Schullandheime in der Statistik - Verband Deutscher ...
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<strong>Schullandheime</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong><br />
Manfred Vogel<br />
Den e<strong>in</strong>en fasz<strong>in</strong>ieren statistische Zusammenstellungen,<br />
dem an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d<br />
sie höchst langweilig. In jedem Fall<br />
jedoch spiegeln sie Entwicklung und<br />
Schicksal <strong>der</strong>er wi<strong>der</strong>, die h<strong>in</strong>ter den<br />
Zahlen stecken.<br />
1925 bis 1933<br />
Am 6./7. Oktober 1925 gründete sich<br />
die organisierte Schullandheimbewegung<br />
als Reichsbund <strong>der</strong> deutschen<br />
<strong>Schullandheime</strong> e.V. Es waren damals<br />
71 Personen, die die Träger <strong>der</strong><br />
<strong>Schullandheime</strong> repräsentierten. Die<br />
Neuaufnahme hielt sich <strong>in</strong> den beiden<br />
ers-ten Jahren <strong>in</strong> Grenzen. Die Zahl<br />
<strong>der</strong> <strong>Schullandheime</strong> hatte sich nur um<br />
vierzehn erhöht.<br />
Erst als im Oktober 1927 die erste Ausgabe<br />
<strong>der</strong> ’Mitteilungen’ erschien, sahen<br />
sich offensichtlich viele Träger veranlasst,<br />
den Reichsbund zu unterstützen<br />
und ihm beizutreten. Durch<br />
die Zeitschrift, die – zunächst nur –<br />
’bei Bedarf’ ersche<strong>in</strong>en sollte, wurde<br />
nicht nur dargelegt, wie sich <strong>der</strong><br />
„Schullandheimgedanke <strong>in</strong> das öffentliche<br />
Schulwesen“ (Sahrhage) e<strong>in</strong>fügen<br />
lässt,son<strong>der</strong>n die für die <strong>Schullandheime</strong><br />
Verantwortlichen erhielten<br />
ganz praktische H<strong>in</strong>weise zu steuerrechtlichen<br />
und versicherungsrechtlichen<br />
Fragen, Empfehlungen, wie<br />
man das Wirtschaftspersonal während<br />
<strong>der</strong> belegfreien Zeiten beschäftigen<br />
kann, Tipps, wie man Fahrpreisermäßigungen<br />
bei <strong>der</strong> Reichsbahn,<br />
Zuschüsse bei Heimbauten und Gel<strong>der</strong><br />
zur F<strong>in</strong>anzierung von Freiplätzen<br />
für bedürftige K<strong>in</strong><strong>der</strong> erlangen kann und<br />
die Erläuterung von Rechtsvorschriften<br />
zur Beurlaubung von Konfirmanden<br />
für Schullandheimaufenthalte.<br />
Dies und – natürlich – Erfahrungsberichte<br />
über die gegenüber dem Unterricht<br />
<strong>in</strong> den Schulen so an<strong>der</strong>s gestaltete<br />
Schullandheimarbeit s<strong>in</strong>d wohl die<br />
Hauptgründe, dass die Zahl <strong>der</strong> im<br />
Reichsbund organisierten <strong>Schullandheime</strong><br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten zwei<br />
Jahre um 146 % anstieg.<br />
Die <strong>Verband</strong>szeitschrift als Mitteilungsorgan<br />
und damit B<strong>in</strong>deglied für<br />
die Mit-glie<strong>der</strong>!<br />
Vergleicht man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit die<br />
Zahlen, so zeigen sich gewisse Differenzen.<br />
Die s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal dar<strong>in</strong> zu suchen,<br />
dass als Erfassungszeitpunkt<br />
beispielsweise <strong>der</strong> erste o<strong>der</strong> <strong>der</strong> letzte<br />
Monat e<strong>in</strong>es Jahres gewählt wurde,<br />
dass schullandheimähnliche Zeltlager<br />
mitgezählt o<strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong>gerechnet<br />
wurden und dass – später vor allem<br />
bei <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Bettenzahlen –<br />
Betten <strong>in</strong> ausgesprochenen Sommerquartieren,<br />
