.1.3 Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätiger in €, 2007<br />

Ein weiterer Indikator <strong>für</strong> die wirtschaftliche Situation einer Region ist das<br />

Bruttoinlandsprodukt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gibt <strong>den</strong> Gesamtwert aller in<br />

einer Region hergestellten Waren und Dienstleistungen an, zudem wird das BIP<br />

preisbereinigt. 158 Sowohl die Kaufkraft als auch das Bruttoinlandsprodukt lassen<br />

Rückschlüsse auf das Armutsrisiko im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> in Bezug<br />

zu Einkommen und Wirtschaftlichkeit zu, da das Bruttoinlandsprodukt nicht nur ein<br />

wichtiges Maß <strong>für</strong> die Produktivität im <strong>Landkreis</strong> ist, sondern auch mit der Höhe der<br />

Kaufkraft zusammenhängt.<br />

Abbildung 25 verdeutlicht die Höhe das Bruttoinlandsprodukt <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong>s. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2007 deutlich unter dem<br />

Bayerndurchschnitt und stellte gleichzeitig das niedrigste BIP im gesamten<br />

Oberland dar. Da in diese Berechnung die Erwerbstätigen sowohl am Arbeits- als<br />

auch am Wohnort <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> herangezogen wer<strong>den</strong>, ist das niedrige<br />

BIP besonders kritisch zu sehen. Da selbst die höhere Produktivität im Umland sich<br />

nicht auf <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> (durch die hohe Auspendleranzahl) auswirkt.<br />

Abbildung 25: BIP pro Erwerbstätiger, 2007, in € 159<br />

66.197<br />

Bayern GAP TÖL MB WM<br />

49.939<br />

63.459 60.634 63.208<br />

Das Wirtschaftswachstum betrug 2007, im Vergleich zum Vorjahreswert in<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> 3,6 %, und lag damit wieder unter dem Wert Bayerns mit<br />

157<br />

Vgl. STMAS (2009): Zweiter Bericht zur sozialen Lage in Bayern, S.13.<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf [19.12.2009]<br />

158<br />

Vgl. (Destatis BIP) Statistische Ämter des Bundes und der Länder (o.J.): Statistik von A bis Z:<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP).<br />

URL:http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/abisz/BIP,templateId<br />

=renderPrint.psml [22.07.2010].<br />

159<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf: (Regionalatlas: BIP pro Erwerbst.) Regionalatlas der<br />

Statistischen Ämter des Bundes und der Länder: Indikator: Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätiger in<br />

<strong>den</strong> Kreisen WM, TÖL, GAP, MB, Bezugsjahr: jeweils 2007.<br />

URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

71


(4,9%). Der Kreis Miesbach erzielte sogar ein Wachstum von 11,3%. 160<br />

Arbeitsmarkt-und wirtschaftspoltische Maßnahmen sind hier dringend notwendig,<br />

um mit dem Trend einer steigen<strong>den</strong> Wirtschaftsproduktivität mithalten zu können.<br />

Schließlich ist ein angemessenes und stetiges Wachstum ein wirtschaftspolitisches<br />

Ziel. Dieses muss auch im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> weiterhin verstärkt<br />

verfolgt wer<strong>den</strong>, um <strong>den</strong> Arbeitnehmern Sicherheit zu gewährleisten und um <strong>den</strong><br />

Kreis als attraktiven Standort <strong>für</strong> Arbeitgeber zu werben.<br />

Nachdem dargestellt wurde, dass sowohl die Entwicklung der Kaufkraft als auch das<br />

Bruttoinlandsprodukt und das Wirtschaftswachstum in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> im<br />

<strong>Landkreis</strong>vergleich deutlich schlechter, beziehungsweise niedriger verlaufen, soll<br />

nun untersucht wer<strong>den</strong>, ob diese Erkenntnisse Auswirkungen auf die<br />

Einkommenssituation der Haushalte haben. Aufgrund der geringen Kaufkrafthöhe<br />

und der schwachen Wirtschaftsentwicklung ist damit zu rechnen. Denn nicht nur die<br />

Kaufkraft, auch die wirtschaftliche Situation einer Region ist ausschlaggebend <strong>für</strong><br />

das Einkommen.<br />

5.1.4 Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte, einschließlich<br />

privater Organisationen ohne Erwerbszweck<br />

2007 betrug im Kreis GAP das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte je<br />

Einwohner 20.159 €. Zehn Jahre zuvor waren es 16.983€. Hier ist ein Anstieg von<br />

3.219 € zu verzeichnen. Dies entspricht einem jährlichen Zuwachs von<br />

durchschnittlich 320,- €. Im <strong>Landkreis</strong> Bad Tölz-Wolfratshausen hingegen verfügen<br />

die Einwohner über knapp 2000,-€ mehr Einkommen im Jahr. Trotzallem stieg das<br />

verfügbare Einkommen in Bad Tölz nicht steiler als das in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass die Einwohner der privaten Haushalte im Kreis TÖL<br />

über deutlich mehr Einkommen verfügen, auch wenn die jährliche Entwicklung unter<br />

der <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>s liegt. 161<br />

Diese Werte können zum einen an der Zusammensetzung der Bevölkerung liegen:<br />

In der Altersstruktur besteht ein signifikanter Unterschied zwischen TÖL und GAP.<br />

160 vgl. Regionalatlas BIP: Indikatoren: Bruttoinlandsprodukt, Veränderungen zum Vorjahr.<br />

URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

161 Vgl. (Regionaldatenbank verfüg. Eink.) Regionaldatenbank (2010): Verfügbares Einkommen der<br />

privaten Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck, Berechnungsstand<br />

2008.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F321D579920EA2B9<br />

1B538E51?Menu=Willkommen [26.01.2010, um 15.34 Uhr].<br />

72


Der Altersquotient in GAP beträgt 40,8, der in TÖL 34,2. 162 Somit leben im<br />

Nachbarlandkreis mehr junge Menschen, die natürlich durch ihre Erwerbstätigkeit<br />

über ein anderes Einkommen und eine höhere Kaufkraft verfügen, als ältere<br />

Menschen (65+), die Rente beziehen. Zum anderen zeichnet sich der <strong>Landkreis</strong><br />

TÖL durch seine Nähe zum Ballungszentrum München aus (S-Bahn-Anbindung<br />

nach München ab Wolfratshausen).<br />

Die Einkommensunterschiede sind aber auch auf die bereits dargestellte<br />

Kaufkraftentwicklung und Unternehmensdynamik, sowie das Bruttoinlandsprodukt<br />

zurückzuführen. Die Nachbarlandkreise des Oberlandes sind wirtschaftlich und<br />

finanziell weit besser gestellt als <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>, der hinter diesen weit<br />

abgeschlagen liegt.<br />

Nachdem das verfügbare Einkommen je Einwohner im <strong>Landkreis</strong>vergleich<br />

dargestellt wurde, soll eine Aufschlüsselung auf <strong>Landkreis</strong>ebene darüber Auskunft<br />

geben, wie sich das durchschnittliche Einkommen im Kreis auf Einkommensklassen<br />

verteilt. Dies ist insofern bedeutend, weil dadurch Klarheit geschaffen wird, welcher<br />

Anteil der Bevölkerung zu <strong>den</strong> Niedrigeinkommensbeziehern, die ein besonderes<br />

Armutsrisiko aufweisen, zählt. Ebenso soll so weit wie möglich anhand der<br />

Datenlage analysiert wer<strong>den</strong>, ob der <strong>Landkreis</strong> ein tatsächlich wohlhabender Kreis<br />

ist. Oder ob ihm der Ruf nur voraus eilt.<br />

5.1.5 Einkommensverteilung der Haushalte im <strong>Landkreis</strong> GAP<br />

Im Folgen<strong>den</strong> wird die Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen der Haushalte im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> analysiert. Zuerst erfolgt eine kurze Darstellung<br />

der Haushaltsformen und –größen.<br />

2009 gab es im <strong>Landkreis</strong> 40.775 Haushalte (HH), die durchschnittliche<br />

Haushaltsgröße lag bei 2,13 Personen pro Haushalt.<br />

40% aller HH sind Single-Haushalte. Der Anteil der Single HH liegt knapp über dem<br />

Bayerns (38,56%) und Deutschlands (39,50%). 163<br />

Wie sich die Einkommensklassen auf die Haushalte verteilen, zeigt Abbildung 25:<br />

162 Lfstad Demografie (2009:7).<br />

URL:https://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/webshop/download/A182aB%20200900/1800<br />

00.pdf [22.05.2010].<br />

163 Vgl. (GfK) Gesellschaft <strong>für</strong> Konsumforschung: Bevölkerungsstrukturdaten GAP 2009, zur Verfügung<br />

gestellt vom Deutschen Jugendinstitut, München (Ansprechpartner: Frau Bayer), siehe Anhang.<br />

73


Abbildung 26: Verteilung des Haushaltsnettoeinkommens nach Klassen 2009,<br />

Anteilswert in % 164<br />

30,00%<br />

25,00%<br />

20,00%<br />

15,00%<br />

10,00%<br />

5,00%<br />

0,00%<br />

Niedriglohnbereich 165 (unter 1100,- €):<br />

Fast jeder fünfte Haushalt muss mit einem Nettoeinkommen von weniger als 1100,-<br />

€ auskommen. Im Bayernvergleich ist der Anteil der Niedrigeinkommenbezieher<br />

besonders auffallend: In Bayern beziehen 10,29% aller Haushalte weniger als<br />

1100,- €. Der Anteil der Niedriglohnbezieher in GAP ist also fast doppelt so hoch wie<br />

der in Bayern.<br />

Dies kann an dem ausgeprägten Dienstleistungs- und Tourismusbereich liegen, in<br />

dem ein Großteil der Erwerbstätigen beschäftigt ist (1/3 aller Erwerbstätigen) 166 und<br />

der dem Niedriglohnbereich beizuordnen ist.<br />

Dem mittleren Einkommensniveau sind rund 1/3 aller Haushalte des <strong>Landkreis</strong>es<br />

zu zuordnen: 35,77% der HH verfügen zwischen 1100,- bis unter 2600€. Dieser<br />

Anteil weicht nicht allzu sehr vom Anteilswert in Bayern ab (35,31%). Die meisten<br />

Haushalte der mittleren Einkommensklasse beziehen zwischen 2000,-€ und unter<br />

2600€ (12,37%).<br />

Insgesamt verdienen 45,19% aller HH mehr als 2.600,- € und sind damit in die hohe<br />

Einkommensklasse einzuordnen. Darunter verfügt ¼ der HH zwischen 2600,-€ bis<br />

unter 4000,-€. Von allen HH-Nettoeinkommen-Klassen entspricht dieser Anteil am<br />

ehesten der Einkommensverteilung in Bayern (26,84%).<br />

18,41% der Haushalte beziehen ein Nettoeinkommen zwischen 4000,-€ und unter<br />

7500,-€ und nur 1,23% mehr als 7500,-€.<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

Bayern<br />

164<br />

Eigene Darstellung, basierend auf <strong>den</strong> Daten der GfK. Prozentangaben teils selbstständig<br />

berechnet.<br />

165<br />

Die Klassifikation nach Niedriglohnbereich, Status mittel und Status hoch erfolgt nach der<br />

Klassifizierung der GfK.<br />

166<br />

Siehe Kap.5.2.2, Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereiche.<br />

74


Dass rund 45,19% in <strong>den</strong> Einkommensstatus hoch einzustufen sind, mag im ersten<br />

Moment erfreulich erscheinen und <strong>den</strong> Ruf bestätigen, dass die Bevölkerung des<br />

<strong>Landkreis</strong>es wohlhabend ist. Allerdings darf nicht außer Acht gelassen wer<strong>den</strong>, dass<br />

der Anteil der Niedrigeinkommenbezieher im <strong>Landkreis</strong> extrem hoch ist im Vergleich<br />

zu Bayern. Diese Niedrigeinkommensbezieher erhalten im Alter folglich weniger<br />

Rentenbezüge und sind somit einem höheren Altersarmutsrisiko ausgesetzt. Es ist<br />

anzunehmen, dass der Niedriglohnbereich ein Grund <strong>für</strong> die hohe Empfängerzahl<br />

der über 65 Jähren an Grundsicherungsleistungen nach SGB XII ist.<br />

Desweiteren ist zu betonen, dass der Anteil der HH mit einem hohen Haushalts-<br />

Nettoeinkommen ebenso deutlich unter dem in Bayern liegt: Der Status „hohes<br />

Haushaltsnettoeinkommen“ entspricht im Kreis einem Anteilswert von 45,19%, in<br />

BY ist er hingegen um fast 10 Prozentpunkte höher (54,20%).<br />

Letztendlich entspricht die Einkommenssituation im <strong>Landkreis</strong> <strong>den</strong> anderen, bereits<br />

dargestellten Einkommensindikatoren und der Kreis schließt sich. Die<br />

Wohlstandsschere in GAP öffnet sich, der größte Anteilwert ist in der hohen<br />

Einkommensklasse zu verzeichnen (45,19% aller HH verfügen zwischen 2.600€ und<br />

mehr), weshalb durchaus von einem gutsituierten <strong>Landkreis</strong> gesprochen wer<strong>den</strong><br />

kann. Allerdings steht GAP nicht über dem bayernweiten Wohlstand. Bedrohlich<br />

erscheinen und nach<strong>den</strong>klich stimmen sollte der hohe Anteil der Niedrigverdiener.<br />

Gerade diese Haushalte weisen ein hohes Armutsrisiko auf. Gibt es<br />

Einschneidungen in deren Leben, wie Krankheit, Scheidung oder Tod des<br />

Haupteinkommensbeziehers, droht der Abrutsch in die Armut. Diese Menschen<br />

wer<strong>den</strong> dann vom untersten Sicherungssystem des Sozialstaates, der<br />

Grundsicherung (SGB II, SGB XII) aufgefangen. Vorsorge-, und Schutzmaßnahmen<br />

<strong>für</strong> diese Personengruppe sind nicht nur aus sozialpolitischer Verantwortlichkeit<br />

heraus unerlässlich, sondern auch eine Erleichterung <strong>für</strong> die Staatskassen. Damit<br />

kann nicht nur <strong>den</strong> Bedürftigen selbst geholfen wer<strong>den</strong>, auch die finanzielle<br />

Belastung <strong>für</strong> die Träger von Grundsicherungsleistungen wird geschmälert.<br />

5.1.6 Überschuldung im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

Nicht nur ein (zu) niedriges Einkommen kann das Armutsrisiko verstärken. Vor allem<br />

Menschen, die hoch verschuldet sind, droht der Fall in die relative<br />

Einkommensarmut. Deshalb soll zuletzt die Überschuldung im <strong>Landkreis</strong> analysiert<br />

wer<strong>den</strong>, um beurteilen zu können, ob die Überschuldung ein weiteres Armutsrisiko<br />

des <strong>Landkreis</strong>es darstellt.<br />

75


Bei der folgen<strong>den</strong> Betrachtung wird die Überschuldung Analysegegenstand sein.<br />

Dies bedeutet, dass Haushalte nicht mehr in der Lage sind, anstehende<br />

Rechnungen zu begleichen. Mit der Überschuldung ist also eine<br />

Zahlungsunfähigkeit verbun<strong>den</strong>. 167 Diese Zahlungsunfähigkeit schränkt nicht nur<br />

erheblich das Leben der Betroffenen ein, sondern kann auch dazu führen, dass die<br />

soziale Teilhabe am (kulturellen) Leben begrenzt wird.<br />

Abbildung 27: Entwicklung der Schuldnerquote 2004-2009, in % 168<br />

12,00%<br />

9,00%<br />

6,00%<br />

3,00%<br />

0,00%<br />

Wie die Abbildung 27 zeigt, verläuft die Entwicklung der Schuldnerquote auf<br />

<strong>Landkreis</strong>niveau ähnlich wie auf Landes- und Bundesebene. Allerdings ist der Anteil<br />

der überschuldeten Haushalte im <strong>Landkreis</strong> in jedem Jahresdurchschnitt höher als<br />

der Anteil überschuldeter Haushalte in Bayern.<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Deutschland 9,74% 10,43% 10,68% 10,58% 11,11% 9,09%<br />

Bayern 7,19% 7,64% 7,70% 7,79% 7,28% 6,72%<br />

Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> 7,28% 7,80% 7,91% 8,10% 7,69% 7,15%<br />

Insgesamt ist im <strong>Landkreis</strong> über die Jahre 2004 - 2007 eine negative Entwicklung zu<br />

beobachten. In <strong>den</strong> drei Jahren nahm die Anzahl der überschuldeten Haushalte um<br />

0,82 Prozentpunkte zu. Von 2007 an bis 2009 entwickelte sich die Schuldnerquote<br />

allerdings wieder rückläufig, und befindet sich 2009 unter ihrem Stand von 2004.<br />

Das Caritas Zentrum <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> stellt ein kostenloses<br />

Beratungsangebot <strong>für</strong> Schuldner und insolvente Personen zur Verfügung. 2008<br />

wur<strong>den</strong> in dieser Schuldnerberatung 425 Klienten betreut. Die Hauptursachen <strong>für</strong><br />

Überschuldung liegen nach der internen Statistik des Caritas-Zentrums <strong>Garmisch</strong>-<br />

167 Vgl. (BMFSFJ 2004) Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004): Material<br />

<strong>für</strong> die Presse. Überschuldung privater Haushalte- Eine Information nach Stichworten, Berlin, S.1 f.<br />

URL:http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Pressestelle/Pdf-Anlagen/ueberschuldung.pdf<br />

[29.06.2010].<br />

168 Eigene Darstellung, basierend auf <strong>den</strong> Schuldneratlassen der Creditreform, Jahre 2006 und 2009.<br />

Creditreform (2006): Schuldneratlas Deutschland 2006:<br />

URL:http://www.creditreform.de/Deutsch/Creditreform/Presse/Archiv/SchuldnerAtlas_Deutschland/200<br />

6/Analyse_SchuldnerAtlas_Deutschland_2006.pdf [27.01.2010].<br />

Creditreform (2009): Schuldneratlas Deutschland 2009:<br />

URL:http://www.creditreform.de/Deutsch/Creditreform/Presse/Archiv/SchuldnerAtlas_Deutschland/200<br />

9/Schuldnerquoten_nach_Kreisen_2009.pdf [27.06.2010].<br />

76


<strong>Partenkirchen</strong> 169 im problematischen Konsumverhalten, der Arbeitslosigkeit und<br />

dem Niedrigeinkommen. In die Situation der Überschuldung geraten also auch<br />

Haushalte ohne Eigenverschul<strong>den</strong>.<br />

Personen<br />

Abbildung 28: Klienten der Schuldnerberatung, Gründe und Einkommensarten 170<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Zu <strong>den</strong> Hauptursachen der Überschuldung gehört mit knapp 17% das<br />

Niedrigeinkommen. Niedriglohnbezieher gibt es vor allem im Gastgewerbe. Der<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> zeichnet sich durch seinen Tourismus aus.<br />

Somit betrifft der Niedriglohnsektor <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>. Er stellt einen hohen Anteilswert<br />

der Haushalte am gesamten verfügbaren Haushaltsnettoeinkommen dar 171 . Hier<br />

spiegelt sich der Niedriglohnbereich als eine der Hauptursachen der Überschuldung<br />

wieder. Das Niedrigeinkommen im <strong>Landkreis</strong> kann demnach auch zu einer<br />

Überschuldung dieser Haushalte führen und bildet damit neben der Arbeitslosigkeit<br />

ein zentrales Armutsrisiko. Der Personenkreis der Klienten der Schuldnerberatung<br />

verdeutlicht erneut <strong>den</strong> engen Zusammenhang zwischen <strong>den</strong><br />

Grundsicherungsempfängern nach SGB II und SGB XII und der Armut. Die<br />

staatlichen Mindestsicherungsleistungen ermöglichen zwar ein Leben knapp über<br />

dem sozio-kulturellen Existenzminimum, schützen aber nicht automatisch vor<br />

Überschuldung und damit dem Absturz in die Armut. Dass trotz einem geregelten<br />

169 Vgl. (Caritas SB) Caritas-Zentrum <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Interne Statistiken der<br />

Schuldnerberatung. Zur Verfügung gestellt durch Herrn Schweiger, Fachdienstleiter der Sozialen<br />

Dienste. Statistiken sind im Anhang einsehbar.<br />

170 Eigene Darstellung beruhend auf <strong>den</strong> Daten ebd.<br />

171 Vgl. die bereits dargestellten Ausführungen zur Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen nach<br />

Klassen, Kap. 5.1.5.<br />

Gründe der Überschuldung<br />

Arbeitslosigk.<br />

96<br />

Niedrigeink.<br />

72<br />

160<br />

Problem.<br />

Konsumverhalt.<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Einkommenart<br />

39%<br />

25%<br />

19% 17%<br />

77


Erwerbseinkommen 39% der Klienten verschuldet sind, stimmt nach<strong>den</strong>klich und<br />

kann neben mangelnder Finanzkompetenz der Klienten auch an deren<br />

Niedrigeinkommen liegen.<br />

Das Problem der Zahlungsunfähigkeit kann aber auch nicht direkt Betroffene<br />

belasten: Die Überschuldung wirkt sich nämlich nicht nur auf die Schuldiger selbst<br />

aus, sondern auch auf deren Gläubiger, die wirtschaftliche Situation im <strong>Landkreis</strong>,<br />

damit auf alle Haushalte und das Haushaltsbudget der Kommunen. 172 Eine<br />

finanzielle Gesundung sollte damit nicht nur im Interesse der von Überschuldung<br />

unmittelbar Betroffenen stehen.<br />

Diese Überschuldung führt oftmals zu einer „Schul<strong>den</strong>spirale“: Nicht getilgte<br />

Schul<strong>den</strong> führen zu immer mehr Schul<strong>den</strong>. Nicht selten folgt dann die Lohn- bzw.<br />

Kontopfändung. Damit kann dann die Wohnungsmiete nicht mehr bezahlt wer<strong>den</strong>,<br />

und Wohnungslosigkeit droht. Rechnungen können nicht mehr bezahlt wer<strong>den</strong>, es<br />

entstehen neue Schul<strong>den</strong>. Diese finanzielle Notlage ist nicht nur <strong>für</strong> <strong>den</strong> Betroffenen<br />

schlimm, vor allem lei<strong>den</strong> Kinder darunter und sind betroffen. Die Überschuldung ist<br />

ein zentrales Armutsrisiko im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

Um diese Krisensituation zu überwin<strong>den</strong>, hilft der Gang zur Schuldnerberatung oder<br />

die (Privat-)Insolvenz. 173<br />

Die Insolvenzverfahren sind reaktive Entschuldungsmaßnahmen. Überschuldete<br />

Personen können kostenlose Beratungsangebote wahrnehmen und wer<strong>den</strong> so auf<br />

ihrem Weg der Entschuldung durch Fachpersonal begleitet. „Die Schuldner- und<br />

Insolvenzberatung nimmt eine Schlüsselrolle bei der Entschuldung und somit der<br />

Armutsbekämpfung privater Haushalte ein. Sie unterstützt Betroffene insbesondere<br />

auch im Rahmen der außergerichtlichen Einigung mit <strong>den</strong> Gläubigern. Mehrere<br />

Studien belegen, dass Schuldnerberatung nicht nur <strong>den</strong> Betroffenen hilft. Auch<br />

Gläubiger und öffentliche Haushalte profitieren von der Arbeit der<br />

Schuldnerberatung.“ 174<br />

172 Beispiel dazu: Haushalt mit Haupt-Einkommensbezieher aus dem Niedriglohnbereich entschließt<br />

sich, einen Baugrund zu erwerben und ein Eigenheim zu bauen. Der Haupteinkommensbezieher wird<br />

während der Bauphase betriebsbedingt entlassen und ist arbeitslos. Er kann seine anfallen<strong>den</strong><br />

Schul<strong>den</strong>/Rechnungen nicht mehr bezahlen, die am Bau beteiligten Firmen müssen in Folge der<br />

Zahlungsausstände Personal entlassen. Damit steigen die Arbeitslosenzahlen. Wer<strong>den</strong> die Arbeiter<br />

nicht wieder in Arbeit gebracht, fallen sie dann unter <strong>den</strong> Leistungskatalog des SGB II und empfangen<br />

Grundsicherungsleistungen. Damit steigt die Zahl der bekämpft Armen. Vielleicht muss die Baufirma<br />

aber auch schließen/Insolvenz anmel<strong>den</strong> aufgrund mehrerer Zahlungsrückstände. Damit steigen nicht<br />

nur die Arbeitslosenzahlen und die Bedürftigkeit, sondern <strong>den</strong> Kommunen fehlen wichtige<br />

Unternehmenssteuern. Gleichzeitig steigen die Kosten <strong>für</strong> das Landratsamt als (Mit-)Träger der<br />

Grundsicherungsleistungen.<br />

173 Vgl. BMFSFJ (2004: 3-5).<br />

URL:http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Pressestelle/PdfAnlagen/ueberschuldung.pdf<br />

[29.06.2010].<br />

174 Zitiert nach ebd., S.3.<br />

78


Im kommen<strong>den</strong> nun kommen<strong>den</strong> Abschnitt wer<strong>den</strong> die Jahressummen der<br />

Insolvenzverfahren im Kreis aufgezeigt und die Entwicklung der Insolvenzverfahren<br />

nachgezeichnet.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> wur<strong>den</strong> im Jahr 2000 von insgesamt 23<br />

Insolvenzverfahren 15 eröffnet. Im Jahr 2008 waren es bereits 112<br />

Insolvenzverfahren, von <strong>den</strong>en 99 eröffnet wur<strong>den</strong>. Dies entspricht einem Anstieg<br />

der beantragten Insolvenzverfahren um knapp 80%. Es ist also ein deutlicher<br />

Anstieg an Insolvenzverfahren zu beobachten. 175<br />

Die Insolvenzverfahren müssen nach Unternehmens- und Privatinsolvenzen<br />

untergliedert wer<strong>den</strong>. Hier soll die aktuellste Entwicklung aufgezeigt wer<strong>den</strong>: Die<br />

Unternehmensinsolvenzen gingen von 2007-2008 um 2 Fälle auf 17 zurück, es<br />

waren auch weniger Beschäftigte und Unternehmen betroffen. 176<br />

Die Anzahl der Insolvenzverfahren übriger Schuldner hat ebenso einen Rückgang<br />

zu verzeichnen: 2008 waren unter <strong>den</strong> 112 Insolvenzverfahren 60<br />

