EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG - IT-Services ...
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<strong>EHRENWÖRTLICHE</strong> <strong>ERKLÄRUNG</strong><br />
Merkmale eines<br />
modernen Lieferantenmanagements<br />
Erste Bakkalaureatsarbeit<br />
zur Erlangung des akademischen Grades<br />
einer Bakkalaurea (FH)<br />
für Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />
an der Fachhochschulstudiengänge Burgenland Ges.m.b.H<br />
vorgelegt von<br />
Nina KATZBECK<br />
(PKZ 0410263037)<br />
am Fachhochschul-Bakkalaureatsstudiengang<br />
Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />
Begutachter: Dr. Erich MARKL<br />
Eisenstadt, am 20.06.2006<br />
i
<strong>EHRENWÖRTLICHE</strong> <strong>ERKLÄRUNG</strong><br />
<strong>EHRENWÖRTLICHE</strong> <strong>ERKLÄRUNG</strong><br />
Hiermit erkläre ich, Nina KATZBECK (PKZ 0410263037),<br />
(1) dass ich die vorliegende Bakkalaureats-Arbeit mit dem Titel:<br />
Merkmale eines modernen Lieferantenmanagements<br />
ohne fremde Hilfe erstellt und nur die angeführten Quellen verwendet habe.<br />
(2) Ich versichere, dass ich bisher keine Bakkalaureats-Arbeit oder andere schriftliche<br />
Arbeit mit gleichem oder ähnlichem Thema an der Fachhochschulstudiengänge<br />
Burgenland Ges.m.b.H. oder einer anderen Hochschule als Prüfungsarbeit eingereicht<br />
habe.<br />
Eisenstadt, am 20.06.2006<br />
(Unterschrift)<br />
ii
ABSTRACT<br />
ABSTRACT<br />
In dieser Arbeit werden die Lieferantenauswahl und die Lieferantenbewertung ge-<br />
nauer beschrieben. Auf die Lieferantenentwicklung wird nur kurz eingegangen.<br />
Bei der Lieferantenauswahl werden der Einfaktoren- und der Mehrfaktorenvergleich<br />
mit ihren Methoden genauer erklärt. Es geht hervor, wie wichtig eine richtige Lieferan-<br />
tenauswahl für das Unternehmen ist und wie dadurch sinnvoll Kosten eingespart<br />
werden können.<br />
Bei der Lieferantenbewertung werden Verfahren aufgezeigt, mit denen man die aus-<br />
gewählten Lieferanten genauer betrachten kann. Nach dieser Bewertung entscheidet<br />
man sich für jenen Lieferanten, der dem Anforderungsprofil am Besten entspricht.<br />
Als Literaturquellen wird Fachliteratur von verschiedensten Bibliotheken zitiert.<br />
Zusammenfassend kann man feststellen, dass das Lieferantenmanagement allge-<br />
mein immer bedeutender wird. Will ein Unternehmen längerfristig am Markt erfolg-<br />
reich sein, so muss es Lieferanten haben, auf die es sich verlassen kann. Heutzutage<br />
ist es auch wichtig, dass die Zulieferer in den Beschaffungsprozess miteinbezogen<br />
werden.<br />
Schlüsselwörter:<br />
Lieferantenauswahl – Lieferantenbewertung – Lieferantenentwicklung<br />
iii
Inhaltsverzeichnis<br />
ABSTRACT<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS................................................................................... VI<br />
TABELLENVERZEICHNIS........................................................................................ VI<br />
1 EINLE<strong>IT</strong>UNG .......................................................................................................1<br />
1.1 Problemstellung......................................................................................1<br />
1.2 Vorgehensweise......................................................................................2<br />
1.3 Ziel............................................................................................................2<br />
2 BESCHAFFUNGSMANAGEMENT.....................................................................3<br />
2.1 Beschaffungsprozess.............................................................................4<br />
2.2 Lieferantenmanagement.........................................................................5<br />
3 LIEFERANTENAUSWAHL .................................................................................7<br />
3.1 Einfaktorenvergleiche.............................................................................8<br />
3.1.1 Lieferzeitvergleich................................................................................8<br />
3.1.2 Preisvergleich ......................................................................................8<br />
3.1.3 Kostenvergleich ...................................................................................8<br />
3.1.4 Kritische Würdigung.............................................................................9<br />
3.2 Mehrfaktorenvergleich..........................................................................10<br />
3.2.1 Beurteilungskriterien ..........................................................................10<br />
3.2.2 Bewertung der Lieferantenleistung ....................................................14<br />
3.2.3 Bewertungsverfahren.........................................................................15<br />
3.2.3.1 Portfolio-Analyse ..........................................................................16<br />
3.2.3.2 Dreidimensionale Lieferantenauswahl..........................................19<br />
4 LIEFERANTENBEWERTUNG ..........................................................................21<br />
4.1 Terminologische Abgrenzung..............................................................22<br />
4.2 Notwendigkeiten der Lieferantenbewertung ......................................23<br />
iv
ABSTRACT<br />
4.3 Methoden der Lieferantenbewertung ..................................................24<br />
4.3.1 Punktungsverfahren...........................................................................24<br />
4.3.2 3-Punkte-Bewertungsverfahren .........................................................24<br />
4.3.3 Kennzahlenverfahren.........................................................................25<br />
4.3.4 Lieferantenprofile...............................................................................26<br />
4.3.5 100-Punkte-Bewertungssystem.........................................................26<br />
4.3.6 Prozent-Bewertungsverfahren ...........................................................27<br />
4.3.7 Langfristige Leistungsbeobachtung des Lieferanten..........................27<br />
4.3.8 Checklistenverfahren .........................................................................27<br />
4.4 Lieferantenkontrollsysteme mittels Indizes........................................28<br />
4.4.1 Qualitätszuverlässigkeit .....................................................................28<br />
4.4.2 Terminzuverlässigkeit ........................................................................29<br />
4.4.3 Mengenzuverlässigkeit ......................................................................29<br />
4.4.4 Preiszuverlässigkeit ...........................................................................29<br />
4.4.5 Gesamtzulässigkeit............................................................................29<br />
4.5 Ziele der Lieferantenbewertung...........................................................30<br />
5 LIEFERANTENENTWICKLUNG UND BESCHAFFUNGSTRENDS.................31<br />
5.1 Lieferantentage und Lieferantenseminare..........................................32<br />
5.2 Lieferanteneinbeziehung in die Konstruktion der Entwicklung........32<br />
6 SCHLUSSBETRACHTUNG ..............................................................................34<br />
L<strong>IT</strong>ERATURVERZEICHNIS ......................................................................................35<br />
v
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS<br />
Abbildung 2-1: Übersichtsmodell Beschaffungsprozess ............................................. 4<br />
Abbildung 3-1: Intensität der Lieferantenauswahl ..................................................... 10<br />
Abbildung 4-1: Regelkreis der Lieferantenbewertung ............................................... 23<br />
