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Gratisschutzimpfungen

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impfen<br />

Dr. Josef Glasl<br />

Gemeindeärztliche Tätigkeit – Impfungen<br />

Durch den „Rückzug“ der Amtsärzte in Sachen Impfungen<br />

wurde für mich als Gemeindearzt (nach altem<br />

Modell) in der Volksschule meines Ortes ein Tätigkeitsbereich<br />

aktuell, den ich gerne im öffentlichen<br />

Interesse wahrnehme und entsprechend dem offiziellen<br />

Österreichischen Impfplan durchführe. In diesem<br />

Sinne möchte ich kurz über die Pflichtimpfungen und<br />

deren Inanspruchnahme in meiner überschaubaren<br />

Landgemeinde berichten.<br />

In dieser Volksschule sind insgesamt 91 Kinder, deren<br />

Impfpässe ich kontrolliert habe, um eventuelle Impflücken<br />

zu erfassen. Das Ergebnis ist interessant, zeigt<br />

dies doch die Streubreite der Durchimpfung und deren<br />

Dokumentation:<br />

Von diesen 91 Kindern bzw. von deren Eltern<br />

• wollten zwei keine Impfberatung und haben den<br />

Impfpass nicht abgegeben. Eine Begründung wurde<br />

nicht gegeben, die diesbezügliche Absicht aber<br />

eindeutig schriftlich deponiert. (?)<br />

• konnten acht Kinder wegen Verlust keine Impfdokumente<br />

beibringen - also keine Dokumentation über<br />

ihren Impfstatus.<br />

• hatten zwei Kinder die im Volksschulalter empfohlene<br />

Auffrischung mit Repevax bereits erhalten<br />

(durch ihren Haus- oder Kinderarzt) und sind somit<br />

nicht neuerlich zu impfen.<br />

• hatte ein Kind überhaupt keine MMR-Impfung erhalten.<br />

(Die Mutter befürchtete Nebenwirkungen,<br />

konnte aber durch Beratung motiviert werden.)<br />

• hatten zwei Kinder nur eine MMR-Impfung erhalten<br />

und waren somit aufzufrischen.<br />

Als Gemeinde-, Schul- und tlw. auch Hausarzt der<br />

Kinder war es mir möglich, mit Ausnahme der erstgenannten<br />

zwei Kinder, die Eltern zu kontaktieren.<br />

Ich habe die Impfungen mit Einverständnis der Eltern<br />

durchgeführt. Ebenso konnte ich die Eltern motivieren,<br />

die Impfdokumente in Zusammenarbeit mit Haus- und<br />

Kinderfacharzt ergänzen zu lassen. Diesbezüglich ein<br />

Hinweis: Jede BH hat alle Impfdaten und meine zugeordnete<br />

BH in Hollabrunn ist bereit, die erfassten<br />

Impfdaten den Eltern auszuhändigen, damit ein neues<br />

Impfdokument angelegt werden kann.<br />

Dr. Josef Glasl<br />

zu rechnen. Allein diese Zahl müsste<br />

zur Impfung aufrufen – gelingt es doch<br />

damit einen Großteil dieser äußerst<br />

schmerzhaften Mittelohrentzündungen<br />

zu verhindern.<br />

Bei näherer Betrachtung der Pneumokokkenmeningitis<br />

kann man unschwer<br />

die Gefährlichkeit dieser Erkrankung<br />

erkennen. Laut internationalen Studien<br />

beträgt die Mortalitätsrate zwischen<br />

8 und 9 %. Mindestens so erschreckend<br />

ist aber die Tatsache, dass nach durchgemachter<br />

Erkrankung in 21 bis 25 %<br />

Defektheilungen hingenommen werden<br />

müssen. Persistierende neurologische<br />

Auffälligkeiten werden genauso beobachtet<br />

wie Taubheit. In einer retrospektiven<br />

Studie wurden in Österreich<br />

folgende Diagnosen im Rahmen von<br />

Pneumokokkenmeningitiden bei unter<br />

fünfjährigen erfasst:<br />

• Infarkt<br />

• Subdurale Effusionen<br />

• Hydrozephalus<br />

• Hirnödem<br />

• Gehirnatrophie<br />

• Empyem<br />

• Abszedierung<br />

Folgende chirurgische Eingriffe waren<br />

erforderlich:<br />

• Craniotomie<br />

• Trepanation mit ext. Ventrikeldrainage<br />

• Ventrikuloperitonealer Shunt bei<br />

Hydrocephalus<br />

• Cochleaimplantat<br />

• Passagere Tracheostomie/PEG<br />

Für jemanden wie mich, der während<br />

seiner Krankenhauszeit mehrere an<br />

Pneumokokkenmeningitis erkrankte<br />

Säuglinge und Kleinkinder betreuen<br />

musste, ist es absolut unverständlich,<br />

dass eine dermaßen wertvolle Schutzimpfung<br />

nicht in dem vom epidemiologischen<br />

Standpunkt aus betrachtet<br />

notwendigen Ausmaß angenommen<br />

wird. Wie die Erfahrungen aus der eigenen<br />

Ordination zeigen, kann dies nicht<br />

durch eine impfkritische und ablehnende<br />

Haltung der Bevölkerung erklärt<br />

werden. Es lehnen nämlich nur ganz<br />

wenige Eltern diese Impfung ab. Bei<br />

entsprechender Aufklärung vor allem<br />

über die möglichen schlimmen Folgen<br />

bei Nichtdurchführung derselben kann<br />

man die Teilnahmefrequenz durchaus<br />

noch erhöhen.<br />

Seitens des Impfreferats appelliere ich<br />

an dieser Stelle noch einmal eindringlich<br />

an alle Beteiligten – ÄrztInnen für<br />

Allgemeinmedizin und FachärztInnen<br />

für Kinder- und Jugendheilkunde – die<br />

Impfempfehlungen des Bundesministeriums,<br />

die im alljährlich adaptierten<br />

Österreichischen Impfplan angeführt<br />

sind, zu befolgen. Es gilt mit zufriedenstellenden<br />

Durchimpfungsraten nicht<br />

nur den Individualschutz des einzelnen<br />

Menschen zu sichern, sondern auf<br />

lange Sicht gesehen durch Schaffung<br />

einer Herdenimmunität zu, Hebung der<br />

Volksgesundheit beizutragen. Vordringlich<br />

allerdings erscheint mir vor allem,<br />

unsere Kleinsten vor Schmerzen insgesamt<br />

aber im speziellen vor potentiell<br />

lebensbedrohlichen Erkrankungen zu<br />

schützen.<br />

VP MR Dr. Dietmar Baumgartner<br />

Referat für Schulärzte, Vorsorge,<br />

Impfwesen und Sportmedizin<br />

28<br />

CONSILIUM 11/13

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