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Bachelorthesis - OPUS-Datenbank - Staatliche Studienakademie ...

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<strong>Bachelorthesis</strong><br />

Eine Untersuchung zur Nachhaltigkeit von<br />

Anlageprodukten und deren Beratung in der<br />

Commerzbank AG<br />

Vorgelegt am: 19.08.2013<br />

Von:<br />

Rebecca Duchon<br />

Hartensteiner Str. 77<br />

09376 Oelsnitz/Erzgeb.<br />

Studiengang:<br />

Bank<br />

Studienrichtung:<br />

Wirtschaft<br />

Seminargruppe:<br />

BK2010<br />

Matrikelnummer: 4000507<br />

Praxispartner:<br />

Commerzbank AG<br />

Taunusanlage 9<br />

60329 Frankfurt am Main<br />

Gutachter:<br />

Herr Dipl. Ing. Andreas Bauer (Commerzbank AG)<br />

Herr Dr. Volker Weber (<strong>Staatliche</strong> <strong>Studienakademie</strong><br />

Glauchau)


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... II<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... IV<br />

Tabellenverzeichnis .................................................................................................... V<br />

Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................. VI<br />

Vorwort ....................................................................................................................... 1<br />

1 Einleitung ....................................................................................................... 2<br />

1.1 Problemstellung, Herausforderung und Zielsetzung der Arbeit ..................... 2<br />

1.2 Theoretischer Bezugsrahmen ........................................................................ 3<br />

1.3 Gang der Untersuchung ................................................................................. 4<br />

2 Ethische Grundlagen des Anlage- und Beratungsgeschäfts ......................... 6<br />

2.1 Moralisches Handeln der Individuen .............................................................. 6<br />

2.2 Wirtschaftsethische Grundlagen .................................................................. 10<br />

3 Anlagegeschäft für Privat- und Geschäftskunden ........................................ 13<br />

3.1 Begriff und Klassifizierung ........................................................................... 13<br />

3.2 Finanzielle und ethische Dimensionen ......................................................... 14<br />

4 Nachhaltige Geldanlagen ............................................................................. 17<br />

4.1 Begriffsdefinitionen ...................................................................................... 17<br />

4.1.1 Begriffsabgrenzung der sozialen, ökonomischen und ökologischen<br />

Nachhaltigkeit .............................................................................................. 17<br />

4.1.2 Kriterien Nachhaltiger Anlageprodukte ........................................................ 18<br />

4.2 Historische Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen ..................................... 21<br />

4.3 Marktentwicklung im Hinblick nachhaltiger Anlagemöglichkeiten................ 23<br />

4.3.1 Entwicklungen des nachhaltigen Anlagekapitals vor und nach der<br />

Finanzkrise................................................................................................... 23<br />

4.3.2 Trends und Prognosen nachhaltiger Anlageprodukte .................................. 28<br />

4.3.3 Marktführer der deutschen Bankenlandschaft ............................................. 29<br />

5 Nachhaltigkeit der Anlageprodukte in der Commerzbank AG und deren<br />

Kooperationspartner .................................................................................... 31<br />

5.1 Allgemeines zu den Anlageprodukten in der Commerzbank AG ................ 31<br />

5.2 Nachhaltige Anlageprodukte der Commerzbank AG und deren<br />

Kooperationspartnern .................................................................................. 32<br />

5.2.1 Untersuchung der Nachhaltigkeit und nachhaltiger Anlageprodukte der<br />

Commerzbank AG und deren Kooperationspartnern .................................. 32<br />

5.2.2 Schlussfolgerungen zur Nachhaltigkeit von Anlageprodukten in der<br />

Commerzbank AG und deren Kooperationspartnern ................................... 37<br />

6 Nachhaltigkeit in der Beratung von Privat- und Geschäftskunden ............... 40<br />

6.1 Mitwirkende in der nachhaltigen Beratung ................................................... 40<br />

II


6.1.1 Investoren .................................................................................................... 40<br />

6.1.2 Anlageberater .............................................................................................. 42<br />

6.2 Nachhaltige Anlagestrategien ...................................................................... 44<br />

6.2.1 Ausschlusskriterien ...................................................................................... 45<br />

6.2.2 Positivkriterien (Best-in-Class-Konzept)....................................................... 46<br />

6.2.3 Aktives Aktionärstum – „Shareholder Engagement“ .................................... 49<br />

6.2.4 Mainstreaming: Environment Social Governance – Integration ................... 50<br />

6.3 Nachhaltige Anlageberatung versus herkömmlicher Anlageberatung ......... 51<br />

6.3.1 Ablauf einer nachhaltigen Anlageberatung .................................................. 51<br />

6.3.2 Besonderheiten der nachhaltigen Anlageberatung gegenüber einer<br />

herkömmlichen Anlageberatung .................................................................. 56<br />

6.4 Nachhaltige Anlageberatung in der Commerzbank AG ............................... 56<br />

6.4.1 Untersuchung der Umsetzung der nachhaltigen Anlageberatung in der<br />

Commerzbank AG ....................................................................................... 56<br />

6.4.2 Schlussfolgerungen zur Umsetzung der nachhaltigen Anlageberatung in der<br />

Commerzbank AG ....................................................................................... 58<br />

7 Zusammenfassung ...................................................................................... 60<br />

Quellenverzeichnis ................................................................................................... 62<br />

Anhangverzeichnis und Anhang ............................................................................... 70<br />

Ehrenwörtliche Erklärung .......................................................................................... 71<br />

Thesen ..................................................................................................................... 72<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1 Magisches Dreieck der Kapitalanlage………………………. 15<br />

Abbildung 2 Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit……………………… 17<br />

Abbildung 3 Nachhaltigkeit als vierte Dimension der<br />

Geldanlageentscheidung……………………………………... 19<br />

Abbildung 4 Beispiele für nachhaltige Ziele……………………………….. 21<br />

Abbildung 5 Nachhaltige Investmentfonds, Mandate und sonstige<br />

Finanzprodukte in Deutschland (in Milliarden Euro)………. 23<br />

Abbildung 6 Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland in 2012…………. 25<br />

Abbildung 7 Entwicklung der Anlage in nachhaltigen Fonds von<br />

1997-2012……………………………………………………… 26<br />

Abbildung 8 Anteil der einzelnen Länder am GCX, Stand 09.07.2013…. 27<br />

Abbildung 9 Europa als das Zentrum global tätiger ethischer Fonds…... 29<br />

Abbildung 10 Fondsauswahlprozess der Commerzbank AG ……………. 31<br />

Abbildung 11 Wertentwicklung des Allianz Global Sustainability<br />

– A – EUR über 5 Jahre………………………………………. 35<br />

Abbildung 12 Wertentwicklung des Allianz Euroland Equity<br />

SRI–W–EUR seit der Auflage am 26.01.2010……………… 36<br />

Abbildung 13 Konzepte von Socially Responsible Investments………….. 45<br />

Abbildung 14 Prozess der nachhaltigen Anlageberatung…………………. 55<br />

IV


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1 Moralische Handlungstypen…………………………………… 9<br />

Tabelle 2 Beispiele für Positivkriterien…………………………………. 48<br />

V


Abkürzungsverzeichnis<br />

AG<br />

AGI AG<br />

bzw.<br />

ESG<br />

EVA<br />

FIM GmbH<br />

ff.<br />

GCX<br />

GLS Bank<br />

KWG<br />

Aktiengesellschaft<br />

Allianz Global Investors AG<br />

beziehungsweise<br />

Environment Social Governance<br />

Elektronische Vertriebsanwendung<br />

FIL Investment Management GmbH<br />

fortfolgende<br />

Global Challenges Index<br />

Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken<br />

Kreditwesengesetz<br />

VI


Vorwort<br />

Diese Bachelorarbeit wurde im August 2013 der BA Glauchau vorgelegt.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mir bei der Erstellung<br />

dieser Bachelorarbeit hilfreich durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung zur<br />

Seite gestanden haben.<br />

Mein besonderer Dank gilt meinem Theoriebetreuer Herrn Dr. Volker Weber, der mir<br />

in so manchem Punkt mit gutem Rat zur Seite stand, sowie meinem Praxisbetreuer,<br />

dem Filialdirektor der Commerzbank AG in Glauchau, Herrn Dipl. Ing. Andreas<br />

Bauer, der sich sehr für die Vermittlung der Gesprächspartner der<br />

Kooperationsunternehmen und deren Beantwortung des Fragenkataloges einsetzte,<br />

sowie bei allen anstehenden Problemen ein guter Ratgeber war.<br />

Des Weiteren danke ich Frau Franz, Gebietsfilialleiterin meines Praxisunternehmens,<br />

der Commerzbank AG, für die Zeit der Freistellung zum Schreiben dieser Arbeit.<br />

Und nicht zuletzt möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken, die mich<br />

während des gesamten kräftezehrenden Studiums und der Erstellung der<br />

Bachelorarbeit „ertragen“ und direkt oder indirekt unterstützt haben.<br />

Neuwürschnitz, 2013<br />

Rebecca Duchon<br />

1


1 Einleitung<br />

1.1 Problemstellung, Herausforderung und Zielsetzung der<br />

Arbeit<br />

Seit dem Beginn der Geschichte werden die Menschen von der Frage bewegt, was<br />

sie tun sollen. Die Religionen haben unter anderem Antworten parat, wie „Was du<br />

nicht willst, das man dir tue, das tu einem andern auch nicht.“ 1 So sollen die<br />

Menschen gezwungen werden, über ihr Tun nachzudenken und eine für sich<br />

vertretbare Lösung zu finden.<br />

Auch im Finanzbereich finden Menschen eine Investition in sozial-ökonomisch<br />

nachhaltigen Geldanlagen gut, doch bei der Umsetzung stoßen sie auf einige<br />

Probleme und Fragen: wie handeln Menschen moralisch richtig, was sind<br />

nachhaltige Geldanlagen und ist der Kundenberater auch in der Lage über<br />

nachhaltige Produkte zu beraten.<br />

Um Klarheit über ‚vertretbare Lösungen‘ für sozial-ökonomisch nachhaltige<br />

Anlagemöglichkeiten zu schaffen, wird sich diese Arbeit mit ethischen Grundlagen<br />

und nachhaltigen Geldanlagen befassen und die Nachhaltigkeit von Anlageprodukten<br />

und Beratungsleistungen im Privat- und Geschäftskundensegment der<br />

Commerzbank AG untersuchen.<br />

Da es für einige Investoren nachhaltig zu investieren bedeutet, langfristig finanziell<br />

erfolgreich zu investieren, für andere, nur dann Kriterien der Nachhaltigkeit in den<br />

Anlageprozess zu integrieren, wenn ein finanzieller Nutzen daraus entsteht und für<br />

wieder andere nachhaltig investieren heißt, nur primär ethische orientierte Ziele mit<br />

den Anlagen zu verfolgen, soll die Arbeit dazu beitragen, die Frage zu beantworten,<br />

was nachhaltig investieren überhaupt bedeutet und welche Möglichkeiten es gibt,<br />

nachhaltig zu investieren. Parallel dazu muss noch geklärt werden, was es für<br />

Anlageberater heißt, Beratungen bei Investoren durchzuführen, die nachhaltig<br />

investieren möchten.<br />

Ziel der Arbeit ist es, schlussfolgernd zu bestimmen, ob es in der Commerzbank AG<br />

und deren Kooperationspartnern nachhaltige Produkte gibt. Es soll herausgearbeitet<br />

werden, mit welcher Einstellung und ob überhaupt die Kundenberater nachhaltige<br />

Beratungen durchführen. Außerdem soll aus den Untersuchungen deutlich werden,<br />

wie und mit welchem Bewusstsein eine nachhaltige Anlageberatung umgesetzt wird.<br />

1 Lutherbibel 1912, Tobias 4,16<br />

2


Am Schluss der Arbeit soll eine kurze Anleitung für eine nachhaltige<br />

Beratungsleistung erarbeitet werden.<br />

1.2 Theoretischer Bezugsrahmen<br />

Durch die Zuordnung zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen besitzt diese Arbeit<br />

einen weitgefächerten Bezugsrahmen.<br />

Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften hat die Ethikforschung in den letzten Jahren<br />

an Bedeutung gewonnen. Ethik wird als die wissenschaftliche Reflexion über das<br />

Ethos und die Moral verstanden 2 und umfasst den normativen Grundrahmen über<br />

das Verhältnis der Menschen zu seiner ökologischen Umwelt, zu seinen<br />

Mitmenschen und zu sich selbst 3 .<br />

Im Spektrum von Investments, mit denen ethische Ansprüche verbunden werden,<br />

stehen zwei Begriffsfelder: das sozial verantwortliche und das nachhaltige<br />

Investment. Das sozial verantwortliche Investment ist auf die religiöse Tradition der<br />

Quäker zurückzuführen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts begannen, ihre<br />

Geldanlagen nach sittlichen Kriterien auszurichten und insbesondere die Aktien von<br />

Unternehmen der Suchtmittel-, Glücks- und Rüstungsindustrie zu meiden. Das<br />

nachhaltige Investment geht auf das seit den 1970er Jahren gestiegene Bewusstsein<br />

für die Gefährdung der natürlichen Grundlagen zurück. 4 Um die Impulse beider<br />

Felder zu integrieren, sollen in dieser wissenschaftlichen Untersuchung soziale als<br />

auch nachhaltige Anlagemöglichkeiten beleuchtet und somit als ein Begriff der<br />

„Nachhaltigen Anlageprodukte“ benannt werden.<br />

Die Finanzberatung als Dienstleistung ist ein Erkenntnisobjekt der Bankbetriebslehre,<br />

die von der Betriebswirtschaftslehre als eine spezielle Institutionslehre zu sehen ist. 5<br />

Ihre Forschungsgegenstände sind Wirtschaftseinheiten, die für das Produzieren und<br />

Absetzen von Finanzdienstleistungen verantwortlich sind. Im Mittelpunkt dieser<br />

Betrachtungen stehen Kreditinstitute nach § 1 Kreditwesengesetz (KWG) sowie alle<br />

Institutionen, die nach §§ 39 ff. KWG berechtig sind, sich Sparkasse, Bank oder<br />

Bankier zu nennen.<br />

Finanzberatungen sind eine spezielle Art von Finanzdienstleistungen, die von<br />

Finanzdienstleistern, wie Versicherungen, Bausparkassen, Kreditorganisationen und<br />

2 vgl. KREIKEBAUM, 1996<br />

3 vgl. HÖFFE, 1992, S. 185-188<br />

4 vgl. WISSENSCHAFTLICHE Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen Bischofskonferenz, 2010, S. 8-10<br />

5 vgl. GRAMLICH; GRILL; ELLER; 1995, S. 156 ff.; VON STEIN; BUND, 1997, S. 390-393<br />

3


Maklern angeboten werden, aber nicht die Gesamtheit der Leistungen 6<br />

abbildet.<br />

Finanzdienstleistungen können als eine Gesamtheit aller von Kreditinstituten und<br />

bankfremden Substitutionskonkurrenten angebotenen Leistungen verstanden<br />

werden. 7<br />

Den Forschungsbereich der Versicherungsbetriebslehre berührt die Finanzberatung<br />

ebenfalls, da die Versicherungsgesellschaften ihre Kunden über das Spargeschäft,<br />

das Risikogeschäft und die Abwicklung beraten. 8<br />

1.3 Gang der Untersuchung<br />

Zum Beginn der Arbeit werden die ethischen Grundlagen des Anlage- und<br />

Beratungsgeschäftes dargelegt. Die Herausarbeitung des moralischen Handelns der<br />

Individuen sowie die wirtschaftsethischen Grundlagen sollen als Basis für die<br />

weiteren Untersuchungen dienen.<br />

Danach wird der Begriff des Anlagegeschäfts für Privat- und Geschäftskunden<br />

definiert und klassifiziert, sowie die finanzielle und ethische Dimension des<br />

Anlagegeschäftes ausgeführt.<br />

Es folgen die Begriffsdefinitionen der sozialen, ökonomischen und ökologischen<br />

Nachhaltigkeit. Aufbauend darauf werden die Kriterien der nachhaltigen<br />

Anlageprodukte aufgeführt und abgegrenzt. Der geschichtlichen Entwicklung der<br />

nachhaltigen Geldanlagen folgt die aktuelle Marktentwicklung. Es sollen die<br />

Entwicklungen des nachhaltigen Anlagekapitals vor und nach der Finanzkrise<br />

untersucht und daraus resultierend eine zusammenfassende Aussage getätigt<br />

werden. Damit verbunden soll die Frage, welche Prognose die Commerzbank AG<br />

und deren Kooperationspartner international bzw. speziell für Deutschland für die<br />

Marktentwicklung nachhaltiger Anlageprodukte stellt, beantwortet werden. Am Ende<br />

dieses inhaltlichen Punktes sollen die aktuellen Marktführer der deutschen<br />

Bankenlandschaft aufgezeigt werden.<br />

Im fünften Punkt soll die Nachhaltigkeit der Investmentprodukte in der Commerzbank<br />

AG und deren Kooperationspartner anhand ausgewählter Anlageprodukte untersucht<br />

und daraus Schlussfolgerungen gezogen werden, ob und welche nachhaltigen<br />

Anlageprodukte die Commerzbank AG und ihre Kooperationspartner führen.<br />

6 zum Beispiel: Produkte von Finanzprodukten<br />

7 vgl. NADER, 1995<br />

8 vgl. FARNY, 1989<br />

4


Als letzter Punkt soll die Nachhaltigkeit in der Beratung von Privat- und<br />

Geschäftskunden untersucht werden. Dazu müssen die Mitwirkenden in der<br />

Beratung, das heißt, die Investoren und die Anlageberater, definiert und dargestellt<br />

werden. Als nächstes sollen die unterschiedlichen nachhaltigen Anlagestrategien<br />

herausgearbeitet und als Überblick dargestellt werden. Die Ausschlusskriterien, die<br />

Positivkriterien, auch Best-in-Class-Konzept genannt, und die Integration des<br />

Environment Social Governance (ESG) sollen hierbei näher betrachtet werden. Im<br />

nächsten Punkt soll der Ablauf einer nachhaltigen Anlageberatung herausgearbeitet<br />

und die herkömmliche Anlageberatung zum Vergleich herangezogen werden. Es soll<br />

danach die nachhaltige Anlageberatung in der Commerzbank AG untersucht und<br />

daraus Schlussfolgerungen zur Umsetzung der nachhaltigen Anlageberatung<br />

gezogen werden.<br />

Nach den theoretischen Definitionen, den Darstellungen der geschichtlichen<br />

Entwicklung der nachhaltigen Anlageprodukte und den aktuellen<br />

Marktentwicklungen, den Untersuchungen ausgewählter Anlageprodukte und den<br />

Recherchen über den Ablauf einer nachhaltigen Anlageberatung soll die Arbeit mit<br />

einem Resümee enden, das entweder besagt, dass die Commerzbank AG sich mit<br />

dem Thema der Nachhaltigkeit, sowohl in ihrer Anpreisung der Produkte als auch in<br />

der Beratung, tiefgehend befasst, oder ob sich die Bank mit diesem, aktuell noch<br />

genannten, Nischenmarkt nicht auseinandersetzt.<br />

5


2 Ethische Grundlagen des Anlage- und<br />

Beratungsgeschäfts<br />

2.1 Moralisches Handeln der Individuen<br />

Zunächst ist erst einmal zu klären, was rein formal betrachtet, eine Moral ist. Nach<br />

TUGENDHAT lässt sich eine Moral sehr allgemein ethnologisch als System von<br />

sozialen Normen, das heißt, von Handlungsregeln, verstehen, die in einer<br />

Gesellschaft aufgrund sozialen Drucks besteht. 9 Eine Moral regelt also menschliches<br />

Handeln gegenüber anderen, wobei nicht nur menschliches Handeln moralisch<br />

bewertet wird, sondern auch Personen, Motive, Absichten und Dispositionen in<br />

Bezug darauf, in welchem Umfang sie zu moralisch billigendem oder missbilligendem<br />

Handeln führen. 10<br />

Im moralphilosophischen Sinne gehören zum Handeln auch Unterlassungen dazu,<br />

wobei sozialer Druck durch äußere Sanktionen ausgeübt wird. Bei einer Moral ist der<br />

soziale Druck jedoch keine äußere, sondern eine innere Sanktion, die in moralischen<br />

Gefühlen von Empörung und Schuld besteht und die sich als eine „tendenzielle<br />

