TiHo Bibliothek elib - Tierärztliche Hochschule Hannover

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4 Der seit 1926 auftretende hochpathogene Verlauf der Viruserkrankung legt nahe, dass seitdem grundlegende Veränderungen auf Virus- oder Wirtsebene aufgetreten sind. Nach Hanson (HANSON 1972) gibt es drei Theorien zu dem plötzlichen Auftreten der Krankheit. Die erste Theorie besagt, dass virulente Virenstämme schon immer endemisch in der Geflügelpopulation waren und erst seit Beginn der kommerziellen Geflügelhaltung auffällig wurden. In der zweiten Theorie geht man davon aus, dass das Virus in anderen Spezies endemisch war, wo es nur einen leichteren Krankheitsverlauf auslöste und dann auf das Nutzgeflügel überging. Diese Theorie wurde durch die Beobachtungen in der zweiten Panzootie von 1970-1973 bestätigt, als die Krankheit durch Import von Hauspsittaziden weltweit verbreitet wurde, ohne aber bei diesen eine schwerwiegende Erkrankungen zu verursachen. In der dritten Theorie geht man davon aus, dass das Virus durch Mutation hochpathogene Eigenschaften erlangte. Die dritte Theorie könnte durch große Ähnlichkeiten der NDV-Variante, welche bei Ausbrüchen der atypischen Geflügelpest in Irland um 1990 isoliert wurde, mit niedrig pathogenen Varianten, welche in Irland in 1987 isoliert wurden, begründet werden (MCNULTY et al. 1988). Diese beiden sehr ähnlichen Varianten unterschieden sich antigenetisch und genetisch von allen anderen Newcastle Disease Viren (ALEXANDER u. SENNE 2008). Der eigentlich nur als vorläufig gedachte Name Newcastle Disease wurde von Doyle gewählt und blieb bis heute erhalten (DOYLE 1935). Seit 1926 sind vier panzootische Verläufe der ND bekannt. Beim ersten Verlauf geht man davon aus, dass sich die Krankheit von 1926 bis 1960 sehr schnell in Asien und dann langsamer im Rest der Welt ausbreitete (ALEXANDER et al. 2012). Die zweite Panzootie verlief deutlich schneller, breitete sich vom mittleren Osten aus und erreichte ab den späten 1960er Jahren alle Länder bis 1973. Dieser weitaus schnellere Verlauf wurde durch einen intensiveren internationalen Handel der Geflügelindustrie ermöglicht. Außerdem wurde die Virusverbreitung durch den rasch ansteigenden Import von Hauspsittaziden zu dieser Zeit beschleunigt, bei dem das Virus durch diese Tiere aus endemischen Ländern in ND-freie Länder verschleppt wurde. Der Einfluss dieser zweiten Panzootie auf die Geflügelwirtschaft führte zur Entwicklung von Impfstoffen

5 und Impfplänen, die bei der Geflügelhaltung unerlässlich wurden. In den späten 1970er Jahren kam es zur dritten Panzootie, vermutlich hervorgerufen durch den universellen Einsatz von Impfstoffen, welche zwar die Geflügelbestände schützten, aber auch eine Adaption und Replikation der Virusstämme förderten, was in weiteren Ausbrüchen der Krankheit resultierte (ALEXANDER et al. 2012). Die vierte Panzootie ereignete sich hauptsächlich in der Brief- und Haustaubenpopulation in den Jahren 1982 und 1983 und wurde durch eine antigenetische Variante des AMPV-1 hervorgerufen. Hierbei handelte es sich um das Paramyxovirus Type 1 der Tauben (PPMV-1), welches sich nach Untersuchungen mit monoklonalen Antikörpern als antigenetisch unterschiedlich zu anderen AMPV-1 Varianten erwies (ALDOUS et al. 2004). Die Krankheit äußerte sich hauptsächlich in zentralnervösen Erscheinungen und wässrig-grünlichem Durchfall. In den späten 1970er Jahren traten solche Fälle gehäuft im mittleren Osten auf und verbreiteten sich von dort aus durch Wettflüge in der restlichen Welt. Das hierbei involvierte Virus fand seinen Weg auch über durch Tauben kontaminiertes Futter 1984 in Hühnerbetriebe, was zu 20 Ausbrüchen führte (ALEXANDER et al. 1985). Bis heute wurde das Newcastle Disease Virus auf der ganzen Welt isoliert. Endemische ND ist heutzutage trotz aller Impfprogramme ein limitierender Faktor in der weltweit wachsenden Geflügelproduktion (ALEXANDER 2011), nicht nur durch verheerende Verluste, sondern auch durch die dadurch resultierenden Handelsrestriktionen und Embargos der betroffenen Länder. Im Jahre 1995 wurde in Deutschland eine Impfpflicht gegen die Newcastle Disease für Hühner- und Putenbestände eingeführt (GEFLÜGELPEST-VERORDNUNG 2007). 2.1.4 Ätiologie/Taxonomie Das Newcastle Disease Virus gehört in die Ordnung der Mononegavirales, die Familie der Paramyxoviridae mit der Unterfamilie Paramyxovirinae und dem Genus Avulavirus an. Es gibt 11 Serotypen des Aviären Paramyxovirus (APMV-1), wobei nur Stämme des ersten Serotyps die Newcastle Disease auslösen können (BRIAND et al. 2012). Zur Klassifizierung der Newcastle Disease Viren, welche eine hohe