Verbraucherinsolvenzen, 2 weniger als 2007. Unter diesen Insolvenzen wur<strong>den</strong> 32<br />

Verfahren ehemals Selbstständiger eingeleitet. 177<br />

5.2 Erwerbstätigkeit<br />

Die Erwerbstätigkeit zählt als Schlüsselkategorie moderner Sozialstaaten, da sie<br />

verschie<strong>den</strong>e Funktionen in wirtschaftlich hochentwickelten Gesellschaften und<br />

Wohlfahrtsaaten erfüllt: Zum einen sichert das Erwerbseinkommen <strong>den</strong> eigenen,<br />

individuellen Lebensunterhalt, zum anderen ist die Erwerbsarbeit die Basis<br />

wohlfahrtstaatlicher Arrangements und grundlegend <strong>für</strong> die sozialen<br />

Sicherungssysteme. Allerdings hängt nicht nur die wirtschaftliche Eigenständigkeit<br />

stark von einer Erwerbstätigkeit ab. Vor allem erfüllt sie eine psychosoziale Aufgabe<br />

– sie bewirkt, dass sich der Erwerbstätige in die Gesellschaft eingegliedert fühlt.<br />

Erwerbstätigkeit wirkt i<strong>den</strong>titätsbil<strong>den</strong>d und ist eine der Dominanten unserer<br />

Gesellschaft, „moderne Gesellschaften sind „Arbeitsgesellschaften“.“ 178 Wir<br />

definieren und wer<strong>den</strong> über unsere Erwerbstätigkeit definiert. Vor allem aber sichert<br />

sie ein geregeltes Einkommen. Die Erwerbstätigkeit wird in diesem <strong>Armutsprofil</strong> als<br />

Armutsrisiko geführt, da nicht nur das Wegfallen der Erwerbstätigkeit, sondern auch<br />

175<br />

Vgl. <strong>für</strong> Insolvenzverfahren gesamt: (Regionaldatenbank Insolvenzverfahren) Regionaldatenbank<br />

(2010): Insolvenzverfahren – Jahressumme.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F321D579920EA2B9<br />

1B538E51?Menu=Willkommen [26.01.2010, um 15.41 Uhr].<br />

176<br />

Vgl. Datenbank ebd.: Regionaldatenbank Unternehmensinsolvenzen, [26.01.2010, um 15.40 Uhr].<br />

177<br />

Vgl. Datenbank ebd.: RegionaldatenbankInsolvenzen übriger Schuldner, [26.01.2010, um 15.38<br />

Uhr].<br />

178 Zitiert nach Hradil (2004: 168).<br />

79


ein zu niedriges Einkommen durch die Erwerbstätigkeit schnell in die Abhängigkeit<br />

von staatlichen Grundsicherungsleistungen führen kann.<br />

5.2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort 179<br />

Dieser Indikator umfasst alle Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (SvB), die<br />

im <strong>Landkreis</strong> GAP arbeiten, unabhängig von ihrem Wohnort. Er wird in <strong>den</strong><br />

folgen<strong>den</strong> Untersuchungen herangezogen, da der Indikator zugleich angibt, wie<br />

viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze es im <strong>Landkreis</strong> gibt.<br />

2008 waren rund 23 618 Sozialversicherungspflichtige im <strong>Landkreis</strong> beschäftigt. In<br />

<strong>den</strong> letzten 5 Jahren hat sich die Anzahl der SvB um 3,8% verringert, was wiederum<br />

bedeutet, dass es 2008 auch 3,8% weniger SvB Stellen im <strong>Landkreis</strong> gab. Dies<br />

macht immerhin 903 Arbeitsplätze aus.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> ist der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Frauen am Arbeitsort<br />

höher als der der Männer. Dies ist insbesondere deswegen interessant, da es<br />

bayernweit mehr männliche als weibliche Sozialversicherungspflichtige gibt und die<br />

Geschlechterstruktur im erwerbsfähigen Alter 180 im <strong>Landkreis</strong> relativ ausgeglichen<br />

ist. Es kann wiederum am stark nach dem Gastgewerbe ausgerichteten<br />

Arbeitsmarkt liegen. Dieser Dienstleistungsbereich kann insbesondere <strong>für</strong> Frauen<br />

attraktiv sein, Studien haben belegt, dass die Frauenerwerbstätigkeit mit dem<br />

Ausbau des Dienstleistungssektors steigt. 181<br />

Es ist anzufügen, dass 2008 5.038 182 Personen einer ausschließlich geringfügig<br />

entlohnten Beschäftigung am Arbeitsort nachgingen und sich somit in <strong>den</strong> Grenzen<br />

des § 8 Abs. 1 SGB IV bewegen. Das heißt, dass deren Arbeitsentgelt aus dieser<br />

Beschäftigung regelmäßig im Monat 400 Euro nicht übersteigt. Es gibt im <strong>Landkreis</strong><br />

GAP somit 5.038 Arbeitsplätze <strong>für</strong> geringfügig Beschäftigte. Es kann viele Gründe<br />

geben, einen 400,-€ Job anzunehmen, entweder zur Aufbesserung des<br />

Haushaltsnettoeinkommens, oder der Grundsicherungsleistungen. Ein weiterer und<br />

besorgniserregender Grund kann aber auch sein, dass das Einkommen aus der<br />

Vollzeitbeschäftigung nicht ausreicht, und deshalb dieser geringfügig entlohnte Job<br />

179<br />

Vgl. (Regionaldatenbank SvB a. A.ort: Geschlecht) Regionaldatenbank (2010):<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Geschlecht und Nationalität.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F321D579920EA2B9<br />

1B538E51?Menu=Willkommen [28.06.2010, 18.21 Uhr]. Alle folgen<strong>den</strong> Prozentangaben wur<strong>den</strong><br />

eigenständig berechnet.<br />

180<br />

Erwerbsfähiges Alter: zwischen 15 und unter 65 Jahre.<br />

181<br />

Vgl. dazu: Hradil (2004:175).<br />

182<br />

Vgl. (Statistik der BA Strukturdaten) Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit: Überblick: Strukturdaten,<br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit Weilheim, Datenstand Oktober 2009.<br />

URL:http://www.arbeitsagentur.de/Dienststellen/RD-BY/Weilheim/AA/Zahlen-Daten-<br />

Fakten/Strukturdaten/Detaillierte-Strukturdaten.pdf [27.01.2010].<br />

80


angenommen wer<strong>den</strong> muss, um <strong>den</strong> eigenen Lebensstandard, trotz voller<br />

Erwerbstätigkeit, abdecken zu können. Leider wer<strong>den</strong> die Gründe hier<strong>für</strong> in der<br />

amtlichen Statistik nicht ausgewiesen.<br />

Untergliedert man die sozialversicherungspflichtigen Stellen nach Bildungsgrad 183 ,<br />

fällt auf, dass die meisten Sozialversicherungspflichtigen eine Lehr/-<br />

Anlernausbildung oder die Berufsfachschule abgeschlossen haben (62,3%), 15%<br />

aller Sozialversicherungspflichtigen haben keinerlei Berufsausbildung vorzuweisen,<br />

und nur 5,4% haben einen Abschluss an einer höheren Fach- Fachhoch-, oder<br />

Hochschule. Da die Anzahl der Sozialversicherungspflichtigen am Arbeitsort aber<br />

auch Auskunft über die Anzahl der Stellen gibt, ist daraus zu schlussfolgern, dass<br />

der <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ein unattraktiver Stellenmarkt <strong>für</strong><br />

Hochqualifizierte ist und wohl nur die wenigsten Unternehmen diesem Stellenprofil<br />

entsprechen. Es ist zu erwarten, dass sich der hohe Anteil der Ungelernten auch an<br />

dem hohen Anteil der Niedrigeinkommenbezieher widerspiegelt. 184 Da<br />

hochqualifizierte Beschäftigte <strong>für</strong> gewöhnlich auch mehr Einkommen beziehen,<br />

können der niedrige Anteil an Hochqualifizierten, und zugleich der hohe Anteil der<br />

ungelernten Beschäftigten die niedrige Kaufkraft im <strong>Landkreis</strong> und <strong>den</strong> hohen Anteil<br />

an Niedrigeinkommenbezieher erklären.<br />

Für die wirtschaftliche Lage einer Region und deren Arbeitsmarkt sind die<br />

Pendlerbewegungen der Sozialversicherungspflichtigen über Kreisgrenzen<br />

aussagekräftig. 185<br />

2008 betrug das Pendlersaldo 186 des <strong>Landkreis</strong>es -3.104 187 . Das bedeutet, dass<br />

mehr Sozialversicherungspflichtige <strong>den</strong> Kreis zum Arbeiten verlassen haben, als<br />

Auswärtige in <strong>den</strong> Kreis eingependelt sind. Seit 2005 stieg das Pendlersaldo<br />

kontinuierlich an. Es handelt sich eindeutig um einen Auspendlerüberschuss. Dabei<br />

zog es 2008 die meisten Sozialversicherungspflichtigen in die Nachbarlandkreise<br />

183<br />

Vgl. (Regionaldatenbank SvB a. A.ort: Ausbildung) Regionaldatenbank (2010):<br />

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort nach Geschlecht, Nationalität und Art der<br />

Ausbildung.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F321D579920EA2B9<br />

1B538E51?Menu=Willkommen [28.06.2010, um 18.06 Uhr].<br />

184<br />

Vgl. dazu <strong>den</strong> oben ausgeführten Teil zur Kaufkraftverteilung und dem Haushaltsnettoeinkommen<br />

im <strong>Landkreis</strong>.<br />

185<br />

Vgl. (Regionaldatenbank SvB: Pendler) Regionaldatenbank (2010): Sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigte am Arbeit- und Wohnort sowie Ein- und Auspendler über Kreisgrenzen nach Geschlecht.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F321D579920EA2B9<br />

1B538E51?Menu=Willkommen [Stand 26.01.2010, 15:26 Uhr].<br />

186<br />

Berechnung des Pendlersaldo: Differenz der Beschäftigten .a. Arbeitsort zu <strong>den</strong> Beschäftigten a.<br />

Wohnort.<br />

187<br />

Vgl.: Statistik der BA Strukturdaten:<br />

URL:http://www.arbeitsagentur.de/Dienststellen/RD-BY/Weilheim/AA/Zahlen-Daten-<br />

Fakten/Strukturdaten/Detaillierte-Strukturdaten.pdf [27.01.2010].<br />

81


WM, München und TÖL. 188 Leider gibt es keine Untersuchung zu <strong>den</strong> Grün<strong>den</strong> der<br />

Auspendler. Es darf aber angenommen wer<strong>den</strong>, dass zum einen die<br />

geographischen Lage des <strong>Landkreis</strong>es eine Rolle spielt: <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

zeichnet sich durch seine Nähe zum Ballungszentrum München aus und befindet<br />

sich in Nachbarschaft zu wirtschaftlich besser gestellten <strong>Landkreis</strong>en wie Weilheim-<br />

Schongau und Bad Tölz- Wolfratshausen (Arbeitslosenquoten 2008 in WM: 3,5 in<br />

TÖL:3,7 in GAP: 4,8; auch das Bruttoinlandsprodukt und die unternehmerische<br />

Dynamik sowie das Gewerbesaldo der bei<strong>den</strong> Kreise ist deutlich höher als das in<br />

GAP) 189 , zum anderen ist der <strong>Landkreis</strong> durch seine geographische Lage ein<br />

durchaus attraktives Wohngebiet <strong>für</strong> Pendler. Ein weiterer Grund, warum so viele<br />

Menschen zum Arbeiten <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> verlassen, kann die Unattraktivität des<br />

<strong>Landkreis</strong>es gerade <strong>für</strong> hochqualifizierte junge Menschen sein. Insbesondere diese<br />

Generation bekommt seit Anbeginn ihrer schulischen Ausbildung eingetrichtert, wie<br />

wichtig eine fundierte Ausbildung sei. Nur leider bietet der Kreis da<strong>für</strong> nicht<br />

genügend Arbeitsplätze. So kommen beispielsweise auf 100<br />

Sozialversicherungspflichtige nur 0,6 Ingenieure. 190<br />

5.2.2 Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen<br />

In Bayern ist vor allem das Gastgewerbe vom Niedriglohn betroffen. Gerade<br />

Personen aus dem Niedriglohnbereich sind einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt<br />

als „Normalverdiener“. Die Betrachtung nach <strong>den</strong> Wirtschaftsbereichen ist deshalb<br />

so interessant, da der <strong>Landkreis</strong> GAP ein Tourismusgebiet ist und sowohl im<br />

<strong>Landkreis</strong>vergleich mit WM und TÖL, als auch im Vergleich mit BY stärker von<br />

Touristen frequentiert wird. So betrug die Frem<strong>den</strong>verkehrsintensität 2008 in GAP<br />

33,9 und lag damit weit vor <strong>den</strong> Werten in Miesbach (20,8), Bad Tölz-<br />

Wolfratshausen (9,0) und Weilheim-Schongau (3,9). 191<br />

Abbildung 29 zeigt die Verteilung der Erwerbstätigen auf die Verschie<strong>den</strong>en<br />

Wirtschaftsbereiche: Von ca. 40.900 Erwerbstätigen im Jahr 2007 sind rund 13.700<br />

Personen (33,5%) dem Handel-Gastgewerbe und Verkehr zuzuordnen. Nach <strong>den</strong><br />

öffentlichen und privaten Dienstleistern (37,65%) ist dies der zweit stärkste<br />

188<br />

vgl. Bausch, Th. (2009): Entwicklungskonzept <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>, S.27.<br />

189<br />

Vgl. dazu <strong>den</strong> obigen Abschnitt zum Einkommen als Armutsrisiko, Kapitel 5.1.<br />

190<br />

Vgl. INSM Ingenieure:<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_deutschland_i_ingenieure.html [26.06.2010].<br />

191<br />

Vgl. (Regionalatlas Tourismus) Regionalatlas: Themenbereich: Tourismus, Indikator:<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrsintensität. URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

82


Wirtschaftsbereich im <strong>Landkreis</strong>. 192 Auch wenn GAP ein frem<strong>den</strong>verkehrsintensiver<br />

<strong>Landkreis</strong> ist, ist der Tourismus als Wirtschaftssektor in nur 4 Kommunen des<br />

<strong>Landkreis</strong>es dominant 193 . Die tatsächliche Tourismusintensität ist also bei weitem<br />

nicht so stark, wie allgemein von der Bevölkerung angenommen wird. Trotzallem<br />

waren 2008 15,52% 194 aller Sozialversicherungspflichtigen allein im Bereich des<br />

Gastgewerbes und der Hotellerie beschäftigt. Dieser Sektor ist allerdings nicht nur<br />

starken saisonalen Schwankungen ausgesetzt (Tourismus: Vor-Haupt-<br />

Nebensaison), sondern unterliegt meist dem Niedriglohn und bringt deshalb per se<br />

ein gewisses Armutsrisiko mit sich.<br />

38%<br />

Abbildung 29: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2007, in % 195<br />

10%<br />

3%<br />

9%<br />

34%<br />

6%<br />

5.2.3 Selbstständige 2007<br />

Im <strong>Landkreis</strong> waren 2007 7600 Personen selbstständig. 196 Dazu zählen auch<br />

mithelfende Familienangehörige, die regelmäßig und unentgeltlich in einem Betrieb<br />

mitarbeiten, der von einem Familienmitglied selbstständig geleitet wird, und <strong>für</strong> die<br />

auch keine Sozialversicherungsbeiträge entrichtet wer<strong>den</strong>. Diesem Personenkreis<br />

steht es offen, welche privaten Vorsorgemaßnahmen sie treffen, bzw.<br />

Versicherungen sie abschließen wollen. Aus dieser Freiwilligkeit heraus können sich<br />

zentrale Armutsrisiken <strong>für</strong> Selbstständige ergeben: Im Falle von Krankheit,<br />

Berufsunfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit besteht die Gefahr der materiellen Armut,<br />

wenn diese Einkommensausfälle nicht ausreichend abgesichert wur<strong>den</strong>. Vor allem<br />

bei altersbedingter Aufgabe ihrer selbstständigen Tätigkeit muss dementsprechend<br />

192<br />

Vgl. (Regionaldatenbank Erwerbstätige) Regionaldatenbank(2010): Erwerbstätige nach<br />

Wirtschaftsbereichen.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=098FBBE1079B14DFE9A8CCB<br />

BA3D1D666?Menu=Willkommen [26.01.10, 15.37 Uhr].<br />

193<br />

Vgl. Bausch (2009:24, Abb.4.1).<br />

194<br />

Vgl. ebd.<br />

195<br />

Prozentangaben sind gerundet. Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> obigen Daten zur<br />

Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen.<br />

196<br />

Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder, erhalten von Frau Bayer, Deutsches<br />

Jugendinstitut München. Siehe Anhang.<br />

Land-und Forstwirtschaft, Fischerei<br />

Produzierendes Gewerbe (ohne Baugewerbe)<br />

Baugewerbe<br />

Handel, Gastgewerbe und Verkehr<br />

Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstl.<br />

Öffenltiche und private Dienstleister<br />

83


privat vorgesorgt wor<strong>den</strong> sein, um nicht in Altersarmut zu verfallen. 197 Ein weiteres<br />

zentrales Problem und Armutsrisiko ergibt sich aus der Selbstständigkeit <strong>für</strong> die<br />

mithelfen<strong>den</strong> Familienangehörigen. Ein Beispiel soll diesen Gedankengang<br />

verdeutlichen: Zu <strong>den</strong> mithelfen<strong>den</strong> Familienangehörigen zählen beispielsweise<br />

Ehepartner. Wenn nun der Ehemann (frühzeitig) verstirbt, die bei der Arbeit<br />

mithelfende Ehefrau allerdings selbst nicht adäquat altersabgesichert wurde,<br />

entsteht <strong>für</strong> diese Frau ein Armutsrisiko im Alter. Da die Witwe keiner<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachging, sondern ihren Mann<br />

unterstützte, muss sie von der Rente ihres Mannes leben. Hat dieser aber ebenso<br />

nie in die Rentenkasse einbezahlt und auch sonst keinerlei Vorsorgemaßnahmen<br />

getroffen, wird die Witwe auf Grundsicherungsleistungen des SGB XII angewiesen<br />

sein. Allerdings ist diese Grundsicherungsleistung vermögensabhängend, was<br />

bedeutet, die Frau müsste zuerst ihr Eigentum verkaufen, um von diesem Geld oder<br />

ihren Ersparnissen zu leben. Ergo hätte sie trotz Bedürftigkeit keinerlei Anspruch auf<br />

Grundsicherungsleistungen. Dasselbe gilt, wenn die Selbstständigkeit zur Sicherung<br />

des Lebensunterhalts nicht mehr ausreicht und sich die ehemals Selbstständigen<br />

arbeitslos mel<strong>den</strong>. Wie wichtig Vorsorgemaßnahmen, Versicherungen und<br />

finanzielle Absicherung gerade <strong>für</strong> Selbstständige und deren Angehörige sind, hat<br />

dieses Beispiel verdeutlicht. Leider gibt es keine Datenbasis, die Aussagen über das<br />

Einkommen und die Vorsorge- bzw. Sparmaßnahmen der Selbstständigen Auskunft<br />

gibt. Jedoch wird im nächsten Kapitel auch auf die Arbeitslosigkeit der<br />

Selbstständigen eingegangen.<br />

5.3 Arbeitslosigkeit<br />

Als arbeitslos gelten alle Personen nach Definition des SGB III. Demnach stehen<br />

Arbeitslose vorübergehend in keinem Beschäftigungsverhältnis, suchen aber eine<br />

versicherungspflichtige Beschäftigung. Dabei stehen sie <strong>den</strong><br />

Vermittlungsbemühungen der Agentur <strong>für</strong> Arbeit zur Verfügung und sind bei der<br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit arbeitslos gemeldet. Nicht arbeitslos ist, wer an Maßnahmen der<br />

aktiven Arbeitsmarktpolitik teilnimmt. 198<br />

197 Vgl. (Fachinger 2002) Fachinger, U. (2002): Die Selbstständigen – Armutspotential der Zukunft?, in:<br />

Sell, St. (Hrsg.): Armut als Herausforderung. Bestandsaufnahme und Perspektiven der<br />

Armutsforschung und Armutsberichterstattung, Schriften der Gesellschaft <strong>für</strong> Sozialen Fortschritt e.V.<br />

(Band 23), Duncker&Humblot, Berlin, S.87 ff.<br />

198 Vgl. SGB III, Kap. 1, §16.<br />

URL:http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_3/__16.html [28.06.2010].<br />

84


Sind Personen von Arbeitslosigkeit bedroht, bzw. wer<strong>den</strong> diese arbeitslos, fehlen<br />

ihnen dadurch nicht nur die materiellen Aspekte der Erwerbstätigkeit (ein geregeltes<br />

Einkommen), sondern auch deren psychosoziale Funktionen.<br />

Als Hauptursache <strong>für</strong> Überschuldung der Haushalte wurde die Arbeitslosigkeit<br />

angegeben, die Überschuldung wiederum stellt ein zentrales Armutsrisiko dar. 199 Da<br />

aufgrund der Arbeitslosigkeit kein geregeltes Einkommen erzielt wer<strong>den</strong> kann, droht<br />

der soziale und finanzielle Absturz in die Armut. Die Armutsgefährdung wird am<br />

stärksten durch Arbeitslosigkeit erhöht.<br />

In der anschließen<strong>den</strong> Untersuchung gilt es zunächst, die allgemeine Entwicklung<br />

der Arbeitslosigkeit abzubil<strong>den</strong>, um danach soziodemographische und-ökonomische<br />

Merkmale der arbeitslosen Personengruppen darzustellen. Im Hinblick auf das<br />

Interesse, welche Personengruppen insbesondere armutsgefährdet aufgrund ihrer<br />

Arbeitslosigkeit sind, ist diese Vorgehensweise unerlässlich.<br />

Die Anzahl der Arbeitslosen ist seit 2006 rückläufig, wie Abbildung 30 verdeutlicht.<br />

So sank die Arbeitslosigkeit im <strong>Landkreis</strong> zwischen 2006 und 2009 um 26,2%, von<br />

insgesamt 2441 arbeitslosen Personen auf 1.801 Arbeitslose im Jahr 2008. 200<br />

Allerdings ist 2009 ein Anstieg um 6,5% zum Vorjahreswert zu verzeichnen. 201<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Abbildung 30: Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2006-2009 202<br />

2441 1934<br />

Über die Jahre hinweg blieb jedoch eines relativ konstant: Die von der<br />

Arbeitslosigkeit besonders betroffenen Personengruppen. Dies wird im nun<br />

folgen<strong>den</strong> Unterkapitel ausgeführt.<br />

1691<br />

199 Vgl. hierzu die Ausführungen Kapitel 5.1.6.<br />

200 Vgl. (Lfstad Arbeitslose GAP) Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung (2010):<br />

Arbeitsmarkt: Kreis, Arbeitslose, Arbeitslosenquoten, Jahresdurchschnitte [19.02.2010, 10.41]. Über<br />

<strong>den</strong> Anhang einsehbar.<br />

201 Eigene Prozentberechnung, basierend auf: Lfstad Arbeitslose GAP.<br />

202 Eigene Darstellung, beruhend auf <strong>den</strong> Daten ebd.<br />

1801<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Anzahl der<br />

Arbeitslosen<br />

85


5.3.1 Arbeitslosigkeit nach ausgewählten soziodemographischen<br />

und soziökonomischen Merkmalen<br />

Abbildung 31 beschreibt die Anteile der verschie<strong>den</strong>en Personengruppen an allen<br />

Arbeitslosen im Jahr 2008.<br />

Abbildung 31: Arbeitslosigkeit nach ausgewählten Personengruppen 2008 203<br />

Anzahl der<br />

Arbeitslosen<br />

158<br />

32<br />

110<br />

233<br />

333<br />

292<br />

300<br />

307<br />

über 25 Jahre alt und langzeitarbeitslos Langzeitarbeitslose<br />

55 Jahre und älter Jüngere unter 25 Jahren<br />

Jugendliche unter 20Jahren schwerbehindert<br />

Ausländer Teilzeit<br />

Arbeitslose gesamt<br />

Von Arbeitslosigkeit betroffen sind vor allem Langzeitarbeitslose (18%), über 25<br />

Jährige Langzeitarbeitslose (17,7%) und ältere Menschen ab 55 Jahren (17,2%).<br />

13,7% aller Arbeitslosen sind Mitbürger ohne deutschen Pass. Zu <strong>den</strong> besonders<br />

gefährdeten Personengruppen zählen aber vor allem Teilzeitkräfte, deren Anteil an<br />

der Gesamtzahl der Arbeitslosen 19,7% beträgt.<br />

Unter <strong>den</strong> Arbeitslosen waren im Dezember 2008 rund 31,7% 204 ohne Ausbildung.<br />

Um die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in <strong>den</strong> jeweiligen Personengruppen besser<br />

nachvollziehen zu können, wird die Veränderung der Arbeitslosigkeit zwischen 2008<br />

und 2009 in Abbildung 32 dargestellt:<br />

203<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf: (Regionaldatenbank Arbeitslose GAP) Regionaldatenbank<br />

Arbeitslose:<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=098FBBE1079B14DFE9A8CCB<br />

BA3D1D666?Menu=Willkommen [26.01.2010, um 15.09 Uhr].<br />

204<br />

Leider gibt es <strong>für</strong> dieses Merkmal keinen ausgewiesenen Jahresdurchschnittswert, weshalb er in<br />

der Abbildung nicht berücksichtigt wurde.<br />

Vgl. (BA Kreisreport) Statistik der BA (2009): Kreisreport – Der Arbeitsmarkt im Dezember 2009 -<br />

Eckwerte des Arbeitsmarktes 09180 <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/q.html [07.01.2010].<br />

1691<br />

86


Abbildung 32: Entwicklung der Arbeitslosigkeit 2009 in <strong>den</strong> Personengruppen zum<br />

Vorjahreswert, in % 205<br />

insgesamt<br />

Männer<br />

Frauen<br />

15 bis unter 25 Jahre<br />

55 bis unter 65 Jahre<br />

Fachhochschulreife<br />

Ausländer<br />

Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich in <strong>den</strong> Personengruppen unterschiedlich.<br />

Besonders stark hat der Anteil der über 55-Jährigen zugenommen. Der Bestand an<br />

ausländischen Arbeitslosen und Arbeitslosen mit Fachhochschulreife ist ebenfalls<br />

stark angestiegen.<br />

Gerade der hohe Anteil (bzw. Zugang) hochqualifizierter Arbeitslose ist doch<br />

