disser1.pdf (2006 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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1. Einleitung Änderungen in den Meeresströmungen oder Klimawechsel, so haben in erster Linie die vom Menschen verursachte Umweltverschmutzung und Überfischung zu dieser Entwicklung beigetragen. Vor allem Hering und Dorsch werden derzeit in viel zu großen Mengen gefangen. Durch modernste Technisierung ist es heute möglich sowohl am Grund als auch im freien Wasser zu fischen. Der Nachteil der Grundfischerei besteht in der erhöhten Umweltverschmutzung und der teilweisen Zerstörung des Seebodens, der Vegetation und zahlreichen wirbellosen Bodentiere. Andere Tierarten werden durch Beifänge bedroht (z.B. Seevögel und Säugetiere). Das biozönisches Gleichgewicht der Ostsee wird durch den Menschen nachhaltig zerstört. Wegen dieser Probleme haben die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union entschieden, dass in der Ostsee künftig weniger Fisch gefangen werden soll. Darauf verständigten sich die EU-Staaten nach langen Verhandlungen. Allerdings fiel 2008 die Fangquote ca. 16000 Tonnen Dorsch und ca. 400000 Tonnen Sprotte nach Angaben der EU-Kommission in einigen Bereichen deutlich geringer aus, als die Kommission vorgeschlagen hatte. Die EU-Behörde plante im Bestand bedrohte Fischarten besser schützen. ( [59]). Die Europäische Kommission hatte am Oktober 2008 einen Vorschlag für die Fangmöglichkeiten in der Tiefseefischerei für 2009 und 2010 vorgelegt. Für Bestände wie etwa Grenadierfisch sowie für die meisten Bestände von Roter Fleckbrasse und Gabeldorsch wurden in dem Vorschlag bestimmte Fangmengen empfohlen, wobei für 2009 und 2010 jeweils eine Kürzung um 15 % gegenüber dem Vorjahr vorgesehen ist. 2 Die Kommissionsvorschläge basieren auf den Gutachten des ICES. Der Dorsch gilt in der östlichen Ostsee als vom Aussterben bedroht, in der westlichen als überfischt. (vgl. [20]) Ein Grund dafür ist auch die illegale Fischerei. Polnischen Fischern wird z.B. vorgeworfen, tatsächliche Fangmengen zu verschleiern. Im Moment bestehen die Dorsch-Fänge in der westlichen Ostsee zu über 80 Prozent aus Tieren, die entweder noch gar nicht oder höchstens einmal gelaicht haben. Die Wahrscheinlichkeit, einen ausgewachsenen Dorsch in der westlichen Ostsee zu finden, ist relativ gering. Besonders stark ist der Dorschbestand in der östlichen Ostsee gesunken - also zwischen Schweden, Polen und dem Baltikum. 3 Die Forscher schätzen dort den Bestand der potenziellen Elterntiere auf höchstens 80.000 Tonnen. Die EU-Staaten legen jedes Jahr die Höchstfangmengen, deren Aufteilung auf die Staaten und die dafür nötigen Auflagen für die Flotten fest. Eine Möglichkeit, auf die schwankenden Bestände der Fischarten zu retten, ist das Variieren der erlaubten Fangtage (vgl. [63]). Wissenschaftliche Modellsimulationen zeigen, dass sich die Dorschbestände in relativ kurzer Zeit erholen können. Erste Anzeichen hierfür sind im östlichen Bestand bereits sichtbar. Wenn man den Fischfang von den Dorschpopulation und ihrer Beute streng kontrolliert, die Quoten nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen festlegt, sondern auch z. B. durch Modellierung mathematisch und biologisch analysiert, 2 [50] 3 [53] 14

können wir hoffen, dass sich diese Fischbestände in einigen Jahren leicht verdoppeln oder verdreifachen. Davon würde nicht nur das ganze Ökosystem profitieren, sondern auch der Fischereisektor und damit die Küstenregionen. (vgl. [50]) In der westlichen Ostsee gibt es momentan eine positive Tendenz und nach vier Jahren drastischer Quotenkürzungen sollte die Dorschfangquote in 2012 um 13% bzw. 15% erhöht werden. Auch Heringe gelten in der Ostsee als bestandsgefährdet.In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt. Seit fünf Jahren wurden die erlaubten Fangmengen immer weiter gekürzt. 2011 wurden die Fangmengen für Hering um weitere 30 Prozent auf 15.884 Tonnen reduziert, weil die Zahl der Tiere in der Ostsee (vor allem, in dem östlichen Teil) stark zurückgegangen ist. 2012 ist eine weitere Absenkung der Fangmengen in der mittleren Ostsee (minus 33%) und vor Riga (minus 21%) geplant; dafür werden die Fangmengen in der westlichen Ostsee um 32% erhöht (vgl. „Ostseezeitung“, 16.09.2011). Als Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Definition einer naturund ökosystemverträglichen Fischerei einzuführen. „Eine natur- und ökosystemverträgliche Fischerei nutzt die Bestände auf einem am Vorsorgeansatz orientierten, nachhaltigen Niveau und versucht dies mit geringsten negativen Auswirkungen auf Habitate und andere Arten zu tun. Es ist von gesellschaftlichem Interesse, dass ein Ausgleich zwischen ökonomischen Interessen der Fischerei und langfristigem gesellschaftlichem Interesse an gesunden Fischbeständen und einem intakten Ökosystem stattfindet.“(vgl. [43], [7]) Ziel der Ostseefischereibetriebe muss es daher sein, pflichtbewusst mit den durch die Politik verordneten Regulierungsmaßnahmen und den Vorgaben einzelner Kommissionen (wie beispielsweise International Council for the Exploration of the Sea) zum Schutz der baltischen Meeresfauna umzugehen. Ziel des verantwortlichen Managements muss es hingegen sein, den Fischereiaufwand auf ein ökologisch verträgliches Maß zu reduzieren und die Zusammenarbeit der beteiligten Ländern zu fördern 4 . Dieses ist von äußerster Dringlichkeit, da das Ausmaß der wirtschaftlichen Wertschöpfung der Fänge stets vom Bestand und der Artenvielfalt der Ostseefische und einem intakten Ökosystem abhängig sind. Besonder wichtig und aktuell ist eine Anwendung von nachhaltigen Fischfangstrategien. Das Prinzip der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer derartigen Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise regeneriert werden kann. (vgl. [67] ) Im allgemeinen Verständnis setzt sich der Begriff der Nachhaltigkeit aus drei Komponenten zusammen, die auch als Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit bezeichnet werden. 5 4 [55] 5 [65] 15