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tabelle 3-1: Kriterienkatalog..................................................................................... 11<br />
Tabelle 3-2: Marktmacht-Portfolio............................................................................. 17<br />
Tabelle 4-1: Bewertungsschema I ............................................................................ 26<br />
Tabelle 4-2: Bewertungsschema II ........................................................................... 27<br />
vi
1 EINLE<strong>IT</strong>UNG<br />
EINLE<strong>IT</strong>UNG<br />
Das Lieferantenmanagement hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung<br />
gewonnen, da die Auswahl der richtigen Lieferanten sehr viele Kosten erspart. Auf-<br />
grund des immer stärker werdenden Wettbewerbs, können Unternehmen mit ihren<br />
Lieferanten einen Wettbewerbsvorteil erzielen.<br />
Für einen Unternehmenserfolg muss der Beschaffungsprozess mit allen Bereichen<br />
des Unternehmens eng zusammen arbeiten und kommunizieren. Im Rahmen des<br />
Lieferantenmanagements spielt auch die Lieferantenentwicklung eine große Rolle.<br />
Die enge Zusammenarbeit mit den Zulieferern muss sich ständig weiterentwickeln,<br />
um die neuesten Trends der Beschaffung nicht zu versäumen.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich speziell auf die Lieferantenauswahl, die Liefe-<br />
rantenbewertung sowie die Lieferantenentwicklung näher eingehen.<br />
1.1 Problemstellung<br />
Die wissenschaftlichen Fragenstellungen in meiner Arbeit sind:<br />
� Warum ist eine sorgfältige Lieferantenauswahl im Beschaffungsprozess notwen-<br />
dig?<br />
� Wie wird eine Lieferantenbewertung richtig durchgeführt?<br />
� Wie sehen die dazugehörigen Instrumente aus?<br />
Der erste Teil meiner Arbeit beschäftigt sich im Allgemeinen mit dem Beschaffungs-<br />
management und dem Lieferantenmanagement. Der Schwerpunkt bezieht sich auf<br />
den Beschaffungsprozess.<br />
Der zweite und dritte Teil der Arbeit befassen sich mit der Lieferantenauswahl und<br />
der Lieferantenbewertung. Bei der Lieferantenauswahl wird das Hauptaugenmerk auf<br />
1
EINLE<strong>IT</strong>UNG<br />
den Einfaktoren- und Mehrfaktorenvergleich gelegt. Bei der Lieferantenbewertung<br />
sollen die Methoden zur Bewertung aufgezeigt werden.<br />
Im vierten Teil wird auf die Trends der Lieferantenentwicklung kurz erläutert.<br />
1.2 Vorgehensweise<br />
Da es sich bei dieser Arbeit um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, basiert die<br />
Ausarbeitung auf Sekundärforschung. Bei der Literatur werden wirtschaftliche Quel-<br />
len in Form von Fachliteratur, Internetquellen und Fachzeitschriften verwendet.<br />
1.3 Ziel<br />
Das Ziel dieser Arbeit ist aufzuzeigen, wie wichtig die Lieferantenauswahl und ihre<br />
Bewertung für ein Unternehmen sind und was sie im Unternehmen bewirken.<br />
2
BESCHAFFUNGSMANAGEMENT<br />
2 BESCHAFFUNGSMANAGEMENT 1<br />
Der wirtschaftliche Wandel nimmt zunehmend Einfluss auf die Bedeutung des Ein-<br />
kaufs und die Beschaffung im Unternehmen. Es wird deutlich sichtbar, wie Unter-<br />
nehmen anfangen umzudenken. Dieses Umdenken wird dadurch ausgelöst, dass es<br />
im Materialbereich zu enormen Ergebnisverbesserungen kommen kann, wenn dem<br />
Materialbereich die entsprechende logistische Bedeutung geschenkt wird.<br />
Der Ausgangspunkt der Bewusstseinsbildung muss zukünftig im Beschaffungsbe-<br />
reich liegen. Die Teilbereiche Konstruktion, Entwicklung, Vertrieb, Produktion und<br />
Absatz müssen zukünftig intensiver mit dem Beschaffungsbereich zusammenarbei-<br />
ten, um erfolgreich zu sein.<br />
Die Beschaffung trägt nicht nur wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit bei, sondern<br />
liefert auch das Know-How, welches die zukünftige Struktur des Unternehmens stark<br />
beeinflussen soll.<br />
Die Leistungsfähigkeit der Unternehmen hängt davon ab, ob es ihnen gelingt neue<br />
Märkte und Lieferanten zu finden und dadurch die Versorgung der Unternehmen mit<br />
Material, Dienstleistungen usw. langfristig gesichert ist. Je nachdem welche Aufga-<br />
ben dem Einkauf übertragen werden, kann man die Stellung des Einkaufs im Unter-<br />
nehmen erkennen. Es können zwei Integrationsweisen unterschieden werden:<br />
� Unternehmen, in denen der Einkauf einen geringen Stellenwert aufweist. Hierbei<br />
hat der Einkauf nur eine ausführende Funktion.<br />
� Unternehmen, in denen die Beschaffung in den strategischen Planungsprozess<br />
integriert ist: Es wird eine bereichsübergreifende Einbeziehung der Beschaffung<br />
in das Unternehmen zur Realisierung der strategischen Ziele angestrebt.<br />
1 Vgl. Bichler/Krohn (2001), S. 42 ff.<br />
3
2.1 Beschaffungsprozess<br />
BESCHAFFUNGSMANAGEMENT<br />
„Der Beschaffungsprozess begleitet und erfüllt alle beschaffungslogistischen Aufga-<br />
ben bis zur Warenannahme und Rechnungsprüfung und umfasst die Bedarfsermitt-<br />
lung, Lieferantenauswahl, Bestandsplanung und -führung sowie die Bestellabwick-<br />
lung“. 2 Das Ziel ist es, die mengen- und zeitgerechte Versorgung der Unternehmen<br />
mit Beschaffungsgütern sicherzustellen. Als Eingangsgröße wird der Materialbedarf<br />
ermittelt (siehe Abbildung 2-1). 3 Der Beschaffungsprozess benötigt um einiges mehr<br />
Zeit als die Produktion. Das Unternehmen kann sich durch Zeiteinsparungen im Be-<br />
schaffungsprozess einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern heraus-<br />
holen.<br />
Abbildung 2-1: Übersichtsmodell Beschaffungsprozess (Quelle: in Anlehnung an Thaler 2001, S. 140)<br />
2 Thaler (2001), S. 140<br />
3 Vgl. Thaler (2001), S. 140<br />
4
BESCHAFFUNGSMANAGEMENT<br />
Die grundlegendsten Teilprozesse der Abbildung 2-1 werden wie folgt genauer erläu-<br />
tert:<br />
Durch die Bedarfsermittlung werden die benötigten Teile wie Roh- und Hilfsstoffe, die<br />
beschafft werden müssen, ermittelt. Über die Bestellabwicklung wird der benötigte<br />
Bedarf beim Lieferanten bestellt. 4<br />
Die Bedarfsplanung ist für die laufende Kontrolle des eingehenden Bedarfs und des<br />
aktuell verfügbaren Materialbestandes zuständig. 4<br />
Die Bestellabwicklung ist für die operativen Aufgaben des Beschaffungsprozesses<br />
zuständig. Zu diesen Aufgaben zählen das Einholen von Angeboten, der Angebots-<br />
vergleich, die Rechnungsprüfung usw. 4<br />
Die Lieferantenauswahl ist für die Suche nach neuen, innovativen und günstigen Lie-<br />
feranten zuständig. 4 Im Zweiten Kapitel wird auf dieses Auswahlverfahren näher ein-<br />
gegangen.<br />
2.2 Lieferantenmanagement<br />
Das Lieferantenmanagement hat sich in den letzten Jahren zu einer unternehmeri-<br />
schen Kernkompetenz entwickelt. Einen wesentlichen Bestandteil des Lieferanten-<br />
managements stellt die kurzfristige Bewertung und Förderung der bestehenden Lie-<br />
ferantenbasis. Den zentralen Gegenständen des Lieferantenmanagements werden<br />
die effektive und effiziente Gestaltung, sowie die Lenkung und Entwicklung der Liefe-<br />
rantenbasis zugeordnet. Die Hauptaufgaben sind die Lieferantenauswahl, die Festle-<br />
gung der Lieferantenstrategie, die Lieferantenbewertung und die Lieferantenförde-<br />
rung. Die zwischenbetriebliche Logistik und die Qualitätssicherung dienen als Gestal-<br />
tungsparameter des Lieferantenmanagements. 5<br />
4 Vgl. Thaler (2001), S. 140 f.<br />
5 Vgl. o.V. (2005), S. 72<br />
5
BESCHAFFUNGSMANAGEMENT<br />
Die Basis für den darauf folgenden Beschaffungsprozess bildet das Lieferantenma-<br />
nagement. Das Lieferantenmanagement gibt die Richtlinien und Kriterien für die Lie-<br />
ferantenauswahl und –bewertung vor. Es werden Ziele sowie Maßnahmen für die<br />
Zusammenarbeit mit dem Lieferanten vorgegeben. Durch die Globalisierung be-<br />
schäftigt sich das Lieferantenmanagement nicht nur auf nationaler Ebene sondern<br />
