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Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) - rehmnetz.de

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Liquiditätsvorteil <strong>de</strong>s Steuerschuldners und <strong>de</strong>n Liquiditätsnachteil <strong>de</strong>s Steuergläubigers auszugleichen,<br />

ein<strong>de</strong>utig unabhängig von <strong>de</strong>r konkreten Einzelfallsituation geregelt ist und, rein objektiv,<br />

ergebnisbezogen allein vom Eintritt bestimmter Ereignisse (Fristablauf i. S. d. § 233a Abs. 2 o<strong>de</strong>r 2a,<br />

Unterschiedsbetrag i. S. d. § 233a Abs. 1 Satz 1 i. V. m. § 233a Abs. 3 o<strong>de</strong>r 5) abhängt.<br />

Nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>s Gesetzgebers soll die Verzinsung nach § 233a einen Ausgleich dafür schaffen, dass<br />

die Steuern bei <strong>de</strong>n einzelnen Steuerpflichtigen „aus welchen Grün<strong>de</strong>n auch immer“ zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten festgesetzt und fällig wer<strong>de</strong>n (BFH-Urteile vom 20.9.1995 – X R 86/94 – BStBl. 1996 II,<br />

S. 53, vom 5.6.1996 – X R 234/93 – BStBl. II, S. 503, und vom 12.4.2000 – XI R 21/97 – BFH/NV 2000<br />

S. 1178). Für die Anwendung <strong>de</strong>r Vorschrift sind daher die Ursachen und Begleitumstän<strong>de</strong> im Einzelfall<br />

unbeachtlich. Die reine Möglichkeit <strong>de</strong>r Kapitalnutzung (vgl. BFH-Urteil vom 25.11.1997 –<br />

IX R 28/96 – BStBl. 1998 II, S. 550) bzw. die bloße Verfügbarkeit eines bestimmten Kapitalbetrages<br />

(BFH-Urteil vom 12.4.2000 – XI R 21/97 – BFH/NV 2000 S. 1178) reicht aus. Rechtfertigung für die<br />

Entstehung <strong>de</strong>r Zinsen nach § 233a ist nicht nur ein abstrakter Zinsvorteil <strong>de</strong>s Steuerschuldners, son<strong>de</strong>rn<br />

auch ein ebensolcher Nachteil <strong>de</strong>s Steuergläubigers (BFH-Urteil vom 19.3.1997 – I R 63/97 – BStBl. II,<br />

S. 446). Ein Verschul<strong>de</strong>n ist prinzipiell irrelevant, und zwar auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s<br />

Steuerschuldverhältnisses (vgl. BFH-Entscheidungen vom 4.11.1996 – I B 67/96 – BFH/NV 1997<br />

S. 458, vom 15.4.1999 – V R 63/97 – BFH/NV 1999 S. 1392, vom 3.5.2000 – II B 124/99 – BFH/NV<br />

2000 S. 1441, und vom 30.11.2000 – I B 169/00 – BFH/NV 2001 S. 656).<br />

Zinsen nach § 233a sind we<strong>de</strong>r Sanktions- noch Druckmittel o<strong>de</strong>r Strafe, son<strong>de</strong>rn laufzeitabhängige<br />

Gegenleistung für eine mögliche Kapitalnutzung. Vor diesem gesetzlichen Hintergrund ist es<br />

unerheblich, ob <strong>de</strong>r – typisierend vom Gesetz unterstellte – Zinsvorteil <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen auf einer<br />

verzögerten Einreichung <strong>de</strong>r Steuererklärung durch <strong>de</strong>n Steuerpflichtigen o<strong>de</strong>r einer verzögerten<br />

Bearbeitung durch das Finanzamt beruht (vgl. z. B. BFH-Beschlüsse vom 3.5.2000 – II B 124/99 –<br />

BFH/NV 2000 S. 1441 und vom 2.2.2001 – XI B 91/00 – BFH/NV 2001 S. 1003). Bei <strong>de</strong>r Verzinsung<br />

nach § 233a kommt es auch nicht auf eine konkrete Berechnung <strong>de</strong>r tatsächlich eingetretenen Zinsvorund<br />