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und Impfplänen, die bei der Geflügelhaltung unerlässlich wurden. In den späten<br />

1970er Jahren kam es zur dritten Panzootie, vermutlich hervorgerufen durch den<br />

universellen Einsatz von Impfstoffen, welche zwar die Geflügelbestände schützten,<br />

aber auch eine Adaption und Replikation der Virusstämme förderten, was in weiteren<br />

Ausbrüchen der Krankheit resultierte (ALEXANDER et al. 2012). Die vierte Panzootie<br />

ereignete sich hauptsächlich in der Brief- und Haustaubenpopulation in den Jahren<br />

1982 und 1983 und wurde durch eine antigenetische Variante des AMPV-1<br />

hervorgerufen. Hierbei handelte es sich um das Paramyxovirus Type 1 der Tauben<br />

(PPMV-1), welches sich nach Untersuchungen mit monoklonalen Antikörpern als<br />

antigenetisch unterschiedlich zu anderen AMPV-1 Varianten erwies (ALDOUS et al.<br />

2004). Die Krankheit äußerte sich hauptsächlich in zentralnervösen Erscheinungen<br />

und wässrig-grünlichem Durchfall. In den späten 1970er Jahren traten solche Fälle<br />

gehäuft im mittleren Osten auf und verbreiteten sich von dort aus durch Wettflüge in<br />

der restlichen Welt. Das hierbei involvierte Virus fand seinen Weg auch über durch<br />

Tauben kontaminiertes Futter 1984 in Hühnerbetriebe, was zu 20 Ausbrüchen führte<br />

(ALEXANDER et al. 1985). Bis heute wurde das Newcastle Disease Virus auf der<br />

ganzen Welt isoliert. Endemische ND ist heutzutage trotz aller Impfprogramme ein<br />

limitierender Faktor in der weltweit wachsenden Geflügelproduktion (ALEXANDER<br />

2011), nicht nur durch verheerende Verluste, sondern auch durch die dadurch<br />

resultierenden Handelsrestriktionen und Embargos der betroffenen Länder.<br />

Im Jahre 1995 wurde in Deutschland eine Impfpflicht gegen die Newcastle Disease<br />

für Hühner- und Putenbestände eingeführt (GEFLÜGELPEST-VERORDNUNG<br />

2007).<br />

2.1.4 Ätiologie/Taxonomie<br />

Das Newcastle Disease Virus gehört in die Ordnung der Mononegavirales, die<br />

Familie der Paramyxoviridae mit der Unterfamilie Paramyxovirinae und dem Genus<br />

Avulavirus an. Es gibt 11 Serotypen des Aviären Paramyxovirus (APMV-1), wobei<br />

nur Stämme des ersten Serotyps die Newcastle Disease auslösen können (BRIAND<br />

et al. 2012). Zur Klassifizierung der Newcastle Disease Viren, welche eine hohe

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