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28 2.3.4 Maternal vermittelte Immunität Elterntiere mit NDV Antikörpern übertragen diese über den Dottersack an ihre Nachkommen (HELLER et al. 1977). Im Eidotter finden sich hauptsächlich IgG- Immunglobuline, wohingegen im Eiweiß IgA und IgM als Resultat mukosaler Sekretion des Oviduktes dominieren (ROSE et al. 1974; HAMAL et al. 2006). Der Transfer von IgG von dem Elterntier in das Hühnerei läuft folgendermaßen ab: IgG wird aus dem Blut der Henne in das Eigelb übertragen (CUTTING u. ROTH 1973) und findet dann über den embryonalen Kreislauf in das Küken. Die Menge an Antikörpern, welche durch den Dottersack resorbiert wird, ist proportional zur maternalen IgG Serum Konzentration (AL-NATOUR et al. 2004). 2.3.5 Lokale Immunität Schleimhautoberflächen des Respirations-, Gastrointestinal- und Urogenitaltraktes sind Haupteingangspforten für Pathogene. Die den Schleimhautoberflächen zugrunde liegenden lymphoiden Gewebe werden in ihrer Gesamtheit als mucosaassociated lymphoid tissues (MALTs) bezeichnet. Das MALT kann in gut associated lymphoid tissue (GALT), bronchus-associated lymphoid tissue (BALT), headassociated lymphoid tissue (HALT) und conjunctiva-associated lymphoid tissue (CALT) unterteilt werden. Die Schleimhautoberflächen sind stark mit Immunzellen besiedelt, deren Plasmazellanteil lokal hauptsächlich IgA produziert. IgG und IgM sind jedoch auch in den lymphoiden Geweben zu finden (JEURISSEN et al. 1989). Die lymphoiden Elemente des MALTs liegen entweder organisiert vor und bilden mukosale Lymphfollikel, welche für die Induktionsphase der Immunantwort verantwortlich sind oder unorganisiert diffus, wobei sich Leukozyten im ganzen Epithel und dessen Lamina propria verteilen und die Effektorstelle bilden (MONTILLA 2004). Dadurch, dass Hühner keine Lymphknoten wie Säugetiere besitzen, ist das MALT beim Huhn sehr umfangreich (JEURISSEN et al. 1989). Lokale Immunität kann anhand des IgA Gehaltes in Tränenflüssigkeit, Trachealspülungen und Gallenflüssigkeit nach intranasaler Verabreichung oder Augentropfen von ND-Lebendimpfstoffen eingeschätzt werden. Die IgA-Antikörper

29 sind verantwortlich für die Neutralisierung freier Virionen (RUSSELL u. EZEIFEKA 1995; PEROZO et al. 2008). Auch IgM-Antikörper werden lokal produziert. IgG findet sich gleichfalls lokal, eine Transsudation aus dem Blut kann hier als mögliche Ursache gesehen werden (AL-GARIB et al. 2003). Eine Messung der lokalen Immunität kann auch durch die Bestimmung lokaler Immunzellpopulationen erfolgen (DUMRONGSOONTORNCHAI 1999). Nach Newcastle Disease Impfung/Infektion finden sich vermehrt lokale T- und B- Zellpopulationen und Makrophagen im oberen Respirationstrakt, welche eine lokale Protektion gegen die ND erzeugen (RUSSELL et al. 1997; DUMRONGSOONTORNCHAI 1999). 2.3.5.1 Lokale Immunität im Bereich der Harderschen Drüse Die Hardersche Drüse (Glandula membranae nictitans) oder auch Nickhautdrüse sitzt hinter beiden Augäpfeln retrobulbär ventral und medial zum interorbitalen Septum und produziert hauptsächlich Tränenflüssigkeit sowie ein mukoides lipidhaltiges Sekret, welches die Nickhaut und Kornea befeuchtet und sauber hält und zudem auch immunogene Faktoren enthält (BUZZELL 1996). Beim Huhn ist die Drüse verhältnismäßig groß, exokrin und tubuloazinös. Sie selbst besitzt kein Schleimhautgewebe und keine spezifisch funktionellen Abwehrmechanismen wie ein dichtes Lymphepithel, hochendotheliale Venolen oder follikelartige Ansammlungen von intraepithelialen Lymphozyten (BANG u. BANG 1968). B-, T-Lymphozyten sowie Plasmazellen befinden sich im interstitiellen Gewebe. Das IgA-haltige Sekret der Harderschen Drüse gelangt in den Bereich des Augenlids und von dort aus über den Tränennasenkanal in den oberen Respirationstrakt. Daher sind die Hardersche Drüse sowie auch das Konjunktiva-assoziierte Lymphgewebe (CALT) beim Huhn funktionelle Organe der lokalen Immunität des Respirationstrakts, obwohl sie anatomisch nicht dazugehören (SMIALEK et al. 2011). Bei einer NDV Infektion steigen B- und T-Zellpopulationen in der Harderschen Drüse an (RUSSELL et al. 1997), wobei der höchste Anstieg bei CD8+ Zellen zu verzeichnen ist. Bei lokaler