auch auf internationaler. Es hat somit die Aufgabe andere Kulturen näher kennen zu<br />
lernen und die Methoden des Managements darauf abzustimmen.<br />
6
3 LIEFERANTENAUSWAHL<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Bevor eine Beschaffung durchgeführt werden kann, ist es notwendig, die in Frage<br />
kommenden Lieferanten ausfindig zu machen, denn es ist nicht zielführend, Angebo-<br />
te von Lieferanten einzuholen, welche nicht positiv eingeschätzt werden. Die Liefe-<br />
rantenauswahl hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und<br />
wird auch weiterhin noch bedeutsamer werden. 6<br />
Heutzutage versucht das Unternehmen ihre Produkte von wenigen Lieferanten zu<br />
beziehen. Es wird versucht, eine Vertrauensbasis zum Lieferanten aufzubauen und<br />
diese ständig weiterzuentwickeln.<br />
Informationen der Beschaffungsmarktforschung potentieller Lieferanten bzw. Er-<br />
kenntnisse über die Leistungsfähigkeit aktueller Lieferanten dienen als Grundlage<br />
der Lieferantenauswahl. 7<br />
Harting bezeichnet „die Lieferantenauswahl allgemein als ein Entscheidungsproblem,<br />
welches aus der Existenz mehrer Bezugsquellen zur Deckung des Bedarfs an extern<br />
zu beziehenden Gütern entsteht“. 8<br />
In den weiteren Unterkapiteln wird der Unterschied zwischen dem Einfaktorenver-<br />
gleich und dem Mehrfaktorenvergleich aufgezeigt.<br />
Es soll hervor gehen, wie der Mehrfaktorenvergleich dem Einfaktorenvergleich über-<br />
legen ist. Alle Parameter zu berücksichtigen, ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und auch<br />
nicht durchführbar. Es werden die Einflussgrößen herausgefiltert, welche die Ent-<br />
scheidungssituation genauestens charakterisieren können. 9<br />
6 Vgl. Olfert (2002), S. 308<br />
7 Vgl. Strub (1998), S. 80<br />
8 Harting, (1994), S. 5<br />
9 Vgl. Strub, (1998), S.79<br />
7
3.1 Einfaktorenvergleiche 10<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Zur Entscheidungsfindung wird bei den Einfaktorenvergleichen nur ein Beurteilungs-<br />
kriterium wie die Lieferzeit, der Einstandspreis oder die Beschaffungskosten heran-<br />
gezogen.<br />
3.1.1 Lieferzeitvergleich<br />
Steht der Einkäufer unter enormen Zeitdruck, wird er leicht zu Panikkäufen verleitet<br />
und die kürzeste Lieferzeit wird für ihn zum wichtigsten Entscheidungskriterium. Ei-<br />
nen wirklichen Einkaufserfolg kann man hier jedoch nicht verbuchen, da kurzfristig<br />
benötigte Bedarfsgüter oft sehr hohe Preisforderungen beinhalten.<br />
3.1.2 Preisvergleich<br />
Eine der weit verbreitetsten Methoden der Lieferantenauswahl ist der Preisvergleich.<br />
Die Aufgabe des Einkäufers ist es, die unterschiedlichen Preisnebenbedingungen<br />
der einzelnen Angebote auf eine einheitliche Preisbasis zu bringen, um eine Ver-<br />
gleichbarkeit möglich zu machen. Bei der Berechnung des Einstandspreises werden<br />
alle Kosten (Werkzeugkosten, Rabatte, Zölle usw.), die ausgabewirksam sind, be-<br />
rücksichtigt, bis sich die Ware im Werk des Käufers befindet. Nur den Einstandspreis<br />
zu ermitteln ist jedoch zu wenig. Ein wichtiger Punkt ist die Angemessenheit des<br />
Preises festzustellen. Der Nachteil dieses Vergleiches ist, dass der Preisvergleich<br />
nur zu einer optimalen Lieferantenauswahl führt, wenn die Qualität der Produkte, so-<br />
wie das Leistungsprofil der Anbieter sich auf einem vergleichbaren Niveau befinden.<br />
3.1.3 Kostenvergleich<br />
Kostenvergleichskonzepte wurden entwickelt um den Kritiken des Preisvergleichs<br />
entgegenwirken zu können. Beim Kostenvergleich werden nicht nur der Einstands-<br />
preis wie beim Preisvergleich berücksichtigt, sondern auch jene Kosten, die vom Be-<br />
10 Vgl. Strub, (1998), S.83 ff.<br />
8
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
schaffungsvorgang ausgelöst werden. Es werden mehrere Leistungsmerkmale bei<br />
der Beschaffung berücksichtigt und dies ist schon ein Schritt in Richtung Mehrfakto-<br />
renvergleich. Für eine vollständige Lieferantenbeurteilung ist aber auch diese Metho-<br />
de noch nicht ausreichend.<br />
3.1.4 Kritische Würdigung<br />
Da nur eine Beurteilungsgröße berücksichtigt wird gibt es folgende Nachteile:<br />
� Eine differenzierte Beurteilung der Lieferantenleistung findet nicht statt.<br />
� Es wird vom Produktanbieter am Beschaffungsmarkt nur ein hoher Erfüllungsgrad<br />
bei einem Entscheidungskriterium angestrebt.<br />
� Oft kommt es zu Fehlentscheidungen des richtigen Lieferanten.<br />
Der Einfaktorenvergleich ist jedoch trotz aller Kritik nicht zu verachten. Bei Beschaf-<br />
fungen mit geringem Einkaufsvolumen und einem niedrigen Versorgungsrisiko wäre<br />
es nicht sinnvoll viel Geld für teure Auswahlprozesse auszugeben, da diese Kosten<br />
oft dem Wert der einzukaufenden Güter übersteigen. Solche Methoden sollten nur<br />
verwendet werden, wenn der Nutzen größer ist als die Kosten.<br />
9
h<br />
o<br />
c<br />
h<br />
n<br />
i<br />
e<br />
d<br />
r<br />
i<br />
g<br />
Versorgungsrisiko<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Abbildung 3-1: Intensität der Lieferantenauswahl (Quelle: Strub 1998, S. 86)<br />
3.2 Mehrfaktorenvergleich<br />
Beim Mehrfaktorenvergleich wird nicht nur ein Kriterium beurteilt, sondern mehrere<br />
Faktoren bewertet. Dieses Verfahren ist zeitaufwendiger, jedoch liefert es genauere<br />
Ergebnisse. Jedes Unternehmen muss für sich selbst entscheiden, welche Beurtei-<br />
lungsmethode die geeignetste ist und somit zur Anwendung kommt.<br />
3.2.1 Beurteilungskriterien 11<br />
Bei dieser Methode bildet ein Kriterienkatalog die Basis der Lieferantenauswahl. Die<br />
einzelnen Entscheidungskriterien stellen die so genannten Bausteine des Auswahl-<br />
prozesses dar.<br />
Einfaktorenvergleichs-<br />
verfahren<br />
Der nachfolgende Kriterienkatalog orientiert sich an der Industrie. Dieser ist in vier<br />
Hauptgruppen mit dazugehörigen Untergruppen eingeteilt. Diese sind: Standort- und<br />
Umweltfaktoren, allgemeine Unternehmensdaten, unternehmenspolitische und pro-<br />
duktspezifische Faktoren.<br />
11 Vgl. Strub (1998), S. 88 ff.<br />
Mehrfaktorenvergleichs-<br />
verfahren<br />
gering hoch<br />
Einkaufsvolumen<br />
10
Kriterien der Lieferantenauswahl<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Standort- und Umweltfaktoren Rechts und Wirtschaftsordnung<br />
Marktstruktur<br />
Marktwachstum<br />
Allgemeine Unternehmensdaten Rechtsform<br />
geographische Lage usw.<br />
Kapitalausstattung<br />
Image<br />
Unabhängigkeit usw.<br />
Unternehmenspolitische Faktoren Konzernpolitik<br />
Gegengeschäfte<br />
personelle Verflechtungen<br />
gemeinsame Interessen<br />
Produktspezifische Faktoren Preis und Konditionen<br />
Termintreue und Flexibilität<br />
Qualitätsfähigkeit<br />
Service usw.<br />
Tabelle 3-1: Kriterienkatalog (Quelle: in Anlehnung an Strub 1998, S. 88 f.)<br />
Werden alle angeführten Parameter bei der Auswahl berücksichtigt, führt dies zu ho-<br />
hen Kosten der Informationsbeschaffung, zeitaufwendigen Auswahlprozessen und<br />
schwer überschaubaren Entscheidungsstrukturen. Wichtig ist hierbei, dass aus einer<br />
Vielzahl von Kriterien diejenigen ausgewählt und bewertet werden, die die Entschei-<br />
dungssituation charakterisieren ohne hohe Kosten und großen Zeitaufwand zu verur-<br />
sachen.<br />
Entscheidungsträger<br />
Im Prozess der Kriterienauswahl sollten mehrere Abteilungen involviert werden, da<br />
auch diese aus ihrer Sicht gewisse Anforderungen an den Lieferanten stellen kön-<br />
nen. Dadurch wird der Prozess nicht als einseitig gesehen, denn wenn nur z.B. der<br />
Materialwirtschaftsleiter die Festlegung vornimmt, verläuft der Prozess in eine einzige<br />
11
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Richtung. Werden mehrere Abteilungen in die Bewertung miteinbezogen, so ergeben<br />
