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Molekulare Methoden in der mikrobiologischen ... - BIOspektrum

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747<br />

Tox<strong>in</strong>- sowie Resistenzgen-Nachweise durchführen.<br />

Innerhalb von acht Stunden ist e<strong>in</strong>e<br />

relativ breite Analyse möglich. Das bisherige<br />

System ist extrem teuer und daher für die<br />

meisten diagnostischen Labore ungeeignet.<br />

Next Generation Sequenc<strong>in</strong>g bezeichnet<br />

hochparallele DNA-Sequenzierungen. Es s<strong>in</strong>d<br />

verschiedene Systeme kommerziell verfügbar,<br />

die auf unterschiedlichen Techniken beruhen.<br />

Allen Systemen ist geme<strong>in</strong>, dass Genstücke<br />

aus Direktmaterialien mit o<strong>der</strong> ohne<br />

Amplifikationsschritt sequenziert und mittels<br />

Computeranalyse und Datenbankvergleich<br />

bestimmten Organismen zugeordnet werden.<br />

Es ist nicht nur die Detektion von Spezies,<br />

son<strong>der</strong>n auch von Resistenz- o<strong>der</strong> Virulenzgenen<br />

möglich. Nicht immer ist aus e<strong>in</strong>em<br />

Keimgemisch klar, welche Gensequenzen<br />

(etwa von Plasmiden) zu welchem Erreger<br />

gehören. Auch e<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen<br />

lebenden und toten Erregern o<strong>der</strong> re<strong>in</strong>er DNA<br />

ist nicht möglich. Die Auswertung <strong>der</strong> Daten<br />

ist rechen<strong>in</strong>tensiv. Für manche Fragestellungen,<br />

vor allem bei nicht anzüchtbaren o<strong>der</strong><br />

unbekannten Erregern kann diese aufwendige<br />

Methode <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>. Neue schnellere<br />

und günstigere Sequenzierungstechniken<br />

machen die Massivsequenzierung zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>teressanten Ansatz, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren verstärkt experimentell e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden wird und <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

diagnostische Alternative bieten könnte [11].<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die molekulare Diagnostik beruht <strong>der</strong>zeit<br />

hauptsächlich auf <strong>der</strong> Analyse von Erbsubstanz<br />

o<strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Erreger. Der Hauptunterschied<br />

zu klassischen kulturbasierten<br />

Verfahren ist meistens die höhere Geschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Manche Erreger s<strong>in</strong>d gar nicht<br />

anzüchtbar, sodass ihr direkter Nachweis nur<br />

über molekulare Verfahren gel<strong>in</strong>gt. Trotz <strong>der</strong><br />

Vielfalt mo<strong>der</strong>ner molekularer Verfahren ist<br />

die kulturelle Anzucht noch notwendig. Sie<br />

hat meist nicht nur e<strong>in</strong>e höhere Sensitivität,<br />

son<strong>der</strong>n erlaubt auch die e<strong>in</strong>fache Trennung<br />

von Mischkulturen sowie e<strong>in</strong>e Unterscheidung<br />

zwischen toten und lebenden (anzüchtbaren)<br />

Organismen und dies zu meist deutlich<br />

ger<strong>in</strong>geren Kosten. Für e<strong>in</strong>e zuverlässige<br />

Resistenztestung ist außerdem <strong>der</strong> Genotyp<br />

aufgrund <strong>der</strong> Vielfalt an möglichen Resistenzmechanismen<br />

<strong>der</strong> phänotypischen Resistenztestung<br />

unterlegen. Die stete Weiterentwicklung<br />

molekularer Testsysteme zielt darauf,<br />

schnell hochspezifische Resultate zu liefern<br />

und die Tests möglichst e<strong>in</strong>fach durchführbar<br />

zu machen (Abb. 2). Wenn die Kosten<br />

erster Tag zweiter<br />

Tag<br />

dritter Tag<br />

Kulturwachstum<br />

Zeit zur Diagnosestellung<br />

DNA/RNA-<br />

Extraktion<br />

Zwischenschritte<br />

˚ Abb. 2: <strong>Molekulare</strong> Verfahren <strong>der</strong> <strong>mikrobiologischen</strong> Diagnostik und <strong>der</strong>en Zeitaufwand.<br />

dabei für das Labor reduziert werden können,<br />

so werden sich <strong>in</strong> Zukunft molekulare Verfahren<br />

mehr und mehr gegenüber <strong>der</strong> klassischen,<br />

kulturbasierten <strong>mikrobiologischen</strong><br />

Diagnostik durchsetzen.<br />

ó<br />

Literatur<br />

[1] Tenover FC (2011) Develop<strong>in</strong>g molecular amplification<br />

methods for rapid diagnosis of respiratory tract <strong>in</strong>fections<br />

caused by bacterial pathogens.<br />

Cl<strong>in</strong> Infect Dis 52(Suppl 4):S338–345<br />

[2] Cathomas G (2009) Molecular diagnostic <strong>in</strong> <strong>in</strong>fectious<br />

disease pathology: an update. Ann Pathol 29:S19–21<br />

[3] Krishna NK, Cunnion KM (2012) Role of molecular diagnostics<br />

<strong>in</strong> the management of <strong>in</strong>fectious disease emergencies.<br />