also <strong>in</strong> nicht heizbaren Räumen,<br />
<strong>in</strong> dem Zahlenwerk nicht erfasst<br />
wurden.<br />
1933 bis 1945<br />
Die Zahl <strong>der</strong> <strong>Schullandheime</strong> blieb <strong>in</strong><br />
den ersten Jahren des ’Dritten Reiches’<br />
nahezu konstant. Die obige These<br />
des B<strong>in</strong>degliedes e<strong>in</strong>er <strong>Verband</strong>szeitschrift<br />
schien sich zu bestätigen;<br />
denn <strong>der</strong> Reichsbund musste die Herausgabe<br />
<strong>der</strong> ’Mitteilungen’ Ende 1934<br />
e<strong>in</strong>stellen.Die Mitglie<strong>der</strong>zahl stieg erst<br />
1
wie<strong>der</strong>, als die Zeitschrift – nunmehr<br />
herausgegeben von dem ’Reichssachbearbeiter<br />
im Hauptamt für Erzieher’<br />
Dr. Rudolf Nicolai – im März 1936<br />
wie<strong>der</strong>, und zwar sogar als Monatszeitschrift,<br />
ersche<strong>in</strong>en durfte.<br />
Im Jahre 1939 wurden 378 und im März<br />
1943 sogar 430 <strong>Schullandheime</strong> registriert,<br />
e<strong>in</strong>e Zahl, die später – im Jahre<br />
1994 – nur e<strong>in</strong>mal kurzfristig überschritten<br />
werden sollte.<br />
Es mag dah<strong>in</strong>gestellt se<strong>in</strong>. Hatten die<br />
recht zahlreichen pädagogischen Beiträge<br />
<strong>in</strong> den neuen ’Mitteilungen’, die<br />
heute teilweise anachronistisch – ’die<br />
erste gemischte Landschulklasse im<br />
Schullandheim’ –, teilweise aber auch<br />
recht mo<strong>der</strong>n – ’Hygieneerziehung im<br />
Schullandheim’, Vorgeschichtsforschung<br />
mit Spaten und W<strong>in</strong>kelmesser’,<br />
’Hörspielerstellung: „Hier Hoisdorf<br />
auf Welle 1001,5“’ – anmuten, die Errichtung<br />
von <strong>Schullandheime</strong>n forciert?<br />
O<strong>der</strong> hatte die durch Flaggenparade,<br />
Frühsport – den es <strong>in</strong> <strong>Schullandheime</strong>n<br />
auch schon vor 1933 gegeben hatte –,<br />
vormilitärische Geländeübungen, H<strong>in</strong><strong>der</strong>nislauf<br />
und Kle<strong>in</strong>kaliberschießen<br />
’angereicherte’ Pädagogik zur Verlagerung<br />
des Unterrichts <strong>in</strong> die <strong>Schullandheime</strong>,<br />
wie die Älteren von uns sie<br />
nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Bombenangriffe auf<br />
deutsche Städte <strong>in</strong> den Lagern <strong>der</strong> ’Erweiterten<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>landverschickung’ erlebt<br />
hatten, zur Steigerung <strong>der</strong> Zahl<br />
<strong>der</strong> <strong>Schullandheime</strong> – und späteren<br />
KLV-Lager – beigetragen?<br />
Waren – um es an<strong>der</strong>s auszudrücken<br />
– die Pädagogen jener Zeit überzeugt,<br />
dass das Schullandheim e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s<br />
gute Basis für die <strong>in</strong>tensive Erziehung<br />
im nationalsozialistischen S<strong>in</strong>ne<br />
anbot, o<strong>der</strong> hatten sie im Gegenteil<br />
<strong>in</strong> ihrem Schullandheim e<strong>in</strong>e Nische<br />
gefunden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie unabhängig<br />
von dem permanenten HJ-Dienst zu<br />
Hause (noch) – um es mo<strong>der</strong>n aus-<br />
2
zudrücken – projektorientiert arbeiten<br />
konnten?<br />
Diese Frage wird sich allgeme<strong>in</strong> nie<br />
und höchstens im Individualfall beantworten<br />
lassen.<br />
1945 bis 1970<br />
Von den 207 <strong>Schullandheime</strong>n auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> späteren Bundesrepublik<br />
lassen sich im Jahre 1947 lediglich<br />
116 Häuser nachweisen. An<strong>der</strong>e<br />