1. Einleitung<br />

Änderungen in den Meeresströmungen oder Klimawechsel, so haben in erster Linie<br />

die vom Menschen verursachte Umweltverschmutzung und Überfischung zu dieser<br />

Entwicklung beigetragen. Vor allem Hering und Dorsch werden derzeit in viel zu<br />

großen Mengen gefangen. Durch modernste Technisierung ist es heute möglich sowohl<br />

am Grund als auch im freien Wasser zu fischen. Der Nachteil der Grundfischerei<br />

besteht in der erhöhten Umweltverschmutzung und der teilweisen Zerstörung des<br />

Seebodens, der Vegetation und zahlreichen wirbellosen Bodentiere. Andere Tierarten<br />

werden durch Beifänge bedroht (z.B. Seevögel und Säugetiere). Das biozönisches<br />

Gleichgewicht der Ostsee wird durch den Menschen nachhaltig zerstört.<br />

Wegen dieser Probleme haben die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union<br />

entschieden, dass in der Ostsee künftig weniger Fisch gefangen werden soll. Darauf<br />

verständigten sich die EU-Staaten nach langen Verhandlungen. Allerdings fiel 2008<br />

die Fangquote ca. 16000 Tonnen Dorsch und ca. 400000 Tonnen Sprotte nach Angaben<br />

der EU-Kommission in einigen Bereichen deutlich geringer aus, als die Kommission<br />

vorgeschlagen hatte. Die EU-Behörde plante im Bestand bedrohte Fischarten besser<br />

schützen. ( [59]). Die Europäische Kommission hatte am Oktober 2008 einen<br />

Vorschlag für die Fangmöglichkeiten in der Tiefseefischerei für 2009 und 2010<br />

vorgelegt. Für Bestände wie etwa Grenadierfisch sowie für die meisten Bestände von<br />

Roter Fleckbrasse und Gabeldorsch wurden in dem Vorschlag bestimmte Fangmengen<br />

empfohlen, wobei für 2009 und 2010 jeweils eine Kürzung um 15 % gegenüber dem<br />

Vorjahr vorgesehen ist. 2 Die Kommissionsvorschläge basieren auf den Gutachten des<br />

ICES.<br />

Der Dorsch gilt in der östlichen Ostsee als vom Aussterben bedroht, in der<br />

westlichen als überfischt. (vgl. [20]) Ein Grund dafür ist auch die illegale Fischerei.<br />

Polnischen Fischern wird z.B. vorgeworfen, tatsächliche Fangmengen zu verschleiern.<br />

Im Moment bestehen die Dorsch-Fänge in der westlichen Ostsee zu über 80 Prozent<br />

aus Tieren, die entweder noch gar nicht oder höchstens einmal gelaicht haben. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, einen ausgewachsenen Dorsch in der westlichen Ostsee zu finden,<br />

ist relativ gering. Besonders stark ist der Dorschbestand in der östlichen Ostsee<br />

gesunken - also zwischen Schweden, Polen und dem Baltikum. 3 Die Forscher<br />

schätzen dort den Bestand der potenziellen Elterntiere auf höchstens 80.000 Tonnen.<br />

Die EU-Staaten legen jedes Jahr die Höchstfangmengen, deren Aufteilung auf die<br />

Staaten und die dafür nötigen Auflagen für die Flotten fest. Eine Möglichkeit, auf<br />

die schwankenden Bestände der Fischarten zu retten, ist das Variieren der erlaubten<br />

Fangtage (vgl. [63]).<br />

Wissenschaftliche Modellsimulationen zeigen, dass sich die Dorschbestände in<br />

relativ kurzer Zeit erholen können. Erste Anzeichen hierfür sind im östlichen Bestand<br />

bereits sichtbar. Wenn man den Fischfang von den Dorschpopulation und ihrer Beute<br />

streng kontrolliert, die Quoten nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen festlegt,<br />

sondern auch z. B. durch Modellierung mathematisch und biologisch analysiert,<br />

2 [50]<br />

3 [53]<br />

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