Aktuelle Ausgabe lesen - Kehrwieder am Sonntag
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KEHRWIEDER <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong> · 26. Januar 2014 · Seite 31<br />
Fahrgemeinschaften ins Büro<br />
Gemeins<strong>am</strong><br />
auf der sicheren Seite?<br />
Der Fahrer darf nicht an den Kostenbeiträgen der Kollegen verdienen, auch er muss seinen persönlichen Anteil<br />
zahlen.<br />
Foto: D.A.S. Rechtsschutzversicherung<br />
(D.A.S.). Es gibt viele Gründe für<br />
eine Fahrgemeinschaft: verstopfte<br />
Straßen, Streik oder Verspätungen<br />
der Verkehrsbetriebe. Immer mehr<br />
Berufspendler fahren daher lieber<br />
gemeins<strong>am</strong> mit einem Auto ins Büro.<br />
Doch wie sieht es eigentlich mit der<br />
Haftung bei einem Unfall aus? Und<br />
ab wann gilt eine Fahrgemeinschaft<br />
als Gewerbe?<br />
Die wachsende Attraktivität<br />
von Fahrgemeinschaften ist unbestritten:<br />
Fast die Hälfte der 16- bis<br />
70-Jährigen hat schon einmal Fahrgemeinschaften<br />
genutzt, so das<br />
Ergebnis einer im Auftrag von einer<br />
Versicherung durchgeführten repräsentativen<br />
Umfrage von Ipsos.<br />
Dabei sparen die Beteiligten nicht<br />
nur Kosten, sondern leisten auch<br />
einen Beitrag zum Umweltschutz.<br />
Viele Fahrer von Fahrgemeinschaften<br />
verunsichert jedoch die Frage, wer<br />
bei einem Unfall haftet, bei dem<br />
Mitfahrer verletzt werden: Müssen<br />
sie unter Umständen persönlich für<br />
Schäden aufkommen?<br />
In der Regel sind mitfahrende<br />
Personen bei einem Verkehrsunfall<br />
über die Kfz-Haftpflichtversicherung<br />
abgesichert. Dazu kommt noch der<br />
Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />
die bei Unfällen auf dem<br />
Weg in oder aus der Arbeit einspringt<br />
– also der typische Fahrweg<br />
einer Fahrgemeinschaft ins Büro.<br />
Doch was bedeutet das konkret bei<br />
einem Unfall?<br />
Die Kfz-Haftpflichtversicherung<br />
kommt grundsätzlich für alle<br />
Schäden der mitfahrenden Insassen<br />
eines Autos auf. Ausnahme ist der<br />
Versicherungsnehmer selbst, der als<br />
Unfallverursacher <strong>am</strong> Steuer gesessen<br />
hat. Dieser ist gegebenenfalls<br />
auf eine eigene Unfallversicherung<br />
angewiesen. Hat der Lenker der Fahrgemeinschaft<br />
den Unfall verursacht,<br />
so ist dessen Kfz-Haftpflicht zu informieren<br />
beziehungsweise die des<br />
Fahrzeughalters. Ist ein anderer Autofahrer<br />
für den Unfall verantwortlich,<br />
übernimmt dessen Versicherung<br />
die Kosten. Und selbst, wenn der Autofahrer<br />
den Unfall nicht verschuldet<br />
hat, etwa bei einem unerkannten<br />
Defekt <strong>am</strong> eigenen Fahrzeug, haftet<br />
die Kfz-Haftpflichtversicherung im<br />
Rahmen der sogenannten Gefährdungshaftung.<br />
Allerdings gibt es<br />
auch Fälle, bei denen der Fahrer oder<br />
Halter des Fahrgemeinschaft-Autos<br />
mit seinem Privatvermögen haften<br />
muss.<br />
So kann er bei einem grob fahrlässig<br />
verursachten Unfall (etwa bei<br />
einer Trunkenheitsfahrt) von der<br />
Versicherung in Regress genommen<br />
werden. Auch können eine nicht ausreichende<br />
Deckungssumme oder ein<br />
nicht abgedeckter Versicherungsfall<br />
der Grund sein, dass der Fahrer<br />
plötzlich mit hohen Kostenforderungen<br />
konfrontiert wird. Daher wird<br />
Fahrgemeinschaften empfohlen,<br />
eine sogenannte Haftungsbeschränkungserklärung<br />
abzuschließen. Mit<br />
ihr vereinbaren alle Mitglieder einer<br />
Fahrgemeinschaft, dass der Fahrer<br />
nicht persönlich für Kosten aufkommen<br />
muss, die von der Versicherung<br />
nicht abgedeckt werden.<br />
Ein Unfall auf dem Weg zur oder<br />
von der Arbeitsstätte gilt meist als<br />
Wegeunfall. Daher sind Insassen<br />
einer Fahrgemeinschaft durch die<br />
gesetzliche Unfallversicherung geschützt<br />
– vorausgesetzt, sie fahren<br />
keine Umwege! Diese Versicherung<br />
übernimmt Behandlungskosten, Verletztengeld<br />
und unter Umständen<br />
auch eine Rente für die betroffenen<br />
Mitfahrer. Daher sollten Betroffene<br />
den Unfall, unabhängig vom Schadensverursacher,<br />
nicht nur der Kfz-<br />
Haftpflichtversicherung, sondern<br />
auch dem Arbeitgeber mitteilen.<br />
Dieser informiert dann die zuständige<br />
Berufsgenossenschaft. Steigende<br />
Benzinkosten tragen erheblich dazu<br />
bei, dass sich Kollegen zu einer Fahrgemeinschaft<br />
zus<strong>am</strong>men finden. Bei<br />
der Kostenaufteilung müssen die Beteiligten<br />
allerdings darauf achten,<br />
dass der Fahrer nicht unabsichtlich<br />
ein Beförderungsunternehmen gründet.Die<br />
Devise lautet: Geld sparen ist<br />
erlaubt, Profit machen verboten! Das<br />
heißt konkret: Der Fahrer darf nicht<br />
an den Kostenbeiträgen der Kollegen<br />
verdienen, auch er muss seinen Anteil<br />
übernehmen.<br />
Ansonsten gilt der Transport der<br />
Mitfahrer als gewerbliche Mitnahme.<br />
Und das würde eine Gewerbeanmeldung,<br />
entsprechende Steuern und<br />
eventuell sogar einen Personenbeförderungsschein<br />
erfordern. Außerdem<br />
entfällt bei einer gewerblichen Mitnahme<br />
der Versicherungsschutz der<br />
Kfz-Haftpflichtversicherung.<br />
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