Exkommunikation“ aus der moralischen Gemeinschaft verstehen lässt. Wer mit<br />

moralischen Gefühlen auf die Verletzung moralischer Normen reagiert, identifiziert<br />

sich bewusst oder unbewusst mit der Moral. Der Grund nach TUGENDHAT ist, dass<br />

eine moralisch schlechte Handlung „ein Verstoß gegen die Grundlagen der<br />

Gemeinschaft selbst […] [ist], mit denen der mit diesem Gefühl Reagierende sich<br />

identifiziert. Seine eigene sozial verstandene Identität wird von dem gegen die<br />

moralische Ordnung Verstoßenden in Frage gestellt.“ Sich mit der Moral<br />

identifizieren drückt also aus, dass der Mensch ein guter Mensch sein will. Gut ist der<br />

Mensch im moralischen Sinne dann, wenn „er sich so verhält, wie das normative<br />

System es gebietet, und das heißt: wie die Mitglieder der moralischen Gesellschaft<br />

wechselseitig voneinander wollen (oder fordern), dass man ist.“ 11<br />

In Anlehnung an KANT wird auch gesagt, dass der Mensch den moralischen Normen<br />

kategorisch Folge zu leisten hat. In dieser Beziehung spricht man auch vom<br />

Verpflichtungscharakter der Moral, was heißt, dass die Mitglieder einer moralischen<br />

9 vgl. TUGENDHAT, 1992, S. 316<br />

10 vgl. BIRNBACHER, 2007, S. 12<br />

11 TUGENDHAT, 1999, S. 164<br />

6


Gesellschaft sich wechselseitig dazu verpflichten, die in einer Moral geltenden<br />

moralischen Normen einzuhalten. 12<br />

Weiterhin schränkt die Moral die Freiheit der Mitglieder einer moralischen<br />

Gesellschaft entscheidend ein, da die Mitglieder kategorisch voneinander eine<br />

Einhaltung moralischer Gebote und Verbote sowie moralischer Pflichten und Rechte<br />

fordern. Derjenige, der die moralischen Normen akzeptiert, muss sie auch befolgen,<br />

auch wenn es gegen seine eigenen Interessen ist, Nachteile für ihn mit sich bringt,<br />

oder weil die Person ihm unsympathisch ist, zugunsten er sich moralisch verhalten<br />

soll, weil er es für begründet hält, dass die anderen Mitglieder der moralischen<br />

Gesellschaft ihn für die Nichtbefolgung tadeln oder mit Empörung reagieren<br />

könnten. 13<br />

Die Bedeutung einer Moral lässt sich also darin sehen, dass sie das gesellschaftliche<br />

Zusammenleben zwischen Individuen regelt, ohne dabei auf Sympathien zwischen<br />

den Individuen aufbauen zu müssen.<br />

Im Zusammenhang mit ethischen Geldanlagen stellt sich hier die Frage, ob alle<br />

Investoren moralisch dazu verpflichtet sind, nachhaltig zu investieren. Wäre das so,<br />

würden die Mitglieder der moralischen Gesellschaft gegenüber den Investoren, die<br />

nicht umwelt- und sozialverträglich investieren, mit dem moralischen Gefühl der<br />

Empörung reagieren können. Zur Beantwortung der Frage, ob die Mitglieder einer<br />

moralischen Gesellschaft das wirklich voneinander fordern können, sollte die<br />

Bandbreite der Bewertung von moralisch relevanten Handlungen über die zu einfach<br />

gedachte Dreiteilung von moralisch gebotenen, moralisch verbotenen und moralisch<br />

indifferenten Handlungen erweitert werden. Nach URMSON und CHRISHOLM lässt<br />

sich ein differenziertes, fünf-gliedriges moralbezogenes Handlungsschema<br />

entwerfen. 14<br />

Die ersten drei Handlungstypen, die den Bereich einer Moral definieren, wurden<br />

oben schon erläutert. Darunter fallen die Handlungen, die moralisch geboten oder<br />

moralisch verboten sind, man spricht auch von positiven 15 oder negativen 16<br />

Pflichten. Von moralisch geforderten Handlungen lassen sich die Handlungen<br />

abgrenzen, die moralisch indifferent sind. Diese sind zwar weder moralisch gut noch<br />

moralisch schlecht, können aber mit moralischen Normen konfligieren. Darunter<br />

12 vgl. STEMMER, 2000, S. 10<br />

13 vgl. TUGENDHAT, 1999, S. 163<br />

14 vgl. URMSON, 1958, S. 198-216; CHRISHOLM, 1963, S. 1-12<br />

15 Beispiel: Eine positive Pflicht ist, einer Person, die in Not ist, zu helfen.<br />

16 Beispiel: Eine negative Pflicht ist, niemanden zu verletzen.<br />

7


zählen alle Handlungen, die von den Mitgliedern einer moralischen Gesellschaft nicht<br />

gegenseitig gefordert werden, worunter auch das Investieren gehört. Moralisch ist es<br />

nicht gefordert, zu investieren, wenn aber investiert wird, ist es möglich, gegen<br />

moralische Ansprüche zu verstoßen.<br />

Darüber hinaus gibt es noch Handlungen, die moralisch gut, aber nicht moralisch<br />

verpflichtend sind, welche supererogatorische Handlungen 17 genannt werden. Dieser<br />

Begriff soll hier näher betrachtet werden, da mutmaßlich das nachhaltige Investieren<br />

in diesen Bereich fällt. Unter supererogatorischem Handeln versteht man<br />

beispielsweise das selbstlose Handeln unter der Gefährdung des eigenen Lebens.<br />

Hier endet aus moralischer Perspektive die moralische Pflicht anderen zu helfen, da<br />

durch die Hilfsmaßnahme das eigene Leben in Gefahr geraten würde. Wer dies<br />

trotzdem tut, tut mehr, als wozu ihn die Moral verpflichtet. Wer also nicht<br />

supererogatorisch handelt, verletzt keine moralische Pflicht und somit kann ihm<br />

gegenüber nicht mit dem moralischen Gefühl der Empörung reagiert werden.<br />

Supererogatorische Handlungen sind selbstlos und uneigennützig motivierte<br />

Handlungen, 18 da das Individuum um der anderen willen handelt. Von ideellen<br />

Handlungen spricht man, wenn man sich auf Handlungen bezieht, die, wie die<br />

supererogatorischen Handlungen, moralisch gut, aber nicht moralisch verpflichtend<br />

sind, und bei denen eine selbstlose Motivation vorliegen kann, aber nicht vorliegen<br />

muss. 19<br />

Der Bereich des Supererogatorischen ist also umfassender und wird als Bereich<br />

moralischer Ideale bezeichnet, was bedeutet, dass der Mensch, der aus<br />

uneigennützigen Motiven mehr tut, als das, was moralisch gefordert ist, sich an<br />

einem moralischen Ideal orientiert. „Wer ein moralisches Ideal vertritt“, folgert<br />

BIRNBACHER, „unterwirft sein eigenes Handeln anspruchsvolleren moralischen<br />

Maßstäben als das Handeln anderer und fordert von sich selbst mehr und anderes,<br />

als er bereit ist, von anderen zu fordern.“ 20<br />

Der fünfte Handlungstypus betrifft die Handlungen, die moralisch schlecht, aber<br />

moralisch nicht verboten sind. Bezeichnet werden sie auch als suberogatorische<br />

Handlungen 21 . Geldanlagen in beispielsweise Tabak oder Alkohol sind demzufolge<br />

nicht moralisch schlecht oder verboten, sondern ausschließlich moralisch anstößig. 22<br />

17 auch: übergebührliche Handlungen<br />

18 vgl. STEMMER, 2000, S. 323<br />

19 vgl. HEYD, 2008<br />

20 BIRNBACHER, 2007, S. 30<br />

21 auch: anstößige Handlungen<br />

22 vgl. URMSON, 1958, S. 198-216; CHRISHOLM, 1963, S. 1-12<br />

8


In der folgenden Tabelle 1 sollen die fünf Handlungstypen noch einmal<br />

zusammengefasst werden:<br />

Handlungstypen<br />

1. Moralisch gebotene<br />

Handlungen<br />

2. Moralisch verbotene<br />

Handlungen<br />

3. Moralisch<br />

indifferente<br />

Handlungen<br />

4. Supererogatorische/<br />

Ideelle Handlungen<br />

5. Suberogatische<br />

Handlung<br />

Eigenschaften<br />

moralisch gut<br />

moralisch verpflichtend<br />

motivationsunabhängig<br />

moralisch schlecht<br />

moralisch verboten<br />

motivationsunabhängig<br />

nicht moralisch gut<br />

nicht moralisch schlecht<br />

nicht moralisch geboten<br />

nicht moralisch verboten<br />

motivationsunabhängig<br />

Möglichkeit des Konflikts mit<br />

moralischen Ansprüchen<br />

moralisch gut<br />

nicht moralisch verpflichtend<br />

moralisch wünschenswert<br />

uneigennützige Motivation<br />

idealkonforme Handlung<br />

moralisch schlecht<br />

nicht moralisch verboten<br />

Investmentbezogene<br />

Eigenschaften<br />

Es muss an sich nicht<br />

investiert werden.<br />

Investieren ist weder<br />

moralisch gut noch<br />

geboten.<br />

Es muss an sich nicht<br />

investiert werden.<br />

Investieren ist weder<br />

moralisch schlecht noch<br />

verboten.<br />

Investieren ist nicht eine<br />

moralfreie, sondern eine<br />

moralisch indifferente<br />

Handlung.<br />

Nachhaltiges Investieren<br />

ist eine sehr beachtliche<br />

Handlung.<br />

Investments, die nicht<br />

den Kriterien nachhaltiger<br />

Anlageprodukte 23<br />

entsprechen, sind<br />

moralisch schlecht, aber<br />

nicht moralisch verboten.<br />

Tabelle 1<br />

Moralische Handlungstypen<br />

(eigene Darstellung in Anlehnung an SCHAEFERS, 2012, S.35)<br />

23 vgl. 4.1.2<br />

9


2.2 Wirtschaftsethische Grundlagen<br />

Nachdem die Moral im vorhergehenden Kapitel allgemein beleuchtet wurde, soll das<br />

Moralverständnis nun auf die Wirtschaft bezogen werden.<br />

Aus allgemeingültigen Grundbestimmungen, wie „die prinzipiell gleiche Verletzlichkeit<br />

und Schutzbedürftigkeit aller Menschen, ihre gleiche Fähigkeit, sich gedanklich in<br />

andere Menschen zu versetzen, die sich daraus erschließende Reziprozität legitimer<br />

moralischer Ansprüche und schließlich die rationale Verallgemeinerbarkeit der<br />

moralischen Reziprozität (Universalisierungsprinzip)“ 24 exzerpiert ULRICH das<br />

gesuchte Moralprinzip: „Als vernunftethisch begründbar gelten solche moralischen<br />

Ansprüche oder Rechte, die gedanklich in der unbegrenzten moralischen<br />

Gemeinschaft aller Menschen verallgemeinerbar und daher in unparteilicher Weise<br />

jedermann in gleichem Maß zuzusprechen sind“ 25 , was auch eine „unbedingte<br />

wechselseitige Achtung aller Personen“ 26 mit sich bringt.<br />

ULRICH weist zwei gängige wirtschaftsethische Grundgedanken zurück, die der<br />

Auffassung sind, dass die Wirtschaft ein moralisch wertfreier Bereich sei und dass<br />

die Wirtschafsethik nur die Aufgabe habe, die ökonomische Rationalität dort in<br />

Schranken zu halten, wo sie aus ihrem moralfreien Bereich auszubrechen drohe. Die<br />

ökonomische Rationalität erhebe laut ULRICH „immer schon einen normativen<br />

Geltungsanspruch“. 27 Weder „Praxisbereich“ noch die „ihn modellierende<br />

Wirtschaftstheorie“ sind, so ULRICH, aus moralischer Sicht wertfrei. 28 So wie jedes<br />

Rationalitätskonzept es vorsieht, dass vernünftig gehandelt werden soll, so kann<br />

auch die ökonomische Rationalität nicht moralfrei sein, weil sie das gleiche<br />

vernünftige Handeln bestimmt. Dem Kriterium der Effizienz und dem instrumentellen<br />

Rationalitätsverständnis folgt das spezifische Sollen, das dem ökonomischen<br />

Rationalitätsverständnis zugrunde liegt und vorgibt, wie gegenüber dem anderen<br />

gehandelt werden soll. Dabei besagt Effizienz, „ wie wir angesichts der prinzipiell als<br />

grenzenlos gedachten Vielfalt menschlicher Bedürfnisse mit knappen Ressourcen<br />

>wirtschaftlich< umgehen sollen, nämlich nutzenmaximierend (bei gegebener<br />

Ressourcenmenge) bzw. kostenminimierend (bei vorgegebener Menge zu<br />

erstellender Güter).“ 29 Dass die ökonomische Rationalität nicht wertfrei ist und mit<br />

der ethischen Rationalität in Konflikt geraten kann, zeigt folgendes Beispiel: Ein aus<br />

Effizienzgesichtspunkten ökonomisches Sollen verlangt eine bestimmte Handlung<br />

gegenüber anderen Bereichen der Wirtschaft, die aber unter Betrachtung des<br />

24 ULRICH, 2008, S. 45<br />

25 ebenda, S. 50<br />

26 ebenda, S. 61<br />

27 ebenda, S. 101<br />

28 vgl. ebenda, S. 109<br />

29 ebenda, S. 113<br />

10


Standpunktes der Moral die moralischen Rechte des Betroffenen verletzt. In diesem<br />

Fall stehen ethische und ökonomische Vernunft im wirtschaftlichen Bereich im<br />

Konflikt. Der wirtschaftsethische Standpunkt ist also kein zurechtweisender<br />

Standpunkt, sondern er muss ein normativer Standpunkt des vernünftigen<br />

Wirtschaftens sein, da die ökonomische Rationalität auch normativ ist. Die<br />

„ökonomische Rationalitätsproblematik“, so ULRICH, „umfasst grundsätzlich immer<br />

eine ethische und eine technische Rationalitätsdimension: Zum einen geht es um die<br />

Bestimmung ethisch vernünftiger (legitimer) Zwecke und Grundsätze des<br />

Wirtschaftens angesichts alternativer Nutzungsmöglichkeiten knapper Ressourcen,<br />

zum anderen um deren zweckrationalen (effizienten) Einsatz im Hinblick auf geklärte<br />

Zwecke unter Beachtung der Legitimationsbedingungen.“ 30 Es soll also nicht die<br />

technische Rationalitätsdimension aus der ökonomischen Sachlogik entfernt werden,<br />

was eine Eliminierung der Ökonomie bedeuten würde, sondern es soll das Verhältnis<br />

zwischen ethischer Vernunft und ökonomischer Rationalität menschlichen Handelns<br />

im Bezug auf die Wirtschaft geklärt werden. 31<br />

Die Moralökonomik ist die zweite Auffassung der Wirtschaftsethik, die ULRICH von<br />

seinem Standpunkt der Moral ablehnt. 32 Die funktionalistische Wirtschaftsethik<br />

reglementiert der Moral entweder die kulturelle Funktion eines<br />

„Problemlösungsmechanismus[es] zur Bewältigung sozialökonomischer<br />

Steuerungsprobleme in einer Gesellschaft“ 33 oder dieselbe erklärt Moral als<br />

Instrumentarium zur „subjektiven Nutzung […] für außermoralische Zwecke“. 34 Ein<br />

Beispiel dafür ist, wenn konventionelle Anleger in nachhaltigen Geldanlagen nur mit<br />

dem Ziel investieren, höhere Renditen zu erzielen. Das moralische Handeln wird<br />

dabei vom Handelnden nur zweckrational betrachtet. 35<br />

Zusammenfassend kommt man zu dem Ergebnis, dass weder der ökonomische<br />

Standpunkt wertefrei, noch dass der wirtschaftsethische Standpunkt mit<br />

ökonomischer Effizienz gleichgesetzt werden kann. Das alleinige geltende<br />

Moralprinzip ist der Grundsatz der vorbehaltlosen wechselseitigen Wertschätzung<br />

aller Individuen als Wesen gleicher Würde. Daraus folgert ULRICH die Prävalenz der<br />

Ethik im Vergleich zum sozialen, insbesondere zum wirtschaftlichen Handeln.<br />

ULRICH entwickelt die „sozialökonomische Rationalitätsidee“ 36 und integriert die<br />

ethische in die ökonomische Vernunft: „In der sozialökonomischen<br />

Rationalitätskonzeption tritt daher, dem Primat der Ethik entsprechend, das ethische<br />

30 ebenda, S. 112<br />

31 ebenda, S. 102<br />

32 vgl. ebenda, S. 114<br />

33 ebenda, S. 115<br />

34 ebenda, S. 116<br />

35 ebenda, S. 117<br />

36 vgl. ebenda, S. 102<br />

11


Vernunftinteresse an der diskursiven, verständigungsorientierten Klärung der<br />

Legitimitätsbedingung (nämlich der Wahrung der moralischen Rechte aller<br />

Betroffenen) vor das je private Interesse der Wirtschaftssubjekte am für sie<br />

effizienten Einsatz ihrer Ressourcen.“ 37 Eine so konstruierte „Vernunftethik des<br />

Wirtschaftens“ 38 erklärt Handlungen als „ökonomisch vernünftig […], die nicht nur für<br />

die Handlungsträger selbst effizient, sondern gegenüber allen Betroffenen als legitim<br />

vertretbar sind“ 39 , was in Kurzform bedeutet, dass Legitimität vor Effizienz gilt.<br />

37 ebenda, S. 131<br />

38 ebenda, S. 101<br />

39 ebenda, S. 132<br />

12


3 Anlagegeschäft für Privat- und<br />

Geschäftskunden<br />

3.1 Begriff und Klassifizierung<br />

Für die Begriffe der Vermögens-, Geld- oder Kapitalanlage soll hier nur der Begriff<br />

„Investments“ zur Vereinfachung der weiteren Betrachtungen verwendet werden. Der<br />

Ausdruck „Investment“ kommt aus dem Angelsächsischen und wird gleichfalls im<br />

deutschsprachigen Raum verwendet. „Investieren heißt, mit heutigen Mitteln und<br />

Ressourcen (Geld, Zeiteinsatz) Rechte und Güter zu erwerben […], die dem<br />

Berechtigten in Zukunft Geld oder geldäquivalente Güter und Dienste bieten.“ 40 Ein<br />

Kapitalanleger verzichtet also heute auf Konsum und investiert in Anlageprodukte,<br />

um zu einem Zeitpunkt in Zukunft wirtschaftliche Vorteile zu erhalten. Der Investor<br />

kann durch verschiedene Arten von Investments diesen wirtschaftlichen Vorteil zu<br />

verwirklichen suchen.<br />

Durch die Finanzierung von Unternehmen und Staaten durch Kredite oder<br />

Beteiligungen, haben Investments einen Finanzierungsbezug. Rechtlich gesehen,<br />

gibt es auf der einen Seite einen Kaitalgeber, der sogenannte Investor oder Anleger,<br />

und auf der anderen Seite einen Kapitalnehmer, den Kapitalverwender. Der<br />

Kapitalnehmer erhält vom Kapitalgeber Zahlungsmittel und gibt damit dem<br />

Kapitalgeber einen Rechtsanspruch, zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise<br />

Zinsen oder Dividenden zu beziehen. 41 Es handelt sich also um einen Verkauf von<br />

Rechten des Kapitalnehmers und einen Kauf von Rechten des Kapitalgebers, aus<br />

denen später aus den zur Verfügung gestellten Zahlungsmitteln Gelder zurückfließen<br />

sollen. Dieser Finanzierungsvertrag wird auch „Finanzierungskontrakt“ 42 genannt. So<br />

können Unternehmen ihr Realkapital 43 durch Finanzkontrakte finanzieren und auf der<br />

Gegenseite private und institutionelle Investoren ihren Anlagebedarf durch diese<br />

Finanzierungsverträge decken. Werden die Finanzierungsverträge verbrieft<br />

ausgestaltet und damit fungibel gemacht, handelt es sich um Wertpapiere, wie<br />

Aktien 44 und Anleihen 45 , sogenannte verbriefte Finanzkontrakte. 46<br />

40 SPREMANN, 2008, S. 1<br />

41 vgl. SPREMANN; GANTENBEIN, 2005, S. 4<br />

42 ebenda, S. 4<br />

43 Sach- und Wissenskapital<br />

44 auch: Beteiligungspapiere<br />

45 auch: Forderungs-, Schuld- oder Gläubigerpapiere, Renten, Obligationen oder Bonds<br />

46 vgl. SPREMANN; GANTENBEIN, 2005, S. 11<br />

13


Eine weitere Klasse von Investments sind Derivate 47 . Die Wertentwicklung dieser<br />