überraschend, weshalb die Arbeitslosigkeit nach dem sozioökonomischen Merkmal<br />

„Bildung“ untersucht wer<strong>den</strong> soll.<br />

Abbildung 33: Anteil der Arbeitslosen nach Bildungsqualifikation 2009, in % 206<br />

ohne Hauptschulabschluss<br />

Hauptschulabschluss<br />

Mittlere Reife<br />

Abitur<br />

Fachhochschulreife<br />

Anteil der Arbeitlosen nach…<br />

3%<br />

6,8%<br />

55,2%<br />

23,4%<br />

7,9%<br />

3,9%<br />

7%<br />

7,3%<br />

15,5%<br />

15,4%<br />

20,7%<br />

Die meisten Arbeitslosen haben einen Hauptschulabschluss. Je höher der<br />

Bildungsgrad, desto geringer wird die Arbeitslosigkeit. Nach sozioökonomischen<br />

Gesichtspunkten kann zunächst die Arbeitslosigkeit wie folgt beurteilt wer<strong>den</strong>: ein<br />

höherer Bildungsabschluss schützt vor Arbeitslosigkeit. Überraschend hoch<br />

allerdings der Anteil der Arbeitslosen mit Abitur. Es verblüfft, dass der Anteil der<br />

Arbeitslosen ohne Hauptschulabschluss geringer ist, als wenn jemand einen<br />

Abschluss vorzuweisen hat. Es kann daran liegen, dass es im <strong>Landkreis</strong> nur wenige<br />

Menschen ohne Bildungsabschluss gibt, oder es überdurchschnittlich viele<br />

205 Vgl. (Sonderauswertung der BA: Arbeitslose: Strukturmerkmale) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010):<br />

Zugang , Bestand und Abgang an Arbeitslosen nach ausgewählten Strukturmerkmalen,<br />

Sonderauswertung, Nürnberg. Tabelle siehe Anhang.<br />

206 Eigene Darstellung, beruhend auf: ebd., Prozentangaben selbst berechnet.<br />

9%<br />

0,0% 20,0% 40,0% 60,0%<br />

87


Hauptschüler und Personen mit Hauptschulabschluss im <strong>Landkreis</strong> gibt. Dieses<br />

Thema wird Untersuchungsgegenstand im Kapitel 6.1.2 sein.<br />

Da im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> 2007 rund 7600 Bewohner selbstständig<br />

waren, und bereits gezeigt wurde, dass die Selbstständigkeit bei mangeln<strong>den</strong><br />

Vorsorgemaßnahmen und Versicherungen ein verstärktes Armutspotenzial<br />

beinhaltet, gilt es, das Arbeitslosenprofil des <strong>Landkreis</strong>es hinsichtlich der<br />

Selbstständigkeit näher zu betrachten:<br />

2009 betrug der Zugang Selbstständiger in die Arbeitslosigkeit 31,6% mehr als zum<br />

Vorjahr, der Abgang in die Selbstständigkeit betrug zum Vorjahreswert 4,1% mehr.<br />

Insgesamt ging fast jeder 20. Arbeitslose in die Selbstständigkeit ab. Der Anteil der<br />

Selbstständigen am gesamten Arbeitslosenzugang 2009 betrug 1,8%. 207<br />

Der Zugang der Arbeitslosen aus der Selbstständigkeit hat von 2008 auf 2009 um<br />

1/3 zugenommen, die Selbstständigkeit scheint ein attraktives Beschäftigungsfeld<br />

<strong>für</strong> Arbeitslose zu sein – immerhin gingen knapp 5% der Arbeitslosen 2009 in die<br />

Selbstständigkeit ab. Es kann aber auch sein, dass es im <strong>Landkreis</strong> an Alternativen<br />

mangelt und deshalb viele Arbeitslose versuchen in die Selbstständigkeit zu gehen,<br />

um der Bedürftigkeit ein Ende zu setzen.<br />

Als ein weiteres soziodemographisches Merkmal wird die Staatsangehörigkeit der<br />

Arbeitslosen herangezogen:<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

Abbildung 34: Arbeitslosigkeit nach Nationalität 2009 208<br />

Der Anteil der arbeitslosen Deutschen ist höher als der der ausländischen<br />

Arbeitslosen.<br />

1801<br />

1532<br />

Rechnet man aber die Anzahl der Arbeitslosen je 1000 EWO im erwerbsfähigen<br />

Alter, ist das Ergebnis erschreckend: Auf 1000 deutsche Einwohner im<br />

erwerbsfähigen Alter kommen 31,5 deutsche Arbeitslose. Die Arbeitslosendichte der<br />

Ausländer beträgt hingegen 45,6. Oder anders ausgedrückt: 4,5% aller<br />

207 Vgl. (Sonderauswertung der BA: Arbeitslose: Selbstständigkeit) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010):<br />

Zugang und Abgang von Arbeitslosen aus bzw. in Selbstständigkeit, Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

Siehe Anhang.<br />

208 Eigene Darstellung, beruhend auf: Sonderauswertung der BA: Arbeitslose: Strukturmerkmale.<br />

269<br />

Arbeitslose gesamt<br />

Deutsche<br />

Ausländer<br />

88


ausländischen Mitbürger im erwerbsfähigen Alter sind arbeitslos, wohingegen „nur“<br />

3,1% aller erwerbsfähigen Deutschen arbeitslos ist. 209 Ausländer im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> sind nicht nur insbesondere von ALG II Leistungen<br />

abhängig 210 , sondern auch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen. Dies kann zum<br />

einen, wie bereits erörtert, an <strong>den</strong> ungleichen Bildungsabschlüssen hinsichtlich der<br />

Staatsangehörigkeit liegen, zum anderen an fehlen<strong>den</strong> Integrationsversuchen und –<br />

Bemühungen in <strong>den</strong> 1. Arbeitsmarkt. Der 2. Bayerische Sozialbericht kommt zu<br />

einem ähnlichen Ergebnis – auch bayernweit ist die Anzahl ausländischer<br />

Arbeitsloser höher als die der Bürger mit deutschem Pass. Allgemeine Gründe<br />

wer<strong>den</strong> in dem Bericht in einer „unzureichen<strong>den</strong> sprachliche(n) und/oder<br />

berufliche(n) Qualifikation (gesucht), die allenfalls Beschäftigungen in un- oder<br />

angelernten Tätigkeiten zulässt.“ 211<br />

5.3.2 Arbeitslosenquoten im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

Abbildung 35: Entwicklung der Arbeitslosenquoten im <strong>Landkreis</strong>vergleich, bezogen auf alle<br />

8,0%<br />

6,0%<br />

4,0%<br />

2,0%<br />

0,0%<br />

5,6%<br />

5,5%<br />

6,8%<br />

Erwerbspersonen 212 , in % 213<br />

5,3%<br />

4,6%<br />

4,0%<br />

4,2% 4,2%<br />

3,2%<br />

2006 2007 2008<br />

Die Arbeitslosenquote ist sowohl in Bayern, als auch in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> seit<br />

2006 gesunken. Die Arbeitslosenquote liegt unter dem bayerischen Durchschnitt<br />

bzw. entspricht 2008 der Arbeitslosenquote Bayerns. Trotz dieser, <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

positiven Entwicklung, ist die Arbeitslosenquote im Kreis TÖL niedriger. Zudem ist<br />

209<br />

Eigene Berechnung: 5896 Ausländer im erwerbsfähigen Alter, 48 611 Deutsche im erwerbsfähigen<br />

Alter.<br />

210<br />

Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel 4.1.3 und die Abbildung 20 dazu.<br />

211<br />

Zitiert nach STMAS (2009: 32).<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf [23.02.2010].<br />

212<br />

Alle zivilen Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus <strong>den</strong> abhängigen Erwerbstätigen (s.<br />

nächste Abbildung) sowie <strong>den</strong> Selbstständigen und mithelfen<strong>den</strong> Familienangehörigen. Vgl. dazu: (BA<br />

Glossar) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Statistik (2009): Glossar Arbeitsmarktstatistik.<br />

URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/interim/grundlagen/glossare/static/pdf/astglossar.pdf<br />

[07.07.2010].<br />

213<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf: (BA Arbeitsmarkt) Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Statistik (2009):<br />

Arbeitsmarkt in Zahlen. Arbeitslosenquoten. Monats/Jahreszahlen 2008.<br />

URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/200812/iiia4/monats_jahresquotend.pdf<br />

[01.07.2010].<br />

GAP<br />

TÖL<br />

Bayern<br />

89


die Arbeitslosenquote in TÖL seit 2006 um 2,3 Prozentpunkte gesunken, die<br />

Bayerns um 2,4. In <strong>Garmisch</strong> sank sie um 1,4 Prozentpunkte, also um 0,9<br />

Prozentpunkte weniger als in TÖL.<br />

2008 war die Arbeitslosenquote in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> (4,2%) neben der in<br />

Mühldorf am Inn (4,6) die höchste im gesamten Regierungsbezirk Oberbayern.<br />

Bezieht man die Arbeitslosenquote nun auf alle abhängigen Erwerbspersonen, also<br />

auf voll Sozialversicherungspflichtige (auch Auszubil<strong>den</strong>de) und geringfügig<br />

Beschäftigte, sowie Beamte (ohne Soldaten) und Arbeitslose, erhält man ein<br />

differenzierteres Bild der besonders betroffenen arbeitslosen Personengruppen:<br />

Abbildung 36: Arbeitslosenquoten, bez. auf abhäng. Erwerbspersonen - Jahresdurchschnitt<br />

2008,in % 214<br />

Diejenigen Mitbürger ohne deutschen Pass weisen die höchste Arbeitslosenquote<br />

auf. Dies entspricht <strong>den</strong> Ausführungen zu Abbildung 32 und 34.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass insbesondere Menschen ohne<br />

deutschen Pass von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Damit sind Ausländer auch<br />

einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt als Personen mit deutscher<br />

Staatsangehörigkeit. Ebenso gab die Aufgliederung des Merkmals „Bildung“ erste<br />

Hinweise darauf, dass ein höherer Bildungsgrad vor Arbeitslosigkeit schützt. Fast<br />

jeder 5. Arbeitslose ist seit mindestens einem Jahr arbeitslos gemeldet und damit<br />

langzeitarbeitslos. Nicht nur die Vermittlungsbemühungen wer<strong>den</strong> dann<br />

problematischer, auch das Vermittlungsziel, (Langzeit-)Arbeitslose wieder in Arbeit<br />

zu bringen 215 , wurde so nicht erfüllt, Langzeitarbeitslosigkeit kann/konnte nicht<br />

vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

3,1<br />

4,2<br />

Insbesondere Menschen über 55 Jahre sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Kurz<br />

zusammengefasst lässt sich überspitzt schlussfolgern, dass insbesondere über 55<br />

214 Vgl. Regionaldatenbank Arbeitslose:<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=098FBBE1079B14DFE9A8CCB<br />

BA3D1D666?Menu=Willkommen [26.01.2010, um 15.09 Uhr].<br />

215 Vgl. SGB III, Kap.1, §1.<br />

URL:http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_3/__1.html [29.06.2010].<br />

4,8<br />

5,3<br />

Frauen bez. auf abhängige Erwerbspersonen gesamt Männer Ausländer unter 25 Jahre alt<br />

8,9<br />

90


Jährige ausländische Langzeitarbeitslose, ohne Hauptschulabschluss ein ganz<br />

besonders erhöhtes Armutsrisiko aufgrund von Arbeitslosigkeit, aufweisen.<br />

Im Kapitel 5 wur<strong>den</strong> die Armutsrisiken anhand der der Indikatoren Einkommen,<br />

Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit untersucht. Dabei wurde herausgearbeitet,<br />

dass insbesondere der Niedriglohn als zentrales Armutsrisiko im Bereich<br />

Einkommen bezeichnet wer<strong>den</strong> kann. Mit dem Niedriglohn hängt auch die<br />

überdurchschnittlich hohe Überschuldungsquote im <strong>Landkreis</strong> zusammen.<br />

Desweiteren wurde aufgezeigt, dass die Kaufkraft im Kreis auf die Gemein<strong>den</strong><br />

inhomogen verteilt ist. Die Bewohner der Siedlungsschwerpunkte verfügen über<br />

eine höhere Kaufkraft als die der umliegen<strong>den</strong> Dörfer. Daraus kann geschlussfolgert<br />

wer<strong>den</strong>, dass <strong>für</strong> Bewohner kleinerer Orte das Armutsrisiko hinsichtlich des<br />

Einkommens höher einzustufen ist.<br />

Die Analyse des Indikators Erwerbstätigkeit hat ergeben, dass der <strong>Landkreis</strong> ein<br />

eher unattraktiver Standort <strong>für</strong> hochqualifizierte Arbeitnehmer ist. Damit<br />

zusammenhängen kann auch der hohe Auspendlerüberschuss. Als zentrales<br />

Armutsrisiko wurde auch die Selbstständigkeit herausgefiltert. Die Höhe des<br />

Armutsrisikos dieser Personengruppe hängt aber auch von deren individueller,<br />

persönlicher Vorsorge und Versicherungsmaßnahmen ab. Desweiteren wurde der<br />

stark ausgebaute Wirtschaftsbereich des Handels-und Gastgewerbes aufgezeigt<br />

und auf dessen Armutsrisiko, im Zusammenhang mit dem Niedriglohn verweisen.<br />

Der Indikator Arbeitslosigkeit hat auch <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> bestätigt, dass ein höherer<br />

Bildungsabschluss und eine höhere Bildungsqualifikation vor Arbeitslosigkeit<br />

schützen. Von Arbeitslosigkeit besonders betroffen sind Ausländer und<br />

Selbstständige, deren Zugang sich in einem Jahr verdoppelt hat. Zudem ist die<br />

Arbeitslosenquote in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> die zweithöchste im gesamten<br />

Regierungsbezirk Oberbayerns.<br />

6. Lebenslagen und Personengruppen<br />

Nachdem analysiert wurde, welche kommunalen Faktoren die Armut im <strong>Landkreis</strong><br />

begünstigen können und welche Indikatoren ein erhöhtes Armutsrisiko mit sich<br />

bringen, steht nun im Mittelpunkt des Interesses, welche Lebenslagen die<br />

Armutsgefährdung erhöhen können und welche Personengruppen davon betroffen<br />

sind.<br />

Armut ist mehr als der Mangel an Geld. Deshalb folgt dieser Bericht auch einem<br />

weit gefassten Verständnis von Armut und bezieht in die Untersuchung auch<br />

91


verschie<strong>den</strong>e Lebenslagen mit ein. Wenn im Folgen<strong>den</strong> die Lebenslagen im<br />

<strong>Landkreis</strong> untersucht wer<strong>den</strong>, ist unter Armutsaspekten darunter zu verstehen,<br />

welche Lebensbereiche einer Unterversorgung ausgesetzt sind. Hier interessieren<br />

die zentralen Lebenslagen Bildung, Wohnen und Gesundheit. Hierbei sind typische<br />

Indikatoren der allgemeine Bildungsabschluss, die Wohnungsversorgung und der<br />

Gesundheitszustand. Deren Unterversorgungsschwellen wer<strong>den</strong> im Bereich der<br />

Bildung als „kein allgemeiner Bildungs-, Berufsabschluss“ klassifiziert, im<br />

Lebensbereich Wohnen „weniger als ein Raum pro Haushaltsmitglied“ und im<br />

Bereich Gesundheit als „gesundheitlich schwer behindert“. 216 Aufgrund des<br />

fehlen<strong>den</strong> oder ungenügen<strong>den</strong> Datenmaterials wird vor dem Hintergrund des<br />

wissenschaftlichen Anspruchs darauf verzichtet, eigene Armutsschwellen <strong>für</strong> die<br />

jeweiligen Lebenslagen zu bil<strong>den</strong>. Vielmehr sollen diese im <strong>Landkreis</strong> analysiert und<br />

grundlegend betrachtet wer<strong>den</strong>. Dabei wird die Bildungsqualifikation, die<br />

Wohnraumversorgung und die Versorgung der älteren Menschen im<br />

Lebenslagenbereich Gesundheit allgemein aufgezeigt wer<strong>den</strong>. Das Ziel ist es dabei<br />

herauszuarbeiten, welche Armutsrisiken die einzelnen Lebenslagen aufweisen<br />

können.<br />

6.1 Bildung<br />

Die Bildung ist entschei<strong>den</strong>d <strong>für</strong> die Selbstverwirklichung, die Selbstentfaltung und<br />

die Teilhabe an der Gesellschaft. 217 Bildung erleichtert <strong>den</strong> Zugang zum ersten<br />

Arbeitsmarkt und sichert ebenso <strong>den</strong> Arbeitsplatz (durch Qualifikationen,<br />

Weiterbildungen). Im Hinblick auf die Armutsprävention kommt ihr große Bedeutung<br />

zu, da Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen überproportional von<br />

Arbeitslosigkeit betroffen sind 218 . Somit ist ihr Armutsrisiko höher als das der<br />

Personen mit hohem Bildungsabschluss.<br />

Im Folgen<strong>den</strong> soll nun die Bildung im <strong>Landkreis</strong> analysiert wer<strong>den</strong>, wobei hier<br />

Bildung hinsichtlich der Bildungsqualifikationen gemessen wird. 219<br />

216 Vgl. dazu die Indikatoren und Unterversorgungsbereiche in Wenzig (2005:43, Übersicht 2.4).<br />

217 Vgl. STMAS: Zweiter Bericht zur sozialen Lage in Bayern, S.17.<br />

URL:http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf [30.01.2010].<br />

218 vgl. Kap. 5.3.1.<br />

219 Bildung, die der Mensch außerschulisch erfährt, wie Werte, Normen, Verhaltensmuster und andere<br />

Fähigkeiten können hier freilich nicht aufgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

92


6.1.1 Frühkindliche Bildung<br />

Das Angebot zur Tagesbetreuung von Kindern muss in diesem Kapitel ein<br />

Bestandteil sein, da ein ausreichendes Betreuungsangebot eine wesentliche<br />

Voraussetzung da<strong>für</strong> ist, ob eine Familie die Erwerbstätigkeit und das Familienleben<br />

zufrie<strong>den</strong>stellend vereinbaren kann. Da das typische Familienbild mit dem Mann als<br />

Ernährer und der Frau als Hausfrau und Mutter zunehmend aufbricht und es nur<br />

noch in <strong>den</strong> wenigsten Familien genügt, wenn einer allein das Haushaltseinkommen<br />

erwirtschaftet, müssen vermehrt beide Partner, bzw. mehrere Familienmitglieder<br />

zum Einkommen beisteuern. Diese finanzielle Verantwortung kann aber nur<br />

getragen wer<strong>den</strong>, wenn die Kinder eine ausreichende und fundierte<br />

Betreuungsmöglichkeit erhalten. Ebenso essentiell sind die<br />

Kindertageseinrichtungen <strong>für</strong> alleinerziehende Elternteile, die ohne diese<br />

Einrichtungen gar nicht die Chance hätten, einer Erwerbstätigkeit nach zu gehen,<br />

um ihren Lebensunterhalt zu sichern.<br />

Im Jahr 2000 wur<strong>den</strong> 2415 Kinder in 35 Kindergärten betreut, wobei nur 2385<br />

Betreuungsplätze zur Verfügung stan<strong>den</strong> 220 . 2009 gab es im <strong>Landkreis</strong> bereits 45<br />

Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 2863 genehmigten Betreuungsplätzen.<br />

Tatsächlich wur<strong>den</strong> aber nur 2588 Kinder betreut. Hier besteht also eine<br />

Unterauslastung der Betreuungsplätze. 221<br />

Es ist eine positive Entwicklung der Betreuungsplätze festzustellen: In <strong>den</strong> letzten 9<br />

Jahren wur<strong>den</strong> zusätzlich 10 Kindertageseinrichtungen und damit 478 neue<br />

Betreuungsplätze geschaffen.<br />

2008 wur<strong>den</strong> 7,1% aller Kinder unter 2 Jahren in diesen Einrichtungen betreut. 222<br />

Damit liegt <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> knapp unter dem Durchschnittswert des<br />

Oberlandes (7,5%) 223 . 86,9% aller Kinder zwischen 3 und 5 Jahren besuchten die<br />

Kindertageseinrichtungen. 224<br />

Diese Werte bedeuten, dass längst nicht alle Kinder im <strong>Landkreis</strong> in die<br />

Kindertageseinrichtungen gehen. Die Gründe da<strong>für</strong> können leider nicht<br />

ausgewiesen wer<strong>den</strong>. Aus Integrationsgrün<strong>den</strong> wäre es auch interessant gewesen,<br />

220<br />

Vgl. (Lfstad Kindergärten) Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung (2010):<br />

Kindergärten, Stand 19.02.2010, 10:49 Uhr. Leider ist diese Tabelle im Internet nicht mehr abrufbar.<br />

Sie befindet sich in ausgedruckter Form im Anhang.<br />

221<br />

Vgl. (Lfstad kommunal) Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung (2010): Statistik<br />

kommunal- <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>, S. 14.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/09180.pdf [05.07.2010].<br />

222<br />

Vgl. Regionalatlas Bildung:<br />

URL: http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

223<br />

Eigenständige Berechnung, basierend auf der Datenbank: Regionalatlas Bildung:<br />

URL: http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

224<br />

Vgl. ebd.<br />

93


die Betreuungsquote nach Staatsangehörigkeit zu untersuchen. Leider weisen die<br />

amtlichen Statistiken dieses Merkmal nicht aus.<br />

Zudem sind die Betreuungsquoten der Kinder im Bayerndurchschnitt wesentlich<br />

höher. So wur<strong>den</strong> bayernweit knapp 14% der unter 3 Jährigen betreut und 94,8%<br />

der 5 Jährigen. 225<br />

In <strong>den</strong> Nachbarlandkreisen des Oberlandes gab es deutlich mehr<br />

Kindertageseinrichtungen. In WM waren es 92 Kitas, in MB 53 Kitas und in TÖL 68<br />

Kitas, Gap stellt im bayernweiten Vergleich wenig Kindertageseinrichtungen zur<br />

Verfügung und liegt im Oberland vergleichsweise zurück. 226<br />

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaftet bewertete <strong>den</strong> Anteil der in<br />

Kindertageseinrichtungen betreuten Kinder unter 6 Jahren innerhalb derjenigen<br />

Altersgruppe und stellte einen bayernweiten <strong>Landkreis</strong>vergleich auf. In dieser<br />

Rangliste belegte der <strong>Landkreis</strong> 2007 <strong>den</strong> Rang 57 von 96. Damit schneidet der<br />

<strong>Landkreis</strong> im Bezug zum Oberland gut ab und belegt nach Weilheim-Schongau<br />

(Rang 49 Bayernweit) <strong>den</strong> zweiten Platz, gefolgt von Bad Tölz-Wolfratshausen<br />

(Rang 84) und Miesbach (Platz 85 im Bayernranking).<br />

6.1.2 Schulische Bildung<br />

In <strong>den</strong> späten 1950er Jahren stiegen nicht nur die Bildungsangebote, sondern auch<br />

die Nachfrage nach Bildung. Diese Entwicklung wird auch als Bildungsexpansion<br />

bezeichnet. Zum einen führte der Ausbau des Bildungssystems zu einem höheren<br />

Bildungsgrad in der gesamten deutschen Bevölkerung, zum anderen bedeutete<br />

diese Bildungsexpansion eine stärkere Bildungsdifferenzierung. 227 Die Hoffnung,<br />

dass die Bildungsexpansion auch zu einer Chancengleichheit hinsichtlich des<br />

Zugangs zur Bildung führt, wurde leider nicht erfüllt. Nachwievor gibt es<br />

Chancenungleichheiten, je nach Region, Geschlecht, Ethnie und sozialer<br />

Herkunft. 228 Allgemein sind insbesondere Kinder aus „Klassenlagen der<br />

Arbeiterschaft und landwirtschaftlichen Klassenlagen“ 229 von benachteiligten<br />

Bildungschancen betroffen.<br />

225 Vgl. STMAS: Zweiter Bericht sozialen Lage in Bayern, S.17.<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf [30.01.2010].<br />

226 Vgl. Interaktives Kartenverzeichnis Kindertageseinrichtungen.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp [26.03.2010].<br />

227 Vgl. Rössel (2009:184).<br />

228 Vgl. ebd., S. 185-202.<br />

229 Vgl. ebd. S.203.<br />

94


Die schulische Leistung der Kinder wird nachweislich auch durch deren soziale<br />

Herkunft determiniert. 230 So ist die schulische Bildung und Leistung eine Frage<br />

monetärer Ressourcen. Kann sich eine Familie Nachhilfe leisten, oder können dem<br />

Schulkind genügend Lehrmittel zur Verfügung gestellt wer<strong>den</strong>, so hat das Kind<br />

folglich höhere Chancen. Natürlich gibt es <strong>für</strong> finanziell schwache Familien<br />

kostenlose Unterstützungsangebote der Wohlfahrtsverbände (z.B<br />

Hausaufgabenbetreuungsangebote im Mehrgenerationenhaus Murnau). Sind diese<br />

aber nicht vor Ort, nutzen sie einem Schüler aus einer entfernt gelegenen<br />

Gemeinde wenig. Denn würde dieses (zwar meist kostenlose) Angebot<br />

wahrgenommen wer<strong>den</strong>, wären damit Kosten <strong>für</strong> die Anfahrt mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln verbun<strong>den</strong>. Ob dieses Angebot wahrgenommen wer<strong>den</strong> kann, ist<br />

also auch abhängig vom Wohnort des Schülers und von der Lage der Schule.<br />

Wie zuvor bereits erörtert wurde, können ungleiche Bildungschancen der Kinder<br />

Folge der ungleichen Lebensbedingungen ihrer Eltern sein. Einige Soziologen sind<br />

der Ansicht, dass diese ungleichen Bedingungen vor allem zu Beginn der<br />

Schullaufbahn 231 wirken. Dies ist insofern nachvollziehbar, da in jungen Jahren<br />

Kinder besonders abhängig vom materiellen und finanziellen Lebensstandard der<br />