<strong>Schullandheime</strong> waren nach <strong>der</strong> Kapitulation<br />
als Notunterkünfte, Hilfslazarette,<br />
Fremdarbeiterlager und Behelfssanatorien<br />
zweckentfremdet und<br />
mussten von den Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> teilweise<br />
ermüden<strong>der</strong> und zermürben<strong>der</strong> Arbeit<br />
zurückgefor<strong>der</strong>t werden. Bei <strong>der</strong><br />
offiziellen Wie<strong>der</strong>gründung des Vere<strong>in</strong>s<br />
als <strong>Verband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Schullandheime</strong><br />
e. V. im Oktober 1950 –<br />
<strong>der</strong> Beschluss dazu war bereits am<br />
7. Juni 1949 <strong>in</strong> Marburg/Lahn gefasst<br />
worden – vertrat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> 155 Heime.<br />
Die Zahl stieg stetig auf 360 Häuser<br />
an. Auch hier zeigt sich erneut die<br />
b<strong>in</strong>dende Kraft <strong>der</strong> <strong>Verband</strong>szeitschrift,<br />
die sich <strong>in</strong> diesen Jahren allmählich<br />
zu e<strong>in</strong>er echten Fachzeitschrift<br />
mauserte:Pädagogische Themen<br />
rückten <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund, ohne<br />
dass – bis heute – auf Rechts- und<br />
Versicherungsfragen verzichtet werden<br />
konnte.<br />
1970 bis 1990<br />
In <strong>der</strong> Bundesrepublik sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Sättigungsgrad<br />
erreicht zu se<strong>in</strong>. Die Zahlenwerte<br />
<strong>der</strong> Tabellen – untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
gruppiert: die Zahl <strong>der</strong> <strong>Schullandheime</strong><br />
<strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n (fett gedruckt),<br />
die Zahl <strong>der</strong> Betten <strong>in</strong> den<br />
<strong>Schullandheime</strong>n (mager gedruckt)<br />
und die Durchschnittszahl <strong>der</strong> Betten<br />
3
pro Schullandheim (kursiv gedruckt)<br />
– sprechen für sich. E<strong>in</strong>zelne Bundeslän<strong>der</strong><br />
wuchsen zwischen 1980 und<br />
1990 kont<strong>in</strong>uierlich, so Baden-Württemberg<br />
und Schleswig-Holste<strong>in</strong>, wo<br />
sich die Bettenzahl sogar verdoppelte.<br />
Die meisten Bundeslän<strong>der</strong> hielten<br />
die Zahl ihrer Heime und die Bettenzahlen<br />
e<strong>in</strong>igermaßen konstant. Aber<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>n g<strong>in</strong>g die<br />
Zahl <strong>der</strong> Heime wie die <strong>der</strong> Betten<br />
zurück. Hessen, Bremen und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
seien hier genannt.<br />
Vor allem die Zahlen von NRW lassen<br />
erstaunen, hatte dieses Bundesland <strong>in</strong><br />
den 70er Jahren sogar 104 <strong>Schullandheime</strong>!<br />
Das Schrumpfen war hier wohl<br />
bed<strong>in</strong>gt durch die überproportionale<br />
Bettenzahl, bezogen auf die Schülerzahl<br />
des Landes. Mancher Vere<strong>in</strong>svorstand<br />
mag <strong>in</strong> jenen Jahren erhebliche<br />
Schwierigkeit mit dem Belegen des<br />
Heimes gehabt haben. So hat man<br />
vornehmlich das Zweit- o<strong>der</strong> gar das<br />
Dritthaus des Vere<strong>in</strong>s verkauft, um mit<br />
den Mitteln das verbleibende Schullandheim<br />
gründlich zu sanieren. Zum<br />
Teil haben sich auch zwei Vere<strong>in</strong>e zusammengeschlossen<br />
und e<strong>in</strong> Haus<br />
4<br />
verkauft, um geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> verbleibendes<br />
Haus zu belegen.<br />
Insgesamt kann man sagen, dass <strong>der</strong><br />
Abwärtstrend <strong>der</strong> Häuser und <strong>der</strong> Bettenzahl<br />
