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Arbeitsblatt aktuell - Aulis

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<strong>Arbeitsblatt</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Weltweite Überfischung<br />

senden Nachfrage – und überfischter<br />

natürlicher Bestände – setzen viele<br />

Unternehmen in Asien auf Fischzucht.<br />

Das nützt nicht nur dem Export,<br />

sondern auch lokalen Verbrauchern<br />

– aber es reicht nicht, um die<br />

Über fischung zu stoppen.<br />

Verlierer sind die ärmsten Länder in<br />

Afrika. Der Rückgang von Wildfisch<br />

trifft ihre Bewohner besonders hart:<br />

Um Menschen mit Fleisch zu versorgen,<br />

hätte in der Vergangenheit<br />

mehr Geld in kommerzielle Tierhaltung<br />

gesteckt werden müssen. Sie war<br />

ein Stiefkind in Agrarprogrammen<br />

afrikanischer Regierungen und internationaler<br />

Geber. Die Folge ist, dass<br />

billiges Fleisch aus Industrie- und<br />

Schwellenländern heute viele afrikanische<br />

Kleinbauern aus dem Markt<br />

drängt.<br />

Moralische Fragen wirft auch die Verwendung<br />

von Fischmehl für Zuchtfarmen<br />

auf: Fischmehl ist das billigste<br />

aller proteinhaltigen Futtermittel.<br />

Immer mehr Heringe, Makrelen und<br />

Anchoven, die in Entwicklungsländern<br />

ein erschwingliches Essen sind,<br />

landen als Fischöl und Fischmehl in<br />

Aquakulturen. Gleichzeitig gehen<br />

wertvolle Edelfischarten wie Barsche,<br />

Hechte, Seezungen und Thunfisch in<br />

den Export oder werden für städtische<br />

Mittel- und Oberschichten zubereitet.<br />

Fischfutter konkurriert mit Billigfisch<br />

für die Armen.<br />

Um der Nachfrage nach Fischmehl in<br />

reichen Städten und Industrieländern<br />

nachzukommen, jagen große Trawler<br />

nach den fettreichen Fischarten. Das<br />

geschah in den vergangenen drei Jahren<br />

im Senegal: Dort verscherbelte<br />

die inzwischen abgewählte Regierung<br />

den ganzen Fang einer Saison<br />

von 40 000 Tonnen zu einem Billigpreis<br />

von 35 Dollar pro Tonne an 20<br />

russische und baltische Trawler, die<br />

daraus Fischmehl produzierten.<br />

Der Preis dieser kurzfristigen Profitorientierung<br />

ist nicht nur ernährungspolitisch<br />

hoch. Sie schadet<br />

auch der gewerblichen Kleinfischerei.<br />

Diese beschäftigt über 100 Millionen<br />

Menschen direkt plus weitere<br />

400 Millionen im Handel und in der<br />

Fischverarbeitung. Im Gegensatz zu<br />

„handwerklichen“ Methoden zielt industriell<br />

betriebener Fang vor allem<br />

auf lukrative Weltmärkte.<br />

Handwerkliche Fischerei bietet wirklich<br />

die Chance, Menschen nachhaltig<br />

mit Fisch zu ernähren. Fangtechniken,<br />

Bootsgrößen und die Anzahl der<br />

Arbeitsplätze unterscheiden sich sehr<br />

von denen der industriellen Fischerei,<br />

die zunehmend selbst in Zonen vordringt,<br />

die eigentlich Kleinfischern<br />

vorbehalten sind.<br />

Illegale Trawler kollidieren immer<br />

häufiger mit Pirogen von Klein fischern<br />

und zerreißen fremde Netze. Überwachungsbehörden<br />

in armen Ländern<br />

sind aber zu schlecht ausgerüstet, um<br />

diese Verstöße zu ahnden …<br />

Wie überall auf See und in Binnengewässern<br />

gibt es aber auch in der<br />

Kleinfischerei Überkapazitäten oder<br />