Investments hängt von der Wertentwicklung des jeweils zugrunde liegenden<br />

Basiswertes 48 ab. Im Gegensatz zu Aktien und Anleihen ist der Vertragspartner kein<br />

Unternehmen aus der Realwirtschaft, sondern ein Unternehmen aus der<br />

Finanzwirtschaft, das heißt eine Börsenorganisation oder eine Investmentbank. 49<br />

Auch aus Sachwertinvestments kann ein Investor einen in der Zukunft<br />

wirtschaftlichen Vorteil ziehen. Investmentobjekte sind hierbei mobile Güter, also<br />

Waren, vor allem Rohstoffe 50 oder Immobilien 51 . Exotische Sachwertinvestments sind<br />

beispielsweise auch Investments in Kunst, Antiquitäten, Schmuck, Wein oder<br />

Oldtimer. Sachwertinvestments sind keine Finanzkontrakte, da es keinen<br />

Kapitalverwender gibt, dem der Kapitalgeber Geld zu Verfügung stellt.<br />

Die Systematisierung der Investments erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

sondern soll nur einen groben Überblick der Klassifizierung der<br />

Investmentanlagemöglichkeiten geben.<br />

3.2 Finanzielle und ethische Dimensionen<br />

Die finanzielle Dimension von Investments lässt sich wie in Abbildung 1 mit den<br />

Begriffen Rendite, Risiko und Liquidität darstellen.<br />

47 zum Beispiel: Swaps, Terminkontrakte, Optionen<br />

48 zum Beispiel: Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe<br />

49 vgl. SPREMANN, GANTENBEIN, 2005, S. 199-220<br />

50 zum Beispiel: Edelmetalle, Industriemetalle, Energie, Agrarrohstoffe<br />

51 zum Beispiel: Wohn- und Gewerbeimmobilien, Baugrundstücke, Wald, Farmland<br />

14


Abbildung 1<br />

Magisches Dreieck der Kapitalanlage<br />

(online: Portfolio-Management, 2013 (18.07.2013))<br />

Die Rendite misst den Gewinn bzw. Verlust des Investments zum eingesetzten<br />

Anlagebetrag für die abgelaufene Anlageperiode. Laufende Zahlungsströme, wie<br />

Zins- und Dividendenausschüttungen und Wertsteigerungen werden berücksichtig. 52<br />

Das Risiko ist die Wahrscheinlichkeit am Ende des Zeitraumes einer Anlage die<br />

Zielrendite zu verfehlen bzw. auch einen finanziellen Verlust zu erleiden. 53 Der Ertrag<br />

aus der Kapitalanlage kann durch verschiedene Risiken beeinträchtigt werden, wie<br />

Konjunkturrisiko, Inflationsrisiko, Währungsrisiko oder Kursschwankungsrisiko.<br />

Investmentspezifische Risiken sind zum Beispiel bei Anleihen, dass der<br />

Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Bei<br />

Aktien besteht unter anderem das Risiko der Insolvenz des Unternehmens, das die<br />

Aktien ausgegeben hat. 54<br />

Die Liquidität eines Investments drückt aus, mit oder ohne welche Probleme die<br />

Kapitalanlage zu verkaufen ist. Über die Börse handelbare verbriefte Finanzkontrakte<br />

sind in der Regel besonders liquide, dagegen gelten unverbriefte Finanzkontrakte,<br />

wie Private Equity und Sachwerte, als illiquide.<br />

Die finanzielle Dimension misst also den wirtschaftlichen Erfolg von Investments in<br />

Bezug auf Rendite-, Risiko- und Liquiditätsmerkmalen.<br />

Die ethische Dimension wird in zwei Dimensionen unterteilt, einmal in die moralische<br />

Dimension und das andere Mal in die ideelle Dimension. Diese Dimensionen sind<br />

52 vgl. SPREMANN, 2008, S. 1<br />

53 vgl., ebenda, S. 106<br />

54 vgl., ebenda, S. 4<br />

15


durch verpflichtende moralische Normen zu definieren, denen alle Investments<br />

entsprechen sollten, abgesehen davon, ob es konventionelle oder nachhaltige<br />

Investments betrifft. Nach dem postulierten Primat, was da heißt, dass moralische<br />

Legitimität geht vor ökonomischer Effizienz geht 55 , muss jedes Investment<br />

bestimmten moralischen Mindeststandards entsprechen, das heißt moralkonform<br />

sein, auch wenn dies zu einer finanziellen Minderung des Investmenterfolgs führen<br />

würde. Dagegen ist die ideelle Dimension von Kapitalanlagen von moralischen<br />

Idealen bestimmt, denen ein Investment, moralisch betrachtet, nicht entsprechen<br />

muss, aber entsprechen kann. Es ist daher moralisch wünschenswert, aber nicht<br />

zwingend, dass Investments idealkonform sind.<br />

55 vgl. 2.2<br />

16


4 Nachhaltige Geldanlagen<br />

4.1 Begriffsdefinitionen<br />

4.1.1 Begriffsabgrenzung der sozialen, ökonomischen und ökologischen<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltigkeit besteht aus drei Komponenten: der sozialen, der ökonomischen und<br />

der ökologischen (siehe Abbildung 2).<br />

Abbildung 2<br />

Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit<br />

(eigene Darstellung in Anlehnung an SPINDLER, 2012, S. 13)<br />

Das Drei-Säulen-Modell umfasst die soziale, die ökologische und die ökonomische<br />

Nachhaltigkeit. Unter der sozialen Nachhaltigkeit versteht man die Entwicklung einer<br />

Gesellschaft, die eine Beteiligung aller Mitglieder einer Gemeinschaft ermöglicht und<br />

die einen Ausgleich sozialer Kräfte mit dem Ziel umfasst, eine auf Dauer<br />

zukunftsfähige und lebenswerte Gemeinschaft zu erreichen. Die ökologische<br />

Nachhaltigkeit befasst sich mit dem Schutz der Natur und der Umwelt für die<br />

kommenden Generationen 56 . CARLOWITZ formulierte das Prinzip der ökologischen<br />

Nachhaltigkeit so: „Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! So<br />

viel Holz, wie nachwachsen kann!“ 57 Die ökonomische Nachhaltigkeit umschreibt<br />

wirtschaftliches Agieren mit dem Ziel eines stetigen Wohlstandes. Dazu gehören der<br />

Schutz vor Ausbeutung der wirtschaftlichen Ressourcen und der Ausbau eines<br />

56 vgl. SCHWANFELDER, 2012<br />

57 CARLOWITZ, 1713<br />

17


Kostenbewusstseins sowie die Identifikation der Notwendigkeit von angebrachten<br />

Investitionen. 58<br />

Doch soziale, ökonomische und ökologische Entwicklungen, als Säulen der<br />

Nachhaltigkeit, dürfen nicht voneinander getrennt werden, denn es gibt keinen<br />

dauerhaften wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt ohne eine intakte<br />

Umwelt, aber auch keine intakte Umwelt ohne ein wirtschaftliches und<br />

gesellschaftliches Gedeihen. Das heißt, die jetzige Generation darf nicht auf Kosten<br />

der kommenden Generationen leben, es dürfen aber auch einzelne Gesellschaften<br />

nicht auf Kosten von Menschen in anderen Regionen der Erde leben. Nachhaltigkeit<br />

ist demzufolge eine Aufgabe, die alle Bereiche des Lebens berührt. 59<br />

Es stellt sich also die Frage, welches Handeln garantiert, dass auch zukünftige<br />

Generationen von diesem Handeln profitieren bzw. zumindest keinen Schaden<br />

nehmen. In dem sogenannten Brundtland-Bericht „Unsere Gemeinsame Zukunft“ aus<br />

dem Jahr 1987 wird Nachhaltigkeit wie folgt konkretisiert: „Entwicklung zukunftsfähig<br />

zu machen, heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt,<br />

ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generation zu gefährden, ihre eigenen<br />

Bedürfnisse befriedigen zu können.” 60 Dieser Leitgedanke der Dauerhaftigkeit und<br />

Zukunftsfähigkeit stellt einen Paradigmenwechsel dar und wird somit zum<br />

Schlüsselbegriff bei Entscheidungen für oder gegen eine Geldanlage. 61<br />

4.1.2 Kriterien Nachhaltiger Anlageprodukte<br />

Nachhaltige Investments lassen sich durch ihre spezielle Beschaffenheit der<br />

finanziellen und ethischen Dimension definieren und dadurch von konventionellen<br />

Investments 62 unterscheiden. Nachhaltige Kapitalanlagen sind Investments, die auch<br />

den Zweck haben, eine positive Rendite zu erwirtschaften. Das heißt also, dass<br />

nachhaltige Investments keine Almosen oder Gegenstände der Leidenschaft sind.<br />

Der Investor darf erwarten, auch mit nachhaltigen Investments einen Ertrag, wie<br />

Zinsen, Dividenden oder Verkaufserlöse, zu erwirtschaften Nachhaltige Investments<br />

sind demzufolge auch mit den Kriterien Rendite, Risiko und Liquidität zu<br />

beschreiben, zuzüglich der Nachhaltigkeit als vierte Dimension der<br />

Anlageentscheidung (siehe Abbildung 3).<br />

58 vgl. SCHWANFELDER, 2012<br />

59 vgl. online: GARDIZI, 2009, (11.07.2013)<br />

60 online: BRUNDTLAND-BERICHT, 1987 (11.07.2013)<br />

61 vgl. SCHWANFELDER, 2012<br />

62 auch: mainstream investments<br />

18


Abbildung 3<br />

Nachhaltigkeit als vierte Dimension der Geldanlageentscheidung<br />

(online: SEEBERG; STEYLER, 2013, S. 1 (18.07.2013))<br />

Aus moralischer Sicht sollten alle Investments moralkonform sein, konventionelle wie<br />

nachhaltige Investments. Dies ist eine Vorschrift der moralischen Rationalität.<br />

Investments sind moralkonform, wenn die Handlungen der dazugehörigen<br />

Investmentobjekte moralkonform sind, bzw., wenn die weitere Abfolge der von den<br />

nachhaltigen Investments Betroffenen moralkonform sind. Das heißt, an nachhaltigen<br />

Investments lassen sich genauso moralische Forderungen erheben wie an<br />

konventionellen Investments.<br />

Der Unterschied nachhaltiger Investments zu konventionellen Investments ist, dass<br />

diese bei gegebener Moralkonformität idealkonform sind, was durch eine aktive oder<br />

passive Idealförderung zustande kommen kann. Bei der aktiven Idealförderung lässt<br />

sich nachhaltigen Investments ein Wirkungspotenzial zusprechen, das heißt, dass<br />

durch den Investitionsvorgang ideelle Handlungen auf der Ebene der<br />

Investmentobjekte begünstigt beeinflusst werden. Passive Idealförderung bedeutet,<br />

dass nachhaltige Investments nur Empfänger von rechtlich verbürgten<br />

Zahlungsströmen, wie Dividenden, Zinsen und Verkaufserlösen sind, die durch die<br />

idealkonforme Handlung der Investmentobjekte realisiert werden, ohne dass es<br />

einen Zusammenhang zwischen der Investitionshandlung und dem ideellen Handeln<br />

der Investmentobjekte gibt.<br />

Die grundsätzlichen Kriterien der Nachhaltigkeit, die schon im Punkt 4.1.1<br />

beschrieben wurden, sind Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die ökologischen<br />

Aspekte beinhalten die Erhöhung der Ressourcenproduktivität, die Förderung<br />

19


erneuerbarer Ressourcen, das Recycling und den Erhalt der globalen und lokalen<br />

Ökosysteme. Die ökonomischen Aspekte haben die langfristige Produktions- und<br />

Investitionsstrategien als Gewinnbasis, die vertretbare Relation zwischen den<br />

Erträgen aus Finanzanlagen und aus der realen Wertschätzung, keine Gefährdung<br />

der elementaren menschlichen Bedürfnisse und keine Unterstützung der Korruption<br />

zum Gegenstand. Die sozial-kulturellen Aspekte schließen die Entwicklung der<br />

Arbeitskräfte, die Unterstützung der sozialen Gerechtigkeit und die Förderung des<br />

Kulturkapitals ein. Doch es gibt noch weitere Kriterien, die Anleger oft<br />

auszuschließen wünschen.<br />

Zum einen sind es auszuschließende Unternehmen, die an der Entwicklung oder<br />

Herstellung von Rüstungsgütern beteiligt sind bzw. auch Unternehmen, die an der<br />

Entwicklung oder Herstellung von geächteten Waffen engagiert sind.<br />

Weiterhin ist ein Ausschlusskriterium die Atomkraft. Unternehmen, die mit Atomkraft<br />

ihre Produkte erzeugen oder Unternehmen, die selbst Atomkraft erzeugen, fallen aus<br />

der Definition von „Nachhaltigen Investments“ heraus.<br />

Manche Anleger möchten in ihren Investments keine Tierversuche wissen.<br />

Tierversuche sind in der Europäischen Union zwar verboten, doch sind Konzerne mit<br />

Tierversuchen für Kosmetika ständig konfrontiert.<br />

Spekulationsgeschäfte sind außerdem fragwürdig und deshalb nicht geeignet in<br />

nachhaltigen Anlageprodukten Platz zu finden, vor allem solche, die auf der<br />

Spekulation mit Nahrungsmitteln fußen.<br />

Ein weiteres Kriterium der Nachhaltigkeit ist die Einhaltung der Menschenrechte. "Wir<br />

wollen genau wissen, wie die Mitarbeiter der Zulieferer behandelt werden", so<br />

beispielsweise LEITNER. Sobald die Unternehmen eine Antwort schuldig bleiben,<br />

werden sie nicht berücksichtigt. „Wenn der größte Kunde ein Rüstungskonzern ist,<br />

kommt das Unternehmen nicht für uns infrage." 63<br />

Weiterhin bestehen viele Anleger darauf, ihr Geld nicht in Firmen zu investieren, wo<br />

Kinder als Arbeiter eingesetzt werden oder etwa in dubiosen Branchen, die in<br />

Glücksspiel, Pornographie oder Alkohol engagiert sind.<br />

Eine Zusammenfassung von nachhaltigen Kriterien bzw. Zielen zeigt die<br />

nachfolgende Abbildung 4:<br />

63 vgl. online: LEITNER, 2008 (01.08.2013)<br />

20


Abbildung 4<br />

Beispiele für nachhaltige Ziele<br />

(eigene Darstellung)<br />

4.2 Historische Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen<br />

Die Geschichte der ethischen Geldanlagen hat ihren Ursprung in der Predigt „Der<br />

rechte Gebrauch des Geldes“ von WESLEY, die 1760 veröffentlicht wurde 64 . Im 19.<br />

Jahrhundert vermieden in den USA Quäker Investitionen in die Rüstungsindustrie.<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts identifizierten Methodisten die sogenannten „Sin<br />

Stocks“ 65 , was Unternehmen beschrieb, die im Zusammenhang mit Tabak, Alkohol,<br />

Prostitution, Sklavenhandel und Glücksspiel standen. Unternehmer dieser Branchen<br />

standen laut deren Ansicht im Widerspruch zur christlichen Lehre, was sie als Grund<br />

genug sahen, ihr Geld abzuziehen. Als „Pioneer Fund“ wurde 1928 der erste<br />

Ethikfonds in den USA aufgelegt.<br />

64 vgl. online: WESLEY, 1760, (22.07.2013)<br />

65 deutsch: „Sünden Aktien“<br />

21


Als zweite Phase des nachhaltigen Anlegens ist der Zeitraum der 1970er und 1980er<br />

Jahre zu nennen. Auslöser war dazu die fortschreitende Umweltverschmutzung und<br />

die Grenzen des Wachstums. Unterschieden wurde hier zwischen zwei<br />

Anlegergruppen. Die eine führte die Tradition des ethischen Anlegens weiter und<br />

wollte mit ihrem Geld etwas für die Umwelt tun. Die andere Gruppe versuchte von<br />

dem Trend zu mehr Umweltschutz ein neues Geschäftsfeld zu identifizieren und<br />

davon zu profitieren. 66<br />

1971 folgte der „Pax World Fund“ als der erste moderne nachhaltige<br />

Investmentfonds. 1974 wurde in Europa die erste ethisch-ökologische Bank, die GLS<br />

Gemeinschaftsbank, 67 gegründet und 1989 der erste Windkraftfonds zur<br />

Finanzierung der Großwindanlage Geowian im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne<br />

aufgelegt.<br />

Nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl traten Ende der 1980er Jahre immer mehr<br />

ökologische Aspekte in den Vordergrund von nachhaltigen Geldanlagen. Im Jahre<br />

1989 wurde dann der erste ökologische Investmentfonds „Luxinvest Securarent“,<br />

heute „Luxinvest ÖkoRent“, von der deutschen Tochtergesellschaft der größten<br />

schwedischen Bank, der Skandinaviska Enskilda Bank AG (SEB AG), aufgelegt. 68<br />

Die Entwicklung der Konzepte für nachhaltige Finanzanlagen begann in den 1990er<br />

Jahren. Eine führende Rolle spielten dabei Schweizer Ansätze, die vorgaben, ob die<br />

untersuchten Unternehmen aus der Sicht der Nachhaltigkeit führend waren oder<br />

nicht. 69 1992 bot der Vermögensberater Versiko zusammen mit der Versicherung<br />

Continentale die erste fondsgebundene grüne Rentenversicherung an. 70 1997 wurde<br />

der Natur-Aktien-Index ins Leben gerufen 71 und 1999 von der UBS das erste grüne<br />

Aktienzertifikat UBS-Brennstoffzellen-Zertifikat Nr. 1 präsentiert 72 . Außerdem wurde<br />

im gleichen Jahr der erste allgemeine Nachhaltigkeitsfonds SAM Sustainability Index<br />

Fonds aufgelegt 73 .<br />

Am Anfang des 21. Jahrhunderts verschmolzen die Unterschiede zwischen ethischsozialen<br />

und ökologischen Anlagen und wurden nun als nachhaltig oder<br />

„sustainable“ bezeichnet. Nur die Akteure aus den verschiedenen Bereichen<br />

verwenden unterschiedliche Begriffe: die Anleger aus dem religiösen Umfeld<br />

bevorzugen den Begriff „Ethische Geldanlagen“, die Kapitalanleger aus dem<br />

66 vgl. LINXWEILER, 2005, S. 6-7<br />

67 Bank für ethisch ökologische Geldanlagen zur Finanzierung nachhaltiger Projekte und Unternehmen<br />

68 vgl. online: Ethikfonds, 2013 (01.08.2013)<br />

69 vgl. LINXWEILER, 2005, S. 8<br />

70 vgl. online: Versiko, 2013 (01.08.2013)<br />

71 vgl. online: ALIPRANDI, 2013, S. 1 (16.07.2013)<br />

72 vgl. online: DOHM, 2001 (01.08.2013)<br />

73 vgl. online: SAM, 2002, S. 5 (01.08.2013)<br />

22


Sozialbereich verwenden den Begriff „Sozial verantwortliche Geldanlagen“ und die<br />

umweltorientierten Investoren stützen sich auf den Begriff der „Nachhaltigen<br />

Geldanlagen“. 74<br />

4.3 Marktentwicklung im Hinblick nachhaltiger<br />

Anlagemöglichkeiten<br />

4.3.1 Entwicklungen des nachhaltigen Anlagekapitals vor und nach der<br />

Finanzkrise<br />

Im Folgenden soll die Entwicklung des nachhaltigen Anlagekapitals in dem Zeitraum<br />

der letzten acht Jahre, wie in Abbildung 5 sichtbar, betrachtet werden.<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

5,8<br />

9,9<br />

10,2<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1,7<br />

2,1<br />

0,85 1,1<br />

2,4 2,8<br />

2005 2006<br />

0,44<br />

5,9<br />

4,3<br />

1,8 2,8 0,41<br />

10,7 11,7<br />

0,2<br />

5,0<br />

6,6<br />

4,7<br />

2007 2008 2009 2010 2011<br />

16<br />

2012<br />

Mandate sonstige Finanzprodukte Publikumsfonds<br />

Abbildung 5<br />

Nachhaltige Investmentfonds, Mandate und sonstige<br />

Finanzprodukte in Deutschland (in Milliarden Euro)<br />

(eigene Darstellung in Anlehnung an DITTRICH, 2013, S.18)<br />

Ende 2005 betrug das nachhaltige Anlagekapital deutscher Finanzdienstleister fast 5<br />

Milliarden Euro. Dazu zählten nachhaltige Mandate von 2,4 Milliarden Euro und<br />

Publikumsfonds von über 1,7 Milliarden Euro. Damit hatte sich die Summe von<br />