zwischen 1973 und 1980 stagnierte.<br />
Die zurückgehenden Schülerzahlen,<br />
die Umstrukturierung mancher<br />
Schulen und <strong>der</strong> Trend vom zweiwöchigen<br />
h<strong>in</strong> zum e<strong>in</strong>wöchigen Schullandheimaufenthalt<br />
waren kompensiert<br />
worden; die Zahl <strong>der</strong> <strong>Schullandheime</strong><br />
und die Anzahl <strong>der</strong> ganzjährig verfügbaren<br />
Betten stieg 1990 sogar.<br />
Von Interesse ist auch die durchschnittliche<br />
Bettenzahl <strong>der</strong> <strong>Schullandheime</strong>,<br />
die bei rund 70 Betten pro<br />
Schullandheim liegt. Nur drei Län<strong>der</strong><br />
weichen von dieser Zahl ab. Im Saarland<br />
liegen vier – später drei – verhältnismäßig<br />
große <strong>Schullandheime</strong>. In<br />
Hessen ist die Durchschnittszahl<br />
wegen <strong>der</strong> Wegscheide – Träger ist<br />
die Stiftung ’Frankfurter Schullandheim<br />
Wegscheide’ – mit 750 Betten,<br />
die sich auf vierzehn Wohnhäuser<br />
mit 24 separaten Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verteilen, so hoch. Die übrigen hessischen<br />
<strong>Schullandheime</strong> hatten 1980<br />
e<strong>in</strong>e eher unterdurchschnittliche
Bettenzahl, e<strong>in</strong> Wert, <strong>der</strong> sich nach<br />
Schließung von drei kle<strong>in</strong>eren Heimen<br />
’normalisierte’. Das dritte Bundesland<br />
mit e<strong>in</strong>er überdurchschnittlichen Bettenzahl<br />
pro Schullandheim ist Schleswig-Holste<strong>in</strong>,<br />
das große – und <strong>in</strong> sich<br />
wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten geteilte<br />
– <strong>Schullandheime</strong> vornehmlich auf<br />
den Inseln (ADS-Gerd-Lausen-Haus,<br />
Rantum/Sylt: 216 Betten, Norddorf/<br />
Amrum: 136 Betten, Helgoland: 180<br />
Betten, Fünf-Städte-Heim, Hör-num/<br />
Sylt: 500 Betten) hat. Übrigens hat<br />
auch Hamburg mit dem Schullandheim<br />
Wenn<strong>in</strong>gstedt/Sylt (168 Betten)<br />
und dem Jugen<strong>der</strong>holungsheim Puan<br />
Klent auf Sylt (330 Betten) zwei relativ<br />
große Inselheime. Hamburg unterhält<br />
außerdem noch drei Zeltlager, die<br />
während des Sommers im norddeutschen<br />
Raum an wechselnden Standorten<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Insgesamt kann man sagen, dass sich<br />
<strong>in</strong> den zwanzig Jahren bis 1990 vor<br />
allem ’typische’ E<strong>in</strong>-, Zwei- und Dreiklassenhäuser<br />
entwickelt haben, die<br />
den <strong>in</strong> diesen Jahren entsprechend<br />
verkle<strong>in</strong>ernden Klassenstärken angepasst<br />
wurden. Teilweise wurden Schlafräume<br />
’ausgedünnt’, teilweise wurden<br />
e<strong>in</strong>ige Schlafräume zu Mehrzweckzimmern<br />
umgestaltet, teilweise wurden<br />
aber auch Trakte an bestehende Gebäude<br />
angebaut. So wurde es möglich,<br />
dass E<strong>in</strong>zelklassen genauso e<strong>in</strong><br />
passendes Schullandheim fanden wie<br />
mehrere Klassen e<strong>in</strong>er Schule, die geme<strong>in</strong>sam<br />
ihren Aufenthalt durchführen<br />
können.<br />
Die <strong>Schullandheime</strong> waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
also so konzipiert, dass – so man<br />
es nicht, etwa bei <strong>in</strong>ternationalen Begegnungen<br />
wollte o<strong>der</strong> wünschte –<br />
’fremde’ Klassen überhaupt nicht<br />
gleichzeitig im Schullandheim waren<br />
o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Gebäuden<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Wohne<strong>in</strong>heiten untergebracht<br />
waren, so dass sich die Klassen<br />