illegales Fanggerät. Immer mehr<br />

selbst organisierten Kleinfischern und<br />

ihren Organisationen ist indessen bewusst,<br />

dass sie selbst dafür zuständig<br />

sind, ihre Ressource auf lange Sicht<br />

zu retten.<br />

Das Verständnis wächst für Fangquoten,<br />

Schonzeiten, verbrauchsärmere<br />

Motoren und Netze mit größeren Maschen,<br />

durch die Nachwuchs durchschlüpft.<br />

Allerdings kämpfen viele<br />

Fischerfamilien um das tägliche<br />

Überleben.<br />

Große europäische Fischtrawler, zum<br />

Beispiel vor Mauretanien, frieren derweil<br />

Fisch unter Deck ein und verkaufen<br />

ihn zu Dumpingpreisen in Kamerun<br />

oder Nigeria. Damit ruinieren sie<br />

den lokalen Markt und drücken kleinere<br />

Wettbewerber in die Armut. Bedroht<br />

ist auf diese Weise die Lebensgrundlage<br />

von Millionen von Frauen,<br />

die Fisch an Land ver arbeiten – ihn<br />

räuchern, salzen oder trocknen. Geschätzte<br />

50 Millionen Frauen verarbeiten<br />

weltweit den täglichen Fang.<br />

Europäische Regierungen könnten<br />

dazu beitragen, solche Konflikte<br />

zu verringern. Die EU hat erkannt,<br />

dass sie verpflichtet ist, die Fischerei<br />

jenseits ihrer Hoheitsgewässer<br />

ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig<br />

zu regeln. Ansonsten verlieren<br />

Millionen Menschen in armen Küstenregionen,<br />

die vom Klimawandel<br />

und vom Anstieg der Meeresspiegel<br />

besonders betroffen sind, ihre Lebensgrundlage<br />

und erschwingliche<br />

Nahrungsquellen.<br />

Die industriell betriebene Fischerei<br />

gräbt ihr eigenes Grab. Laut FAO-<br />

Prognose wird kommerzieller Fischfang<br />

2048 unmöglich. Niemand sollte<br />

darauf hoffen, dass Entwicklungsländer<br />

dann verlorene Arbeitsplätze und<br />

eiweißreiche Nahrung durch Fischfarmen<br />

ersetzen können. Beim Ausbau<br />

der Aquakultur in Asien sind<br />

außerdem ökologische und soziale<br />

Pro bleme sichtbar geworden, die<br />

gegen flächendeckende Einführung<br />

sprechen.<br />

Dass deutsche Politiker und Verbraucher<br />

entwicklungspolitische Folgen<br />

der Überfischung erkannt haben, ermutigt<br />

nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen<br />

wie Brot für die Welt.<br />

Sie sehen eine wichtige Aufgabe darin,<br />

die Selbstorganisation der Kleinfischer,<br />

Verarbeiterinnen und Händler<br />

zu fördern. Denn ihnen fehlt noch<br />

immer in internationalen Gremien die<br />

Macht, um durchzusetzen, dass Fischereipolitik<br />

arme Menschen und<br />

ihre Wirtschaft nicht ausblendet.<br />

Quelle: Francisco J. Marí: Das Drama der weltweiten<br />

Überfischung. In: E+Z Entwicklung und<br />

Zusammenarbeit, Heft Nr. 11 (2012), S. 423<br />

Aufgaben<br />

1. Stellen Sie das Problem<br />

der globalen<br />

Überfischung aus mo-<br />

ralischer, ökonomischer und ökologischer<br />

Sicht dar. Berücksichtigen<br />

Sie hierbei insbesondere<br />

die Rolle der Aquakulturen, die<br />

unterschiedlichen Argumentationsmuster<br />

in Industrie- und Entwicklungsländern<br />

sowie die Rolle<br />

internationaler Fischtrawler.<br />

2. Zeigen Sie Lösungswege auf, die<br />

das Problem der weltweiten Überfischung<br />

entschärfen können.<br />

18 Geographie <strong>aktuell</strong> 6/2013

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