Investitionen in nachhaltigen Publikumsfonds gegenüber dem Jahr 2002 mit 900<br />

Millionen Euro mehr als verdoppelt. In die Gesamtsumme von 4,95 Milliarden flossen<br />

noch 850 Millionen Euro aus bei deutschen Mikrokreditinstituten und alternativen<br />

Banken angelegten Spareinlagen mit ein. Der deutsche Markt für nachhaltige<br />

74 vgl. GABRIEL, 2005, S. 13-14<br />

23


Investments erreichte 6 Millionen Euro. Zur Gesamtsumme trugen institutionelle<br />

Investoren durch nachhaltige Investments mit 48% bei. 75<br />

Im Jahr 2006 konnten bei nachhaltigen Geldanlagen Zuwächse von über 21%<br />

verzeichnet werden. Insgesamt erhöhte sich die Summe des nachhaltigen<br />

Anlagekapitals auf über 6 Milliarden Euro. Das bedeutete im Einzelnen, dass die<br />

Publikumsfonds um 24% auf 2,1 Milliarden Euro wuchsen, die Mandate mit 2,8<br />

Milliarden Euro den größten Anteil darstellten und die nachhaltigen Spareinlagen um<br />

28% auf 1,1 Milliarden Euro gestiegen waren. Im Ländervergleich wuchs das<br />

Interesse der deutschen Anleger an nachhaltigen Investmentprodukten am<br />

schnellsten. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich nachhaltige Investitionen<br />

deutscher Investoren um 45,5%. Bis Ende 2006 legten deutsche Investoren über 8,8<br />

Milliarden Euro an. Ein ausgeprägter Anstieg war bei nachhaltigen Fonds um 86%<br />

auf 3,9 Milliarden Euro zu verzeichnen. 76<br />

Ende 2007 verzeichneten deutsche Finanzdienstleister fast 11,1 Milliarden Euro in<br />

nachhaltige Assets, das entsprach einem positiven Zuwachs von circa 85% zum<br />

Vorjahr. 0,7% betrug der Anteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtvolumen der<br />

Assets, die deutsche Finanzdienstleister verwalteten. 77<br />

Nach der Finanzkrise 2008 erreichte der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland<br />

2009 einen Höchststand. Mit der Ausnahme von 2008 wuchsen nachhaltige<br />

Investments in Deutschland seit 2005 kontinuierlich an. Das Volumen von<br />

nachhaltigen Anlagen betrug 2009 knapp 13 Milliarden Euro, was einem positiven<br />

Wachstum zum Vorjahr von 68% entsprach. Der reguläre Anlagemarkt nahm von<br />

2008 zu 2009 nur um 13% 78 zu, somit war der nachhaltige Anlagemarkt dynamischer<br />

gewachsen. Bei einem Gesamtvolumen von 1.706,1 Milliarden Euro betrug der Anteil<br />

der nachhaltigen Investments nun nahezu 0,8%. 79<br />

2010 lag das Volumen der Nachhaltigen Geldanlage in Deutschland bei 15,9<br />

Milliarden Euro, das bedeutete ein Wachstum von 23% im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Das Volumen der Publikumsfonds war rückläufig, die Mandate dagegen stiegen auf<br />

10,7 Milliarden Euro an. 80<br />

Die Publikumsfonds trugen 2011 mit einem Wachstum von 71%, die geschlossenen<br />

Fonds mit einem Volumen von 2,8 Milliarden Euro zu einem starken Wachstum von<br />

75 vgl. DEREJE; KAHLENBORN, 2005, S. 7<br />

76 vgl. DEREJE; KAHLENBORN, 2007, S. 13-14<br />

77 vgl. FRITZSCHE; KAHLENBORN, 2008, S. 14<br />

78 vgl. BUNDESVERBAND Investment und Asset Management e.V., 2010, S. 12<br />

79 vgl. TOBER; VÖGELE, 2010, S. 19<br />

80 vgl. DITTRICH; TOBER; VÖGELE, 2011, S.15-16<br />

24


28% gegenüber dem Vorjahr bei. Ein stabiles positives Wachstum zeigten die<br />

Mandate mit neun Prozent. Sonstige Finanzprodukte, das heißt Dachfonds und<br />

strukturierte Produkte, werden wegen ihrem sehr kleinen Anteil hier nicht mehr<br />

betrachtet. Einen wichtigen Anteil dagegen stellten die Kundeneinlagen der<br />

Nachhaltigkeitsbanken dar, deren Anteil 2011 bei 63,8% lag. 81<br />

Der nachhaltige Anlagemarkt wuchs auch im Jahr 2012 um 20,4% gegenüber dem<br />

Vorjahr. Insgesamt lag der Anteil am Gesamtmarkt bei 1,3%. Vor allem bei den<br />

Mandaten gab es einen positiven Zuwachs von 35,5%. Betrachtet man die Mandate,<br />

Investmentfonds und Kundeneinlagen, ist zu beobachten, dass die Kundeneinlagen<br />

mit 47,2 Milliarden Euro und 64,4%, wie in Abbildung 6 zu sehen, an der Spitze<br />

lagen. 82 Abbildung 6 Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland in<br />

2012 (in Milliarden Euro)<br />

(DITTRICH; TOBER; VÖGELE, 2013, S.17)<br />

Trotz allem steckt das Thema der nachhaltigen Geldanlage immer noch in der<br />

Nische. Wie in Abbildung 7 sichtbar, war Anfang 2012 noch genauso wenig Geld in<br />

nachhaltig orientierten Fonds angelegt wie im Jahr 2011, nämlich 28 Millionen Euro.<br />

Nach Berechnungen des Bankenmagazins Ecoreporter sank die Anzahl der<br />

nachhaltigen Fonds sogar. Zum Jahreswechsel 2011/2012 wurden 293 nachhaltige<br />

Fonds für deutsche Anleger angeboten, ein Jahr später waren es nur noch 282. 2012<br />

kamen zwar zehn neue Fonds dazu, aber 21 überwiegend kleinere und unrentablere<br />

Produkte verschwanden vom Markt. Gründe für diese Ergebnisse sind zum einen<br />

das fehlende Wissen der Anleger. Laut einer Axa-Umfrage würde über ein Drittel der<br />

Deutschen nachhaltig investieren, denen aber geeignete Anlageprodukte unbekannt<br />

81 vgl. DITTRICH; TOBER; VÖGELE, 2012, S. 15-16<br />

82 Vgl. DITTRICH; TOBER; VÖGELE, 2013, S.17-18<br />

25


sind. Auch die Berater haben in Sachen nachhaltiger Anlagemöglichkeiten noch<br />

Nachholbedarf 83 . 84<br />

Abbildung 7<br />

Entwicklung der Anlage in nachhaltigen Fonds von<br />

1997-2012<br />

(online: NERÉE, 2013 (06.07.2013))<br />

Ein Nachhaltigkeitsindex ist der Global Challenges Index (GCX). Dieser wurde von<br />

der Börse Hannover in Zusammenarbeit mit der oekom research AG entwickelt und<br />

am 3. September 2007 herausgebracht. Die 50 Unternehmen, die dieser Index<br />

umfasst, leisten substanzielle und richtungsweisende Beiträge zur Bewältigung der<br />

globalen Herausforderungen, wie die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des<br />

Klimawandels, die Sicherstellung der ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser,<br />

den Erhalt der Artenvielfalt, den nachhaltigen Umgang mit Wäldern, die<br />

Armutsbekämpfung und den Umgang mit der Bevölkerungsentwicklung. Aktuell sind<br />

laut Abbildung 8 folgende Länder im GCX verankert 85 : 86<br />

83 vgl. 6.3<br />

84 vgl. REENTS, 2013, S. 7<br />

85 vgl. online: Indexstruktur, 2013 (09.07.2013)<br />

86 vgl. online: Handlungsfelder, 2013 (09.07.2013)<br />

26


Abbildung 8 Anteil der einzelnen Länder am GCX, Stand 09.07.2013<br />

(eigene Darstellung)<br />

Resümierend kann festgestellt werden, dass sich die Einstellung der Geldanleger im<br />

Laufe der letzten Jahre geändert hat, was nichts anderes als ein Abbild des<br />

gesellschaftlichen Wandels darstellt. Wie in Abbildung 9 zu sehen, ist Europa trotz<br />

des Nischendaseins das Zentrum der ethischen Investmentbranche im Unterschied<br />

zur restlichen Welt.<br />

Abbildung 9<br />

Europa als das Zentrum global tätiger ethischer Fonds<br />

(online: SUSTALA, 2013 (07.06.2013))<br />

27


4.3.2 Trends und Prognosen nachhaltiger Anlageprodukte<br />

Bei einer Umfrage der Commerzbank AG im Jahr 2011 bestand bei sehr<br />

vermögenden Menschen in Deutschland ein großes Interesse, künftig stärker<br />

soziale, ethische und ökologische Aspekte bei einer Geldanlage zu berücksichtigen.<br />

78% der befragten Personen mit großem Vermögen konnten sich vorstellen, in<br />

nachhaltigen Anlageformen zu investieren, was ein Drittel der Befragten schon tat.<br />

Der Markt für nachhaltige Anlageprodukte entwickelt sich in Deutschland eher<br />

zögernd. In jüngster Zeit gewann dieses Thema nur durch ethisch orientierte<br />

Investoren langsam an Popularität. Dieser Markt steckt noch tief in der Nische, was<br />

daraus resultiert, dass die Nachfrage nach einem fixen Einkommen und nach Multi-<br />

Asset-Lösungen die Deutschen bisher mehr überzeugte als Nachhaltigkeit in den<br />

Anlageprodukten. 87<br />

Deutschland hinkt im nationalen Vergleich noch stark hinterher. Die Franzosen<br />

steckten bisher fast zwei Billionen US-Dollar in ökologisch, ethisch und sozial<br />

einwandfreie Anlageformen, die Briten kamen bis jetzt auf etwa die Hälfte des<br />

Volumens und Deutschlands Anleger investierten bisher weniger als 100 Milliarden<br />

US-Dollar. Daher erwartet die Commerzbank AG in den nächsten Jahren einen<br />

starken Aufholprozess in Deutschland von Investitionen in nachhaltigen<br />

Investments. 88<br />

Der Kooperationspartner der Commerzbank AG, die Allianz Global Investors AG<br />

(AGI AG), versucht ständig in Erfahrung zu bringen, indem sie Rücksprachen mit<br />

ihren Kunden hält, welche Bedürfnisse die Kunden besitzen, um so die nachhaltigen<br />

Anlageprodukte weiterzuentwickeln. Nach den Bedürfnissen und Anforderungen der<br />

Kunden werden dann Produkte weiterentwickelt und neue Fonds aufgelegt. Da sich<br />

die AGI AG verpflichtet hat, SRI-Lösungen für ihre Kunden zu finden, wird sie immer<br />

weiter schauen und Produkte entwickeln, wenn sie das Gefühl haben, dass es<br />

notwendig sei. 89<br />

Auch die DWS Investment GmbH prognostiziert für die nächsten fünf bis zehn Jahre<br />

einen enormen Zuwachs von Vermögenskunden, die nachhaltig investieren möchten,<br />

87 vgl. PATER, 2013<br />

88 vgl. BOOMS; ZECH, 2011, S. 1<br />

89 vgl. PATER, 2013<br />

28


da das Thema immer brisanter und sich die aktuelle Generation mehr und mehr mit<br />

dem Thema Nachhaltigkeit befassen wird. 90<br />

Doch ob Großbanken und große Investmenthäuser den Anforderungen der<br />

nachhaltig orientierten Kunden mit ihren Produkten genügen können, ist fraglich,<br />

denn Nachhaltigkeit passt eher nicht mit Globalität, sondern sehr gut mit Regionalität<br />

zusammen, wie VOMHOFF 91 betonte. Nach SCHIERECK 92 werden Sparkassen und<br />

Volksbanken eher im Kampf um ökologisch motivierte Anleger aufholen.<br />

Genossenschaftlichen Banken und Sparkassen nehme man das Engagement ab,<br />

den Großbanken aber eher nicht. 93<br />

4.3.3 Marktführer der deutschen Bankenlandschaft<br />

Eine Vielzahl von Geldinstituten bauen derzeit Stellen ab. Auch die Commerzbank<br />

AG will in Deutschland 1800 Jobs streichen. Viele Anleger zögern angesichts der<br />

Schuldenkrise, in Geldanlagen zu investieren, worunter die Geldhäuser leiden. Das<br />

hat zur Folge, dass Provisionseinnahmen fehlen. Zudem wird die Akquise neuer<br />

Kunden durch die Skandale der Vergangenheit erschwert. „Das Vertrauen<br />

zurückzugewinnen wird die wichtigste Aufgabe aller Banken in den kommenden<br />

Jahren sein“, so BLESSING 94 . Doch damit sind nicht alle Banken gemeint, denn die<br />

Banken, die Kredite und Anlagen nach ökologischen und sozialen Kriterien<br />

vergeben, erleben einen Ansturm. 95<br />

In Deutschland gibt es fünf größere alternative Banken: die GLS Bank, die<br />

Umweltbank, die Ethikbank, die Triodos Bank und die Bank für Kirche und Diakonie.<br />

Diese funktionieren auch wie andere Kreditinstitute, sie unterliegen der<br />

Bankenaufsicht, die Einlagen sind gesichert, bis auf die Umweltbank bieten diese<br />

Institute ein Girokonto an und Tagesgeld und Festzinsangebote können von den<br />

Kunden genutzt werden. Der große Unterschied zu den geläufigen Kreditinstituten<br />

ist, dass diese grünen Banken mit dem Geld ihrer Kunden nach bestimmten ethischökologischen<br />

Kriterien arbeiten. Sie verleihen ihr Geld beispielsweise an<br />

Biobauernhöfe, Kindergärten und Krankenhäuser oder stecken es in Sozial- und<br />

Umweltprojekte. Rüstungs- und Atomkonzerne, Investitionen in Gentechnik oder<br />

Unternehmen, die sich durch Kinderarbeit bereichern, bekommen keinen Kredit. 96<br />

90 vgl. HUBER, 2013<br />

91 VOMHOFF, Stephan, Director Beratungsunternehmen Confidum<br />

92 SCHIERECK, Dirk, Bankenprofessor an der TU Darmstadt<br />

93 vgl. SCHÖNWITZ, 2013, S. 28<br />

94 BLESSING, Martin, Commerzbank-Chef<br />

95 vgl. SCHÖNWITZ, 2013, S. 28<br />

96 vgl. Nachhaltige Banken, 2013, S. 29<br />

29


Die GLS Bank begrüßte 2012 rund 27000 neue Sparer, das war ein Plus von 23%.<br />

Die Einlagen des Institutes wuchsen um 20%. Ähnliche Zahlen gaben die Umwelt-,<br />

Ethik- und die Triodos Bank bekannt. Mit ihren rund 300000 Kunden sind diese<br />

Banken zwar Nischenanbieter, doch der Wandel wird sich in den kommenden Jahren<br />

vollziehen, denn laut einer Studie des Beratungshauses ZEB 97 und des<br />

Marktforschungsinstitutes plus sind 16 Millionen Deutsche für sozial-ökologische<br />

Bankangebote empfänglich. Das Konzept dieser Nischenanbieter ist einfach: Kredit<br />

bekommt nur der, der ökologische, soziale oder kulturelle Projekte nachweisen kann.<br />

Zu diesem Klientel zählen unter anderem Hausbesitzer, die energetisch sanieren,<br />

Ökobauern, Bioläden, Windparkbetreiber und Sozialunternehmer, die<br />

Behindertenwerkstätten oder Kindergärten eröffnen wollen. Da diese Institute auch<br />

ausführlich über ihre Projekte informieren 98 , wissen die Sparer, was mit ihren<br />

Ersparnissen finanziert wird. 2012 gewann der erst seit 2010 in Deutschland aktive<br />

Weltmarktführer Triodos 2200 Kunden, was ein Plus von 85% darstellte.<br />

SCHÜRMANN 99 kommentierte die Zahlen so: „Wir kommen natürlich von einem<br />

niedrigen Niveau, aber es läuft besser als geplant, und wir gehen davon aus, dass<br />

wir im laufenden Jahr ein ähnlich hohes Wachstum verzeichnen wie 2012.“<br />

Angesichts ständiger Negativschlagzeilen der Branche ist der Zeitpunkt, die<br />

Aufmerksamkeit auf diese Nischenanbieter zu lenken, günstig, wie die diesjährige<br />

Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung bestätigt. 29% der Deutschen<br />

vertrauen ihrer Bank, im Jahr 2012 waren es 36% weniger. Die Nachfrage wächst<br />

nicht nur nach Sparkonten, sondern auch nach nachhaltigen Investmentfonds. Laut<br />

einer Statistik des Sustainable Business Institute wurden von deutschen Anlegern<br />

Ende 2012 circa 35 Milliarden Euro in solchen Fonds investiert. Das ist ein Plus von<br />

17% innerhalb eines Jahres. Auf diesem Vorsprung sollten sich diese Institute jedoch<br />

nicht ausruhen, denn es gibt auch da noch Schwächen, die zu beheben sind, unter<br />

anderem das viel zu dünne Filialnetz. 100<br />

97 ZEB = Zentrum für ertragsorientiertes Bankmanagement<br />

98 Bsp.: auf der Homepage der Triodos-Bank: http://www.triodos.de/de/privatkunden<br />

99 SCHÜRMANN, Georg, Deutschland-Geschäftsführer der Triodos-Bank<br />

100 vgl. SCHÖNWITZ, 2013, S. 28<br />

30


5 Nachhaltigkeit der Anlageprodukte in der<br />

Commerzbank AG und deren<br />

Kooperationspartner<br />

5.1 Allgemeines zu den Anlageprodukten in der<br />

Commerzbank AG<br />

Die Commerzbank AG bietet ihren Kunden unterschiedliche<br />

Kapitalanlagemöglichkeiten, von denen hier einige kurz beleuchtet werden sollen.<br />

Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Investmentfonds bieten den Kunden die Möglichkeit, je nach seiner Anlagementalität,<br />

sich an den Entwicklungen von nationalen und internationalen Aktien- und<br />

Rentenmärkten zu beteiligen. Durch das Fondsauswahlkonzept in Abbildung 10<br />

erhält der Anleger eine individuelle Empfehlung. 101<br />

Abbildung 10<br />

Fondsauswahlprozess der Commerzbank AG<br />

(online: Neutrale und objektive Fondsberatung, 2013 (08.06.2013))<br />

Mit dem Wertpapiersparen kann schon durch kleine Anlagesummen von den<br />

Ertragschancen der Wertpapiermärkte profitiert werden. Mit dem Prinzip der<br />

Risikomischung aus verschiedenen Vermögenswerten, wie stillen Beteiligungen,<br />

101 vgl. online: Investmentfonds, 2013 (08.07.2013)<br />

31


Immobilien, Geldmarktinstrumenten oder Wertpapieren, wird eine einseitige<br />

Ausrichtung der Depotzusammensetzung verhindert. 102<br />

Das Sparkonto bietet auch eine Möglichkeit der Geldanlage. Beispielsweise beim<br />

Dynamischen Sparplan, Staffel-Sparen, Festzins-Sparen oder dem Sparkonto plus<br />

kann der Kunde sein Geld ohne den täglichen Kursschwankungen anlegen. Auch<br />

beim Topzins-Konto, dem speziellen Tagesgeldkonto, bekommt der Kunde eine<br />

Guthabenverzinsung ohne Kursrisiko bei täglicher Verfügbarkeit. 103<br />

Durch die Zusammenarbeit mit der AGI AG bietet die Commerzbank AG ihren<br />

Kunden einen sogenannten Allianz SchatzBrief. Durch die Einzahlung eines<br />

einmaligen Kapitalbetrages kann am Ende der Laufzeit zwischen einer lebenslangen<br />

Rente oder eine einmaligen Kapitalzahlung gewählt werden. 104<br />

5.2 Nachhaltige Anlageprodukte der Commerzbank AG und<br />

deren Kooperationspartnern<br />

5.2.1 Untersuchung der Nachhaltigkeit und nachhaltiger Anlageprodukte<br />

der Commerzbank AG und deren Kooperationspartnern<br />

Ökologische und soziale Aspekte spielen bei der Anlageentscheidung laut einer<br />

aktuellen und repräsentativen Studie von Axa Investment Managers und dem<br />

Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest für die Deutschen eine große Rolle. Das<br />