Med Cl<strong>in</strong> North Am 96:1067–1078<br />

[4] Balas<strong>in</strong>gham SV, Davidsen T, Szp<strong>in</strong>da I et al. (2009)<br />

Molecular diagnostics <strong>in</strong> tuberculosis: basis and implications<br />

for therapy. Mol Diagn Ther 13:137–151<br />

[5] Bille J (2010) New nonculture-based methods for the diagnosis<br />

of <strong>in</strong>vasive candidiasis.<br />

Curr Op<strong>in</strong> Crit Care 16:460–464<br />

[6] Maur<strong>in</strong> M (2012) Real-time PCR as a diagnostic tool for<br />

bacterial diseases. Expert Rev Mol Diagn 12:731–754<br />

[7] Preuner S, Lion T (2009) Towards molecular diagnostics<br />

of <strong>in</strong>vasive fungal <strong>in</strong>fections.<br />

Expert Rev Mol Diagn 9:397–401<br />

[8] Nolte FS (2008) Molecular diagnostics for detection of<br />

bacterial and viral pathogens <strong>in</strong> community-acquired pneumonia.<br />

Cl<strong>in</strong> Infect Dis 47(Suppl 3):S123–126<br />

AUTOREN<br />

Probennahme<br />

Kulturwachstum<br />

Sören Schubert<br />

Jahrgang 1966. 1985–1992<br />

Mediz<strong>in</strong>studium an <strong>der</strong> Universität<br />

Hamburg. 1993–1995 Dissertation<br />

an <strong>der</strong> Universität<br />

Würzburg. Seit 1998 Arbeitsgruppenleiter<br />

am Max von<br />

Pettenkofer-Institut für Hygiene<br />

und Mediz<strong>in</strong>ische Mikrobiologie<br />

<strong>der</strong> LMU München. 2006 Habilitation.<br />

Seit 2006 leiten<strong>der</strong><br />

Oberarzt <strong>der</strong> Diagnostik am Max<br />

von Pettenkofer-Institut.<br />

FISH<br />

direkt MALDI-TOF (Ur<strong>in</strong>)<br />

automatisierte PCR-Verfahren<br />

PCR-Verfahren, LCR, NASBA<br />

RT-PCR-Verfahren<br />

Massivsequenzierung<br />

ESI-TOF<br />

universelle PCR/Sequenzierung<br />

L<strong>in</strong>e Probe Assay<br />

Mikroarray<br />

MALDI-TOF<br />

FISH von Kultur<br />

PCR von Kultur (RT o<strong>der</strong> konventionell)<br />

an<strong>der</strong>e molekulare Verfahren aus Kultur<br />

[9] Montone KT, Guarner J (2013) In situ hybridization for<br />

rRNA sequences <strong>in</strong> anatomic pathology specimens, applications<br />

for fungal pathogen detection: a review.<br />

Adv Anat Pathol 20:168–174<br />

[10] Wieser A, Schnei<strong>der</strong> L, Jung J et al. (2012) MALDI-TOF<br />

MS <strong>in</strong> microbiological diagnostics-identification of microorganisms<br />

and beyond. Appl Microbiol Biotechnol 93:965–974<br />

[11] Dunne WM Jr, Westblade LF, Ford B (2012) Next-generation<br />

and whole-genome sequenc<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the diagnostic cl<strong>in</strong>ical<br />

microbiology laboratory.<br />

Eur J Cl<strong>in</strong> Microbiol Infect Dis 31:1719–1726<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Prof. Dr. med. Sören Schubert<br />

Max von Pettenkofer-Institut<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Marchion<strong>in</strong>istraße 17<br />

D-81377 München<br />

Tel.: 089-2180-78202<br />

Fax: 089-2180-78294<br />

schubert@med.uni-muenchen.de<br />

Andreas Wieser<br />

Jahrgang 1983. 2002–2009<br />

Mediz<strong>in</strong>studium an <strong>der</strong> LMU<br />

München. 2005–2009 Dissertation<br />

am Max von Pettenkofer-Institut<br />

für Hygiene und<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Mikrobiologie<br />

<strong>der</strong> LMU München, dort seit<br />

2009 Postdoc <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

von Prof. Dr. Schubert.<br />

<strong>BIOspektrum</strong> | 07.13 | 19. Jahrgang

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