sich folgende Vorteile:<br />
� Die Entscheidungsgrundlagen können nachvollzogen werden und subjektive Ein-<br />
flüsse werden in den Hintergrund gestellt.<br />
� Im Unternehmen werden die Lieferantenbestimmungen besser akzeptiert.<br />
Selektionsprinzipien<br />
� Einzelfallorientierte Festlegung der Entscheidungskriterien: Hier werden für jedes<br />
Beschaffungsobjekt eigene Auswahlfaktoren bestimmt. Positiv an dieser Methode<br />
ist, dass sich die speziellen Beschaffungssituationen mit allen Besonderheiten gut<br />
abbilden lassen. Es gibt bei diesem Verfahren jedoch auch gewisse Nachteile:<br />
� Der Entscheidungsprozess wird undurchsichtiger und dies mindert eine Ak-<br />
zeptanz im Unternehmen.<br />
� Das Verfahren ist sehr teuer und vor allem sehr zeitaufwendig.<br />
Trotz all dieser Nachteile ist dieses Verfahren manchmal unumgänglich. Aufgrund<br />
der Vielschichtigkeit der Entscheidungssituation kann sie bei der Beschaffung von<br />
Investitionsgütern sehr hilfreich sein. Dieses Verfahren ermöglicht den Unternehmen<br />
einen reibungslosen Übergang vom Einfaktorenvergleich zum Mehrfaktorenvergleich.<br />
� Generelle Festlegung der Entscheidungskriterien: Für einen einheitlichen Aus-<br />
wahlprozess legen sich sehr viele Unternehmen für den Kauf von Produktionsma-<br />
terialien einen einheitlichen Kriterienkatalog an, damit eine Einheitslieferantenbe-<br />
wertung entsteht und deren Parameter aus den Unternehmenszielen abgeleitet<br />
und gewichtet werden können. Je nachdem, ob ein Unternehmen eine Kostenfüh-<br />
rerschaft oder primär ein Umsatzwachstum anstrebt, gewinnen die verschiedens-<br />
ten Beurteilungsgrößen an Bedeutung. Eine einheitliche Vorgehensweise, eine<br />
einfache Nachprüfbarkeit der Entscheidungsfindung, sowie eine Sicherstellung,<br />
dass sich die Unternehmensziele in den Auswahlkriterien widerspiegeln, sind die<br />
12
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Vorteile eines einheitlichen Bewertungskataloges. Jedoch gibt es auch bei diesem<br />
Verfahren einige negative Punkte zu beachten:<br />
� Der Zusammenhang zwischen dem Lieferantenprofil und der technischen Kom-<br />
plexität der Beschaffungsteile wird in diesem Verfahren nicht beachtet. Es ist<br />
ein Unterschied, ob man genormte Teile oder komplexere Teile bestellt, denn<br />
hierbei sind unterschiedliche Forderungen an den Lieferanten zu stellen.<br />
� Werden die Entscheidungskriterien nur ausschließlich von den Unternehmens-<br />
zielen abgeleitet, so werden die beschaffungsmarktseitigen Kriterien vernach-<br />
lässigt. Die konkrete Lieferantenfestlegung wird sehr stark von den Vorgaben<br />
auf den Zuliefermärkten beeinflusst. Insbesondere von den Machtverhältnissen<br />
untereinander.<br />
� Situationsspezifische Festlegung der Entscheidungskriterien: Es ist ein Auswahl-<br />
verfahren zu kreieren, das die unterschiedlichen Bedingungen spezieller Beschaf-<br />
fungssituationen beachtet. Aufgrund dieser Bedingungen gibt es eine Methode,<br />
die häufig auftretende und typische Beschaffungsfallsituationen unterschiedlichen<br />
Szenarien zuordnet. Im darauf folgenden Schritt werden einheitliche Entschei-<br />
dungskriterien vorgegeben.<br />
� Portfolio-Konzept: Um spezifische Entscheidungskriterien zu erzeugen, wird oft-<br />
mals der Portfolio-Ansatz verwendet. Die zweidimensionale Portfolio-Matrix wird<br />
mit Hilfe von verwendeten Schlüsselfaktoren konstruiert. Es werden diverse Port-<br />
folios kreiert. Die Bekanntesten sind: die Marktmacht-Portfolio, die Risiko-Portfolio<br />
und die Versorgungsrisiko-ABC-Portfolio. Auf Marktmacht- und Risiko-Portfolio<br />
wird später im Kapitel Bewertungsverfahren genauer eingegangen.<br />
� Merkmalgestützte Kriterienauswahl: Als erstes werden die zu beschaffenden Gü-<br />
ter diversen Produktgruppen zugeordnet. Weiters werden für die Güterklassen<br />
gruppenspezifische Beschaffungsobjektziele identifiziert. Um dies zu erreichen<br />
sind Ausprägungen von Lieferantenmerkmalen und von Beurteilungskriterien er-<br />
forderlich.<br />
13
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Um die Beschaffungssituation beschreiben zu können, werden beschaffungssi-<br />
tuationsbestimmte Merkmale, wie z.B. die Marktstruktur, miteinbezogen. Aus die-<br />
ser Kombination von Beschaffungsobjektzielen und den situationsbestimmenden<br />
Merkmalen entstehen die relevanten Entscheidungskriterien.<br />
Durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten zwischen Beschaffungsobjektzielen<br />
und situationsbestimmenden Merkmalen ist die Auswahl der Kriterien sehr schwer<br />
nachvollziehbar.<br />
� Entscheidungsorientierte Kriterienauswahl: Bei diesem Auswahlverfahren werden<br />
vier bis sechs unternehmensindividuelle, typische Beschaffungsszenarien für Pro-<br />
duktionsmaterialen von einem Abnehmer beschrieben. Danach werden von ei-<br />
nem zusammengesetzten Team die gekennzeichneten Entscheidungskriterien je-<br />
des Beschaffungsszenarios selektiert und gewichtet. Aufgrund der festgeschrieb-<br />
nen Kriterien und Gewichtungen, wird die Bewertung der Lieferantenleistung un-<br />
mittelbar durchgeführt. Durch diese Aufbereitung der Daten ist es einem Unter-<br />
nehmen möglich, ohne großen Zeitaufwand die relativen Entscheidungskriterien<br />
nachvollziehbar festzulegen und zu gewichten.<br />
3.2.2 Bewertung der Lieferantenleistung 12<br />
Nachdem der Kriterienkatalog erstellt und die Entscheidungsfaktoren festgelegt sind,<br />
wird in diesem Schritt überprüft, ob die Lieferanten den gestellten Anforderungen<br />
entsprechen. Wenn nicht genau festgelegt wird, wer für die Beurteilung der Lieferan-<br />
ten zuständig ist und wie der Zielerreichungsgrad gemessen wird, können Probleme<br />
auftreten. Entscheiden die einzelnen Gruppen gemeinsam über die Verteilung der<br />
Bewertungskompetenzen, so kann man diesem Problem entgegenwirken.<br />
Messproblematik<br />
� Festlegung des Bewertungsmaßstabes: Der Bewertungsmaßstab gibt Auskunft<br />
über das Werturteil. Er gibt an, ob eine Leistung gut, durchschnittlich oder<br />
schlecht ist. Um eine interpersonelle Nachvollziehbarkeit garantieren zu können,<br />
12 Vgl. Strub (1998), S. 88 ff.<br />
14
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
sollte der Maßstab so genau als möglich definiert werden. Ziel ist es dass unter-<br />
schiedliche Beurteiler mit dem gleichen Sachverhalt zum gleichen Endergebnis<br />
gelangen.<br />
� Bewertung qualitativer Kriterien: Qualitative Größen lassen sich nur beschreiben<br />
und nicht messen. Somit ist eine objektive Messbarkeit des Zielerreichungsgra-<br />
des nicht möglich. Beispiele für qualitative Größen sind das Service oder das Ma-<br />
nagement eines Unternehmens. Die qualitativen Kriterien werden in numerische<br />
Werte transformiert, jedoch verlieren sie dadurch ihre ursprüngliche Identität. Die-<br />
se Übersetzung erfolgt meist durch Punktungsverfahren und dadurch ist es mög-<br />
lich, alle notwendigen Dimensionen des qualitativen Kriteriums zu erfassen und<br />
zu einem Wert zu verdichten.<br />
� Einschätzung der Leistungsfähigkeit von Neulieferanten: Bei Neulieferanten tritt<br />
eine doppelte Problematik auf, da sie durch die fehlenden Erfahrungswerte sehr<br />
zeitaufwendig sind und die Informationsbeschaffung oft sehr kostspielig ist. Auch<br />
die Angaben über potentielle Lieferanten sind nicht so aussagekräftig wie die<br />
selbst erhobenen Daten durch das Lieferantencontrolling. Dadurch kommt es<br />
häufig zur Vernachlässigung neuer Wettbewerber. Dies zeichnet sich besonders<br />
in der Automobilindustrie ab. In der Automobilbranche werden Aufträge an dieje-<br />
nigen Lieferanten weitergegeben, die bereits ähnliche Teile zur vollsten Zufrie-<br />
denheit geliefert haben. Die Automobilhersteller sind der Meinung, dass sie da-<br />