Thema der nachhaltigen Investments ist für Verdiener mit einem<br />

Haushaltsnettoeinkommen von über 3000 Euro und für 18- bis 39-Jährige Deutsche<br />

der Umfrage zufolge wichtig. 105<br />

Ob die Commerzbank AG und ihre Investmentpartner sich dieser Wichtigkeit der<br />

nachhaltigen Anlagemöglichkeiten angenommen und nachhaltige Anlageprodukte<br />

entwickelt haben, soll nun hier untersucht werden.<br />

Die Commerzbank AG hatte im Jahr 2011 ihren Investmentprozess um eine<br />

umfangreiche Nachhaltigkeitsprüfung ergänzt, deren dreistufiges Verfahren in eine<br />

Empfehlung von Aktien mündet, die dann in das Commerzbank-Nachhaltigkeitsdepot<br />

aufgenommen werden. Der erste Schritt ist der Ausschluss von Unternehmen, die<br />

gegen UN-Konventionen verstoßen, wie die Verletzung von Menschenrechten oder<br />

102 vgl. online: Wertpapiersparen, 2013 (08.07.2013)<br />

103 vgl. online: Sparkonten, 2013 (08.07.2013)<br />

104 vgl. online: Allianz SchatzBrief, 2013 (08.07.2013)<br />

105 vgl. REENTS, 2013, S.7<br />

32


die Produktion von Waffen. Im zweiten Schritt findet die klassische Finanzanalyse mit<br />

den quantitativen Anlagekriterien Rendite, Risiko und Liquidität statt. Im dritten<br />

Schritt läuft mit Hilfe einer externen Fachagentur eine weltweite Medienanalyse ab,<br />

um ökonomisch nachhaltige, ökologisch verträgliche und sozial verantwortliche<br />

Unternehmen zu ermitteln. 106<br />

Weiterhin wurde die Entscheidung der Commerzbank AG, nicht mehr in<br />

Grundnahrungsmitteln zu investieren, auch im Privatkundengeschäft umgesetzt. Per<br />

August 2012 wurde sichergestellt, dass Grundnahrungsmittel in keinen neuen<br />

Wertpapierprodukten mehr enthalten sind. In der Anlageklasse Agrarstoffe waren<br />

einige Grundnahrungsmittel bisher noch Bestandteil, doch seit September 2012<br />

beschränkte sich die Bank innerhalb der Rohstoffe auf Beimischungen von Industrie-<br />

und Edelmetallen sowie auf Energie. Prinzipiell werden Produkte, die<br />

Grundnahrungsmittel beinhalten, in der Commerzbank AG nicht mehr aufgelegt, aktiv<br />

vertreten oder empfohlen, was auch für die Produkte der Kooperationspartner gilt. 107<br />

Da die Commerzbank AG die meisten Fonds durch ihre Kooperationspartner<br />

anbietet, sollen im weiteren Fortgang auch die nachhaltigen Anlageprodukte der<br />

Kooperationspartner untersucht werden.<br />

Der Kooperationspartner AGI AG definiert nachhaltige Anlageprodukte als<br />

Sustainable Responsible Investments, das heißt, als nachhaltige und verantwortliche<br />

Investments. SRI wäre eine Investmentdisziplin, die soziale und ökonomische<br />

Unternehmensführung betrachtet, um langfristig wettbewerbsfähige finanzielle<br />

Einnahmen und positiv soziale Wirkungen zu erzeugen, so PATER 108 . Ende März<br />

betrug das nachhaltige Anlagevermögen bei der AGI AG über 25 Milliarden US-<br />

Dollar. Nachhaltige Anlageprodukte sind beispielsweise Allianz Global Sustainability,<br />

Allianz Euroland Equity SRI, Allianz Euro Credit SRI, Allianz Euro Oblig Court Terme<br />

SRI und Allianz Securicash SRI, wobei zwei der genannten im weiteren Fortgang<br />

dargestellt werden sollen. Bei der AGI AG gibt es ein engagiertes und erfahrenes<br />

Team von 14 Personen, die die Forschungen, das Engagement und die<br />

Beratungsdienste vorantreiben, um das Investmentunternehmen an die Spitze der<br />

Wertschöpfungskette zu bringen. Dieses Team ist verantwortlich für die Herstellung<br />

von Inhouse-ESG-Ratings für Staatsanleihen, Schuldverschreibungen und<br />

Vermittlungen. Die Ratings, die einmal pro Jahr nach ihrer Aktualität überprüft<br />

werden, basieren auf ein von diesem Team entwickeltes Modell, das die ESG-<br />

Faktoren der verschiedenen Branchen identifiziert und abwägt. Die unverarbeiteten<br />

Modelldarstellungen der ESG-Daten von Unternehmen und Staaten, die von<br />

106 vgl. HECKERODT; HEUBERGER; MOEGE, 2012, S. 12<br />

107 vgl. ebenda, S. 13<br />

108 vgl. PATER, 2013<br />

33


spezialisierten externen Datenlieferanten bezogen werden, werden auf Matrizen<br />

sektorspezifischer „Best-In-Class-Bewertungen“ abgebildet. Daher gibt es keine<br />

Negativkriterien, nach denen gesucht werden muss. Die AGI glaubt, dass es umso<br />

wichtiger ist, dass sich die Bewertungen und Forschungen auf die relevanten ESG-<br />

Faktoren der einzelnen Sektoren konzentrieren. 44 Branchen-Rahmenpapiere<br />

wurden von dem Investmentunternehmen erstellt, die die ESG-Faktoren pro Branche<br />

überwachen und nach ihrer Bedeutung gewichten. 109<br />

Der oben schon genannte angebotene nachhaltige Fonds der AGI AG trägt den<br />

vollen Titel Allianz Global Sustainability – A – EUR. Der Aktienfonds für international<br />

nachhaltige wirtschaftende Unternehmen konzentriert sich am globalen Aktienmarkt.<br />

Ziel dieses Fonds ist es, auf langfristige Sicht Kapitalwachstum zu erwirtschaften.<br />

Wie bei konventionellen Fonds besteht hier beispielsweise die Chance auf lange<br />

Sicht Renditepotenzial zu erwirtschaften und mögliche Zusatzerträge durch die<br />

Einzelwertanalyse und dem aktiven Management zu beziehen, aber auch das Risiko<br />

der schwachen Entwicklung der Anlage und der hohen Volatilität des Fondsanteiles.<br />

Das besondere hier ist die gezielte Ausrichtung auf nachhaltig wirtschaftende<br />

Unternehmen. Mit dem aktuellen Stand vom 30.06.2013 investiert der Fonds mit<br />

3,39% in Microsoft Corporates als IT-Vertreter, mit 2,98% in einen Roche Holding<br />

AG-Genussschein als Vertreter des Gesundheitswesens und mit 2,25% in die<br />

Citigroup als Vertreter für Finanzdienstleistungen. Diese Unternehmen wurden mit<br />

ihren Faktoren auf den oben genannten Matrizen abgebildet und damit eine „Best-In-<br />

Class-Bewertung“ vorgenommen. 110<br />

Der Fonds entwickelte sich seit der Auflage am 02.01.2003 mit 4,86% per anno und<br />

über die letzten 5 Jahre laut der folgenden Abbildung 11 mit 4,91% per anno, was als<br />

ein gutes Wachstum bezeichnet werden kann.<br />

109 vgl. PATER, 2013<br />

110 vgl. SCHOFIELD, 2013<br />

34


Abbildung 11 Wertentwicklung des Allianz Global Sustainability –<br />

A – EUR über 5 Jahre<br />

(SCHOFIELD, 2013, S. 1)<br />

Der Allianz Euroland Equity SRI – W – EUR ist ein Fonds für Unternehmen aus dem<br />

europäischen Raum mit nachhaltigen und verantwortungsbewussten<br />

Geschäftspraktiken. Der Fonds investiert vorwiegend in Aktien von Unternehmen, die<br />

ihren Sitz im Euroraum haben und die nach den Einschätzungen des<br />

Fondsmanagements die Bedingungen für ein Sustainable and Responsible<br />

Investment, also eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Anlage, erfüllen.<br />

Auch hier wird ein „Best-in-Class“-Auswahlprozess angewendet, der soziale<br />

Grundsätze, die Einhaltung der Menschenrechte, die Grundsätze guter<br />

Unternehmensführung, den Umweltschutz und ethische Belange als<br />

Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt und zusätzlich zu den konventionellen<br />

finanziellen Kriterien der Aktienauswahl mit einbezogen werden. Mit dem Stand vom<br />

30.06.2013 investiert der Fonds unter anderem mit 5,58% in Sanofi als Vertreter des<br />

Gesundheitswesens, in BNP PARIBAS mit 4,73% stellvertretend für<br />

Finanzdienstleister, in die der Fonds mit über 20% investiert, und mit 4,43% in<br />

TOTAL. Seit der Auflage des Fonds am 26.10.2010 entwickelte sich dieser, wie in<br />

Abbildung 12 sichtbar, mit 4,21% per anno. 111<br />

111 vgl. CLET, 2013<br />

35


Abbildung 12<br />

Wertentwicklung des Allianz Euroland Equity SRI–W–EUR seit<br />

der Auflage am 26.01.2010<br />

(CLET, 2013, S. 2)<br />

Eine klare Definition nachhaltiger Anlageprodukte gibt es bei der DWS Investment<br />

GmbH, einem weiteren Kooperationspartner der Commerzbank AG, nicht. Pro Jahr<br />

werden 1500 Unternehmensgespräche geführt und die ESG-Kriterien anhand von<br />

Unternehmensdaten ausgewertet. Die Entwicklung von Nachhaltigkeit begann bei<br />

der DWS Investment GmbH schon vor etwa 20 Jahren, jedoch nicht unter dem<br />

zusammenfassenden Begriff der Nachhaltigkeit, sondern es wurde in<br />

unterschiedlichen Teilbereichen ökonomisch, ökologisch und sozial investiert. Anfang<br />

der 1990er Jahre wurden Stiftungsfonds aufgelegt und zum Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts ökologische Themenfonds. Die Produktentwicklung mit ESG-Standards<br />

steht laut HUBER 112 aber erst am Anfang. Von zentraler Bedeutung ist für die DWS<br />

Investment GmbH die Transparenz, das heißt, in einem zentralen Researchsystem<br />

werden Informationen, die für alle Mitarbeiter zugängig sind, einfach dargestellt, um<br />

diese für verantwortliches Investieren zu sensibilisieren. Um ein ESG-Rating für ein<br />

Unternehmen festzulegen, fließen ESG-Rohdaten von Unternehmen in ein System<br />

der DWS Investment GmbH ein. Aus diesen Daten stellt sich dann ein gutes oder<br />

schlechtes Rating heraus. Die DWS Investment GmbH befasst sich dann neben den<br />

Unternehmen mit guten Ratingdaten, auch mit den Unternehmen, die schlechtere<br />

Ratings aufweisen. Hier werden unter Einsatz eines Engagements Gespräche mit<br />

den Unternehmern geführt und Verbesserungsvorschläge vorgebracht. Die DWS<br />

Investment GmbH hat sich demzufolge auch zur Aufgabe gemacht, den<br />

Unternehmen mit schlechteren Ratings zu helfen und sie eventuell zu besseren<br />

Ratings zu bringen. 113<br />

112 vgl. HUBER, 2013<br />

113 vgl. ebenda<br />

36


Ein anderer Kooperationspartner der Commerzbank AG, Fidelitiy Worldwide<br />

Investment oder auch FIL Investment Management GmbH genannt (FIM), definiert<br />

verantwortliches Investieren als nachhaltige, soziale „grüne“ oder ethische<br />

Anlagestrategie, die finanzielle Rendite und soziale Komponenten berücksichtigt. Es<br />

sollen keine Unternehmen ausgeschlossen werden, die eine schlechte ESG-<br />

Bewertung haben, es soll aber den Denkprozess anregen und in den Anlage- und<br />

Entscheidungsprozess mit einbezogen werden. Außerdem fordert die FIM GmbH<br />

eine angemessene Offenlegung der ESG-Kriterien von Unternehmen, in diese die<br />

Investmentgesellschaft investiert. Zur Ergänzung eigener Research-Ergebnisse nutzt<br />

die FIM GmbH MSCI ESG Research und Ratings. Im Sommer 2013 sollen die ESG-<br />

Ratings in der Analyst Research <strong>Datenbank</strong> und in die Analystenberichte eingeführt<br />

werden, 114 da die FIM GmbH momentan „über gar keine Produkte verfüg[t], die sich<br />

über Nachhaltigkeit definieren“, so BECKER 115 .<br />

Der Kooperationspartner Franklin Templeton Investment Management Limited<br />

beantwortete die Frage nach nachhaltigen Investments damit, dass überhaupt keine<br />

nachhaltigen Investments durch dieses Investmentunternehmen angeboten werden.<br />

Unternehmen, die eingekauft werden, werden zwar vor Ort betrachtet, aber nicht<br />

nach harten Kriterien untersucht. Nach DIEKMEYER ist es nicht klar, wo man<br />

anfangen und wo man aufhören solle. Es gäbe viele Überschneidungen in Bezug auf<br />

die Ausschlusskriterien und die ethischen Investments wären nicht sauber von den<br />

konventionellen zu trennen. 116<br />

5.2.2 Schlussfolgerungen zur Nachhaltigkeit von Anlageprodukten in der<br />

Commerzbank AG und deren Kooperationspartnern<br />

Bei der Betrachtung der Nachhaltigkeit von Anlageprodukten der Commerzbank AG<br />

und ihren Kooperationspartnern ist eine unterschiedliche Entwicklung zu erkennen.<br />

Die Commerzbank AG selbst berücksichtigt bei nachhaltigen Geldanlagen neben<br />

den Kriterien Rendite, Risiko und Liquidität auch ökologische, ökonomische und<br />

soziale Aspekte. So beschloss sie im August 2012 keine Anlageprodukte mehr zu<br />

generieren, die in Grundnahrungsmitteln investieren. Doch das Thema der<br />

nachhaltigen Anlageprodukte hat bei dieser Großbank noch keine gebotene<br />

Bedeutsamkeit gewonnen. So werden dem Kunden auf der Homepage der<br />

Commerzbank AG drei nachhaltige Fonds 117 genannt, die schon lange geschlossen<br />

114 Environmental, Social & Governance („ESG“), 2013<br />

115 BECKER, 2013<br />

116 vgl. DIEKMEYER, 2013<br />

117 z. B.: "Cominvest Green Energy Protect", "Cominvest Klima Safe Kick" und "Cominvest Wasser Aktien Protect"<br />

37


worden 118 . Durch die Nichtaktualisierung der betreffenden Homepage ist zu<br />

erkennen, dass die Relevanz von Nachhaltigkeit noch nicht zu den Top-Themen der<br />

Bank gehört.<br />

Der Kooperationspartner AGI AG sieht nachhaltige Anlageprodukte als ein<br />

verantwortliches Investment, das in der heutigen Zeit eine hohe Bedeutung in den<br />

Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales hat. Um dieser hohen Bedeutung<br />

Rechnung zu tragen, bietet dieser Kooperationspartner eine Vielzahl an nachhaltigen<br />

Fonds an, die über die Commerzbank AG empfohlen werden. Die AGI AG hat ein 14-<br />

köpfiges Team, dass die Bewertungen durch Abbilden der Unternehmen mit ihren<br />

Produkten und Dienstleistungen auf Matrizen als einen festgelegten Prozess<br />

durchführt, womit dann festgelegt wird, ob in diese Unternehmen investiert werden<br />

soll oder nicht. Weiterhin werden die Ratings jährlich überprüft und bei Bedarf<br />

weiterentwickelt. Die Auffassung der Bedeutung von nachhaltigen Investments, die<br />

Vielzahl an angebotenen nachhaltigen Fonds und der präzise vorgegebene Prozess<br />

der Unternehmensprüfungen zeigen, dass sich die AGI AG der Bedeutsamkeit der<br />

nachhaltigen Anlageprodukte bewusst ist und sich dafür einsetzt.<br />

Die FIM GmbH definiert seit dem Sommer 2013 verantwortliches Investieren als<br />

nachhaltige, soziale „grüne“ oder ethische Anlagestrategie. Aktuell werden ESG-<br />

Kriterien mithilfe von Vorträgen und Schulungen herausgearbeitet und<br />

zusammengestellt. Nachhaltige Anlageprodukte sind demzufolge noch nicht<br />

vorhanden und können daher noch nicht angeboten werden.<br />

Durch zu viele Überschneidungen von Ausschlusskriterien und keiner konkreten<br />

Definition von Nachhaltigkeit, bietet der Kooperationspartner Franklin Templeton<br />

Investment Management Limited keine nachhaltigen Anlageprodukte an.<br />

Angesichts von langfristig rückläufigen Ertragspotenzialen, mehr und mehr<br />

abschwächender Kundenbindungen, dem anhaltendem Misstrauen gegenüber der<br />

gesamten Bankenbranche und einem Wertewandel hin zu einem höheren<br />

Stellenwert von sozial-ökologischem Handeln, Glaubwürdigkeit und Transparenz<br />

sollte das Thema der Nachhaltigkeit als weitere Dimension der Auseinandersetzung<br />

in das Wettbewerbsgeschehen einfließen. Durch mediale Berichterstattungen über<br />

Nachhaltigkeit, werden vorhandene Informationsdefizite der Kunden reduziert. Somit<br />

ist dann davon auszugehen, dass die Kundennachfrage nach nachhaltigen<br />

Anlageprodukten noch mehr steigt, und dass die Bank und ihre Kooperationspartner<br />

118 vgl. online: Nachhaltige Investments, (07.08.2013)<br />

38


Potenziale vergeben und langfristig Kundenverluste riskieren, wenn sie der<br />

Zielgruppe nicht zunehmend nachhaltige Angebote offerieren.<br />

Um den Kunden, der Nachhaltigkeit als oberste Priorität bei der Geldanlage sieht, bei<br />

der Bank zu halten, sollte diesem ein umfassendes Angebot nachhaltiger<br />

Anlageinstrumente, unter anderem Investmentfonds und Genussrechte im Bereich<br />

des Ausbaus alternativer Energien gezielt und pro aktiv bereit gestellt werden. Doch<br />

um solch ein Angebot dem Kunden zur Verfügung zu stellen, wird sich die<br />

Commerzbank AG und ihre Kooperationspartner noch tiefer und eindringender mit<br />

dem Thema der Nachhaltigkeit befassen müssen.<br />

39


6 Nachhaltigkeit in der Beratung von Privat- und<br />

Geschäftskunden<br />

6.1 Mitwirkende in der nachhaltigen Beratung<br />

6.1.1 Investoren<br />

Bisher wurden nur die Investments betrachtet, nun sollen die Investoren näher<br />

untersucht werden. Private oder institutionelle Investoren können Individuen oder<br />

Kollektive sein. Juristisch betrachtet, sind Privatanleger natürliche Personen, die<br />

häufig in Abhängigkeit von der Höhe ihres Vermögens in verschiedene Klassen<br />

eingeteilt werden. Zu den institutionellen Anlegern, die zu den juristischen Personen<br />

zählen, gehören unter anderem Staaten, Kirchen, Vereine, Stiftungen, Unternehmen,<br />

Pensionsfonds und Pensionskassen. 119 Die beiden Gruppen sind nicht scharf<br />

trennbar, da die Übergänge eher fließend sind. Zum Beispiel haben<br />

Familienunternehmen oder Stiftungen, die vom Eigentümer selbst geführt werden,<br />

einen privaten Charakter, werden aber den institutionellen Kunden zugerechnet. In<br />

der Beratungspraxis macht es zwar einen Unterschied, ob ein Institutioneller oder ein<br />

Privatkunde beraten wird in Hinsicht auf Anlagenvolumina, Kosten,<br />

Investmentkonzepte und gesetzlichen Anforderungen, insbesondere<br />

Treuhandverpflichtungen; doch da es beratungsethisch keine Gegensätzlichkeit<br />

zwischen privaten und institutionellen Anlegern gibt, soll auch hier zwischen diesen<br />

beiden Gruppen kein Unterschied gemacht werden.<br />

Private Kapitalanleger sind in der integrativen Wirtschaftsethik als<br />

„Wirtschaftsbürger“ 120 zu verstehen. „Der Begriff des Wirtschaftsbürgers thematisiert<br />

den Bürger als moralische Person und Wirtschaftssubjekt, das an der Legitimität<br />

seines eigenen Wirtschaftens wie desjenigen der anderen Wirtschaftssubjekte<br />

interessiert ist und zu dessen Selbstverständnis insofern eine entsprechende<br />

Wirtschaftsbürgertugend gehört.“ 121 An den Wirtschaftsbürger wird eine<br />

„Integritätsforderung“ 122 erlassen, die besagt, dass er alle Handhabungsabsichten<br />

dahingehend zu prüfen hat, ob die Folgen allen Betroffenen gegenüber<br />

verantwortbar und vor ihnen zu vertreten sind. Diese moralische Legitimität des<br />

privaten wirtschaftlichen Handelns findet ihren Platz im Berufsleben, wo der<br />