während ihrer Arbeit nicht stören<br />
konnten.<br />
E<strong>in</strong>zelwan<strong>der</strong>er, mit denen Jugendherbergen<br />
freie Bettenkapazitäten ’auffüllen’<br />
können und ihrem Selbstverständnis<br />
gemäß auch müssen, gibt es <strong>in</strong><br />
<strong>Schullandheime</strong>n ohneh<strong>in</strong> nicht. Das<br />
bed<strong>in</strong>gt natürlich e<strong>in</strong>en Nachteil <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Belegstatistik, die Schullandheimträger<br />
nur kompensieren können durch<br />
Wochenendbelegungen und Freizeitbelegungen<br />
während <strong>der</strong> Ferienzeiten.<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR gab es außerschulische<br />
E<strong>in</strong>richtungen, <strong>in</strong> denen Schüler/<br />
<strong>in</strong>nen übernachten, wohnen und projektorientiert<br />
arbeiten konnten. Aus e<strong>in</strong>er<br />
Reihe von ihnen haben sich später<br />
<strong>Schullandheime</strong> entwickelt. 1986<br />
zählte man 161 Häuser <strong>der</strong> Jungen Pioniere,<br />
189 Stationen Junger Naturforscher<br />
und Techniker und 108 Stationen<br />
Junger Touristen.<br />
1991 bis 2000<br />
Mit dem Jahre 2 <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung<br />
än<strong>der</strong>te sich die Schullandheimstatistik<br />
erheblich. Die fünf neuen Bundeslän<strong>der</strong><br />
waren 1991 dem <strong>Verband</strong><br />
mit bereits 67 <strong>Schullandheime</strong>n beigetreten.<br />
Zu den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong> aufgeführten<br />
ganzjährig zu nutzenden<br />
Betten muss man <strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
noch etwa 7 % Betten <strong>in</strong><br />
Sommerhäusern und Zeltlagern h<strong>in</strong>zurechnen.<br />
Dabei fällt auf, dass die<br />
durchschnittliche Bettenzahl dieser<br />
neuen <strong>Schullandheime</strong>, die sich vor allem<br />
aus den Stationen Junger Touristen<br />
und den Stationen Junger Naturforscher<br />
und Techniker entwickelt haben,<br />
im Durchschnitt niedriger liegt<br />
als <strong>in</strong> den <strong>Schullandheime</strong>n westlicher<br />
Prägung.<br />
Sie wurden vor 1990 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel von<br />
nur e<strong>in</strong>er Klasse aufgesucht und bo-<br />
5
ten – das geht aus dieser <strong>Statistik</strong> natürlich<br />
nicht hervor – von hauptamtlichen<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern (Schullandheimpädagogen)<br />
entwickelte Programme,<br />
nach denen mit den Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern gearbeitet wurde.<br />
Erfreulich ist <strong>der</strong> Zuwachs an <strong>Schullandheime</strong>n<br />
<strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n,<br />
die heute wohl überall den Bedarf<br />
des eigenen Landes decken und<br />
vielfach auch Klassen aus an<strong>der</strong>en<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n aufnehmen können.<br />
Das hat aber auch e<strong>in</strong>e negative Folge:<br />
Berl<strong>in</strong>er Schullandheimträger, <strong>der</strong>en<br />
Häuser – bed<strong>in</strong>gt durch die Insellage<br />
– zum Großteil <strong>in</strong> Bayern, Hessen,<br />
Nie<strong>der</strong>sachen und auf <strong>der</strong> Insel<br />
Föhr liegen, klagen, dass manche<br />
Klasse lieber <strong>in</strong> nahe liegende <strong>Schullandheime</strong><br />
<strong>in</strong> Brandenburg fahren, als<br />
dass sie die lange und teure Fahrt<br />
durch die frühere DDR auf sich nehmen.<br />
Hervorzuheben ist auch die Verdoppelung<br />