-nachteile an (BFH-Urteil vom 19.3.1997 – I R 7/96 –, BStBl. II, S. 446).<br />

Die Erhebung von Zinsen auf einen Nachfor<strong>de</strong>rungsbetrag, <strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>r Korrektur einer<br />

Steuerfestsetzung ergibt, entspricht (vom Anwendungsbereich <strong>de</strong>s § 233a Abs. 2a und Abs. 7 abgesehen)<br />

<strong>de</strong>n Wertungen <strong>de</strong>s § 233a und ist nicht sachlich unbillig (siehe dazu § 233a Abs. 5; vgl. auch BFH-<br />

Entscheidungen vom 12.4.2000 – XI R 21/97 – BFH/NV 2000 S. 1178, und vom 30.11.2000 –<br />

V B 169/00 – BFH/NV 2001 S. 656).<br />

An<strong>de</strong>rerseits ist für einen Ausgleich in Form einer Verzinsung <strong>de</strong>r Steuernachfor<strong>de</strong>rung dann kein Raum,<br />

wenn zweifelsfrei feststeht, dass <strong>de</strong>r Steuerpflichtige durch die verspätete Steuerfestsetzung keinen<br />

Vorteil erlangt hatte (vgl. BFH-Urteile vom 11.7.1996 – V R 18/95 – BStBl. 1997 II, S. 259, und vom<br />

12.4.2000 – XI R 21/97 – BFH/NV 2000 S. 1178). Festgesetzte Nachzahlungszinsen sind in diesem Fall<br />

wegen sachlicher Unbilligkeit zu erlassen (vgl. Nr. 70).<br />

69.3 Eine gegenüber <strong>de</strong>r Regelung in § 233a höhere Festsetzung von Erstattungszinsen aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />

ist nicht zulässig.<br />

70. Einzelfragen<br />

70.1 Leistungen vor Festsetzung <strong>de</strong>r zu verzinsen<strong>de</strong>n Steuer<br />

70.1.1 Zinsen nach § 233a sind auch dann festzusetzen, wenn vor Festsetzung <strong>de</strong>r Steuer freiwillige Leistungen<br />

erbracht wer<strong>de</strong>n. Nachzahlungszinsen sind aber aus sachlichen Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n zu erlassen, soweit <strong>de</strong>r<br />

Steuerpflichtige auf die sich aus <strong>de</strong>r Steuerfestsetzung ergeben<strong>de</strong> Steuerzahlungsfor<strong>de</strong>rung bereits vor<br />

Wirksamkeit <strong>de</strong>r Steuerfestsetzung freiwillige Leistungen erbracht und das Finanzamt diese Leistungen<br />

angenommen und behalten hat.<br />

70.1.2 Nachzahlungszinsen sind daher nur für <strong>de</strong>n Zeitraum bis zum Eingang <strong>de</strong>r freiwilligen Leistung zu<br />

erheben. Wur<strong>de</strong> die freiwillige Leistung erst nach Beginn <strong>de</strong>s Zinslaufs erbracht o<strong>de</strong>r war sie geringer als<br />

<strong>de</strong>r zu verzinsen<strong>de</strong> Unterschiedsbetrag, sind Nachzahlungszinsen aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n insoweit<br />

zu erlassen, wie die auf volle fünfzig Euro abgerun<strong>de</strong>te freiwillige Leistung für jeweils volle Monate vor<br />

Wirksamkeit <strong>de</strong>r Steuerfestsetzung erbracht wor<strong>de</strong>n ist (fiktive Erstattungszinsen). Ein Zinserlass<br />

schei<strong>de</strong>t dabei aus, wenn <strong>de</strong>r zu erlassen<strong>de</strong> Betrag weniger als zehn Euro beträgt (§ 239 Abs. 2 Satz 2).<br />

<strong>Anwendungserlass</strong> <strong>zur</strong> <strong>Abgabenordnung</strong> (<strong>AEAO</strong>) – Rechtsstand: 31.01.2013 Seite 198 von 235

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