Wirtschaftsbürger „Organisationsbürger“ 123 ist, sowie im persönlichen Lebensbereich<br />

119 vgl. RIEDEL, 2008, S. 157-77<br />

120 ULRICH, 2008, S. 282<br />

121 ebenda, S. 282<br />

122 ebenda, S. 347<br />

123 ebenda, S. 350<br />

40


als „reflektierender Konsument“ 124 und als „kritischer Kapitalanleger“ 125 . Sie haben<br />

sittlich fundierte „Wirtschaftsbürgerrechte“ 126 , die als „sozialökonomische<br />

Grundrechte“ 127 verstanden werden, die die Bürger „befähigen, ihren unbedingten<br />

gleichen Bürgerstatus als aus ungleich ausgestattete Wirtschaftssubjekte zu<br />

bewahren.“ 128<br />

Um die Frage zu beantworten, ob die moralische Pflicht von Investoren,<br />

moralkonform zu investieren, auch bedeutet, dass diese die Verantwortung für ihre<br />

Investitionshandlungen zu tragen haben, müssen zwei Fälle analytisch<br />

unterschieden werden:<br />

Anleger können durch ihre Kapitalanlagen Staaten oder Unternehmen nie zwingend<br />

zu Handlungen veranlassen, sondern deren Handlungen nur möglicher machen.<br />

Einzelne Handlungen sind nicht steuerbar, jedoch können Handlungsspielräume<br />

eröffnet werden. Doch diese Handlungen der Investmentobjekte lassen sich nicht<br />

einzelnen Investitionshandlungen zuordnen, sondern sie stellen Nebenfolgen<br />

kollektiver Prozesse dar, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Kapital durch eine<br />

Anzahl von Investoren. Aus diesem Grund können Investoren nur moralisch<br />

mitverantwortlich gemacht werden, aber nicht die volle Verantwortung für<br />

Handlungen der Investmentobjekte tragen. Investoren können auch nicht wissen,<br />

was mit ihrem Geld geschieht, wenn es auf das Wissen-Können einzelner<br />

Handlungen bezogen wird, aber sie erhalten Kenntnis, für welche Projekte oder<br />

nachhaltigkeitsorientierten Themen ihr Kapital verwendet wird. Gleicherweise können<br />

Anleger durch ihre Investitionshandlungen, bezogen auf einzelnen Handlungen, die<br />

Wirtschaft nicht lenken und beeinflussen. Möglich ist allerdings durch<br />

Investitionshandlungen Handlungsspielräume auf der Ebene von Investments zu<br />

ermöglichen, auszubauen und zu sichern, was als eine „aktive Moralförderung“ zu<br />

beschreiben ist. 129<br />

Der Fall zwei geht davon aus, dass die vom Investor vollzogene Investitionshandlung<br />

kausal folgenlos auf die Handlungen der Investmentobjekte bleibt, wobei trotzdem<br />

die Investitionshandlung moralisch beurteilt werden kann und die moralische Pflicht<br />

des Anlegers, moralkonform zu investieren, bestehen bleibt, denn durch<br />

Ausschüttungen und Wertsteigerungen wird er zum passiven Nutznießer. Die<br />

moralische Beurteilung kann sich dann nicht auf die Folgen von<br />

Investitionshandlungen beziehen, sondern auf die moralisch beurteilungsfähigen<br />

124 ebenda, S. 354<br />

125 ebenda, S. 357<br />

126 ebenda, S. 282<br />

127 ebenda, S. 282<br />

128 ebenda, S. 282<br />

129 vgl. HEIDBRINK, 2011, S. 190<br />

41


Folgen der Handlungen der Investmentobjekte. Hierbei ist keine Übernahme<br />

moralischer Mitverantwortung der Investoren für die Handlungsfolgen der<br />

Investmentobjekte möglich, da das Handeln der Investmentobjekte auf andere Weise<br />

investorenunabhängig verursacht wurde. Die Anleger haben damit die Handlungen<br />

der Investmentobjekte weder vereinfacht, möglich gemacht noch beeinflusst und<br />

können daher nicht zur Verantwortung gezogen werden. 130<br />

Nichtsdestotrotz werden Investoren nicht frei von Verantwortung, weil sie<br />

beispielsweise passiv durch Dividenden aus einem Unternehmen ihren Nutzen<br />

ziehen, das umweltschädigend produziert. Der Investor muss sich also für seine<br />

Haltung verantworten, warum er in moralwidrige oder moralkonforme<br />

Investmentobjekte investiert, was heißt, dass ein Investor immer eine<br />

einstellungsbasierte Verantwortung hat. Wenn sich ein Investor also als eine<br />

rechtschaffene Person versteht, die in allen Lebenslagen, auch bei<br />

Investitionshandlungen, moralisch handelt, dann wird er auch alle moralwidrigen und<br />

anstößigen Investments vermeiden. Wie sich jedoch ein Individuum verstehen will,<br />

wird dadurch bestimmt, welche Anschauung es von einem guten Leben hat. 131<br />

6.1.2 Anlageberater<br />

Anlageberater sind Personen, die privaten oder institutionellen Anlegern eine<br />

langfristige und ganzheitliche Beratung in allen Fragen der Vermögensanlage bieten.<br />

Ganzheitlich ist eine Beratung zu nennen, wenn liquide und illiquide Vermögenswerte<br />

sowie finanzielle und ethische Aspekte mit einbezogen werden. Eine langfristige<br />

Beratung bedeutet keine punktuelle und provisionsbezogene Vermittlung von<br />

einzelnen Finanzprodukten, sondern eine dauerhafte Betreuung, die<br />

finanzplanerische und vermögensverwaltende Elemente enthält. Dazu gehören die<br />

Erfassung des Anlegerprofils und der –ziele, die Analyse des Kundenvermögens, die<br />

Entwicklung einer langfristigen Anlagestrategie, eine regelmäßige Empfehlung zur<br />

methodischen Umsetzung, das Vermögensreporting, das Vermögenscontrolling<br />

sowie eine gegebenenfalls Anpassung der Anlagestrategie. 132<br />

Die Konzentration der Anlageberater beruht auf dem Bereich der Vermögensanlage,<br />

wobei der Kunde die Anlageentscheidungen selbst trifft, wohingegen Finanzplaner<br />

und Vermögensverwalter vom Kunden bevollmächtigt werden, im Rahmen von<br />

130 vgl. HEIDBRINK, 2011, S. 191<br />

131 vgl. NIDA-RÜMELIN, 2011, S. 48-52<br />

132 vgl. SCHNIEDERS, 2011, S. 20<br />

42


vereinbarten Richtlinien eines Vermögensverwaltungsvertrages Käufe und Verkäufe<br />

von Investmentobjekten vertraulich und im Sinne des Anlegers auszuführen. 133<br />

Wie Investoren als „Wirtschaftsbürger“ verstanden werden können, 134<br />

so können<br />

auch Anlageberater als Wirtschaftsbürger bzw. genauer als „Organisationsbürger“<br />

genannt werden. Als angestellte Mitarbeiter einer Bank haben diese einerseits eine<br />

begrenzte „Rollenverantwortung“ gegenüber dem Arbeitgeber und auf der anderen<br />

Seite eine ethische unbegrenzte „Bürgerverantwortung“ als Wirtschaftsbürger, 135<br />

wobei die unterschiedlichen Grenzen in der Verantwortung in Konflikt geraten<br />

können, nämlich in dem Moment, wo das Unternehmen von seinem Mitarbeiter<br />

etwas moralisch anstößiges oder moralwidriges fordert. Hier ist laut ULRICH der<br />

„unteilbaren“ und „umfassenderen Bürgerverantwortung vor der eingeschränkten<br />

Rollenverantwortung de[r] Vorrang zu geben“ 136 , wobei Einspruch zu erheben in<br />

diesem Fall „geboten [ist], auch wenn es Zivilcourage voraussetzt.“ 137 Um den<br />

Mitarbeiter damit nicht in einem scharfen Konflikt zu seinem Unternehmen zu<br />

bringen, bedarf es hier Unterstützung durch den Betriebsrat und<br />

unternehmensinterne, wirtschaftsethisch verantwortbare Organisationsstrukturen, auf<br />

denen hier aber nicht weiter eingegangen werden soll. 138<br />

Da die Folgen einer Falschberatung existenzbedrohend sein können, legt der<br />

Gesetzgeber besonderen Wert auf den Anlegerschutz, den er mit gesetzlichen<br />

Verpflichtungen, die die Anlageberater zu erfüllen haben, unterlegt. Beispielsweise<br />

zählen dazu die Pflichten 139 , Informationen über die Kenntnisse und Erfahrungen des<br />

Anlegers mit Wertpapiergeschäften zu erfragen und den Kunden über die finanziellen<br />

Verhältnisse abzufragen. Außerdem obliegt ihm noch die Pflicht, die Anlageziele des<br />

Kunden zu erschließen, wie die Anlagedauer, die Risikobereitschaft 140 und den<br />

Zweck der Kapitalanlage. 141<br />

Der Anlageberater muss die Fähigkeit besitzen, durch eine Geeignetheitsprüfung 142<br />

dem Kunden die Investments zu empfehlen, die für diesen auch taugen, sodass eine<br />

„anlegergerechte“ und „objektgerechte Beratung“ 143 realisiert werden kann. Weitere<br />

rechtliche Pflichten sind, „den Kunden rechtzeitig und in verständlicher Form<br />

Informationen zur Verfügung zu stellen, die angemessen sind, damit die Kunden<br />

nach vernünftigem Ermessen die Art und die Risiken der ihnen angebotenen oder<br />

133 vgl. BUCK-HEEB, 2009, S. 32<br />

134 vgl. 6.1.1<br />

135 vgl. ULRICH, 2008, S. 350<br />

136 ebenda, S. 351<br />

137 ebenda, S. 351<br />

138 vgl. ebenda, S. 350-351<br />

139 auch Explorations- und Informationspflichten genannt<br />

140 Risikobereitschaften sind: konservativ, sicherheitsorientiert, renditeorientiert, risikobewusst<br />

141 vgl. BUCK-HEEB, 2009, S. 41<br />

142 vgl. ebenda, S. 40<br />

143 vgl. ebenda, S. 35<br />

43


von ihnen nachgefragten Arten von Finanzinstrumenten verstehen und auf dieser<br />

Grundlage ihre Anlageentscheidung treffen können.“ 144<br />

Um dass eine anlegergerechte und objektgerechte Beratung im Sinne des<br />

Gesetzgebers stattfinden kann, muss der Anlageberater also den Explorations- und<br />

Informationspflichten nachkommen. Außerdem ist es seine moralische Pflicht, den<br />

unerfahrenen und kenntnisarmen Anleger zu schützen.<br />

6.2 Nachhaltige Anlagestrategien<br />

Der Oberbegriff „Socially Responsible Investment“ (SRI), also gesellschaftlich<br />

verantwortliche Kapitalanlagen, steht für unterschiedliche Anlagekonzepte. Dazu<br />

gehören streng nachhaltige Geldanlagen, die 200 – 300 ökologische, soziale und<br />

ethische Kriterien überprüfen, aber auch Investments, bei denen nur einzelne<br />

umstrittene Branchen ausgeschlossen werden. Andere Konzepte achten wieder<br />

darauf, dass es nicht zu Verstößen gegen internationale Standards kommt.<br />

Der Interessensverband Eurosif 145 unterscheidet zwischen Kern-SRI, welches<br />

strengere Konzepte enthält, um zu nachhaltigen Geldanlagen zu zählen, und dem<br />

Breiten SRI, was sehr unterschiedliche Konzepte enthält, die nicht mit nachhaltigen<br />

Geldanlagen zu verwechseln sind, sondern unter verantwortliche Investments fallen.<br />

Wie in der Abbildung 13 zu sehen, werden beim Kern-SRI folgende Konzepte<br />

unterschieden: mindestens drei ethische wert- oder normbasierte<br />

Ausschlusskriterien, Positivkriterien bzw. Best-in-Class-Konzepte, Themenfonds und<br />

strenge Kombinationen aus den genannten Ansätzen. Das Breite SRI beinhaltet die<br />

Konzepte „Einfache Ausschlusskriterien“, „Engagement“ und die Integration von<br />

ESG-Kernkriterien. Einige der Konzepte sollen in den nächsten Kapiteln näher<br />

betrachtet werden.<br />

144 BUCK-HEEB, 2009, S. 40<br />

145 Eurosif ist die europäische Dachorganisation von Gruppierungen zur Förderung nachhaltiger Geldanlagen. Hier engagieren<br />

sich sowohl Anbieter nachhaltiger Produkte als auch Wissenschaftler und gesellschaftliche Anspruchsgruppen. Eurosif erstellt<br />

Marktstudien und bietet ein Handbuch für institutionelle Investoren. Zudem entwickelte sie 2004 den Transparenzkodex, den<br />

rund 350 Nachhaltigkeitsfonds unterzeichnet haben (Anfang 2011) sowie ergänzend 2008 das Transparenzlogo für<br />

Investmentfonds.<br />

44


Socially Responsible<br />

Investment<br />

Kern-SRI<br />

Breites SRI<br />

Mindestens drei<br />

ethische wert- oder<br />

normbasierte<br />

Ausschlusskriterien<br />

Positivkriterien / Bestin-Class-Konzepte<br />

Einfache<br />

Ausschlusskriterien<br />

Engagement<br />

Themenfonds<br />

Strenge Kombination<br />

aus den Ansätzen<br />

Integration von ESG-<br />

Kernkriterien<br />

Abbildung 13<br />

Konzepte von Socially Responsible Investments<br />

(eigene Darstellung)<br />

6.2.1 Ausschlusskriterien<br />

Bei den Ausschlusskriterien wird zwischen zwei Ansätzen unterschieden: Die<br />

einfachen Ausschlusskriterien beinhalten den Ausschluss heikler Branchen, wie die<br />

Herstellung von Waffen, Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Pornographie. Vor allem im<br />

nordamerikanischen Raum bei großen institutionellen Investoren findet sich die<br />

größte Verbreitung einfacher Ausschlusskriterien. Aber auch Institutionelle aus dem<br />

europäischen Bereich, insbesondere aus Frankreich, Italien und Großbritannien,<br />

wenden den Branchenausschluss, oft kombiniert mit anderen Ansätzen, wie dem<br />

Engagement, an. In Ergänzung mit norm- und wertbasierten Ausschlusskriterien,<br />

Positivkriterien und Best-in-Class-Konzepten schließen nachhaltige Investmentfonds<br />

gleicherweise manche Branchen komplett aus. 146<br />

Unter norm- und wertbasierten Ausschlusskriterien versteht man die Anwendung von<br />

mindestens drei ethischen, wert- oder normbasierten Ausschlusskriterien sowie einer<br />

strengen Selektion. Die Ausschlusskriterien beinhalten Verstöße gegen<br />

internationale Normen, wie die Verstöße gegen Menschenrechtskonventionen und<br />

die ILO-Arbeitsnormen 147 , und die Verstöße gegen die Prinzipien des UN Global<br />

146 Vgl. online: Ausschlusskriterien/Screening, 2012 (02.08.2013)<br />

147 ILO-Arbeitsnormen = International Labour Organization, deutsch: Internationale Arbeitsorganisation<br />

45


Compact 148 . Weiterhin zählen aus der Sicht der Vermögensverwalter bzw. Investoren<br />

umstrittene Geschäftsaktivitäten und Branchen, wie die Gentechnik in der<br />

Landwirtschaft, Chlor- und Agrarchemie, Pornographie, Rüstungs- und<br />

Waffenherstellung und –handel, Kernenergie und Tabakherstellung und –handel<br />

dazu. Die Ausschlusskriterien schließen auch Kinder- und Zwangsarbeit, Korruption,<br />

Diskriminierung von Frauen und Minderheiten, Unterbinden gewerkschaftlicher<br />

Tätigkeiten und Geschäftsbeziehungen zu Ländern, in denen gegen die<br />

Menschenrechte verstoßen wird, mit ein. Hinzugezählt werden außerdem<br />

Behinderungen nachhaltigen Wirtschaftens, vermeidbare Tierversuche, Raubbau<br />

natürlicher Ressourcen, mangelnde Bereitschaft zur Kommunikation wesentlicher<br />

umwelt- und gesundheitsbezogener Kennzahlen, umweltschädliche Aktivitäten und<br />

Produkte, Kapitalbeteiligungen an Unternehmen, die von Negativkriterien betroffen<br />

sind sowie auch nachgewiesene schwere Manipulation der Geschäfte. 149<br />

6.2.2 Positivkriterien (Best-in-Class-Konzept)<br />

Einige Investmentfonds stützen sich nur auf die Analyse nach Positivkriterien, wobei<br />

bei den Unternehmen und Anleiheemittenten spezielle Leistungen zugunsten einer<br />

nachhaltigen Entwicklung erfasst und besonders gewichtet werden. Bevorzugt<br />

werden besonders leistungsstarke Unternehmen, die gut, aber nicht sehr gut<br />

abschneiden. Die Orientierung der Fondsanbieter beruht dabei nicht auf alle<br />

Aktienanbieter, die es gibt, sondern auf den weltweit ökologisch, ethisch und sozial<br />

herausragenden Unternehmen. 150<br />

Um als Unternehmen diese Einstufung des Best-in-Class-Konzeptes zu erreichen,<br />

reicht es nicht, in Fabriken Filter einzubauen und die Luftverunreinigung zu senken,<br />

sondern die hergestellten Produkte bzw. Dienstleistungen sollen dauerhaft an<br />

Lösungen ökologischer und sozialer Probleme der Menschheit mitwirken. Zumeist<br />

fokussieren sich Unternehmen dann auf bestimmte umwelt- und sozialverträgliche<br />

Geschäftsbereiche, um so die Konkurrenz auszuschalten, die sich mit diesen<br />

Themen nur am Rande beschäftigen. 151<br />

Solche Fonds arbeiten vielmals mit Anlageausschüssen, zu denen Vertreter von<br />

Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, anderen Interessengruppen und<br />

Wissenschaftler gehören. Diese sind zuständig für die Festlegung der Kriterien und<br />

148 Globaler Pakt der Vereinten Nationen, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten<br />

149 vgl. online: Ausschlusskriterien/Screening, 2012 (23.07.2013)<br />

150 Vgl. online: Positivkriterien, 2012 (23.07.2013)<br />

151 Vgl. online: Positivkriterien, 2012 (23.07.2013)<br />

46


die Überprüfung der Einhaltung der Kriterien auf der Basis von Informationen von<br />

externen Researchagenturen. 152<br />

Positivkriterien können beispielhaft, wie in Tabelle 2 zu finden, in verschiedenen<br />

übergreifenden Bereichen, in Umwelt und Soziales und in dem Bereich Corporate<br />

Governance unterteilt werden.<br />

152 Vgl. online: Positivkriterien, 2012 (23.07.2013)<br />

47


Positivkriterien<br />

Übergreifendes<br />

Umwelt & Soziales<br />

Corporate<br />

Governance<br />

<br />

Staaten und Unternehmen,<br />

<br />

Pionierleistungen, Branchen-<br />

<br />

besonders<br />

die sich erfolgreich für eine<br />

vorreiter bezüglich umwelt- und<br />

demokratische<br />

nachhaltige Entwicklung,<br />

sozialverträglicher Produkte und<br />

Unternehmens-<br />

Achtung von<br />

Produktions- und Absatzprozesse<br />

strukturen<br />

Menschenrechten und<br />

<br />

langlebige und<br />

<br />

besonders<br />

Schutz der natürlichen<br />

umweltverträgliche<br />

verbraucherfreundlich<br />

Lebensgrundlagen einsetzen<br />

Verbrauchsgüter<br />

e und transparente<br />

<br />

Produkte und<br />

<br />

umwelttechnologische<br />

Unternehmenspolitik<br />

Dienstleistungen, die einen<br />

Führerschaft<br />

<br />

Einführung von Sozial-<br />

wesentlichen Beitrag zur<br />

<br />

Produktlebenszyklusanalysen<br />

und<br />

sozial und ökologisch<br />

<br />

Branchenvorreiter betreffs<br />

Umweltmanagements<br />

nachhaltigen Lösung<br />

sozialer Aspekte der<br />

ystemen<br />

zentraler<br />

Wertschöpfungskette<br />

<br />

transparenter<br />

Menschheitsprobleme<br />

<br />

gute Arbeitsplatzbedingungen<br />

Umgang mit<br />

leisten<br />

<br />

Maßnahmen zum Abbau von<br />

Anspruchsgruppen<br />

<br />

Dienstleistungen, die sozial-<br />

Diskriminierung<br />

und umweltverträgliches<br />

<br />

niedriger Energieverbrauch<br />

Wirtschaften Fördern<br />

<br />

starker Einsatz erneuerbarer<br />

<br />

Engagement über nationale<br />

Energien<br />

und internationale<br />

<br />

Senkung des Verbrauchs von<br />

Standards hinaus<br />

Ressourcen<br />

<br />

Förderung des fairen<br />

<br />

Aktivitäten zum Erhalt der<br />

Handelns mit der Dritten<br />

biologischen Vielfalt<br />

Welt<br />

<br />

Nahrungsmittel aus<br />

<br />

Förderung regionaler<br />

ökologischem Anbau<br />

Kreisläufe<br />

<br />

geringe Werte bei<br />

Umweltverschmutzung<br />

<br />

Technologien zur Sanierung oder<br />

Verringerung von<br />

Umweltschäden<br />

<br />

medizinische Produkte und<br />

Dienstleistungen zur<br />

Gesundheitsvorsorge<br />

Tabelle 2<br />

Beispiele für Positivkriterien<br />

(eigene Darstellung in Anlehnung an online: Positivkriterien, 2012 (23.07.2013))<br />