<strong>der</strong> Bettenzahl <strong>in</strong> den neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n während <strong>der</strong> letzten<br />
zehn Jahre. E<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Schullandheime</strong>n<br />
präsentieren sich heute<br />
als Zwei- und sogar als Dreiklassenhäuser.<br />
Vielfach wurden frühere Sommerhäuser<br />
w<strong>in</strong>terfest gemacht. Wirtschaftliche<br />
Überlegungen mögen für<br />
die Vergrößerung e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle gespielt haben. Überhaupt haben<br />
die ost-deutschen Län<strong>der</strong>, Kreise<br />
und Kommunen <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren viel <strong>in</strong> die <strong>Schullandheime</strong> <strong>in</strong>vestiert,<br />
so dass sie heute mancherorts<br />
Westniveau nicht nur erreicht,<br />
son<strong>der</strong>n sogar übertroffen haben.<br />
Im Jahre 1994 erreichte die Zahl <strong>der</strong><br />
<strong>Schullandheime</strong> mit 434 Häusern –<br />
zuzüglich drei Zeltlager – e<strong>in</strong> Maximum.<br />
Rechnet man zu den ausgewiesenen<br />
29.478 ganzjährig zu nutzenden<br />
Betten die Ferienlager und die<br />
Betten <strong>in</strong> den ’Sommerhäusern’ h<strong>in</strong>zu,<br />
dann kommt man auf über 30.000<br />
Betten. Auch das e<strong>in</strong> Höchststand<br />
seit Bestehen des Reichsbundes/des<br />
<strong>Verband</strong>es!<br />
Bemerkens- und bedauernswert allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist <strong>in</strong> den 90er Jahren <strong>der</strong> erneute<br />
Rückgang <strong>der</strong> Häuser und <strong>der</strong><br />
Betten <strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen, Berl<strong>in</strong>, Bremen und<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen haben zwanzig<br />
und mehr Prozent ihrer Häuser verloren.<br />
Weitere Gründe für den Rückbau <strong>der</strong><br />
Bettenkapazitäten waren <strong>der</strong> Trend<br />
zur weiteren Reduzierung <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer<br />
auf e<strong>in</strong>e ’Kurzwoche’ von<br />
Montag bis Freitag und <strong>der</strong> Wunsch<br />
vieler älterer Schüler/<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>en<br />
Großstadtbesuch dem Schullandheimaufenthalt<br />
vorzuziehen. Diesem<br />
Phänomen versucht <strong>der</strong> <strong>Verband</strong> – teilweise<br />
mit großem Erfolg – durch das<br />
Anbieten von Projekten, die vornehmlich<br />
für ältere Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Frage<br />
kommen, entgegen zu wirken.<br />
Im Durchschnitt wurden im Jahr 1999<br />
die <strong>Schullandheime</strong> zu 57 % ausgelastet.<br />
Dieser im ersten Augensche<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>g<br />
ersche<strong>in</strong>ende Wert ist bed<strong>in</strong>gt<br />
durch die für jedes Schullandheim typische<br />
Belegungsweise (ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelwan<strong>der</strong>er,<br />
möglichste Vermeidung e<strong>in</strong>es<br />
geme<strong>in</strong>samen Aufenthaltes von<br />
Fremdklassen!), die witterungsbed<strong>in</strong>gt<br />
belegungsfreie Zeit und mögliche freie<br />
Wochenenden.<br />
Bei dem genannten Auslastungsquotienten<br />
betrug die Zahl <strong>der</strong> Übernachtungen<br />
im vergangenen Jahr<br />
5.390.000, also fast 5,4 Millionen. Da<br />
rund 1.200.000 Schüler/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en<br />
Aufenthalt durchgeführt hatten, betrug<br />
die durchschnittliche Länge e<strong>in</strong>es Aufenthaltes<br />
während <strong>der</strong> Schulzeit 4,5<br />
Nächte, also rund fünf Tage.<br />
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