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Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) - rehmnetz.de

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Eine Hinzuziehung o<strong>de</strong>r Beiladung <strong>de</strong>s Dritten ist nur dann entbehrlich, wenn er Verfahrensbeteiligter i. S. d.<br />

§ 359 AO o<strong>de</strong>r § 57 FGO war o<strong>de</strong>r durch eigene verfahrensrechtliche Initiativen auf die Än<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r<br />

Aufhebung <strong>de</strong>s fehlerhaften Steuerbeschei<strong>de</strong>s hingewirkt hat (BFH-Urteile vom 8.2.1995, a.a.O., und vom<br />

27.3.1996 – I R 100/94 – BFH/NV 1996 S. 798).<br />

7. § 174 Abs. 4 und 5 ist nicht auf die Fälle einer alternativen Erfassung bestimmter Sachverhalte entwe<strong>de</strong>r<br />

beim Steuerpflichtigen o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>m Dritten beschränkt. „Bestimmter Sachverhalt“ ist ein einheitlicher,<br />

<strong>de</strong>ckungsgleicher Lebensvorgang, aus <strong>de</strong>m steuerrechtliche Folgen sowohl bei <strong>de</strong>m Steuerpflichtigen als<br />

auch bei <strong>de</strong>m Dritten zu ziehen sind. Die steuerrechtlichen Folgen brauchen bei bei<strong>de</strong>n nicht die gleichen zu<br />

sein. Aufgrund ein und <strong>de</strong>sselben Sachverhalts kann beim Steuerpflichtigen eine abziehbare Ausgabe und<br />

beim Dritten eine Einnahme in Betracht kommen (BFH-Urteil vom 24.11.1987 – IX R 158/83 – BStBl. 1988<br />

II, S. 404, und BFH-Beschluss vom 2.12.1999 – II B 17/99 – BFH/NV 2000 S. 679).<br />

© Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Postfach, 80289 München, Telefon (089) 2183-7620<br />

Zu § 175 – Aufhebung o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung von Steuerbeschei<strong>de</strong>n in sonstigen Fällen:<br />

1. Aufhebung o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung von Folgebeschei<strong>de</strong>n nach § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1<br />

1.1 Grundlagenbeschei<strong>de</strong> i. S. d. § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 sind Feststellungsbeschei<strong>de</strong>, Steuermessbeschei<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r sonstige für eine Steuerfestsetzung bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verwaltungsakte (§ 171 Abs. 10). Auch Verwaltungsakte<br />

an<strong>de</strong>rer Behör<strong>de</strong>n, die keine Finanzbehör<strong>de</strong>n sind, können Grundlagenbeschei<strong>de</strong> sein (z. B. Verwaltungsakte <strong>de</strong>r<br />

zuständigen Behör<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Grad einer Behin<strong>de</strong>rung i. S. d. § 33b EStG feststellen). Diese außersteuerlichen<br />

Grundlagenbeschei<strong>de</strong> sind auch dann bin<strong>de</strong>nd, wenn sie aufgrund <strong>de</strong>r für sie maßgeben<strong>de</strong>n<br />

Verfahrensvorschriften nach Ablauf <strong>de</strong>r für steuerliche Grundlagenbeschei<strong>de</strong> gelten<strong>de</strong>n Festsetzungsfrist<br />

(§§ 169 ff.) ergehen.<br />

1.2 Die Anpassung <strong>de</strong>s Folgebescheids an einen Grundlagenbescheid steht nicht im Ermessen <strong>de</strong>r<br />

Finanzbehör<strong>de</strong> (BFH-Urteil vom 10.6.1999 – IV R 25/98 – BStBl. II, S. 545). Der vom Grundlagenbescheid<br />

ausgehen<strong>de</strong>n Bindungswirkung (§ 182 Abs. 1) ist durch Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s nach § 175 Abs. 1 Satz 1<br />

Nr. 1 Rechnung zu tragen, wenn <strong>de</strong>r Folgebescheid die mit <strong>de</strong>m Grundlagenbescheid getroffene Feststellung<br />

nicht o<strong>de</strong>r nicht zutreffend berücksichtigt. Eine Anpassung <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>n Grundlagenbescheid<br />

nach § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 ist auch dann vorzunehmen, wenn <strong>de</strong>r Grundlagenbescheid<br />

– erst nach Erlass <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s ergangen ist (siehe §§ 155 Abs. 2 und 162 Abs. 5),<br />