Eltern sind. Je älter der Schüler ist, desto eher hängt das Gelingen von ihm und<br />

seinen Fähigkeiten ab, er selbst kann sich „sozialisieren und schulische<br />

Leistungsfähigkeit [zu] entwickeln.“ 232 Demnach prägt die soziale Herkunft vor allem<br />

in jungen Jahren die Schullaufbahn der Kinder.<br />

Da die Bildungsqualifikation einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit<br />

nimmt, und damit auch als Indikator <strong>für</strong> ein gewisses Armutsrisiko darstellen kann,<br />

wird die schulische Bildung Thema des nächsten Kapitels sein.<br />

230 Konzept der Primären Effekte nach Raymond Boudon, wobei hier nicht näher darauf eingegangen<br />

wird. Vgl. dazu (Solga 2008) Solga, H. (2008): Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten, in:<br />

Wernstedt, R./John-Ohnesorg, M (Hrsg.):Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg.<br />

Konsequenzen aus IGLU 2006 und PISA III, Friedrich- Ebert- Stiftung, Berlin, S. 15.<br />

URL: http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/05314.pdf [15.07.2010].<br />

231 Hierzu vgl. Hradil, St.(2006): Die Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich, 2. Aufl.,<br />

VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften, Wiesba<strong>den</strong>, S.334.<br />

232 Ebd. S. 136<br />

95


6.1.2.1 Grundschulen 233<br />

Hier ist zu betonen, dass das Bildungsangebot im <strong>Landkreis</strong> gleichmäßig verteilt<br />

sein sollte, um nicht nur <strong>den</strong> Kindern der Siedlungsschwerpunkte des <strong>Landkreis</strong>es<br />

die beste Bildung zu ermöglichen, sondern auch die Kinder in <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong><br />

kleinen Dörfern zu berücksichtigen. Grundschulen vor Ort erleichtern zugleich <strong>den</strong><br />

Familien <strong>den</strong> Lebensalltag (Fahrtzeit/Aufwand/Erwerbstätigkeit der Eltern) und<br />

formen ebenso das Ortsbild. Deshalb kann nur an die Schulbehörde sowie das<br />

bayerische Kultusministerium appelliert wer<strong>den</strong>, auch kleine Schulen<br />

aufrechtzuerhalten. (z.B. Bad Bayersoien, die Grundschule sollte geschlossen<br />

wer<strong>den</strong>, weil zu wenig Kinder in <strong>den</strong> einzelnen Klassen waren).<br />

Die Schließung der Grundschulen/Schulen in kleinen Orten widerspricht deutlich der<br />

„Kinder-und Familienfreundlichkeit“ des <strong>Landkreis</strong>es. In <strong>den</strong> großen Kommunen wie<br />

GAP, Murnau, Mittenwald sind die meisten Schulen angesiedelt, allerdings sind hier<br />

die Bo<strong>den</strong>preise und damit die Mietpreise im Vergleich zu <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> Dörfern<br />

wesentlich höher, weshalb viele Familien, gerade einkommensschwache, auf das<br />

ländliche Umland ausweichen müssen. Stehen in diesen Kommunen die<br />

schulischen Einrichtungen allerdings vor Schließungen, wirkt sich dies <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong> als Familienstandort negativ aus.<br />

6.1.2.2 Allgemeinbil<strong>den</strong>de Schulen: Absolventen 2008<br />

2008 verließen insgesamt 895 Schulabsolventen ihre Bildungseinrichtung, darunter<br />

waren 398 Frauen (44,46%).<br />

Um die Anteile der Absolventen nach ihrem erworbenen Bildungsabschluss und<br />

nach dem Geschlecht zu beurteilen, dient folgende Abbildung:<br />

233 Ursprünglich sollte hier das Übertrittsverhalten der Grundschüler in <strong>den</strong> einzelnen Kommunen<br />

untersucht wer<strong>den</strong>. Da der 2. Bericht zur sozialen Lage in Bayern nachweist, dass das<br />

Übertrittsverhalten der Grundschüler divergiert nach Kreisstadt und <strong>Landkreis</strong>. In dieser Arbeit sollte<br />

diese Erkenntnis auf Ebene Kreisstadt und einzelne Gemein<strong>den</strong> herunter gebrochen wer<strong>den</strong>.<br />

Allerdings stellt das Schulamt in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> in Absprache mit der Regierung von<br />

Oberbayern keine Daten zur Verfügung, die das Übertrittsverhalten der Schüler nach Gemein<strong>den</strong><br />

aufschlüsseln.<br />

96


Abbildung 37: Absolventen der allgemein bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Schulen 2008, nach Geschlecht, Anteile in<br />

% 234<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

40,0%<br />

30,0%<br />

20,0%<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

4,8%<br />

39,0%<br />

29,2%<br />

39,3%<br />

2008 schlossen die meisten Schüler ihre Schullaufbahn mit dem<br />

Realschulabschluss ab. Hauptschulabschluss und die allgemeine Hochschulreife<br />

liegen ziemlich gleichauf mit jeweils ca. 30%.<br />

Der Anteil der Frauen an <strong>den</strong> Absolventen steigt mit höherem Bildungsgrad. Die<br />

Hochschulreife erhielten 2008 sogar mehr Frauen als Männer.<br />

Der Anteil an Absolventen ohne Schulabschluss beläuft sich auf knapp 5%. Damit<br />

wies fast jeder 20. Schüler eine Unterversorgung im Bereich der Bildung auf.<br />

In Kapitel 5.3.1, Abb.33 wurde aufgezeigt, dass mehr Personen mit<br />

Hauptschulabschluss von Arbeitslosigkeit betroffen sind, als Personen ohne<br />

jeglichen Abschluss. Dieser Wert löste dort noch Verwunderung aus, nimmt man<br />

doch an, dass die Arbeitslosigkeit vor allem bei Ungelernten, bzw. bei Personen<br />

ohne Abschluss besonders hoch sein müsste. Allerdings zeigt hier Abbildung 37,<br />

eine mögliche Erklärung da<strong>für</strong> auf: Nur wenige <strong>Landkreis</strong>bewohner weisen keinerlei<br />

Schulabschluss auf - der niedrige Anteil an Absolventen ohne Hauptschulabschluss<br />

kann auch eine Erklärung <strong>für</strong> <strong>den</strong> geringen Anteil dieser Bildungsschicht an <strong>den</strong><br />

Arbeitslosen sein. Wiederum liefert der hohe Anteil an Hauptschulabsolventen eine<br />

Erklärung da<strong>für</strong>, warum mehr Personen mit Hauptschulabschluss von<br />

Arbeitslosigkeit betroffen sind, als Personen mit keinerlei Abschluss. Die<br />

Verwunderung aus Kap.5.3.1, Abb. 33, lässt sich hier anhand der<br />

Absolventenpopulation gut erklären.<br />

42,7%<br />

38,5%<br />

27,5%<br />

53,3%<br />

Anteile der Absolventen<br />

darunter Frauen<br />

234 Absolventen der Fachschule wer<strong>den</strong> in dieser Statistik nicht berücksichtigt, da es im <strong>Landkreis</strong><br />

keine Fachschulen gibt. Eigene Darstellung, basierend auf: (Regionaldatenbank Allgemeinbil<strong>den</strong>de<br />

Schulen) Regionaldatenbank (2010): Allgemeinbil<strong>den</strong>de Schulen: Absolventen/Abgänger.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956F1AA83895C0D62<br />

E3C7913?Menu=Willkommen [02.02.2010, 09:05 Uhr].<br />

97


Sowohl in <strong>den</strong> Arbeitsmarktdebatten als auch in <strong>den</strong> Diskussionen um die<br />

Bildungschancen wird neben dem Geschlecht immer wieder auf die ungleichen<br />

Chancen <strong>für</strong> ausländische Mitbürger verwiesen. Nachdem bereits erörtert wurde,<br />

dass Ausländer stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind, als Bürger mit deutschem<br />

Pass, wird die Staatsangehörigkeit auch im Bereich der Bildung behandelt. Deshalb<br />

wird der Anteil der ausländischen Schüler in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Schularten<br />

ausgewiesen:<br />

Abbildung 38: Anteil der ausländischen Schüler, nach Schulart im Schuljahr 2008/09,<br />

in % 235<br />

15,0%<br />

12,0%<br />

9,0%<br />

6,0%<br />

3,0%<br />

0,0%<br />

5,2%<br />

11,7%<br />

3,7% 3,1%<br />

Anteil ausländischer<br />

Schüler…<br />

Die meisten ausländischen Schüler besuchten im Schuljahr 2008/09 eine<br />

Hauptschule, die wenigsten hingegen das Gymnasium. Aus der Abbildung kann<br />

man deutlich ablesen, dass mit der Höhe des Bildungsgrads der Anteil<br />

ausländischer Schüler sinkt. Diese Betrachtung legt nahe, dass tatsächlich die<br />

ausländischen Kinder und Jugendliche Verlierer der Bildungsexpansion sind, bzw.<br />

dass es eine deutliche Ungleichheit im Bildungsniveau zwischen deutschen<br />

Staatsangehörigen und Ausländern gibt. Über die Ursachen kann nur spekuliert<br />

wer<strong>den</strong>, da es keine Daten dazu gibt. Allerdings sind auch mehr Ausländer von<br />

Grundsicherungsleistungen nach dem SGB XII und SGB II abhängig und stärker<br />

von Arbeitslosigkeit betroffen. Dementsprechend gering ist deren zur Verfügung<br />

stehendes Einkommen. Gerade einkommensschwache Familien können sich nur<br />

schwer Nachhilfe leisten, oder in die Bildung ihrer Kinder investieren. Dass aber<br />

gerade im Kindes- und Jugendalter die monetären Ressourcen der Eltern auch <strong>den</strong><br />

Handlungsspielraum der Kinder restringieren, und die soziale Herkunft der Eltern<br />

dominant ist <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bildungsgrad der Kinder, wurde bereits ausführlich erläutert. 236<br />

235 Vgl. (Interaktives Kartenverzeichnis Schulen) Interaktives Kartenverzeichnis des Statistischen<br />

Landesamtes Bayern, Thema Schulen und Kindertageseinrichtungen, Unterthema Schulen.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp [05.06.2010].<br />

236 Vgl. dazu Kap. 6.1.2.<br />

98


6.1.2.3 Berufliche Schulen 2008<br />

2008 gab es im <strong>Landkreis</strong> insgesamt 1791 Berufsschüler, darunter 963 Frauen und<br />

98 Ausländer. Die Berufsschüler teilten sich auf in:<br />

� 2 Berufsschulen mit insgesamt 1454 Schülern, darunter 848 Frauen und 81<br />

Ausländer<br />

� 4 Berufsfachschulen mit insgesamt 196 Schülern, darunter 87 Frauen, 11<br />

Ausländer.<br />

� 2 Fachschulen mit insgesamt 113 Schülern, 26 Frauen, 6 Ausländern. 237<br />

Zusätzlich zu ihrem Berufsschulabschluss haben 30 Absolventen einen allgemeinen<br />

Abschluss erworben. 10% der Absolventen erwarben zusätzlich <strong>den</strong><br />

Hauptschulabschluss, 46,6% die mittlere Reife und 43,4% die<br />

Fachoberschulreife. 238<br />

Auch wenn die Anzahl der Berufsschüler mit zusätzlich erworbenem Abschluss nicht<br />

sehr hoch ist, ist dies trotzdem erfreulich, da diese Schüler in ihre Zukunft investiert<br />

haben und zusätzlich einen höheren Bildungsgrad erworben haben.<br />

6.1.2.4 Weiterbildung und Qualifikation der Erwerbstätigen im<br />

<strong>Landkreis</strong><br />

Die Erwerbsbiographie der Menschen hat sich gerade in <strong>den</strong> letzten 20 Jahren stark<br />

verändert. Eine Festanstellung auf Lebenszeit ist nur noch selten, das Verharren in<br />

einem Betrieb, bei einem Arbeitgeber <strong>für</strong> das komplette Erwerbsleben die Seltenheit<br />

gewor<strong>den</strong>. Die Arbeitnehmer stehen in starkem Konkurrenzkampf mit<br />

Wettbewerbern um Stellenangebote. Deshalb rücken Weiterbildungsmaßnahmen,<br />

eine hohe berufliche und schulische Qualifikation immer mehr ins Betrachtungsfeld<br />

der Personalchefs sowie folglich der Arbeitnehmer selbst. Bildung und berufliche<br />

Qualifikation sichert zudem <strong>den</strong> eigenen Arbeitsplatz. „Lebenslanges Lernen“ gilt als<br />

Schlagwort dieser Entwicklung.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> GAP bieten die Volkshochschulen <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> und<br />

Murnau ein umfassendes Angebot zur Weiterbildung <strong>für</strong> Erwachsene 239 . Ebenso<br />

237<br />

Vgl. (Regionaldatenbank berufliche Schulen) Regionaldatenbank (2010): Berufliche Schulen:<br />

Schulen und Schüler nach Schulart.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956F1AA83895C0D62<br />

E3C7913?Menu=Willkommen [02.02.2010, 09:08 Uhr].<br />

238<br />

Vgl. ebd.: (Regionaldatenbank Absolventen beruflicher Schulen) Regionaldatenbank (2010):<br />

Absolventen/Abgänger beruflicher Schulen mit zusätzlich erworbenem allgemeinen Abschluss<br />

[02.02.2010: 09:06 Uhr].<br />

239<br />

Kurse der VHS Murnau: (VHS Murnau) Volkshochschule Murnau e.V.<br />

URL:http://www.vhs-murnau.de/Kurse [23.05.2010], Kurse der VHS GAP: (VHS GAP)<br />

Volkshochschule <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> e.V. URL:http://www.vhs-gap.de/Kurse [23.05.2010].<br />

99


stellt das Kreisbildungswerk ein umfangreiches Programm zur Erwachsenenbildung<br />

zur Verfügung. 240<br />

Nachdem in diesem Kapitel immer wieder auf die Dringlichkeit einer fundierten<br />

Ausbildung <strong>für</strong> die Zukunftsabsicherung und <strong>für</strong> <strong>den</strong> bestmöglichen Schutz vor<br />

Arbeitslosigkeit und Armut hingewiesen wurde, soll nun auch die Qualifikation der<br />

Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (SvB) (am Arbeitsort) im <strong>Landkreis</strong><br />

aufgezeigt wer<strong>den</strong>: 241<br />

Der Anteil der SvB ohne abgeschlossene Berufsausbildung beträgt 15,7% und ist<br />

höher als der Durchschnittswert im Regierungsbezirk Oberbayern.<br />

Der Anteil der SvB mit Abschluss an einer höheren Fachschule, Fachhochschule<br />

und Hochschule gemessen an allen SvB am Arbeitsort beträgt hingegen nur 5,2%<br />

und ist deutlich geringer als der Schnitt im Regierungsbezirk Oberbayern. Wobei<br />

allerdings eingeräumt wer<strong>den</strong> muss, dass der höhere Wert im Regierungsbezirk<br />

auch auf die hohen Ausreißerwerte Münchens und Starnbergs zurückzuführen ist.<br />

Im INSM Ranking <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bereich der Hochqualifizierten belegt GAP 2008 <strong>den</strong><br />

Rang 49 von 96. Dieser Indikator entspricht dem prozentualen Anteil der<br />

Beschäftigten mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss an allen<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die anderen <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes<br />

schnei<strong>den</strong> deutlich besser ab: Der Anteil hochqualifizierter SvB in TÖL, MB und WM<br />

ist weitaus höher. Und so belegt MB <strong>den</strong> im Bayernranking <strong>den</strong> Platz 20, gefolgt von<br />

WM mit Rang 24 und TÖL nimmt Platz 34 ein. 242<br />

6.2 Wohnen<br />

Mit Armut kann, neben fehlendem Einkommen, Arbeitslosigkeit, und unzureichender<br />

Bildung auch eine schlechte Wohnsituation und Wohnausstattung verbun<strong>den</strong> sein.<br />

Um die Armut anhand des Lebenslagenkonzepts zu messen, wird die allgemeine<br />

Wohnsituation im <strong>Landkreis</strong> dargestellt. Da der Bau- und Bo<strong>den</strong>preis sich nicht nur<br />

auf die Eigentumskosten sondern folglich auch auf die Mieten und Pachten auswirkt,<br />

wer<strong>den</strong> die Wohneigentumskosten und Baupreise im <strong>Landkreis</strong> herangezogen, um<br />

Rückschlüsse auf Miethöhen im Kreis ziehen zu können. Da der Lebenslagenansatz<br />

davon ausgeht, dass eine Unterversorgung im Bereich Wohnen dann vorherrscht,<br />

240 Angebot und Programm des (KEB) Katholischen Kreisbildungswerkes GAP:<br />

URL:http://gap.keb-muenchen.de/610/ [23.05.2010].<br />

241 LSKN (2010): Kreiszahlen.<br />

URL: http://www.statistik-portal.de/statistik-portal/kreiszahlen.pdf [23.03.2010].<br />

242 Vgl. INSM Hochqualifizierte:<br />

URL: http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_bayern_i_hochqualifizierte.html [26.06.2010].<br />

100


wenn einem Haushaltsmitglied weniger als 1 Wohnraum zur Verfügung steht 243 , wird<br />

auch der Gebäude- und Wohnungsbestand im <strong>Landkreis</strong> analysiert, um dann in<br />

einem letzten Schritt die Empfängerzahl der bedürftigen Wohngeldempfänger<br />

aufzuzeigen.<br />

6.2.1 Bezahlbarkeit von Wohneigentum<br />

Die Bausparkasse LBS veröffentlichte zu Jahresbeginn 2010 eine Statistik zur<br />

Bezahlbarkeit von Wohneigentum in verschie<strong>den</strong>en Regionen Deutschlands. 244<br />

Die regionale Auswertung zeigt, dass nur in wenigen <strong>Landkreis</strong>en sich<br />

Durchschnittseinkommensbezieher keine typischen Wohneigentums-Objekte leisten<br />

können. Vor allem gilt dies <strong>für</strong> das südliche Bayern von Lindau am Bo<strong>den</strong>see bis<br />

zum Berchtesga<strong>den</strong>er Land, mit dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> an der<br />

Spitze.<br />

So benötigt ein im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> Ortsansässiger<br />

durchschnittlich 77% mehr von dem regionalen Durchschnittseinkommen, um sich<br />

ein ortstypisches Wohneigentum im <strong>Landkreis</strong> leisten zu können.<br />

Tabelle 3: Bezahlbarkeit von Wohneigentum, im <strong>Landkreis</strong>vergleich 245<br />

<strong>Landkreis</strong> Abweichung<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> +77%<br />

Miesbach +68%<br />

Bad Tölz-Wolfratshausen +54%<br />

München +48%<br />

Starnberg +41%<br />

Weilheim-Schongau +23%<br />

Oberallgäu +18%<br />

Traunstein 0%<br />

Ostallgäu -3%<br />

Unterallgäu -36%<br />

Allgemein benötigt man im Sü<strong>den</strong> Bayerns mehr Einkommen als das regionale<br />

Durchschnittseinkommen hoch ist, um sich Wohneigentum leisten zu können. Somit<br />

sind auch die Nachbarlandkreise von GAP davon betroffen: Das gesamte Oberland<br />

erweist sich als eine teure „Baupreis-Region“. Trotzdem ist <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

hier, im negativen Sinn, Spitzenreiter.<br />

243<br />

Vgl. Wenzig (2005: 43).<br />

244<br />

LBS (18.01.2010): Pressemitteilungen: Infodienst: Wohnungsmarkt: Durchschnittseinkommen<br />

reichen in <strong>den</strong> meisten Regionen <strong>für</strong>s Eigenheim.<br />

URL:http://www.lbs.de/bayern/presse/infodienste/wohnungsmarkt/durchschnittseinkommen<br />

[18.02.2010].<br />

245<br />

Eigene Darstellung, auszugsweise und modifiziert übernommen von: ebd.<br />

101


Obwohl im <strong>Landkreis</strong> GAP sowohl die Kaufkraft, als auch das Bruttoinlandsprodukt,<br />

das verfügbare Einkommen und das Haushaltsnettoeinkommen deutlich geringer<br />

ist, als in <strong>den</strong> anderen <strong>Landkreis</strong>en des Oberlandes, sind die Wohneigentumskosten<br />

im Kreis horrend hoch. Diese Kosten stehen in keiner Relation zur<br />

Einkommenssituation im <strong>Landkreis</strong>.<br />

Die unverhältnismäßig hohen Wohneigentumskosten müssten sich logischerweise<br />

auch auf <strong>den</strong> Mietmarkt auswirken. Nur leider gibt es über <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> GAP<br />

keinen Mietspiegel oder eine Mietstatistik. Als Orientierung können, wenn<br />

überhaupt, die Mietobergrenzen <strong>für</strong> Sozialhilfeempfänger herangezogen wer<strong>den</strong>. Da<br />

diese Mietobergrenzen aufgrund des Wohnungsangebotes und der<br />

Mietpreisentwicklung im <strong>Landkreis</strong> GAP als angemessen gelten:<br />

Einer Person steht eine Whg. mit max. 45m² <strong>für</strong> 320,- € Kaltmiete zur Verfügung.<br />

Für 2 Personen darf eine 60m² große Whg maximal 400,-€ kalt kosten. Für 3<br />

Personen wer<strong>den</strong> max. 485,-€ Kaltmiete <strong>für</strong> 75m² bewilligt und 4 Personen können<br />

eine max. 85m² große Whg. <strong>für</strong> 550,-€ Kaltmiete beziehen. 246<br />

Für die Berechnung der obigen LBS-Statistik wur<strong>den</strong> die Einkommensdaten mit<br />

aktuellen Informationen aus der Preisdatenbank <strong>für</strong> Einfamilienhäuser verknüpft. 247<br />

Um diese Zahlen nachvollziehen zu können, wer<strong>den</strong> die Verkaufspreise von<br />

Bauland verglichen. Die hohen Wohneigentumskosten müssten auch auf hohe<br />

Baulandpreise zurückzuführen sein:<br />

Tatsächlich ist der Quadratmeterpreis <strong>für</strong> baureifes Land im <strong>Landkreis</strong> GAP deutlich<br />

höher als in anderen Regionen Bayerns. Im Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> beträgt<br />

der durchschnittliche Verkaufspreis von Bauland 440,-€ pro qm. Im<br />

Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen (340,-€/qm) und Weilheim-Schongau<br />

(180,-€) ist er deutlich geringer. Nur Oberbayern ist mit einem durchschnittlichen<br />

Verkaufspreis von 478,-€ teurer, wobei hier auch die Gegen<strong>den</strong> um München und<br />

Starnberg mit einfließen. 248<br />

Innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es divergieren die Baulandverkaufspreise stark<br />

auseinander. Und es lässt sich eine kommunale Inhomogenität hinsichtlich der<br />

246<br />

Vgl. (LRA GAP) Landratsamt <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Sozialamt. Hilfe zum Lebensunterhalt.<br />

Miete/Unterkunftskosten.<br />

URL: http://www.lra-gap.de/173.0.html [05.07.2010].<br />

247<br />

Eine Ausführliche Erläuterung der Vorgehensweise findet sich auf: LBS.<br />

URL:http://www.lbs.de/bayern/presse/infodienste/wohnungsmarkt/durchschnittseinkommen<br />

[18.02.2009].<br />

248<br />

Vgl. Bausch (2009: 58).<br />

102


Verkaufspreise von Bauland (z.B. kostet in Eschenlohe baureifes Land 105€/qm, in<br />

Murnau 492€/qm, in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> 617€/qm) 249 ausmachen.<br />

Die hohen Baulandpreise müssten sich folglich auch auf die Mietpreishöhe<br />

auswirken, damit die Bauherren die Kosten wieder refinanzieren können.<br />

Gerade <strong>für</strong> Familien, die ökonomisch schwächer gestellt sind, oder <strong>für</strong><br />

Bevölkerungsgruppen, die sich teuren Wohnraum in <strong>den</strong> Siedlungsschwerpunkten<br />

nicht leisten können, bedeutet dies, entweder auf ausreichend qualitativ wertvollen<br />

Wohnraum verzichten zu müssen, oder auf die ländlichen Orte des <strong>Landkreis</strong>es,<br />

deren Mieten und Wohneigentumserwerbungskosten nicht so hoch sind,<br />

ausweichen zu müssen.<br />

Dies wiederum hat gerade <strong>für</strong> Personen, die auf staatliche<br />

Grundsicherungsleistungen (Sozialhilfe, ALG II…) und wohlfahrtsverbandliche<br />

Unterstützungsmaßnahmen angewiesen sind, zur Folge, dass sie oftmals eine<br />

fehlende oder nur schlechte (Verkehrs) Anbindung an die Kreisstadt oder größere<br />

Orte haben. Aber auch <strong>für</strong> Familien, deren Einkommen an der Grenze des<br />

soziokulturellen Einkommens liegt, ist dies be<strong>den</strong>klich. Beispielsweise: Eine<br />

einkommensschwache Familie weicht ins kostengünstigere Dorf Saulgrub aus. Die<br />

zentralen wohlfahrtsverbandlichen Einrichtungen können nur mit einem erheblichen<br />

Zeit- und Kostenaufwand erreicht wer<strong>den</strong>: Die nächste Tafel sowie kostenlose<br />

Beratungsangebote der Caritas sind in Oberammergau, bzw. Murnau und der<br />

Kreisstadt <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Zudem ist die Infrastruktur in <strong>den</strong> Randgebieten<br />

des <strong>Landkreis</strong>es im Vergleich zu <strong>den</strong> Siedlungsschwerpunkten rückständig. Dies<br />

bezieht sich vor allem auf die weiterführen<strong>den</strong> Bildungseinrichtungen, wie<br />

Gymnasien und Realschulen. 250 Für einkommensschwache Familien kann die<br />

Schulbeförderung ihrer Kinder eine hohe Belastung darstellen. Somit können die<br />

monetären Ressourcen der Familie <strong>den</strong> Bildungsweg der Kinder beschränken.<br />

Die hohen Preise <strong>für</strong> Bauland wirken sich aber auch auf Fertigstellung neuer<br />

Wohngebäude aus:<br />

2007 wur<strong>den</strong> 79 Wohngebäude im <strong>Landkreis</strong> fertiggestellt. Dies ist mit Abstand der<br />

niedrigste Wert im ganzen Regierungsbezirk Oberbayern, was aufgrund der<br />

überdurchschnittlichen Wohneigentumskosten und hohen Baulandpreise nicht<br />

verwundert. In GAP wur<strong>den</strong> dadurch 1,6 Wohnungen je 1000 EWO geschaffen. Die<br />

249 Vgl. Bausch (2009: 58).<br />

250 In Murnau a. Staffelsee, in Ettal und in <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> gibt es Gymnasien, Realschulen<br />

nur in der Kreisstadt. Hauptschulen hingegen stehen in mehreren Orten zur Verfügung.<br />