48


6.2.3 Aktives Aktionärstum – „Shareholder Engagement“<br />

„Shareholder Engagement“ ist ein internationaler Begriff und umfasst Initiativen von<br />

vermögenden und institutionellen Anlegern, mit denen diese auf Unternehmen mit<br />

bedenklichen Geschäftsaktivitäten zugehen. Das Ziel ist es, den Unternehmen eine<br />

bessere Unternehmensführung, eine wirtschaftlichere Arbeit und ein<br />

risikobewussteres und verantwortlicheres Verantwortungsbewusstsein im Umgang<br />

mit dem Kapital der Aktionäre aufzuzeigen. 153<br />

Engagement kann man unterschiedlich handhaben. Durch die eigene Anwesenheit<br />

bei Abstimmungen auf Hauptversammlungen können Fragen der Corporate<br />

Governance beantwortet werden. Empirische Befunde ergaben jedoch, dass auf<br />

Hauptversammlungen nicht auf Fragen zu ökologisch und sozial verantwortlichen<br />

Wirtschaftens eingegangen wird. Dennoch kann von dem Rederecht auf<br />

Hauptversammlungen Gebrauch gemacht und durch entsprechende<br />

Interessenvertreter gezielt ökologische und soziale Probleme angesprochen und<br />

Verbesserungsmöglichkeiten eingefordert werden. Weiterhin können Investoren oder<br />

Investorengruppen versuchen Anträge bzw. Gegenanträge auf die Agenda der<br />

Hauptversammlung schreiben zu lassen, um damit eine außerordentliche<br />

Hauptversammlung hervorzurufen. Überdies können Großinvestoren versuchen,<br />

außerhalb von öffentlichen Veranstaltungen im direkten, persönlichen Dialog<br />

Unternehmen zu nachhaltigerem Wirtschaften zu drängen. Berichterstattungen und<br />

Öffentlichkeitsarbeiten sind eine weitere Alternative, um Erfolge im Rahmen eines<br />

Engagement-Reports nach außen zu präsentieren. Sollten Unternehmen auf die<br />

bisher genannten Versuche keine Reaktionen zeigen, ist eine Androhung des<br />

potenziellen Verkaufs von Anteilen möglich, um so die Unternehmen unter Druck zu<br />

setzen, auf die Forderungen der Investoren einzugehen. Sollte dies nichts nützen,<br />

können Investoren auch Gespräche mit Regulierungsbehörden, wie Aufsichts- und<br />

Finanzbehörden, aber auch Parlamente, aufnehmen. Wenn keine der genannten<br />

Versuche vom Unternehmen erwidert werden, ist der letzte Schritt der gerichtliche<br />

Prozess. Dieses juristische Instrument wird zumeist zur Durchsetzung von<br />

Forderungen im Bereich der Unternehmensführung genutzt. 154<br />

Das aktive Aktionärstum betrifft vorwiegend die Investoren, die nicht vorhaben, ihr<br />

Portfolio zu ändern, aber etwas bewegen wollen. Verfechter strikter nachhaltiger<br />

Anlagen kritisieren zwar, dass eine Beauftragung eines „Engagements“ nur zur<br />

Beruhigung des Gewissens dienen würde, doch die Wirkung kann größer sein, als<br />

153 vgl. online: Aktives Aktionärstum: Engagement, 2013 (23.07.2013)<br />

154 vgl. online: Aktives Aktionärstum: Engagement, 2013 (23.07.2013)<br />

49


wenn die Investoren ihre Anteile nur verkaufen, denn für die Aktien finden sich<br />

wieder neue Aktionäre und die Unternehmen wirtschaften so weiter wie bisher. Mit<br />

dem Einsatz des „Engagements“ können Bewusstseinswandel in Unternehmen<br />

hervorgerufen werden. 155<br />

6.2.4 Mainstreaming: Environment Social Governance – Integration<br />

Der Begriff Mainstreaming steht in der konventionellen Finanzwelt für die Verbreitung<br />

des Nachhaltigkeitsgedankens, bei dem es um Faktoren geht, die Unternehmen<br />

substanziell beeinflussen, sich messen und in Analysemodellen integrieren lassen.<br />

Infolgedessen sollen zentrale Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in die<br />

Titelanalyse, in die Titelauswahl und in das Portfoliomanagement impliziert werden.<br />

Themen sind beispielsweise Wasserverbrauch, CO2-Emissionen oder<br />

Mitarbeiterfluktuation. Da der Fokus der Mainstream-Anleger auf materiellen Kriterien<br />

beruht, werden global sehr wichtige, wie die Biodiversität, aber nicht messbare oder<br />

bislang ohne spürbaren finanziellen Einfluss auf die Firmen, Nachhaltigkeitsaspekte<br />

nicht beachtet. Auch wenn das Mainstreaming von Nachhaltigkeitsanalysten und<br />

SRI-Investoren umstritten ist, gibt es jedoch auch Argumente für die ESG-<br />

Integration. 156<br />

Die Beachtung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten gehört zur<br />

treuhänderischen Verantwortung von Anlegern. In dem Bericht „Fiduciary<br />

Responsibility“ meinten 180 Großanleger, dass die ESG-Integration in<br />

Anlageentscheidungen „kein Luxus mehr [ist], sondern eine rechtliche<br />

Notwendigkeit“ 157 , was besagt, dass öko-soziale Themen in den Dienstleistungen zu<br />

integrieren sind, da andernfalls „das sehr reale Risiko [besteht], wegen Verletzung<br />

der Sorgfaltspflicht verklagt zu werden“ 158 .<br />

Die zu erzielende Wirkung spricht auch für eine ESG-Integration, denn ein<br />

Fokussieren auf nur sehr nachhaltige Unternehmen erreicht nur einen Nischenmarkt<br />

der Anleger, die sich ohnehin schon nur den überzeugten Unternehmen anschließen.<br />

Durch die Integration einiger wichtiger Nachhaltigkeitsaspekte in die Investments von<br />

Großanlegern, werden Unternehmen und damit auch die Zulieferer unter Druck<br />

gesetzt, andere Strategien zu entwickeln, um ihr Geschäft nachhaltiger und<br />

verantwortlicher zu betreiben, wie beispielsweise natürliche Ressourcen zu schonen,<br />

155 vgl. online: Aktives Aktionärstum: Engagement, 2013 (23.07.2013)<br />

156 vgl. online: Mainstreaming: ESG Integration in Titelanalyse & Portfoliomanagement, 2013 (23.07.2013)<br />

157 Online: Fiduciary responsibility, 2009 (24.07.2013)<br />

158 Online: Fiduciary responsibility, 2009 (24.07.2013)<br />

50


Umweltschädigungen zu vermeiden bzw. zu minimieren oder Arbeits- und<br />

Menschenrechte zu beachten. 159<br />

„Die Integration von ESG-Kriterien ist ein Managementansatz, der die langfristige<br />

Performance für die Anspruchsberechtigten maximiert“. 160 Dieser Satz von 84% von<br />

251 befragten europäischen Investoren, die insgesamt 7,5 Billionen Euro verwalten,<br />

spricht auch von Rendite- und Risikoerwägungen für die Beachtung von Sozial-,<br />

Umwelt- und Governance-Kriterien bei der Titelanalyse und dem<br />

Portfoliomanagement. In der Studie heißt es auch, dass es keinen Widerspruch<br />

zwischen ESG-Integration und treuhänderischer Verantwortung gäbe. 161<br />

6.3 Nachhaltige Anlageberatung versus herkömmlicher<br />

Anlageberatung<br />

6.3.1 Ablauf einer nachhaltigen Anlageberatung<br />

Laut einer Axa-Umfrage kennen sich auch diejenigen nicht genug über nachhaltige<br />

Anlageprodukte aus, die sich besonders gut mit Finanzthemen auskennen. Das träfe<br />

auch auf die Berater zu, denn für diese bedeutet das Thema einen zusätzlichen<br />

Aufwand, da es einfacher ist, Produkte zu verkaufen, die in den Ranglisten ganz vorn<br />

stehen, als beispielsweise Nachhaltigkeitsfonds. „Viele Menschen wissen nicht, dass<br />

sie mit ihren Investments einen Beitrag zur sozialen und ökologischen Entwicklung<br />

leisten können, ohne dabei Abstriche bei der Rendite in Kauf nehmen zu müssen“,<br />

so ENGL 162 , jedoch müssten die Anleger dann auch dementsprechend von den<br />

Beratern aufgeklärt werden. 163<br />

Im Erstgespräch mit dem potenziellen Anleger hat der Anlageberater die Möglichkeit,<br />

sich und sein Unternehmen vorzustellen. Die meisten Berater stellen ihren<br />

Ausbildungsgang dar und erläutern ihre Positionen, die sie bei unterschiedlichen<br />

Unternehmen begleitet haben. Vergleichsweise wird auch das Unternehmen<br />

vorgestellt mit Fakten wie Umsatz, Anzahl der Mitarbeiter, die Höhe der Assets und<br />

das Management. Bei der nachhaltigen Anlageberatung können die Fakten mit einer<br />

wertebasierten Beratungs- und Unternehmensvorstellung ergänzt werden, das heißt,<br />

es kann sich auf das Unternehmensleitbild und damit auf die<br />

Nachhaltigkeitsspezialisierung des Unternehmens bezogen werden. Der<br />

159 vgl. online: Mainstreaming: ESG Integration in Titelanalyse & Portfoliomanagement, 2013 (23.07.2013)<br />

160 online: ESG Perceptions and Integration Practices, 2010 (24.07.2013)<br />

161 vgl. online: ESG Perceptions and Integration Practices, 2010 (24.07.2013)<br />

162 ENGL, Bernhard, Vorstandsmitglied des Forums Nachhaltige Geldanlage<br />

163 vgl. REENTS, 2013, S.7<br />

51


Anlageberater kann bei der Vorstellung seiner eigenen Person darauf verweisen,<br />

dass er ethisch orientiert ist und sich darauf spezialisiert hat. Somit werden Berater<br />

und Investor feststellen, dass sie bestimmte moralische Ideale miteinander teilen,<br />

was auch zu einer stärkeren Unternehmens- und Kundenbindung beitragen kann. Mit<br />

diesem ersten Gespräch wird die Grundlage für eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit gelegt. 164<br />

Bei einer konventionellen Beratung besteht für den Anlageberater die Pflicht, die<br />

Investoren nach ihren Anlagezielen zu befragen, hauptsächlich nach der<br />

Anlagedauer, der Risikobereitschaft und nach dem Zweck der Kapitalanlage. Hinzu<br />

kommt bei der nachhaltigen Anlageberatung die Frage nach den außerfinanziellen,<br />

speziell den ideellen Investmentzielen. Der Berater wird also die Frage stellen, ob<br />

sein Anleger nachhaltig investieren möchte. Wenn der Kapitalanleger dies bejaht,<br />

wird der Anlageberater diese ideellen Investmentziele so aufzuschlüsseln suchen,<br />

wie ein konventioneller Anlageberater die Risiko-, Rendite- und Liquiditätsziele eines<br />

konventionellen Anlegers zu strukturieren versucht.<br />

Ein nachhaltiger Investor investiert mit zwei Absichten: einmal möchte er seine<br />

ideellen Ziele mit dem Investment verwirklichen und zum zweiten möchte er ein<br />

finanzielles Mindestergebnis mit der Anlage erzielen. Hat der Investor noch keine<br />

konkreten Vorstellungen seiner ideellen Investmentziele, sollte der Anlageberater auf<br />

zwei fundamentale Wege verweisen. Er sollte das „Kern-Socially Responsible<br />

Investment“ und zum zweiten das „Breite Socially Responsible Investment“ mit deren<br />

Konzepten vorstellen. 165 Hierbei sollten die wesentlichen Unterschiede der<br />

nachhaltigen Anlagestrategien von dem Anlageberater herausgearbeitet werden.<br />

Beispielsweise kann der Investor durch Ausschluss bestimmter Anlagekriterien<br />

moralwidrige oder moralisch anstößige Investmentobjekte eliminieren, er kann aber<br />

auch bestimmte Investmentobjekte durch eine Auswahl finanziell fördern. An dieser<br />

Stelle spielt es für den Anleger überhaupt noch keine Rolle, wie hoch die Risiko- und<br />

Renditeerwartungen der einzelnen Strategien sind.<br />

An diesem Punkt sollte der Berater mit dem Kunden eine Diskussion eingehen, was<br />

überhaupt moralwidrige, moralisch anstößige oder moral- und idealkonforme<br />

Investments sind. Beispielsweise könnten Energiekonzerne, die Kraftwerke bauen<br />

und betreiben, moralwidrige Unternehmen sein, die aus moralischer Sicht<br />

auszuschließen sind, oder sind es nur moralisch anstößige Unternehmen, deren<br />

Ausschluss aus moralischer Sicht wünschenswert, aber nicht unbedingt gefordert ist,<br />

oder sind es aber sogar idealkonforme Unternehmen, deren finanzielle Unterstützung<br />

ethisch erstrebenswert ist. Für jede dieser Perspektiven lassen sich Argumente<br />

164 vgl. GRÜN; KOHRS, 2008, S. 147<br />

165 vgl. 6.2<br />

52


finden. Bei solch einer Diskussion soll es nicht darum gehen, dass der Anlageberater<br />

die ethischen Ansichten der Investoren kritiklos übernimmt, aber auch nicht darum,<br />

dass die Investoren vom Anlageberater moralisch belehrt werden, sondern die<br />

Investoren sollen bei diesem Dialog zu einer ethisch aufgeklärten und sachlich und<br />

logisch widerspruchsfreien Meinung kommen, womit sie dann ihre<br />

Anlageentscheidungen treffen können. Beratungsethische Dialoge lassen sich von<br />

den Anlageberatern im Vorfeld gut vorbereiten, da die meisten Ausschlusskriterien 166<br />

bei vielen Investoren die gleichen sind. Dieser Beratungsschritt ist eine<br />

ausschließlich an ideellen Investmentzielen orientierte individuelle strategische Asset<br />

Allokation.<br />

Seitens des Anlageberaters besteht die moralbezogene Informationspflicht, den<br />

Kunden darüber aufzuklären, welche Investments in seinem Portfolio moralwidrig<br />

sind. Er sollte also an dieser Stelle den Grad der ethischen Qualität der schon<br />

vorhandenen Investments prüfen und die Ergebnisse dem Kunden mitteilen. Eine<br />

Portfolioanalyse, einen sogenannten „oekom ESG Portfolio Check“, bietet die oekom<br />

research AG Institutionellen bzw. Finanzdienstleistern an, die diesen Check<br />

wiederum ihren Kunden anbieten können. So wird „die soziale und umweltbezogene<br />

Qualität“ des Portfolios analysiert mit dem Ziel „einen fundierten Eindruck zu geben,<br />

wie der Stand der Nachhaltigkeit [… im] Portfolio ist und wo Ansatzpunkte bestehen,<br />

die Nachhaltigkeitsqualität zu erhöhen.“ 167 Die Börse Hannover bietet seit dem 15.<br />

Juli 2013 in Zusammenarbeit mit der oekom research AG mit dem Global Challenges<br />

Corporates eine neue Orientierungshilfe für nachhaltige Anlagen. Der Global<br />

Challenges Corporates gibt einen Überblick über nachhaltig wirtschaftende<br />

Emittenten von Anleihen, die strengen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsleistung<br />

genügen müssen. Mit diesem „Global Challenges Corporates müssen institutionelle<br />

Anleger kein eigenes Nachhaltigkeitsresearch betreiben, sondern können sich bei<br />

ihren Investitionen eines Baskets bedienen, der strenge Kriterien erfüllen muss“, so<br />

REICH. 168 Solche Nachhaltigkeitsanalysen gehen weit über die moralische<br />

Informationspflicht des Anlageberaters hinaus und sind deshalb nicht als moralische<br />

Pflicht, sondern bereits als moralisch wünschenswert zu beurteilen.<br />

Würde ein Investor nur an ideellen Investmentzielen gebundenen Allokationen<br />

investieren, würde die Gefahr bestehen, dass er mittelfristig sein finanzielles Ziel,<br />

nämlich den Kapitalerhalt, nicht erreicht. Deshalb müssen im nächsten Schritt nach<br />

den ideellen Investmentkriterien nun die finanziellen Kriterien angepasst werden.<br />

Dafür ist es notwendig, die Anlageklassen, aus denen die Allokation strukturiert<br />

werden kann, mit prognostizierten langfristigen Risiko- und Renditeerwartungen<br />

166 vgl. 4.1.2<br />

167 online: JUNG, 2013 (30.07.2013)<br />

168 online: REICH, 2013 (30.07.2013)<br />

53


sicherzustellen. Der Anlageberater sollte nicht nur beispielsweise den weltweiten<br />

Aktienmarkt analysieren, sondern den weltweiten nachhaltigen Aktienmarkt<br />

untersuchen. Die Optimierung erfolgt nicht auf der Ebene der Einzeltitel, sondern auf<br />

der Ebene der Anlageklassen. Auf der Basis der hinterlegten Risiko- und<br />

Renditeprognosen in Assoziation mit den finanziellen Parametern des Investors,<br />

lässt sich eine branchenübliche Optimierung nach Markowitz anwenden, um ein<br />

sogenanntes effizientes Portfolio durch Risikostreuung von Anlageklassen zu<br />

erreichen. 169<br />

Bei einer nachhaltigen Beratung ist es also notwendig, dass zuerst eine ideell<br />

bestimmte Nachhaltigkeitsallokation determiniert wird und danach die finanziellen<br />

Zielparameter in die Allokation einbezogen werden.<br />

Nun ist die Frage zu klären, welche taktische Allokation auszuwählen ist und in<br />

welche Investments investiert werden soll. Bei der Auswahl von vorliegenden<br />

Investments, wie beispielsweise Publikumsfonds, sollte der Anlageberater zuerst die<br />

Investments auswählen, die mit den ideellen Investmentzielen des Anlegers, wie<br />

Investmentzweck, Wirkungsgrad und Individualisierung tangieren. Erst danach erfolgt<br />

die Rendite-, Risiko- und Liquiditätsoptimierung. Mit dieser Reihenfolge kann die<br />

Priorität der Förderung ideeller Investmentziele sichergestellt werden und nicht die<br />

Erzielung einer maximalen risikoadjustierten Rendite.<br />

Sobald Emittenten von moralkonform auf moralisch anstößig oder sogar moralwidrig<br />

abgewertet werden, besteht die moralische Pflicht des Anlageberaters, die Kunden<br />

davon zu unterrichten. Dieses kann auch als fortlaufender Nachhaltigkeitsbericht<br />

genutzt werden, der den Kunden zur Verfügung gestellt werden kann. Das Finance &<br />

Ethics Research der software-systems.at Finanzdatenservice GmbH gibt über die<br />

Entwicklung von „ethisch fundierten Kennzahlen“ für den Vermögensbericht eine<br />

Übersicht, die sowohl finanzielle als auch Nachhaltigkeitskennzahlen einschließt. 170<br />

Als letzter Schritt folgt noch das Investmentcontrolling, womit ein Berater auf<br />

freiwilliger Basis die Entwicklung der ideellen Investmentdimension überwachen<br />

kann. Im Hinblick auf das Konzept der Ausschlusskriterien kann die Überwachung<br />

zum Beispiel moralisch anstößige Investmentobjekte betreffen. Ein spezielles<br />

