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Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) - rehmnetz.de

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© Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Postfach, 80289 München, Telefon (089) 2183-7620<br />

3.1 Übereignung eines Unternehmens o<strong>de</strong>r geson<strong>de</strong>rt geführten Betriebes<br />

Unternehmen ist je<strong>de</strong> wirtschaftliche Einheit o<strong>de</strong>r organisatorische Zusammenfassung persönlicher o<strong>de</strong>r<br />

sachlicher Mittel <strong>zur</strong> Verfolgung wirtschaftlicher Zwecke, d. h. ein Unternehmen im Sinne <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 UStG<br />

(BFH-Urteile vom 14.5.1970 – V R 117/96 – BStBl. II, S. 676, vom 28.11.1973 – I R 129/71 – BStBl. 1974 II,<br />

S. 145, vom 27.11.1979 – VII R 12/79 – BStBl. 1980 II, S. 258, vom 11.5.1993 – VII R 86/92 – BStBl. II,<br />

S. 700, und vom 7.3.1996 – VII B 242/95 – BFH/NV S. 726).<br />

Ein geson<strong>de</strong>rt geführter Betrieb im Sinne <strong>de</strong>s § 75 ist ein mit gewisser Selbstständigkeit ausgestatteter, organisch<br />

geschlossener Teil eines Gesamtbetriebes, <strong>de</strong>r für sich allein lebensfähig ist. Fehlt es hieran, so kommt eine<br />

Haftung – ohne Rücksicht auf <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r übernommenen Wirtschaftsgüter – nicht in Betracht (BFH-<br />

Urteile vom 15.3.1984 – IV R 189/81 – BStBl. II, S. 486, vom 3.12.1985 – VII R 186/83 – BFH/NV 1986<br />

S. 315, und vom 29.4.1993 – IV R 88/92 – BFH/NV 1994 S. 694). Ob ein Betriebsteil die für die Annahme eines<br />

geson<strong>de</strong>rt geführten Betriebes erfor<strong>de</strong>rliche Selbstständigkeit besitzt, ist nach <strong>de</strong>m Gesamtbild <strong>de</strong>r Verhältnisse<br />

zu entschei<strong>de</strong>n. Als Abgrenzungsmerkmale sind u. a. von Be<strong>de</strong>utung: Räumliche Trennung vom Hauptbetrieb,<br />

geson<strong>de</strong>rte Buchführung, eigenes Personal, eigene Verwaltung, selbstständige Organisation, eigenes<br />

Anlagevermögen, ungleichartige betriebliche Tätigkeit und eigener Kun<strong>de</strong>nstamm. Diese Merkmale, die nicht<br />

sämtlich vorliegen müssen, haben unterschiedliches Gewicht, je nach<strong>de</strong>m, ob es sich um einen Han<strong>de</strong>ls-,<br />

Dienstleistungs- o<strong>de</strong>r Fertigungsbetrieb han<strong>de</strong>lt (vgl. BFH-Urteile vom 23.11.1988 – X R 1/86 – BStBl. 1989 II,<br />

S. 376, und vom 29.4.1993 – IV R 88/92 – a.a.O.). Bei Einzelhan<strong>de</strong>lsfilialen reicht es für die Annahme eines<br />

geson<strong>de</strong>rt geführten Betriebes regelmäßig nicht aus, dass die Filiale vom Hauptbetrieb räumlich getrennt ist und<br />

über eigenes Personal, eine selbstständige Kassenführung und einen eigenen Kun<strong>de</strong>nkreis verfügt. Es muss<br />

hinzukommen, dass die Filiale über selbstständige Wareneinkaufsbeziehungen und eine selbstständige<br />

Preisgestaltung verfügt (BFH-Urteile vom 12.9.1979 – I R 146/76 – BStBl. 1980 II, S. 51, vom 12.2.1992 –<br />

XI R 21/90 – BFH/NV S. 516, und vom 29.4.1993, a.a.O.).<br />

3.2 Übereignung <strong>de</strong>r wesentlichen Betriebsgrundlagen<br />

Die Übereignung <strong>de</strong>s Unternehmens im Ganzen setzt voraus, dass alle wesentlichen Betriebsgrundlagen von<br />

<strong>de</strong>m Veräußerer auf <strong>de</strong>n Erwerber <strong>de</strong>rgestalt übergehen, dass dieser in <strong>de</strong>r Lage ist, wirtschaftlich wie ein<br />

Eigentümer darüber zu verfügen und so das Unternehmen fortzuführen (BFH-Urteile vom 18.3.1986 –<br />

VII R 146/81 – BStBl. II, S. 589 und vom 10.12.1991 – VII R 57/89 – BFH/NV 1992 S. 712). Welche<br />