103


geringe Anzahl an Neufertigungen von Wohngebäu<strong>den</strong> wirkt sich wiederum negativ<br />

auf die Baubranche und damit <strong>den</strong> Arbeitsmarkt aus. 251<br />

Die hohen Bo<strong>den</strong>- und Immobilienpreise im <strong>Landkreis</strong> beeinflussen natürlich auch<br />

die Pacht- und Miethöhen. Auch wenn der <strong>Landkreis</strong> über keine Mietstatistik verfügt,<br />

darf daraus geschlussfolgert wer<strong>den</strong>, dass ebenfalls die Mietkosten deutlich höher<br />

sind, als in <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>en und sich deutlich unterschei<strong>den</strong> zwischen<br />

Siedlungsschwerpunkten (Murnau, <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>, Mittenwald) und<br />

peripheren Orten.<br />

Da diese Preise in keiner Relation zu <strong>den</strong> bereits erörterten Einkommenszahlen<br />

stehen, kann davon ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass die Preise „von außen“ nach oben<br />

getrieben wer<strong>den</strong>. Die Nachfrage am Wohnungsmarkt oder nach Baugrund kommt<br />

wohl vor allem durch ältere Menschen oder Menschen auf der Suche nach einem<br />

Zweitwohnsitz oder einer Wertanlage. Diese oftmals kapitalstarken Haushalte<br />

treiben so <strong>den</strong> Bauland- und Mietpreis im gesamten <strong>Landkreis</strong> nach oben, was<br />

wiederum zum Nachteil <strong>für</strong> die einheimische Bevölkerung wird. 252 Wie bereits in der<br />

Einkommensverteilung und der Kaufkraftverteilung betrachtet, lassen sich diese<br />

Mietpreisentwicklungen mit der Einkommensverteilung nicht rechtfertigen. Damit der<br />

<strong>Landkreis</strong> auch weiterhin ein familienfreundlicher <strong>Landkreis</strong> bleibt, muss hier<br />

eingegriffen wer<strong>den</strong>. Ebenso muss an die Zivilgesellschaft appelliert wer<strong>den</strong>, diesen<br />

Trend nicht länger zu tragen.<br />

6.2.2 Gebäude und Wohnungsbestand<br />

Folgt man <strong>den</strong> Armutsschwellen des Lebenslagenkonzepts, dann wird von einer<br />

Unterversorgung im Bereich „Wohnen“ gesprochen, wenn einer Person weniger als<br />

1 Wohnraum zur Verfügung steht. Dies kann aufgrund der mangeln<strong>den</strong> Datenlage<br />

nicht analysiert wer<strong>den</strong>, allerdings wird der Gebäude- und Wohnungsbestand<br />

Aussagen über gerechten Wohnraum im <strong>Landkreis</strong> erlauben:<br />

Am 31.12.08 waren je 1000 Einwohner 219,6 Wohngebäude zu verzeichnen. Je<br />

Wohnung lebten im Schnitt 1.8 Personen, wobei die Wohnfläche pro Einwohner bei<br />

46,7 qm lag und die durchschnittliche Wohnfläche je Wohnung 84,5 qm maß. 253<br />

251<br />

Vgl. LSKN (2010): Kreiszahlen.<br />

URL: http://www.statistik-portal.de/statistik-portal/kreiszahlen.pdf [23.03.2010].<br />

252<br />

Vgl. Bausch (2009: 58).<br />

253<br />

Vgl. (Interaktives Kartenverzeichnis Bauen) Interaktives Kartenverzeichnis (2010): Bauen und<br />

Bevölkerung, Gebäude und Wohnungsbestand.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp [10.02.2010].<br />

104


Tabelle 4 zeigt, dass knapp die Hälfte aller Wohngebäude im <strong>Landkreis</strong> aus einer<br />

Wohnung besteht. Daraus ist zu schließen, dass 48,6% aller Wohngebäude<br />

Einfamilienhäuser oder Einliegerwohnungen sind.<br />

Tabelle 4: Anteil der Wohngebäude mit x-Wohnungen in % 254<br />

1 Whg 48,6<br />

2 Whg 24,1<br />

3 oder mehr 27,4<br />

Der Anteil der familiengerechten Wohnungen (mehr als drei Räume pro<br />

Wohnung) 255 am gesamten Wohnungsbestand hat einen Anteilswert von 59,8%.<br />

Dieser Wert erscheint erst mal hoch. Im Vergleich mit dem Oberland ist der Anteil<br />

an familiengerechten Wohngebäu<strong>den</strong> eher als gering einzustufen: So haben in TÖL<br />

70,5% aller Wohnungen mehr als 3 Räume, in WM sind es sogar 75,16%. Nur der<br />

Kreis Miesbach ähnelt <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>, hier sind 54,4% aller Wohnungen<br />

mehr als 3-räumig. 256 Der Familienatlas des Bundesministeriums <strong>für</strong> Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend beurteilt die Wohnsituation und das Wohnumfeld im<br />

<strong>Landkreis</strong> als stark unterdurchschnittlich. 257<br />

Aufgrund der horren<strong>den</strong> Wohneigentumskosten dürfte zu erwarten sein, dass sich<br />

diese Preise auch auf die Mieten auswirken. Die hohen Mieten wiederum sind<br />

gerade <strong>für</strong> einkommensschwache Personen kaum zu finanzieren, weshalb die<br />

Anzahl der Empfänger von Wohngeld dementsprechend hoch sein müsste. Die<br />

folgende Analyse soll dies prüfen: Unter die Gruppe der Wohngeldempfänger fallen<br />

alle Personen, die einen bewilligten Anspruch auf die Gewährung von Wohngeld<br />

haben. Nicht anspruchsberechtigt sind Personen, die Transferleistungen wie Hartz<br />

IV, oder Sozialhilfe bekommen. Haushalte mit niedrigem Einkommen erhalten<br />

Wohngeld als Mietzuschuss, selbstnutzende Wohneigentümer als Lastenzuschuss,<br />

um tragbare Wohnkostenbelastungen zu erreichen. 258<br />

254<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf: Interaktives Kartenverzeichnis Bauen.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp [10.02.2010] .<br />

255<br />

Vgl. (BMFSFJ 2007) Bundesministerium <strong>für</strong> Familien, Senioren, Frauen und Jugend: Familienatlas<br />

2007. Standortbestimmung, Potenziale, Handlungsfelder, Berlin, S.14.<br />

256<br />

Eigene Prozentberechnungen, basierend auf: (Regionaldatenbank Wohngebäude)<br />

Regionaldatenbank (2010): Wohngebäude und Wohnungsbestand.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=CE13FB4F476A0E31343290441<br />

9CB9D49?Menu=Willkommen [05.07.2010, 18.14 Uhr].<br />

257<br />

Vgl. BMFSFJ (2007: 15).<br />

258<br />

Vgl. (STMI) Oberste Baubehörde im Staatsministerium des Innern: Bauen: Wohnen in Bayern:<br />

Wohngeld.<br />

URL: http://www.stmi.bayern.de/bauen/wohnen/wohngeld/ [01.07.2010].<br />

105


Somit ist das Wohngeld vor allem <strong>für</strong> finanziell schlecht gestellte Familien<br />

besonders wertvoll, da es so einen angemessenen und familiengerechten<br />

Wohnraum ermöglicht. Gleichzeitig ist das Wohngeld in Form des<br />

Lastenzuschusses ein gutes Instrument der Sozialpolitik, um die Bildung von<br />

Wohneigentum zu fördern. 259<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ist die Anzahl der Haushalte, die allgemeines<br />

Wohngeld beziehen zwischen <strong>den</strong> Jahren 2000 und 2004 um 47,36% gestiegen<br />

(von 719 auf 1366). Ebenso ist die Höhe des Wohngeldes gestiegen. Der<br />

durchschnittliche monatliche Anspruch betrug 2000 84,-€, 2002 waren es 114,-€<br />

und 2004 bereits 122,-€. 260<br />

Unter <strong>den</strong> Beziehern des allgemeinen Wohngeldes, waren 2004 1328 Haushalte,<br />

die einen Mietzuschuss erhielten. Und 38 Haushalte, die ohne einen<br />

Lastenzuschuss in Höhe von 140€, <strong>für</strong> ihr Wohneigentum keine tragbare<br />

Wohnkostenbelastung erreichen konnten. 261<br />

2005 trat das vierte Gesetz <strong>für</strong> moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt in Kraft.<br />

Dadurch sank auch die Anzahl der Wohngeldempfänger in diesen Statistiken, da die<br />

Unterkunftskosten vieler damaliger Empfänger von Wohngeld nun durch andere<br />

Sicherungssysteme übernommen wer<strong>den</strong> (z.B. SGB II, SGB XII).<br />

Abbildung 39: Entwicklung: Wohngeld und Empfänger ab 2005 262<br />

769 708<br />

Die Empfängeranzahl ist seit 2005 gesunken, ebenso die Höhe des allgemeinen<br />

Wohngeldes. Die Wohngeldbezugsquote liegt unter einem Prozent (0,55% aller<br />

EWO erhalten diese Leistung). 2006 lag diese Quote mit 0,2 Prozentpunkten (0,8%)<br />

unterhalb der in Bayern (damals beste Position in Deutschland). 263<br />

586<br />

259<br />

Vgl. hierzu Lampert/Althammer (2007: 394).<br />

260<br />

Vgl. (Regionaldatenbank Wohngeld bis 2004) Regionaldatenbank (2010): Wohngeldstatistikallgemeines<br />

Wohngeld (bis 2004).<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=84B42A47FBA57635C362188D1<br />

75FB9EA?Menu=Willkommen [19.02.2010, 10:36 Uhr].<br />

261<br />

Vgl. ebd.<br />

262<br />

Eigene Darstellung, beruhend auf: (Regionaldatenbank Wohngeld ab 2005) Regionaldatenbank<br />

(2010): Allgemeines Wohngeld: Haushalte, durchschnittlicher Anspruch an allgemeinen Wohngeld ab<br />

2005.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=84B42A47FBA57635C362188D1<br />

75FB9EA?Menu=Willkommen [02.06.2010, 12.21Uhr].<br />

263<br />

STMAS: Zweiter Bericht zur sozialen Lage in Bayern, S. 12.<br />

URL:http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf [19.12.2009].<br />

484<br />

115 110 100 99<br />

2005 2006 2007 2008<br />

Wohngeldempfänger<br />

durchschnittl. Monatl.<br />

Anspruch an Wohngeld, in €<br />

106


Der <strong>Landkreis</strong> wird in der Wohngeldtabelle des BMVBS als Mietraum der Stufe VI<br />

klassifiziert, da das Mietniveau im <strong>Landkreis</strong> 25% höher als der Bundesdurchschnitt<br />

ist. 264<br />

Es verwundert, dass nicht mehr Bürger Wohngeld beantragen, aufgrund der hohen<br />

Mietklassifizierung, der geringen Kaufkraft und der Einkommensverteilung.<br />

Allerdings wird in der Statistik auch nicht ausgewiesen, wie viele der beantragten<br />

Wohngeldzuschüsse tatsächlich bewilligt wer<strong>den</strong>.<br />

6.3 Gesundheit älterer Menschen<br />

Trotz der aktiven Sozialpolitik und enormen Aufwendungen <strong>für</strong><br />

Gesundheitsleistungen besteht eine ungleiche Verteilung von Gesundheitsrisiken<br />

und Gesundheitspotenzialen. So kam in Untersuchungen hervor, dass Mängel bei<br />

der Ernährung und Gesundheit u.a. auf ein niedriges Einkommen und Armut<br />

zurückzuführen sind. Somit ist die Gesundheit, besonders die Gesundheit<br />

unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen von hoher öffentlicher Verantwortung und<br />

damit eine Aufgabe des Staates. 265<br />

Im folgen<strong>den</strong> Kapitel wird die Lebenslage Gesundheit betrachtet. Allerdings ist<br />

anzuführen, dass aufgrund mangelnder Daten nur Bezug zu <strong>den</strong> älteren Menschen<br />

genommen wird, da in dieser Personengruppe ausführlichere Statistiken zur<br />

Auswertung zur Verfügung stehen. Anderweitige Personengruppen können hier<br />

aufgrund der Datenproblematik nicht angeführt wer<strong>den</strong>. Allerdings sind ja gerade<br />

ältere Menschen von Armut betroffen, bzw. sind sie die stärkste Empfängergruppe<br />

von Grundsicherungsleistungen nach SGB XII. 266 Da der <strong>Landkreis</strong> weiter altern<br />

wird, ist zu erwarten, dass immer mehr Menschen im Kreis pflegebedürftig wer<strong>den</strong>.<br />

Somit wird auch der Anteil der Hilfsbedürftigen im Kap. 7, SGB XII steigen. Deshalb<br />

muss diese Bevölkerungsgruppe genau betrachtet wer<strong>den</strong>.<br />

264 Grundlage dieser Klassifizierung sind die Mieten der Wohngeldempfänger, Datenquelle:<br />

(BMVBS) Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Stadtentwicklung, Wohnen:<br />

Wohnraumförderung: Wohngeld und Mietstufen.<br />

URL:http://www.bmvbs.de/Stadtentwicklung_-Wohnen/Wohnraumfoerderung/Wohngeld-<br />

,1567.1089469/Wohngeld-und-Mietenstufen.htm [02.06.2010].<br />

265 Vgl. (Badura/Feuerstein 2007) Badura, B., Feuerstein, G. (2007): Gesundheit und Gesellschaft, in:<br />

Joas, H. (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Campus Verlag<br />

GmbH, Frankfurt a. M., S.395-419.<br />

266 Vgl. Kap.4.1.<br />

107


Pflegebedürftige<br />

2500<br />

2350<br />

2200<br />

2050<br />

1900<br />

Abbildung 40: Pflegebedürftige im <strong>Landkreis</strong> 267<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> gab es Ende des Berichtsjahres 2007 2436<br />

pflegebedürftige Personen. Seit 1999 ist die Anzahl der Pflegebedürftigen um 11,4%<br />

gestiegen, wobei die Verteilung auf die Pflegearten und Pflegeeinrichtungen relativ<br />

gleich blieb. 268<br />

Diese Pflegebedürftigen wur<strong>den</strong> 2007 in verschie<strong>den</strong>en Einrichtungen oder durch<br />

verschie<strong>den</strong>e Dienste gepflegt: 37,7% in Pflegeheimen, wobei die meisten<br />

Pflegebedürftigen vollstationär behandelt wur<strong>den</strong> (97,6%), nur die wenigsten<br />

befan<strong>den</strong> sich in Kurzzeitpflege (0,8%) oder in teilstationärer Behandlung (1,6%).<br />

22,2% der Pflegebedürftigen wur<strong>den</strong> durch die Pflegedienste des <strong>Landkreis</strong>es<br />

versorgt. Die meisten Pflegebedürftigen waren in Obhut ihrer Angehörigen<br />

(40,1%). 269<br />

2159<br />

2106<br />

2190<br />

Seit 1999 ist die Anzahl der Pflegebedürftigen angestiegen. Die Anzahl der<br />

Empfänger von Pflegegeld ist allerdings relativ stabil geblieben. 270<br />

Der Anteil der Personen, die Hilfe zur Pflege (SGB XII, Kap.7) erhielten ist sogar um<br />

7,7% 271 gesunken, wobei einzuwen<strong>den</strong> ist, dass sich die Struktur der Empfänger mit<br />

Einführung des SGB XII grundlegend verändert hat.<br />

Aufgrund der steigen<strong>den</strong> Anzahl an Pflegebedürftigen ist auch die Anzahl der<br />

Pflegedienste und deren Personal angestiegen: Gab es 2003 10 Dienste mit 145<br />

Pflegekräften, so wur<strong>den</strong> 2007 die Pflegebedürftigen im <strong>Landkreis</strong> durch 18<br />

267 Eigene Darstellung, basierend auf Daten: (Lfstad Pflegebedürftige) Bayerisches Landesamt <strong>für</strong><br />

Statistik und Datenverarbeitung (2010): Pflegebedürftige. [19.02.2010, um 9.44 Uhr]. Tabelle ist online<br />

nicht mehr verfügbar, bzw. wird von der Regionaldatenbank nicht mehr <strong>für</strong> alle Jahre ausgewiesen.<br />

Tabelle einsehbar im Anhang.<br />

268 Vgl. Eigene Prozentberechnung, basierend auf: ebd.<br />

269 Eigene Prozentberechnung, basierend auf: ebd.<br />

Erklärung: Wer Pflegegeld erhält, wird in häuslicher Umgebung von Angehörigen gepflegt.<br />

270 Vgl. ebd.<br />

271 Eigene Berechnung, beruhend auf <strong>den</strong> Zahlen der Empfänger von Hilfe zur Pflege, nach SGB XII,<br />

Kap. 7, Jahresdurchschnittswerte 2005, 2006, 2007, 2008 in: Lfstad (Mai 2007, Oktober 2007, April<br />

2009, September 2009): Berichte zur Sozialhilfe in Bayern, Teil 2, Empfänger. Alle Berichte sind<br />

abrufbar in folgendem Veröffentlichkeitsportal des Bayerischen Landesamtes <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung:<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/index.php?themenreihe=K1102 [01.07.2010].<br />

2269<br />

2436<br />

1999 2001 2003 2005 2007<br />

Jahre<br />

Anzahl der<br />

Pflegebedürftigen<br />

108


Pflegedienste versorgt. Die Pflegedienste haben insgesamt einen Personalstand<br />

von 198 Personen. 272<br />

Im Jahr 2007 gab es im <strong>Landkreis</strong> 17 Pflegeheime, die über 1067 Plätze verfügten.<br />

Rund 917 Personen waren in Pflegeheimen untergebracht. In diesen Pflegeheimen<br />

kümmerten sich 597 Angestellte um die Pflegebedürftigen. 273<br />

Für die Pflegebedürftigen im <strong>Landkreis</strong> gibt es also umfassende<br />

Betreuungsangebote. 2007 kamen auf jede Pflegekraft der Pflegedienste 2, 7<br />

Pflegebedürftige. 274<br />

Noch besser ist das Versorgungsangebot <strong>für</strong> die Bevölkerung durch<br />

Krankenhausbetten:<br />

2008 stan<strong>den</strong> 15,2 Betten pro 1000 Einwohner zur Verfügung. Damit gibt es im<br />

<strong>Landkreis</strong> eine überdurchschnittlich hohe Versorgung an Krankenhausbetten. Die<br />

anderen <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes haben deutlich weniger Krankenhausbetten:<br />

TÖL: 4,1 KH Betten/1000 EWO<br />

WM: 3,9 KH Betten / 1000 EWO<br />

Miesbach: 6,0 KH Betten / 1000 EWO. 275<br />

Aufgrund der steigen<strong>den</strong> Anzahl pflegebedürftiger Menschen und aufgrund der<br />

Alterung des <strong>Landkreis</strong>es ist mit einem weiteren kontinuierlichem Anstieg der<br />

Pflegebedürftigkeit zu rechnen. Die Pflegedienste und Heime haben bereits auf<br />

diese Entwicklung reagiert und sowohl die Betreuungsplätze als auch das<br />

Pflegepersonal aufgestockt. Damit ist der <strong>Landkreis</strong> in der Gesundheitsversorgung<br />

älterer Menschen Spitzenreiter im Oberland. Auch die Bettenkapazität in<br />

Krankenhäusern ist überdurchschnittlich hoch. Die Reaktion der<br />

wohlfahrtverbandlichen, privaten und öffentlichen Gesundheitsdienstleistern ist<br />

vorbildlich, darf aber aufgrund der Bevölkerungsvorausberechnungen nicht aus dem<br />

Blickwinkel geraten. Nach wie vor sind viele Pflegebedürftige auf<br />

Grundsicherungsleistungen angewiesen, um sich überhaupt eine umfassende und<br />

ausreichende Pflege leisten zu können. Es ist zu erwarten, dass die Anzahl der<br />

leistungsabhängigen Pflegebedürftigen aufgrund des hohen Altenquotienten des<br />

<strong>Landkreis</strong>es, des hohen Anteils an Niedriglohnbeziehern 276 , und des hohen<br />

272<br />

Vgl. Lfstad Pflegedienste [19.02.2010, 10: 30 Uhr]. Diese Tabelle ist im Anhang einzusehen, die<br />

Tabelle im Internet wird nicht mehr veröffentlicht.<br />

273<br />

Vgl. Lfstad Pflegeheime [19.02.2010, 10.32Uhr]. Tabelle ist im Anhang einsehbar.<br />

274<br />

Eigene Berechnung basierend auf ebd.<br />

275<br />

Vgl. (Interaktives Kartenverzeichnis Gesundheit) Interaktives Kartenverzeichnis: Thema:<br />

Gesundheit und Soziales, Krankenhäuser.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp [04.05.2010].<br />

276<br />

Vgl. Kap. 5.1.5, Niedriglohn=gering Rente.<br />

109


Empfängeranteils der über 65 Jährigen an Grundsicherungsleistungen nach SGB<br />

XII, weiter steigen wird.<br />

6.4 Familien<br />

Die Familie ist die erste soziale Umwelt, mit der ein Kind konfrontiert wird. Neben<br />

der Familie wer<strong>den</strong> Kinder vor allem durch Institutionen wie Kindergärten und<br />

Schulen sozialisiert. Diese Instanzen haben vornehmlich die Funktion der<br />

Sozialisation übernommen. Trotzallem beeinflussen Veränderungen (Scheidung,<br />

Arbeitslosigkeit, Krankheit…) innerhalb der Familie auch das Leben der Kinder. Die<br />

Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen wer<strong>den</strong> vor allem durch die<br />

Lebensumstände der Eltern bestimmt und geprägt. Dies betrifft insbesondere die<br />

Erziehungs- Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, aber ebenso die materiellen<br />

Lebenslagen. Der soziale Status, in <strong>den</strong> ein Kind hineingeboren wird (sind die Eltern<br />

vermögend, leben sie von Sozialhilfe?) bestimmt auch das Leben der Kinder, der<br />

Habitus wird in der Primär Sozialisation verinnerlicht. Desweiteren wer<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />

Kindern Werte, Wertvorstellungen, Einstellungen und Lebensstile mit auf <strong>den</strong> Weg<br />

gegeben. 277<br />

6.4.1 Natürliche Wanderungsbewegungen<br />

Um die Situation von Familien im <strong>Landkreis</strong> zu erschließen, wer<strong>den</strong> zunächst<br />

natürliche Wanderungsbewegungen der Bevölkerungs aufgezeigt.<br />

Abbildung 41 zeigt, dass die Anzahl der Geburten seit 1998 rückläufig ist. Neben<br />

Traunstein weist der <strong>Landkreis</strong> die niedrigste Geburtenrate pro 1000 EWO auf<br />

(7,8). 278<br />

Zudem hat der <strong>Landkreis</strong> die zweit höchste Sterberate im Regierungsbezirk<br />

Oberbayern, nach dem Berchtesga<strong>den</strong>er Land (BGL). Im <strong>Landkreis</strong> GAP starben<br />

11,1 Menschen pro 1000 Einwohner, im BGL waren es 11,8 Menschen pro 1000<br />

EWO. 279<br />

Man muss aber auch die Altersverteilung der Bevölkerung mit einbeziehen,<br />

schließlich haben diese <strong>Landkreis</strong>e auch <strong>den</strong> höchsten Anteil der über 65 Jährigen<br />

277<br />

Vgl. Lampert/Althammer (2009:407) und ebenso (Nave/ Onne 2007) Nave-Herz, R., Onne-<br />

Isemann, C. (2007): Familie, in: Joas, H. (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie, 3. überarbeitete und<br />

erweiterte Auflage, Campus Verlag GmbH, Frankfurt a. M., S.313-337.<br />

278<br />

Vgl. LSKN (2010): Kreiszahlen. URL:http://www.statistik-portal.de/statistik-portal/kreiszahlen.pdf<br />

[23.03.2010].<br />

279<br />

Vgl. LSKN (2010): Kreiszahlen. URL:http://www.statistik-portal.de/statistik-portal/kreiszahlen.pdf<br />

[23.03.2010].<br />

110


an der Gesamtbevölkerung. Die hohe Sterberate lässt sich also durch die<br />

Altersverteilung der Bevölkerung erklären.<br />

Abbildung 41: Statistik der Geburten - Anzahl der Lebendgeburten 280<br />

Die Zahl der Eheschließungen hat von 2000 bis 2008 kontinuierlich abgenommen.<br />

Wur<strong>den</strong> 2000 noch 669 Ehen geschlossen, so waren es 2008 nur noch 636. Unter<br />

<strong>den</strong> verheirateten Frauen waren 2008 597 deutsche Ehefrauen und 39<br />

ausländische.<br />

Vor allem die Nationalität der Ehefrauen ist hier entschei<strong>den</strong>d: von 36<br />

geschlossenen Ehen, in <strong>den</strong>en der Ehegatte Ausländer ist, stammen nur 8<br />

Ehefrauen aus dem Ausland, und 28 Ehefrauen aus Deutschland. Ist der Ehemann<br />

Deutscher, so ist von 600 Eheschließungen in 569 Fällen die Ehefrau Deutsche. 281<br />

Die Anzahl der Ehescheidungen ist gesunken. Betrug die Scheidungsquote 282 2000<br />

noch 32%, so lag sie 2008 nur noch bei 26%. Immerhin wurde trotzallem ¼ der<br />

geschlossenen Ehen wieder geschie<strong>den</strong>. 283<br />

Im Jahr 2008 waren rund 153 Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Von<br />

<strong>den</strong> 171 geschie<strong>den</strong>en Ehen im Jahr 2008, hatte die Hälfte davon 1 Kind, und 40%<br />

zwei Kinder. 284<br />

1000<br />

500<br />

Anzahl der<br />

Lebendgeborenen<br />

6.4.2 Attraktivität der Region <strong>für</strong> Familien<br />

Der Familienatlas des BMFSFJ 285 beurteilt <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> als Top-Region <strong>für</strong><br />

Familien. In diese Bewertung flossen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf,<br />

Wohnen, Bildung und Ausbildung, sowie Freizeit mit ein. Ebenso wur<strong>den</strong><br />

Rahmenbedingungen wie Arbeitsmarkt und Demographie beurteilt. Trotz dieser<br />

Bewertung, nimmt der <strong>Landkreis</strong> als Top-Region nur in <strong>den</strong> Bereichen Bildung und<br />