– bei Erlass <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s übersehen wur<strong>de</strong> (BFH-Urteile vom 9.8.1983, BStBl. 1984 II, S. 86, und vom<br />

6.11.1985 – II R 255/83 – BStBl. II 1986, S. 168; vgl. auch BFH-Urteil vom 16.7.2003 – X R 37/99 –<br />

BStBl. II, S. 867, <strong>zur</strong> Anwendbarkeit <strong>de</strong>s § 129, wenn die Finanzbehör<strong>de</strong> die Auswertung <strong>de</strong>s<br />

Grundlagenbescheids nicht bewusst unterlassen hat),<br />

– bei Erlass <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s bereits vorlag, die im Grundlagenbescheid getroffenen Feststellungen aber<br />

fehlerhaft berücksichtigt wor<strong>de</strong>n sind (BFH-Urteile vom 14.4.1988 – IV R 219/85 – BStBl. II, S. 711, vom<br />

4.9.1996 – XI R 50/96 – BStBl. II, 1997 S. 261, und vom 10.6.1999 – IV R 25/98 – a.a.O.).<br />

1.3 Wird ein Grundlagenbescheid ersatzlos aufgehoben, so eröffnet dies <strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n Erlass <strong>de</strong>s Folgebeschei<strong>de</strong>s<br />

zuständigen Finanzamt die Möglichkeit, <strong>de</strong>n Sachverhalt, <strong>de</strong>r bisher Gegenstand <strong>de</strong>s Feststellungsverfahrens<br />

war, selbstständig zu beurteilen und <strong>de</strong>n Folgebescheid insoweit nach § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 zu än<strong>de</strong>rn (BFH-<br />

Urteile vom 25.6.1991 – IX R 57/88 – BStBl. II, S. 821, und vom 24.3.1998 – I R 83/97 – BStBl. II, S. 601). Das<br />

Gleiche gilt, wenn ein zunächst eingeleitetes Feststellungsverfahren zu einem sog. negativen<br />

Feststellungsbescheid führt (BFH-Urteil vom 11.5.1993 – IX R 27/90 – BStBl. II, S. 820) o<strong>de</strong>r wenn einzelne<br />

Besteuerungsgrundlagen nachträglich aus <strong>de</strong>m Feststellungsverfahren ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (BFH-Urteile vom<br />

11.4.1990 – I R 82/86 – BFH/NV 1991 S. 143, vom 25.6.1991 – IX R 57/88 – a.a.O., vom 14.7.1993 –<br />

X R 34/90 – BStBl. 1994 II, S. 77, und vom 7.12.1993 – IX R 134/92 – BFH/NV 1994 S. 547, sowie BFH-<br />

Beschluss vom 8.9.1998 – IX B 71/98 – BFH/NV 1999 S. 157).<br />

1.4 Sind die Voraussetzungen für eine Steuervergünstigung durch einen außersteuerlichen Grundlagenbescheid<br />

nachzuweisen, so steht <strong>de</strong>r Anpassung <strong>de</strong>s Steuerbeschei<strong>de</strong>s (Folgebescheid) an <strong>de</strong>n Grundlagenbescheid nach<br />

§ 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 nicht entgegen, dass <strong>de</strong>r Steuerpflichtige <strong>de</strong>n für die Steuervergünstigung<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen, aber nicht fristgebun<strong>de</strong>nen Antrag erst nach Unanfechtbarkeit <strong>de</strong>s Steuerbeschei<strong>de</strong>s gestellt hat<br />

(BFH-Urteil vom 13.12.1985 – III R 204/81 – BStBl. 1986 II, S. 245).<br />

2. Aufhebung o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung von Steuerbeschei<strong>de</strong>n wegen Eintritt eines rückwirken<strong>de</strong>n Ereignisses<br />

(§ 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2)<br />

2.1 Die Aufhebung o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung eines Steuerbeschei<strong>de</strong>s nach § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 setzt voraus, dass<br />

nachträglich ein Ereignis eingetreten ist, das steuerliche Wirkung für die Vergangenheit hat. Hierzu rechnen alle<br />

rechtlich be<strong>de</strong>utsamen Vorgänge, aber auch tatsächlichen Lebensvorgänge, die steuerlich – ungeachtet <strong>de</strong>r<br />

<strong>Anwendungserlass</strong> <strong>zur</strong> <strong>Abgabenordnung</strong> (<strong>AEAO</strong>) – Rechtsstand: 31.01.2013 Seite 151 von 235

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