durch eine schnellere Produktentwicklung und geringere Kosten haben.<br />
3.2.3 Bewertungsverfahren<br />
Für die Lieferantenauswahl gibt es eine Vielzahl von Bewertungsverfahren. Jedes<br />
Unternehmen wählt dieses Verfahren, dass aufgrund ihrer Informationen, Datenbe-<br />
stand, sowie technischer Hilfsmittel am besten geeignet ist. 13<br />
Das Bewertungsverfahren muss auf das Unternehmen abgestimmt sein.<br />
13 Vgl. Strub (1998), S. 104<br />
15
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
In diesem Kapitel wird auf folgende zwei Bewertungsverfahren näher eingegangen:<br />
� Portfolio-Analyse (Marktmacht- und Risikoportfolio)<br />
� Dreidimensionale Lieferantenauswahl<br />
3.2.3.1 Portfolio-Analyse<br />
Der Begriff Portfolio stammt aus der finanztheoretischen Literatur. 14<br />
Wenn die Streuung der Lieferanten in zeitlicher, räumlicher und personeller Hinsicht<br />
Gegenstand der Auswahl sind, dann lässt sich der Begriff Portfolio auch auf die Lie-<br />
ferantenauswahl übertragen. Der Einkauf zeigt immer mehr Interesse an der Portfo-<br />
lio-Technik als Instrument der strategischen Beschaffungsplanung. Alle unterneh-<br />
mensinternen und -externen Einflussgrößen werden in der Portfolio-Analyse auf zwei<br />
Schlüsselbegriffe reduziert. Jedoch kann es dabei passieren, dass wichtige Größen<br />
nicht in die Bewertung mit einfließen oder vernachlässigt werden. Eine einheitliche<br />
Achsenbeschriftung der Portfolio-Matrix gibt es nicht, da durch unterschiedliche Dar-<br />
stellungen die unternehmensbezogenen Größen, den von der Umwelt bestimmten<br />
Größen gegenübergestellt werden. Das Ziel auf der Portfolio-Beschaffungsseite ist<br />
es, die Gefahren, die vom Beschaffungsmarkt ausgehen zu erfassen und die strate-<br />
gischen Chancen, die der Markt bietet, aufzuzeigen. 15<br />
Das Marktmacht-Porfolio in der Beschaffung<br />
Die Aufgabe dieses Portfolios ist es, herauszufinden, ob der Zulieferer oder der Ab-<br />
nehmer eine stärkere Marktposition hat oder ob das Kräfteverhältnis ziemlich ausge-<br />
glichen ist. Zur Messung der Marktposition bietet es sich an, die Einflussfaktoren auf<br />
die Angebotsmacht und Nachfragemacht zu ermitteln. In der Matrix werden die Stär-<br />
ken und Schwächen des Abnehmers, als auch des Zulieferers gegenübergestellt. 16<br />
14 Vgl. Mai (1982), S. 147<br />
15 Vgl. Harting (1994), S. 36<br />
16 Vgl. Harting (1994), S. 37 ff.<br />
16
hoch<br />
niedrig<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
niedrig hoch<br />
A<br />
Kategorie I<br />
Emanzipation<br />
Lieferant mit starker Marktposi-<br />
tion<br />
C<br />
Kategorie IV<br />
Anpassung und Selektion<br />
hier stehen sich schwache Ab-<br />
nehmer und schwache Zuliefe-<br />
rer gegenüber<br />
B<br />
Kategorie III<br />
Geschäftsfreunde<br />
einem marktmächtigen Abnehmer<br />
steht ein (mehrere) gleichmächtiger<br />
Zulieferer gegenüber<br />
D<br />
Kategorie II<br />
Chancenrealisierung<br />
Lieferant mit schwacher Marktposition<br />
Tabelle 3-2: Marktmacht-Portfolio (Quelle: Harting 1994, S. 40)<br />
Aus dieser Matrix lassen sich die Verhaltensmuster ableiten. 17<br />
Feld A: Die Emanzipationsstrategie: Bei dieser Strategie versucht man sich mit in-<br />
ternen und externen Maßnahmen vom Lieferanten loszulösen, bzw. die Ab-<br />
hängigkeit vom Lieferantenmarkt zu lösen und die interne Position zu stär-<br />
ken.<br />
Feld B: Die Geschäftsfreundestrategie: Hier stehen zwei Gleichmächtige gegenüber<br />
und können sich gegenseitig beeinflussen. Zulieferer und Abnehmer, beide<br />
werden die absatz- bzw. die beschaffungspolitischen Instrumente der<br />
Marktmacht und die Marktreaktionen des Partners verfolgen.<br />
17 Vgl. Harting (1994), S. 40 f.<br />
17
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Feld C: Die Anpassungs- und Selektions-Strategie: Bei dieser Strategie hat der Ab-<br />
nehmer nur die Möglichkeit, aus den potentiellen Lieferanten, den ihm am<br />
optimal erscheinenden Lieferanten auszuwählen und sich den Marktverhält-<br />
nissen anzupassen.<br />
Feld D: Die Chancenrealisierungsstrategie: Der Abnehmer hat hier die besten Chan-<br />
cen, Preise und Konditionen zu seinem Vorteil zu beeinflussen. Viel mehr<br />
kann er die Zulieferer dadurch zur Leistungssteigerung bringen und sie in ih-<br />
ren Handlungen beeinflussen.<br />
Risiko-Portfolio in der Beschaffung 18<br />
Die Formulierung der Beschaffungsstrategien wird durch das Risiko-Portfolio aufge-<br />
zeigt. Die Besonderheiten dieser Matrix sind die Auswahl der Kriterien für die Bewer-<br />
tung der Beschaffungsrisiken, die Konstruktion verschiedener Portfolio-Matrizen und<br />
unterschiedliche strategische Stoßrichtungen für spezielle Standardstrategien.<br />
Bei dieser Portfolio-Matrix wird davon ausgegangen, dass das Beschaffungsrisiko<br />
der abnehmenden Unternehmen von folgenden zwei Einflussgruppen bestimmt wird:<br />
� Den externen Risiken vom Beschaffungsmarkt<br />
Das Lieferantenausfallsrisiko und das Preisrisiko sind eng miteinander verbunden<br />
und lassen sich auf die gleichen Ursachen zurückführen. Diese Ursachen sind die<br />
Marktprämissen und die Marktsituation.<br />
Die Höhe der Marktrisiken wird von folgenden Punkten bestimmt:<br />
� Exportabhängigkeit<br />
� Ressourcen<br />
� Angebotsverknappung, Angebotskonzentration<br />
� Anzahl der Zulieferer<br />
� Recycling-Möglichkeit<br />
18 Vgl. Harting (1994), S. 41<br />
18
� Lieferantenzuverlässigkeit und<br />
� Logistik<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Die möglichen Beschaffungsrisiken können hier durch die Beschaffungsmarktfor-<br />
schung oder ein Beschaffungsfrühwarnsystem relativ rasch aufgedeckt werden.<br />
� Den Anfälligkeiten der Unternehmung gegenüber internen Versorgungsstörungen<br />
Welche Nachteile können für das Unternehmen entstehen, wenn es zu einem<br />
zeitweiligen oder völligem Lieferausfall kommt? Welche Fehlmengenkosten wer-<br />
den entstehen?<br />
3.2.3.2 Dreidimensionale Lieferantenauswahl 19<br />
Bei der dreidimensionalen Lieferantenauswahl werden die Entscheidungskriterien in<br />
exogene und endogene Faktoren, sowie auch die Leistungsfähigkeit der Lieferanten<br />
klassifiziert. Das Ziel ist es, rechtzeitig zu selektieren, um die Anbieter besser analy-<br />
sieren zu können und eine hohe Versorgungssicherheit garantiert werden kann. Die<br />
dreidimensionale Lieferantenauswahl lässt sich in folgende fünf Schritte unterglie-<br />
dern:<br />
Schritt 1: Analyse exogener Größen<br />
Hier werden die Versorgungsrisiken, die durch die Umwelt des Anbieters verursacht<br />
wurden, durchsichtig gemacht. Diese Bewertung erfolgt mittels eines Scoring-<br />
Modells. Bei diesem Scoring-Modell werden geringe Risiken mit einer niedrigen<br />
Punktezahl bewertet. Wenn der Index zwischen 1 und 2,25 liegt, wird das Versor-<br />
gungsrisiko als gering gesehen. Zahlen von 2,251 bis 3,5 beinhalten ein mittleres<br />
Risiko und bei Zahlen zwischen 3,51 und 5 besteht ein hohes Gefährdungspotenzial<br />
der Umwelt für die Liefersicherheit.<br />
19 Vgl. Strub (1998), S. 115 ff.<br />
19
Schritt 2: Analyse endogener Größen<br />
LIEFERANTENAUSWAHL<br />
Diese Größen sind vom Anbieter selbst beeinflussbare Parameter, welche zur Prü-<br />
fung der Lieferfähigkeit dienen und beziehen sich auf die allgemeine Unternehmens-<br />
situtation. Auch bei der Analyse endogener Größen wird ein Scoring-Modell verwen-<br />
det. Wie oben verweist auch hier ein niedriger Wert auf eine sichere Versorgung.<br />
Schritt 3: Ermittlung des Lieferrisikos<br />
Für diese Ermittlung werden die verschiedenen Risikoklassen der endogenen und<br />
der exogenen Einflussfaktoren in einer Risiko-Lieferfähigkeits-Matrix kombiniert. Es<br />
wird ein Gesamturteil geliefert, wobei man zwischen nicht kritisch, mittel kritisch und<br />
kritisch unterscheiden kann.<br />