Ausbildung, und Freizeitangebote <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche eine Spitzenposition<br />

280<br />

Eigene Darstellung, basierend auf: Lfstad Lebendgeborene. Stand: 19.02.2010, 11:22Uhr. Tabelle<br />

ist im Anhang.<br />

281<br />

Vgl. Lfstad Eheschließungen, Stand: 19.02.2010, 11.19Uhr. Tabelle nur im Anhang.<br />

282<br />

Eigene Berechnung auf Grundlage der Anzahl Eheschließungen und Ehescheidungen.<br />

283<br />

Vgl. Lfstad Ehescheidungen, Stand: 19.02.2010, 11:25Uhr. Tabellen Anhang.<br />

284<br />

Vgl. Lfstad Sonderauswertung: Geschie<strong>den</strong>e Ehen und Zahlen der Kinder. [04.03.2010]. Tabelle<br />

Anhang.<br />

285 BMFSFJ : Familienatlas 2007.<br />

0<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

904 848 756 719 725 597<br />

111


ein, sonst bewegt er sich im (oberen) Mittelfeld. Was die Wohnsituation <strong>für</strong> Familien<br />

betrifft, ist er sogar stark unterdurchschnittlich 286 .<br />

Insgesamt zeichnen sich die Top-Regionen durch „Allrounder-Qualitäten aus, wobei<br />

allerdings die Kinderbetreuungsangebote noch ausbaufähig sind.“ 287<br />

6.5 Ältere Menschen<br />

In <strong>den</strong> vorhergehen<strong>den</strong> Analysen zur bekämpften Armut (Kapitel 4.1) wurde<br />

deutlich, dass insbesondere Kinder und Menschen über 65 Jahre auf staatliche<br />

Transferzahlungen der Mindestsicherung angewiesen sind. Die Lebenslage der<br />

Kinder wurde in <strong>den</strong> Bereichen Bildung und Familien beschrieben. Nachdem die<br />

Situation der Familien dargestellt und die Familienfreundlichkeit des <strong>Landkreis</strong>es<br />

beurteilt wurde, soll auch die Lebenslage der älteren Menschen erläutert wer<strong>den</strong>.<br />

Hierzu zählen alle <strong>Landkreis</strong>bewohner über 65 Jahre.<br />

Aufgrund mangelnder Daten kann nur die Situation der Altenheime aufgezeigt<br />

wer<strong>den</strong>, und auf die Bedürftigkeit der Altenheimbewohner eingegangen wer<strong>den</strong>. Da<br />

die <strong>Landkreis</strong>bevölkerung zu einem großen Teil aus älteren Menschen besteht, ist<br />

es notwendig, nochmals auf deren Situation einzugehen, sowie auf die<br />

Bevölkerungsstruktur zu einzugehen, da sich aus dieser zentrale (zukünftige)<br />

Armutsprobleme ergeben.<br />

Die Bevölkerung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> setzt sich zu einem<br />

großen Teil aus älteren Menschen zusammen: Der Altenquotient im <strong>Landkreis</strong><br />

beschreibt das Verhältnis der über 65 Jährigen zu <strong>den</strong> 20 bis unter 65 Jährigen und<br />

betrug 2008 40,8. Damit hat der <strong>Landkreis</strong> im Oberland <strong>den</strong> höchsten<br />

Altenquotienten. Den Bevölkerungsvorausberechnungen nach wird der<br />

Altenquotient in <strong>den</strong> nächsten 20 Jahren um 13,3 steigen. Das Durchschnittsalter im<br />

Kreis lag bei 44,7 Jahren und steigt voraussichtlich bis 2028 auf 49,3 Jahre. Damit<br />

ist der <strong>Landkreis</strong> nicht nur der „älteste“ im Oberlandvergleich, sondern übersteigt<br />

sämtliche <strong>Landkreis</strong>e des Regierungsbezirks Oberbayern. Zudem wird die<br />

Bevölkerung bis 2028 abnehmen, wohingegen die Bevölkerung der anderen<br />

<strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes stabil bleibt, bzw. zunimmt. 288<br />

Die Bevölkerungszahl des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> wird abnehmen, bei<br />

einer gleichzeitigen Alterung der Einwohner. Daraus ergeben sich folgende<br />

Probleme <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong>, bzw. <strong>für</strong> das Armutspotenzial aufgrund der bekämpften<br />

286 Vgl. BMFSF (2007:12-25).<br />

287 Vgl. BMFSFJ (2007:29).<br />

288 Vgl. Lfstad Demografie.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/180000.pdf [22.05.2010].<br />

112


Armut: Ältere Menschen gehören zu der Bevölkerungsgruppe, die am stärksten auf<br />

Grundsicherungsleistungen nach dem SGB XII angewiesen sind. Die Anzahl der<br />

Pflegebedürftigen hat über die Jahre ebenso zugenommen. Die Pflegebedürftigen<br />

haben bei Bedürftigkeit einen Anspruch auf Hilfe zur Pflege nach SGB XII, Kap. 7 §§<br />

61 ff. 289 Aufgrund des demografischen Wandels und der Altersstruktur des<br />

<strong>Landkreis</strong>es ist nicht nur damit zu rechnen, dass die Anzahl der bedürftigen<br />

Grundsicherungsempfänger nach SGB XII steigen wird, sondern auch die<br />

Pflegebedürftigkeit im <strong>Landkreis</strong> weiterhin zunehmen wird. Damit verbun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

mehr ältere pflegebedürftige <strong>Landkreis</strong>bewohner auf Pflegegeld angewiesen sein.<br />

Dieser Trend bedeutet nicht nur eine Steigerung des Armutspotenzials aufgrund des<br />

Alters, bzw. der Pflegebedürftigkeit, sondern auch einen erheblichen finanziellen<br />

Mehraufwand <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> als Träger dieser<br />

Sicherungsleistungen.<br />

2009 waren insgesamt 974 Personen in stationären Einrichtungen der Altenhilfe<br />

untergebracht. Darunter 138 im Wohnbereich, 35 mit Pflegestufe 0, 283 Menschen<br />

mit Pflegestufe 1, 336 mit Pflegestufe 2 und 182 mit Pflegestufe 3. Aus Mitteln der<br />

stationären Hilfe zur Pflege haben 242 Personen Heimkostenbeiträge durch das<br />

Sozialamt des Bezirks Oberbayern erhalten. In der Regel setzen sich diese Mittel<br />

aus Restheimkosten und Taschengeld zusammen. 732 Personen bezahlten<br />

demnach ihre Heimkosten selbst, oder deren Angehörige sind da<strong>für</strong><br />

aufgekommen. 290 Im Wohnbereich erhielten 21 Personen Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

vom örtlichen Träger, dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Diese Hilfeleistung<br />

umfasst die Übernahme der Restheimkosten zuzüglich eines Barbetrages zur<br />

persönlichen Verfügung und gegebenenfalls sonstigen laufen<strong>den</strong> Bedarfs. 291<br />

Im Jahr 2008 gab es im <strong>Landkreis</strong> 15 Altenheime mit 1136 Plätzen. Je 1000<br />

Einwohner über 65 Jahren stan<strong>den</strong> damit 56,5 Plätze zur Verfügung. Damit weist<br />

der <strong>Landkreis</strong> im Oberlandvergleich die höchste Altenheimplatzdichte je 1000<br />

Einwohner auf. 292<br />

289 Vgl. SGB XII Kap. 7, §§61.<br />

URL: http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/BJNR302300003.html#BJNR302300003BJNG001100000<br />

[02.07.2010].<br />

290 Vgl. Information des Sozialamtes Landratsamt GAP, 04.03.2010. Siehe Anhang.<br />

291 Diese Information beruht auf einer Auskunft des Sozialamtes <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>,<br />

Ansprechpartner war Herr Brunnenmayer. Die e-mail befindet sich im Anhang.<br />

292 Vgl. Interaktives Kartenverzeichnis Gesundheit.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp [04.05.2010].<br />

113


7. Aspekte der Armutsbekämpfung<br />

Nachdem das Armutspotenzial im <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> abgebildet<br />

wurde, auf die Armutsrisiken des <strong>Landkreis</strong>es eingegangen und die Lebenslagen im<br />

<strong>Landkreis</strong> hinsichtlich ihres Armutspotentials aufgezeigt wur<strong>den</strong>, wird abschließend<br />

auf Maßnahmen der Armutsbekämpfung im Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />

eingegangen.<br />

Die Armutsbekämpfung ist nicht nur ein sozialpolitisches Ziel, das auch auf<br />

kommunaler Ebene umgesetzt wer<strong>den</strong> muss, sondern ebenso Thema der<br />

Europäischen Union – der europäische Rat und das europäische Parlament riefen<br />

das Jahr 2010 als „europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer<br />

Ausgrenzung“ 293 aus. Im Hinblick auf das nationale sozialpolitische Ziel der<br />

Armutsbekämpfung und das europäische Themenjahr sind die Aspekte der<br />

Armutsbekämpfung auf <strong>Landkreis</strong>ebene auch Gegenstand dieses Berichts.<br />

Die sozialstaatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut wur<strong>den</strong> in Kap. 4.1<br />

bereits aufgezeigt: Durch staatliche Grundsicherungsleistungen nach SGB XII und<br />

SGB II wird das soziokulturelle Existenzminimum abgedeckt und somit der<br />

Lebensunterhalt der Bedürftigen gesichert. Daneben gibt es aber weitere<br />

Maßnahmen, um dem Phänomen der Armut und seinen gesellschaftlichen und<br />

soziokulturellen Auswirkungen zu begegnen. Die Angebote können sowohl von<br />

kommunalen Einrichtungen als auch von wohlfahrtverbandlichen Institutionen<br />

offeriert wer<strong>den</strong> und sind sowohl vorbeugend als auch reaktiv wirksam.<br />

Die Armutsbekämpfung ist auch auf kommunaler Ebene Instrument der Sozialpolitik<br />

und <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> unerlässlich, um sowohl mit der Entwicklung auf nationaler<br />

Ebene, als auch mit <strong>den</strong> Auswirkungen der Globalisierung Schritt zu halten. Der<br />

<strong>Landkreis</strong> kann nur dann wettbewerbsfähig sein und als attraktiver Standort <strong>für</strong><br />

Familien, Bewohner und Unternehmen gelten, wenn auch die sozial Benachteiligten,<br />

die „Armen unter uns“, unterstützt und wahrgenommen wer<strong>den</strong> und wenn versucht<br />

wird, dieser Armut staatlich, wohlfahrtverbandlich und zivilgesellschaftlich auf<br />

kommunaler Ebene entgegenzuwirken. Es ist davon auszugehen, dass ein<br />

<strong>Landkreis</strong> mit einer ausgewogenen Einkommensverteilung, mit einer positiven<br />

Wirtschaftsentwicklung und einer niedrigen Arbeitslosenquote, sowie einem<br />

umfassen<strong>den</strong> Bildungs- und Gesundheitsangebot, einem bezahlbaren<br />

Wohnungsmarkt und der Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe <strong>für</strong> alle<br />

293<br />

Vgl. (Amtsblatt EU) Amtsblatt der Europäischen Union: Beschluss Nr. 1098/2008/EG des<br />

Europäischen Parlaments und Rates:<br />

URL:http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:298:0020:0029:DE:PDF<br />

[04.07.2010].<br />

114


Menschen, diesen Entwicklungen besser standhalten kann und zukunftsfähiger ist.<br />

Folgende Ausführungen zeigen einige Maßnahmen der Armutsbekämpfung an.<br />

7.1. Bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Teilhabe<br />

Im nun Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e Angebote (insbesondere) <strong>für</strong><br />

einkommensschwache <strong>Landkreis</strong>bewohner dargestellt. Diese Angebote gehen mit<br />

einer Struktur der Freiwilligenarbeit einher. Was bedeutet, dass nicht nur<br />

sozialschwache Personen integriert wer<strong>den</strong>, sondern auch die Ehrenamtlichen ein<br />

Mitgefühl und Verständnis <strong>für</strong> diese Bedürftigen entwickeln und somit die<br />

Gemeinschaft und Gemeinschaftsbildung unterstützt wird. Zudem beugt dieses<br />

kollektive Empfin<strong>den</strong> und miteinander gestalten der Vereinsamung und Exklusion<br />

vor. Einkommensschwache oder von Armut bedrohte wer<strong>den</strong> im Ernstfall nicht nur<br />

durch ein staatliches finanzielles Sicherungsnetz aufgefangen, sondern haben<br />

innerhalb dieser Institutionen und Angebote eine Gemeinschaft, die im Idealfall<br />

gemeinsam mit einsteht und freiwillige Unterstützung leistet.<br />

Da mit der Armut oftmals der Ausschluss vom gesellschaftlichen und<br />

soziokulturellen Leben verbun<strong>den</strong> ist, konzentriert sich dieser Abschnitt auf die<br />

Angebote der Kommunen und Wohlfahrtsverbände <strong>für</strong> bürgerschaftliches<br />

Engagement und gesellschaftliche Teilhabe. Dabei können nicht alle Angebote des<br />

<strong>Landkreis</strong>es vorgestellt und erläutert wer<strong>den</strong>, dies ist nur ein Auszug der<br />

relevantesten.<br />

� Freizeitpass: Kommunales Angebot 294<br />

Gewährt wird der Freizeitpass unter anderen <strong>den</strong> Empfängern von SGB II und SGB<br />

XII Leistungen. Inhaber dieses Freizeitpasses erhalten Vergünstigungen <strong>für</strong><br />

Dienstleistungen und Freizeitangebote im <strong>Landkreis</strong>, z.B. Schwimmbäder, Museen,<br />

und Verkehrsbetriebe, aber auch <strong>für</strong> Bildungsangebote, wie VHS-Kurse und<br />

Nachhilfe. Es handelt sich um Leistungen der teilnehmen<strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong> und<br />

diverser anderer öffentlicher Institutionen. Damit wird auch einkommensschwachen<br />

Bürgern und gerade Familien, die Chance ermöglicht, am sozio-kulturellen Leben<br />

teilzunehmen und die Freizeit auch so zu gestalten, wie es der eng bemessene<br />

Regelsatz allein nicht zulassen würde. Allerdings ist zu kritisieren, dass die meisten<br />

Angebote in <strong>den</strong> Siedlungsschwerpunkten gestellt wer<strong>den</strong>. Damit wer<strong>den</strong> Familien<br />

und Bedürftige umliegender kleiner Orte nur schwer erreicht, bzw. diesen<br />

294 Die Angebote und Voraussetzungen sind der Broschüre: Freizeit-Pass, des Landratsamtes<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> zu entnehmen und im Anhang einsehbar.<br />

115


Leistungsempfängern die Teilnahme erschwert, da die Wahrnehmung dieser<br />

Angebote mit einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand verbun<strong>den</strong> ist (bspw. <strong>für</strong><br />

die öffentlichen Verkehrsmittel zu <strong>den</strong> Veranstaltungsorten). Der Ansatz, auch<br />

Kindern aus einkommensschwachen Familien durch Vergünstigungen der<br />

Nachhilfekosten diese Angebotsnutzung überhaupt möglich zu machen, ist per se<br />

zu begrüßen und kann ungleichen Bildungschancen, determiniert durch die soziale<br />

Herkunft der Kinder, entgegenwirken. Allerdings fin<strong>den</strong> sich diese Bildungsangebote<br />

nur in <strong>den</strong> Siedlungsschwerpunkten Murnau und <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

� Mehrgenerationenhaus in Murnau a. Staffelsee<br />

Mehrgenerationenhäuser (MGH) sind Orte der Begegnung und ihrem<br />

Selbstverständnis nach die „treibende Kraft des bürgerschaftlichen<br />

Engagements“ 295 , da neben <strong>den</strong> hauptberuflichen Mitarbeitern auch und vor allem<br />

Ehrenamtliche die Tätigkeiten und Angebote der MGH unterstützen. In Murnau am<br />

Staffelsee gibt es ebenfalls ein MGH, dessen Träger das Caritas Zentrum GAP ist.<br />

Das MGH in Murnau versteht sich als offener Treffpunkt <strong>für</strong> Menschen aller<br />

Generationen und bietet umfassende Angebote, von der Beratung über die<br />

Betreuung <strong>für</strong> Kinder, bis hin zur Bildung, Fortbildung und Kultur, an. 296 Ein ebenso<br />

bürgerschaftliches Engagement ist die Patenschaft. Hierbei wer<strong>den</strong> einkommens-<br />

und sozialschwache Bedürftige bei Behör<strong>den</strong>gänge begleitet und in sonstigen<br />

Anliegen unterstützt und gefördert (Arztbesuche, Wiedereingliederung ins<br />

Berufsleben…). Desweiteren gibt es einen offenen Cafe-Treff, der montags parallel<br />

zur Lebensmittelausgabe der Tafel stattfindet. Mit diesem Treffen wer<strong>den</strong> vor allem<br />

einkommensschwache Personen und Empfänger von Grundsicherungsleistungen<br />

angesprochen, ihnen wird die Möglichkeit gegeben, kostenlos Kaffee und Kuchen<br />

zu genießen und so in <strong>den</strong> Austausch mit anderen Personen zu treten.<br />

Die freiwilligen Helfer sind vorwiegend ältere Damen und Herren, die gegen eine<br />

Aufwandsentschädigung verschie<strong>den</strong>e Angebote offerieren, mitgestalten und<br />

initiieren.<br />

Das Mehrgenerationenhaus stellt nicht nur ein umfassendes Beratungs-<br />

Betreuungs- und Freizeitangebot zur Verfügung, sondern unterstützt durch die<br />

295<br />

Zitiert nach: (MGH) Mehrgenerationenhaus: Mehrgenerationenhäuser: Was ist ein<br />

Mehrgenerationenhaus?<br />

URL:http://www.mehrgenerationenhaeuser.de/coremedia/generator/mgh/de/01__Mehrgenerationenh_<br />

C3_A4user/01__Was_20ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F/00__Was_20ist_20ein_20Mehrgener<br />

ationenhaus_3F.html [22.07.2010].<br />

296<br />

Vgl. dazu <strong>den</strong> Internetauftritt des Mehrgenartionenhauses in Murnau (MGH Murnau)<br />

Mehrgenerationenhäuser: Häuser in ihrer Nähe: Murnau: Wer wir sind.<br />

URL:http://www.mehrgenerationenhaeuser.de/coremedia/generator/mgh/de/01__Mehrgenerationenh_<br />

C3_A4user/04__H_C3_A4userinformationen/Murnau/About__1367.html [22.07.2010].<br />

116


Angebotsstruktur <strong>den</strong> Dialog zwischen <strong>den</strong> Generationen. Zudem wird versucht,<br />

sozialschwache Familien und Personen in die Gesellschaft und die<br />

gesellschaftlichen Strukturen zu integrieren. Durch die Tätigkeit der ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter wird das Gespür und Verständnis <strong>für</strong> sozial- und einkommensschwache<br />

Menschen geschärft. Der Dialog zwischen <strong>den</strong> Generationen und Schichten wird<br />

gefördert.<br />

Vor allem älteren Menschen, deren Verwandte nicht in der Nähe wohnen, sich nicht<br />

kümmern können oder verstorben sind, droht im Alter und bei Krankheit ein Leben<br />

in Einsamkeit. Besonders in diesen Fällen sind die Konzepte der<br />

Mehrgenerationenhäuser zu empfehlen. Dort können die Menschen gemeinsam und<br />

generationenübergreifend in Kontakt treten und haben Ansprechpartner vor Ort. 297<br />

� Freiwilligen Zentren<br />

Im <strong>Landkreis</strong> GAP gibt es zwei Freiwilligenzentren, eines in Oberammergau und<br />

eines <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. In diesen Einrichtungen wer<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e<br />

Programme, Projekte und Veranstaltungen angeboten. Die Freiwilligenzentren<br />

richten sich ihrer Angebotsstruktur nach vor allem an Familien, die sich Angebote in<br />

Vereinen oder anderen Einrichtungen aufgrund ihres geringen Einkommens nicht<br />

leisten können. Besonders frequentiert wer<strong>den</strong> Projekte <strong>für</strong> Kinder (Schachspielen<br />

und Malen), sowie Programme <strong>für</strong> Senioren (Gedächtnis-Training) und das Mutter-<br />

Kind-Cafe. Im <strong>Landkreis</strong> sind insgesamt 211 Ehrenamtliche in <strong>den</strong><br />

Freiwilligenzentren tätig. Diese ehrenamtlichen Mitarbeiter wer<strong>den</strong> dann an<br />

verschie<strong>den</strong>e Institutionen und Einrichtungen im <strong>Landkreis</strong> weiter vermittelt (z.B.<br />

BRK, Tafel). 298<br />

7.2. Sozialpolitische und wohlfahrtverbandliche Maßnahmen<br />

� Die Lebenslust 299<br />

Die Lebenslust Ist ein Zusammenschluss verschie<strong>den</strong>er wohlfahrtsverbandlichen<br />

Träger und gesundheitlicher Dienstleister. Das Angebot umfasst verschie<strong>den</strong>e<br />

Bereiche und geht auf die Bedürfnisse verschie<strong>den</strong>er Personengruppen ein, es<br />

reicht von der Beratung und Hilfe in <strong>den</strong> Bereichen Arbeit, Bildung und Wohnen bis<br />

297 Zu <strong>den</strong> Angeboten des Mehrgenerationenhauses und deren Nutzung in Murnau siehe im Anhang<br />

die e-mail von Herrn Sponar, dem zuständigen Leiter dieser Einrichtung der Caritas.<br />

298 Vgl. dazu (FWZ Jahresbericht) Jahresbericht des Freiwilligenzentrums, zusammengestellt von Frau<br />

Jonietz und die e-mail von Frau Wagner, beides im Anhang einsehbar.<br />

299 Zum Angebot der Lebenslust vgl. deren Internetauftritt: (Lebenslust GAP) Lebenslust <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong>: URL: http://www.lebenslust-gap.de/ [22.07.2010].<br />

117


hin zur Pflege, Rehabilitation und Krisenhilfe in Notfällen. Zudem wer<strong>den</strong><br />

regelmäßig Freizeitbeschäftigungen angeboten.<br />

� Caritas: kostenlose Angebote<br />

Die Beratungsangebote der Caritas sind alle kostenlos und umfassen nicht nur die<br />

Erziehungsberatung, Suchtberatung und ambulante Pflegedienste, sondern auch<br />

und vor allem die Schuldnerberatung. Da wie bereits dargestellt die Schuldnerquote<br />

im <strong>Landkreis</strong> überdurchschnittlich hoch ist, setzt die Caritas mit diesem Angebot ein<br />

reaktives Beratungsangebot an, um einer (entstehen<strong>den</strong>) Armut vorzubeugen, bzw.<br />

eine bereits bestehende zu bekämpfen.<br />

� Tafel e.V.<br />

Die Tafel ist ein gemeinnütziger Verein, der als non-profit-organisation tätig ist.<br />

Überschüssige Lebensmittel wer<strong>den</strong> im Handel und bei <strong>den</strong> Herstellern gesammelt<br />

und dann an hilfebedürftige und wirtschaftlich benachteiligte Menschen kostenlos<br />

verteilt. Alle Personen, die ihre Bedürftigkeit durch offizielle Dokumente nachweisen<br />

können (z. durch ALG II oder SGB XII Bescheid), sind berechtigt, diese<br />

Lebensmittel entgegenzunehmen. Die Tafel Mitarbeiter sind alle ehrenamtlich tätig.<br />

Die Tafel selbst finanziert sich durch Sach- und Geldspen<strong>den</strong>, Sponsoring und<br />

Lebensmittelspen<strong>den</strong>. 300<br />

Im <strong>Landkreis</strong> gibt es im Murnau, Oberammergau, Mittenwald und <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> eine Tafel. Die Siedlungsschwerpunkte des <strong>Landkreis</strong>es sind damit<br />

abgedeckt, auch Personen aus <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> Dörfern können die Tafel<br />

erreichen, wenn auch mit einem Kosten- und Zeitaufwand verbun<strong>den</strong>.<br />

Fazit und Handlungsbedarf<br />

In der Einleitung wurde bereits darauf verwiesen, dass die Armutsbekämpfung nicht<br />

nur ein sozialpolitisches Ziel der Bundesregierung ist, sondern auch auf<br />

kommunaler Ebene umgesetzt wer<strong>den</strong> muss. Um Strategien der<br />

Armutsbekämpfung zu entwickeln und um mit präventiven und reaktiven<br />

Maßnahmen auf dieses Phänomen der Armut und seinen Auswirkungen reagieren<br />

zu können, bedarf es zunächst einer Armutsanalyse der betreffen<strong>den</strong> Region. Diese<br />

300 Vgl. dazu <strong>den</strong> Internetauftritt der Tafel e.V.: Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen<br />

unserer Zeit. URL: http://www.tafel.de/die-tafeln.html [22.07.2010].<br />

118


vorliegende Arbeit hat, soweit es die Datenlage zuließ, ein erstes und umfassendes<br />

<strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> erstellt. In diesem Profil<br />

wurde nicht nur das tatsächliche Armutspotenzial der Einkommensarmut abgebildet<br />

sondern auch die Armutsrisiken und zentralen Lebenslagen herausgearbeitet.<br />

Die in Kapitel 7 angeführten Beispiele <strong>für</strong> Armutsbekämpfungsmaßnahmen haben<br />

eine Auswahl an wohlfahrtverbandlichen und kommunalen Angeboten zur<br />

gesellschaftlichen Integration und Teilhabe aller <strong>Landkreis</strong>bewohner, insbesondere<br />

aber der einkommensschwachen, verdeutlicht. Armut ist auch im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> angekommen und wird durchaus wahrgenommen, wie aus<br />

Gesprächen <strong>für</strong> diese Arbeit mit Vertretern der Wohlfahrtverbände, des<br />

Landratsamtes und der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit hervorging.<br />

Um der Armut im <strong>Landkreis</strong> entgegen zu wirken, um dieses Phänomen reaktiv und<br />

präventiv bekämpfen zu können, bedarf es einer fortschreiben<strong>den</strong> Armutsanalyse<br />

und/oder Sozialberichterstattung. Dieses vorliegende <strong>Armutsprofil</strong> kann nur eine<br />

Momentaufnahme liefern. Um zukünftige Problemlagen und Armutsentwicklungen<br />

frühzeitig zu erkennen und diesen entgegenzuwirken, sollte das Thema der Armut<br />

im Kreis <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> weiter behandelt wer<strong>den</strong> und sowohl auf der<br />