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2.3.4 Maternal vermittelte Immunität<br />

Elterntiere mit NDV Antikörpern übertragen diese über den Dottersack an ihre<br />

Nachkommen (HELLER et al. 1977). Im Eidotter finden sich hauptsächlich IgG-<br />

Immunglobuline, wohingegen im Eiweiß IgA und IgM als Resultat mukosaler<br />

Sekretion des Oviduktes dominieren (ROSE et al. 1974; HAMAL et al. 2006). Der<br />

Transfer von IgG von dem Elterntier in das Hühnerei läuft folgendermaßen ab: IgG<br />

wird aus dem Blut der Henne in das Eigelb übertragen (CUTTING u. ROTH 1973)<br />

und findet dann über den embryonalen Kreislauf in das Küken. Die Menge an<br />

Antikörpern, welche durch den Dottersack resorbiert wird, ist proportional zur<br />

maternalen IgG Serum Konzentration (AL-NATOUR et al. 2004).<br />

2.3.5 Lokale Immunität<br />

Schleimhautoberflächen des Respirations-, Gastrointestinal- und Urogenitaltraktes<br />

sind Haupteingangspforten für Pathogene. Die den Schleimhautoberflächen<br />

zugrunde liegenden lymphoiden Gewebe werden in ihrer Gesamtheit als mucosaassociated<br />

lymphoid tissues (MALTs) bezeichnet. Das MALT kann in gut associated<br />

lymphoid tissue (GALT), bronchus-associated lymphoid tissue (BALT), headassociated<br />

lymphoid tissue (HALT) und conjunctiva-associated lymphoid tissue<br />

(CALT) unterteilt werden. Die Schleimhautoberflächen sind stark mit Immunzellen<br />

besiedelt, deren Plasmazellanteil lokal hauptsächlich IgA produziert. IgG und IgM<br />

sind jedoch auch in den lymphoiden Geweben zu finden (JEURISSEN et al. 1989).<br />

Die lymphoiden Elemente des MALTs liegen entweder organisiert vor und bilden<br />

mukosale Lymphfollikel, welche für die Induktionsphase der Immunantwort<br />

verantwortlich sind oder unorganisiert diffus, wobei sich Leukozyten im ganzen<br />

Epithel und dessen Lamina propria verteilen und die Effektorstelle bilden (MONTILLA<br />

2004). Dadurch, dass Hühner keine Lymphknoten wie Säugetiere besitzen, ist das<br />

MALT beim Huhn sehr umfangreich (JEURISSEN et al. 1989).<br />

Lokale Immunität kann anhand des IgA Gehaltes in Tränenflüssigkeit,<br />

Trachealspülungen und Gallenflüssigkeit nach intranasaler Verabreichung oder<br />

Augentropfen von ND-Lebendimpfstoffen eingeschätzt werden. Die IgA-Antikörper

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