Controlling erfordert das Engagement, wo es um die Prüfung geht, ob und in<br />

welchem Maß der Einsatz von Aktivitäten Erfolg zeigt oder nicht.<br />

Die einzelnen Prozesse einer nachhaltigen Anlageberatung sind in der<br />

nachfolgenden Abbildung 14 resümiert:<br />

169 vgl. BRUNS; STEINER, 2007, S. 81-109<br />

170 vgl. BRODBECK, 2009, S. 97-146<br />

54


Vorstellung des Anlageberaters und des Unternehmens<br />

Fakten- und wertbasierte Berater- und Unternehmensvorstellung<br />

Struktierung der Investmentziele des Kunden<br />

Erfassung der ideellen und anschließend der finanziellen Anlegerziele<br />

Portfolioanalyse<br />

Information des Kunden über moralwidrige<br />

Investments in seinem Portfolio<br />

Information des Kunden über die moralische<br />

und ideelle Güte seines Portfolios<br />

Strategische Asset Allokation,<br />

Anlegerrichtlinien<br />

Empfehlung strategischer Asset Allokationen, die in keine moralwidrigen Investments<br />

investiertenund die die ideellen Investmentziele in den finanziellen integrieren<br />

Taktische Anlageempfehlung<br />

Kunden Investments zum Kauf anbieten, die den ideellen Investmentzielen entsprechen und<br />

Investments zum Verkauf anbieten, die den ideellen Ansprüchen nicht mehr genügen<br />

Reporting<br />

Bericht über Investments, deren moralische<br />

Beurteilung sich verschlechtert hat<br />

Nachhaltigkeitsbericht zur moralischen und<br />

ideellen Güte der Investments<br />

Controlling<br />

Überwachung der Verschlechterungen der<br />

moralischen Beurteilung von Investments des<br />

Kunden<br />

Überwachung der moralischen und ideellen<br />

Dimension der Investments<br />

Abbildung 14<br />

Prozess der nachhaltigen Anlageberatung<br />

(eigene Darstellung)<br />

55


6.3.2 Besonderheiten der nachhaltigen Anlageberatung gegenüber<br />

einer herkömmlichen Anlageberatung<br />

Eine nachhaltige Anlageberatung unterscheidet sich im vorschriftsmäßigen<br />

Beratungsprozess nicht von einer konventionellen Anlageberatung. Dieser Prozess<br />

enthält die gleichen Teilprozesse wie die konventionelle Beratung. Die nachhaltige<br />

Anlageberatung ist immer eine moralkonforme Anlageberatung und muss deshalb<br />

auch denselben moralischen Ansprüchen wie eine konventionelle Beratung<br />

entsprechen. Außerdem hat sie die Informations-, Aufklärungs- und<br />

Empfehlungspflichten genauso zu erfüllen, aber, indem sie Anleger dazu befähigt,<br />

nachhaltig zu investieren, gehen diese Pflichten über das moralisch Geforderte<br />

hinaus. Die nachhaltige Anlageberatung legt ihren Fokus darauf, aktiv ihre Anleger<br />

darin zu unterstützen, dass diese ihre ideell orientierten Investmentziele umsetzen<br />

können. Einzelne Prozesselemente sind daher inhaltlich anders konzipiert. Eine<br />

wesentliche Bedeutung hat die Strukturierung der ideell orientierten Investmentziele,<br />

die es bei der konventionellen Anlageberatung so nicht gibt. Da eine nachhaltige<br />

Anlageberatung trotz allem eine Anlageberatung ist, integriert sie im zweiten Schritt<br />

auch die finanziellen Ziele des Anlegers. Das Reporting und Controlling<br />

unterscheidet sich zu einer konventionellen Anlageberatung darin, dass nicht nur<br />

über die finanzielle, sondern auch über die moralische und ideelle Dimension<br />

berichtet und gewacht werden. Eine nachhaltige Anlageberatung ist immer auch ein<br />

beratungsethischer Dialog zwischen dem Berater und dem Anleger, wobei es darum<br />

geht, dass der Investor befähigt werden soll, ethisch aufgeklärt nachhaltig investieren<br />

zu können.<br />

6.4 Nachhaltige Anlageberatung in der Commerzbank AG<br />

6.4.1 Untersuchung der Umsetzung der nachhaltigen Anlageberatung in<br />

der Commerzbank AG<br />

Im Jahr 2012 wurde flächendeckend in allen Commerzbank-Filialen ein neues<br />

Vertriebsmanagement eingeführt mit dem übergeordneten Ziel, sich noch stärker an<br />

den Kundenbedürfnissen auszurichten. Dazu wurde ein Beratungstool, der<br />

sogenannte „Kundenkompass“ eingeführt, der zu Beginn jedes Neu- und<br />

Bestandskundengesprächs zum Einsatz kommen sollte. Innerhalb von 15 Minuten<br />

soll durch detaillierte Fragen der Lebens- und Vermögenssituation des Kunden eine<br />

Grundlage geschaffen werden, um die darauf folgende Beratung an den<br />

Bedürfnissen des Kunden auszurichten. Der Kundenkompass stellt also ein<br />

56


Hilfsmittel für den Beginn eines zielgerichteten Kundengesprächs unter der Devise<br />

„Erstklassig Beraten“ dar. 171<br />

Nach der Kontaktaufnahme zwischen dem Berater und dem Kunden wird das<br />

konkrete Ziel geprüft, ob eine Beratung stattfinden kann und welche Beratungsinhalte<br />

sich der Kunde und der Berater vorstellen. Danach erfolgt die Datenerfassung. Hier<br />

muss der Kunde alle relevanten Daten zur Verfügung stellen, die für eine<br />

Anlageberatung wichtig sind, das heißt, er muss seinen Berater wissen lassen, wie<br />

lange er das Geld anlegen möchte, welches Risiko er eingehen will und welche<br />

Rendite er anstrebt. Der Kundenberater nimmt die Daten auf und erhebt aus dritten<br />

Quellen weitere Daten wie die Wertentwicklung von Fonds. Sind diese Daten<br />

erhoben, beginnt die Beratungsphase. Der Kundenberater analysiert und bewertet<br />

die erfassten Daten und entwickelt Lösungsvorschläge und unterbreitet sie dem<br />

Kunden. Die Anlagemöglichkeiten sind meist begrenzt und die zu verkaufenden<br />

Fonds von der Bank vorgegeben, so dass der Kundenberater nur diese<br />

Anlageprodukte dem Kunden vorstellen wird. Hat der Kunde sich entschieden, wird<br />

der Berater die Entscheidung umsetzen und das Kapital im jeweiligen Anlageprodukt<br />

anlegen.<br />

Wie in Anlage 1 nachzuvollziehen, werden anhand des beispielhaften<br />

Kundenkompasses die Lebenssituation, die berufliche Tätigkeit, Wünsche und Pläne<br />

des Kunden im Gespräch erörtert und dargestellt. Außerdem werden der<br />

Haushaltsfehlbetrag und das Vermögenssaldo ausgerechnet. Die bisher getätigten<br />

Finanzierungen oder Anlagen werden im nächsten Schritt vom Kunden abgefragt<br />

und aufgeführt. Außerdem werden mit dem Kunden die Versorgungs- und<br />

Absicherungsempfehlungen besprochen. Anhand dieser Analyse des Kunden<br />

werden die Einnahmen und Ausgaben und das Vermögen und die Verbindlichkeiten<br />

noch einmal zusammenfassend graphisch dargestellt. Unter dem Punkt<br />

Finanzprodukte werden alle schon genutzten Produkte mit einem Haken versehen,<br />

um so dem Kunden zu zeigen, welche Produkte er noch nicht besitzt und ihm die<br />

Bank bei Bedarf noch anbieten könnte.<br />

Bei den individuellen Anlagegesprächen unterstützt die „EVA-Anlageberatung“ 172 den<br />

Kundenberater bei den individuellen Anlagegesprächen. Am Bildschirm sind die<br />

einzelnen Schritte des wertpapierspezifischen Beratungsprozesses nachvollziehbar,<br />

unter anderem die Kapitalmarktsituation, geeignete Produktlösungen und die Folgen<br />

einer Veränderung des Kundendepots innerhalb der Asset-Klassen. Nachdem eine<br />

Lösung für ein Kundenbedürfnis gefunden wurde, kann über EVA ein<br />

171 vgl. HECKERODT; HEUBERGER; WIESSNER, 2012, S. 13<br />

172 EVA: Elektronische Vertriebsanwendung zur Aufnahme von Kundendaten bis zum Vertragsabschluss<br />

57


Beratungsprotokoll erstellt, die relevanten Produktinformationen automatisch<br />

hinzugefügt und das Protokoll gegebenenfalls versandt werden. 173<br />

6.4.2 Schlussfolgerungen zur Umsetzung der nachhaltigen<br />

Anlageberatung in der Commerzbank AG<br />

Die Einführung des Kundenkompasses zeigt, dass die Bank daran interessiert ist,<br />

ihre Kunden allumfassend zu beraten. Es werden damit verschiedene<br />

Finanzrichtungen beleuchtet, somit auch die Anlageseite.<br />

Wie im Punkt 6.4.1 beleuchtet, werden nach der Kontaktaufnahme zwischen Berater<br />

und Kunde die relevanten Daten erfasst und vom Berater analysiert und bewertet.<br />

Bei der Erfassung der Wünsche des Kunden sind zumeist nur die finanziellen<br />

Kriterien und die Renditewünsche, der Zeithorizont und die Einstellung zum Risiko<br />

von Bedeutung. Da von der Bank die zu verkaufenden Fonds vorgegeben sind und<br />

auch die Produkte der Kooperationspartner mit präsentiert werden müssen, werden<br />

die Berater nicht selbstständig auf das Thema der nachhaltigen Anlageprodukte<br />

eingehen. Es ist für den Kundenberater nicht moralisch verpflichtend, den Kunden zu<br />

nachhaltigem Investieren zu befähigen, aber es ist moralisch gut und<br />

wünschenswert, da sich dieses Handeln an einem moralischen Ideal orientiert. Doch<br />

dieses Handeln lässt sich nicht erzwingen, zumal der Kundenberater Anlageprodukte<br />

von der Bank vorgegeben bekommt und außerdem versuchen wird, Produkte mit den<br />

höchsten Provisionssätzen zu verkaufen. Damit ist der Kundenberater mit sich selbst<br />

im Widerspruch und es hängt nun vom Selbstverständnis des Beraters ab, ob er<br />

seinem moralischen Ideal folgt und dem Kunden trotzdem nachhaltige Investments<br />

anbietet.<br />

Wird der Kunde also nicht selbstständig das Thema des nachhaltigen Investierens<br />

anbringen, wird der konventionelle Berater, wenn er selbst von der Nachhaltigkeit<br />

von Anlageprodukten nicht überzeugt ist, dem Kunden auch keine nachhaltigen<br />

Anlageprodukte anbieten. Die Commerzbank AG selbst bietet keine nachhaltigen<br />

Anlageprodukte an. Doch, wie es in den vorangegangenen Punkten herausgearbeitet<br />

wurde, sind manche Kooperationspartner aktuell mit der Entwicklung weiterer<br />

nachhaltiger Anlageprodukte beschäftigt. Die Weiterentwicklung und Neuauflagen<br />

nachhaltiger Anlageprodukte der Kooperationspartner kann dazu führen, dass in den<br />

kommenden Zeiten auch den Kunden der Commerzbank AG ein breiteres Spektrum<br />

nachhaltiger Anlageprodukte angeboten wird. Doch, auch wenn mehr nachhaltige<br />

Anlageprodukte vorliegen, müssen die Kundenberater bereit sein, diese Produkte<br />

173 vgl. online: Produktverantwortung, 2013 (08.08.2013)<br />

58


anzubieten, auch wenn die Marge eventuell unter der von konventionellen Produkten<br />

liegt.<br />

59


7 Zusammenfassung<br />

Das Ziel dieser Arbeit war die Beurteilung der Nachhaltigkeit von Anlageprodukten<br />

und deren Beratung in der Commerzbank AG. In diesem Rahmen wurden erst<br />

einmal allgemeine ethische Grundlagen des moralischen Handelns der Individuen<br />

und der Wirtschaft vorgestellt und im späteren Verlauf erläutert, in wie fern das<br />

moralische Handeln die Investoren und Anlageberater initiiert so zu handeln, wie sie<br />

es für gut halten. Im weiteren Verlauf erfolgten Erklärungen allgemeiner Grundlagen<br />

zum Anlagegeschäft der Privat- und Geschäftskunden, die zur Heranführung an das<br />

Thema notwendig waren.<br />

Im Hinblick auf die Geschichte und die aktuelle Marktentwicklung nachhaltiger<br />

Anlageprodukte, konnte festgestellt werden, dass die Nachhaltigkeit von<br />

Geldanlagen schon seit 1760 ein wichtiges Thema war und seit dieser Zeit, auch<br />

während der Finanzkrise 2008, immer ein relevantes Thema geblieben ist. Umso<br />

überraschender war die Tatsache, festzustellen, dass nachhaltige Anlageprodukte<br />

trotz allem noch Nischenprodukte sind, an deren Entwicklung große Teams von<br />

Investmentunternehmen aktuell noch arbeiten bzw. noch gar keine nachhaltigen<br />

Anlageprodukte selbst anbieten können.<br />

Im letzten Teil der Arbeit wurden verschiedene Anlagestrategien expliziert, die eine<br />

nachhaltige Anlageberatung ausmachen und die dann dazu verwendet wurden, den<br />

Prozess einer nachhaltigen Anlageberatung darzustellen.<br />

Mit der vorangegangen theoretischen Darstellung des Ablaufs einer nachhaltigen<br />

Anlageberatung wurde die Anlageberatung in der Commerzbank AG untersucht,<br />

wobei festgestellt werden musste, dass die Anlageberater nicht selbstständig die<br />

Kunden über nachhaltige Anlageprodukte beraten, sondern dass der Kunde selbst in<br />

Aktion treten und seine Wünsche in dieser Richtung äußern muss. Auch mit Hilfe des<br />

neu eingeführten Kundenkompasses wird der Kunde nicht zu seiner Einstellung zu<br />

Nachhaltigkeit oder nachhaltigen Produkten befragt.<br />

Man kann nur wünschen, dass das Thema der nachhaltigen Anlageprodukte in naher<br />

Zukunft kein Nischenprodukt mehr bleibt und die Anlageberater den Kunden nicht<br />

nur auf dessen Wunsch nachhaltige Anlageprodukte anbieten, sondern selbst<br />

Initiative ergreifen und ihren Kunden zu zeigen versuchen, wie die Förderung einer<br />

nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise aussieht. Wird der Kunde diesem<br />

Sachverständnis gemäß handeln und exemplarisch um zukünftiger Generationen<br />

willen nachhaltig investieren, dann hat dieser wie FORD erkannt: „Das höchste Ziel<br />

60


des Kapitals ist nicht, Geld zu verdienen, sondern der Einsatz von Geld zur<br />

Verbesserung des Lebens. 174 “<br />

174 FORD, 1863-1947 (08.08.2013)<br />

61


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68


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Bischofskonferenz: Mit Geldanlagen die Welt verändern? Eine Orientierungshilfe<br />

zum ethikbezogenen Investment, Bonn, 2010<br />

69


Anhangverzeichnis und Anhang<br />

Anhang 1<br />

Kundenkompass<br />

70


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

"Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich",<br />

1. dass ich meine Bachelorarbeit mit dem Thema<br />

„Eine Untersuchung zur Nachhaltigkeit von Anlageprodukten und deren<br />

Beratung in der Commerzbank AG“<br />

ohne fremde Hilfe angefertigt habe,<br />

2. dass ich die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die Verwendung<br />

der Gedanken anderer Autoren an den entsprechenden Stellen innerhalb der Arbeit<br />

gekennzeichnet habe und<br />

3. dass ich meine Bachelorarbeit bei keiner anderen Prüfung vorgelegt habe.<br />

Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.<br />

______________________________<br />

Ort, Datum<br />

_____________________<br />

Unterschrift<br />

71


Thesen<br />

• Eine Investition in nachhaltige Geldanlagen ist moralisch nicht gefordert.<br />

Wenn aber investiert wird, besteht die Möglichkeit, gegen moralische<br />

Ansprüche zu verstoßen.<br />

• Die finanzielle Dimension misst den wirtschaftlichen Erfolg von Investments.<br />

Die ethische Dimension ist durch eine verpflichtende moralische Norm zu<br />

definieren. Konventionelle wie nachhaltige Investments sollen moralkonform<br />

sein, müssen aber nicht moralischen Idealen entsprechen.<br />

• Die Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und Soziales, dürfen nicht<br />

voneinander getrennt werden. Dauerhafte wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Fortschritte benötigen eine intakte Umwelt, sowie eine intakte Umwelt nur<br />

durch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung möglich ist.<br />

• Die Entwicklung von nachhaltigen Anlageprodukten ist in der Zeit von<br />

schwächer werdenden Kundenbindungen, rückläufigen Ertragspotenzialen<br />

und dem anhaltenden Misstrauen gegenüber der Bankenbranche von hoher<br />

Bedeutung. Sozial-ökonomisches Handeln, Glaubwürdigkeit und Transparenz<br />

müssen als Dimension in das Wettbewerbsgeschehen mit einfließen.<br />

• Durch eine anlegergerechte und objektgerechte Beratung durch den<br />

Anlageberater trägt der Investor eine einstellungsbasierte Verantwortung für<br />

Investitionen in moralwidrige oder moralkonforme Investmentobjekte.<br />

• Durch Engagements von Investoren kann Unternehmen mit bedenklichen<br />

Geschäftsaktivitäten eine bessere Unternehmensführung, wirtschaftlicheres<br />

Arbeiten und ein risikobewussteres und verantwortlicheres<br />

Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit dem Kapital der Aktionäre<br />

aufgezeigt werden. Werden die Anteile nur verkauft, werden die Unternehmen<br />

weiter so wirtschaften wie bisher.<br />

72


Anlage 1


Anlage 1


Anlage 1


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

"Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich",<br />

1. dass ich meine Bachelorarbeit mit dem Thema<br />

„Eine Untersuchung zur Nachhaltigkeit von Anlageprodukten und deren<br />

Beratung in der Commerzbank AG“<br />

ohne fremde Hilfe angefertigt habe,<br />

2. dass ich die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die Verwendung<br />

der Gedanken anderer Autoren an den entsprechenden Stellen innerhalb der Arbeit<br />

gekennzeichnet habe und<br />

3. dass ich meine Bachelorarbeit bei keiner anderen Prüfung vorgelegt habe.<br />

Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.<br />

______________________________<br />

Ort, Datum<br />

_____________________<br />

Unterschrift<br />

71


Thesen<br />

• Eine Investition in nachhaltige Geldanlagen ist moralisch nicht gefordert.<br />

Wenn aber investiert wird, besteht die Möglichkeit, gegen moralische<br />

Ansprüche zu verstoßen.<br />

• Die finanzielle Dimension misst den wirtschaftlichen Erfolg von Investments.<br />

Die ethische Dimension ist durch eine verpflichtende moralische Norm zu<br />

definieren. Konventionelle wie nachhaltige Investments sollen moralkonform<br />

sein, müssen aber nicht moralischen Idealen entsprechen.<br />

• Die Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und Soziales, dürfen nicht<br />

voneinander getrennt werden. Dauerhafte wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Fortschritte benötigen eine intakte Umwelt, sowie eine intakte Umwelt nur<br />

durch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung möglich ist.<br />

• Die Entwicklung von nachhaltigen Anlageprodukten ist in der Zeit von<br />

schwächer werdenden Kundenbindungen, rückläufigen Ertragspotenzialen<br />

und dem anhaltenden Misstrauen gegenüber der Bankenbranche von hoher<br />

Bedeutung. Sozial-ökonomisches Handeln, Glaubwürdigkeit und Transparenz<br />

müssen als Dimension in das Wettbewerbsgeschehen mit einfließen.<br />

• Durch eine anlegergerechte und objektgerechte Beratung durch den<br />

Anlageberater trägt der Investor eine einstellungsbasierte Verantwortung für<br />

Investitionen in moralwidrige oder moralkonforme Investmentobjekte.<br />

• Durch Engagements von Investoren kann Unternehmen mit bedenklichen<br />

Geschäftsaktivitäten eine bessere Unternehmensführung, wirtschaftlicheres<br />

Arbeiten und ein risikobewussteres und verantwortlicheres<br />

Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit dem Kapital der Aktionäre<br />

aufgezeigt werden. Werden die Anteile nur verkauft, werden die Unternehmen<br />

weiter so wirtschaften wie bisher.<br />

72

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