Agenda der Politik, als auch der Wohlfahrtverbände und Institutionen stehen.<br />

Ebenso ist es notwendig, die Zivilbevölkerung durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Initiativen und Vorträge auf dieses Thema aufmerksam zu machen und sie so<br />

anzuregen, die gesellschaftliche Teilhabe und Integration aller Mitmenschen mit<br />

voranzutreiben.<br />

Natürlich können auch die, in diesem Fall „makroperspektivischen“ Sozial-und<br />

Armutsberichte Bayerns und Deutschlands herangezogen wer<strong>den</strong>. Allerdings<br />

können diese nicht dem Anspruch gerecht wer<strong>den</strong>, Armut in all ihren Facetten und<br />

Auswirkungen bis auf <strong>Landkreis</strong>ebene abzubil<strong>den</strong>, sodass auf lokal-kommunaler<br />

Ebene die nötigen sozialpolitischen und wohlfahrtverbandlichen Maßnahmen der<br />

Armutsbekämpfung nicht getroffen wer<strong>den</strong> können. Armut kann sich je nach<br />

<strong>Landkreis</strong>/Region unterschiedlich äußern und unterschiedlich stark ins Gewicht<br />

fallen. Ob ein <strong>Landkreis</strong> nun 10.000 oder 200 in Armut lebender Menschen hat, ist<br />

<strong>für</strong> die Betroffenen letztendlich völlig nebensächlich. Sie alle benötigen ein<br />

greifendes Sozial- und Sicherungssystem und passende Maßnahmen der<br />

Armutsbekämpfung.<br />

Die Problematik, bayernweite Armutsanalysen auf kommunaler Ebene anzuwen<strong>den</strong>,<br />

liegt darin, dass auf die lokalen Anforderungen nicht entsprechend reagiert wer<strong>den</strong><br />

kann, bzw. diese eventuell überhaupt nicht wahrgenommen wer<strong>den</strong>. So kann die<br />

Arbeitslosenquote in Bayern die niedrigste im Bundesland sein – letztendlich sagt<br />

119


dieser Wert <strong>für</strong> <strong>den</strong> einzelnen <strong>Landkreis</strong> nichts aus, wenn jener, wie in diesem Fall,<br />

eine weitaus höhere Arbeitslosenquote aufzuweisen hat. Auch deshalb bedarf es<br />

einer kommunalen Situationsanalyse und Armutsberichterstattung.<br />

Das <strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> hat gezeigt, dass Armut auch ein Thema in<br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ist. In einem kurzen Fazit wer<strong>den</strong> die zentralen Ergebnisse<br />

zusammengefasst und Handlungsempfehlungen abgegeben.<br />

Durch die Analyse der bekämpften Armut konnte das Armutspotenzial im <strong>Landkreis</strong><br />

abgebildet wer<strong>den</strong>. Dabei haben sich zwei Altersgruppen als stärkster<br />

Empfängerkreis der Grundsicherung herauskristallisiert. Im Bereich des SGB XII<br />

sind dies vor allem ältere Menschen über 65 Jahre und im SGB II Kinder und<br />

Jugendliche unter 15 Jahren. Es ist zu erwarten, dass aufgrund des<br />

demographischen Wandels und der zunehmen<strong>den</strong> Alterung der Bevölkerung die<br />

Anzahl Sozialhilfebedürftiger alter Menschen steigen wird, weshalb die Altersarmut<br />

im <strong>Landkreis</strong> durchaus noch ein Thema ist und auch weiterhin sein wird. Damit<br />

verbun<strong>den</strong> ist auch der Anstieg der Pflegegeldleistungen und Pflegedienste. Der<br />

<strong>Landkreis</strong> ist im Bereich der Gesundheitsversorgung durch Krankenbetten und<br />

Pflegeeinrichtungen ausgelastet und hat auf die steigende Nachfrage reagiert, so<br />

dass momentan eine Überversorgung zu verzeichnen ist. Aufgrund der<br />

demographischen Entwicklungen muss der Bereich der Gesundheitsversorgung<br />

älterer Menschen weiterhin im Blickwinkel der Wohlfahrtverbände und kommunaler<br />

Politik bleiben. Eine steigende Anzahl an grundsicherungsbedürftigen Menschen<br />

belastet auch die Haushaltskassen des <strong>Landkreis</strong>es, der als Träger <strong>für</strong> diese<br />

Leistungen teilweise selbst verantwortlich ist und in der Pflicht steht.<br />

Die zweite Empfängerguppe, die insbesondere auf Leistungen der Grundsicherung<br />

nach SGB II angewiesen ist, sind Kinder unter 15 Jahren. Diese haben Anspruch<br />

auf Mindestsicherung, da sie in einer Bedarfsgemeinschaft mit einem<br />

erwerbsfähigen Grundsicherungsempfänger (ALGII-) Empfänger zusammenleben.<br />

Die Grundsicherungsbedürftigkeit der Eltern wirkt sich somit auch auf das Leben der<br />

Kinder aus. Desweiteren sind 13% aller Grundsicherungsempfänger<br />

alleinerziehend. Es ist nötig, sämtliche Erleichterungen <strong>für</strong> arbeitslose<br />

Grundsicherungsempfänger zu treffen, damit diese wieder in <strong>den</strong> 1. Arbeitsmarkt<br />

einsteigen können. Hierzu zählt auch die Betreuungsmöglichkeit der Kinder. Gerade<br />

alleinerziehen<strong>den</strong> Grundsicherungsleistungsempfängern würde ein umfassendes<br />

Betreuungsangebot <strong>den</strong> Schritt in die volle Erwerbstätigkeit erleichtern. Wie oben<br />

erläutert, determiniert die soziale Herkunft der Kinder auch deren späteres Leben,<br />

bzw. deren Bildungschancen. Kinder aus einkommensschwachen Familien können<br />

sich die oft teuren Nachhilfekurse nicht leisten. Der Freizeitpass des <strong>Landkreis</strong>es<br />

120


führt auch ein Angebot <strong>für</strong> vergünstigte Nachhilfe. Allerdings fin<strong>den</strong> sich diese<br />

Lerninstitute nur in <strong>den</strong> Siedlungsschwerpunkten Murnau und <strong>Garmisch</strong>-<br />

<strong>Partenkirchen</strong> (Marktgemeinde), nicht in <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> kleinen Orten. Deshalb<br />

ist eine Unterstützung lernschwacher Kinder auch in <strong>den</strong> kleinen Kommunen<br />

notwendig. Hier geht der Appell an alle Verbände, Vereine, Gemeindeverwaltungen<br />

und Schulen vor Ort, gemeinsam kostenlose oder kostengünstige Lernhilfen und<br />

Betreuungsangebote <strong>für</strong> Kinder zu errichten. In enger Zusammenarbeit kann<br />

aufbauend auf die jeweilige Nachfrage eine passende Angebotsstruktur geschaffen<br />

wer<strong>den</strong>, die je nach Gemeinde eine individuelle Lösung <strong>für</strong> die Betreuungs- und<br />

Lerndefizite der Kinder bereitstellt. Ebenso sollten auch auf Gemein<strong>den</strong>ebene<br />

Initiativen und Arbeitskreise initiiert wer<strong>den</strong>, um auf die Bedürfnisse und<br />

Bedürftigkeit einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen zu reagieren. Hierbei ist<br />

an Projekte wie Nachbarschaftshilfe, Fahrdienste, oder Mittagsbetreuung <strong>für</strong> Kinder<br />

zu <strong>den</strong>ken. Diese ehrenamtlichen Freiwilligendienste regen gleichzeitig <strong>den</strong> Dialog<br />

in der Gemeinschaft an und fördern ein beiderseitiges Verständnis.<br />

Eine weitere Personengruppe, die zunehmend auf Grundsicherungsleistungen<br />

angewiesen ist, sind die Selbstständigen. Da im <strong>Landkreis</strong> bedingt durch die<br />

Tradition der Holzschnitzerei, des Geigenbaus und der Landwirtschaft viele<br />

Menschen durch selbstständige Tätigkeit ihren Lebensunterhalt bestreiten, fehlt<br />

diesen bei Krankheit, Auftragseinbrüchen oder altersbedingter Aufgabe der<br />

Selbstständigkeit das geregelte Einkommen. Die Zahl der ehemals selbstständigen<br />

Grundsicherungsempfänger hat sich seit 2008 verdoppelt. Die Selbstständigkeit<br />

stellt aber nicht nur <strong>für</strong> die Selbstständigen selbst, sondern auch <strong>für</strong> deren<br />

mithelfen<strong>den</strong> Familienangehörigen ein erhebliches Armutsrisiko dar. Wur<strong>den</strong> vor<br />

Aufgabe der Selbstständigkeit weder Vorsorgemaßnahmen getroffen, noch<br />

frühzeitig Versicherungen abgeschlossen, droht besonders diesem Personenkreis<br />

der Absturz in die Armut. Da diese Personen meist Eigentum besitzen haben sie<br />

keinen Anspruch auf die vermögenswirken<strong>den</strong> Sozialhilfeleistungen und müssen<br />

dann notfalls ihr Eigentum veräußern. Deshalb ist es notwendig, dem Armutsrisiko<br />

präventiv vorzubeugen. Wichtig ist hier, die Selbstständigen frühzeitig über ihre<br />

Rechte und Pflichten aufzuklären und sie auf die Gefahr der Einkommensarmut<br />

hinzuweisen. Gerade hinsichtlich des Versicherungswesens und <strong>den</strong> möglichen<br />

Vorsorgemaßnahmen können Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen die<br />

nötigen Hinweise liefern. Diese Veranstaltungen könnten beispielsweise in<br />

Zusammenarbeit mit Handwerkskammern, Versicherungen und<br />

Wohlfahrtsverbän<strong>den</strong> organisiert und konzipiert wer<strong>den</strong>.<br />

121


Desweiteren haben die vorhergehen<strong>den</strong> Armutsanalysen gezeigt, dass mehr<br />

Ausländer sowohl arbeitslos, als auch abhängig von Grundsicherungsleistungen<br />

sind. Hier sind Integrationspolitische Ansätze gefragt. Vor allem das Erlernen der<br />

deutschen Sprache, bereits während der frühkindlichen Bildung ist notwendig. So<br />

können in <strong>den</strong> Kindertageseinrichtungen Sprachförderprogramme initiiert wer<strong>den</strong>,<br />

damit die ausländischen Kinder bei Übertritt in die Grundschule keine<br />

Verständnis/Verständigungsprobleme aufgrund fehlen<strong>den</strong> Sprachvermögens haben.<br />

Verstehen die Kinder sich sowohl untereinander als auch die Lehrer, steigert das die<br />

Integration in die Klasse und fördert <strong>den</strong> Antrieb am Unterrichtsgeschehen<br />

beizutragen. Der Erfolg solcher Konzepte hängt natürlich stark davon ab, inwieweit<br />

die Migranten sich integrieren wollen und wie groß die Bereitschaft der deutschen<br />

Bevölkerung ist, dies zu zulassen.<br />

Bei der Analyse der Armutsrisiken im <strong>Landkreis</strong> verdeutlichte vor allem der Indikator<br />

Einkommen, dass es im <strong>Landkreis</strong> ein hohes Armutspotenzial aufgrund des<br />

Niedriglohnsektors gibt. So ist der Anteil der Haushalte mit einem niedrigen<br />

Einkommen an allen Haushalten doppelt so hoch wie in Bayern. Fast jeder 5.<br />

Haushalt verfügt monatlich über ein Haushaltsnettoeinkommen unter 1100,-€.<br />

Dieser hohe Anteil des Niedriglohns ist auch auf <strong>den</strong> im <strong>Landkreis</strong> stark<br />

ausgebauten Handel- und Gastgewerbesektor zurückzuführen, der klassischerweise<br />

als Niedriglohnsektor bezeichnet wird. Vor allem <strong>für</strong> Niedriglohnbezieher besteht die<br />

Gefahr, in Abhängigkeit von staatlichen Sozialleistungen zu geraten, wenn das<br />

Erwerbseinkommen nicht mehr ausreicht, um <strong>den</strong> Lebensunterhalt aus eigenen<br />

Kräften heraus zu bestreiten. Zudem zahlen die Bezieher von Niedriglohn weniger in<br />

die Rentenkassen ein und haben damit bei Rentenantritt einen geringen<br />

Rentenanspruch, weshalb <strong>für</strong> diese Einkommensklasse nicht nur die Gefahr<br />

besteht, gegenwärtig auf Sozialleistungen angewiesen zu sein, sondern auch das<br />

Risikoerhöht wird, im Alter von Grundsicherungsleistungen nach SGB XII abhängig<br />

sein zu müssen. Außerdem wurde der Zusammenhang zwischen Niedriglohn und<br />

Überschuldung deutlich. Damit beginnt oft nicht nur eine Schul<strong>den</strong>spirale, auch der<br />

Absturz in die monetäre Armut kann daraus folgen.<br />

Aufgrund der Inhomogenität der Baupreise wer<strong>den</strong> vermehrt gerade<br />

einkommensschwache Familien und Personen in die umliegen<strong>den</strong> Dörfer ziehen,<br />

um sich entweder Wohneigentum überhaupt leisten, oder um die Mieten bezahlen<br />

zu können. Daraus ergibt sich insbesondere <strong>für</strong> die Wohlfahrtsverbände und die<br />

Gemeindeverwaltungen Handlungsbedarf. Um einkommensschwache Personen<br />

auch in <strong>den</strong> kleineren Orten zu unterstützen, muss die Angebotsstruktur der<br />

Wohlfahrtverbände und Kommunen ausgeweitet wer<strong>den</strong>, so dass auch bedürftige<br />

122


Personen der kleineren Gemein<strong>den</strong> die Möglichkeit haben, Beratungsangebote zu<br />

beanspruchen. Ebenso können und sollten die Vereine der Gemein<strong>den</strong> sich diesem<br />

Thema der Armut annehmen und Maßnahmen zur Integration<br />

einkommensschwacher Personen treffen. Beispielsweise könnten die<br />

Vereinsbeiträge <strong>für</strong> die Betroffenen gekürzt wer<strong>den</strong> oder falls es die finanzielle<br />

Situation des Vereines zulässt, ganz gestrichen wer<strong>den</strong>. Gerade in einem kleinen<br />

Ort prägt das Vereinsleben <strong>den</strong> Zusammenhalt der Gemeinschaft. Kinder wer<strong>den</strong><br />

automatisch in das Dorfleben und die Gemeinschaft integriert. Ein umfassendes<br />

Beratungsangebot der Wohlfahrtverbände, das zudem kostenlos ist, Einrichtungen<br />

wie die Tafel e.V. oder der Prozentmarkt, bei dem einkommensschwache Personen<br />

vergünstigt Kleidung und Möbel kaufen können, oder ein Freizeitpass <strong>für</strong> in<br />

finanzieller Armut Lebende ist vorbildlich und gibt es so bereits im <strong>Landkreis</strong>.<br />

Allerdings nützen einem einkommensarmen Menschen in einem kleinen, abseits<br />

gelegenen Ort, diese Angebote wenig, wenn er sie aufgrund der Anfahrtskosten<br />

nicht wahrnehmen kann. Diese Probleme der peripheren Lage der Orte, verbun<strong>den</strong><br />

mit der nach Siedlungsschwerpunkten ausgerichteten Angebotsstruktur stellt ein<br />

zentrales Problem <strong>für</strong> die Versorgung hilfsbedürftiger Personen in kleinen Dörfern<br />

dar.<br />

Das <strong>Armutsprofil</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> ist die erste<br />

wissenschaftliche Auseinandersetzung und Abhandlung zu dem Thema der Armut<br />

in diesem <strong>Landkreis</strong>. Ziel dieser Arbeit war es, ein möglichst umfassendes<br />

<strong>Armutsprofil</strong> zu erstellen, das nicht nur auf die monetäre Einkommensarmut abzielt,<br />

sondern auch die zentralen Armutsrisiken und Lebenslagen im <strong>Landkreis</strong> analysiert.<br />

Es konnte gezeigt wer<strong>den</strong>, dass Armut auch die Bevölkerung eines allgemein als<br />

„wohlhabend“ eingeschätzten <strong>Landkreis</strong>es trifft und betrifft. Natürlich kann nun<br />

argumentiert wer<strong>den</strong>, dass dies „Armut auf hohem Niveau“ sei, da es beispielsweise<br />

in östlichen Bundesländern, wie Bran<strong>den</strong>burg, weit mehr von Armut betroffene leben<br />

und die Armutsdichte hier größer ist, allerdings misst man dann mit zweierlei Maß.<br />

Schließlich wird die Armut in westlichen, marktwirtschaftlichen Wohlfahrtstaaten<br />

auch wahrgenommen und akzeptiert. Ein verhungerndes Kind in Afrika wird diese<br />

Armut als Reichtum einschätzen. Was damit gesagt wer<strong>den</strong> soll:<br />

Unabhängig davon, wo wir leben, Armut trifft <strong>den</strong> Bedürftigen und schränkt dessen<br />

Leben ein, deshalb muss Armut auch auf <strong>Landkreis</strong>ebene frühzeitig wahr- und<br />

ernstgenommen wer<strong>den</strong>, um ihr und ihren Auswirkungen präventiv vorzubeugen<br />

und sie reaktiv zu bekämpfen. Das <strong>Armutsprofil</strong> ist ein erster Schritt in diese<br />

Richtung.<br />

123


Bücher<br />

Literaturverzeichnis<br />

[Badura/Feuerstein 2007] Badura, B./Feuerstein, G. (2007): Gesundheit und<br />

Gesellschaft, in: Joas, H. (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie, 3. überarbeitete und<br />

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[Bausch 2009] Bausch, Th. (2009): Entwicklungskonzept <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

[Berger 2001] Berger, P.A. (2001): Klassenstruktur und soziale Schichtung, in:<br />

Joas, H. (Hrsg.), Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt a.M.<br />

[BMFSFJ 2007] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend:<br />

Familienatlas 2007. Standortbestimmung, Potenziale, Handlungsfelder, Berlin.<br />

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Humblot, Berlin.<br />

[Dietz 1997] Dietz, B. (1997): Soziologie der Armut. Eine Einführung, Campus<br />

Verlag, Frankfurt am Main/New York.<br />

[Diezinger/Mayr 2009] Diezinger, A./Mayr-Kleffel, V. (2009): Soziale Ungleichheit.<br />

Eine Einführung <strong>für</strong> soziale Berufe, Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau.<br />

[Döring 2003] Döring, D. (2003): Armut: Begriffliche Unterscheidungen, in: Böhm,<br />

R./Buggler, R./Mautner, J. (Hgg.): Arbeit am Begriff der Armut, University of<br />

Salzburg, Poverty Research Group, Salzburg, S.26-31.<br />

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[Geißler 2006] Geißler, R. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur<br />

gesellschaftlichen Entwicklung mit einer Bilanz zur Vereinigung, 4., überarbeitete<br />

und aktualisierte Auflage, VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage<br />

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(2000): Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-<br />

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Taschenbuchverlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.<br />

[Hradil 2004] Hradil, St. (2004): Sozialstruktur Deutschlands im internationalen<br />

Vergleich, Wiesba<strong>den</strong>.<br />

124


[Hradil 2005] Hradil, St. (2005): Soziale Ungleichheit in Deutschland, 8. Auflage,<br />

Nachdruck November 2005, VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage<br />

GmbH, Wiesba<strong>den</strong>.<br />

[Hradil 2006] Hradil, St. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands im internationalen<br />

Vergleich, 2. Aufl., VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften, Wiesba<strong>den</strong>.<br />

[Lampert/Althammer 2007] Lampert, H./Althammer, J. (2007): Lehrbuch der<br />

Sozialpolitik, Springer Verlag, Berlin.<br />

[Nave/ Onnen 2007] Nave-Herz, R./Onnen-Isemann, C. (2007): Familie, in: Joas,<br />

H. (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage,<br />

Campus Verlag GmbH, Frankfurt a. M.<br />

[Rössel 2009] Rössel, J (2009): Sozialstrukturanalyse. Eine kompakte Einführung,<br />

VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesba<strong>den</strong>.<br />

[Schäuble 1984] Schäuble, Gerhard (1984): Theorien, Definitionen und Beurteilung<br />

der Armut, Sozialpolitische Schriften, Heft 52, Duncker und Humblot, Berlin.<br />

[Wenzig 2005] Wenzig, Claudia (2005): Armut, Gesundheit und sozialer Kontext von<br />

Kindern (Socialia Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse Band 71),<br />

Verlag Dr. Kovac, Hamburg.<br />

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vom 22. Oktober 2008 über das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und<br />

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URL:http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:298:0020:00<br />

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[BA Arbeitsmarkt] Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Statistik (2009): Arbeitsmarkt in<br />

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URL: http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/detail/l.html [24.07.2010].<br />

[BA Glossar] Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Statistik (2009): Glossar<br />

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URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/interim/grundlagen/gloss<br />

are/static/pdf/ast-glossar.pdf [07.07.2010].<br />

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II/was-wieviel-wer-Leistungen-AN.pdf [23.06.2010].<br />

[BA Merkblatt] Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): SGB II: Grundsicherung <strong>für</strong><br />

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URL:http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/Veroeffentlichungen/Merkblatt-<br />

Sammlung/SGB-II-Merkblatt-Alg-II.pdf [23.06.2010].<br />

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Eckwerte und Geldleistungen nach SGB II <strong>für</strong> Kreise, November 2009,<br />

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URL:http://www.bmas.de/portal/10070/lebenslagen__in__deutschland__der__2__ar<br />

muts__und__reichtumsbericht__der__bundesregierung.htm [15.07.2010].<br />

[BMAS 2001] Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (2001): Lebenslagen in<br />

Deutschland. Erster Armuts-und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Deutscher<br />

Bundestag 14. Wahlperiode, Unterrichtung durch die Bundesregierung, Drucksache<br />

14/5990, vom 08.05.2001.<br />

URL: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/14/059/1405990.pdf [12.07.2010].<br />

[BMAS 2005] Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (2005): Neues<br />

Sozialhilferecht.<br />

URL:http://www.bmas.de/portal/10772/neues__sozialhilferecht__2005.html<br />

[23.03.2010].<br />

[BMAS Sozialhilfe 2009] Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales: Sozialhilfe:<br />

Infos und Material zum Thema: Regelsätze <strong>für</strong> die Hilfe zum Lebensunterhalt nach<br />

dem SGB XII (in € pro Monat). Gültig ab 01.07.2009.<br />

URL:http://www.bmas.de/portal/18294/property=pdf/regelsaetze__lebenshaltung.pdf<br />

[29.06.2010].<br />

[BMAS 2010] Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (2010 ): Soziale<br />

Sicherung im Überblick, Sozialhilfe, Systematik der Sozialhilfeleistungen, S. 145<br />

http://www.bmas.de/portal/1040/property=pdf/a721__soziale__sicherung__gesamt.<br />

pdf [01.04.2010].<br />

[BMFSFJ 2004] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(2004): Material <strong>für</strong> die Presse. Überschuldung privater Haushalte- Eine Information<br />

nach Stichworten, Berlin.<br />

URL:http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Pressestelle/Pdf-<br />

Anlagen/ueberschuldung.pdf [29.06.2010].<br />

126


[BMVBS] Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:<br />

Stadtentwicklung, Wohnen: Wohnraumförderung: Wohngeld, Wohngeld und<br />

Mietstufen (siehe Abbildung).<br />

URL:http://www.bmvbs.de/Stadtentwicklung_-<br />

Wohnen/Wohnraumfoerderung/Wohngeld-,1567.1089469/Wohngeld-und-<br />

Mietenstufen.htm [02.06.2010].<br />

[Creditreform 2006] Creditreform Wirtschaftsforschung: Schuldner Atlas<br />

Deutschland Jahr 2006, Neuss.<br />

URL:http://www.creditreform.de/Deutsch/Creditreform/Presse/Archiv/SchuldnerAtlas<br />

_Deutschland/2006/Analyse_SchuldnerAtlas_Deutschland_2006.pdf [27.01.2010].<br />

[Creditreform 2009] Creditreform Wirtschaftsforschung: Schuldner Atlas<br />

Deutschland Jahr 2009, Neuss.<br />

URL:http://www.creditreform.de/Deutsch/Creditreform/Presse/Archiv/SchuldnerAtlas<br />

_Deutschland/2009/Schuldnerquoten_nach_Kreisen_2009.pdf [27.06.2010].<br />

[Destatis BIP] Statistische Ämter des Bundes und der Länder (o.J.): Statistik von A<br />

bis Z: Bruttoinlandsprodukt (BIP).<br />

URL:http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/ab<br />

isz/BIP,templateId=renderPrint.psml [22.07.2010].<br />

[Eichhorn/Huter 2006] Eichhorn, L., Huter, J. (2006): Armut und Reichtum in <strong>den</strong><br />

Bundesländern: Konzept <strong>für</strong> regionalisierte Sozialberichte, in: Soziale Sicherheit:<br />

Sozialpolitik (10/2006), S.350-358.<br />

URL:http://www.niedersachsen.dgb.de/themen/sozialpolitik/sozialbericht/<br />

[15.01.2010].<br />

[Geyer 2009] Geyer, R. (2009): Armut-hier und weltweit, in: Bundeszentrale <strong>für</strong><br />

politische Bildung (hrsg.): Themenblätter im Unterricht (Nr.77), Bonn.<br />

URL:http://www.bpb.de/publikationen/TBKYRN,0,Armut_hier_und_weltweit.html<br />

[16.01.2010].<br />

[INSM Einkommen] Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009):<br />

Regionalranking. Filtern nach Bundesländern (Bayern). Ranking nach<br />

Einzelindikatoren (Einkommenssteuerkraft).<br />

URL:http://www.insmregionalranking.de/2009_bl_bayern_i_einkommensteuerkraft.html<br />

[23.05.2010].<br />

[INSM Gewerbe] Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009): Regionalranking.<br />

Filtern nach Bundesländern (Bayern). Ranking nach Einzelindikatoren<br />

(Gewerbesaldo).<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_bayern_i_gewerbesaldo.html<br />

[23.05.2010].<br />

[INSM Hochqualifizierte] Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009):<br />

Regionalranking. Filtern nach Bundesländern (Bayern). Ranking nach<br />

Einzelindikatoren (Hochqualifizierte).<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_deutschland_i_ingenieure.html<br />

[26.06.2010].<br />

[INSM Ingenieure] Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009): Regionalranking.<br />

Filtern nach Bundesländern (Bayern). Ranking nach Einzelindikatoren (Ingenieure).<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_deutschland_i_ingenieure.html<br />