Schritt 4: Analyse der produktspezifischen Leistungsfähigkeit<br />
Bei dieser Analyse werden hauptsächlich produktspezifische Kriterien bewertet. Die<br />
Ergebnisse lassen sich wiederum in die oben erwähnten Risikoklassen einteilen.<br />
Schritt 5: Lieferantenauswahl<br />
Dies ist der abschließende Punkt. Es wird das allgemeine Versorgungsrisiko mit der<br />
Leistungsfähigkeit des Lieferanten verknüpft. Das Ergebnis ist, dass die Lieferanten<br />
in A-, B- und C-Lieferanten eingeteilt werden. A-Lieferanten haben ein geringes Ver-<br />
sorgungsrisiko und eine gute produktspezifische Leistungsfähigkeit, B- und C-<br />
Lieferanten werden durch eine Risiko-Leistungsfähigkeits-Kombination genauer be-<br />
schrieben.<br />
20
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
4 LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
Seit Beginn des industriellen Zeitalters hat jedes Unternehmen, welches Waren und<br />
Dienstleistungen einkauft, den Wunsch, Lieferanten mittels Kennzahlen zu bewerten,<br />
um „gute“ von „schlechten“ Lieferanten unterscheiden zu können. 20<br />
Eine umfassende Lieferantenbewertung trägt sehr viel zum Unternehmenserfolg bei.<br />
Die Lieferantenbewertung sollte nicht nur einmalig durchgeführt werden, sondern im<br />
Laufe einer Partnerschaft ständig neu bewertet werden.<br />
Durch die Lieferantenbewertung werden die Leistungen der Lieferanten untereinan-<br />
der verglichen und die Entwicklung jedes Lieferanten kann aufgezeigt werden. Mit<br />
Hilfe der Lieferantenbewertung wird eine Prioritätenliste der Lieferanten erstellt und<br />
die Bewerber, die den Erwartungen entsprechen, der Reihe nach aufgelistet. Da jede<br />
Bewertung auf einer Gewichtung der verschiedenen Kriterien basiert, ist die Genau-<br />
igkeit der Daten eine wichtige Voraussetzung. Da jedes Unternehmen seine unter-<br />
schiedlichen Unternehmensziele und seine eigene historische Entwicklung hat, vari-<br />
iert diese Bewertung von Unternehmen zu Unternehmen. 21<br />
Im Rahmen der Lieferantenbewertung zeichnen sich folgende zwei Ansätze ab. Die<br />
Auswahl nach dem Angebotsvergleich und die Auswahl nach der ganzheitlichen Be-<br />
urteilung. Bei standardisierten Gütern mit einem geringen Beschaffungsrisiko genügt<br />
ein einfacher Angebotsvergleich, jedoch bei komplexen, anspruchsvolleren Gütern ist<br />
dies zu wenig. Hier muss eine ganzheitliche Beurteilung erfolgen. 22<br />
20 Vgl. o.V. (2004), S. 38<br />
21 Vgl. Harting (2004), S. 10 f.<br />
22 Vgl. Wagner (2002), S. 73 f.<br />
21
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
4.1 Terminologische Abgrenzung 23<br />
Da der Lieferant als Bezugsquelle von Gütern und Dienstleistungen gesehen wird, ist<br />
dadurch eine umfassende Lieferantenbewertung der potenziellen, sowie aktuellen<br />
Lieferanten notwendig. Ein wichtiger Punkt der Lieferantenbewertung ist zu überprü-<br />
fen, in wie fern sich der Lieferant dazu eignet, den Anforderungen der Unternehmung<br />
zu entsprechen. Die Selektion der Lieferanten, aber auch die ständige Überprüfung<br />
der Lieferleistung von bisherigen Lieferanten spielt eine wichtige Rolle in der Liefe-<br />
rantenbewertung. Unter Selektion der Lieferanten versteht man die Lieferantenaus-<br />
wahl, auf die im nächsten Kapitel genauer eingegangen wird. Die Überprüfung der<br />
Lieferleistung wird als Lieferantencontrolling bezeichnet. Lieferantenauswahl und –<br />
controlling beeinflussen sich gegenseitig.<br />
Im Vergleich zur Beschaffungsmarktforschung liefert das Lieferantencontrolling ge-<br />
nauere Informationen und ist eine bessere und geeignetere Informationsquelle. Der<br />
Abnehmer gewinnt die Informationen selbst aus der ständigen Zusammenarbeit mit<br />
dem Lieferanten, welches die Datenqualität um ein Vielfaches erhöht. Bei der Be-<br />
schaffungsmarktforschung stehen dem Einkäufer nur Veröffentlichungen, aber auch<br />
Referenzen als Informationsquelle zur Verfügung, aus denen er Rückschlüsse auf<br />
die Leistungsfähigkeit des Unternehmens ziehen kann.<br />
Nicht nur die Qualität der Informationen, sondern auch die Quantität ist beim Liefe-<br />
rantencontrolling umfangreicher als dies in der Beschaffungsmarktforschung möglich<br />
ist, da die permanenten Beziehungen zwischen Lieferant und Abnehmer intensivere<br />
Einblicke ermöglichen. Um ein umfassendes und genaues Lieferantenbild zu erhal-<br />
ten ist es sinnvoll, das Lieferantencontrolling und die Beschaffungsmarktforschungs-<br />
aktivitäten zusammen zu führen, da sich die Auskünfte des Lieferantencontrollings<br />
nur auf die Vergangenheit und gegenwärtige Lieferanten beziehen. Für die Ermitt-<br />
lung des Zielerreichungsgrades sollten im Lieferantencontrolling dieselben Bewer-<br />
tungsverfahren, Messmethoden wie in der Lieferantenauswahl verwendet werden.<br />
23 Vgl. Strub (1998), S. 80 f.<br />
22
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
Beschaffungsmarktforschung: Lieferantenpotential<br />
Abbildung 4-1: Regelkreis der Lieferantenbewertung (Quelle: Strub 1998, S. 81)<br />
4.2 Notwendigkeiten der Lieferantenbewertung<br />
Auf keinen Fall sollte man die Lieferantenbeurteilung dem Zufall überlassen, da dies<br />
zu einem sehr großen Risiko für das Unternehmen werden kann. Eine objektive Be-<br />
urteilung der Lieferanten sollte angestrebt werden, welches in der Praxis jedoch nicht<br />
immer möglich ist. 24<br />
Eine Lieferantenbewertung ist notwendig um herausfinden zu können, ob der Liefe-<br />
rant zuverlässig und für das Unternehmen geeignet ist. Weiß ein Lieferant, dass er<br />
bewertet wird, so bekommt er die Möglichkeit zu zeigen, warum er der „richtige“ Lie-<br />
ferant für das Unternehmen ist.<br />
24 Vgl. Wagner (2002), S. 75<br />
Lieferantenauswahl<br />
Neulieferant Altlieferant<br />
neues altes<br />
Produkt Produkt<br />
Lieferant<br />
Lieferantencontrolling<br />
23
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
4.3 Methoden der Lieferantenbewertung 25<br />
Die wichtigsten Methoden sind:<br />
� Das Punktungsverfahren<br />
� Das Notensystem<br />
� Das Quotientenverfahren<br />
� Das Kennzahlenverfahren<br />
� Die Lieferantenprofile<br />
� Die Koeffizientenverfahren<br />
� Die Punkt-Bewertungssysteme und<br />
� die Checklisten<br />
Bei den oben angeführten Methoden bewertet man die Leistung der Lieferanten mit<br />
einer vorgegebenen Zahl von Kriterien.<br />
Der erste Schritt der Bewertung ist somit die Auswahl der Kriterien. Die dominantes-<br />
ten Kriterien sind die Qualität, der Preis, die Zuverlässigkeit und die Lieferzeit. Nach-<br />
folgend werden einige Verfahren kurz beschrieben.<br />
4.3.1 Punktungsverfahren<br />
Die ausgewählten Vergleichsfaktoren werden beim Punktungsverfahren mit Punkten<br />
zwischen 1 und 10 bewertet. Eine gute Leistung erhält eine hohe Punktezahl und<br />
eine schlechte Leistung eine niedrige.<br />
4.3.2 3-Punkte-Bewertungsverfahren<br />
Bei diesem Verfahren nimmt man vier Bewertungsfaktoren und bewertet sie nach 3<br />
Punkten. Der Maßstab dafür sieht folgendermaßen aus:<br />
25 Vgl. Harting (1994), S. 145 ff.<br />
24
� Plus 1 = gut<br />
� Minus 1 = schlecht<br />
� Neutral 0 = durchschnittlich<br />
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
Alle 4 Faktoren werden mit diesem Maßstab beurteilt. Daraus ergibt sich ein Durch-<br />
schnitt der Gesamtzusammenstellung aller Faktoren. Wird diese Einschätzung<br />
mehrmals jährlich durchgeführt, kann man am Ende des Jahres sehen, ob die Be-<br />
wertung des Lieferanten positiv oder negativ ist.<br />
Das 3-Punkte-Bewertungssystem ist relativ rasch und einfach durch zuführen, jedoch<br />
ist es ungenau, da eine exakte Bewertung nicht möglich ist.<br />
4.3.3 Kennzahlenverfahren<br />
Bei den meisten Kennzahlenverfahren trennt man die Bewertung der zu beschaffen-<br />
den Artikel und die Bewertung des Lieferanten. Die Bewertung der zu beschaffenden<br />