Wirtschaftsgüter wesentliche Betriebsgrundlage sind, hängt letztendlich von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s Betriebes ab und ist<br />

nach <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelfalles zu entschei<strong>de</strong>n; in Betracht kommen z. B. Geschäftsgrundstücke, -räume<br />

und -einrichtung, das Warenlager, Maschinen, Nutzungs- und Gebrauchsrechte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstamm.<br />

Maßgeblich ist das tatsächliche Ergebnis <strong>de</strong>r Übertragung, nicht etwa vertraglich getroffene Vereinbarungen<br />

(BFH-Urteil vom 23.10.1985 – VII R 142/81 – BFH/NV 1986 S. 381). Eine Haftung kommt nicht in Betracht,<br />

sofern <strong>de</strong>r frühere Betriebsinhaber eine wesentliche Betriebsgrundlage <strong>zur</strong>ückbehält und später übereignet (BFH-<br />

Urteil vom 6.8.1985 – VII R 142/81 – BStBl. II, S. 651).<br />

Eine Betriebsübereignung im Sinne <strong>de</strong>s § 75 setzt bei Grundstücken die zu <strong>de</strong>n wesentlichen Grundlagen <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens gehören und im Eigentum <strong>de</strong>s Betriebsinhabers stehen, voraus, dass sie nach <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s<br />

BGB an <strong>de</strong>n Erwerber übereignet wer<strong>de</strong>n. Die Vermietung o<strong>de</strong>r Verpachtung eines solchen Grundstücks durch<br />

<strong>de</strong>n früheren Betriebsinhaber an <strong>de</strong>n fortführen<strong>de</strong>n Unternehmer vermag die Haftung nicht zu begrün<strong>de</strong>n (BFH-<br />

Urteile vom 18.3.1986 – VII R 146/81 – BStBl. II, S. 589 und vom 29.10.1985 – VII R 194/82 – BFH/NV 1987<br />

S. 358). Das Gleiche gilt, wenn <strong>de</strong>r frühere Unternehmer <strong>de</strong>n ihm gehören<strong>de</strong>n Hälfteanteil <strong>de</strong>s<br />

Betriebsgrundstücks als wesentliche Grundlage <strong>de</strong>s Betriebes nicht an die als Haftungsschuldner in Betracht<br />

kommen<strong>de</strong> GmbH, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>ren Alleingesellschafter und alleinigen Geschäftsführer übereignet (BFH-Urteil<br />

vom 16.3.1982 – VII R 105/79 – BStBl. II, S. 483).<br />

Umfassen die wesentlichen Betriebsgrundlagen Wirtschaftsgüter, die nicht im bürgerlich-rechtlichen Sinne<br />

übereignet wer<strong>de</strong>n können (z. B. Erfahrungen, Geheimnisse, Beziehungen zu Kun<strong>de</strong>n, Lieferanten und<br />

Mitarbeitern) genügt es, wenn diese lediglich im wirtschaftlichen Sinne übereignet wer<strong>de</strong>n, so dass <strong>de</strong>r Erwerber<br />

ein eigentümerähnliches Herrschaftsverhältnis erlangt (BFH-Urteile vom 27.11.1979 – VII R 12/79 –<br />

BStBl. 1980 II, S. 258, vom 16.3.1982 – VII R 105/79 – BStBl. II, S. 483, und vom 3.5.1994 – VII B 265/93 –<br />

BFH/NV S. 762).<br />

Gehören zu <strong>de</strong>n wesentlichen Betriebsgrundlagen auch Nutzungsrechte, z. B. Miet- o<strong>de</strong>r Pachtrechte, die nicht<br />

nach bürgerlich-rechtlichen Grundsätzen übereignet wer<strong>de</strong>n können, so reicht es für die Übertragung solcher<br />

Rechte aus, dass <strong>de</strong>r Betriebsübernehmer unter Mitwirkung <strong>de</strong>s bisherigen Betriebsinhabers mit <strong>de</strong>m Vermieter<br />

o<strong>de</strong>r Verpächter einen entsprechen<strong>de</strong>n Nutzungsvertrag abschließt. Für die Mitwirkung <strong>de</strong>s bisherigen<br />

Betriebsinhabers ist es ausreichend, wenn dieser in irgen<strong>de</strong>iner tatsächlichen Art und Weise in <strong>de</strong>n Abschluss<br />

<strong>de</strong>s neuen Nutzungsvertrages eingeschaltet war, sei es, dass er <strong>de</strong>n Eintritt <strong>de</strong>s Betriebsübernehmers in <strong>de</strong>n alten<br />

<strong>Anwendungserlass</strong> <strong>zur</strong> <strong>Abgabenordnung</strong> (<strong>AEAO</strong>) – Rechtsstand: 31.01.2013 Seite 65 von 235

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