[26.06.2010].<br />

127


[INSM Kaufkraft] Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (2009): Regionalranking.<br />

Filtern nach Bundesländern (Bayern). Ranking nach Einzelindikatoren (Kaufkraft).<br />

URL:http://www.insm-regionalranking.de/2009_bl_bayern_i_kaufkraft.html<br />

[23.05.2010].<br />

[Interaktives Kartenverzeichnis Bauen] Interaktives Kartenverzeichnis des<br />

Statistischen Landesamtes Bayern: Thema: Bauen und Bevölkerung, Unterthema:<br />

Gebäude und Wohnungsbestand.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp<br />

[10.02.2010].<br />

[Interaktives Kartenverzeichnis Gesundheit] Interaktives Kartenverzeichnis des<br />

Statistischen Landesamtes Bayern: Thema: Gesundheit und Soziales, Unterthema:<br />

Krankenhäuser.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp<br />

[04.05.2010].<br />

[Interaktives Kartenverzeichnis Kindertageseinrichtungen] Interaktives<br />

Kartenverzeichnis des Statistischen Landesamtes Bayern: Thema: Schulen und<br />

Kindertageseinrichtungen, Unterthema: Kindertageseinrichtungen.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp<br />

[26.03.2010].<br />

[Interaktives Kartenverzeichnis Schulen] Interaktives Kartenverzeichnis des<br />

Statistischen Landesamtes Bayern: Thema: Schulen und Kindertageseinrichtungen,<br />

Unterthema: Schulen.<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/interaktiv/regionalkarten/archiv/home.asp<br />

[05.06.2010].<br />

[IT. NRW 2009] Information und Technik Nordrhein Westfalen, Geschäftsbereich<br />

Statistik (2009): Berechnung von Armutsgefährdungsquoten auf Basis des<br />

Mikrozensus.<br />

URL:http://www.amtlichesozialberichterstattung.de/pdf/Berechnung%20von%20Armutsgefaehrdungsquoten_<br />

090518.pdf [15.07.2010].<br />

[KEB] Kreisbildungswerk <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Erwachsenenbildung.<br />

URL:http://gap.keb-muenchen.de/610/ [23.05.2010].<br />

[München: Sozialreferat] Landeshauptstadt München: Sozialreferat Soziales in<br />

Zahlen.<br />

URL:http://www.muenchen.de/Rathaus/soz/sozplan/90090/sozzahlen_archiv.html#a<br />

rmut [15.07.2010].<br />

[LBS 18.01.2010] LBS Bausparkasse der Sparkassen: Pressemitteilungen:<br />

Infodienst: Wohnungsmarkt: Durchschnittseinkommen reichen in <strong>den</strong> meisten<br />

Regionen <strong>für</strong>s Eigenheim.<br />

URL:http://www.lbs.de/bayern/presse/infodienste/wohnungsmarkt/durchschnittseink<br />

ommen [18.02.2010].<br />

[Lebenslust GAP] Lebenslust <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>:<br />

URL: http://www.lebenslust-gap.de/ [22.07.2010].<br />

128


[Lfstad April 2009] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung<br />

(April 2009): Statistische Berichte. Sozialhilfe in Bayern 2007, Teil 2: Empfänger,<br />

Regionaltabellen, nach Wohnort des (der) Hilfeempfängers (in).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%202007<br />

00/K1102C%20200700.pdf [01.07.2010].<br />

[Lfstad Demografie] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung<br />

(2009): Demografisches Profil <strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Regionalisierte<br />

Bevölkerungsvorausberechnung <strong>für</strong> Bayern bis 2028.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/180000.pdf [22.05.2010].<br />

[Lfstad kommunal] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung:<br />

Statistik kommunal 2009. Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

URL: http://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/09180.pdf [05.07.2010].<br />

[Lfstad Mai 2007] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung (Mai<br />

2007): Statistische Berichte. Sozialhilfe in Bayern 2005, Teil 2: Empfänger,<br />

Regionaltabellen, nach Wohnort des (der) Hilfeempfängers (in).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%202005<br />

00/K1102C%20200500.pdf [01.07.2010].<br />

[Lfstad Oktober 2007] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung<br />

(Oktober 2007): Statistische Berichte. Sozialhilfe in Bayern 2006, Teil 2: Empfänger,<br />

Regionaltabellen, nach Wohnort des (der) Hilfeempfängers (in).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%202006<br />

00/K1102C%20200600.pdf [01.07.2010].<br />

[Lfstad September 2009] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2009): Statistische Berichte. Sozialhilfe in Bayern 2008, Teil 2:<br />

Empfänger, Regionaltabellen, nach Wohnort des (der) Hilfeempfängers (in).<br />

URL:http://www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/download/K1102C%202008<br />

00/K1102C%20200800.pdf [25.04.2010].<br />

[LSKN] Landesbetrieb <strong>für</strong> Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen<br />

(2010): Kreiszahlen. Ausgewählte Regionaldaten <strong>für</strong> Deutschland, Hannover.<br />

URL: http://www.statistik-portal.de/statistik-portal/kreiszahlen.pdf [23.03.2010].<br />

[LRA GAP] Landratsamt <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Sozialamt. Hilfe zum<br />

Lebensunterhalt. Miete/Unterkunftskosten.<br />

URL: http://www.lra-gap.de/173.0.html [05.07.2010].<br />

[MAGS] Ministerium <strong>für</strong> Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen: Sozialberichte NRW online, Sozialindikatoren NRW: Einkommen und<br />

Vermögen: Einkommensarmut: Armutsrisikoschwelle: EU Konzept.<br />

URL:http://www.mags.nrw.de/sozber/sozialindikatoren_nrw/einkommen_und_vermo<br />

gen/6_einkommensarmut/indikator6_2/index.php [15.07.2010].<br />

[MGH] Mehrgenerationenhaus: Mehrgenerationenhäuser: Was ist ein<br />

Mehrgenerationenhaus?<br />

URL:http://www.mehrgenerationenhaeuser.de/coremedia/generator/mgh/de/01__Me<br />

hrgenerationenh_C3_A4user/01__Was_20ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F/<br />

00__Was_20ist_20ein_20Mehrgenerationenhaus_3F.html [22.07.2010].<br />

129


[MGH Murnau] Mehrgenerationenhäuser: Häuser in ihrer Nähe: Murnau: Wer wir<br />

sind.<br />

URL:http://www.mehrgenerationenhaeuser.de/coremedia/generator/mgh/de/01__Me<br />

hrgenerationenh_C3_A4user/04__H_C3_A4userinformationen/Murnau/About__136<br />

7.html [22.07.2010].<br />

[Regionalatlas Bildung] Statistische Ämter des Bundes und der Länder:<br />

Regionalatlas. Themenbereich: Bildung. Indikator: Besuchsquote der Kinder 0-2<br />

Jahre, Kinder 3-5 Jahre.<br />

URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

[Regionalatlas BIP] Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Regionalatlas.<br />

Themenbereich: Bruttoinlandsprodukt. Indikator: Veränderung zum Vorjahr WM,<br />

TÖL, GAP, MB. Bezugsjahr: jeweils 2007.<br />

URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

[Regionalatlas BIP pro Erwerbst.] Statistische Ämter des Bundes und der Länder:<br />

Regionalatlas. Themenbereich: Bruttoinlandsprodukt. Indikator:<br />

Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätiger in <strong>den</strong> Kreisen WM, TÖL, GAP, MB.<br />

Bezugsjahr: jeweils 2007.<br />

URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

[Regionalatlas Tourismus] Statistische Ämter des Bundes und der Länder:<br />

Regionalatlas. Themenbereich: Tourismus. Indikator: Frem<strong>den</strong>verkehrsintensität.<br />

URL:http://ims.destatis.de/indikatoren/Default.aspx [26.06.2010].<br />

[Regionaldatenbank Allgemeinbil<strong>den</strong>de Schulen] Statistische Ämter des Bundes<br />

und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Bildung und<br />

Kultur: Statistik der allgemeinbil<strong>den</strong><strong>den</strong> Schulen: Allgemeinbil<strong>den</strong>de Schulen:<br />

Absolventen/Abgänger nach Schulabschluss.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [02.02.2010].<br />

[Regionaldatenbank Arbeitslose GAP] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Arbeitsmarkt:<br />

Arbeitslose nach ausgewählten Personengruppen sowie Arbeitslosenquoten,<br />

Jahresdurchschnitt 2008.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [26.01.2010].<br />

[Regionaldatenbank berufl. Schulen: Absolventen] Statistische Ämter des<br />

Bundes und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet:<br />

Bildung und Kultur: Statistik der beruflichen Schulen: Absolventen/Abgänger<br />

beruflicher Schulen mit zusätzlich erworbenem allgemeinen Abschluss.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [02.02.2010].<br />

[Regionaldatenbank berufliche Schulen] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Bildung und Kultur:<br />

Statistik der beruflichen Schulen: Schulen und Schüler nach Schulart.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [02.02.2010].<br />

130


[Regionaldatenbank Bevölkerung: Geschlecht, Oberland] Statistische Ämter<br />

des Bundes und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet<br />

Bevölkerung: Bevölkerung nach Geschlecht, Nationalität und Altersgruppen.<br />

<strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2D<br />

FEB8619D0B1799016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010].<br />

[Regionaldatenbank Erwerbstätige] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Arbeitsmarkt:<br />

Erwerbstätige: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=098FBBE107<br />

9B14DFE9A8CCBBA3D1D666?Menu=Willkommen [26.01.10].<br />

[Regionaldatenbank HLU: GAP] Statistische Ämter des Bundes und der Länder:<br />

Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet öffentliche Sozialleistungen:<br />

Empfänger(innen) von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt (ab 2005). <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=E85200ADA3<br />

87ED4F3EA5913A68F6BD9A?Menu=Willkommen, [19.02.2010].<br />

[Regionaldatenbank HLU: Geschlecht, Oberland] Statistische Ämter des Bundes<br />

und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet öffentliche<br />

Sozialleistungen: Empfänger(innen) von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt,<br />

gegliedert nach Geschlecht, Alter und Nationalität, <strong>Landkreis</strong>e des Oberlandes.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=C056ABDB2D<br />

FEB8619D0B1799016BEE33?Menu=Willkommen [22.06.2010].<br />

[Regionaldatenbank Insolvenzverfahren] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Unternehmen und<br />

Arbeitsstätten: Insolvenzverfahren – Jahressumme.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [26.01.2010].<br />

[Regionaldatenbank Insolvenzen übrige Schuldner] Statistische Ämter des<br />

Bundes und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet:<br />

Unternehmen und Arbeitsstätten: Insolvenzstatistik: Insolvenzen übriger Schuldner.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [26.01.2010].<br />

[Regionaldatenbank SvB a. A.ort: Ausbildung] Statistische Ämter des Bundes<br />

und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Arbeitsmarkt:<br />

Beschäftigte: Beschäftigungsstatistik der Bundeagentur <strong>für</strong> Arbeit:<br />

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort nach Geschlecht,<br />

Nationalität und Art der Ausbildung.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [28.06.2010].<br />

[Regionaldatenbank SvB a. A.ort: Geschlecht] Statistische Ämter des Bundes<br />

und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Arbeitsmarkt:<br />

Beschäftigte: Beschäftigungsstatistik der Bundeagentur <strong>für</strong> Arbeit:<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Geschlecht und<br />

Nationalität.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [28.06.2010].<br />

131


[Regionaldatenbank SvB Pendler] Statistische Ämter des Bundes und der Länder:<br />

Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Arbeitsmarkt: Beschäftigte:<br />

Beschäftigungsstatistik der Bundeagentur <strong>für</strong> Arbeit: Sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigte am Arbeit- und Wohnort sowie Ein- und Auspendler über Kreisgrenzen<br />

nach Geschlecht.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [Stand 26.01.2010].<br />

[Regionaldatenbank Unternehmensinsolvenzen] Statistische Ämter des Bundes<br />

und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Unternehmen<br />

und Arbeitsstätten: Insolvenzstatistik: Unternehmensinsolvenzen,<br />

Insolvenzverfahren.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [26.01.2010].<br />

[Regionaldatenbank verfüg. Eink.] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Volkswirtschaftliche<br />

Gesamtrechnung der Länder. Umverteilungsrechnung: Verfügbares Einkommen der<br />

privaten Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck,<br />

Berechnungsstand 2008.<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=5997FDD0F3<br />

21D579920EA2B91B538E51?Menu=Willkommen [26.01.2010].<br />

[Regionaldatenbank Wohngebäude] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Wohnen, Umwelt:<br />

Gebäude und Wohnungen: Wohngebäude und Wohnungsbestand<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [05.07.2010].<br />

[Regionaldatenbank Wohngeld bis 2004] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Öffentliche<br />

Sozialleistungen: Wohngeld: Wohngeldstatistik: Allgemeines Wohngeld (bis 2004).<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [19.02.2010].<br />

[Regionaldatenbank Wohngeld ab 2005] Statistische Ämter des Bundes und der<br />

Länder: Regionaldatenbank Deutschland (2010): Sachgebiet: Öffentliche<br />

Sozialleistungen: Wohngeld: Wohngeldstatistik: Allgemeines Wohngeld (ab 2005).<br />

URL:https://www.regionalstatistik.de/genesis/online/online;jsessionid=0FE72825956<br />

F1AA83895C0D62E3C7913?Menu=Willkommen [02.06.2010].<br />

[Romaus et al. 2008] Romaus, R./Weizel, R./ Fröhlich, W. (2008): Münchner<br />

Armutsbericht 2007.<br />

URL:http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/85_soz/sozpla<br />

n/archiv/armutsbericht/armutsbericht2007.pdf [13.03.2010].<br />

[SGB III Kap 1 §1] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet juris:<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) Drittes Buch (III) - Arbeitsförderung - (Artikel 1 des<br />

Gesetzes vom 24. März 1997, BGBl. I S. 594): Erstes Kapitel. Zweiter Abschnitt, §1<br />

Ziele der Arbeitsförderung.<br />

URL: http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_3/__1.html [29.06.2010].<br />

132


[SGB III Kap 1 §16] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet juris:<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) Drittes Buch (III) - Arbeitsförderung - (Artikel 1 des<br />

Gesetzes vom 24. März 1997, BGBl. I S. 594): Erstes Kapitel. Zweiter Abschnitt,<br />

§16 Arbeitslose.<br />

URL:http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_3/__16.html [28.06.2010].<br />

[SGB XII Inhaltsverzeichnis] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet<br />

juris: Sozialgesetzbuch (SGB) Zwölftes Buch (XII) – Sozialhilfe – (Artikel 1 des<br />

Gesetzes vom 27. Dezember 2003. BGBI. I S. 3022): Inhaltsverzeichnis.<br />

URL: http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/ [20.06.2010].<br />

[SGB XII, Kap 1, §1] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet juris:<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) Zwölftes Buch (XII) – Sozialhilfe – (Artikel 1 des Gesetzes<br />

vom 27. Dezember 2003. BGBI. I S. 3022): Erstes Kapitel. Allgemeine Vorschriften.<br />

§ 1 Aufgabe der Sozialhilfe.<br />

URL:http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/BJNR302300003.html#BJNR302300003BJ<br />

NG000100000 [20.06.2010].<br />

[SGB XII, Kap 4 §43] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet: juris:<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) Zwölftes Buch (XII) – Sozialhilfe – (Artikel 1 des Gesetzes<br />

vom 27. Dezember 2003. BGBI. I S. 3022): Kapitel 4, § 43 (2) Besonderheiten bei<br />

Vermögenseinsatz und Unterhaltsansprüchen.<br />

URL: http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/__43.html [25.06.2010].<br />

[SGB XII Kap 7 §§61] Bundesministerium der Justiz: Gesetze im Internet: juris:<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) Zwölftes Buch (XII) – Sozialhilfe – (Artikel 1 des Gesetzes<br />

vom 27. Dezember 2003. BGBI. I S. 3022): Kapitel 7, Hilfe zur Pflege, §§61<br />

Leistungsberechtigte und Leistungen.<br />

URL:http://bundesrecht.juris.de/sgb_12/BJNR302300003.html#BJNR302300003BJ<br />

NG001100000 [02.07.2010].<br />

[Solga 2008] Solga, H. (2008): Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten,<br />

in: Wernstedt, R./John-Ohnesorg, M (Hrsg.):Soziale Herkunft entscheidet über<br />

Bildungserfolg. Konsequenzen aus IGLU 2006 und PISA III, Friedrich- Ebert-<br />

Stiftung, Berlin, S. 15-17.<br />

URL: http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/05314.pdf [15.07.2010].<br />

[STMAS 2009] Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen (2009): Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in<br />

Bayern, Kurzversion.<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/sozialbericht2-kurz-b.pdf<br />

[19.12.2009].<br />

[STAMAS Sozialpolitik] Bayerischen Staatsregierung: Bayerisches<br />

Staatsministerium <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung, Familien und Frauen: Bayerische<br />

Sozialpolitik: Bayerischer Sozialbericht.<br />

URL: http://www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/index.htm [15.07.2010].<br />

[Statistik der BA Strukturdaten] Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit: Überblick:<br />

Strukturdaten, Agentur <strong>für</strong> Arbeit Weilheim, Datenstand Oktober 2009.<br />

URL:http://www.arbeitsagentur.de/Dienststellen/RD-BY/Weilheim/AA/Zahlen-Daten-<br />

Fakten/Strukturdaten/Detaillierte-Strukturdaten.pdf [27.01.2010].<br />

133


[Statistik der BA Zeitreihe] Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): Zeitreihe<br />

zu Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und Leistungsempfänger nach SGB II nach<br />

Kreisen.<br />

URL:http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/detail/z.html<br />

[04.06.2010].<br />

[Stmas 2009 Sozialhilfe] Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Arbeit und<br />

Sozialordnung, Familien und Frauen (2009): Sozialhilfe: Sozialhilfesätze. Durch<br />

Regelsätze abgegoltener Bedarf.<br />

URL:http://www.stmas.bayern.de/sozial/sozialhilfe/saetze.htm [30.03.2010].<br />

[STMI] Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern: Bauen:<br />

Wohnen in Bayern: Wohngeld.<br />

URL: http://www.stmi.bayern.de/bauen/wohnen/wohngeld/ [01.07.2010].<br />

[Tafel e.V.] Die Tafeln – eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit.<br />

URL: http://www.tafel.de/die-tafeln.html [22.07.2010]<br />

[VHS Murnau] Volkshochschule Murnau e.V.: Kurse.<br />

URL:http://www.vhs-murnau.de/Kurse [23.05.2010].<br />

[VHS GAP] Volkshochschule <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Kurse.<br />

URL:http://www.vhs-gap.de/Kurse [23.05.2010].<br />

Literatur, die ausschließlich über Anhang gesichtet wer<strong>den</strong> kann:<br />

[Caritas SB] Caritas-Zentrum <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>: Interne Statistiken der<br />

Schuldnerberatung. Zur Verfügung gestellt durch Herrn Schweiger, Fachdienstleiter<br />

der Sozialen Dienste.<br />

[Erwerbst.rechnung] Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder 2009.<br />

Daten zur Verfügung gestellt vom Deutschen Jugendinstitut, Frau Bayer.<br />

[GfK] Gesellschaft <strong>für</strong> Konsumforschung: Bevölkerungsstrukturdaten GAP 2009, zur<br />

Verfügung gestellt vom Deutschen Jugendinstitut, München (Ansprechpartner: Frau<br />

Bayer). Diese Auswertung findet sich im Anhang.<br />

[IT.-NRW 2010: Sonderauswertung: Einkommensverteilung] Information und<br />

Technik Nordrhein-Westfalen, Ref. 542 (2010): Indikatoren der<br />

Einkommensverteilung im Oberland 2005-2008. Sonderauswertung, im Anhang<br />

einsehbar.<br />

[Lfstad Arbeitslose GAP] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2010): Arbeitsmarkt: Kreis, Arbeitslose, Arbeitslosenquoten,<br />

Jahresdurchschnitte. [19.02.2010]<br />

[Lfstad Eheschließungen] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2010): Eheschließungen. [19.02.2010]<br />

[Lfstad Ehescheidungen] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2010): Ehescheidungen, [19.02.2010]<br />

134


[Lfstad Lebendgeborene] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2010): Lebendgeborene. [19.02.2010]<br />

[Lfstad Kindergärten] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung:<br />

Kindergärten: Gemein<strong>den</strong>, Einrichtungen, Plätze, Fachpersonal. [19.02.2010]<br />

[Lfstad Pflegebedürftige] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung (2010): Pflegebedürftige (1999-2007). [19.02.2010]<br />

[Lfstad Pflegedienste] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung<br />

(2010): Pflegedienste (1999-2007). [19.02.2010]<br />

[Lfstad Pflegeheime] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und Datenverarbeitung:<br />

Pflegeheime (1999-2007). [19.02.2010]<br />

[Lfstad Sonderauswertung] Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Statistik und<br />

Datenverarbeitung: Geschie<strong>den</strong>e Ehen und Zahlen der Kinder, Sonderauswertung.<br />

[04.03.2010].<br />

[Lingg 2006] Lingg, P. (2006): Sozioökonomische Entwicklung im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>. Rotary Club <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />

[Sonderauswertung BA: Arbeitslose: Selbstständigkeit] Statistik der<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit: Zugang und Abgang von Arbeitslosen aus bzw. in<br />

Selbstständigkeit, Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

[Sonderauswertung BA: Arbeitslose: Strukturmerkmale] Statistik der<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit: Zugang, Bestand und Abgang an Arbeitslosen nach<br />

ausgewählten Strukturmerkmalen, Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

[Sonderauswertung BA: eHb 2007-2009] Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

(2010): Erwerbsfähige hilfebedürftige (eHb) mit laufendem Leistungsanspruch und<br />

zu berücksichtigendem Einkommen aus abhängiger Erwerbstätigkeit, Zeitreihe<br />

2007-2009, Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

[Sonderauswertung BA: eHb 2008-2009] Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

(2010): Erwerbsfähige Hilfebedürftige (eHb)mit laufendem Leistungsanspruch und<br />

zu berücksichtigendem Einkommen aus abhängiger bzw. selbstständiger<br />

Erwerbstätigkeit, Zeitreihe und Jahresdurchschnittswerte 2008-2009,<br />

Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

[Sonderauswertung BA: SGB II Alleinerziehende] Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit (2010): Hilfebedürftige Personen in der Grundsicherung nach dem SGB II<br />

Insgesamt und Alleinerziehende, Zeitreihe und Jahresdurchschnittswerte,<br />

Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

[Sonderauswertung BA: SGB II nach Alter] Statistik der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

(2010): Hilfebedürftige Personen in der Grundsicherung nach dem SGB II nach<br />

Altersgruppen, Zeitreihe und Jahresdurchschnittswerte, Sonderauswertung,<br />

Nürnberg.<br />

[Sonderauswertung BA: SGB II nach Staatsangehörigkeit] Statistik der<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (2010): Hilfebedürftige Personen in der Grundsicherung<br />

nach dem SGB II nach Staatsangehörigkeit, Zeitreihe und<br />

Jahresdurchschnittswerte, Sonderauswertung, Nürnberg.<br />

135


A. Anhang<br />

A.1<br />

Bekämpfte Armut:<br />

� Nach SGB XII:<br />

∙ Regionaldatenbank: HLU GAP<br />

∙ Regionaldatenbank: HLU Geschlecht, Oberland<br />

∙ Regionaldatenbank Bevölkerung, Geschlecht, Oberland<br />

� Nach SGB II:<br />

∙ Sonderauswertung BA: eHb 2007-2009<br />

∙ Sonderauswertung BA: eHb 2008-2009<br />

∙ Sonderauswertung BA: SGB II nach Alter<br />

∙ Sonderauswertung BA: SGB II nach Staatsangehörigkeit<br />

∙ Sonderauswertung BA: SGB II Alleinerziehende<br />

Relative Einkommensarmut<br />

∙ IT.NRW Sonderauswertung: Einkommensverteilung<br />

A.2 Potentielle Armutsrisiken:<br />

� Einkommen:<br />

∙ Lingg (Kreisparkasse GAP: Kaufkraft)<br />

∙ Regionaldatenbank Unternehmensinsolvenzen<br />

∙ Regionaldatenbank Insolvenzverfahren Jahressumme<br />

∙ Regionaldatenbank Insolvenzen übrige Schuldner<br />

∙ Regionaldatenbank verfüg. Einkommen<br />

∙ GfK: Bevölkerungsstrukturdaten<br />

∙ Caritas-interne Statistik der Schuldnerberatung<br />

� Erwerbstätigkeit:<br />

∙ Regionaldatenbank Erwerbstätige<br />

∙ Regionaldatenbank SvB a. A.ort Geschlecht<br />

∙ Regionaldatenbank SvB a. A.ort Ausbildung<br />

∙ Regionaldatenbank SvB Pendler<br />

∙ Erwerbstätigenrechnung<br />

� Arbeitslosigkeit:<br />

∙ Lfstad Arbeitslose GAP<br />

∙ Regionaldatenbank Arbeitslose<br />

∙ Sonderauswertung BA: Arbeitslose: Selbstständigkeit<br />

∙ Sonderauswertung BA: Arbeitslose: Strukturmerkmale<br />

A.3 Lebenslagen und Personengruppen<br />

� Bildung:<br />

∙ Lfstad Kindergärten<br />

∙ Regionaldatenbank Absolventen berufl. Schulen<br />

∙ Regionaldatenbank allgemeinbil<strong>den</strong>de Schulen<br />

∙ Regionaldatenbank berufliche Schulen<br />

� Wohnen:<br />

∙ Regionaldatenbank: Wohngeld bis 2004<br />

∙ Regionaldatenbank Wohngeld ab 2005<br />

∙ Regionaldatenbank Wohngebäude<br />

136


� Gesundheit:<br />

∙ Lfstad Pflegeheime<br />

∙ Lfstad Pflegedienste<br />

∙ Lfstad Pflegebedürftige<br />

� Familien:<br />

∙ Lfstad Eheschließungen<br />

∙ Lfstad Scheidungen<br />

∙ Lfstad Sonderauswertung<br />

∙ Lfstad Lebendgeborene<br />

� Ältere Menschen:<br />

∙ Sozialamt GAP Pflegebedürftige<br />

∙ E-Mail Sozialamt<br />

A.4 Armutsbekämpfung<br />

� Flyer Sozialamt: Freizeitpass<br />

� MGH Sponar e-mail<br />

� FWZ- Mail und Jahresbericht<br />

137

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