Artikel konzentriert sich auf die Einstandspreise. Bei der Bewertung der Lieferanten<br />
werden Kennzahlen verwendet, die aus sich aus mehreren Vergleichsfaktoren zu-<br />
sammensetzen.<br />
Die Grundlage der Lieferantenkennzahlensysteme ist meistens der Wert 1,00. Bei<br />
schlechten Leistungen werden Punkte zu diesem Wert addiert und bei guten Leis-<br />
tungen subtrahiert. Der Vergleichspreis setzt sich aus dem Produkt vom Einstands-<br />
preis der zu beschaffenden Artikel und der Lieferantenkennzahl zusammen.<br />
Dieses Verfahren ist jedoch für Neuanbieter nicht tauglich, da alle Anbieter mit den-<br />
selben Vergleichsfaktoren verglichen werden und somit Stärken und Schwächen<br />
nicht erkannt werden können.<br />
25
4.3.4 Lieferantenprofile<br />
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
Hierbei handelt es sich um grafische Darstellungen, die die Stärken und Schwächen<br />
besser aufzeigen. Beim Lieferantenprofil bezieht man nicht nur die Lieferantenanga-<br />
ben, sondern auch die Erkenntnisse bei der Bestellentscheidung mit ein. Durch ein-<br />
kaufs- oder unternehmenspolitischen Faktoren ist oft eine Gewichtung notwendig.<br />
Diese Faktorengewichtung erfolgt durch Koeffizienten.<br />
4.3.5 100-Punkte-Bewertungssystem<br />
Bei diesem System werden die Faktoren Qualität, Preis, Termin und Service bewer-<br />
tet. Jeder dieser Faktoren bekommt als Ausgangsbasis 25 Punkte, dies ergibt in<br />
Summe 100 Punkte. Je nach Marktsituation kann die Bewertung der einzelnen Fak-<br />
toren variieren und eine Anpassung an die Marktsituation ist somit von Vorteil. Die<br />
Gesamtpunktezahl von 100 muss immer gegeben sein. Bekommt ein Faktor mehr als<br />
25 Punkte, so muss ein anderer Faktor mit weniger als 25 Punkten bewertet werden.<br />
Jeder einzelne Faktor wird mit einer Bewertungsmatrix beurteilt. Auch die Zahlen der<br />
Matrix können verändert werden. Eine Bewertungsmatrix hat folgendes Aussehen:<br />
Bewertung Punkte<br />
Ausgezeichnet 96-100<br />
Gut 81-95<br />
Genügend 71-80<br />
Ungenügend 61-70<br />
Lieferant ausgliedern unter 61<br />
Tabelle 4-1: Bewertungsschema I (Quelle: Harting 1994, S. 151)<br />
Damit der Lieferant nicht in die Kategorie genügend fällt, darf die Punkteanzahl von<br />
20 bei der Gutklassierung nicht unterschritten werden, auch wenn er insgesamt über<br />
80 Punkte erreicht hätte.<br />
26
4.3.6 Prozent-Bewertungsverfahren<br />
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
Die Faktorenbewertung erfolgt in Prozent und wird mit der Faktorenpunktezahl mul-<br />
tipliziert. Die Faktoren Qualität, Preis, Termin und Service erhalten wieder jeweils 25<br />
Punkte und werden mit der prozentuellen Erfüllung multipliziert. Die Erfüllung der<br />
Faktoren wird an die Marktsituation angepasst und neu definiert. Für eine Gesamt-<br />
bewertung addiert man alle Punkte.<br />
Bewertung Faktoren Einzeln Faktoren Total<br />
Ausgezeichnet 24-25 96-100<br />
Gut 21-23 81-95<br />
Genügend 17-20 71-80<br />
Ungenügend unter 17 unter 61<br />
Tabelle 4-2: Bewertungsschema II (Quelle: Harting 1994, S. 153)<br />
4.3.7 Langfristige Leistungsbeobachtung des Lieferanten<br />
Die Punkt-Bewertung, als auch die Prozent-Bewertung erfolgt für jeden Lieferanten<br />
einzeln. Diese Einzelbewertungen werden z.B. ein Jahr lang gesammelt. Von diesen<br />
Sammlungen wird dann der Durchschnitt errechnet, um einen Lieferanten über einen<br />
längeren Zeitraum beobachten zu können.<br />
4.3.8 Checklistenverfahren<br />
Bei diesem Verfahren werden die relevanten Bewertungsfaktoren aufgelistet und die<br />
Leistungen der Zulieferer darauf überprüft, ob bzw. in wie weit sie den aufgelisteten<br />
Leistungen entsprechen. Punkt für Punkt wird in diesem Fragekatalog abgearbeitet,<br />
um Bewertungsfaktoren mit kritischen Aspekten in einzelne Teilschritte zerlegen zu<br />
können. Im Rahmen dieser Bewertungs-Methode wird zwischen unerlässlichen und<br />
erlässlichen Faktoren unterschieden. Nur jene Zulieferer, die alle unerlässlichen Fak-<br />
27
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
toren erfüllen, haben die Chance im Zulieferkreis zu bleiben. Durch das Checklisten-<br />
verfahren werden auch positive Lieferantenentwicklungen aufgezeigt.<br />
4.4 Lieferantenkontrollsysteme mittels Indizes 26<br />
Mit diesem Kontrollsystem soll erreicht werden, dass die Zuverlässigkeit und die<br />
Leistung der Lieferanten im Zeitablauf überwacht werden.<br />
Auch bei der Lieferzuverlässigkeit gibt es Unterteilungen. Sie lässt sich wie folgt ein-<br />
teilen:<br />
� Qualitätszuverlässigkeit<br />
� Terminzuverlässigkeit<br />
� Mengenzuverlässigkeit<br />
� Preiszuverlässigkeit<br />
� Gesamtzuverlässigkeit<br />
4.4.1 Qualitätszuverlässigkeit<br />
Für die Lieferantenbewertung ist die Produktqualität der wichtigste Bestimmungsfak-<br />
tor. Um diese Produktqualität vom Zulieferer fordern zu können, ist es notwendig,<br />
dass alle Unternehmensbereiche zusammen arbeiten. Die Technik und die Produkti-<br />
on legen gemeinsam das Qualitätsniveau für die zu beschaffenden Güter fest.<br />
Die Qualitätszuverlässigkeit trifft eine Aussage darüber, inwieweit der Lieferant die<br />
geschäftlichen Vereinbarungen einhält. Um eine qualifizierte Aussage darüber treffen<br />
zu können, ist es sinnvoll die auftretenden Qualitätsfehler festzustellen. Auch hier<br />
erfolgt wieder eine Gewichtung für die Qualitätsklassen.<br />
26 Vgl. Harting (1994), S. 201 ff.<br />
28
4.4.2 Terminzuverlässigkeit<br />
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
Die Terminzuverlässigkeit misst den Unterschied zwischen dem vereinbarten und<br />
dem tatsächlichen Lieferzeitpunkt. Bei der Gewichtung werden nicht nur Lieferungen,<br />
die nach dem vereinbarten Termin geliefert wurden, sondern auch jene die zu früh<br />
eingetroffen sind, bewertet.<br />
4.4.3 Mengenzuverlässigkeit<br />
Für die Gewichtung berechnet man den Unterschied der gelieferten zur bestellten<br />
Liefermenge. Dies bestimmt die Lieferzuverlässigkeit des Lieferanten. Mindermen-<br />
gen, aber auch Übermengen verursachen hohe Lager- und Kapitalkosten und wer-<br />
den dadurch negativ bewertet.<br />
4.4.4 Preiszuverlässigkeit<br />
Die Preiszuverlässigkeit überprüft die Preistreue des Lieferanten, d.h. wie er sich am<br />
Tag der Lieferung an die am Stichtag genannten Preise hält. Auch wenn der Be-<br />
schaffungspreis alleine nicht aussagekräftig ist, muss er einer Analyse unterzogen<br />
werden.<br />
4.4.5 Gesamtzulässigkeit<br />
Alle vier Zuverlässigkeiten zusammen bilden den Gesamtzuverlässigkeitsindex. Der<br />
Mittelwert dieses Index gibt an, wie zuverlässig ein Lieferant ist. Eine hohe Lieferzu-<br />
verlässigkeit ist dann gegeben, wenn der Quotient zwischen 1 und 2,25 liegt. Eine<br />
unzureichende Lieferzuverlässigkeit ist ab einem Wert von 3,51 gegeben. Die Be-<br />
rechnung wird in regelmäßigen Abständen durchgeführt und die Ergebnisse werden<br />
allen Zulieferern sofort mitgeteilt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich von ihren<br />
Mitbewerbern abzusetzen.<br />
29
LIEFERANTENBEWERTUNG<br />
4.5 Ziele der Lieferantenbewertung 27<br />
� Eine Auswahl der besten Lieferanten treffen.<br />
� Die Lieferantenstruktur und -anzahl gemäß den Zielsetzungen des Abnehmers zu<br />
optimieren.<br />
� Die Lieferantenbeziehung durch eine mitlaufende Kontrolle der Lieferleistung der<br />
Lieferanten steuern.<br />
� Pflege und Entwicklung der Lieferantenbeziehung, um die Leistungsfähigkeit des<br />
Lieferanten zu erhalten bzw. zu steigern.<br />
� Eine Gestaltung objektiver und transparenter Entscheidungsprozesse vornehmen.<br />
� Auf die Erhaltung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Abnehmers achten.<br />
� Die Materialversorgung sichern.<br />
Die aufgezählten Ziele zeigen, wie wichtig es ist eine Lieferantenbewertung durchzu-<br />
