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Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) - rehmnetz.de

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Beispiel 2:<br />

Nach einem Erstbescheid gemäß Beispiel 1 ergeht ein Än<strong>de</strong>rungsbescheid:<br />

festgesetzte Steuer nunmehr 16 000 €<br />

festgesetzte und entrichtete Vorauszahlungen 12 000 €<br />

an<strong>zur</strong>echnen<strong>de</strong> Steuerabzugsbeträge 5 000 €<br />

neuer Erstattungsbetrag 1 000 €<br />

Rückfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Erstbescheid geleisteten Erstattung (Leistungsgebot) i. H. v. 1 000 €<br />

streitbefangene Steuer 5 000 €<br />

Der Än<strong>de</strong>rungsbescheid kann i. H. v. 1 000 € in <strong>de</strong>r Vollziehung ausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiel 3:<br />

Nach einem Erstbescheid gemäß Beispiel 1 ergeht ein Än<strong>de</strong>rungsbescheid:<br />

festgesetzte Steuer nunmehr 18 000 €<br />

festgesetzte und entrichtete Vorauszahlungen 12 000 €<br />

an<strong>zur</strong>echnen<strong>de</strong> Steuerabzugsbeträge 5 000 €<br />

Abschlusszahlung neu 1 000 €<br />

Leistungsgebot über (Abschlusszahlung – 1 000 € – zuzüglich <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Erstbescheid 3 000 €<br />

geleisteten Erstattung – 2 000 € –)<br />

streitbefangene Steuer 5 000 €<br />

Der Än<strong>de</strong>rungsbescheid kann i. H. v. 3 000 € in <strong>de</strong>r Vollziehung ausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

© Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Postfach, 80289 München, Telefon (089) 2183-7620<br />

4.6 Son<strong>de</strong>rfälle<br />

4.6.1 Die Beschränkung <strong>de</strong>r Aussetzung bzw. Aufhebung <strong>de</strong>r Vollziehung von Steuerbeschei<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n<br />

Unterschiedsbetrag zwischen festgesetzter Steuer und Vorleistungen (festgesetzte Vorauszahlungen,<br />

an<strong>zur</strong>echnen<strong>de</strong> Steuerabzugsbeträge, an<strong>zur</strong>echnen<strong>de</strong> Körperschaftsteuer) gilt nicht, wenn die Aussetzung o<strong>de</strong>r<br />

Aufhebung <strong>de</strong>r Vollziehung <strong>zur</strong> Abwendung wesentlicher Nachteile nötig erscheint (vgl. Nr. 4 zweiter Absatz).<br />

Für die Beurteilung, wann „wesentliche Nachteile“ vorliegen, sind die von <strong>de</strong>r BFH-Rechtsprechung <strong>zur</strong><br />

einstweiligen Anordnung nach § 114 FGO entwickelten Grundsätze heranzuziehen (BFH-Beschluss vom<br />

22.12.2003 – IX B 177/02 – BStBl. 2004 II, S. 367). „Wesentliche Nachteile“ liegen <strong>de</strong>mnach vor, wenn durch<br />

die Versagung <strong>de</strong>r Vollziehungsaussetzung bzw. Vollziehungsaufhebung unmittelbar und ausschließlich die<br />

wirtschaftliche o<strong>de</strong>r persönliche Existenz <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen bedroht sein wür<strong>de</strong> (BFH-Beschluss vom<br />

22.12.2003, a.a.O.).<br />

Keine „wesentlichen Nachteile“ sind – für sich allein gesehen – allgemeine Folgen, die mit <strong>de</strong>r Steuerzahlung<br />

verbun<strong>de</strong>n sind, beispielsweise<br />

– ein Zinsverlust (vgl. BFH-Beschluss vom 27.7.1994 – I B 246/93 – BStBl. II, S. 899),<br />

– eine <strong>zur</strong> Bezahlung <strong>de</strong>r Steuern notwendige Kreditaufnahme (BFH-Beschlüsse vom 12.4.1984 –<br />

VIII B 115/82 – BStBl. II, S. 492, und vom 2.11.1999 – I B 49/99 – BStBl. 2000 II, S. 57),<br />

– ein Zurückstellen betrieblicher Investitionen o<strong>de</strong>r eine Einschränkung <strong>de</strong>s gewohnten Lebensstandards<br />

(BFH-Beschluss vom 12.4.1984 – VIII B 115/82 – BStBl. II, S. 492).<br />

„Wesentliche Nachteile“ liegen auch vor, wenn <strong>de</strong>r BFH o<strong>de</strong>r ein Finanzgericht von <strong>de</strong>r Verfassungswidrigkeit<br />

einer streitentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorschrift überzeugt ist und <strong>de</strong>shalb diese Norm gem. Art. 100 Abs. 1 GG <strong>de</strong>m<br />

BVerfG <strong>zur</strong> Prüfung vorgelegt hat (BFH-Beschluss vom 22.12.2003 – IX B 177/02 – BStBl. 2004 II, S. 367).<br />

Wur<strong>de</strong> ein Grundlagenbescheid angefochten, sind erst bei <strong>de</strong>r Vollziehungsaussetzung <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s die<br />

Regelungen <strong>de</strong>s § 361 Abs. 2 Satz 4 bzw. <strong>de</strong>s § 69 Abs. 2 Satz 8 und Abs. 3 Satz 4 FGO zu beachten (vgl. Nr. 4<br />

zweiter Absatz, Nr. 5.1 letzter Absatz und Nr. 6 letzter Absatz). Folglich ist auch erst in diesem Verfahren zu<br />

prüfen, ob „wesentliche Nachteile“ vorliegen.<br />

4.6.2 In Fällen, in <strong>de</strong>nen die Vollziehung <strong>de</strong>s angefochtenen Steuerbescheids auszusetzen ist, bei Erfolg <strong>de</strong>s<br />

Rechtsbehelfs aber an<strong>de</strong>re Steuerbeschei<strong>de</strong> zuungunsten <strong>de</strong>s Rechtsbehelfsführers zu än<strong>de</strong>rn sind, kann die<br />

Aussetzung <strong>de</strong>r Vollziehung <strong>de</strong>s angefochtenen Steuerbescheids nicht auf <strong>de</strong>n Unterschiedsbetrag <strong>de</strong>r<br />

steuerlichen Auswirkungen begrenzt wer<strong>de</strong>n (BFH-Urteil vom 10.11.1994 – IV R 44/94 – BStBl. 1995 II,<br />

S. 814).<br />

4.7 Außersteuerliche Verwaltungsakte<br />

Die vorstehen<strong>de</strong>n Ausführungen gelten sinngemäß für außersteuerliche Verwaltungsakte, auf die die<br />

<strong>Anwendungserlass</strong> <strong>zur</strong> <strong>Abgabenordnung</strong> (<strong>AEAO</strong>) – Rechtsstand: 31.01.2013 Seite 223 von 235

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