führen und bieten den Leitfaden für eine erfolgreiche Bewertung.<br />
27 Vgl. Strub (1998), S. 82 f.<br />
30
LIEFERANTENENTWICKLUNG UND BESCHAFFUNGSTRENDS<br />
5 LIEFERANTENENTWICKLUNG UND<br />
BESCHAFFUNGSTRENDS 28<br />
Auf das Thema Lieferantenentwicklung wird nur kurz eingegangen.<br />
Durch die Lieferantenentwicklung werden völlig neue Beschaffungsquellen aufge-<br />
baut. Dadurch wird die Anbieterseite durch den Beschaffer stark beeinflusst. Je mehr<br />
Anbieter sich in einem Beschaffungsmarkt befinden, umso größer wird die Wettbe-<br />
werbsintensität.<br />
Die Beweggründe für eine Lieferantenentwicklung können sehr unterschiedlich sein.<br />
Eine Notwendigkeit besteht auf alle Fälle, wenn noch kein potenzieller Partner für<br />
das gewünschte Objekt besteht. Andere Gründe sind z. B.: die Lieferanten zeigen<br />
kein Interesse an dieser Geschäftsverbindung oder die potenziellen Lieferanten sind<br />
zwar vorhanden, aber viel zu teuer. Die Planung der Lieferantenentwicklung lässt<br />
sich in drei Phasen unterteilen:<br />
� Die Suchphase: Hier werden zuerst alle Anbieter ermittelt, die für die Entwick-<br />
lungsmaßnahme in Frage kommen. Dies ist eine wesentliche Aufgabe der Be-<br />
schaffungsmarktforschung.<br />
� Die Auswahlphase: In dieser Phase werden Vorverhandlungen mit den ausge-<br />
wählten Lieferanten geführt. Es wird versucht, den Anbieter herauszufinden, der<br />
das meiste Beschaffungspotenzial aufweist und der zu einer langfristigen Zu-<br />
sammenarbeit bereit ist.<br />
� Die Entwicklungsphase: Sie beschreibt jene Maßnahmen, die zur Qualifizierung<br />
des Unternehmens für eine leistungsfähige Lieferantenquelle dienen. Dies kann<br />
oft mit einem großen zeitlichen Aufwand verbunden sein, da sich dieser nach der<br />
Kompliziertheit und Neuartigkeit der Beschaffungsobjekte richtet.<br />
28 Vgl. Arnold (1995), S. 182 ff.<br />
31
LIEFERANTENENTWICKLUNG UND BESCHAFFUNGSTRENDS<br />
Nachfolgend werden die Lieferantentage und die Lieferanteneinbeziehung in der Ent-<br />
wicklung kurz beschrieben.<br />
5.1 Lieferantentage und Lieferantenseminare 29<br />
Bei diesen Lieferantentagen handelt es sich um Veranstaltungen mit Marktpartnern,<br />
um gegenseitige Verhaltensweisen abzustimmen.<br />
Es gibt zum einen eine Einkaufsveranstaltung mit einem wichtigen Lieferanten und<br />
zum anderen ein Einkaufsseminar, zu dem mehrere Lieferanten gleichzeitig eingela-<br />
den werden. Lieferantentage werden normalerweise nur für Lieferanten abgehalten,<br />
bei denen der Beschaffer einen sehr großen Teil seines Beschaffungsvolumens ein-<br />
kauft. Dadurch, dass der Lieferantentag nur für einen speziellen Kunden gemacht<br />
wird, ist ein besserer Informationsaustausch möglich. Das Unternehmen teilt dem<br />
Lieferanten seine Zukunftspläne, die Beschaffungspolitik und die gewünschten Er-<br />
wartungen, die an den Lieferanten gestellt werden, mit. Der Anbieter bekommt je-<br />
doch auch die Möglichkeit seine Neuheiten, Strategien und Vorstellungen dem Un-<br />
ternehmen vorzustellen. Oft werden auch lieferantenspezifische Probleme bespro-<br />
chen. Im Vordergrund steht das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Ge-<br />
schäftspartnern.<br />
Das Ziel ist es, die partnerschaftliche Beziehung zueinander zu intensivieren. Um auf<br />
beiden Seiten erfolgreich zu sein, ist es notwendig, sehr intensiv zusammen zu arbei-<br />
ten und zu kooperieren.<br />
5.2 Lieferanteneinbeziehung in die Konstruktion der Entwicklung 30<br />
Durch die Integration der Beschaffung in die Logistik werden positive Einflussfakto-<br />
ren von außen auf das Unternehmen gelenkt. Diese sind z.B.: Kreativität, Innovati-<br />
onsfähigkeit sowie das Know How des Lieferanten. Das Beschaffungs Know How ist<br />
die sogenannte Drehscheibe zwischen Lieferant und Produktion. Die Kostensituation<br />
29 Vgl. Bichler/Krohn (2001), S. 46<br />
30 Vgl. Bichler/Krohn (2001), S. 50<br />
32
LIEFERANTENENTWICKLUNG UND BESCHAFFUNGSTRENDS<br />
beider Partner wird durch eine intensive Zusammenarbeit stark verbessert. Die Ent-<br />
wicklungskosten steigen und die Produktlebenszyklen verkürzen sich. Ein Ansatz der<br />
Entwicklung ist es, bei Eigenfertigungs- und Zukaufsteilen eine verstärkte Zusam-<br />
menarbeit mit dem Lieferanten einzugehen.<br />
Durch diese Zusammenarbeit kommt es für den Abnehmer zur Kostenreduktion im<br />
Bereich der Forschung und Entwicklung sowie zur Früherkennung von fehlerhaften<br />
Entwicklungstendenzen.<br />
33
6 SCHLUSSBETRACHTUNG<br />
SCHLUSSBETRACHTUNG<br />
Wie aus der Arbeit ersichtlich, ist das das Lieferantenmanagement für ein Unterneh-<br />
men von großer Bedeutung. Desto besser das Lieferantenmanagement ist, umso<br />
mehr kann an Kosten eingespart werden.<br />
Bei der Lieferantenauswahl ist es wichtig zwischen dem Einfaktoren- und Mehrfakto-<br />
renvergleich zu unterscheiden. Beim Einfaktorenvergleich wird nur ein Faktor als Be-<br />
urteilungskriterium verwendet und weist dadurch nicht so genaue Ergebnisse wie der<br />
Mehrfaktorenvergleich auf. Der Mehrfaktorenvergleich ist zeitaufwendiger, hat jedoch<br />
auf das Unternehmen nur positive Auswirkungen. Genauer beschrieben wurden fol-<br />
gende drei Bewertungsverfahren: Die Markmacht-Portfolio, die Risiko-Portfolio und<br />
die dreidimensionale Lieferantenauswahl, welche sehr entscheidend sind.<br />
Das vierte Kapitel meiner Arbeit beschäftigt sich mit der Lieferantenbewertung. Bei<br />
der Lieferantenbewertung werden die Leistungen der Lieferanten bewertet. Ein An-<br />
gebotsvergleich ist nicht ausreichend, dadurch erfolgt zusätzlich eine ganzheitliche<br />
Beurteilung des Lieferanten. Die Lieferanten werden wieder mittels Verfahren wie<br />
z.B. das Punktungsverfahren oder das Checklistenverfahren beurteilt. Die Lieferan-<br />
tenkontrollsysteme spielen auch eine Rolle in der Lieferantenbewertung. Mit diesen<br />
Kontrollsystemen überprüft man, ob sich der Zulieferer an die Vereinbarungen hält.<br />
Die Lieferantenentwicklung ist von sehr großer Bedeutung für ein Unternehmen. Je-<br />
des Unternehmen sollte immer über die neuesten Beschaffungstrends bescheid wis-<br />
sen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Lieferanten im Bereich Forschung und<br />
Entwicklung ist für beide Seiten von großem Interesse, da nicht nur die Kosten geteilt<br />
werden, sonder auch das Know-How.<br />
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L<strong>IT</strong>ERATURVERZEICHNIS<br />
L<strong>IT</strong>ERATURVERZEICHNIS<br />
Bichler, Klaus/Krohn Ralf (2001): Beschaffungs- und Lagerwirtschaft, 8. Aufl.,<br />
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 2001.<br />
Harting, Detlef (1994): Lieferanten-Wertanalyse, 2. Aufl., Schäffer-Poeschel Verlag<br />
für Wirtschaft, Stuttgart 1994.<br />
Mai, Annemarie (1982): Lieferantenwahl, 1. Aufl., Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am<br />
Main, 1982.<br />
Olfert, Klaus (2002): Materialwirtschaft, 10. Aufl., Friedrich Kiehl Verlag GmbH,<br />
Ludwigshafen, 2002.<br />
O.V. (2005): Operatives Lieferantenmanagement (Teil 1) Lieferanten unter der Lupe,<br />
in: BA Beschaffung aktuell, Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH, 2005,<br />
Nr. 11, S. 72.<br />
O.V. (2004): Lieferantenbewertung für Einsteiger und Fortgeschrittene Schwachstel-<br />
len erkennen, in: Quality Engineering, Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
2004, Nr. 3, S. 38.<br />
Strub, Manfred (1998): Das große Handbuch Einkaufs- und Beschaffungsmanage-<br />
ment, 1. Aufl., Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech, 1998.<br />
Thaler, Klaus (2001): Supply Chain Management, 3. Aufl., Fortis-Verlag, Wien 2001.<br />
Wagner, Stephan M. (2002): Lieferantenmanagement, 1. Aufl., Carl Hanser Verlag,<br />
Wien, 2002.<br />
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